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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Dez 7 2017
10:40

Forscher der Goethe-Uni verantwortlich für jüngste Ausgabe der Online-Zeitschrift über Kafka und anderes

Thewis: Theaterwissenschaftliche News im Netz

FRANKFURT. „Kafka und Theater“ ist das Schwerpunktthema der neuen Ausgabe von Thewis, der Online-Zeitschrift der Gesellschaft für Theaterwissenschaft, die ab sofort im Netz abrufbar ist.

Die Zeitschrift versammelt Originalbeiträge jüngerer Forscherinnen und Forscher mit solchen erfahrener Theaterwissenschaftler aus Deutschland und Israel. Sie dokumentiert dabei Ergebnisse einer Masterclass an der Goethe-Universität Frankfurt am Main mit dem Titel „Kafka and Theatre“. Die Masterclass fand im Rahmen der Gastprofessur des ersten Friedrich Hölderlin-Professors für Allgemeine und Vergleichende Dramaturgie, Freddie Rokem von der Universität Tel Aviv, statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland und Israel diskutierten über das Theater der Buchstaben, Worte, Gesten und Szenen in Kafkas Texten.

Über das Schwerpunktthema hinaus umfasst die Online-Zeitschrift in einem zweiten Teil vier Miszellen, kürzere studentische Beiträge zu einem Symposium, das von der Theaterwissenschaft der Goethe-Universität in Zusammenarbeit mit dem finnischen Theaterwissenschaftler Esa Kirkkopelto in Frankfurt veranstaltet wurde und unter dem Thema „Theater des A-Humanen“ stand. Zudem gibt es auch wieder eine Sektion mit Rezensionen.

Thewis erscheint seit dem Jahr 2004 etwa alle zwei Jahre als einziges Online-Journal der Gesellschaft für Theaterwissenschaft, einer Fachgesellschaft, die seit 1990 alle zwei Jahre einen Kongress veranstaltet, dessen Ergebnisse in umfangreichen Fachpublikationen dokumentiert werden. Die Herausgeberschaft wechselt von Ausgabe zu Ausgabe. Für die vorliegende sechste Ausgabe zeichnet die Frankfurter Theaterwissenschaft verantwortlich. Gemeinsame Herausgeber sind Dr. Matthias Dreyer,  Prof. Nikolaus Müller-Schöll,  Julia Schade und Marten Weise vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität.

Link zur Online-Zeitschrift: http://www.theater-wissenschaft.de/category/thewis

Information: Prof. Dr. Nikolaus Müller-Schöll, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Fachbereich 10, Karl Wollheim Platz 1, 60322 Frankfurt am Main

 

Dez 7 2017
10:39

Cornelia Goethe Centrum der Goethe-Universität feiert Jubiläum

20 Jahre interdisziplinäre Geschlechterforschung

FRANKFURT. Das Cornelia Goethe Centrum (CGC) feiert in diesen Tagen sein 20-jähriges Bestehen. Es wurde als „Zentrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse“ 1997 gegründet und bündelt Forschung und Lehre aus unterschiedlichen Disziplinen. Im Jahr 2000 wurde es namentlich der Schwester Johann Wolfgang Goethes gewidmet.

Gegründet wurde das Cornelia Goethe Centrum 1997 – in einer Zeit, als die Institutionalisierung von Frauen- und Geschlechterforschung ihren Anfang nahm. Die DFG hatte in einem Bericht 1994 dazu aufgerufen, Zentren zu gründen, um diese Thematik voranzutreiben. Seit 1995 schon gab es in Hessen einen entsprechenden Forschungsschwerpunkt, der heute den Titel trägt „Dimensionen der Kategorie Geschlecht“.

An der Goethe-Universität machte die Soziologin Prof. Ute Gerhard die Gründung eines interdisziplinären Zentrums für Frauenstudien und Geschlechterforschung zum Gegenstand von Bleibeverhandlungen. Gemeinsam mit der Erziehungswissenschaftlerin Prof. Brita Rang, der Filmwissenschaftlerin Prof. Heide Schlüpmann und der Amerikanistin Susanne Opfermann setzte sie den Gründungsplan in die Tat um. Bald schlossen sich andere an, etwa die Juristin Prof. Ute Sacksofsky oder die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Barbara Friebertshäuser.

Hier einige Meilensteine der 20-jährigen Geschichte des Zentrums, dem immer noch vor allem sozial- und geisteswissenschaftliche Fachbereiche angehören: Im Jahr 1998 wurde der CGC Förderkreis gegründet, der die Arbeit des CGC materiell unterstützt. 1999 bis 2008 bestand das von der DFG geförderte Graduiertenkolleg „Öffentlichkeiten und Geschlechterverhältnisse. Dimensionen von Erfahrung“ in Kooperation mit der Uni Kassel. Seit Oktober 2000 können Studierende das Zertifikatsprogramm „Frauenstudien/Gender Studies“ absolvieren, eine wertvolle Zusatzqualifikation für Bewerbungen auf dem akademischen Arbeitsmarkt in- und außerhalb der Hochschulen. 2002 hat der Förderkreis erstmals den Cornelia Goethe-Preis verliehen, er wird für herausragende Dissertationen und Habilitationen vergeben und ist mit 2000 Euro dotiert.

2013 hat das CGC die Angela Davis Gastprofessur ins Leben gerufen, die in der ersten Auflage von der Namensgeberin selbst übernommen wurde. Seit 2015/16 können B.A.-Studierende im Nebenfach Gender Studies belegen, und in diesem Juni wurde das GRADE Center Gender eröffnet, das der Förderung junger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mit Schwerpunkt Geschlechterforschung dienen soll. Darüber hinaus findet regelmäßig ein Kolloquium statt, das Vertreter verschiedener Disziplinen zusammenbringt, im laufenden Semester z.B. zur Reproduktionsmedizin, und Veranstaltungen in Kooperation z.B. mit dem Haus am Dom, der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung oder dem Gender- und Frauenforschungszentrum der hessischen Hochschulen (gFFZ).

Die Forschungsprojekte, die am CGC laufen, sind in der Regel sowohl an den Fachbereichen als auch im Centrum angesiedelt. „Diese Verankerung im Fachbereich bei gleichzeitiger Zusammenarbeit im Centrum, das ist die Stärke des CGC“, sagt Geschäftsführerin Marianne Schmidbaur: „So entstehen viele innovative Ideen, man inspiriert sich gegenseitig.“

„Der Gründung des CGC lag die Absicht zu Grunde, Lehre und Forschung an der Goethe Uni  im Bereich Frauen- und Geschlechterforschung zu bündeln und in einen interdisziplinären Austausch zu führen. Dieses Projekt hat viele Früchte abgeworfen (neun Fachbereiche sind an den Aktivitäten des CGC momentan beteiligt) und wir streben danach, dass dies in den kommenden Jahrzehnten vertieft und ausgebaut wird“, sagt Prof. Helma Lutz, Soziologin und Geschäftsführende Direktorin am CGC.

Im PEG ist bis 22. Dezember eine Ausstellung über die Geschichte des CGC in acht Tafeln zu sehen.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/69549908

Informationen: Dr. Marianne Schmidbaur, Cornelia Goethe Centrum, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, Telefon +49 (0)69-798-35103, E-Mail schmidbaur@soz.uni-frankfurt.de; Web http://web.uni-frankfurt.de/cgc/

 

Dez 6 2017
12:26

VolkswagenStiftung fördert spannendes Forschungsprojekt eines jungen Mikrobiologen

Evolution der ersten Lebewesen im Labor simulieren

FRANKFURT. Das Leben auf der Erde ist vermutlich an heißen Quellen in den Ozeanen entstanden. Um neue Standort zu besiedeln, mussten sich die an Hitze gewöhnten Mikroorganismen an die kühlere Umgebung anpassen. Wie sie das innerhalb von nur wenigen 100 Generationen gemacht haben könnten, will der Mikrobiologe Dr. Mirko Basen von der Goethe-Universität jetzt durch simulierte Evolution im Labor herausfinden.

Mirko Basens Forschungsprojekt gehört zu den fünf Prozent erfolgreichen, die unter den knapp 600 eingereichten Anträgen im „Experiment!“-Programm der VolkswagenStiftung ausgewählt wurden. Mit diesem Programm fördert die Stiftung ausdrücklich gewagte Forschungsideen, die etabliertes Wissen grundlegend herausfordern und auf unkonventionellen Hypothesen beruhen.

Die ersten Organismen, die vor etwa vier Milliarden Jahren unseren Planeten bevölkerten, waren aller Wahrscheinlichkeit nach Hitze liebende (thermophile) Mikroorganismen, die sich bei 60 oder mehr Grad am wohlsten fühlten. Ihr Stoffwechsel beruhte vermutlich auf der Oxidation von Wasserstoff, verbunden mit der Reduktion von Kohlendioxid, das auf der jungen Erde reichlich vorhanden war.

Von dem letzten gemeinsamen Vorfahren aller irdischen Lebewesen leiten sich zwei Ahnenreihen ab: Die Bakterien und Archaeen. Einige von ihnen mögen es bis heute heiß – etwa die Bewohner der schwarzen Raucher in der Tiefsee. Deren Urahnen könnten Kohlendioxid entweder zu Essigsäure (acetogene Bakterien) oder zu Methan (methanogene Archaeen) verstoffwechselt haben.

„Im Stammbaum der Lebewesen gibt es eine ganze Reihe thermophiler Mikroorganismen. Es ist also anzunehmen, dass die Anpassung an kühlere Temperaturen durch mehrere, voneinander unabhängige Ereignisse stattfand“, erläutert Dr. Mirko Basen von der Abteilung Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik an der Goethe-Universität.

Bisher ist vor allem der umgekehrte Weg, nämlich die Anpassung von Proteinen und Zellen an heiße Lebensräume untersucht worden. Forscher haben Mechanismen vorgeschlagen, mit denen die Hitze empfindlichen Proteine geschützt werden. Sie beziehen sich auf Veränderungen des Stoffwechsels, der Struktur der Zellmembran und der DNA oder RNA. Bei bestimmten Bakterienstämmen ist es auch gelungen, sie durch experimentelle Evolution im Labor sukzessive an höhere Temperaturen anzupassen. Nach einigen hundert Generationen hatte sich ihre „Wohlfühltemperatur” um etwa 10 Grad erhöht.

„Ich schlage nun einen Perspektivwechsel vor, der vollkommen neue Einsichten in die Evolution und die Anpassung an kalte oder heiße Umgebungen bringen könnte. Meine Hypothese ist, dass die Anpassung an niedrigere Temperaturen schnell passiert ist, erzwungen durch eine rasche Veränderung der Umgebung“, so Mirko Basen.

Diese Hypothese wird der junge Mikrobiologe jetzt durch Evolution im Labor testen. Dazu verwendet er einige der vermutlich ältesten Stämme von Bakterien und Archaeen, deren Stoffwechsel auf Kohlendioxid basiert.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/69540015

Information: Dr. Mirko Basen, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Fachbereich 15, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798- 29320, basen@bio.uni-frankfurt.de.

 

Dez 6 2017
12:24

Nächster Termin der „Goethe Lectures Offenbach“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und der Stadt Offenbach am 12. Dezember 2017 im Klingspor Museum

„Hirndoping“ aus Sicht der Sozialforschung

FRANKFURT. Schöner, schlauer und mit Schwung: „Das Besserwerden“ ist in der Gesellschaft der Gegenwart zum Ziel vieler Bereiche des persönlichen Lebens geworden – von Erziehung, Karriere und Beziehungsführung bis zur Funktionsweise des Gehirns, der Gestalt des Körpers und den eigenen Gefühlen. Immer mehr Menschen scheinen zu meinen, nur noch mit Medikamenten Schritt halten zu können. Was das über unser Zusammenleben aussagt und auch für den Umgang mit uns selbst bedeutet, ist das Thema der mittlerweile zehnten „Goethe Lecture Offenbach“. Die Soziologin Greta Wagner spricht über

„Selbstoptimierung – Praxis und Kritik der Einnahme leistungssteigernder Psychopharmaka“ am Dienstag, dem 12. Dezember 2017, um 19.00 Uhr im Klingspor Museum, Herrnstraße 80, 63065 Offenbach am Main. 

In ihrem Vortrag zeichnet Greta Wagner die gesellschaftlichen Entwicklungen nach, durch die die Bedeutung von Selbstoptimierung gestiegen ist. Darauf aufbauend behandelt sie einen besonderen Fall der Selbstoptimierung, das so genannte Neuro-Enhancement, verstanden als der Versuch, kognitive Leistungen durch die Einnahme von Psychopharmaka zu optimieren, die zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizitsyndromen zugelassen sind. Diese Praxis wirft nicht nur gerechtigkeitsbezogene Fragen danach auf, ob der Konsum leistungssteigernder Medikamente die Fairness einer Gesellschaft gefährdet, sondern auch die individualethische Frage danach, ob wir uns selbst manipulieren und Schaden zufügen, wenn wir auf invasive Weise Selbstoptimierung betreiben.

Dr. Greta Wagner ist Postdoktorandin des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, wo sie ein Projekt mit dem Titel „Helfen in der Krise. Zur Normativität von Solidarität und Wohltätigkeit“ durchführt. Zu ihren Publikationen mit Bezug zum Vortragsthema gehören drei Bücher: die Monographie „Selbstoptimierung. Praxis und Kritik von Neuroenhancement“, „Leistung und Erschöpfung. Burnout in der Wettbewerbsgesellschaft“ (herausgegeben mit Sighard Neckel) und zuletzt „Burnout, Fatigue, Exhaustion. An Interdisciplinary Perspective on a Modern Affliction“ (als Co-Herausgeberin).

Veranstalter des Vortragsabends im Klingspor Museum und auch der Gesamtreihe „Goethe Lectures Offenbach“ sind neben dem Exzellenzcluster die Wirtschaftsförderung der Stadt Offenbach, die einen deutlichen Fokus auf die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft legt, und das Klingspor Museum Offenbach, das sich mit seinen Schwerpunkten Schriftkunst und Typografie auch überregional einen Namen gemacht hat. Ziel der Partnerschaft der Institutionen, der bereits mehrere erfolgreiche Kooperationsprojekte in Offenbach vorausgegangen sind, ist der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Stadtgesellschaft. Im Anschluss an den Vortrag besteht auch dieses Mal die Möglichkeit zur Diskussion. Der Eintritt ist frei.

Informationen: Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de | Ria Baumann, Wirtschaftsförderung Stadt Offenbach, Tel.: 069 80652392, kreativwirtschaft@offenbach.de, www.offenbach.de/wirtschaft

 

Dez 6 2017
10:41

22 Millionen Euro für Fraunhofer-Forschungsgebäude

Loewe fördert Neubau auf dem Campus Niederrad

FRANKFURT/WIESBADEN. Wissenschaftsminister Boris Rhein hat heute bekanntgegeben, dass das Land Hessen 22 Millionen Euro zur Errichtung eines neuen Fraunhofer-Forschungsgebäudes auf dem Campus Niederrad bereitgestellt. Der Neubau soll zusammen mit der Fraunhofer-Gesellschaft in den Jahren 2018 bis 2023 realisiert werden und künftig das LOEWE-Zentrum „TMP – Translationale Medizin und Pharmakologie“ beherbergen.

„Der geplante Neubau ist ein wichtiger Schritt für den Ausbau des Loewe-Zentrums TMP zu einem eigenständigen Fraunhofer-Institut in Frankfurt. Das ist ein schöner Erfolg der bisherigen Kooperation zwischen der Goethe-Universität, dem Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME in Aachen und dem Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim“, so Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz. 

Für die zweite Förderperiode des Loewe-Zentrums TMP stellt die Landesregierung rund 19,4 Millionen Euro für den Zeitraum von 2018 bis 2020 bereit. In dem Zentrum arbeiten Wissenschaftler mit der Industrie zusammen, um präklinische und klinische Modelle zu entwickeln und möglichst früh Aussagen über die Wirksamkeit und Sicherheit von Arzneistoffen treffen zu können. So sollen die Erfolgsraten der klinischen Entwicklung drastisch gesteigert werden.

Eine Förderzusage für 2018 erhielt außerdem der Loewe Forschungsverbund „Medical RNomics – RNA-regulierte Netzwerke bei humanen Erkrankungen“ unter Federführung der Universität Gießen, an dem die Goethe-Universität ebenfalls als Partner beteiligt ist – zusammen mit der Universität Marburg und dem Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim. In diesem Projekt geht es um die Anwendung regulatorischer Ribonukleinsäuren zur Behandlung von insbesondere Tumor-, Infektions- und Herz-Kreislauferkrankungen.

Information: Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität, Tel.: (069) 798-29339; Schubert-Zsilavecz@pharmchem.uni-frankfurt.de.

 

Dez 6 2017
10:38

Am 11. Dezember diskutiert die Bürger-Uni die Folgen von Fake-News für politische und gesellschaftliche Diskurse

Auf der Suche nach der Wahrheit

FRANKFURT. Fake-News, postfaktisch und Lügenpresse – alle drei Begriffe so relevant für den deutschen Sprachgebrauch, dass sie jüngst in den neuen Duden aufgenommen wurden. Dies verdeutlicht, wie sehr das Thema Falschmeldungen in den vergangenen Monaten in den Fokus der politischen und gesellschaftlichen Öffentlichkeit gerückt ist. Die absichtliche manipulative Verbreitung von Fake News kann ganze Diskurse beeinflussen. Wahrheiten gehen dabei zwischen alternativen und realen Fakten verloren. Immer mehr Expertengruppen entstehen, um Nachrichten zu verifizieren. Was ist Lüge? Was ist Wahrheit? Wie werden Lügengeschichten konstruiert? Was sollen sie bewirken und wie lassen sie sich überprüfen?

Diese und weitere Fragen stehen am 11. Dezember 2017 um 19.30 Uhr in der Zentralbibliothek der Stadtbücherei, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt,

im Mittelpunkt bei der „Suche nach der Wahrheit“. Folgende Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis diskutieren auf dem Podium: Prof. Marcus Willaschek, Philosoph der Goethe-Universität, Prof. Vinzenz Hediger, Filmwissenschaftler der Goethe-Universität, Anna-Maria-Wagner, Referentin für Digitale Kommunikation beim Deutschen Journalistenverband, Andreas Platthaus, stellv. Feuilleton-Chef, Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die Moderation übernimmt Pitt von Bebenburg von der Frankfurter Rundschau, die Medienpartner der Bürger-Uni-Reihe „Informiert oder manipuliert? Medien und öffentliche Meinung im Wandel“ ist. An insgesamt drei Terminen geht die Reihe der Bedeutung des Journalismus in Zeiten von Falschmeldungen, ihrer Entstehung und deren Folgen für gesellschaftliche und politische Diskurse sowie gängigen Techniken und Praktiken der Manipulation auf den Grund.

Weitere Termine und Themen im Überblick:

15. Januar 2018
„Soziale“ oder „asoziale“ Medien? Technologien der Wahrnehmungsüberwältigung
Podium: Dr. Thorsten Thiel (Politologe, Goethe-Uni), Julia Krüger (Autorin, netzpolitik.org), Karolin Schwarz (Autorin und Gründerin von hoaxmap.org)
Moderation: Hanning Voigts (Frankfurter Rundschau)

Beginn jeweils um 19.30 Uhr, Eintritt frei. Alle Veranstaltungen finden im Foyer der Zentralbibliothek der Stadtbücherei (Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main) statt.

Die Frankfurter Bürger-Universität ist ein Veranstaltungsformat, in dem Bürgerinnen und Bürger im Sommersemester „deutschen Biografien“ begegnen können und das im Wintersemester wechselnde Themen mit städtischem, gesellschaftsrelevantem Bezug aufgreift. Oft verlässt die Goethe-Uni mit ihren Hauptreihen den Campus und zieht an wechselnde Orte in der Stadt, um dort mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Die Bürger-Universität wird jedes Semester von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm begleitet. Dieses beinhaltet neben der eigens konzipierten Vortragsreihe eine vielfältige Auswahl an öffentlichen Veranstaltungen der Goethe-Universität, ihrer Fachbereiche, (An)-Institute und Initiativen. Das Programmheft mit über 100 Veranstaltungen steht unter www.buerger.uni-frankfurt.de zur Verfügung.

Besuchen Sie auch unseren Online-Veranstaltungskalender unter: www.uni-frankfurt.de/kalender

 

Dez 5 2017
14:58

Die produktive Spannung von Visualität und Narrativität im Comic.

Wenn Bilder erzählen

FRANKFURT. Bilder sollten sich auf die Nachahmung von „Körpern“, Literatur hingegen auf die von Handlung konzentrieren, lautete das Diktum des Dichters und Aufklärers Gotthold Ephraim Lessing. Auch wenn dieser starre Gegensatz von Bildender Kunst und Literatur heute wohl kaum noch von jemandem vertreten werden dürfte, stand und steht immer auch die Frage im Raum, welchen Platz der Comic im Spektrum der Künste einzunehmen hat. Werden Comics wie Filme „geschaut“ oder eher „gelesen“?

Dr. Bernd Dolle-Weinkauff, Comic-Experte und Kustos des Instituts für Jugendbuchforschung an der Goethe-Universität, erläutert im Gespräch mit „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität, die besondere Hybridität dieses Genres. Als Literaturwissenschaftler beschäftigt sich Dolle-Weinkauff grundsätzlich mit dem Text, der beim Comic gerade aus der Kombination von Schrift und Bild bestehe. Bilder, so Dolle-Weinkauff, sorgten zwar für Suggestivität und Attraktivität des nicht nur bei jungen Leserinnen und Lesern beliebten Genres, aber Schrift habe eine „direktive“ Funktion, vereindeutige das Dargestellte, könne aber wie im Falle von anspruchsvollen Graphic Novels auch die Bedeutung in Frage stellen. Die Sequenzialität, die Abfolge von mehreren aufeinander folgenden und aufeinander bezogenen statischen Einzelbildern, ermögliche ein besonderes Darstellungs- und Ausdruckspotenzial, das selbst die verwandten Zeichentrickfilme nicht erreichten.

Einst wurden Comics noch als „Schundliteratur“ betrachtet; manche Pädagogen wollten gar dieses Genre bekämpfen, um junge Leser davor zu schützen. Dabei richteten sich die ersten Comics, die um 1900 entstanden, an Erwachsene, betont Dolle-Weinkauff. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurden dann zunehmend Kinder und Jugendliche angesprochen. Erst nach und nach wurde die künstlerische Qualität des Comics anerkannt; seine „Doppelcodierung“, das Zusammenspiel aus Unterhaltung und Tiefendimension, sei sein Spezifikum. „Auch der visual bzw. pictorial turn in den Kulturwissenschaften hat mit der gesteigerten Aufmerksamkeit für das Bild dazu geführt, genauer auf den Comic zu schauen“, erklärt Dolle-Weinkauff. Heute werden Comics wissenschaftlich erforscht und auch gesammelt: Die Comic-Sammlung des Instituts für Jugendbuchforschung umfasst mittlerweile über 70.000 Hefte, Bücher und Alben.

Journalisten können die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ kostenlos bestellen bei Helga Ott, Vertrieb, ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Im Internet: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.

Forschung Frankfurt abonnieren: http://tinygu.de/ff-abonnieren

 

Dez 5 2017
11:03

Design und biotechnologische Produktion neuer Peptid-Wirkstoffe

Neue Wirkstoffe aus dem Baukasten

FRANKFURT. Mikroorganismen bauen Naturstoffe oft wie am Fließband zusammen. Dabei spielen bestimmte Enzyme, die nicht-ribosomalen Peptid Synthetasen (NRPS), eine Schlüsselrolle. Biotechnologen der Goethe-Universität ist es jetzt gelungen, diese Enzyme nach eigenen Wünschen zu designen, so dass sie ganz neue Naturstoffe erzeugen können.

Viele wichtige Naturstoffe wie Antibiotika, Immunsuppressiva oder Mittel gegen Krebs stammen aus dem Stoffwechsel von Mikroorganismen. Dabei handelt es sich meistens um kleine Eiweißmoleküle (Peptide), die in der Zelle mit Hilfe der NRPS-Enzyme wie am Fließband in einer modernen Autofabrik entstehen: an jeder Station werden dem Grundgerüst weitere Teile zugefügt, bis am Ende das fertige Auto aus der Fabrik rollt. Im Fall der NRPS findet an jeder Station (genannt Modul) der Einbau und die Prozessierung einer bestimmten Aminosäure statt, so dass am Ende ketten-, ringförmige oder anders modifizierte Peptide entstehen, die auch ungewöhnliche Aminosäuren tragen können.

Obwohl die grundlegenden Prinzipien der NRPS schon lange bekannt sind, war es bisher kaum möglich, diese Enzyme zu modifizieren. In den wenigen Fällen, wo es gelang, einzelne Module auszutauschen, nahm die Produktion des veränderten Naturstoffs deutlich ab. Vollkommen unmöglich schien der Zusammenbau ganz neuer Enzyme, die dementsprechend auch ganz neue Naturstoffe erzeugen können. Dies ist der Arbeitsgruppe von Prof. Helge Bode, Merck Stiftungsprofessur für Molekulare Biotechnologie an der Goethe Universität, nun gelungen.

„Wir nutzen natürliche NRPS-Systeme aus Bakterien im Prinzip nur noch als Bausteine, die wir über von uns identifizierte Schnittstellen neu zusammenfügen“, erläutert Bode den Forschungsansatz. Die Ausbeuten sind dabei vergleichbar mit der natürlichen Produktion dieser Naturstoffe.

Die Methode ist inzwischen so gut ausgearbeitet, dass sie von Anfängern bereits nach kurzer Einarbeitung zur Herstellung neuer Wirkstoffe genutzt werden kann. Allerdings war es bis dahin ein weiter Weg. „Ich hatte Glück, dass mich bei diesem Projekt Mitarbeiter unterstützten, die sich nicht leicht entmutigen ließen, sehr fleißig waren und auch außerhalb etablierter Pfade der Wissenschaft denken konnten“, erklärt Bode. „Die von uns genutzte Schnittstelle zum Zusammenfügen der einzelnen Bausteine liegt so, dass die natürlichen Stationen der Biosynthese nicht mehr eingehalten werden müssen“.

Nun geht es darum, die ersten klinischen Wirkstoffe mit dieser Methode zu modifizieren und biotechnologisch herzustellen. Zudem soll die Methode noch weiter verbessert werden, um auch verwandte Naturstoffklasse modifizieren zu können oder sogar wie in der Natur ganze Bibliotheken von Naturstoffen zu erzeugen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.

Publikation: Kenan A. J. Bozhüyük, Florian Fleischhacker, Annabell Linck, Frank Wesche, Andreas Tietze, Claus-Peter Niesert, Helge B. Bode: De novo design and engineering of non-ribosomal peptide synthetases, Nature Chemistry, https://www.nature.com/nchem/, DOI: 10.1038/nchem.2890

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.muk.uni-frankfurt.de/69511536

Bildtext: Schematische Darstellung des „Baukastensystems“ der NRPS Enzyme zur Produktion neuer Wirkstoffe. Fragmente aus natürlichen Systemen (grün, magenta, blau) werden neu zusammengesetzt (Mitte) und erzeugen dann einen Naturstoff, der in der Natur so bisher nicht gebildet wurde (rechts).

Information: Prof. Dr. Helge B. Bode, Merck Stiftungsprofessur für Molekulare Biotechnologie, Fachbereich 15, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798- 29557, h.bode@bio.uni-frankfurt.de.

 

Dez 4 2017
13:57

Vortrag am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität am 7. Dezember 2017

Julian Nida-Rümelin über Philosophie und Demokratie

FRANKFURT. Kulturpolitiker, politischer Philosoph und öffentlicher Intellektueller: Julian Nida-Rümelin schlägt immer wieder Brücken zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Nun kommt er auf Einladung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität nach Frankfurt und hält einen Vortrag zum Thema

„Eine Philosophie der Demokratie“ am Donnerstag, 7. Dezember 2017, um 18 Uhr c.t. im Gebäude „Normative Ordnungen“ (Raum EG.01) auf dem Frankfurter Campus Westend.

Die philosophischen Grundlagen der Politik – das Nachdenken über Freiheit, Gerechtigkeit, Toleranz und Partizipation – gehören auch zu den zentralen Gegenständen des geistes- und sozialwissenschaftlichen Exzellenzclusters. Julian Nida-Rümelin ist Professor für Philosophie und Politische Theorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Neben der Politischen Philosophie widmet er sich mit weiteren Forschungsschwerpunkten der Rationalitätstheorie und der Ethik.

Nach Professuren in Tübingen und Göttingen lehrt Nida-Rümelin seit 2004 an der LMU München. Für einige Jahre wechselte er aus der Wissenschaft in die Politik, zunächst als Kulturreferent der Landeshauptstadt München, dann als Kultur-Staatsminister im ersten Kabinett Schröder. Mit Jürgen Habermas gehörte Nida-Rümelin vor einigen Jahren zu den Autoren eines programmatischen Essays über die Zukunft der Europapolitik.

Zu den zahlreichen Büchern, die Julian Nida-Rümelin zu den Themen praktische Philosophie und politische Theorie verfasst hat, zählen: „Demokratie und Wahrheit“ (2006), „Politische Philosophie der Gegenwart“ (2009), die Reclam-Trilogie über Rationalität (2001), Freiheit (2005) und Verantwortung (2011), „Optimierungsfalle. Philosophie einer humanen Ökonomie“ (2011) sowie „Humanistische Reflexionen“ (2016). In jüngster Zeit befasst er sich verstärkt mit der Migrations-Debatte („Über Grenzen denken“, 2017) und mit Bildungspolitik („Der Akademisierungswahn – Zur Krise beruflicher und akademischer Bildung“, 2014).

Die Einladung Julian Nida-Rümelins erfolgt auf Initiative von Rainer Forst, Co-Sprecher des Exzellenzclusters und Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität.

Der Eintritt zum Vortrag von Prof. Nida-Rümelin ist frei, eine Anmeldung erforderlich – bitte unter: sekretariat.forst@soz.uni-frankfurt.de

Informationen: Bernd Frye, Pressereferent Exzellenzcluster, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; http://www.normativeorders.net/de

 

Dez 4 2017
11:14

Laura Woltersdorf erhält Auszeichnung für Wasserressourcen-Management in Namibia

Preis für Frankfurter Umweltwissenschaftlerin

FRANKFURT. Der in diesem Jahr erstmals ausgeschriebene Forschungspreis „Transformative Wissenschaft“ geht an Dr. Laura Woltersdorf, Post-Doktorandin am Institut für Physische Geographie der Goethe-Universität. Die Jury prämierte ihre Nachhaltigkeitsbewertung für zwei unterschiedliche Technologien für das Wasserressourcenmanagement in Namibia. Die Umweltwissenschaftlerin nimmt den Preis am 5. Dezember in Berlin entgegen.

Den mit 25.000 Euro dotierten Preis vergeben das Wuppertal Institut und die Zempelin‐Stiftung im Stifterverband für Forschungsarbeiten, die gesellschaftliche Impulse geben und dabei die Zivilgesellschaft in die Forschung einbeziehen. Laura Woltersdorf entwickelte eine Nachhaltigkeitsbewertung im Forschungs- und Entwicklungsprojekt CuveWaters. Damit hat die junge Wissenschaftlerin wesentlich zum Erfolg des BMBF-geförderten und 2015 abgeschlossenen Projektes unter der Leitung des ISOE (Institut für sozial-ökologische Forschung) beigetragen.

Als eine der ersten Absolventinnen des Masterstudiengangs Umweltwissenschaften an der Goethe-Universität erhielt Laura Woltersdorf in den Schwerpunktfächern Soziale Ökologie, Hydrologie und Umweltanalytik eine interdisziplinäre Ausbildung. „Dabei habe ich gelernt,  Probleme aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und gesellschaftliche Probleme mit wissenschaftlichen Fragestellungen zu verbinden“, sagt die Preisträgerin.

Ihre konzeptionelle Arbeit war grundlegend für die Bewertung eines nachhaltigen Wasserressourcenmanagements im Norden Namibias. Dort sind natürliche Wasserquellen seit jeher knapp, und mit fortschreitendem Klimawandel erhöht sich der Druck noch. Um die  Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen zu sichern und die sanitäre Versorgung vor Ort zu verbessern, untersuchte Woltersdorf verschiedene technologisch mögliche Varianten – die Wiederverwendung von geklärtem Abwasser und die Nutzung von Regenwasser – auf ihre Nachhaltigkeit hin. In ihr Bewertungskonzept flossen ökologische Aspekte ebenso ein wie Fragen der Armutsbekämpfung.

Zum integrativen Ansatz von Laura Woltersdorf gehört es, naturwissenschaftliche- und sozialwissenschaftliche Ergebnisse zu integrieren. Insbesondere, um herauszufinden, welche technologischen Optionen  unter den gegebenen klimatischen und institutionellen Bedingungen ökologisch, ökonomisch und sozial am wirksamsten sind. Die Jury lobte CuveWaters als beispielhaft für den Entwurf, die Umsetzung und die Verstetigung eines transdisziplinären Forschungsprojektes in der Entwicklungsarbeit.

Laura Woltersdorf war von 2011 bis 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am ISOE. Seit Ende 2015 forscht sie in der Arbeitsgruppe Hydrologie des Instituts für Physische Geographie an der Goethe-Universität. Ihr Arbeitsgebiet sind Methoden der transdisziplinären Forschung, insbesondere die Verbindung von natur- und sozialwissenschaftlichem Wissen sowie Praxiswissen. Sie wird das Preisgeld für die Weiterentwicklung ihrer integrativen Methoden einsetzen. Darüber hinaus möchte sie ihre Ergebnisse der internationalen Forschungscommunity näher bringen und ihr Netzwerk entsprechend erweitern.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/69494638

Foto: ISOE

Information: Dr. Laura Woltersdorf, Institut für Physische Geographie, Fachbereich 11, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-40220, L.Woltersdorf@em.uni-frankfurt.de.

 

Dez 4 2017
11:12

Prof. Johannes Naumann: Digitale Texte erfordern andere Lesekompetenz als gedruckte Texte – Kein direkter Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von Computern

Lesen im digitalen Medium geht anders

FRANKFURT. Im Frühjahr 2018 steht mit der nächsten PISA-Erhebung zum dritten Mal ein umfassender Test der Lesekompetenz fünfzehnjähriger Schülerinnen und Schüler weltweit an. Prof. Johannes Naumann von der Goethe-Universität und PD Christine Sälzer (Technische Universität München) weisen im Vorfeld erstmals nach, dass sich die Fähigkeiten deutscher Schülerinnen und Schüler beim Lesen digitaler Texte nicht mit ihren Fähigkeiten beim Lesen gedruckter Texte decken.

Naumann und Sälzer haben den computerbasierten Teil in der PISA-Studie 2012 ausgewertet, als das Lesen digitaler Texte erstmals in Deutschland getestet wurde. Das Ergebnis erscheint im Dezember-Heft der „Zeitschrift für Erziehungswissenschaft“: Danach erfordert das Lesen digitaler Texte zum Teil andere Kompetenzen als das Lesen gedruckter Texte. Dabei handelt es sich in beiden Fällen um „Lesekompetenz“, aber die beiden Formen sind nicht deckungsgleich. Vielmehr stellt das Lesen digitaler Texte eine weitere, im gedruckten Format nicht erfasste Dimension der Lesekompetenz dar: Digitale Texte erfordern häufig in besonderem Maße und in einer für das digitale Medium spezifischen Form die selbstgesteuerte Auswahl und Bewertung von Textinformationen. Diese spezifischen Anforderungen meistern Schülerinnen und Schüler in Deutschland deutlich weniger gut als das Lesen „traditioneller“ gedruckter Texte. Wie beim Lesen gedruckter Texte besitzen Mädchen gegenüber Jungen auch beim Lesen digitaler Texte einen ausgeprägten Vorsprung.

Dabei hängt die Häufigkeit des Umgangs mit Computern und anderen digitalen Medien keineswegs stark damit zusammen, wie gut Jugendliche digitale Texte lesen und verstehen können. Dies war durchaus vermutet worden. Diese Vermutung hat sich jedoch nicht bestätigt: Die Verfügbarkeit digitaler Geräte und deren Gebrauch ist weniger relevant als erwartet; sie hängt sogar negativ mit der Lesekompetenz zusammen. Stattdessen zeigte sich, dass für eine gute digitale Lesekompetenz die Einstellungen der Schülerinnen und Schüler gegenüber Informations- und Kommunikationstechnologien besonders wichtig sind: Je mehr sich die Jugendlichen hier zutrauen, desto besser können sie digitale Texte lesen und verstehen.

Publikation: Naumann, J. & Sälzer, C. (2017). Digital reading proficiency in German 15-year olds: Evidence from PISA 2012. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 20(4), 585-603. doi: 10.1007/s11618-017-0758-y

Informationen: Prof. Dr. Johannes Naumann, Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft, Fachbereich 04 Erziehungswissenschaften, Campus Bockenheim (Juridicum), 069 798 23001, j.naumann@em.uni-frankfurt.de, www.fb04.uni-frankfurt.de/eduquant

 

Dez 4 2017
10:48

Tag der Rechtspolitik 2017 widmet sich in diesem Jahr der Fortpflanzungsmedizin

Väter, Mütter, Kind – Reproduktionsmedizin und Recht

FRANKFURT. Künstliche Befruchtung, Samenspende, Leihmutterschaft oder „Social Freezing“ – die Reproduktionsmedizin eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, den Kinderwunsch zu verwirklichen. Für unser Rechtssystem wirft das aber eine Vielzahl von Fragen auf. Um sie geht es beim diesjährigen „Tag der Rechtspolitik“ an der Goethe-Universität.

Mehr als fünf Millionen Kinder wurden bis 2015 weltweit mit Hilfe der Reproduktionsmedizin geboren. Was für viele Menschen eine neue Hoffnung ist, nicht kinderlos bleiben zu müssen, stellt für das Rechtssystem eine große Herausforderung dar. Viele bestehende Regelungen sind für die neuen Familienkonstellationen nicht mehr passend. Zudem müssen die Grenzen für den Einsatz von reproduktionsmedizinischen Techniken ausgelotet werden. Sollte die bisher eher restriktive Haltung des deutschen Rechts zur Reproduktionsmedizin verändert werden?

Der diesjährige Tag der Rechtspolitik wird sich unter dem Titel „Väter, Mütter, Kind – Reproduktionsmedizin und Recht“

am Donnerstag, 7. Dezember, 10 bis 14:30 Uhr im Hörsaal I, Hörsaalgebäude (Campus Westend)

diesen Fragen widmen.

Prof. Ute Sacksofsky, Verfassungsrechtlerin an der Goethe-Universität, wird erörtern, ob es ein Grundrecht darauf gibt, dass Kinderwünsche durch die Reproduktionsmedizin erfüllt werden. Familienrechtlerin Prof. Marina Wellenhofer, ebenfalls Goethe-Universität, nimmt den Aspekt „Reproduktionsmedizin und rechtliche Elternschaft" in den Blick. Und Dr. Renata von Pückler, Richterin am Oberlandesgericht in Frankfurt und derzeit beim Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz in Berlin, wird aus der familiengerichtlichen Praxis berichten. Auf dem Podium bringt Anne Meier Credner, Verein Spenderkinder, die Sicht der betroffenen Kinder in die Diskussion mit den Vortragenden ein, Lukas Ohly, außerplanmäßiger Professor am Fachbereich 06 die Sicht der evangelischen Kirche.

Der Frankfurter Tag der Rechtspolitik wird seit 1992 jährlich vom Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Ministerium der Justiz veranstaltet.

Information: www.jura.uni-frankfurt.de/68945203/Tag-der-Rechtspolitik-2017

 

Dez 1 2017
11:58

Luft anhalten für ein scharfes Bild - Schonende Diagnostik macht Frühstadien von Herzerkrankungen sichtbar

Tiefer Blick ins Herz

FRANKFURT. Herzerkrankungen sind keinesfalls nur ein Risiko für Senioren. Auch körperlich aktive Menschen können gefährdet sein, etwa wenn eine eigentlich harmlose Erkältungskrankheit auf den Herzmuskel übergreift. Bleibt dies unerkannt und setzt beispielsweise der Handwerker seine aktive Tätigkeit oder der Sportler sein intensives Training fort, kann dies zu chronischen Entzündungen und im schlimmsten Fall zum plötzlichen Tod führen. Wie Untersuchungen mit hochmodernen Bildgebungsgeräte solche Risiken verringern, schildert das Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ in seiner aktuellen Ausgabe.

Prof. Eike Nagel und seine zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung „Kardiovaskuläre Bildgebung“ der Goethe-Universität Frankfurt entwickeln verbesserte Prognose- und Diagnosemöglichkeiten von Herzerkrankungen. „Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie können wir in den Herzmuskel reinschauen“, schildert Nagel die Vorteile eines in der Herzuntersuchung recht neuen Verfahrens, das die Frankfurter in den letzten Jahren federführend mit- und fortentwickelt haben. Es macht den Blutfluss sichtbar und damit mögliche Engstellen. Zudem erkennen die Experten, ob der Herzmuskel vernarbt, entzündet oder anderweitig verändert ist.

Die vergleichsweise schnelle Methode erlaubt es, Patienten frühzeitig zu untersuchen und so möglicherweise eine Herzschwäche bis hin zum Herzinfarkt zu verhindern. „Krankheiten wie HIV, Nierenschäden, Rheuma oder Tumoren strahlen häufig auch auf das Herz aus“, beschreibt Nagel gefährdete Menschen. „Wir können heute so viele Erkrankungen erfolgreich behandeln oder sogar heilen – aber das Herz leidet dabei unentdeckt mit und sollte daher beobachtet werden“, ist der Kardiologe überzeugt.

Die schonende MRT-Untersuchung von außen ist bei geringeren Risiken genauso effizient wie ein klassischer Herzkatheter-Eingriff, bei dem ein feiner Schlauch über eine Ader zum Herzen vorgeschoben wird. Das konnte Nagels Arbeitsgruppe kürzlich in einer international beachteten Studie zeigen.

Auch hochmoderne Computer-Tomographen stehen der Abteilung Kardiovaskuläre Bildgebung für dreidimensionale Bilder des Herzens zu Verfügung. Sie machen insbesondere verkalkte Ablagerungen sichtbar, die in Zukunft platzen und einen plötzlichen Herzinfarkt auslösen könnten. Demnächst reiche ein Herzschlag für eine aussagekräftige Aufnahme aus, prognostiziert Nagel – derzeit müssen die Patienten sechs bis zehn Sekunden lang den Atem anhalten, damit die Lungentätigkeit nicht das Bild verwackelt.

Diese rasanten Fortschritte in der Bildgebung der letzten Jahrzehnte faszinieren Nagel: „Heute können wir feinste Veränderungen erkennen und uns damit tatsächlich ein Bild von der Herzerkrankung machen.“

Viele weitere Beiträge zum Schwerpunkt „Bild und Bildlichkeit“ in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ zeigen faszinierende Facetten von Bildern in der Wissenschaft.

Bilder zum Download einschließlich Bildtexten finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/69481709

Informationen: Prof. Dr. med. Eike Nagel, Abteilung für Kardiovaskuläre Bildgebung, Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik III / Kardiologie (Haus 23 A), Theodor-Stern-Kai 7,  60590 Frankfurt am Main, Te­le­fon: 069 6301-87200, Eike.Nagel@kgu.de

Journalisten können die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ kostenlos bestellen bei Helga Ott, Vertrieb, ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Im Internet: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.

Forschung Frankfurt abonnieren: http://tinygu.de/ff-abonnieren

 

Nov 30 2017
16:04

DFG bewilligt 3. Förderperiode des SFBs "Endotheliale Signaltransduktion und Vaskuläre Reparatur"

Millionenförderung für Herz-Kreislauf-Forschung

FRANKFURT. Nach einer exzellenten Begutachtung hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Förderung des Sonderforschungsbereichs (SFB) "Endotheliale Signaltransduktion und Vaskuläre Reparatur" unter Federführung der Goethe-Universität ein weiteres Mal verlängert. Die Gesamtfördersumme für die nächsten vier Jahre beträgt 8,6 Millionen Euro.

Im Zentrum der Forschung stehen jene Zellen, welche die Blutgefäße im Inneren auskleiden. Diese sogenannten Endothelzellen spielen für die Funktion des Herz-Kreislauf-Systems eine zentrale Rolle: Sie produzieren Signalmoleküle, die an der Regulation des Blutdrucks und an Entzündungsprozessen beteiligt sind. Ebenso kontrollieren sie die Bildung von Ablagerungen in den Gefäßen und steuern das Wachstum der Blutgefäße.

Seit 2010 untersuchen die Forscher in 14 Teilprojekten unter anderem spezifische Signalmoleküle und molekulare Mechanismen, die für den Erhalt der Gefäßfunktion und Regeneration notwendig sind. Einen weiteren Schwerpunkt bilden translationale Projekte, welche die rasche Umsetzung von Forschungsergebnissen am Krankenbett zum Ziel haben. Sie untersuchen beispielsweise den Zusammenhang zwischen Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht und der Endothelfunktion und sollen die Behandlung von Erkrankungen wie Atherosklerose oder Herzinsuffizienz verbessern.

Am SFB unter Sprecherin Prof. Ingrid Fleming vom Institute for Vascular Signalling sind auch das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim sowie Forscher aus den Biowissenschaften an der Goethe-Universität beteiligt.

Information: Prof. Dr. Ingrid Fleming, Institute for Vascular Signalling, Fachbereich 16, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-6972; -6052, SFB834@vrc.uni-frankfurt.de.

 

Nov 30 2017
16:03

Studie soll prüfen, wie Expertenwissen sich flächendeckend verbreiten lässt/ Ländliche Gebiete in Hessen sind unterversorgt

Epilepsie-Patienten mit Telemedizin besser versorgen

FRANKFURT. Die Diagnose einer Epilepsie erfordert in vielen Fällen eine spezialisierte, neurologische Expertise. Diese ist in Bundesländern wie Hessen häufig nicht flächendeckend verfügbar. Das Epilepsiezentrum an der Universitätsklinik Frankfurt will deshalb die Möglichkeiten der telemedizinischen Beratung von Krankenhäusern und neurologischen Praxen untersuchen. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und das Hessische Ministerium Soziales und Integration haben für die Studie gemeinsam insgesamt 708 Tausend Euro bewilligt.

In Deutschland sind mehr als 800.000 Menschen von Epilepsie betroffen. Oft erhalten die Betroffenen erst nach Jahren die richtige Diagnose und werden anfänglich falsch behandelt. Verspätete Diagnosen und Fehldiagnosen führen zu psychosozialer Belastung und verlängern die Krankheitszeiten. Dabei könnten die Anfälle in zwei Dritteln der Fälle rascher kontrolliert werden, wenn die mittlerweile 30 zur Verfügung stehenden Antiepileptika frühzeitig und richtig eingesetzt würden.

Bislang ist die Epilepsie-Expertise in Hessen aber nicht flächendeckend verfügbar. Mit ein Grund dafür ist die im Ländervergleich niedrige Dichte an neurologischen Praxen (Platz 13). Für Epilepsiepatienten ist dies problematisch, weil sie aufgrund der Therapie mit Anti-Epileptika nicht Auto fahren dürfen. Zudem sind überdurchschnittlich häufig behinderte und alte Menschen von Epilepsie betroffenen. Auch sie sind weniger mobil als andere Patienten und können deshalb die spezialisierten Zentren nicht gut erreichen.

„Die Telemedizin kann eine wichtige Rolle spielen, um die Kompetenz der spezialisierten Zentren in die Fläche zu bringen. Aber bisher stehen wir damit in unserem Fachgebiet noch ganz am Anfang“, so Prof. Felix Rosenow vom Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main. Sein Kollege Prof. Adam Strzelczyk, der mit ihm den Projektantrag stellte, ergänzt: „In einigen Bundesländern, aber nicht in Hessen, gibt es mittlerweile erste Ansätze, einzelne Krankhäuser konsiliarisch mit Expertise zu versorgen, bis hin zu noch sehr kleinen tele-epileptologischen Netzwerken, die aber rein krankenhausbasiert sind.“

In dem nun bewilligten Projekt ist zunächst geplant, ein telemedizinisches Netzwerk für die Epilepsieversorgung in Hessen zu etablieren. Ziel ist es, die am Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main vorhandene Expertise zunächst mit je fünf bis zehn Kliniken und neurologischen Praxen zu teilen. Das Epilepsiezentrum Marburg möchte sich ebenfalls beteiligen und wird diesbezüglich einen Ergänzungsantrag an die Ministerien stellen. Begleitend wird mit einer Versorgungsforschungsanalyse geprüft, ob sich mit diesem Ansatz verlängerte Krankenhausaufenthalte, Arbeitslosigkeit sowie Frühberentung vermindern lassen und eine bessere Integration am Arbeitsmarkt ermöglicht wird.

Eine wesentliche technische Innovation, die auch im Rahmen des Projekts vorangetrieben werden soll, ist die Schaffung von standardisierten und zertifizierten Lösungen für die telemedizinische Auswertung von EEG-Daten. Im Vorfeld des Antrags haben Rosenow und Strzelczyk bereits Gespräche mit der Deutsche Telekom Healthcare and Security Solutions (DTHSS) geführt, die u.a. die Anwendung Tele Health Ost-Sachsen (THOS) betreibt. Auch eine Kooperation mit dem Austrian Institute of Technologie wird erwogen.

Information: Prof. Felix Rosenow, Zentrum der Neurologie und Neurochirurgie, Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main, Universitätsklinikum Frankfurt, Tel.: (069)-6301-84521, rosenow@med.uni-frankfurt.de.

 

Nov 30 2017
16:02

Podiumsdiskussion im Forschungskolleg Humanwissenschaften

Wenn Imperien untergehen

FRANKFURT/BAD HOMBURG. „Imperien und ihr Ende“ sind das Jahresthema 2017 am Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität. Eine Podiumsdiskussion fasst die Ergebnisse zurückliegender Veranstaltungen zusammen und sucht nach Antworten auf die Frage, was passiert, wenn Imperien untergehen.

Für die im 20. Jahrhundert Geborenen ist der Nationalstaat die vertrauteste Organisationsform. Das Imperium erscheint fremd, ist jedoch historischer Normalfall: eine Machtstruktur mit multiethnischer Bevölkerung und verschiedenen Religionen, mit einer einheitlichen Außenpolitik, doch ohne vereinheitlichte Rechtsordnung im Inneren, sowie mit dem Anspruch, ein Weltreich zu sein. Der Zusammenbruch eines solchen Reiches hat entsprechend weitreichende Konsequenzen.

Das Jahresthema 2017 am Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität war und ist den „Imperien und ihrem Ende“ gewidmet. Wann aber endet ein Imperium, woran macht man dieses Ende fest, und welche Folgen hat es? Die Antworten dürften in jedem historischen Fall anders ausfallen. In den vergangenen Monaten ging und geht es in Bad Homburg um so unterschiedliche Fälle wie das Ende des Inkareichs in Südamerika, den Zerfall der iberischen Imperien im Atlantik und Pazifikraum, das Osmanische und das Zarenreich. Die abschließende

Podiumsdiskussion „Imperien und ihr Ende“ am Donnerstag, 7. Dezember, 19 Uhr, im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Am Wingertsberg 4, Bad Homburg,

soll dazu dienen, Ergebnisse dieser Veranstaltungen zusammenzufassen und nach Unterschieden, aber vielleicht auch Gemeinsamkeiten dieser historisch vielfältigen Prozesse zu fragen. Darüber hinaus werden nochmals die paradox anmutenden langfristigen imperialen Kontinuitätslinien nach dem „Ende der Imperien“ beleuchtet.

Die Programmbeauftragten für das Themenjahr „Imperien und ihr Ende“ sind Christoph Cornelißen, Professor für Neueste Geschichte an der Goethe-Universität, und Thomas Duve, Direktor des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte und Professor für vergleichende Rechtsgeschichte an der Goethe-Universität. Sie setzten sich auf dem Podium gemeinsam mit zwei Fellows des Historischen Kollegs, die im Rahmen des Themenjahres „Imperien und ihr Ende“ Gastwissenschaftler am Forschungskolleg Humanwissenschaften sind, mit oben genannten Fragen auseinander. Ulrike von Hirschhausen ist Professorin für Europäische und Neueste Geschichte an der Universität Rostock. Während ihres Fellowships am Forschungskolleg Humanwissenschaften forscht sie zu „Empires – Die Krise der Vielfalt im 19. Jahrhundert“. Massimo Meccarelli ist Professor für Rechtsgeschichte an der Universität von Macerata, Italien. Sein Forschungsaufenthalt ist der räumlichen Dimension von Recht und Fragen der Imperienbildung durch Recht in der Frühen Neuzeit gewidmet. Moderiert wird die Diskussion von Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität und wissenschaftlicher Leiter des Historischen Kollegs im Forschungskolleg Humanwissenschaften.

Das Forschungskolleg Humanwissenschaften ist Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität hat das Forschungskolleg 2014 das Historische Kolleg ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern aller Welt als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Hauptförderin des Historischen Kollegs ist die Dagmar-Westberg-Stiftung. Das kommende Jahr 2018 widmet sich das Historische Kolleg dem Thema „Christianisierung in der Spätantike“. Federführend dabei ist Hartmut Leppin, Professor für Alte Geschichte an der Goethe-Universität.

Um Anmeldung wird gebeten: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Informationen: Dr. Ellinor Schweighöfer, Tel.: 06172-13977-14 oder -0, schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

 

Nov 29 2017
17:41

Zertifikatsübergabe an die ersten beiden Gruppen der Fortbildungsreihe in der Berta-Jourdan-Schule Frankfurt

Vom Sprachprofi zum Sprachförderprofi

FRANKFURT. Im Projekt „Sprachförderprofis“ werden seit Herbst 2016 Pädagoginnen und Pädagogen geschult für den Umgang mit Kindern, die Sprachförderbedarf in der deutschen Sprache haben. Die erste Schulungsrunde ist heute mit der Übergabe von Teilnahmezertifikaten zu Ende gegangen.

Das Beherrschen der deutschen Bildungssprache ist der Schlüssel für den schulischen Erfolg von Kindern nichtdeutscher Herkunftssprachen und ihre Integration ins soziale Umfeld. Laut PISA 2000 ist „Für Kinder aus Zuwandererfamilien […] die [mangelnde] Sprachkompetenz die entscheidende Hürde in ihrer Bildungskarriere“. Daher ist eine möglichst frühe, abgestimmte Sprachförderung der hessischen Kindertagesstätten und Schulen unverzichtbar.

Um das Angebot in Frankfurter Kindertagesstätten und Grundschulen in Frankfurt und Hessen gerade vor dem Hintergrund des steigenden Anteils von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache zu professionalisieren, wurde im Herbst 2016 an der Goethe-Universität das Projekt „Sprachförderprofis“ ins Leben gerufen, das von Prof. Petra Schulz (Goethe-Universität, Professur für Deutsch als Zweitsprache) geleitet wird und sich zum Ziel gesetzt hat, das pädagogische Personal in der wichtigen Aufgabe der Sprachförderung zu unterstützen und weiter zu qualifizieren.

Im Grunde genommen sind wir natürlich alle Sprachprofis – zumindest in unserer Muttersprache. Wir wissen intuitiv genau, ob ein Satz grammatikalisch richtig oder falsch ist oder ob ein Wort zu unserer Sprache gehört oder nicht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir alle Sprachförderprofis sind. Dazu muss man wissen, wie das komplexe System Sprache aufgebaut ist und wie Kinder sich Sprache aneignen. Um die Kinder dabei effektiv fördern zu können, braucht es Experten für die Sprache – Sprachförderprofis eben.

Die „Sprachförderprofis“ sind ein gemeinsames Projekt der Goethe-Universität Frankfurt und des IDeA-Zentrums (Individual Development and Adaptive Education of Children at Risk). Finanziell gefördert wird es seit 2016 vom Stadtschulamt Frankfurt, dem Hessischen Kultusministerium und der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main. „Im Einwanderungsland Deutschland ist die fachgerechte Vermittlung der Landessprache an Zuwanderer eine zentrale Aufgabe. Das Projekt ‚Sprachförderprofis‘ ist ein wichtiger Beitrag dazu“, sagt Prof. Roland Kaehlbrandt, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

Prof. Petra Schulz erklärt das Konzept: „In dem Projekt werden Sprachförderkräfte aus Kindertagesstätten und Grundschulen im zentralen Bereich Sprache gemeinsam systematisch und linguistisch fundiert qualifiziert. Unser Ziel ist es, in den Handlungsbereichen Sprachdiagnostik und Sprachförderung in enger Kooperation mit der Praxis Qualitätsstandards zu entwickeln, die die Kontinuität der Fördermaßnahmen im Elementar- und im Primarbereich sicherstellen.“

Das Besondere am sprachwissenschaftlich basierten Konzept: Erzieherinnen und Erzieher aus Frankfurt und Lehrkräfte werden gemeinsam systematisch für eine sprachsensible Arbeit in Kita und Grundschule geschult. Zudem ist das Projekt ein gelungenes Beispiel hinsichtlich der zielgerichteten Zusammenarbeit gerade im Bereich der immer wichtiger werdenden Integrationsherausforderung zwischen Universität, Land, Kommune und Stiftung. Rabea Lemmer und Alina Lausecker, die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen im Projekt, weisen auf eine weitere Besonderheit des Projekts hin: „Die Fortbildungen finden nicht als isolierte Veranstaltungsreihe statt; Vermittlungsphasen wechseln sich mit Einheiten zur Umsetzung und zur Reflexion der Praxis ab. So wird eine größtmögliche Wirksamkeit und eine enge Verzahnung mit den Erfahrungen der Fachkräfte garantiert.“

Nach der erfolgreichen Teilnahme an der fünftägigen Fortbildung sind am heutigen Mittwoch, 29. November, im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung in den Beruflichen Schulen Berta Jourdan die ersten 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Schule und Kita mit dem Sprachförderprofis-Zertifikat ausgezeichnet worden. Höhepunkt der Veranstaltung war der Vortrag der renommierten Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Rosemarie Tracy von der Universität Mannheim zum Thema „Sprachprofis kompetent fördern".

Innerhalb Hessens nimmt Frankfurt in diesem Projekt eine Vorreiterrolle ein: Die Sprachförderprofis-Fortbildungen zur Professionalisierung von Sprachförderkräften, die hier initiiert wurden, sollen noch in diesem Jahr im Bereich der Grundschulen auf andere hessische Regionen ausgeweitet werden. Auch für Frankfurt sind für 2018 und 2019 weitere Fortbildungen geplant.

Ein Bild erhalten Sie auf Anfrage bei Helga Ott, Abteilung PR & Kommunikation, E-Mail ott@pvw.uni-frankfurt.de

Informationen: Prof. Dr. Petra Schulz, Institut für Psycholinguistik und Didaktik der deutschen Sprache, Fachbereich 10, Norbert-Wollheim-Platz 1, 60323 Frankfurt, Telefon 069 798-32561, E-Mail p.schulz@em.uni-frankfurt.de; Homepage: www.uni-frankfurt.de/44192743/DaZ; Sprachförderprofis: www.sprachfoerderprofis.de

 

Nov 29 2017
14:12

Wie umgehen mit kinderpornographischen Fotos und Videos vor Gericht?

Verbotene Bilder

FRANKFURT. Im Strafprozess gegen Produzenten, Verbreiter und Besitzer kinderpornographischer Bilder sind Bilder als Beweismittel unverzichtbar. Zugleich verlängern sie das Leiden der Opfer. In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ geht ein Beitrag aus der Rechtswissenschaft der Frage nach, unter welchen Bedingungen wer diese Bilder sehen darf bzw. sehen muss.

Wer als Kind oder Jugendlicher Opfer von Missbrauch wird, hat meist sein Leben lang unter den seelischen Folgen zu leiden. Bilder sind einerseits Teil des Missbrauchs, werden aber andererseits im Strafprozess als Beweismittel benötigt. Ein Dilemma für das Strafprozessrecht, wird das Verbrechen durch diese Bilder doch perpetuiert. Wie damit umzugehen ist, wirft noch etliche Fragen auf. Im Beitrag mit dem Titel „Verbotene Bilder“ erläutern die Rechtswissenschaftler Prof. Matthias Jahn und Dr. Dominik Brodowski die aktuelle Rechtslage und gehen auf den Stand der Debatte ein.

Mit welchen Bildern jeglicher Umgang grundsätzlich verboten ist, das ist im Strafgesetzbuch nachzulesen. Mit den wachsenden technischen Möglichkeiten haben sich auch die gesetzlichen Regelungen immer wieder verändert. Waren in 1970er Jahren vor allem Darstellungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern in Hinblick auf analoge Medien wie Zeitschriften, Fotografien und Videos verboten, macht man sich seit den 90er Jahren schon durch den Besitz strafbar. Und längst bezieht sich das Verbot auch auf Speichermedien und das Internet, die Strafbarkeit wurde ausgeweitet auf Darstellungen von Jugendlichen und auf Posing-Fotos. Schon die Suche danach ist strafbar.

Bei Ermittlungen werden diese verbotenen Bilder gesichert und ausgewertet, die Ermittler haben täglich damit zu tun. So kommen auch Richterinnen und Richter – jedenfalls zeitweise – in den Besitz der verbotenen Darstellungen. Strafbar machen sie sich damit nicht – solange sie nur das tun, wozu sie nach geltendem Recht ja verpflichtet sind. Für ein faires Strafverfahren muss auch der Verteidiger Einblick in die Verfahrensunterlagen bekommen. Doch darf er die Bilder an seinen Mandanten weitergeben? Wie schaut es mit externen Gutachtern aus? Im Einzelfall sind die Grenzen zwischen Erlaubtem und Verbotenen fließend und müssen immer wieder neu verhandelt werden. Dies machen die beiden Autoren in ihrem Beitrag deutlich und zeigen anhand von Beispielen, wie das Dilemma in der Praxis gelöst wurde.

Journalisten können die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ kostenlos bestellen bei Helga Ott, Vertrieb, ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Im Internet: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.

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Nov 27 2017
17:39

Physiker der Goethe-Universität sind mit drei Projekten beteiligt

Neuer SFB entschlüsselt Chiralität von Molekülen

FRANKFURT. Die Spiegelbildlichkeit von Molekülen verstehen und manipulieren – das ist das Ziel eines von der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereichs.  An dem Forschungsverbund „Extreme light for sensing and driving molecular chirality“ (ELCH)unter Federführung der Universität Kassel ist die Goethe-Universität mit drei Einzelprojekten wesentlich beteiligt.

Für die physikalische Grundlagenforschung, aber auch für die Medizin und Lebenswissenschaft ist es wichtig, die „Chiralität“ zu verstehen, also die Tatsache, dass zwei Moleküle aus denselben Atomen spiegelverkehrt aufgebaut sein können. So kann eine Chemikalie in der einen Variante giftig und in der anderen ein Medikament sein. Die Kasseler Forschungsgruppe will chirale Moleküle hochempfindlich analysieren und letztlich ihre Chiralität oder „Händigkeit“ manipulieren und umkehren. Dafür werden die Moleküle mit extremen Lasern beschossen und mit modernsten Nachweistechniken erfasst, unter anderem mit der an der Goethe-Universität entwickelten COLTRIMS Technik, eine Art Supermikroskop, mit dem sich einzelne Moleküle untersuchen lassen. Im Rahmen des Forschungsprojekts soll dabei weltweit erstmals ein Gasphasenlabor für die ausschließlich mit Licht getriebene Physik chiraler Moleküle entstehen.

Die DFG finanziert den Sonderforschungsbereich zunächst für die kommenden vier Jahre mit rund 9 Millionen Euro. Danach sind zwei Verlängerungsperioden auf maximal 12 Jahre möglich. Sprecher ist Prof. Dr. Thomas Baumert, Leiter des Fachgebiets Femtosekundenspetroskopie und ultraschnelle Laserkontrolle. Beteiligt am Sonderforschungsbereich sind sieben Professuren der Universität Kassel, weitere Partner sind das Deutsche Elektronensynchrotron (DESY) Hamburg, die Philipps-Universität Marburg und die Goethe-Universität Frankfurt (Prof. Reinhard Dörner und Dr. Markus Schöffler, Institut für Kernphysik).

Informationen: Prof. Dr. Reinhard Dörner, Institut für Kernphysik, Fachbereich 13, Campus Riedberg, Tel. (069) 798- 47003, doerner@atom.uni-frankfurt.de.

Martin Pitzer, Reinhard Dörner und Markus Schöffler: „Wenn Licht Moleküle in Stücke reißt“ in: Forschung Frankfurt 2/2015 (PDF-Download).

 

Nov 27 2017
17:38

Szenenwissen macht die Verarbeitung von Seheindrücken effizienter

Virtual Reality im Dienst der Psychologie

FRANKFURT. Der Aufbau unserer Umwelt folgt bestimmten Strukturen und Merkmalen, die für uns so selbstverständlich sind, dass wir ihrer kaum bewusst sind. Dieses „Szenenwissen“ untersucht die Psychologin Prof. Melissa Lê-Hoa Võ an der Goethe-Universität – unter anderem im Virtual Reality-Labor. In der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins „Forschung Frankfurt“ berichtet die Journalistin Jessica Klapp über ihren virtuellen Ausflug nach Italien und erklärt, warum wir die Milch nicht unter dem Bett suchen oder das Kissen in der Badewanne.

„Wenn wir einen bestimmten Gegenstand in einer Szene suchen, scheinen wir genaue Vorstellungen darüber entwickelt zu haben, welche Objekte wir wo suchen und finden müssen“, erklärt Melissa Võ. Bei der Erforschung dieser natürlichen Szenen interessiert sie insbesondere, wie wir unsere Umgebung wahrnehmen. Bei welchen Gegebenheiten merken wir besonders auf? Und an was würden wir uns später erinnern? Um das herauszufinden, setzt die Psychologin in ihrem Labor neben Hirnpotenzialmessungen auch Eye-Tracking und Virtual Reality Szenen ein.

„Mit Eye-Tracking messen wir, welche Teile eines Bildes vom Betrachter als interessant oder wichtig befunden werden, wie schnell der Blick auf bestimmte Objekte in Szenen fällt und wie lange der Blick dort verweilt“, erklärt Dr. Dejan Draschkow aus der Arbeitsgruppe von Võ. Wegen der engen Beziehung von Augenbewegung und kognitiven Prozessen ist das Eye-Tracking von großer Bedeutung. Die videobasierten Systeme, die die Forscher verwenden, erfassen die Augenbewegungen mithilfe einer Kamera. Sowohl kopfgetragene, brillenähnliche Systeme kommen zum Einsatz als auch Remote-Eye-Tracker, die sich mit einer Kamera und Infrarot-LEDs im Computermonitor befinden. Mit dem mobilen System können sich die Versuchspersonen im Raum bewegen, Gegenstände suchen und mit ihnen interagieren.

Mit dem Virtual Reality-Headset wird über den Computer eine virtuelle 3-D-Welt simuliert, durch die sich der Proband bewegt. Mit simulierten Umgebungen wie einer italienischen Piazza, in deren Mitte unterwartet braune Kisten schweben, prüfen die Forscher, ob die Ergebnisse, die sie auf zweidimensionalen Bildschirmen feststellen, auch in einer realitätsnahen, dreidimensionalen Umgebung gelten. Sie wollen Gesetzmäßigkeiten verstehen, mit deren Hilfe Menschen ihre Umwelt aufbauen und mit den Objekten in ihr interagieren.

Die Erforschung von Szenenwissen im Kindesalter ist eines der Felder, mit denen sich die Arbeitsgruppe sehr intensiv auseinandersetzt. Ziel des Projekts „SCESAM“, das mit der Unterstützung von IDeA – einem interdisziplinären Forschungszentrum – initiiert wurde, ist es, eventuelle kognitive Defizite wie eine Lese-Rechtschreib-Schwäche frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Mit einem mobilen Forschungslabor finden die Studien direkt vor der KiTa statt: Die Forscher zeigen den Kindern „ungrammatische“ Bilder, auf denen etwa ein Schuh anstelle eines Topfes auf dem Herd steht, und beobachten die Reaktionen mithilfe einer Eye-Tracking-Kamera. Verhält sich eines unter vielen Kindern anders, interessiert sie, ob ein Zusammenhang zur sprachlichen Entwicklung und dem Aufmerksamkeitsverhalten besteht.

Auch Bereiche wie die Medizin ziehen Nutzen aus den Ergebnissen. So haben die Forscher Blickbewegungen von Radiologen bei der Betrachtung von Röntgenbildern gemessen und untersucht, welche Strategien sie zur Erkennung von Tumoren nutzen und mit welchem Erfolg diese Strategien einhergehen. Ebenso von Bedeutung sind die Forschungsergebnisse bei der Handgepäck-Sicherheitskontrolle an Flughäfen. Wie entscheiden Mitarbeiter, welche Gepäckstücke näher geprüft werden müssen? Warum wurde ein gefährlicher Gegenstand nicht gefunden? Hat der Kontrolleur nicht auf diesen Bereich geschaut? Oder hat er darauf geschaut, diesen Teil aber nicht für wichtig erachtet?

Schließlich könnten auch Menschen mit Demenz von der Erforschung des Szenenwissens profitieren. Denn Võ und ihre Mitarbeiter haben herausgefunden, dass die Gedächtnisleistung für Bilder in einer Szene zunimmt, wenn die Probanden zuvor einzelne Objekte gesucht und gefunden haben. Bei einem überraschenden Gedächtnistest schnitten sie deutlich besser ab als Personen, die sich explizit Objekte merken sollten. „Dies bedeutet für uns, dass bei der visuellen Suche eine starke Auseinandersetzung mit der Szene stattfindet und sich Objekte besser einprägen“, erklärt die Psychologin.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/69396691

Bildtext: Ein Bild aus der Datenbank SCEGRAM, die Objekte an ungewöhnlichen Standorten zeigt. Die Arbeitsgruppe von Melissa Võ untersucht, wie das Gehirn darauf reagiert.

Information: Prof. Melissa Le-Hoa Võ, Dr. Dejan Draschkow, Scene Grammar Lab, Institut für Psychologie, Fachbereich 5, Campus Westend, Tel.: (069)798-35342, mlvo@psych.uni-frankfurt.de, Tel.: (069)798-35310, draschkow@psych.uni-frankfurt.de.