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StreitClub mit Nicole Deitelhoff und Michel Friedman / Diesmal als Gäste: Carlo Masala und Johannes Varwick
FRANKFURT. In der Reihe „StreitClub“ treffen diesmal zwei Polit-Experten aufeinander, die sich bisher nur auf Twitter duelliert haben: Prof. Carlo Masala und Prof. Johannes Varwick. Nicole Deitelhoff, Politikprofessorin an der Goethe-Universität und Sprecherin des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt, lädt gemeinsam mit dem Publizisten und Moderator Michel Friedman
am
Montag, 13. Februar, um 19:30 Uhr
im The
English Theatre Frankfurt,
Gallusanlage
7
60329
Frankfurt am Main
wieder zum Diskutieren ein –
diesmal unter dem Titel „Europas
Sicherheit – Sind wir auf Krieg vorbereitet?“.
Die Unsicherheit der Europäer ist
angesichts des Krieges in der Ukraine groß. Wie lässt sich ein Frieden
überhaupt wiederherstellen? Und was braucht es dafür? Strategische Autonomie?
Eine europäische Armee? Schon die Präsidentschaft Donald Trumps hat viele in
Europa zum Nachdenken gebracht. Das Gefühl breitet sich aus, dass Europa seine
Sicherheit selbst mitverantworten muss. Durch den Angriff Russlands auf die
Ukraine steht das Thema Krieg nun unmittelbar auf der politischen Tagesordnung.
Wie kann Europa selbst für seine Sicherheit sorgen?
Darüber diskutieren Deitelhoff und Friedman
mit den beiden Politikwissenschaftlern Prof. Johannes Varwick (Universität
Halle) und Prof. Carlo Masala (Universität der Bundeswehr). Während Johannes
Varwick vor den Gefahren eines Stellvertreterkrieges warnt und für Verhandlungen
plädiert, sieht Carlo Masala die Anfänge eines Weltordnungskonflikts, der nur
mittels Waffenlieferungen eingehegt werden kann. Die Fortsetzung des hitzigen
Twitterschlagabtauschs live auf der Bühne!
Prof. Johannes Varwick (Jahrgang 1968)
hat an der Universität Halle den Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und
europäische Politik inne. Nach dem Studium der Politikwissenschaft,
Rechtswissenschaft, Publizistik und Wirtschaftspolitik in Münster und Leeds
wurde er 1998 mit einer Arbeit zu „Sicherheit und Integration in Europa“
promoviert. Von 2019 bis 2021 war er Präsident der Gesellschaft für
Sicherheitspolitik (GSP), seit 2010 ist er Mitglied im VN-politischen Beirat
des Auswärtigen Amts, sowie seit 2013 im Editorial Advisory Board der
Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik.
Prof. Carlo-Antonio Masala (Jahrgang 1968) hat
seit 2007 die Professur für Internationale Politik an der Universität der
Bundeswehr in München inne. Nach seinem Studium der Politikwissenschaften,
Germanistik und Romanischen Philologie wurde er 1996 mit einer Arbeit über die
deutsch-italienischen Beziehungen zwischen 1963 und 1969 promoviert. Anfang
2004 wurde er Research Advisor und 2006 Deputy Director in der
Forschungsabteilung des NATO Defense College in Rom. Masala ist Mitherausgeber
der Zeitschrift für Politik (ZfP), der Zeitschrift für Internationale
Beziehungen (ZIB) und der Zeitschrift für Strategische Analysen (ZfSA).
Außerdem ist er Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Bundesakademie für
Sicherheitspolitik sowie ständiger Sachverständiger in der Enquete Kommission
des Deutschen Bundestags zum Afghanistaneinsatz.
Prof. Dr. Nicole Deitelhoff ist Professorin
für Internationale Beziehungen an der Goethe-Universität und Direktorin des
Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Sie
forscht und lehrt zu internationaler politischer Theorie, globalem Regieren und
Konflikten um Institutionen und Normen sowie zu sozialen Bewegungen und der
Zukunft der Demokratie. 2008 erhielt sie den Heinz Maier-Leibnitz-Preis der
Deutschen Forschungsgemeinschaft, 2017 wurde ihre Arbeit mit dem Schader-Preis
prämiert. Sie ist Sprecherin des bundesweiten Forschungsinstituts
Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), Sprecherin des
Leibniz-Forschungsverbunds „Krisen einer globalisierten Welt“ und Co-Sprecherin
des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ sowie der Forschungsinitiative
„ConTrust – Vertrauen im Konflikt“. Im August 2022 hat sie außerdem die Leitung
des Expertengremiums zur fachwissenschaftlichen Begleitung der documenta15
übernommen.
Dr. Dr. Julien Michel Friedman ist ein
deutsch-französischer Jurist, Philosoph, Publizist und Autor. Von 2016 bis 2021
war er zudem Honorarprofessor an der Frankfurt University of Applied Sciences
und Geschäftsführender Direktor des Center for Applied European Studies (CAES).
Aktuell moderiert er für den Südwestrundfunk (SWR) das Demokratieforum im
Hambacher Schloss und empfängt seit 2017 beim Berliner Ensemble regelmäßig
Gäste für das Format „Friedman im Gespräch“. Seit September 2020 ist Michel
Friedman außerdem Moderator der Veranstaltungsreihe „Denken ohne Geländer“ des
Jüdischen Museums in Frankfurt. Folgende Bücher von ihm sind bisher erschienen:
„Kaddisch vor Morgengrauen“ (2005), „Zeitenwende“ (2020), das in Zusammenarbeit
mit Harald Welzer entstand, „Streiten? Unbedingt!“ (2021) und jüngst „Fremd“.
Beim StreitClub sind außerdem immer
Schülerinnen und Schüler einer Schule aus Frankfurt und Umgebung zu Gast,
diesmal sind dies Oberstufenschüler der Frankfurter Ziehenschule. Sie werden
den Streit hinter der Bühne kritisch analysieren, Wortmeldungen des
Online-Publikums entgegennehmen und sich via Tablet live mit den Moderatoren
verständigen. Die letzte halbe Stunde des StreitClubs kommen zudem zwei dieser
Jugendlichen als Co-Moderatoren auf die Bühne.
Der StreitClub ist neben anderen Formaten
Teil des Projekts „Frankfurt streitet!“ des Frankfurter FGZ-Standorts.
Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft,
eine Online-Teilnahme ist möglich unter https://www.youtube.com/watch?v=NeP5NpCeSnE.
Wenige
Pressekarten sind erhältlich bei Katja Maasch, maasch@em.uni-frankfurt.de.
Das
Veranstaltungsplakat und Porträtfotos von Nicole Deitelhoff,
Michel Friedman, Johannes Varwick und Carlo Masala finden Sie zum Download
unter: https://www.uni-frankfurt.de/132147511
Informationen
und Aufzeichnungen zum StreitClub finden Sie hier: https://fgz-risc.uni-frankfurt.de/category/veranstaltungen/streitclub/
Informationen:
Katja
Maasch
Referentin
für Wissenstransfer
maasch@em.uni-frankfurt.de
069
798 31548
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Spieltheoretische Studie des theoretischen Physikers Prof. Claudius Gros
Der unkontrollierte Wettbewerb um frei zugängliche Ressourcen wie Fischbestände oder Wasser kann nicht nur für die Ressourcen fatale Folgen haben. Auch die Investoren werden in solch einem Wettbewerb letztlich an ihr Existenzminimum getrieben. Dies hat Prof. Claudius, theoretischer Physiker an der Goethe-Universität, jetzt in einer spieltheoretischen Studie gezeigt.
FRANKFURT. Der
Zustand von frei zugängliche Ressourcen wie Fischbestände, Wasser oder Luft
kann sich bei unkontrollierter Nutzung dramatisch verschlechtern. In den
Volkswirtschaften spricht man von der „Tragedy of the Commons“ („Tragödie der
Allmende“). Für ihre Studien zu diesem Thema hat Elinor Ostrom 2009 als erste
Frau den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten. Ostroms Fragestellung,
wie man die „Tragödie“ verhindern kann, ist heute gleichermaßen aktuell wie vor
20 Jahren.
Die Spieltheorie beschäftigt sich mit Situationen, in denen eine
Anzahl von Akteuren miteinander konkurrieren. Der einzelne Teilnehmer versucht
dabei, den eigenen Gewinn zu maximieren. Man spricht von einem
„Nash-Gleichgewicht“, wenn es für keinen der Akteure eine Möglichkeit gibt, den
Gewinn weiter zu steigern. Die „Tragedy of the Commons“ ist ein typisches
spieltheoretisches Szenario. In diesem Fall konkurrieren die Akteure nicht
direkt, sondern indirekt: Wenn sich jemand ein Stück vom einem gemeinsamen
Kuchen abscheidet, dann ist danach für andere weniger da.
In einer Studie hat Prof. Claudius Gros vom Institut für
Theoretische Physik der Goethe-Universität Frankfurt nun das Nash-Gleichgewicht
für die „Tragedy of the Commons“ untersucht und dabei ein unerwartetes Ergebnis
gefunden: Wenn ein gemeinsames Gut unter N Interessenten mehr oder weniger
gleichmäßig aufgeteilt wird, dann erhält jeder einen Anteil von der
Größenordnung 1/N. Davon sind allerdings noch die jeweiligen Investitionskosten
abzuziehen. Gros' Berechnungen zeigen nun, dass die Akteure im Gleichgewicht
ihre Investitionen so weit erhöhen, bis die Investitionskosten nahezu den Wert
der Ressourcen erreichen, die sich der einzelne Investor sichern kann.
Mathematisch konnte der theoretische Physiker zeigen, dass der endgültige
Gewinn des einzelnen Investors wie 1/N² skaliert.
Die ursprüngliche Erwartung, dass die Investoren einen jeweils
proportionalen Anteil von der Ressource erhalten, bleibt nach den
Untersuchungen von Claudius Gros richtig. Dies führt jedoch nicht zu einem
Gewinn in demselben Verhältnis, da der Gewinn um eine Potenz in der Anzahl der
Investoren kleiner ist. Dass sich das endgültige Ergebnis, also der
Nettogewinn, so dramatisch verschlechtert, wird von Gros als „katastrophale
Armut“ bezeichnet. Es bedeutet, dass der ungeregelte Wettbewerb den einzelnen
Akteur an die Grenze zur Profitabilität treibt, dem Existenzminimum.
Gleichfalls konnte Gros zeigen, dass ein Abrutschen in katastrophale Armut
vermieden wird, wenn die Akteure untereinander kooperieren. Kooperation führt
zu einem Nettogewinn, der der Anzahl der Investoren klassisch in einfacher
Potenz entspricht.
Das Ergebnis der Untersuchungen ist daher, dass die „Tragödie der
Allmende“ um eine Potenz mehr Schaden anrichten kann als bisher angenommen. Bei
einer unkontrollierten Nutzung kann es nicht nur zur übermäßigen Ausbeutung
einer Ressource kommen, worauf der Fokus bisheriger Untersuchungen lag. Darüber
hinaus leiden auch die Investoren selbst darunter, dass sie lediglich den
eigenen Profit maximieren. Mathematisch konnte Gros zeigen, dass
technologischer Fortschritt diesen Prozess intensiviert und dass entweder alle
oder aber die große Mehrheit der teilnehmenden Investoren letztendlich von der
katastrophalen Armut betroffen sind. Wenn überhaupt, dann können lediglich
einige wenige Investoren – die Oligarchen – einen größeren Gewinn
erwirtschaften.
Publikation: Claudius
Gros, „Generic catastrophic poverty when selfish investors exploit a degradable
common resource“, Royal Society Open Science (2023) https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsos.221234
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/131929975
Bildtext: Prof. Dr. Claudius Gros, Goethe-Universität Frankfurt. Foto: Uwe
Dettmar für Goethe-Universität
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Claudius Gros
Institut für Theoretische Physik
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-47818
gros07@itp.uni-frankfurt.de
https://itp.uni-frankfurt.de/~gros/
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Drei Frankfurter Fachinformationsdienste gehen in die nächste Förderphase.
FRANKFURT. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligt umfangreiche Mittel für den weiteren Ausbau der drei Fachinformationsdienste (FID) "Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft", "Biodiversitätsforschung" und "Linguistik" und fördert die drei Projekte in den nächsten Jahren an der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main mit knapp 3,5 Millionen Euro. Damit stellt die Frankfurter Universitätsbibliothek sechs von aktuell 37 Fachinformationsdiensten im nationalen DFG-Programm zur Unterstützung von Wissenschaft, Forschung und Lehre.
Die
DFG fördert seit 2016 den FID Allgemeine und Vergleichende
Literaturwissenschaft (AVL). In der nunmehr dritten Projektphase wird der
Ausbau des mittlerweile etablierten Fachportals avldigital.de fortgesetzt, das
die komparatistische Community in ihrer Recherche-, Publikations- und
Kommunikationspraxis ganz wesentlich unterstützt. Neben der Integration
zusätzlicher Spezialkataloge wie der maßgeblichen Comic-Bibliografie BOBC sowie
Babelkat, der größten deutschsprachigen Bibliografie-Datenbank des
Übersetzerwissens, wird der FID AVL völlig neue Serviceangebote aufbauen. Dazu
zählen u.a. Verzeichnisse von laufenden Habilitationsvorhaben und
literaturwissenschaftlichen Übersetzungsprojekten sowie ein Nachweissystem für
komparatistische Forschungsdaten. Die Open-Access-Kultur in der Komparatistik
wird u.a. durch einen eigenen kleinen Publikationsfonds gestärkt. Ebenfalls
neu: auf dem FID-eigenen Repositorium CompaRe finden künftig auch ausgewählte
Beiträge aus Wissenschaftsblogs sowie Podcasts Aufnahme. Nach wie vor gepflegt
wird der umfassende Erwerb gedruckter Spezialliteratur. Ein besonderes
Augenmerk liegt auf der Nachnutzbarkeit von Infrastruktur sowie der Aktualität
der Inhalte von avldigital.de, was durch kooperatives Arbeiten im Rahmen eines
stabilen Netzwerks sichergestellt wird. Die Bereitschaft zahlreicher
Institutionen, mit dem FID AVL zu kooperieren, belegt die breite Akzeptanz des
bisher eingeschlagenen Weges.
Dass
die Biodiversitätsforschung vor großen Herausforderungen steht, ist
beispielsweise durch das Insektensterben und die Folgen eines Klimawandels ins
öffentliche Bewusstsein gerückt. Für die Forschungen in diesem Bereich ist es
erforderlich, Informationen aus der Literatur der letzten 250 Jahre zu
extrahieren und für effiziente IT-gestützte Analysen bereitzustellen. Nur wenn
diese umfangreichen Daten mobilisiert werden können, ist eine zuverlässige
Beurteilung aktuell ablaufender ökologischer Veränderungen möglich. Der FID
Biodiversitätsforschung (BIOfid) leistet hierzu einen grundlegenden
Beitrag. In der dritten Projektphase des seit 2017 geförderten FID wird vor
allem Literatur zu Themenfeldern wie Bodenökologie oder Insektensterben
digitalisiert, mit fortgeschrittenen Text-Mining-Methoden verarbeitet und
verfügbar gemacht. Weitere Ziele von BIOfid sind die Förderung von Open Access,
die Verfügbarmachung von fachspezifischen Text-Mining-Werkzeugen und eine
umfassende Versorgung mit Spezialliteratur zur Biodiversität.
Der
FID Linguistik ist eine zentrale Serviceeinrichtung für die Allgemeine
Linguistik, die Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft und die
einzelphilologischen Sprachwissenschaften. In der dritten Förderphase wird die
Informationsplattform des FID, das Linguistik-Portal, weiter ausgebaut. Dies
geschieht durch die konsequente Vernetzung des Portals mit Linked Open Data,
durch die Einbindung von weiteren einschlägigen Informationsquellen und durch
den Einsatz von Semantic-Web-Technologien. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der
Optimierung der Recherche nach Forschungsdaten und der Erhöhung ihrer
Sichtbarkeit. Die Sichtbarkeit wird bspw. dadurch erhöht, dass
Sekundärliteratur mit Sprachkorpora, elektronischen Wörterbüchern und
korpuslinguistischen Tools verknüpft wird. Ein zusätzlicher Fokus liegt auf
kleinen und bedrohten Sprachen. Zur Versorgung der Fachcommunity mit relevanten
Informationsressourcen betreibt der FID Linguistik konventionellen
Literaturerwerb und stellt überregionale Lizenzen für kommerzielle Sprachkorpora,
korpuslinguistische Zeitschriften und ausgewählte, hochspezielle Datenbanken
bereit. Zur Stärkung der Open-Access-Infrastruktur plant der FID Linguistik
Maßnahmen zur Verbesserung der Suchbarkeit von linguistischen
Open-Access-Publikationen und setzt sein Engagement für das Hosting und die
organisatorische Unterstützung von E-Journals fort.
Mit
den sechs Fachinformationsdiensten Afrikastudien, Allgemeine und Vergleichende
Literaturwissenschaft, Biodiversitätsforschung, Darstellende Kunst, Jüdische
Studien sowie Linguistik positioniert sich die Universitätsbibliothek Johann
Christian Senckenberg als feste Größe im System der Infrastruktureinrichtungen
für Wissenschaft und Forschung und leistet einen wertvollen Beitrag für das
gesamte FID-Netzwerk in Deutschland.
Kontakt:
FID
Allgemeine u. Vergleichende Literaturwissenschaft (AVL): Dr. Volker Michel, v.michel@ub.uni-frankfurt.de - https://www.avldigital.de/
FID
Biodiversitätsforschung (BIOfid): Dr. Gerwin Kasperek, g.kasperek@ub.uni-frankfurt.de
- https://www.biofid.de/de/
FID
Linguistik: Heike Renner-Westermann, h.renner-westermann@ub.uni-frankfurt.de
- https://www.linguistik.de/
Kontakt
für Pressefragen allgemein:
Bernhard Wirth,
Stabsabteilungen Personalentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek,
Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales wird künftig von deutsch-französischer Doppelspitze geleitet
Das Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales (Deutsch-französisches Institut für Geschichts- und Sozialwissenschaften) hat eine neue Leitung: Nach elf Jahren hat Prof. Pierre Monnet den Stab in die Hände der Historikerin Prof. Xenia von Tippelskirch und des Historikers Dr. habil. Falk Bretschneider übergeben.
FRANKFURT.
„Frankreich ist Ihnen zu großem Dank verpflichtet“: Um das zu sagen, war der
französische Botschafter S.E. François Delattre eigens aus Berlin angereist.
Seine Worte galten Prof. Pierre Monnet, dem scheidenden Leiter des Institut
franco-allemand de sciences historiques et sociales (IFRA-SHS / Institut
français Frankfurt). Bei einer Feier im Trude Simonsohn und Irmgard
Heydorn-Saal auf dem Campus Westend wurde Monnet verabschiedet, die neue
Doppelspitze vorgestellt. Künftig werden Prof. Xenia von Tippelskirch und Dr.
habil Falk Bretschneider, beide Geschichtswissenschaftler, die Geschicke des
Instituts lenken.
Der Mittelalter-Historiker Pierre Monnet war von 2011 bis
2022 Direktor des Instituts, das zunächst Institut français d'histoire en
Allemagne hieß, 2015 dann zum Institut franco-allemand de science historiques
et sociales wurde. 2013 erhielt Monnet eine Kooperationsprofessur an der
Goethe-Universität. Seit 2005 bereits hatte er eine Professur an der École des
hautes études en sciences sociales (EHESS) inne. Unter Monnets Leitung wurden
sowohl die wissenschaftlichen Projekte und Netzwerke des Instituts
weiterentwickelt als auch die Wirkung in die Frankfurter Stadtgesellschaft
verstärkt mit Formaten wie dem „Café Europa“ in der Romanfabrik und den
EuropaDialogen im Rahmen des Forschungskollegs Humanwissenschaften. Die
Vertiefung und Verdichtung der deutsch-französischen Zusammenarbeit habe sich
wie ein roter Faden durch Monnets Amtszeit gezogen, fasste Prof. Christophe
Duhamelle, Direktor des Centre interdisciplinaire d'études et de recherches sur
l'Allemagne Paris, das Wirken Monnets in seiner Laudatio zusammen.
„Die Goethe-Universität dankt Herrn Monnet für sein langjähriges
Engagement beim Aufbau des IFRA und wünscht der neuen deutsch-französischen
Doppelspitze, die das Institut in die Zukunft führen wird, viel Ehrgeiz,
Energie und Erfolg bei der Umsetzung ihrer Vorhaben. Das IFRA ist unser klares
Bekenntnis zur deutsch-französischen Wissenschaftskooperation und zur
strategischen Partnerschaft mit der EHESS. Durch die Forschungsschwerpunkte des
IFRA ergeben sich Synergien mit universitätsweit verfolgten Themen der
Goethe-Universität und im Rahmen der Rhein-Main-Universitätsallianz und in
Frankreich“, sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff und
ergänzte: „Unser Tun hat starke Signalwirkung und wird positive Entwicklungen
im Europäischen Forschungsraum fördern.“
Das IFRA-SHS / Institut français Frankfurt ist eine
deutsch-französische Einrichtung, die vom französischen Außen- und
Europaministerium (MEAE), der Goethe-Universität und der École des hautes
études en sciences sociales (EHESS) Paris getragen wird. Es erfüllt einerseits
Forschungsaufgaben und fördert den wissenschaftlichen Austausch zwischen
Deutschland und Frankreich im Bereich der Geistes-und Sozialwissenschaften, ist
andererseits aber auch als Institut français Frankfurt ein französisches
Kulturinstitut, das sich mit einem reichhaltigen Kulturprogramm ganzjährig an
ein breites Publikum wendet. Mit seiner deutsch-französischen Direktion, seinem
internationalen Team und seinem dichten Netz an Kooperationspartnern ist es ein
wichtiger Bestandteil des deutsch-französischen sowie europäischen Wissenschaftsaustauschs
und der interkulturellen Zusammenarbeit.
Nachdem der bisherige Direktor Pierre Monnet von der französischen
EHESS aus abgeordnet worden war, teilen sich künftig Falk Bretschneider von der
EHESS und Xenia von Tippelskirch von der Goethe-Universität die Verantwortung
für das Institut.
Xenia von Tippelskirch, Jahrgang 1971, arbeitet seit
Ende 2022 als Professorin für Geschichtswissenschaften an der
Goethe-Universität. Ihr Schwerpunkt ist die Kultur- und Religionsgeschichte der
Frühen Neuzeit, insbesondere hat sie zu Frömmigkeitspraktiken und
Wissenstransfer zwischen Frankreich und dem Alten Reich gearbeitet. Falk
Bretschneider, Jahrgang 1974, lebt und arbeitet seit vielen Jahren in
Frankreich und befasst sich in seiner Forschung vor allem mit der Geschichte
des Alten Reichs sowie mit der Geschichte der frühneuzeitlichen Strafjustiz.
Sowohl Tippelskirch als auch Bretschneider sind seit langem in der
deutsch-französischen Wissenschaftskooperation engagiert, u.a. bei der Leitung
des Deutsch-Französischen Doktorandenkollegs „Unterschiede denken“, dessen
Partner zukünftig auch die Goethe-Universität werden soll. Unter ihrer Leitung
werden zwei zentrale Forschungsachsen die Arbeit des IFRA-SHS in den kommenden
Jahren bestimmen: Das Verbundprojekt „Dynamiken des Religiösen“ und das Projekt
„Imperiale Räume“. Daneben gibt es zahlreiche weitere Projekte am Institut,
viele davon werden mit Partnereinrichtungen in Deutschland oder Frankreich
durchgeführt.
Bei der Feier im Casinogebäude waren rund 90 Gäste anwesend,
darunter zahlreiche Forscherinnen und Forscher aus der Universität, aber auch
etliche Frankfurter Kulturschaffende.
Bilder zum Download: www.uni-frankfurt.de/131906314
Bildtexte:
Bild 1: Matthieu Osmont, Direktor des Institut français Bonn und Attaché
der frz. Botschaft, Dr. Leopoldo Iribarren. Vizepräsident Internationales der
École des hauts études en sciences sociales Paris, S.E. François Delattre,
französischer Botschafter in Deutschland, Prof. Xenia von Tippelskirch, Prof.
Pierre Monnet, Unipräsident Prof. Enrico Schleiff, Ilde Gorguet, frz.
Generalkonsulin Frankfurt, Dr. habil. Falk Bretschneider, Prof. Rainer Maria
Kiesow, Vizepräsident Forschung der École des hautes études en sciences
sociales. (Foto: Jürgen Lecher)
Bild
2: Die neue Doppelspitze des Institut franco-allemand: Falk Bretschneider und
Xenia von Tippelskirch. (Foto: Jürgen Lecher)
Bild
3: Die neue Doppelspitze mit ihrem Amtsvorgänger: Falk Bretschneider und Xenia
von Tippelskirch mit Pierre Monnet (Mitte). (Foto: Jürgen Lecher)
Weitere Informationen
Dominique
Petre
Kulturbeauftragte
IFRA-SHS / Institut français Frankfurt
dominique.petre@institutfrancais.de
Telefon
+49 69 798-31900
https://ifra-francfort.fr/de/forschung-1
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Kathryn Barnes forscht zu ikonischen Wörtern im Deutschen und deren Wirkung
Wörter wie „ratzfatz“, „ruckzuck“ oder „pillepalle“ nennt man Ideophone. Sie kommen vor allem in der gesprochenen Sprache vor. Ihre Rolle im System Sprache ist bislang kaum erforscht. Eine junge Linguistin an der Goethe-Universität will das ändern. Sie schreibt ihre Doktorarbeit über die Semantik und Pragmatik von Ideophonen.
FRANKFURT.
Natürliche Sprachen gelten als „arbiträr“: Die sprachlichen Zeichen und deren
Bedeutung stehen in einem freien Verhältnis zueinander und beruhen nicht auf
Ähnlichkeit. Wer zum Beispiel das Wort „Buch“ nicht kennt, kann sich die
Bedeutung nicht aus der Form und Beschaffenheit des Wortes erschließen.
Aber es gibt auch Zeichen mit ikonischen Eigenschaften, die
durchaus ohne Vorkenntnis auf die Bedeutung schließen lassen. Gesten und Mimik
etwa: Als Begleiter der gesprochenen Sprache bringen sie zusätzlichen
Bedeutungsinhalt ein. Und es gibt Ideophone. Das sind Wörter, die das Gemeinte
klangmalerisch beschreiben; meist handelt es sich um Geräusche oder Bewegungen.
Ein Ideophon kann ein Verb, ein Adjektiv oder ein Adverb sein, es beschreibt
Art und Weise, Farbe, Geräusch, Geruch, Handlung, Zustand oder Intensität. In
afrikanischen Sprachen sind Ideophone besonders häufig, im Deutschen gibt es
sie weit seltener. Aber es gibt sie: „zickzack“, „holterdiepolter“, „ratzfatz“,
„pille-palle“ oder „plemplem“. Und mit dieser Art von Wörtern befasst sich
Kathryn Barnes.
Sie sind nicht nur Thema ihrer gerade entstehenden Dissertation,
sondern auch eines jüngst in der linguistischen Zeitschrift „Glossa“
erschienenen Aufsatzes. Betreut wird ihre Arbeit von der Linguistin Prof.
Cornelia Ebert, die auch das hochschulübergreifende DFG-Schwerpunktprogramm
„Visuelle Kommunikation. Theoretische, empirische und angewandte Perspektiven
(ViCom)“ koordiniert. Ebert hat in Bezug auf Gesten herausgefunden, dass diese
auf einer anderen Ebene Bedeutung vermitteln als arbiträre Zeichen. Sie werden
vom kommunikativen Gegenüber weniger in Frage gestellt. Barnes erforscht nun,
ob dies auch auf Ideophone übertragen werden kann.
„Solche vermeintlichen Sonderfälle können viel über das
Funktionieren von Sprache aussagen“, sagt Barnes. Für die als Aufsatz
erschienene Studie musste Barnes wegen der Pandemie die notwendige Befragung
als Onlineexperiment konzipieren. Insgesamt 40 Deutsch-Muttersprachler haben
den Fragebogen ausgefüllt, der die Verwendung (Pragmatik) und Bedeutung
(Semantik) von 20 Ideophonen beleuchten sollte.
Als ein Beispiel wird eine Szene aus dem Froschkönig verwendet, wo
der Frosch plitschplatsch die Treppe zum Schloss hinaufsteigt. Im einen
Beispiel wurde er zuvor als nass beschrieben, im anderen geschildert, dass die
Sonne ihn bei der Ankunft an der Treppe vollkommen ausgetrocknet hatte. Bei
Verwendung des Ideophons plitschplatsch konnten die Probanden die Schilderung
auch dann akzeptieren, als die Aussage eigentlich unlogisch erscheinen musste.
Anders bei Verwendung eines Adverbs – ganz ähnlich wie im Fall von Gesten wurde
der Fehler von den Teilnehmern weniger beanstandet.
„Dies ist meines Erachtens die erste experimentelle Arbeit zum
At-issue-Status von Ideophonen, die mit deutschen Sprechern durchgeführt wurde
– und eine der ganz wenigen überhaupt zum Informationsstatus von Ideophonen“,
sagt Prof. Cornelia Ebert. Im Deutschen jedenfalls seien Ideophone, die wie
Satzglieder verwendet würden, „not at issue“, das heißt: Ihr Wahrheitsgehalt
werde nicht im gleichen Maße in Frage gestellt wie der anderer Satzglieder. Ob
das, was anhand deutschsprachiger Ideophone gezeigt werden konnte, auch auf
andere Sprachen übertragbar sei, insbesondere auf solche, in denen die
Verwendung von Ideophonen viel üblicher ist als im Deutschen, müsse sich noch
zeigen.
Warum aber haben Ideophone (ebenso wie Gesten) eine höhere
Glaubwürdigkeit? Weil sie Bilder im Kopf erzeugen, also auf einer anderen
Verständnisebene wahrgenommen werden? Das will Kathryn Barnes weiter erforschen
und dabei auch andere Sprachen, etwa das Spanische einbeziehen.
Publikation:
Barnes, K. R. & Ebert, C. & Hörnig, R. & Stender, T., (2022) “The
at-issue status of ideophones in German: An experimental approach", Glossa: a
journal of general linguistics 7(1). doi: https://doi.org/10.16995/glossa.5827
Weitere Informationen
Kathryn
Barnes
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Institut für Linguistik
Goethe-Universität
069 798-32401
barnes@lingua.uni-frankfurt.de
https://sites.google.com/view/kathrynbarnes/home
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Ausstellung in der Universitätsbibliothek wird noch bis zum 26. Februar 2023 verlängert.
FRANKFURT. Fünf Ausstellungen des Jahres
2022 stehen auf der Shortlist des Preises "Ausgezeichnet Ausgestellt"
der Dr. Marschner Stiftung. Auch die Ausstellung "ein/aus gepackt. Die
Kinderbuchsammlung Benjamin" findet sich neben Ausstellungen in bekannten Häusern
der Frankfurter Museumsszene (Museum für Moderne Kunst, Jüdisches Museum,
Historisches Museum und Portikus) auf der Liste. „Die Nominierung“, so die
Bibliotheksdirektorin Daniela Poth, „war für uns eine große Überraschung und
noch größere Freude. Als eher kleiner Ausstellungsort, der zudem stark unter
den Auflagen der Pandemie gelitten hat, ist es nicht immer leicht, innerhalb
der großen Museumslandschaft Frankfurts wahrgenommen zu werden.“
Die in der Ausstellung präsentierte
Kinderbuchsammlung ist der einzige Teil der Bibliothek von Walter Benjamin, der
bis heute weitgehend geschlossen erhalten blieb. 1985 konnte das Institut für
Jugendbuchforschung die reich illustrierten Märchen-, ABC- und Sachbücher an
die Goethe-Universität holen. Anlass der Ausstellung ist die als Kooperation
zwischen Universitätsbibliothek und Institut für Jugendbuchforschung jüngst
erfolgte Digitalisierung sowie die konservatorische Sicherung der gut 200
historischen Bände. Die Ausstellung beleuchtet Inhalt und Bedeutung des
Bestandes: Welche Stationen hat die Sammlung durchlaufen? Welche Rolle spielte
sie für Benjamins Denken und Schreiben? Welche Fragen werfen die Bände und ihre
Illustrationen heute auf?
Die Ausstellung nimmt den Moment des Ein- und Auspackens zum Ausgangspunkt und greift damit die dialektische Spannung zwischen Ordnung und Unordnung auf, die Benjamin in Bezug auf das Sammeln hervorgehoben hat. Mit der Geste des Auspackens öffnet sie den Bestand für neue Zugänge und ungewohnte Perspektiven. Die eigens für die Ausstellung entstandene Arbeit des Medienkünstlers Ilan Manouach, in der ein mit den Illustrationen der Sammlung trainierter Algorithmus neue Bilder generiert, lässt die Besucher*innen in den Bilderkosmos der Bücher eintauchen und fordert gleichzeitig zur kritischen Auseinandersetzung mit den dort aufgerufenen Welten auf. Der Soundtrack von Ketty van Doln setzt diese Aufforderung einem anderen Sinn ansprechend fort.
Das Schopenhauer-Studio, der Kommunikations- und Ausstellungsraum der
Universitätsbibliothek, bietet Raum für Einblicke in Forschungs- und
Lehrprojekte mit den universitären Sammlungen der Goethe-Universität. Auch an
der nun nominierten Ausstellung waren neben den beiden Kurator*innen Dr. Judith
Blume und Dr. Felix Giesa Studierende und Forschende der Goethe-Universität
sowie Beschäftigte der Bibliothek beteiligt. Das so entstandene Konzept
spiegelt diese Vielfalt wider: „Mit der Ausstellung möchten wir die Sammlung
auspacken und sie für viele verschiedene Zugänge öffnen. Deshalb haben wir uns
entschieden, wissenschaftliche, künstlerische, restauratorische und
bibliothekarische Perspektiven auf die Sammlung sichtbar zu machen und so
vielfältige Möglichkeiten der Auseinandersetzung anzubieten“, erläutert Judith
Blume. „Die Sammlung ist innerhalb der Kinder- und Jugendbuchforschung, aber
auch innerhalb der Benjamin-Forschung kaum beforscht. Genau das wird sich nun
hoffentlich ändern“, ergänzt Felix Giesa.
Anlässlich
der Nominierung wird die Laufzeit der Ausstellung bis zum 26.02.2023
verlängert. Die ursprünglich als Finissage geplante Veranstaltung am 7.2.2023,
18 Uhr wird nun unter dem Motto „Ceci n'est pas un finissage!“ eher eine Feier
der Nominierung - mit kurzen Rück- und Ausblicken sowie mit groovigen Sounds.
Der Preis
Seit
2018 vergibt die Dr. Marschner Stiftung den mit 25.000 Euro dotierten Preis für
ein herausragendes kuratorisches Konzept eines Ausstellungsprojektes. Der Dr.
Marschner-Ausstellungspreis „Ausgezeichnet Ausgestellt“ richtet sich an alle
Institutionen gemeinnütziger und öffentlicher Trägerschaften in Frankfurt am
Main und Offenbach. Die Jury erstellt für das jeweilige Jahr eine Shortlist,
aus der im folgenden Frühjahr dann der Preisträger verkündet wird. Ausgewählt
werden Projekte, die sich durch ihre substanzielle kuratorische Arbeit sowohl
für eine breite Öffentlichkeit als auch für ein Fachpublikum auszeichnen.
Förderung des Projektes
Ausstellung:
Freundeskreis des Instituts für Jugendbuchforschung, Leinemann-Stiftung für
Bildung und Kunst, Vereinigung von Freunden und Förderern der
Goethe-Universität.
Digitalisierung:
Programm „Neustart Kultur“ der Bundesregierung.
Konservatorische
Sicherung: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und
Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK).
Ausstellung
ein/aus gepackt. Die Kinderbuchsammlung Benjamin
Universitätsbibliothek
-
Schopenhauer-Studio -
Bockenheimer
Landstraße 134-138
60325
Frankfurt am Main
19.
Oktober 2022 – (verlängert bis) 26. Februar 2023
Dienstag
- Sonntag 13:00 - 18:00 Uhr
7.
Februar 2023, 18 Uhr: "Ceci n'est pas un finissage!"
Information
zur Ausstellung: https://www.ub.uni-frankfurt.de/ausstellung/benjamin.html
Information
zum Ausstellungspreis: https://t1p.de/ausgezeichnet-ausgestellt-2022
Information:
Dr.
Judith Blume, Koordinatorin universitäre Sammlungen, Universitätsbibliothek J.
C. Senckenberg, Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main, Tel:
+49 (69) 798 39197, E-Mail: j.blume@ub.uni-frankfurt.de
und Dr. Felix Giesa, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kustos am Institut für
Jugendbuchforschung, Norbert-Wollheim-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Tel:
+49 (69) 798 33008, E-Mail: giesa@em.uni-frankfurt.de
Kontakt für Pressefragen allgemein:
Bernhard Wirth, Stabsabteilungen Personalentwicklung und
Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR
& Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Online JOB-MESSE des Fachbereichs Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität. Freitag, 3.02.2022, von 13–18 Uhr
FRANKFURT. Die Online JOB-MESSE für Erziehungswisssenschaftler*innen und Pädagog*innnen startet um 13 Uhr mit einem Impuls zum Auftakt. Zwei ehemalige Studierende der Goethe-Universität beschreiben Ihren Weg „… von der Uni in die Bereichsleitung“. Befragt werden sie von der Dekanatsleitung des Fachbereichs Erziehungswissenschaften, Dr. Birte Egloff. Das Interview ermöglicht einen exklusiven Einblick in die Praxis.
Anschließend stehen 16 unterschiedliche Einrichtungen aus der pädagogischen Praxis in virtuellen Räumen bereit, ihre Arbeit und ihre laufenden Projekte vorzustellen und Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu beantworten. Das ist die Chance, direkt Kontakt zu einem*r gewünschten, neuen Arbeitgeber*in zu knüpfen. Ziel der JOB-MESSE ist es, Studierenden, Absolventinnen und Absolventen sowie pädagogischen Fachkräften durch die Auswahl an verschiedenen Institutionen zu zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten in dieser Branche sind und wie bedeutsam die Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen ganz besonders in gesellschaftlich herausfordernden Zeiten ist.
Seit nunmehr 10 Jahren, seit 2012, veranstalten der Fachbereich Erziehungswissenschaften, das Paritätische Bildungswerk Hessen e.V. und das Team des Career Service von CAMPUSERVICE unter dem Titel „Der pädagogischen Praxis auf der Spur“ die Jobmesse für Pädagog*innen. Dr. Birte Egloff, Dekanatsleitung des Fachbereichs Erziehungswissenschaften, erläutert die Besonderheit der Veranstaltung: „Viele Jahre war der Arbeitsmarkt für Pädagog*innen eher schwierig: auf wenige Stellen kamen viele Bewerber*innen, die Weiterentwicklungsmöglichkeiten waren beschränkt und die Arbeitsbedingungen wenig ansprechend – das hat sich inzwischen in vielen Aspekten geändert. Der Bedarf an pädagogischen Fachkräften in allen Bereichen der außerschulischen Bildung ist riesig. Bildungs- und Sozialeinrichtungen geben sich große Mühe, attraktive Arbeitsplätze anzubieten und Studierende und Absolvent*innen für sich zu gewinnen. Die Jobmesse bietet die Möglichkeit, sich entsprechend zu präsentieren. Für Studierende ist es eine großartige Chance, die Vielfalt der pädagogischen Arbeitsfelder kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. In den vergangenen Jahren wurden einige der Studierenden, die als Besucher auf der Jobmesse waren, ‚vom Fleck weg' auf freie Stellen übernommen.“
Interessierte können sich für die Jobmesse für Pädagog*inne anmelden unter: www.jobmesse-paedagogik.uni-frankfurt.de
Die Musikensembles des Collegium Musicum der Goethe-Universität präsentieren ihre Abschlusskonzerte
FRANKFURT. Zum Abschluss des Wintersemesters 2022/23 laden das Sinfonieorchester, das Kammerorchester und der Chor sowie das Sinfonische Blasorchester der Goethe-Universität zu Konzerten ein. Das Semesterabschlusskonzert des Sinfonieorchesters findet am Donnerstag, den 2. Februar, um 20 Uhr im Casino-Festsaal auf dem Campus Westend statt.
Auf dem Programm stehen die 5. Sinfonie von Peter I. Tschaikowski sowie die deutsche Erstaufführung der Sinfonie Nr. 2 „Un mondo nuovo“ von Nicola Campogrande (geb. 1969). Campogrande ist ein zeitgenössischer italienischer Komponist und Musikjournalist, der mehrere Opern und Orchesterwerke sowie Stücke für Kammermusik verfasst hat.
Die Leitung des Konzerts hat Universitätsmusikdirektor Jan Schumacher.
Das Kammerorchester veranstaltet am Dienstag, den 7. Februar, um 19 Uhr einen Kammermusikabend in der Lobby des PA-Gebäudes (EG) auf dem Campus Westend, u.a. mit dem Eliot-Quartett und Werken von Christian Ridil. Der Komponist, Chorleiter und Musikwissenschaftler Christian Ridil leitete bis 2008 die Frankfurter Universitätsmusik.
Auf dem Programm des Universitätschors steht das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart, am Donnerstag, den 9. Februar, um 20 Uhr im Casino-Festsaal auf dem Campus Westend.
Die Solisten Katharina Blattmann (Sopran), Nicole Schumann (Alt), Christian Rathgeber (Tenor) und Johannes Hill (Bass) werden am Klavier begleitet von Andreas Frese und Jonas Pinto (Klavierfassung von Carl Czerny). Es singt der Chor des Collegium Musicum der Goethe-Universität unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Jan Schumacher.
Das Konzert des Sinfonischen Blasorchesters findet am Montag, 6. Februar, um 20 Uhr im Casino-Festsaal auf dem Campus Westend statt.
Auf dem Programm stehen Kompositionen und Arrangements unter anderem von Johan de Meij, Adam Gorb, Eric Whitacre und Jan Van Der Roost. Geleitet wird das Sinfonische Blasorchester seit seiner Gründung im Wintersemester 2016/2017 von Lisa Marie Bodem.
Weitere Informationen https://unimusik-frankfurt.de/
Collegium Musicum lädt zum Konzert des Sinfonischen Blasorchesters
FRANKFURT. Zum Abschluss des Wintersemesters 2022/23 lädt das Collegium Musicum der Goethe-Universität zum Konzert mit dem Sinfonischen Blasorchester. Die Veranstaltung findet am
Montag, 6. Februar,
um 20 Uhr
im Casino-Festsaal
auf dem Campus
Westend
statt. Das rund 60 Mitglieder starke
Orchester spielt ein abwechslungsreiches Programm mit Kompositionen und
Arrangements unter anderem von Johan de Meij, Adam Gorb, Eric Whitacre und Jan
Van Der Roost. Geleitet wird das Sinfonische Blasorchester seit seiner Gründung
im Wintersemester 2016/2017 von Lisa Marie Bodem. Die junge Dirigentin, die an
der Goethe-Universität Musikwissenschaft und Theater-, Film- und
Medienwissenschaft studiert hat, absolviert derzeit eine berufsbegleitende
Ausbildung im Fach „Leitung von Blasorchestern-Metafoor“ bei Prof. Alex
Schillings und Rob Goorhuis an der BDB-Musikakademie in Staufen im Breisgau.
Zudem studiert sie Schulmusik (StEx Lehramt an Gymnasien, Hauptfach Posaune) an
der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt.
Ein Bild zum Download finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/131288010
Bildtext: Am 6. Februar spielt zum Abschluss des
Wintersemesters das Sinfonische Blasorchester des Collegium Musicum. (Foto:
privat)
Informationen:
https://unimusik-frankfurt.de/sinfonisches-blasorchester/
https://www.facebook.com/Sinfonisches-Blasorchester-der-Goethe-Universit%C3%A4t-Frankfurt-374196172926844/
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Frankfurt am
Main, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Podiumsgespräch Bürger-Universität über Vertrauen und Protest in der Demokratie
FRANKFURT. Demokratie ist eine lernfähige Form des Zusammenlebens. Sie lebt von loyaler Opposition – von öffentlich geäußerter Kritik, dem Einspruch, dem argumentierenden Protest ihrer Mitglieder. Doch nicht immer wird Kritik offen formuliert – weil sich etwa wie bei den sogenannten Reichsbürgern hinter dem Widerspruch eine destruktive Haltung verbirgt, die Rechtsstaatlichkeit attackiert. Oder weil Gruppen nicht gleichberechtigt in das demokratische Zusammenleben eingebunden sind und Bürger:innen mitunter so machtunterlegen sind, dass sie mit ihrer Position gar nicht durchdringen können.
Was ist an Demokratien falsch, wenn sich dieser Widerstand oft nur
im Verborgenen äußern will oder kann? Was bedeutet dies für Bürgerinitiativen
und ihre Protestformen?
Das Podiumsgespräch der Bürger-Universität
Unsichtbarer
Widerstand – Vertrauen und Protest in der Demokratie
am 2.
Februar 2023, 19 Uhr
im
Normative Orders-Gebäude, Max-Horkheimer-Straße 2
60323
Frankfurt am Main
fragt nach Formen von Widerstand in der Demokratie, unter welchen
Bedingungen sie entstehen und wie mit ihnen umgegangen werden kann.
Auf dem Podium diskutieren: Dominik Herold, (Mit-)Gründer
und Sprecher des Netzwerks Paulskirche und der Nichtregierungsorganisation
(NGO) mehr als wählen e. V., der Humangeograph Dr. Daniel Mullis vom
Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, der
Familien- und Jugendsoziologe Prof. Dr. Ferdinand Sutterlüty an der
Goethe-Universität sowie die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Lisbeth
Zimmermann, die an der Goethe-Universität u.a. zu Internationalen Institutionen
und Friedensprozessen forscht.
Veranstaltet wird das Podiumsgespräch von der Goethe-Universität
in Kooperation mit der Clusterinitiative ConTrust am Forschungsverbund
„Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität.
Weitere
Informationen:
www.buerger.uni-frankfurt.de
Anmeldung
unter: buergeruni@uni-frankfurt.de
Juliane Rebentisch spricht zum Abschluss der partizipativen Redenreihe DenkArt „Kunst_weggespart oder systemrelevant?“
RANKFURT. Ist Kunst „systemrelevant“? Hilft sie, Probleme zu lösen? Stiftet sie Sinn? Oder kann im Ausnahmefall auf Kunst und kulturelle Einrichtungen verzichtet werden? Die Reihe DenkArt „Kunst weggespart oder systemrelevant?“ greift die Debatte über die Funktion von Kunst in der Gesellschaft in Vorträgen seit dem Herbst auf.
Zum Abschluss der partizipativen Redenreihe
am
Montag, dem 30. Januar 2023,
um
19.30 Uhr
spricht
Prof.
Dr. Juliane Rebentisch
über
„Keine Gesellschaft ohne Kunst?“
im Haus
am Dom, Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main.
In dem Vortrag der renommierten Philosophin und Ästhetikerin und
der anschließenden Diskussionsrunde geht es unter anderem um die Position, die
Kunst zwischen ihrer Autonomie und Eigenlogik als Bestandteil der Gesellschaft
einnimmt, und um die Frage, ob es auch eine Politikerwartung an Kunst gibt und
welche ästhetischen Dimensionen Politik und Demokratie auszeichnen.
Juliane Rebentisch ist Professorin an der Hochschule für
Gestaltung Offenbach am Main und Assoziiertes Mitglied des Forschungszentrums „Normative
Ordnungen“.
Der Vortrag kann im Haus am Dom oder via Livestream online
verfolgt werden. Die Tickets sind erhältlich an der Rezeption im Haus am Dom,
im Internet unter https://hausamdom.reservix.de/events oder
an den AD-Ticket-Vorverkaufsstellen adticket.de/vorverkaufsstellen. Die
Übertragung via Livestream erfolgt über den folgenden Link https://youtu.be/TFbzpj_9QXI
Ziel der Reihe „DenkArt“ ist es, die öffentliche Debattenkultur zu
pflegen und einen partizipativen Diskursraum zu gesellschaftlichen Themen der
Gegenwart zu ermöglichen. Daher werden im Anschluss an die Impulsvorträge die
Zuschauer*innen miteinander ins Gespräch gebracht und erhalten die Gelegenheit,
die Vorträge untereinander zu diskutieren und in Kleingruppen Fragen an die
Gastredner*innen zu entwickeln.
Veranstalter sind die Katholische Akademie Rabanus Maurus, Haus am
Dom, der Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
Frankfurt am Main, die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e.V. und die Hochschule
für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Unterstützt wird die
Reihe durch die Sebastian-Cobler-Stiftung für Bürgerrechte.
Weitere Informationen
Anke
Harms
Referentin
für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der
Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.net
www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/denkart
www.hausamdom-frankfurt.de
Frankfurter Institut für Sozialforschung feiert 100-jähriges Jubiläum mit Festakt
FRANKFURT. Am Montag, den 23. Januar 2023, jährte sich der Erlass des preußischen Kultusministers zur »Errichtung eines Instituts für Sozialforschung an der Universität Frankfurt als einer wissenschaftlichen Anstalt, die zugleich Lehrzwecken der Universität dient«, zum hundertsten Mal. Zu diesem Anlass hat das Institut für Sozialforschung (IfS) im Rahmen seines 100-jährigen Jubiläums zu einem presseöffentlichen Festakt eingeladen. Anwesend waren u.a. Vertreter:innen der hessischen Landesregierung, der Stadt Frankfurt, der Goethe-Universität sowie von zahlreichen akademischen wie zivilgesellschaftlichen Institutionen und Organisationen.
Der
Direktor des IfS, Prof. Dr. Stephan Lessenich, verwies in seinem Redebeitrag
auf die gegenwärtig stattfindende Entwicklung eines neuen Forschungsprogramms.
Für die kritische Gegenwartsanalyse im Lichte einhundertjähriger Bemühungen um
eine Gesellschaftskritik auf der Höhe der Zeit gelte es »mit dem
konzeptionellen Fundus der Kritischen Theorie zu operieren, ohne seiner
historischen Schwerkraft zu erliegen; mit der Dynamik der neuen Zeit zu gehen,
ohne die kritische Distanz zu ihr zu verlieren. Die Tradition kritischer
Theoriebildung und Sozialforschung verändernd fortschreiben: Das ist die ebenso
erfüllende wie herausfordernde Aufgabe, vor die sich das IfS im Jahre 2023
gestellt sieht. Wie wollen wir an diese Aufgabe herangehen? In dem Bewusstsein,
dass wir das Rad nicht neu erfinden werden, aber eben auch nicht müssen; dass
es heute ums Ganze geht, um das Ganze der Gesellschaft und die Zukunft der
Menschheit; dass die wissenschaftliche Ergründung des Ganzen, seiner Bewegung,
seiner Widersprüche, seiner Grenzen, seiner Überwindung, nicht anders bewältigt
werden kann als in einem kollektiven, kooperativen, kollegialen
Arbeitszusammenhang.«
Zu
seinem 100-jährigen Bestehen hat die Wissenschaftsministerin Angela Dorn die
wichtige Rolle des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt für eine
lebendige Demokratie hervorgehoben: »Das IfS steht seit Horkheimer, Benjamin
und Adorno in einer philosophischen Tradition, die sich nicht damit begnügt,
die Welt verschieden zu interpretieren, sondern sie auch verändern will. Es
begann als Forschungsstätte zur Theorie und Geschichte des Sozialismus und der
Arbeiterbewegung mit der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, der es um
die Aufdeckung von Unrecht, um Emanzipation und Veränderung ging. Nach den
Verbrechen des Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg eröffnete es 1951 wieder;
der Zivilisationsbruch wurde zum Forschungsgegenstand. Die Kritische Theorie
hat seit dem Anfang des IfS an Relevanz und Bedeutung nichts verloren. Wir
brauchen dringend solche Einrichtungen. Um diese wichtige Rolle zu stärken,
haben wir die Förderung des Landes von 2021 an gern von rund 620.000 auf
nunmehr gut 870.600 Euro im Jahr erhöht.«
Die
Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt Dr. Ina Hartwig betonte in ihrer Rede die
enge Verbindung von IfS und der Stadt Frankfurt: »Ich gratuliere dem Institut
für Sozialforschung von Herzen zu seinem runden Geburtstag. Seit seiner
Gründung strahlt es weit über die Grenzen Frankfurt hinaus und gilt national
wie international als bedeutender Ort kritischer Gesellschaftstheorie und
Sozialforschung. Das Institut für Sozialforschung hat – zuletzt mit dem
langjährigen Direktor Axel Honneth, nun mit Stephan Lessenich an der Spitze –
in den vergangenen 100 Jahren seine gesellschaftskritischen Positionen und eine
empirische Forschungspraxis stets beibehalten. Zu sehen ist in den
Veranstaltungen heute eine noch stärkere Öffnung des Hauses. Ein Ort nicht nur
für Wissenschaftler und Studierende, sondern auch für Künstler und
Kulturschaffende, für die Stadtgesellschaft. Ich bin mir sicher, dass das
Institut für Sozialforschung auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten eine
›Frankfurter Schule‹ im besten Sinne bleiben wird!« Die Stadt Frankfurt
unterstützt das IfS mit rund 356.000 Euro jährlich.
Der
Präsident der Goethe-Universität Frankfurt, Prof. Dr. Enrico Schleiff,
gratulierte in seinem Grußwort dem Institut für Sozialforschung herzlich zum
100. Geburtstag: »Die Kritische Theorie der Frankfurter Schule ist eine der
wissenschaftlichen Visitenkarten Frankfurts, die trotz der immer kürzer
werdenden Halbwertszeit von wissenschaftlichen Erkenntnissen und
wissenschaftlichen Reputationen nach wie vor auch international glänzt.« Das
Institut für Sozialforschung, so Schleiff, habe sich der aktiven Gestaltung der
Gesellschaft durch wissenschaftliche Erkenntnisse auf höchstem Niveau
verschrieben. Und diesem Anspruch sehe sich auch die Goethe-Universität verpflichtet.
Schon jetzt seien die Beziehungen zwischen Universität und Institut eng,
kooperiere man seit Anfang an auf vielfältigen Ebenen miteinander. Schleiff
wünschte sich abschließend vom IfS: »Erforschen Sie in der Tradition der
Kritischen Theorie Überraschungen, Verunsicherungen, Herausforderungen, damit
eine unter wissenschaftlichen Vorzeichen stehende ›politische Aufklärung‹
gelingt!«
Kontakt:
Mirko
Broll, Referent für Öffentlichkeitsarbeit am Institut für Sozialforschung
broll@em.uni-frankfurt
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Auszeichnung gemeinsam mit Brenda Schulman vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried – Grundlegende Arbeiten zum zellulärem Recyclingsystem durch Ubiquitin – Preisgeld 500.000 Schweizer Franken
Für
seine Beiträge zur Erforschung eines der zentralen Regulationssysteme der
Zelle, des Ubiquitin-Systems, wird Prof. Ivan Đikić, Direktor des Instituts für
Biochemie II der Goethe-Universität Frankfurt, mit dem Louis-Jeantet-Preis für
Medizin ausgezeichnet. Der Preis wird Đikić gemeinsam mit seiner
Kooperationspartnerin Prof. Brenda Schulman vom Max-Planck-Institut für Biochemie
in Martinsried bei München verliehen. Dies gab die schweizerische
Louis-Jeantet-Stiftung heute bekannt. Der Louis-Jeantet-Preis für Medizin gehört
zu den renommiertesten Auszeichnungen für die biomedizinische Forschung und ist
mit 500.000 Schweizer Franken (etwa 500.000 Euro) dotiert.
FRANKFURT. Für Wachstum, Stoffwechsel und
Signalverarbeitung benötigen die Zellen unseres Körpers Tausende Proteine, die
sie in orchestrierten Prozessen herstellen und auch wieder abbauen müssen. Bestimmte
Enzyme, sogenannte E3-Ligasen, hängen kleine Eiweißketten aus
Ubiquitin-Einheiten an defekte, überflüssige oder schädliche Proteine. So
signalisieren sie dem „Schredder“ der Zelle, dem Proteasom, dass die jeweiligen
Proteine wieder in ihre Bestandteile zerlegt werden soll. Seit vielen Jahren
erforscht Prof. Ivan Đikić dieses Ubiquitin-System und entwickelt Methoden, es
auch für die Bekämpfung von Krankheiten nutzen zu können.
Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt,
gratulierte dem Preisträger: „Mit seinen Pionierarbeiten hat Ivan Đikić gezeigt,
dass die Ubiquitinierung nicht nur Abbau- und Selbsterneuerungsprozesse in der
Zelle steuert, sondern dass es verschiedene Arten von Ubiquitinketten gibt, die
in der Summe in die Regulierung nahezu aller zellulärer Funktionen eingreifen.
Damit hat er unser Verständnis des Ubiquitinsystems radikal erweitert und
dessen Beziehungen zu Krankheiten wie Krebs oder neurodegenerativen Störungen
offengelegt.“
Präsident Schleiff hob außerdem das innovative Anwendungspotenzial
von Đikićs Forschungsarbeiten hervor: „Ivan Đikić ist ein brillanter Forscher.
Er leitet unter anderem den Zukunftscluster PROXIDRUGS, der neue Wege zur
Entwicklung von medizinischen Wirkstoffen auf Basis des Ubiquitinsystems beschreitet.
Auf diese Weise sollen etwa krebsfördernde Proteine gezielt dem zellulären
Abbausystem zugeführt werden, aber das wäre nur eine Möglichkeit der Anwendung.
Dies eröffnet den Weg zu einer völlig neuen medikamentösen Substanzklasse, mit
deren Hilfe sich auch die zahlreichen krankheitsrelevanten Proteine adressieren
lassen, die bisher durch klassische, kleine Moleküle nicht erreichbar sind. Die
Entwicklung solch neuartiger Substanzklassen ist auch ein wichtiges Thema in
unserer Clusterinitiative EMTHERA, die wir zusammen mit der Johannes
Gutenberg-Universität Mainz gestartet haben und die von Ivan Đikić gemeinsam
mit der Vorjahrespreisträgerin Özlem Türeci geleitet wird."
Đikić sagte: „Ich bin sehr
stolz darauf, den Louise-Jeantet-Preis für Medizin gemeinsam mit meiner
Kollegin und Freundin Brenda Schulman zu erhalten. Ich bin allen Mitgliedern
meines Labors, den Kollegen in Frankfurt und allen Kooperationspartnern auf der
ganzen Welt zu Dank verpflichtet, die bewiesen haben, dass die Kultur der
Zusammenarbeit und des Datenaustauschs nicht nur Freude bereitet, sondern auch
entscheidend für die Förderung wirkungsvoller wissenschaftlicher Entdeckungen
ist. Unsere Forschung hat dazu beigetragen, Frankfurt und die
Goethe-Universität unter den führenden Zentren für biomedizinische Forschung in
Deutschland zu positionieren.“
Ivan
Đikić, Jahrgang 1966, studierte an der Universität Zagreb Medizin und
promovierte an der New York University. Er gründete seine erste unabhängige
Gruppe am Ludwig-Institut für Krebsforschung in Uppsala, bevor er als Professor
für Biochemie an die Goethe-Universität Frankfurt berufen wurde. Seit 2009
leitet Đikić hier als Direktor das Institut für Biochemie II. Von 2009 bis 2013
war er zudem Gründungsdirektor des Buchmann Instituts für Molekulare
Lebenswissenschaften. Im Jahr 2018 wurde Đikić zum Fellow des
Max-Planck-Instituts für Biophysik in Frankfurt ernannt. Er ist Sprecher des
BMBF-geförderten Zukunftsclusters PROXIDRUGS, des DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs
1177 zur selektiven Autophagie sowie Co-Sprecher des Clusterprojekts ENABLE und
designierter Sprecher der geplanten Exzellenzinitiative EMTHERA. Ferner konnte
er kürzlich bereits zum dritten Mal einen Advanced Grant des Europäischen
Forschungsrats (ERC) einwerben. Für seine biomedizinische Forschung wurde er
mit zahlreichen Preisen geehrt, unter anderem 2013 mit den Gottfried Wilhelm
Leibniz-Preis. Er ist gewähltes Mitglied der Nationalen Akademie der
Wissenschaften Leopoldina, der European Molecular Biology Organization (EMBO) und
wurde außerdem in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen.
Die Schweizer Louis-Jeantet-Stiftung verleiht seit 1986 jährlich
die Louis-Jeantet-Preis an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die
herausragende Forschung auf dem Gebiet der Biomedizin leisten. Die
Preisträgerinnen und -träger müssen in einem der Mitgliedsstaaten des
Europarats tätig sein. Der Louis-Jeantet-Preis für Medizin ist mit 500.000
Schweizer Franken dotiert, von denen 450.000 für die Weiterführung der
Forschung der Preisträger:innen und 50.000 für ihre persönliche Verwendung
bestimmt sind.
Die Preisverleihung findet am Mittwoch, 26. April 2023, in Genf in
der Schweiz statt.
Link: https://www.jeantet.ch/en/
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/123390769
Bildtext: Prof. Dr. Ivan Đikić.
Foto: Uwe Dettmar für Goethe-Universität Frankfurt
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Ivan Ðikić
Institut
für Biochemie II, Universitätsklinikum Frankfurt und Goethe-Universität
Frankfurt
sowie
Buchmann Institut für molekulare Lebenswissenschaften
Tel:
+49 (0) 69 6301-5964
dikic@biochem2.uni-frankfurt.de
Twitter:
@iDikic2
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent
für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069
798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Biochemiker und Arzt des Berlin Institute of Health erforscht Bildung unseres Blutes
Der Biochemiker und Arzt Dr. Dr. Leif S. Ludwig (40) vom Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und vom Max Delbrück Centrum erhält den Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2023. Das gab der Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung heute bekannt. Basierend auf den neuesten Technologien zur Gensequenzierung einzelner Zellen hat der Preisträger ein Verfahren entwickelt, das die lebenslange Neubildung der Zellen des menschlichen Bluts bis zu 1.000-mal preiswerter, schneller und zuverlässiger analysieren kann als bisher möglich. Damit versetzt er die Medizin zum ersten Mal in die Lage, die Aktivität einzelner Blutstammzellen im Menschen mit vertretbarem Aufwand zu bestimmen.
FRANKFURT. Unser Blut erneuert sich ständig. In jeder
Sekunde fließen ihm Millionen neuer Zellen zu, die absterbende Blutkörperchen
ersetzen. Sie entspringen aus hämatopoetischen (blutbildenden) Stammzellen im
Knochenmark und reifen dann Schritt für Schritt über mehrere Vorläuferstufen
aus. Dabei werden traditionell vier große Entwicklungslinien unterschieden: Die erste Linie produziert die roten
Blutkörperchen, die den Sauerstoff transportieren, die zweite liefert die
Thrombozyten, die Blutungen stoppen und Wunden heilen lassen. In der dritten
Linie entwickeln sich die weißen Blutkörperchen, die uns mit einer angeborenen
Immunabwehr ausstatten, wie beispielsweise die Granulozyten, und in der vierten
die B- und T-Zellen, auf deren Einsatz unsere im Infektionsfall erworbene
Immunabwehr gründet. Je weiter die Forschung voranschritt, desto undeutlicher
ließen sich diese Linien jedoch gegeneinander abgrenzen.
Die hämatopoetischen Stammzellen wurden
1961 entdeckt. Diese Entdeckung ermöglichte in den 1970-er Jahren die
Einführung von Knochenmarkstransplantationen zur Behandlung bestimmter Formen
von Blutkrebs. Aus der Beobachtung, wie sich transplantierte Zellen im
Organismus des Empfängers verhalten, ergaben sich viele neue Erkenntnisse über
die Blutbildung. Deren Aussagewert war aber dadurch eingeschränkt, dass sie unter
künstlichen Bedingungen gewonnen wurden. Die transplantierten Stammzellen waren
ja zuvor ihrem natürlichen Zusammenhang entrissen worden. Mit Hilfe von
genetischen Markern gelang es jedoch, die Entwicklung von Blutzellen seit den
1980er Jahren in ihrem natürlichen Kontext zu erforschen. Dieses als Lineage
Tracing bezeichnete Verfahren wurde in den folgenden Jahrzehnten mit immer
größerer Präzision angewandt – allerdings nur in Tierversuchen, denn es
verbietet sich von selbst, Menschen mit künstlichen genetischen Markern
auszustatten.
Im menschlichen Blut ist Lineage Tracing nur durch die
Beobachtung natürlicher Mutationen in der DNA möglich, die nach einer
Zellteilung in der einen Tochterzelle vorkommen, in der anderen aber nicht, und
sich so nur in bestimmten Zellfamilien (Klonen) weiterverbreiten. In den 2010er
Jahren wurde versucht, solchen Mutationen im gesamten Genom von Blutzellen auf
die Spur zu kommen. Das ist aber angesichts der mehr als drei Milliarden „Buchstaben“
(Basenpaaren) unseres Genoms trotz modernster Methoden sehr teuer und
fehleranfällig. Leif Ludwig verlegte sich daher auf den Nachweis natürlicher
Mutationen in den Mitochondrien von Blutzellen. Diese Zellkraftwerke verfügen
über ein eigenes, viel kleineres Genom von rund 16.600 Basenpaaren. Leif Ludwig
verknüpfte deren Analyse mit den neuesten Einzelzell-Sequenzierungstechnologien
(Single Cell-Omics) und konnte dadurch gleichzeitig Aussagen über den
aktuellen Gesundheitszustand der untersuchten Zellen treffen. Inzwischen haben
er und sein Team die von ihnen entwickelte Methode so verfeinert, dass sie in Knochenmarks-
und Blutproben eines Patienten viele Zehntausende Zellen analysieren können.
Seit langem wird vermutet, dass hämopoetische Stammzellen keine
einheitliche Quelle sind, sondern vielmehr einen heterogenen Pool bilden, aus
dem bei der unaufhörlichen Bildung neuen Blutes verschiedene, sich vielfältig
verzweigende Entwicklungsflüsse entspringen. Aus einer Stammzelle könnten etwa
nur Thrombozyten entstehen, aus einer anderen alle möglichen Blutzellen. Die
Verwandtschaftsverhältnisse in unserem Blut sind also sehr unübersichtlich. Leif
Ludwigs Analyseverfahren erlaubt nun, sie besser zu entwirren, um zum Beispiel
zu erkennen, an welcher Abzweigung eine Leukämiezelle oder eine degenerative
Veränderung entsteht. Es eröffnet der Humanmedizin erstmals die Möglichkeit,
solche Untersuchungen in Zukunft im klinischen Alltag vorzunehmen und daraus
therapeutische Konsequenzen abzuleiten.
Dr. rer. nat. Dr. med. Leif Si-Hun Ludwig studierte seit 2003 zunächst
Biochemie an der Freien Universität Berlin, dann Humanmedizin an der Charité
Universitätsmedizin Berlin. Als Doktorand der Biochemie forschte er von 2011
bis 2015 am Whitehead Institute of Biomedical Research, als Post-Doc von 2016
bis 2020 am Broad Institute of MIT and Harvard, beide in Cambridge/USA. Seit
November 2020 leitet er eine Emmy Noether-Forschungsgruppe am Berlin Institute
of Health in der Charité und dem
Berlin Institute for Medical Systems Biology (Max Delbrück Center).
Der Preis wird – zusammen mit dem Hauptpreis 2023 – am 14. März
2023 um 17 Uhr vom Vorsitzenden des Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung in
der Frankfurter Paulskirche verliehen.
Bilder des Preisträgers und ausführliche Hintergrundinformation „Was uns das Mitochondrium erzählt“ zum
Download auf: www.paul-ehrlich-stiftung.de
Weitere Informationen
Pressestelle
Paul Ehrlich-Stiftung
Joachim Pietzsch
Tel.: +49 (0)69 36007188
E-Mail: j.pietzsch@wissenswort.com
www.paul-ehrlich-stiftung.de
Redaktion: Joachim Pietzsch / Dr. Markus
Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR &
Kommunikation, Telefon 069
798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Unabhängige Kommission stellt in einem Abschnitt wissenschaftliches Fehlverhalten fest, welches aber keine Aberkennung des Doktorgrads begründet
FRANKFURT. Nach eingehender Prüfung der Dissertation von Herrn Dr. Mathias Döpfner, der 1990 an der Goethe-Universität mit der Arbeit „Musikkritik in Deutschland nach 1945 – Inhaltliche und formale Tendenzen – Eine kritische Analyse“ promoviert wurde, stellt die Kommission zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten aufgrund der mehrfachen wörtlichen oder gedanklichen Übernahme fremder geistiger Autorenschaft zwar ein wissenschaftliches Fehlverhalten fest. Die einzelnen Befunde seien jedoch in ihrer Summe und hinsichtlich ihrer Bedeutung für den wissenschaftlichen Kern der Arbeit nicht ausreichend, um eine Aberkennung des Doktorgrades zu begründen.
Die
Kommission war im Februar 2022 tätig geworden, nachdem die Hochschulleitung
durch Hinweise von zwei auf die Findung von Plagiaten spezialisierten Experten
auf ein mögliches Fehlverhalten aufmerksam gemacht worden war. Auf
Grundlage der erhobenen Vorwürfe hatte die Kommission auf Antrag des Präsidiums
ein Verfahren eingeleitet, um eine unabhängige Prüfung der Dissertation von
Herrn Dr. Döpfner vornehmen zu können. Zur fachlichen Ergänzung ihrer Expertise
hatte die Kommission zusätzlich einen musikwissenschaftlich ausgewiesenen
Forschenden kooptiert.
Nach Prüfung der Arbeit gelangte die
Kommission übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass in der Dissertation im
Abschnitt „Historische Determinanten der Deutschen Musikkritik bis 1945“ (S. 29 - 50) der Vorwurf des wissenschaftlichen
Fehlverhaltens in Form mehrfach ungekennzeichneter Übernahmen oder Aneignungen
fremden Gedankenguts erfüllt sei. Ein wissenschaftliches Fehlverhalten liege
dort vor, wo – namentlich in Form eines Text- oder Ideenplagiats – ungeprüft
originäre Formulierungen oder Gedanken der Quelle als eigene übernommen werden
oder sonst eine zu enge Anlehnung an die Quelle erfolgt, die als solche hätte
ausgewiesen werden müssen. Ein solches Vorgehen habe auch schon vor über 30
Jahren einen Verstoß gegen die damals geltenden Grundsätze guter
wissenschaftlicher Praxis dargestellt. Daneben wurde eine Reihe von Blindzitaten
und ungeprüft übernommenen Literaturangaben festgestellt, die nach geltender
Rechtsprechung ebenfalls als Plagiate zu werten sind.
Allerdings konnte die Kommission den
Vorwürfen in den Verdachtsanzeigen der beiden Plagiatssucher nicht in allen Punkten
folgen, sodass sich nach ihrer Ansicht im Ergebnis eine deutlich geringere
Anzahl an Verstößen ergibt, als dort jeweils moniert. Zu berücksichtigen ist
zudem, dass der sehr umfassende Hauptteil der Arbeit nach gegenwärtigem Stand
nicht von den Plagiatsvorwürfen betroffen ist und auch keine Anhaltspunkte für
wissenschaftliches Fehlverhalten ersichtlich sind.
Im
Interesse einer möglichst transparenten Darstellung des Verfahrens macht die
Kommission zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten auf Bitten des
Universitätspräsidenten den gesamten Beschluss öffentlich. Dieser kann unter
folgendem Link eingesehen werden: https://www.uni-frankfurt.de/131192024/
Universitätspräsident
Prof. Dr. Enrico Schleiff dankte der von Weisungen des Präsidiums und anderer
Instanzen unabhängigen Kommission für ihre gründliche und sorgfältige Arbeit,
die einen wichtigen Beitrag zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis
darstelle. Die Goethe-Universität leiste mit der Transparenz einen aktiven
Beitrag zur wissenschaftlichen Qualitätssicherung und öffentlichen
Nachvollziehbarkeit universitätsinterner Prüfungsprozesse.
Herr Dr. Döpfner wurde am 17.01.2023 über die Ergebnisse der Prüfung unterrichtet. Der
begründete Beschluss liegt ihm vor. Gegen den Beschluss kann Widerspruch
eingelegt werden.
Die Kommission arbeitet nach der Satzung der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main zur Sicherung guterwissenschaftlicher Praxis. Diese ist unter folgendem Link verfügbar: https://www.uni-frankfurt.de/84252590/20191209_ck-neufassung-grundsatze-final.pdf
Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter Büro für PR &
Kommunikation, Tel: 069
798-13035, Fax: 069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de
Sozialministerium und Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität stellen regionale Prognosen vor
Die Generation der Babyboomer geht nach und nach in Rente. Sie hinterlässt große Lücken im Arbeitsmarkt, die nur teilweise durch jüngere Arbeitskräfte geschlossen werden können. Das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität hat im Auftrag des Hessischen Sozialministeriums Prognosen erstellt, welche Zahlen bis 2028 in den unterschiedlichen Regionen und Berufsfeldern zu erwarten sind. Gegenmaßnahmen sind möglich – und offenbar dringend geboten.
FRANKFURT. Der
Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie haben verglichen mit dem
demographischen Wandel nur geringe Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in Hessen.
Durch den altersbedingten Austritt vieler Beschäftigter der
Babyboomer-Generation entstehen große Lücken, die durch die geringere Zahl an
jungen Menschen, die neu in den Arbeitsmarkt eintreten, nur bedingt geschlossen
werden können. Fachkräftemangel ist die Folge. In Hessen ist diese Entwicklung
regional unterschiedlich ausgeprägt, und auch die verschiedenen Berufe sind
unterschiedlich stark betroffen. Ein genaues Bild der zu erwartenden Lage
zeichnen die regionalen Berufsprognosen, die durch das Institut für Wirtschaft,
Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität im Auftrag des Hessischen
Ministeriums für Soziales und Integration erstellt werden. Damit
habe man „Transparenz geschaffen, um die Entwicklung neuer bzw. das
Nachschärfen bestehender Fachkräftestrategien und ihre Ausrichtung auf
mittelfristige Entwicklungen zu ermöglichen“, sagt Kai Klose, Hessischer
Minister für Soziales und Integration.
Die Prognosen (ab 16:30 Uhr unter www.hessische-berufsprognosen.de)
sind heute der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Danach fehlen in Hessen im
Zeitraum von 2021 bis 2028 insgesamt 200.000 Fachkräfte – gut 130.000
Fachkräfte mit Berufsabschluss und knapp 70.000 Fachkräfte mit
Hochschulabschluss. Das Potenzial von Personen ohne Abschluss, die nach einer
Nachqualifizierung möglicherweise Fachkraftaufgaben übernehmen können, ist
demgegenüber mit rund 20.000 Personen denkbar gering. Die Option der
Nachqualifizierung besteht ohnehin nur in den Großstädten, denn in den ländlich
geprägten Regionen des Landes fehlt es auch an Personen ohne Berufsabschluss.
Grundsätzlich gilt, je weiter man sich von urbanen Gebieten entfernt, desto
größer ist der Mangel an Arbeits- und Fachkräften.
Was die unterschiedlichen Branchen angeht, trifft der
Fachkräftemangel besonders stark die Sozialberufe. Den Prognosen zufolge werden
bis 2028 im Bereich Gesundheit 13.000 und im Bereich Erziehung mehr als 16.000
Beschäftigte fehlen. Die Lücken sind hier besonders groß, weil in den kommenden
Jahren nicht nur viele Beschäftigte altersbedingt ausscheiden werden, sondern
auch, weil sich der Bedarf an Gesundheits- und Erziehungsleistungen weiter
erhöhen wird. Denn die Zahl älterer Menschen, die Gesundheitsdienstleistungen
benötigen, steigt an, und durch den weiteren Ausbau der Kindertagesbetreuung
werden auch mehr Erzieherinnen benötigt. Ein passgenaues
Kinderbetreuungsangebot ermöglicht es Frauen, umfangreicher erwerbstätig werden
zu können – ebenfalls ein wichtiger Baustein beim Kampf gegen den
Fachkräftemangel. Auch bei Handwerks- und IT-Berufen hat Fachkräftegewinnung
und -sicherung Priorität, in Zusammenhang mit Energiewende und Digitalisierung
ist auch dort ein Aufwuchs zu erwarten.
Und der Höhepunkt der altersbedingten Austritte der
Babyboomer-Generation ist 2028 noch längst nicht erreicht. „Den Peak erwarten
wir erst in zehn Jahren. Aber auch ab 2033 werden die Austritte nur langsam
zurückgehen. Selbst im Jahr 2040 werden die altersbedingten Austritte aus dem
Erwerbsleben noch um 10.000 Personen höher als heute liegen“, erklärt Dr.
Christa Larsen, Leiterin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK)
der Goethe-Universität. Die hessischen Arbeitsmärkte würden, so Larsen, bis
weit in die 2040er-Jahre hinein maßgeblich durch die demografische Entwicklung
bestimmt werden.
Um die hessische Wirtschaft für diese Herausforderung zu rüsten,
bedarf es schnell gezielter Strategien für deren Abmilderung. Regionale
Strategien könnten gezielt helfen, Fachkräfte zu sichern. Dafür braucht es ein
gutes Zusammenspiel aller Arbeitsmarktakteure. Die Stabstelle
Fachkräftesicherung in Hessen, die am Hessischen Ministerium für Soziales und
Integration angesiedelt ist, leistet hier im Auftrag der Hessischen
Landesregierung wesentliche Unterstützung. 2023 wird jeder Kreis und jede
kreisfreie Stadt die Möglichkeit bekommen, eine fachlich fundierte
Zukunftswerkstatt durchzuführen. Eine solche Werkstatt dient dazu, zum Bedarf passende
Maßnahmen zu entwickeln bzw. bereits bestehende passgenau fortzuschreiben.
„Wir können stolz darauf sein, dass die Goethe-Universität
gemeinsam mit dem Land Hessen Transparenz zur Fachkräftelage schafft und eine
darauf abgestimmte Fachkräftesicherung entwickelt wird. Damit kann unsere
Kooperation einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung und damit zur
Stabilität des Wirtschaftsstandorts Hessen leisten“, sagte Prof. Bernhard
Brüne, Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main, in seinem
Grußwort.
Die Prognosen zur Entwicklung von Berufen zwischen 2021 und 2028
können am heutigen Donnerstag, 19. Januar, von 16.30 Uhr an unter www.hessische-berufsprognosen.de
heruntergeladen werden.
Weitere Informationen und Anmeldung
Dr.
Christa Larsen
Institut
für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität
Telefon
069 798- 22152
E-Mail
c.larsen@em.uni-frankfurt.de
Kunst auf dem Campus Westend: Dialogischer Spaziergang „DenkMalDemokratie“ im Rahmen der Bürger-Universität
FRANKFURT. Ist das Kunst oder kann das weg? Oder muss das vielleicht sogar weg? Nicht erst in jüngerer Zeit wird diese Frage an Kunstwerke gerichtet, die in öffentlich zugänglichen Räumen aufgestellt sind – inzwischen aber zunehmend häufig an Denkmäler, deren Widmungen sich aus der Gegenwartsperspektive als problematisch, wenn nicht gar untragbar erweisen. Gegen sie erheben sich zu Recht Stimmen des Protests. Zugleich stellt sich die Frage, ob das Entfernen allein als Mittel zur Lösung der Probleme taugt, für die manche Monumente aus heutiger Sicht stehen. Wie könnte eine angemessene Erinnerungskultur im öffentlichen Raum aussehen?
Die
Bürgeruniversität lädt ein im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „DenkMalDemokratie.
Dialogische Spaziergänge zur Kunst“
25. Januar 2023
12 – 13:30 Uhr
zum
Mittags-Spaziergang Campus Westend.
Dabei
geht es darum, welche Rolle die auf dem Campus Westend aufgestellten Kunstwerke
und Denkmäler für die Demokratie spielen und welche Potenziale sie für eine
Auseinandersetzung mit Geschichte, Gegenwart und Zukunft besitzen.
Gesprächspartnerinnen
während des Spaziergangs sind: Prof. Dr. Antje Schlottmann,
Humangeographie/Goethe-Universität, und Prof. Dr. Verena Kuni, Visuelle
Kultur/Goethe-Universität, die die Veranstaltung konzipiert hat.
Der
dialogische Spaziergang auf dem Campus Westend ist die zweite Veranstaltung der
Diskussionsreihe der Bürger-Universität, die mit einem Dialog-Spaziergang in
der Gallusanlage und der Taunusanlage begonnen hat. Abgeschlossen wird die
Reihe der Bürger-Universität am 2. Februar 2023 um 19 Uhr mit der
Podiumsdiskussion „Unsichtbarer Widerstand. Vertrauen und Protest in der
Demokratie“.
Die
Dialog-Spaziergänge zu Kunst und Demokratie werden im Sommersemester
fortgesetzt. In Vorbereitung ist ein weiteres Format der Dialog-Spaziergänge: CAMPUS
WANDELN. Spaziergänge und Ortstermine zur Nachhaltigkeit, konzipiert und
durchgeführt von Prof. Dr. Verena Kuni, Visuelle Kultur/Goethe-Universität, und
dem Nachhaltigkeitsbüro der Goethe-Universität.
Die
aktuelle Reihe wird veranstaltet von der Goethe-Universität in Kooperation mit
der Clusterinitiative ConTrust am Forschungsverbund „Normative
Ordnungen“ der Goethe-Universität.
Anmeldung
und Treffpunkt unter buergeruni@uni-frankfurt.de;
weitere Informationen: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/_events/
Redaktion:
Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax
069 798-763-12531; E-Mail: p.barth@em.uni-frankfurt.de
Internationales Wissenschaftsteam um Forscher:innen der Goethe-Universität und des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseum Frankfurt erklärt Unterschiede in der Ernährung zwischen Homo erectus und Menschenaffen
Wie sich unsere Vorfahren der Art Homo erectus vor Hundertausenden von Jahren auf der Insel Java in Südostasien ernährt haben, konnte jetzt ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, koordiniert von Goethe-Universität Frankfurt und Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, anhand von Zahnanalysen herausfinden: Im Laufe eines Jahres wechselten die Frühmenschen von pflanzlicher Nahrung zu Mischkost, waren dabei aber weit weniger vom saisonalen Nahrungsangebot abhängig als zum Beispiel Orang-Utans, die ebenfalls die Insel bewohnten.
FRANKFURT. Wer
ein Vergrößerungsglas und eine Taschenlampe zur Hand nimmt und im Spiegel ganz
genau seine Zähne betrachtet, kann hier und da ein Muster aus feinen,
parallelen Linien entdecken, die quer über den Zahn laufen. Diese entsprechen
den Retzius-Streifen, die das Wachstum unseres Zahnschmelzes markieren. Der
Schmelz wird bereits im Mutterleib angelegt und bis zur Jugend neu gebildet,
wenn die letzten Milchzähne ausfallen und durch bleibende Zähne ersetzt werden.
Wie bei allen landlebenden Wirbeltieren wird auch beim Menschen der Zahnschmelz
in mikroskopisch kleinen Schichten schubweise angelagert, was die
Retzius-Steifen formt. Am Abstand dieser Streifen zueinander ist die
Entwicklungsgeschwindigkeit eines Menschen ablesbar. Physiologische Wechsel wie
zum Beispiel die Geburt, das Abstillen oder Krankheiten hinterlassen markante
Spuren. Die Retzius-Steifen bilden auch den chronologischen Rahmen für die
zeitlich-variierende chemische Zusammensetzung des Zahnschmelzes, die wiederum
den Wechsel in der Ernährung widerspiegelt.
Ein internationales Wissenschaftsteam der Goethe-Universität
Frankfurt um Prof. Wolfgang Müller und seiner MSc-Studentin Jülide Kubat, heute
Doktorandin an der Universität Paris Cité, hat anhand der Zähne die
Ernährungsgewohnheiten eines Vorfahrens des modernen Menschen – Homo erectus,
„der aufrechte Mensch“ – mit denen von zeitgleichen Orang-Utans sowie weiteren
Tieren verglichen. Alle lebten im Pleistozän vor 1,4 Millionen bis 700.000
Jahren auf der indonesischen Insel Java, auf der es damals Regionen mit
Monsun-Regenwäldern sowie offene Baumlandschaften und grasbewachsene Savannen
gab.
Zur Analyse des Zahnschmelzes betteten die Wissenschaftler:innen
die Zähne in ein Harz ein und schnitten sie dann in hauchdünne Scheiben von 150
Mikrometern Dicke. Diese äußerst kostbaren Proben sind im Senckenberg
Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt Teil der Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald Sammlung, einer
Dauerleihgabe der Werner Reimers
Stiftung. Anschließend trug ein spezieller Laser Zahnmaterial ab, das
mittels Massenspektrometrie unter anderem auf den Gehalt der Elemente Strontium
und Kalzium untersucht wurde, die beide in Zähnen und Knochen enthalten sind
(Laser-basierte Plasma-Massenspektrometrie, LA-ICPMS). Das Verhältnis von
Strontium zu Kalzium (Sr/Ca) ist von der Nahrung abhängig, erklärt Wolfgang
Müller: „Strontium wird - quasi als Verunreinigung des essentiellen Kalziums -
vom Körper nach und nach ausgeschieden. In der Nahrungskette führt das dazu,
dass das Strontium-Kalzium-Verhältnis von Pflanzenessern über Allesesser bis
hin zu Fleischessern kontinuierlich abnimmt.“
Dies konnte das Wissenschaftsteam mit dem Vergleich verschiedener
pleistozäner Tierzähne aus Java bestätigen: Raubkatzen wiesen ein niedriges
Strontium-Kalzium-Verhältnis auf, Vorläufer der heutigen Nashörner, Hirsche und
Flusspferde ein hohes Strontium-Kalzium-Verhältnis und pleistozäne Schweine als
Allesesser lagen in der Mitte. Spannend wurde es bei den Zähnen der Hominiden
Orang-Utan und Homo erectus, denn hier entdeckten die Forscher:innen im
Zeitverlauf Jahreszyklen, in denen sich die Nahrungszusammensetzung von
Menschenaffen und Menschen änderte: Beide zeigten im Jahresrhythmus
Variationen, wobei die regelmäßigen Sr/Ca-„Spitzen“ beim Orang-Utan viel
deutlicher ausgeprägt waren als bei Homo erectus. Jülide Kubat,
Erstautorin der Publikation, erklärt: „Diese Peaks deuten auf ein reichhaltiges
pflanzliches Nahrungsangebot in der Regenzeit hin, während der im Regenwald zum
Beispiel viele Früchte gebildet wurden. In der Trockenzeit mussten vor allem
Orang-Utans auf andere Nahrungsquellen umsteigen, die vielleicht Insekten oder
Eier einschlossen. Homo erectus dagegen war - so zeigen die weniger
ausgeprägten Peaks und niedrigeren Sr/Ca-Werte – als Allesesser und zeitweise
Fleischkonsument weniger vom saisonalen Nahrungsangebot abhängig.“
Insgesamt zeige die Analyse, so Müller, dass die räumlich
hoch-aufgelöste Laser-Analyse von Spurenelementen zusammen mit
Zahnschmelzchronologie einen zeitlich bemerkenswert detaillierten Einblick in
die Lebensgeschichte unserer Vorfahren geben kann: „Plötzlich ist man ganz nahe
dran an diesen frühen Menschen, die so lange vor unserer Zeit gelebt haben. Man
kann erspüren, was der jahreszeitliche Wechsel für sie bedeutet haben mag und
wie sie mit ihrer Welt interagiert haben. Das ist absolut faszinierend.“
Publikation: Jülide Kubat, Alessia Nava, Luca Bondioli, M. Christopher Dean,
Clément Zanolli, Nicolas Bourgon, Anne-Marie Bacon, Fabrice Demeter, Beatrice
Peripoli, Richard Albert, Tina Lüdecke, Christine Hertler, Patrick Mahoney,
Ottmar Kullmer, Friedemann Schrenk, Wolfgang Müller: Dietary strategies of
Pleistocene Pongo sp. and Homo erectus on Java (Indonesia). Nature Ecology and Evolution (2023) DOI: 10.1038/s41559-022-01947-0 https://www.nature.com/articles/s41559-022-01947-0
Die
beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten an den folgenden
Instituten:
Dänemark
Lundbeck Foundation GeoGenetics Centre,
University of Copenhagen, Copenhagen, Denmark
Deutschland
Institute of Geosciences, Goethe
University Frankfurt
Frankfurt Isotope and Element Research Center (FIERCE), Goethe University
Frankfurt
Department of Paleobiology and Environment, Institute of Ecology, Evolution,
and Diversity, Goethe University Frankfurt
Senckenberg Research Institute and Natural History Museum Frankfurt
Senckenberg Biodiversity and Climate
Research Centre, Frankfurt
Department of Human Evolution, Max Planck
Institute for Evolutionary Anthropology, Leipzig
Emmy Noether Group for Hominin Meat
Consumption, Max Planck Institute for Chemistry, Mainz
ROCEEH Research Centre, Heidelberg Academy
of Sciences and Humanities
Frankreich
Université Paris Cité, CNRS
Université de Bordeaux, CNRS, Pessac
Eco-anthropologie (EA), Muséum national
d'Histoire naturelle, CNRS, Université de Paris, Musée de l'Homme
Großbritannien
Skeletal Biology Research Centre, School
of Anthropology and Conservation, University of Kent, Canterbury
Department of Earth Sciences, Natural
History Museum, London
Italien
Bioarchaeology Service, Museum of
Civilizations, Rome
Department of Cultural Heritage,
University of Padova
Hintergrundinformationen:
Frühe Urmenschen ernährten sich äußerst flexibel (2018)
https://www.puk.uni-frankfurt.de/75395991/Fr%C3%BChe_Urmenschen_ern%C3%A4hrten_sich_%C3%A4u%C3%9Ferst_flexibel
Was Milchzähne verraten: Neanderthaler-Mütter stillten nach fünf bis sechs Monaten
ab (2020)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/kein-grund-fuers-aussterben-neanderthaler-muetter-stillten-nach-fuenf-bis-sechs-monaten-ab/
Zähne vom Urahn: Der Fund eines Unterkiefers in Malawi und die Folgen (Forschung
Frankfurt 1/2022)
https://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/122805183.pdf
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/130763620
Bildtexte:
1_Homo_tooth_blocks
In
Epoxy-Harz eingebetteter Homo erectus Zahn nach dem Schneiden. Bild: Alessia
Nava/ Luca Bondioli
2_Homo_tooth_thin slice
Polierter
Dünnschliff eines Homo erectus Zahns vor der chemischen Analyse mittels
Laser-Ablation Plasma Massenspektrometrie (LA-ICPMS). Bild: Alessia Nava/ Luca
Bondioli
3_Pongo_tooth_composit
Mikroskopisches
Bild eines Orang-Utan Zahn-Dünnschliffs, wodurch man die interne
Wachstumsstruktur des Zahnschmelzes sehr gut erkennen kann; im rechten Bild
sind die unterschiedlichen Laser-Ablations Pfade in pink, einzelne
Retzius-Linien in grün hervorgehoben. Bild: Alessia Nava/ Luca Bondioli
4_Kubat_Julide_Lab
Jülide Kubat beim Auswählen von Ablationspfaden (blau) am Computer
des Laser-Ablation Plasma Massenspektrometers (LA-ICPMS). Bild: Wolfgang Müller
5_Kubat_Julide_Muller_Wolfgang_LA_ICPMS
Jülide
Kubat und Wolfgang Müller beladen das LA-ICPMS mit einem Zahn-Dünnschliff zur
Analyse. Bild: Jülide Kubat
Weitere Informationen
Prof. Dr. Wolfgang Müller
Institut
für Geowissenschaften /
Frankfurt Isotope and Element Research Center (FIERCE)
Goethe Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798 40291
w.muller@em.uni-frankfurt.de
http://www.uni-frankfurt.de/49540288/Homepage-Mueller
Jülide Kubat
Faculté de Chirurgie Dentaire
Université Paris Cité
julide.kubat@parisdescartes.fr
Twitter: @julide_kubat_
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Theatergruppe des Instituts für England- und Amerikastudien der Goethe-Universität zeigt The Dumb Waiter von Harold Pinter und Arthur Kopits Chamber Music. 26./27. Januar sowie 2./3./4. Februar 2023
FRANKFURT. Was geschieht, wenn man Jeanne D'Arc, Amelia Earhart und Gertrude Stein mit vier weiteren berühmten Frauen in einen Raum bringt? Die Frage mag absurd klingen – die Antwort wirkt es zunächst auch. Denn in Arthur Kopits Stück Chamber Music befindet sich besagter Raum in einer Nervenheilanstalt– und ob die Frau in der Rüstung („das Kreuz war mit dabei!“) dann wirklich Jeanne D'Arc ist, darf wohl bezweifelt werden. Zweifelhaft ist aber auch die Institution, die die Frauen zusammenbringt, und zulässt, vielleicht sogar forciert, dass sie sich immer tiefer in eine gewähnte tödliche Gefahr hineinsteigern – bis zur fatalen Eskalation. Die Absurdität der Situation verleiht dem Stück dabei sowohl Witz als auch Tragik; wer hier am Ende verrückt ist, bleibt offen.
Auch
Nobelpreisträger Harold Pinter deckt in The Dumb Waiter schonungslos die
Absurdität menschlicher Kommunikation auf – ob zwischen den Protagonisten oder
seitens des Unbekannten, der ihnen von abseits der Bühne scheinbar sinnlose
Nachrichten sendet. Die Handlung des Stücks, das seine Uraufführung in
Frankfurt hatte, ist einfach erklärt: Zwei Auftragskiller warten auf ihr
nächstes Opfer. Doch das Warten zieht sich hin und die Spannung im Raum wird
beinahe greifbar. Der Auftraggeber ist der ungesehene Dritte – der Einzige, der
die Macht hat, die Spannung aufzulösen und es dann auf gänzlich unerwartete
Weise tut.
Mit
den beiden Einaktern meldet sich die Chaincourt Theatre Company auf ihrer Heimatbühne
an der Goethe-Universität zurück. Die seit den fünfziger Jahren bestehende
Theatergruppe des Instituts für England- und Amerikastudien musste zuletzt
aufgrund der Covid-19-Pandemie pausieren. Inszeniert werden die Stücke vom
langjährigen künstlerischen Direktors James Fisk, Dozent in der Amerikanistik.
Die Hauptrollen auf und hinter der Bühne übernehmen Studierende des
Fachbereichs. Beide Werke werden in der Originalsprache Englisch aufgeführt.
Chaincourt Theatre
Company:
The Dumb Waiter u. Chamber Music
26./27. Januar sowie 2./3./4. Februar 2023,
Einlass: 18:30 Uhr, Beginn der Vorstellung: 19:30 Uhr
Nebengebäude des
IG-Farben-Hauses, Raum NG 1.741
Campus Westend,
Goethe-Universität Frankfurt,
10 Euro bzw. 5 Euro
(ermäßigt)
Karten sind
eine Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Abendkasse erhältlich.
Kontakt:
James Fisk,
Institut für England- und Amerikastudien, Goethe-Universität Frankfurt, fisk@em.uni-frankfurt.de
Partikelanalysen und Laborexperimente zeigen Entstehung von Ultrafeinstaub – Studie der Goethe-Universität Frankfurt in Kooperation mit Hessischem Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie
Messungen des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass der Frankfurter Flughafen eine bedeutende Quelle ultrafeiner Partikel ist und sich diese weit über das Stadtgebiet verbreiten können. Wissenschaftler:innen der Goethe-Universität Frankfurt haben jetzt in Zusammenarbeit mit Expert:innen des HLNUG herausgefunden, dass die ultrafeinen Partikel zu einem Teil aus synthetischen Turbinenschmierölen bestehen. Die Wissenschaftler:innen folgern, dass bei der Verbesserung der Luftqualität neben den Emissionen durch Kerosin auch die durch Schmieröl reduziert werden müssen, damit die Ultrafeinstaubkonzentration abnimmt.
FRANKFURT.
Ultrafeinstaub entsteht bei Verbrennungsprozessen, zum Beispiel bei der
Verfeuerung von Holz oder Biomasse, durch Kraftwerke und durch
Industrieanlagen. Neben dem Straßenverkehr sind große Flughäfen eine bedeutende
Quelle für die ultrafeinen Partikel mit einer Größe von weniger als 100
Millionstel Millimeter (100 Nanometer). Weil sie so klein sind, können sie tief
in die unteren Atemwege eindringen, die Blut-Luft-Schranke überwinden und, je
nach ihrer Zusammensetzung, im Gewebe beispielsweise Entzündungen hervorrufen.
Ferner steht Ultrafeinstaub im Verdacht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen
zu können.
Seit mehreren Jahren misst das Hessische Landesamt für
Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) die Anzahl und Größe ultrafeiner
Partikel an verschiedenen Luftmessstationen im Umfeld des Frankfurter
Flughafens, beispielsweise im Frankfurter Stadtteil Schwanheim und in Raunheim.
Im vergangenen Jahr analysierten Wissenschaftler:innen um Prof. Alexander Vogel
von der Goethe-Universität die chemische Zusammensetzung der
Ultrafeinstaubpartikel und stießen auf eine Gruppe organischer Verbindungen,
die ihren chemischen Fingerabdrücken zufolge aus Turbinen-Schmierölen stammten.
Jetzt hat das Wissenschaftsteam diesen Befund durch weitere
chemische Messungen der Ultrafeinstaubpartikel bestätigt: Die Partikel stammen
zu einem bedeutenden Teil aus synthetischen Turbinenschmierölen und waren
besonders stark in den kleinsten Partikelklassen vertreten, die 10 bis 18 Nanometer
große Partikel umfassen. Solche Schmieröle können zum Beispiel über
Entlüftungsöffnungen, in denen nanometergroße Schmieröltröpfchen und Öldämpfe
nicht vollständig abgeschieden werden, in den Abgasstrom der Turbine gelangen.
In Laborexperimenten gelang es zudem, die Bildung ultrafeiner
Partikel aus Schmierölen nachzustellen. Dazu wurde ein gängiges
Turbinenschmieröl in einem heißen Gasstrom, der die Turbinenabgase simulierte,
zunächst bei rund 300 Grad Celsius verdampft, dann abgekühlt und anschließend
die Anzahl-Größenverteilung der gebildeten Partikel gemessen.
Der Atmosphärenchemiker Prof. Alexander Vogel vom Institut für
Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität erklärt: „Wenn das verdampfte
Schmieröl abkühlt, sind die gasförmigen synthetischen Ester übersättigt und
bilden die Kerne für neue Partikel, die rasch zu Partikeln von rund 10
Nanometern Größe anwachsen können. Diese Partikel, so legen es unsere
Untersuchungen nahe, machen einen großen Teil des Ultrafeinstaubs aus, der an
Flugzeugturbinen entsteht. Die bisherige Annahme, Ultrafeinstaub entstehe
vorwiegend aus Schwefel- und aromatischen Verbindungen aus dem Kerosin, trifft
offenbar nicht zu. Eine Reduzierung der Schmierölemissionen birgt nach unserer
Erkenntnis ein wichtiges Potenzial zur Minderung der ultrafeinen Partikel.“
Die Untersuchungen zeigen, dass die Bildung ultrafeiner Partikel
an Turbinen nicht auf die Verbrennung von Kerosin allein beschränkt ist. Dies
sollte bei möglichen Minderungsmaßnahmen berücksichtigt werden. Die Verwendung
schwefelarmer Kerosine oder die Umstellung auf nachhaltig hergestellte
Kraftstoffe können somit nur einen Teil der Ultrafeinstaubbelastung reduzieren.
Die Belastung durch ultrafeine Partikel und deren gesundheitliche
Auswirkung wird ab 2023 im Rahmen einer umfangreichen wissenschaftlichen Studie
des Landes Hessen untersucht werden. Hierbei können die Ergebnisse der
aktuellen Studie helfen, flughafenspezifische Partikel zu identifizieren und
mögliche Minderungsmaßnahmen abzuleiten.
Publikation: Florian
Ungeheuer, Lucía Caudillo, Florian Ditas, Mario Simon, Dominik van Pinxteren,
Dogushan Kilic, Diana Rose, Stefan Jacobi, Andreas Kürten, Joachim Curtius,
Alexander L. Vogel: Nucleation of jet engine oil vapours is a large source
of aviation-related ultrafine particles. Communications Earth &
Environment (2022) https://doi.org/10.1038/s43247-022-00653-w
Bilder zum
Download: https://www.uni-frankfurt.de/130014225
Bildtext: Schmieröl in den heißen Abgasen von Flugzeugturbinen kann
Ultrafeinstaubpartikel bilden, sobald sich die Abgase abkühlen. Dies zeigte
jetzt eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt und des Hessischen
Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Foto: Alexander Vogel,
Goethe-Universität Frankfurt
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Alexander L. Vogel
Institut für Atmosphäre und Umwelt
Goethe Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-40225
vogel@iau.uni-frankfurt.de
www.iau.uni-frankfurt.de
Twitter:
@al_vogel, @HLNUG_Hessen
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de