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Chemiker der Ruhr-Universität Bochum schaltet ungiftige Vorstufen von Platinpräparaten erst in Krebszellen mit Licht oder Ultraschall scharf
Der Chemiker Dr. Johannes Karges (31) von der Ruhr-Universität Bochum wird mit dem Paul Ehrlich-und-Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2024 ausgezeichnet. Das gab der Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung heute bekannt. Der Preisträger hat entdeckt, wie sich platinhaltige Chemotherapeutika nur im Tumorgewebe anreichern und erst dort aktivieren lassen. Als Trigger dafür nutzt er Licht oder Ultraschall. Präklinisch hat er den Nachweis dieser Verfahren bereits erbracht. Ihre Translation in die klinische Praxis könnte die gravierenden Nebenwirkungen dieser weltweit am häufigsten eingesetzten Krebsmedikamente drastisch verringern und ihre Wirksamkeit deutlich erhöhen.
FRANKFURT. Rund die Hälfte aller Chemotherapien weltweit wird mit Cisplatin und zweien seiner Abkömmlinge vorgenommen. Es handelt sich um Zytostatika, die Krebszellen daran hindern, sich zu teilen. Seit Jahrzehnten zeigen sie gegen einige Krebsarten beeindruckende Erfolge. Allerdings rufen sie schnell Resistenzen hervor. Weil die Platinpräparate auch die Teilung gesunder Körperzellen hemmen, sind sie mit schweren Nebenwirkungen verbunden, die von Übelkeit und Erbrechen über Nieren-, Gehör- und Nervenschädigungen bis hin zur Hemmung der Blutbildung im Knochenmark reichen. Seit langem wird deshalb nach einer Möglichkeit gesucht, diese Zytostatika nur in den Krebszellen wirken zu lassen, die sie vernichten sollen. Dann wären sie im Sinne von Paul Ehrlich Zauberkugeln ähnlich, die ausschließlich die Krankheit kurieren, ohne dem Rest des Körpers zu schaden. Die Forschung von Johannes Karges und seinem Team haben diese Vision wiederbelebt.
Die beiden Ausgangsfragen dieser Forschung waren: Wie können wir das Zytostatikum oder eine Vorstufe davon selektiv im Tumor anreichern? Wie können wir es dort selektiv aktivieren? Die Antwort besteht in der Konstruktion von winzigen Kügelchen (Nanopartikeln), die zu groß sind, um gesundes Gewebe zu durchdringen, aber klein genug, um sich zwischen Krebszellen zu drängen. Gesunde Zellen sind nämlich eng miteinander verfugt, während der Zusammenhang von Tumorgewebe der hohen Teilungsgeschwindigkeit seiner Zellen wegen lückenhaft ist. Die Nanopartikel sind mit eingebauten Empfängern versehen, die durch externe Signale aktiviert werden. Als Empfänger eignen sich Photo- oder Sonosensibilisatoren. Das sind Moleküle, die über die Eigenschaft verfügen, die Energie von aufgenommenem Licht oder Schall in chemische Reaktionen umzusetzen, bei denen Elektronen abgegeben und aufgenommen werden (Redoxreaktionen).
Zusammen mit seinem chinesischen Forschungspartner Prof. Haihua Xiao hat Karges ¬– um im Bild zu bleiben – bisher mit Erfolg zwei Gemische erprobt, die durch diese Zeitzünder in den Krebszellen zur Explosion gebracht werden können. Im ersten Fall koppelte er den Wirkstoff Oxaliplatin an einen Photosensibilisator und band beide Moleküle in ein fettlösliches Polymer ein. Die Enden dieses Polymers versah er mit wasserlöslichen Peptiden, die als Adressetiketten für den Transport in den Zellkern fungierten. In Selbstorganisation lagerten sich die so entstandenen Ketten zu Kügelchen von 80 Nanometer Durchmesser zusammen. Wenn diese Kügelchen den Kern der Krebszelle erreicht hatten, geschah nichts, solange Dunkelheit herrschte. Aber in dem Moment, in dem sie mit rotem Licht bestrahlt wurden, zerfielen sie und setzten Oxaliplatin und hochaggressiven Sauerstoff frei, was die Krebszellen zerstörte.
Rotes Licht dringt allerdings nicht tiefer als einen Zentimeter in einen Organismus ein. Die meisten Tumoren des Menschen könnte es nicht erreichen. Ultraschallwellen legen im Körper die zehnfache Strecke zurück. Im zweiten Fall berechnete Karges deshalb am Computer, welche Sonosensibilisatoren eine ungiftige Vorstufe (Prodrug) von Cisplatin durch Bestrahlung mit Ultraschallwellen in den giftigen Wirkstoff umwandeln könnten. Er fand heraus, dass Hämoglobin sich dafür am besten eignet, und packte das Biomolekül mit der Prodrug auf die bewährte Weise in Nanopartikel zusammen. Wieder reicherten sich die Partikel selektiv in Krebszellen an. Während sie unter physiologischen Bedingungen stabil blieben, wurde die Prodrug dort nach Beschallung in Gegenwart von Ascorbinsäure innerhalb von wenigen Minuten vollständig in Cisplatin umgewandelt.
Ihre in Zellkulturen gewonnenen Erkenntnisse konnten Karges und Xiao in Versuchen mit Mäusen eindrucksvoll bestätigen. In beiden beschriebenen Fällen verschwanden die Tumore der Tiere, denen die Nanopartikel injiziert worden waren, nach externer Bestrahlung mit Rotlicht oder mit Ultraschall innerhalb kurzer Zeit fast vollständig.
Dr. rer. nat. Johannes Karges studierte von 2011 bis 2016 Chemie an der Philipps-Universität in Marburg und am Imperial College in London. Als Doktorand forschte er auf dem Gebiet der Bioanorganik an der École Nationale Supérieure de Chimie de Paris und an der Sun Yat-Sen-Universität in Guangzhou in China. Nach seiner Promotion arbeitete er von 2020 bis 2022 als Postdoktorand an der University of California, San Diego, in La Jolla. Seit November 2022 leitet er als Liebig Fellow des Fonds der Chemischen Industrie seine eigene Forschungsgruppe an der Ruhr-Universität Bochum.
Der Preis wird – zusammen mit dem Hauptpreis 2024 am 14. März 2024 um 17 Uhr vom Vorsitzenden des Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung in der Frankfurter Paulskirche verliehen.
Bilder des Preisträgers und ausführliche Hintergrundinformation „Ferngesteuerte Zauberkugeln“ zum Download auf: www.paul-ehrlich-stiftung.de
Weitere Informationen
Pressestelle
Paul Ehrlich-Stiftung
Joachim Pietzsch
Tel.: +49 (0)69 36007188
E-Mail: j.pietzsch@wissenswort.com
www.paul-ehrlich-stiftung.de
Öffentlicher Vortrag von Nenad Stojanović, Politikwissenschaftler an der Universität Genf, im Rahmen seiner Alfred Grosser-Gastprofessur.
FRANKFURT. Zum Abschluss seiner Alfred Grosser-Gastprofessur an der Goethe-Universität wird Nenad Stojanović, Professor für Politikwissenschaft des Schweizerischen Nationalfonds SNF an der Universität Genf, Assoziierter Forscher am Zentrum für Demokratie Aarau und Privatdozent an der Universität Luzern, einen stadtöffentlichen Vortrag zum hochaktuellen Thema der direkten Demokratie halten.
Stojanovićs Forschungsschwerpunkt liegt in Institutionen und Herausforderungen der Demokratie in multikulturellen und mehrsprachigen Gesellschaften. Im aktuellen UniReport erläutert Stojanović seinen Blick auf die direkte Demokratie: „Wir sollten direkte Demokratie als ein demokratisches Instrument würdigen und nicht als etwas sehen, das Populisten fördert. Das ist nämlich die Hauptkritik gegen Referenden, auf die man oft in Deutschland, Frankreich und Belgien stößt. Ich werde versuchen, eine Gegenthese zu entwickeln.“ Je nachdem, wie die Direktdemokratie gestaltet werde, könne sie auf den Populismus bremsend wirken.
„Es ist eben viel einfacher für einen Populisten in einem Land, wo es keine Referenden gibt, zu behaupten, er spreche im Namen des Volkes.“ Wichtig für die direkte Demokratie sei auch, dass es Checks and Balances gebe. Aus diesem Grund spreche man überhaupt von liberalen Demokratien. „Demokratie heißt ja nicht einfach, dass alle ein Stimmrecht haben und die Mehrheit entscheidet. Das wäre die Tyrannei der Mehrheit. Wichtig hingegen ist, dass es gewisse Rechte gibt, die in der Verfassung geschützt sind - die auch geschützt sind vor einem möglichen demokratischen Entscheid der Mehrheit.“
Nenad Stojanović (Universität Genf): „Direkte Demokratie gegen Populismus?“ Montag, 29.01.2024, 19:00 Uhr s.t. Casino, Raum 1.801, Renate von Metzler-Saal, Campus Westend.
Die „Alfred Grosser-Gastprofessur für Bürgergesellschaftsforschung“ wurde 2009 auf Initiative der Deutsch-Französischen Gesellschaft von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main gestiftet. Mit dem Projekt sollen die Forschung und der öffentliche Diskurs über die Bürgergesellschaft am Standort Frankfurt vorangebracht und international sichtbar gemacht werden.
Weitere Infos zur Alfred Grosser-Gastprofessur des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften in Kooperation mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main unter https://tinygu.de/no5w0
Interview mit Nenad Stojanović im UniReport 6/2023: https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe (S. 16)
Kontakt
Sonja P. Stamness, Leitung Geschäftsstelle, Dekanat Fachbereich Gesellschaftswissenschaften.
Personaladministration, Koordination der Alfred Grosser-Gastprofessur, Goethe-Universität Frankfurt. Telefon +49 (69) 798 36573; stamness@soz.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / komm. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon
069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Abschlusskonzert des Sinfonischen Blasorchesters des Collegium Musicum der Goethe-Universität
FRANKFURT. Musikstücke, die durch Bilder begleitet werden: Das diesjährige Abschlusskonzert des Sinfonischen Blasorchesters bietet dem Publikum etwas für Ohr und Auge. Beim Abschlusskonzert des Sinfonischen Blasorchesters am 30. Januar 2024 um 20 Uhr unter dem Titel „Ein Konzert in Bildern“ im Casino Festsaal auf dem Campus Westend werden die einzelnen Musikstücke durch Bilder aller Art begleitet. Die Bilder stammen u.a. aus Kollaborationen mit hiesigen Künstler*innen. Das musikalische Programm des 60 Musiker*innen starken Orchesters ist vielfältig, mit Kompositionen und Arrangements unter anderem von Rolf Rudin, Johan de Meij und Jan Bosveld. Der Eintritt ist frei.
Geleitet wird das Sinfonische Blasorchester des Collegium Musicum der Goethe-Universität seit seiner Gründung im Wintersemester 2016/2017 von Lisa Marie Bodem. Sie hat eine professionelle Ausbildung im Fach „Leitung von Blasorchestern-Metafoor“ bei Prof. Alex Schillings und Rob Goorhuis an der BDB-Musikakademie in Staufen im Breisgau absolviert. Derzeit studiert sie Schulmusik (StEx Lehramt an Gymnasien, Hauptfach Posaune) an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt.
Mehr Informationen zum Sinfonischen Blasorchester:
Website: https://unimusik-frankfurt.de/sinfonisches-blasorchester/
Soziale Medien: https://www.facebook.com/Sinfonisches-Blasorchester-der-Goethe-Universit%C3%A4t-Frankfurt-374196172926844/
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Veranstaltungsreihe „Frankfurter Schule“ wird im Museum für Kommunikation fortgesetzt – Thema sind Aufstieg und Abwehr von autoritären Einstellungen und Ideologien
Die vierte Veranstaltung der Reihe „Frankfurter Schule“ widmet sich aktuellen Herausforderungen durch den Autoritarismus. Im Fokus der vom Frankfurter Dezernat für Kultur- und Wissenschaft und dem Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ organisierten Veranstaltung stehen Fragen nach autoritären Einstellungen und Ideologien, wodurch sie bedingt werden und inwiefern sie eine konkrete Gefahr für die demokratische Gesellschaft darstellen.
FRANKFURT. Nicht nur Autokratien scheinen weltweit im Aufwind, autoritäre Ansichten greifen auch in vermeintlich gefestigten Demokratien um sich. Deutlich wird dieser Trend insbesondere durch die Wahlerfolge und die steigenden Zustimmungswerte von rechtsextremistischen Parteien in Deutschland, Europa und anderen Teilen des Globus. Es gehört zur Aufgabe kritischer Theorie, sozial diskriminierende und anti-demokratische Anschauungen aufzudecken und ihre Entstehung zu verstehen. Seit ihrer Gründung hat die Frankfurter Schule gesellschaftskritische mit psychoanalytischen Ansätzen verknüpft und wirft damit Licht auf die sozialpsychologischen Dynamiken, die hinter dem autoritären Glauben an feste Hierarchien und „rechtmäßige“ Herrschaft stehen. Auch um die politische Frage, was eine demokratische, auf Gleichheit ausgerichtete Kultur der autoritären Versuchung in Zeiten der vielen Krisen entgegensetzen kann, geht es in der Diskussion
„Wer ist autoritär?“ am Montag, den 5. Februar 2024, um 19 Uhr im Frankfurter Museum für Kommunikation mit Vera King, Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts, und Alf Mentzer, Journalist des Hessischen Rundfunks. Der Eintritt kostet 3 Euro. Karten können im Vorverkauf unter https://eveeno.com/frankfurterschule_mkf oder an der Abendkasse erworben werden.
„Autoritäre Einstellungen und Verhaltensweisen sind keinesfalls beliebig. Vielmehr folgen sie konkreten Strategien zur Durchsetzung rassistischer, rechtsextremer oder antisemitischer Ideologien. Und sie gehen zumeist einher mit einer regelrechten Lust, andere, aber auch sich selbst zu unterwerfen“, erklärt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig. „Es ist für uns elementar zu verstehen, weshalb selbst demokratisch-pluralistische Gesellschaften anfällig für autokratisches Denken sind. Nur so können wir unserer Pflicht als Demokratinnen und Demokraten gerecht werden und der fortlaufenden Agitation wirksam entgegentreten. Die kommende Ausgabe unserer Gesprächsreihe zur Frankfurter Schule möchte dazu einen Beitrag leisten.“
Professor Rainer Forst, Direktor der Normativen Ordnungen, hebt hervor, „dass Vera King, eine der renommiertesten Sozialpsycholog*innen unseres Landes, in ihrer Arbeit zeigt, wie die Frankfurter Tradition der Analysen des ‚autoritären Charakters' fortzuführen und zu aktualisieren ist“.
Vera King hat an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt Soziologie, Psychologie und Erziehungswissenschaft studiert. 1994 wurde sie ebendort mit einer Arbeit zur Entstehung der Psychoanalyse promoviert. Ihre Habilitation im Fach Soziologie schloss sie 2002 mit der Studie Die Entstehung des Neuen in der Adoleszenz: Individuation, Generativität und Geschlecht in modernisierten Gesellschaften ab. Danach war sie zunächst als Professorin für Sozialisations- und Entwicklungsforschung an der Universität Hamburg tätig. Seit 2016 hat sie die Professur für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie an der Goethe-Universität in Verbindung mit der Position als Direktorin am Sigmund-Freud-Institut inne; seit 2021 ist die zudem Mitglied der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt“ am Forschungszentrum „Normative Ordnungen“. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der sozialpsychologischen Erforschung kulturellen Wandels.
Alf Mentzer studierte Anglistik, Amerikanistik, Philosophie und Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Harvard University und der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. 2000 erfolgte seine Promotion an der Goethe-Universität mit einer Studie über Die Blindheit der Texte: Studien zur literarischen Raumerfahrung. Außerdem hat er 2011 gemeinsam mit Hans Sarkowicz ein Lexikon über Schriftsteller im Nationalsozialismus beim Suhrkamp Verlag veröffentlicht. Neben seiner Arbeit als Literaturkritiker ist er unter anderem seit 2006 als Moderator der Frankfurter Römerberggespräche tätig. Beim Hessischen Rundfunk arbeitet er als Redakteur im Steuerungsteam der crosssmedialen Kulturunit.
Die vom Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität gemeinsam mit dem Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main organisierte Reihe „Frankfurter Schule“ findet in regelmäßigen Abständen statt. Wechselnde Frankfurter Kultureinrichtungen sind stets Ort der Diskussionsveranstaltung. Zu Gast sind Persönlichkeiten, die – geschult am „Frankfurter Denken“ – zu aktuellen Problemlagen Position beziehen. Kooperationspartner der Reihe sind das Institut für Sozialforschung und hr2 Kultur. Aufzeichnungen der vergangenen Veranstaltungen können unter www.kultur-frankfurt.de/frankfurterschule eingesehen werden.
Informationen:
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation
des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.net
Jana Kremin
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
des Dezernats Kultur und Wissenschaft
jana.kremin@stadt-frankfurt.de
069/212-49232
www.kultur-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Luciano Rezzolla und sein Team an der Goethe-Universität Frankfurt trugen theoretische Berechnungen zur Interpretation der Radioastronomie-Daten bei
Die Event Horizon Telescope (EHT)-Kollaboration, an der auch theoretische Physiker*innen der Goethe-Universität beteiligt sind, hat neue Bilder vom Schwarzen Loch M87* im Zentrum der Galaxie Messier 87 veröffentlicht. Sie beruhen auf Daten von Beobachtungen im April 2018. Die neuen Bilder zeigen wie auf dem ersten Bild von M87* von 2017 einen Ring, der den „Schatten des Schwarzen Lochs“ umgibt. Damit wurden die Vorhersagen aus der allgemeinen Relativitätstheorie bestätigt. Das Helligkeitsmaximum dieses Rings hat sich verschoben, im Vergleich zum Bild von 2017 um etwa 30º. Auch dies war theoretisch vorhergesagt worden, da der Ring aus Material besteht, das um das Schwarze Loch herumwirbelt.
FRANKFURT.
Luciano Rezzolla, EHT-Vorstandsmitglied und Professor an der Goethe-Universität
Frankfurt, erklärt: „Alle Vorhersagen zum Aussehen des Schwarzen Lochs M87*,
die wir auf Grundlage von Albert Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie
gemacht haben, werden durch das zweite Bild von M87* bestätigt. Auch das Helligkeitsmaximum
des Rings ist an der ‚richtigen' Stelle, weil wir in einem bestimmten Winkel
auf die Strahlung des wirbelnden Materials blicken, das in der
Akkretionsscheibe um das Schwarze Loch kreist.“ Für die Öffentlichkeit würde
dieses zweite Bild von M87* vielleicht nicht besonders spektakulär erscheinen,
so der theoretische Physiker, dessen Team an der Goethe-Universität wesentliche
Beiträge zur theoretischen Modellierung der durch die Teleskope aufgenommenen
Daten geleistet hat. „Für die Wissenschaft allerdings ist dies ein äußerst
wichtiges Ergebnis“, meint Rezzolla. „Denn während eine große Entdeckung in der
Wissenschaft Begeisterung hervorruft, liefert die Bestätigung von
Forschungsergebnissen das Vertrauen in die Wissenschaft. Das neue Bild
beweist also, dass die Analyse, die dem ersten Bild eines Schwarzen Lochs
zugrunde lag, tatsächlich korrekt und genau war.“
2017 nahm das EHT das erste Bild eines Schwarzen Lochs – M87* –
auf. Dieses Objekt, M87*, bildet das Zentrum der 55 Millionen Lichtjahre von der
Erde entfernten, elliptischen Riesengalaxie Messier 87. Das erste Bild von
M87*, das 2019 veröffentlicht wurde, zeigt einen hellen kreisförmigen Ring, der
im unteren Teil des Rings heller ist. Die Struktur von M87* in polarisiertem
Licht in einer weiteren Analyse der Daten gab einen Einblick in die Geometrie
des Magnetfelds und die Beschaffenheit des Plasmas um das Schwarze Loch.
Die Analyse der Daten von 2018 umfasst acht unabhängige
Abbildungs- und Modellierungsverfahren, darunter Methoden, die bereits bei der
Analyse von M87* im Jahr 2017 verwendet wurden, sowie neue Verfahren, die aus
den Erfahrungen der Zusammenarbeit bei der Analyse des Schwarzen Lochs im
Zentrum unserer Milchstraße, Sgr A*, entwickelt wurden.
Neben 2017 und 2018 hat die EHT-Kollaboration auch in den Jahren
2021 und 2022 erfolgreiche Beobachtungen durchgeführt und wird voraussichtlich
in der ersten Hälfte des Jahres 2024 eine weitere Messkampagne starten. Dabei
entwickelt sich das EHT-Netz jedes Jahr weiter, durch neue Teleskope, bessere
Hardware oder zusätzliche Beobachtungsfrequenzen.
Über die Event-Horizon-Telescope-Kollaboration
An der EHT-Kollaboration sind mehr als 300 Forscher aus Afrika,
Asien, Europa sowie Nord- und Südamerika beteiligt. Sie erstellt Bilder
Schwarzer Löcher mittels eines virtuellen Teleskops von der Größe der Erde.
Unterstützt durch große internationale Investitionen verknüpft das EHT
bestehende Teleskope mit neuartigen Systemen und schafft so ein neues
Instrument mit dem höchsten bisher erreichten Winkelauflösungsvermögen.
Bei den beteiligten Teleskopen handelt es sich um ALMA, APEX, das
IRAM 30-Meter-Teleskop, das IRAM NOEMA Observatorium, das James Clerk Maxwell
Teleskop (JCMT), das Large Millimeter Telescope (LMT), das Submillimeter Array
(SMA), das Submillimeter Teleskop (SMT), das South Pole Telescope (SPT), das
Kitt Peak Teleskop und das Greenland Telescope (GLT). Die Daten wurden am
Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) und am MIT Haystack Observatory
korreliert. Die Nachbearbeitung erfolgte im Rahmen der Kollaboration
durch ein internationales Team an verschiedenen Institutionen.
Das EHT-Konsortium besteht aus 13 Instituten: dem Academia Sinica
Institute of Astronomy and Astrophysics, der University of Arizona, der
University of Chicago, dem East Asian Observatory, der Goethe-Universität
Frankfurt, dem Institut de Radioastronomie Millimétrique, dem Large Millimeter
Telescope, dem Max-Planck-Institut für Radioastronomie, dem MIT Haystack
Observatory, dem National Astronomical Observatory of Japan, dem Perimeter
Institute for Theoretical Physics, der Radboud University und dem Smithsonian
Astrophysical Observatory.
Publikation: Event
Horizon Telescope Collaboration: The persistent shadow of the supermassive
black hole of M 87. I. Observations, calibration, imaging, and analysis.
Astronomy & Astrophysics, 18th January 2024, https://doi.org/10.1051/0004-6361/202347932
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/148028548
Bildunterschrift: Das erste und das zweite Bild des Schwarzen Lochs M87*: Der
Durchmesser Schattens, den der Ring umschließt, ist identisch. Die
Helligkeitsverteilung der Strahlung, die von der um das Schwarze Loch
wirbelnden Materie ausgeht, hat sich erwartungsgemäß verschoben. Fotos:
EHT-Kollaboration
Weitere Informationen:
Prof.
Dr. Luciano Rezzolla
Institut
für Theoretische Physik
Goethe-Universität
Frankfurt
Phone:
+49 (69) 798-47871
rezzolla@itp.uni-frankfurt.de
https://astro.uni-frankfurt.de/rezzolla/
https://eventhorizontelescope.org/
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Die Chaincourt Theatre Company hat Ray Bradburys Fahrenheit 451 adaptiert. Premiere ist am 26. Januar im IG-Farben-Nebengebäude.
FRANKFURT. Bücherverbrennungen, Menschen, die nicht von Bildschirmen loskommen, ein autoritäres Regime und ein Krieg, der immer näher rückt. Aktueller könnte Ray Bradburys Fahrenheit 451 trotz seines 70. Geburtstag dieses Jahr wohl nicht sein. Die Chaincourt Theatre Company an der Goethe-Universität hat den Romanklassiker nun für die Bühne adaptiert.
Bücher sind verboten. Der Welt geht es besser, wenn alle das Gleiche denken,
das ist die Überzeugung von Firefighter Montag, der in Ray Bradburys
dystopischer Welt berufsmäßig und mit größter Freude Bücher verbrennt. Doch ein
verhängnisvoller Einsatz im Haus einer geheimnisvollen Bibliothekarin regt in
Montag erste Zweifel. Schließlich ist da nicht nur die apathische Ehefrau
Mildred und eine scheiternde Ehe, sondern auch der alltägliche Horror des Jobs,
den die Kollegen nicht einmal zu bemerken scheinen. Begegnungen mit Querköpfen
und Bücherliebhaber*innen aller Art führen Montag auf den Pfad der Revolution
und lehren ihn nicht nur die Brutalität des Systems, sondern auch die Schönheit
der Welt und die Liebe zu Büchern.
In
der wohl größten Produktion seit der Pandemie hat es sich die Chaincourt
Theatre Company zur Aufgabe gemacht, aktuelle Themen auf die Theaterbühne zu
bringen. Adaptiert hat den Roman James Fisk, Dozent der Anglistik und
Amerikanistik, der die seit den 1950er Jahren existierende Chaincourt Theatre
Company leitet und ebenfalls Regie führen wird. Neben zwei vertrauten
Gesichtern sind diesmal auch viele neue Schauspieler*innen dabei, die genau wie
die Mitwirkenden hinter der Bühne alle Studierende der Goethe-Universität sind.
Gespielt wird auf der Bühne im I.G.-Farben-Nebengebäude, die Aufführungssprache
ist Englisch.
Vorstellungen: Premiere am 26. Januar 2024;
weitere Aufführungen am 27. Januar sowie am 1., 2. und 3. Februar 2024;
Vorstellungsbeginn ist um 19.30 Uhr, Goethe-Universität,
Campus Westend, IG-Farben-Nebengebäude, Raum NG 1.741
Karten: 10 €/5 € (ermäßigt) erhältlich an
der Abendkasse eine Stunde vor Vorstellungsbeginn
Kontakt: James Fisk, Künstlerische Leitung
Chaincourt Theatre Company, Institut für England- und Amerikastudien,
Goethe-Universität Frankfurt. fisk@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / komm. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon
069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Leihgabe wird von der Stiftung Giersch ermöglicht.
FRANKFURT. Hans Poelzigs Ölbild „Metamorphosen“ (Öl auf Leinwand), um 1928/33 entstanden, schmückt künftig das Foyer des Leitungsbereiches im PA-Gebäude und ist auch im Rahmen von Führungen über den Campus Westend zu bewundern. Hans Poelzig ist in Frankfurt vor allem als Architekt des IG-Farben-Hauses bekannt. An der Goethe-Universität ist der vielseitig begabte Poelzig, der unter anderem auch Bühnenmaler, Filmarchitekt und Hochschullehrer war, aber auch als Maler präsent. Im Casino auf dem Campus Westend hängen sechs großformatige Ölgemälde von ihm, ein Bild befindet sich im Uniarchiv. Jetzt kommt, dank einer Leihgabe der Stiftung Giersch, ein weiteres Bild hinzu, das mit 140 × 170,5 cm ein kleineres Format hat als die Werke, die bereits im Casino zu sehen sind.
Universitätspräsident Enrico Schleiff: „Der Name Hans Poelzig ist an der
Goethe-Universität und in Frankfurt vor allem als Architekt des international
bekannten Poelzig-Baus, welchen wir als Mahnung als IG-Farben-Haus bezeichnen,
ein Begriff. Doch auch als Künstler hat er bedeutende Werke geschaffen. Ich
freue mich, dass wir mit dem Neuzugang der ‚Metamorphosen' die
Goethe-Universität als wichtigen Ausstellungsort zu Poelzigs Kunst gestärkt
haben. Ich möchte mich herzlich bei der Stiftung Giersch und bei Carlo Giersch
bedanken, die diese Leihgabe möglich gemacht haben.“ Von den rund vierzig
erhalten gebliebenen Gemälden des Künstlers Hans Poelzig besitzt die
Frankfurter Goethe-Universität nunmehr acht Bilder, davon sind sieben ihr
Eigentum.
Über
die STIFTUNG GIERSCH
Die
STIFTUNG GIERSCH wurde 1994 mit Mitteln aus dem Privatvermögen des Frankfurter
Unternehmers Senator E. h. Professor Carlo Giersch und seiner Frau, Senatorin
E. h. Karin Giersch, errichtet. Die Stiftung fördert Projekte in den drei
Bereichen Kunst und Kultur, Forschung und Lehre sowie Kinder- und Jugendmedizin
im Rhein-Main-Gebiet. Die Stiftung ist eine Investition in die Zukunft. Bereits
im Jahr 1990 gründete das Ehepaar Giersch die Carlo und Karin Giersch-Stiftung
an der TU Darmstadt. Die Stiftung vergibt mehrere Preise, finanziert eine
Stiftungsprofessur und fördert eine Reihe von weiteren Projekten an der TU
Darmstadt.
Weitere Informationen zur STIFTUNG GIERSCH unter: www.stiftung-giersch.de
Bildunterschrift:
Senator E. h. Professor Carlo Giersch (l.) mit Universitätspräsident Prof.
Enrico Schleiff vor Poelzigs „Metamorphosen“. Foto: Uwe Dettmar
Link zum
Download: www.uni-frankfurt.de/147639181
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / komm. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon
069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
„Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität jetzt neu erschienen – wie Forscherinnen und Forscher sich in fremde Koordinatensysteme vorwagen
Wenn wir die Welt um uns herum verstehen wollen, suchen wir nach Strukturen, nach Mustern und Regeln, nach Ursachen und Wirkungen. Ordnungen geben uns Halt und Orientierung. Nicht nur für das Individuum sind sie unabdingbar, auch das Zusammenleben der Menschen gelingt nur mit ihrer Hilfe. Doch wie entstehen Ordnungen, die für alle gelten sollen? Wie verändern sie sich? Damit befasst sich der Profilbereich „Ordnungen und Transformationen“ an der Goethe-Universität – und auch die neueste Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“. Unter dem Titel „(Un)Ordnung“ gibt das Magazin Einblick in aktuelle Forschungen aus Politik-, Rechts- und Geschichtswissenschaft, aber auch aus den Naturwissenschaften. Denn auch die Naturforschung sucht vor allem nach einem: nach belastbaren Erkenntnissen über Strukturen und Regeln.
FRANKFURT. Ist
die Demokratie westlicher Prägung tatsächlich in der Krise, wie derzeit häufig
zu hören und zu lesen ist? Prof. Rainer Forst, politischer Philosoph und
Sprecher des Profilbereichs „Orders and Transformations“, betrachtet die Frage
differenzierter: „Wir leben in einer Zeit vieler Krisen in der
Demokratie, und es könnte zu einer echten Krise der Demokratie kommen,
wenn diese sich nicht lösen oder abmildern lassen“, erklärt er im
Auftaktinterview. Es gebe durchaus Prozesse der Entfremdung vom existierenden
System der Demokratie, die vor allem in kulturellen Vorbehalten gegen
gesellschaftliche Veränderungen und in sozialen Benachteiligungen lägen. Forst
betont den Aspekt der Gerechtigkeit, der der Demokratie eigentlich
eingeschrieben sei, aber in der realen Politik häufig zu kurz komme. Dadurch
gehe wichtiges Vertrauen verloren. Wie man das Vertrauen wieder stärken kann?
Das hat nach Forsts Auffassung viel mit Konflikten zu tun – aber auf andere
Weise, als mancher denken würde. Spannend und nachvollziehbar erklärt der
politische Philosoph, warum vor allem Konflikte wichtig sind für das
Zustandekommen von Vertrauen und warum dies im Fokus eines großen
Forschungsprojekts an der Goethe-Universität steht.
In weiteren
Artikeln von „Forschung Frankfurt“ geht es zum
Beispiel um die Frage, wie Rebellen nach dem Chaos eine eigene Ordnung
schaffen, es geht um die Initiation des bundesdeutschen Grundgesetzes, die im
I.G. Farben-Bau stattfand (heute Campus Westend), aber auch um die Frage, wie
verschwundene Bücher in einer großen Universitätsbibliothek wiedergefunden
werden können. Weitere Beiträge handeln etwa davon, wie der Klimawandel die
Evolution vorantreibt oder wie eine neue mikroskopische Technologie ein viel
genaueres Bild von den dynamischen Strukturen in lebenden Zellen zu vermitteln
vermag.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2023) kann von
Medienschaffenden kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de
Ein
PDF der Ausgabe ist online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de.
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/147598855
Bildtext: Forschung Frankfurt: (Un)Ordnung (Titelblatt). Bild:
Goethe-Universität Frankfurt
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Ausstellung und Podiumsdiskussion zu Wissenschaftler*innen im Exil
FRANKFURT. Was
bedeutet es, als Wissenschaftler*in das eigene Land verlassen zu
müssen? Die Ausstellung „Poser pour la Liberté / Standing for Freedom“
zeigt 15 Lebenswege von Forschenden und ihren Gastgeber*innen im Exil.
Zu sehen ist
das
Fotoprojekt
„Poser
pour la liberté /Standing for freedom“
vom 13.
Januar bis zum 17. Februar 2024
im
Eingangsbereich des I.G. Farben-Hauses,
Campus
Westend der Goethe Universität.
Die
Porträts von Wissenschaftler*innen im Exil werden in einem Rundgang mit vier
Themen präsentiert: „Geschichte des Wissenschaftsasyls“; „Forschende in
Lebensgefahr“; „Wissenschaft im Exil“; „Berichten, Beobachten, Bezeugen“. Die
15 Fotos entstammen dem preisgekrönten Fotoprojekt RESTRICA (Einblicke in das
erzwungene wissenschaftliche Exil in Vergangenheit und Gegenwart), das 2018 von
der Politologin Pascale Laborier gemeinsam mit dem in Berlin lebenden
französischen Fotografen Pierre-Jérôme Adjedj initiiert wurde. Im Rahmen
des Fotoprojekts RESTRICA wurden innerhalb von drei Jahren 51 Porträts von
Wissenschaftler*innen erstellt, die ins Exil gezwungen wurden.
Nach
der Ausstellungseröffnung in der Cité du Design in Saint-Étienne 2021 war die
Ausstellung bereits an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der
Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) zu Gast.
Das Rahmenprogramm
zur Ausstellung wird eröffnet
am 19. Januar um 16
Uhr
durch eine
Vernissage mit
Podiumsdiskussion
im I.G.
Farben-Haus, Raum IG 311.
An
der Diskussion nehmen teil die beiden Ausstellungsmacher, die Politologin
Pascale Laborier und der Fotograf Pierre-Jerome Adjedi, sowie der Leiter der
Philipp Schwartz Initiative (PSI) der Humboldt Stiftung, Frank Albrecht.
Weitere Podiumsgäste sind zwei Mediziner, die von den Putschisten in Myanmar
verfolgt werden: Dr. Aung Aung ist derzeit PSI-Fellow im Institut für
Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Goethe-Universität, Prof. Dr.
Zaw Wai Soe ist Union Minister of Education und Union Minister of Health im
National Unity Government of Myanmar, ein Vertreter der Gegenregierung des
Widerstands gegen die Putschisten.
Das
weitere Rahmenprogramm im Überblick:
25.
Januar, Foyer des I.G. Farben-Hauses
9,
10 und 11 Uhr (mit
Anmeldung)
Führung
durch die Ausstellung „Poser pour la liberté /Standing for freedom“
auf
Französisch
2.
Februar, Casino-Gebäude, Raum 1.811
18
Uhr
Gesprächskonzert
„Musik des Exils“
Mélina
Burlaud (Klavier) & Gorka Robles Alegria (Gesang)
8.
Februar, I.G. Farben-Haus, Raum IG 411
18 Uhr
Podiumsdiskussion
Standing for Academic Freedom.
Meeting the Scholars behind the
Exposition. Roundtable with Scientists in Exile from Countries and Societies
under Threat
Information
und Anmeldung:
Dr.
Johannes Müller
Head of Global Office
Phone +49 (0)69 798 13729
Email: jo.mueller@em.uni-frankfurt.de
Prof. Dr.
Xenia von Tippelskirch
Institut
franco-allemand de sciences historiques et sociales (IFRA/SHS) - Institut
français Frankfurt
und
Historisches Seminar
Tel.:
+49 (0)69-798-31 901
https://ifra-francfort.fr/
https://emodir.hypotheses.org/events
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Neue Ausstellung in der Studiengalerie 1.357 zeigt Filme der aus Indien stammenden Künstlerin Pallavi Paul.
FRANKFURT. Eine dreiwöchige
Ausstellung in der Studiengalerie 1.357 der Goethe-Universität Frankfurt zeigt
einen Einblick in die filmische Erzählweise von Pallavi Paul. Die in der
indischen Hauptstadt Neu-Delhi aufgewachsene Künstlerin und
Geisteswissenschaftlerin durchdringt die Grenzen des visuellen Ausdrucks und
setzt sich dabei mit komplexen Themen unserer Zeit auseinander. Diese
Auseinandersetzung, an der Schnittstelle von Dokumentarfilm und Medienkunst,
thematisiert historische Bruchmomente durch Nutzung von gefundenem digitalem
Material.
Ausstellung
PALLAVI PAUL:
„We Don't Stop Asking Questions Just Because We´re Dead“
18. Januar bis 7.
Februar 2024,
Studiengalerie 1.357, IG-Farben-Haus,
Goethe-Universität Frankfurt
Eröffnung:
Mittwoch, 17. Januar, 20 bis 22 Uhr
Pallavi Pauls künstlerische Arbeit öffnet ein Portal zu einer Welt des Widerstands.
Jeder Film ist ein Fenster in die komplexe Landschaft menschlicher Erfahrungen
und regt dazu an, die Grenzen des Denkens zu erkunden und die Reflexion über
die Brüche und Zusammenhänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu erweitern.
Die
Ausstellung beginnt mit „Shabdkosh / A Dictionary“ von 2014, einem filmischen
Werk, das die semantische Landschaft der Worte in den Fokus rückt und die
konventionelle Sprachnutzung herausfordert. Pallavi Paul dekonstruiert hier die
festgefahrenen Muster der Kommunikation und ermöglicht einen Einblick in die
unerwarteten Facetten der Worte.
In
der darauffolgenden Woche liegt der Fokus auf „Long Hair, Short Ideas“,
ebenfalls aus 2014. Dieser Film präsentiert sich als ein intimes
Gedankentagebuch, das durch die subtile visuelle Erzählweise von Pallavi Paul
zu einer poetischen Reflexion über das persönliche Innenleben wird.
Zum
Abschluss wird „The Blind Rabbit“ von 2020 gezeigt, ein eindringlicher Film,
der Zensur, Wahrheit und die Konstruktion von Geschichte untersucht. Pallavi
Paul nimmt das Publikum mit auf eine Reise durch die vielschichtigen Aspekte
des kollektiven Gedächtnisses und regt zu einer kritischen Auseinandersetzung
mit der Entstehung von Erinnerungen in unserer Gesellschaft an.
Die seit 2010 existierende Studiengalerie
1.357 ist ein Lehr- und Lernprojekt an der Goethe-Universität Frankfurt am
Main am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften. Die
Studiengalerie versteht sich als Lehr- und Lernort, in dem durch Kunst aktuelle
gesellschaftspolitisch relevante Themen in die Universität hineingetragen
werden. Studierende lernen komplexe Thematiken international anerkannter
Künstler*innen aufzubereiten. Die Studiengalerie 1.357 ist öffentlich
zugänglich und richtet sich sowohl an ein universitäres Publikum als auch an
die Frankfurter Öffentlichkeit. studiengalerie.uni-frankfurt.de
Kontakt
Franka
Schlupp, Studiengalerie 1.357. franka.schlupp@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / komm. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon
069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Zwei Frankfurter Fachinformationsdienste (FID) starten 2024 in die nächste Förderphase.
FRANKFURT. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligt umfangreiche Mittel für den weiteren Ausbau der Fachinformationsdienste (FID) Afrikastudien und Darstellende Kunst und fördert diese zwei Projekte der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg (UB JCS) in Frankfurt am Main mit knapp 2 Millionen Euro. Mit ihren sechs FID - Afrikastudien, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Biodiversitätsforschung, Darstellende Kunst, Jüdische Studien sowie Linguistik - ist die UB JCS eine zentrale Akteurin innerhalb des FID-Gesamtsystems. Sie verfolgt das Ziel, qualitativ hochwertige und fachlich zugeschnittene Serviceangebote bereitzustellen, kontinuierlich weiterzuentwickeln und nachhaltig zu verankern.
Der Fachinformationsdienst (FID) Afrikastudien baut seit 2016 am
wissenschaftlichen Spezialbedarf orientierte fachspezifische
Informationsservices für die afrikabezogenen Geistes- und Sozialwissenschaften
auf. Auch in der dritten Förderphase bleibt die Beschaffung von Literatur vom
afrikanischen Kontinent und aus der afrikanischen Diaspora eine zentrale
Aufgabe des FID Afrikastudien. Die überregionalen Lizenzen des FID werden
erweitert. Es sind mehrere Reisen für den Erwerb von Literatur, die nicht über
andere Distributionswege erhältlich ist, geplant. Bei einem innovativen
Pilotprojekt zur Datenarbeit werden sogenannte „Communities of Implication" in
der Normdatenentwicklung für orale Quellen beteiligt. Die Informationsplattform
des FID Afrikastudien, die African Studies Library, wird um neue Funktionen
erweitert: Um die Recherchemöglichkeiten zu verbessern, soll eine geografisch
explorative Suche umgesetzt werden, die es ermöglicht, Publikationen nach
Regionen und Themen zu finden. Außerdem wird es künftig möglich sein, direkt aus
dem Portal heraus Fernleih- und Subito-Bestellungen auszuführen. Ein neuer
Researcher Compass wird die transdisziplinäre und transkontinentale Vernetzung
von Forschenden vereinfachen.
Seit 2015 wird an der UB JCS der FID Darstellende Kunst (FID DK) betrieben und als maßgebliche fachliche Informationsinfrastruktur stetig weiterentwickelt. Die Arbeit des FID DK zeichnet sich durch eine enge Bindung an die Gedächtnisinstitutionen der Darstellenden Kunst und seiner konsequenten Ausrichtungen an den Bedarfen der theater- und tanzwissenschaftlichen Fachgemeinschaft aus. In der nunmehr vierten Förderphase liegen die Schwerpunkte auf der Konsolidierung und Optimierung des FID-Portals www.performing-arts.eu, auf der Aggregation und Kuratierung weiterer Sammlungsdaten sowie auf deren digitaler Veröffentlichung im FID DK-Portal und auf der Weiterentwicklung forschungsnaher Services, z.B. mit einer Kartierung von Sammlungsbeständen von Programmheften der Darstellenden Kunst. Intensiviert wird die Erfassung von Personen und Organisationen in die Gemeinsame Normdatei (GND) sowie die Arbeit in der AG Performing Arts des Standardisierungsausschusses (STA). Neu aufgebaut wird ein Research Navigator Performing Arts, mit dem frei zugängliche E-Ressourcen, Forschungsprojekte sowie Forschungsdaten der Theater- und Tanzwissenschaft im FID-Portal kuratiert und veröffentlicht werden sollen. Wo immer möglich, werden die Open Access-Kriterien der freien Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Quellen (FAIR-Prinzipien) angewendet.
Mit ihren sechs FID unterstützt die UB JCS die durch die fortschreitende
Digitalisierung bedingte Transformation der deutschen Wissenschaft. Als
Schnittstelle setzen sich die FID mit ihrer Arbeit für eine nachhaltige
Partnerschaft und den Wissenstransfer von Forschung und ihren Infrastruktureinrichtungen
ein. Dabei verfügt die Bibliothek über eine umfassende fachbibliothekarische,
informationswissenschaftliche und informationstechnologische Expertise zur
fachgerechten Kuratierung und Erschließung von Medien und (Forschungs-)Daten sowie
der Entwicklung und dem Betrieb entsprechender Dienste.
Weitere
Informationen:
https://www.dfg.de/foerderung/programme/infrastruktur/lis/lis_foerderangebote/fachinfodienste_wissenschaft/index.html
Kontakt:
FID
Afrikastudien: Dr. Aïsha Othman, a.othman@ub.uni-frankfurt.de - https://africanstudieslibrary.org/en/FID
Darstellende Kunst (FID DK): Franziska Voß, f.voss@ub.uni-frankfurt.de - https://www.performing-arts.eu/
Kontakt
für Pressefragen allgemein:
Bernhard
Wirth, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, Universitätsbibliothek, Freimannplatz
1 (vormals Bockenheimer Landstraße 134-138), 60325 Frankfurt am Main, Tel. +49
(69) 798 39223; E-Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / komm. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon
069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Der Frankfurter mit langjähriger Erfahrung als Journalist und Kommunikationsverantwortlicher in Führungspositionen tritt seinen Dienst am 15. Januar an.
FRANKFURT. Die Goethe-Universität bekommt einen neuen Pressesprecher: Volker Schmidt, bisher Leiter des Referats Presse und Öffentlichkeit im hessischen Wissenschaftsministerium, tritt am 15. Januar seinen Dienst auf dem Frankfurter Campus als Leiter des Büros für PR und Kommunikation an. Er folgt Dr. Olaf Kaltenborn nach, der bei der ETH Zürich Foundation eine neue berufliche Herausforderung angenommen hat.
Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff: „Wir gewinnen mit Herrn Schmidt einen erfahrenen Kommunikationsexperten. Er kennt aus seiner bisherigen Tätigkeit bereits viele der Themen, zu welchen bei uns an der Goethe-Universität geforscht und gelehrt wird. Sowohl in der Hochschulkommunikation als auch in der Kommunikation im politischen Raum hat er umfassende Erfahrungen gesammelt. Wir wollen mit ihm gemeinsam die Wissenschaftskommunikation der Universität vor allem im digitalen Bereich weiterentwickeln, um die Bedeutung von Forschung und Lehre für die Herausforderungen unserer Zeit noch besser zu erklären und in der Interaktion mit der Gesellschaft Impulse aufzunehmen.“
Volker Schmidt: „Ich freue mich sehr auf die Herausforderung, den öffentlichen Auftritt einer der forschungsstärksten und größten Universitäten Deutschlands maßgeblich mitgestalten zu dürfen. Ich habe selbst an der Goethe-Universität studiert, lebe seit vielen Jahren in Frankfurt und kenne die Stiftungsuniversität und ihre enge Verzahnung mit der Stadtgesellschaft daher gut. Dass ich mit einem tollen Team zusammenarbeiten und auf all dem aufbauen kann, was Dr. Olaf Kaltenborn in seiner langjährigen Tätigkeit für die Universität erarbeitet hat, hat mir die Entscheidung für diese spannende Gestaltungsaufgabe leichtgemacht.“
Volker Schmidt war vor, während und nach seinem Geschichtsstudium an der Goethe-Universität viele Jahre als Journalist und Redakteur für die Frankfurter Rundschau tätig, zuletzt als Landeskorrespondent in Wiesbaden. 2013 wechselte er als Leiter der Kommunikation zur EBS Universität für Wirtschaft und Recht, bevor er Pressesprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Hessischen Landtag wurde. Seit 2019 war er als Referatsleiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Kommunikation des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst verantwortlich.
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / komm. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon
069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
NS-Forschung: Zwei Vorträge des Buber-Rosenzweig-Instituts zu neuen Erkenntnissen zum Mordlager Sobibór
FRANKFURT. Mitte der 2000er-Jahre begannen die beiden Archäologen Yoram Haimi und Wojtek Mazurek, das Gelände des ehemaligen NS-Mordlagers Sobibór archäologisch zu untersuchen. Dabei fanden sie private Gegenstände, mit deren Hilfe einige in Sobibór ermordete Jüdinnen und Juden identifiziert werden konnten. Der Fund seines Geburtsamuletts war etwa die Voraussetzung dafür, dass das Mädchen Karoline Cohn in Frankfurt am Main einen Stolperstein erhielt.
Über
das Potenzial archäologischer Methoden, Spuren der in der Shoah ermordeten
Jüdinnen und Juden sichtbar zu machen, berichten Yoram Haimi (Israel) und
Wojtek Mazurek (Polen) nun in ihrem Vortrag
am 11. Januar um 18
Uhr
„Spurensuche
Vortrag und
Diskussion über die Ausgrabungen in Sobibór“
Hörsaalzentrum HZ,
Raum 13
Campus Westend,
Theodor-W.-Adorno-Platz 5.
In
dem weiteren Vortrag
am 18. Januar um 18
Uhr
„Das Leben der
NS-Opfer – Spurensuche 80 Jahre nach dem Holocaust“,
ebenfalls
Hörsaalzentrum HZ, Raum 13
spricht
Klaus Hillenbrand, Mitarbeiter der taz und Buchautor, über seine Arbeit an dem
Buch Das Amulett und das Mädchen: Lebensspuren zwischen Frankfurt am Main,
Minsk und Sobibór. Darin rekonstruiert er den Lebensweg der Karoline Cohn
und beschreibt zugleich die Herausforderungen einer solchen Erinnerungsarbeit –
zum einem, da die Verbrechen der Shoah bewusst verborgen und verschleiert
wurden, zum anderen, weil der zeitliche Abstand die Erinnerungsarbeit
erschwert.
Die
beiden Vorträge bilden den Abschluss der Reihe Sichtbarkeit: Voraussetzung
des Erinnerns. Neue Forschungen zum Mordlager Sobibór, die vom
Buber-Rosenzweig-Institut veranstaltet wird. Die Reihe will darauf aufmerksam
machen, dass Erinnerung immer auch Erinnerungsarbeit ist und somit eine
Praxis, in der Wissenschaft und die Lernbereitschaft der Zivilgesellschaft
ineinandergreifen.
Das
2021 gegründete Buber-Rosenzweig-Institut der Goethe-Universität ist ein
Forschungszentrum für jüdische Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne und
Gegenwart. Es kooperiert eng mit Forschenden innerhalb der Universität sowie
mit Frankfurter und anderen Institutionen im Bereich Jüdische Studien, darunter
das Jüdische Museum Frankfurt am Main,
das Fritz-Bauer-Institut und die Frankfurter Jüdische Akademie.
Das Institut ist zudem Sitz der Internationalen Rosenzweig-Gesellschaft und der Hermann Cohen Gesellschaft (https://buber-rosenzweig-institut.de/institut/).
Die
Veranstaltungsreihe wurde möglich durch die Unterstützung der Hessischen
Landeszentrale für politische Bildung und das GRADE-Center RuTh und
des AStA der Goethe-Universität.
Information:
Buber-Rosenzweig-Institut
der Goethe-Universität
Antonia Steins
antonia.sophie.steins@fau.de
https://buber-rosenzweig-institut.de/institut/
Zweites Praxisforum der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt“ diskutiert, wie demokratische Politik Vertrauen gewinnen kann
FRANKFURT. Die Demokratie sieht sich gegenwärtig wie lange nicht mehr mit der Vertrauensfrage konfrontiert: Haben die Bürger*innen noch ausreichend Vertrauen, dass demokratisch gewählte Politiker*innen ihre Interessen vertreten, und zwar so, dass die vielen Herausforderungen unserer Zeit gelöst werden? Wenn dieses grundlegende Vertrauen immer mehr zerbröckelt, dann wanken nicht nur Regierungen, sondern letzten Endes auch die demokratische Ordnung selbst. Diese Entwicklung findet ihren Ausdruck etwa im Zulauf für rechtspopulistische, teils unverblümt demokratiefeindliche Parteien, deren einfache Lösungsvorschläge immer stärker verfangen. Wie also kann demokratische Politik an Vertrauen gewinnen? Und welche Funktion kommt dabei dem Austausch mit der Wissenschaft zu? Schließlich ist es die Wissenschaft, die verlässliche Informationen und orientierungsstiftende Einordnungen liefern soll. Kann die Politik von wissenschaftlichen Erkenntnissen profitieren, um Vertrauen zu erzeugen? Oder ist diese Hoffnung vergebens im Zeitalter sogenannter alternativer Fakten und durch soziale Medien fragmentierter Diskurse?
Mit
diesen Fragen befasst sich das zweite Praxisforum der Forschungsinitiative
„ConTrust: Vertrauen im Konflikt. Politisches Zusammenleben unter Bedingungen
der Ungewissheit“
Grenzen des
Vertrauens? – Spannungsfelder zwischen
Wissenschaft,
Politik und Gesellschaft
am Donnerstag, dem
18. Januar 2024 ab 13 Uhr
im Gebäude
„Normative Ordnungen“ auf dem Uni Campus Westend der
Goethe-Universität
Frankfurt.
Der Eintritt ist
frei.
Um eine formlose
Anmeldung an office@normativeorders.net wird gebeten.
Im
Rahmen eines Workshops, einer Diskussionsrunde und über einen „Markt der
Möglichkeiten“ werden Vertreter*innen aus Wissenschaft, Medien und Politik in
einen konstruktiven Austausch treten und u.a. darüber diskutieren, wie die
Politik von wissenschaftlichen Erkenntnissen profitieren kann, um Vertrauen zu
erzeugen. Verschiedene Formate bieten dabei die Möglichkeit, thematische
Zugänge zu diskutieren, Erwartungen zu formulieren, aber auch informell ins
Gespräch zu kommen.
Beteiligte
der Forschungsinitiative „ConTrust“ sind die Sozialpsychologin Prof. Dr. Vera
King, der Kriminologe und Experte für Strafverfolgung, Polizeigewalt und
institutionellen Rassismus Prof. Dr. Tobias Singelnstein, sowie die
Politikwissenschaftler*innen Prof. Dr. Nicole Deitelhoff und Andreas Schindel.
Weitere Gäste sind der Redaktionsleiter von MDR Aktuell Florian Meesmann und
Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst Ayse
Asar, LL.M. (angefragt). Moderieren werden Rebecca C. Schmidt
(Geschäftsführerin Normative Orders/ConTrust) und Prof. Dr. Tobias Wille
(Politikwissenschaftler/ConTrust).
Das
Programm im Überblick:
13:00-14:00 Uhr | EG Lobby
Multimediale
Wandelhalle
Begegnung
und Einblicke in die Forschung der Initiative ConTrust
14:00-15:30
Uhr | EG01
Zwischen
Hoffnung und Skepsis: Vertrauensdynamiken zwischen Politik und Gesellschaft
ConTrust-Forscher:innen
stellen ihre Projekte zur Debatte – mit:
Prof.
Dr. Vera King (Sozialpsychologin, Expertin für Autoritarismus und
Optimierungsdynamiken im digitalen Zeitalter),
Andreas
Schindel (Politikwissenschaftler, Experte für Demokratietheorie, Populismus und
Affekte),
Prof.
Dr. Tobias Singelnstein (Kriminologe, Experte für Strafverfolgung,
Polizeigewalt und institutioneller Rassismus)
Moderation:
Prof. Dr. Tobias Wille (Politikwissenschaftler)
15:30-16:00
Uhr | EG Lobby
Kaffeepause
16:00-18:00
Uhr | EG01
Schwindendes
Politikvertrauen: Perspektiven und Lösungen aus Wissenschaft und Praxis
Werkstattgespräch
u.a. mit:
Ayse
Asar, LL.M. (Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und
Kunst) – angefragt
Prof.
Dr. Nicole Deitelhoff (Expertin für Konfliktforschung)
Florian
Meesmann (Redaktionsleiter MDR Aktuell)
Moderation:
Rebecca C. Schmidt (Geschäftsführerin Normative Orders/ConTrust)
Das
ConTrust Praxisforum wird durchgeführt in Kooperation mit dem Mercator
Science-Policy Fellow Programm sowie GRADE (Goethe Research Academy for Early
Career Researchers) der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Details zum Programm:
https://contrust.uni-frankfurt.de/contrust-praxisforum/
Informationen:
Anke Harms
Referentin
für Wissenschaftskommunikation des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“
Tel.:
069/798-31407
anke.harms@normativeorders.net;
www.normativeorders.net/de
Um eine formlose Anmeldung an
office@normativeorders.net wird
gebeten.
Neue Verbundstudie bewertet technische Maßnahmen gegen den Schadstoffausstoß von Kaminöfen
Wie effektiv elektrostatische Abscheider und Katalysatoren den Schadstoffausstoß von Kaminöfen reduzieren und dadurch Mensch und Umwelt schützen, haben Forschende der Goethe-Universität Frankfurt, der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und der Universitätskliniken Aachen und Freiburg im Verbundprojekt "TeToxBeScheit" untersucht. Auf Basis ihrer Studie empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, künftig beide Technologien vorzuschreiben, um die Schadstoffbelastung für Mensch und Umwelt zu minimieren. Das Forschungsprojekt wurde durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.
FRANKFURT. In Deutschland gibt es Millionen Kleinfeuerungsanlagen: Kaminöfen
für den häuslichen Gebrauch, in denen Scheitholz verfeuert wird. Dabei gelangen
viele partikuläre und gasförmige Schadstoffe in die Atmosphäre: Ultrafeine
Rußpartikel, Kohlenmonoxid, leicht flüchtige organische Substanzen wie
Formaldehyd, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und vieles
mehr. Die Zahl der freigesetzten Stoffe geht in die Tausende, manche
beeinflussen sich gegenseitig und werden dadurch noch gefährlicher.
In
Deutschland schreibt die erste Bundesimmissionsschutzverordnung (1. BImSchV) Grenzwerte
vor, auf EU-Ebene die Ökodesign-Richtlinie. Um den Schadstoffausstoß zu senken, werden sogenannte Minderungsmaßnahmen an den Kaminen angebracht wie elektrostatische
Abscheider oder Katalysatoren. Der
E-Abscheider lädt die Partikel im Abgas
elektrostatisch auf, so dass sie am Kaminrohr
abgeschieden werden. Der Katalysator hilft
dabei, dass toxische gasförmige Substanzen zu nicht toxischen reagieren,
so werden etwa Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoffe zu Kohlendioxid (CO2) und Wasser transformiert.
Zwar gibt
es schon Studien zu Katalysatoren und E-Abscheidern, diese betrachteten aber
nur wenige Schadstoffe des Abgases. In der Praxis sind Katalysatoren und
E-Abscheider bisher wenig verbaut. Wie effektiv die Techniken wirklich sind,
ist bisher unklar gewesen. Diese Wissenslücke
konnte das Verbundprojekt "TeToxBeScheit" jetzt schließen.
Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler von vier Instituten untersuchten, wie stark Katalysatoren
und E-Abscheider einzeln und kombiniert den Schadstoffausstoß reduzieren und
welcher Schutzeffekt für Mensch und Umwelt sich daraus ergibt. Das Lehr-
und Forschungsgebiet Technologie der Energierohstoffe (TEER) der RWTH Aachen
koordinierte das Projekt. Es baute den Prüfstand,
an dem die Abgas- und Partikelproben genommen wurden, und führte zusammen mit
dem Universitätsklinikum Aachen die chemisch-physikalischen
Untersuchungen durch. Das Universitätsklinikum Freiburg übernahm die humantoxikologischen und die Goethe-Universität Frankfurt die ökotoxikologischen Untersuchungen. Letztere führte ein Team
der Abteilung Evolutionsökologie und Umwelttoxikologie am Institut für
Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität unter Leitung von
Prof. Dr. Henner Hollert, Dr. Sabrina Schiwy und Marc Wollenweber durch.
Prof.
Hollert beschreibt das Besondere an "TeToxBeScheit" so: „Es
ist die erste Schadstoffstudie an Kaminöfen mit einem integrierten Ansatz, der weit über die chemische Analyse einzelner Substanzen
hinausgeht: Wir haben uns gemeinsam mit den anderen
Partnern das Abgas , die emittierten Partikel und die Wirkung der
Minderungsmaßnahmen vollumfänglich angeschaut, und zwar nicht nur die
chemisch-physikalische Seite, sondern auch die humantoxikologische und die ökotoxikologische, also die Wirkung der Schadstoffe
und Schadstoffkombinationen auf Mensch und Ökosysteme. Diese effektbasierte Untersuchung
kann auch die nachteilige Wirkung bisher unbekannter Schadstoffe und
Schadstoffgemische nachweisen und wurde so in ähnlichen
Studien bisher noch nicht durchgeführt.“
Der
Umwelttoxikologe und wissenschaftliche Mitarbeiter Marc Wollenweber untersuchte die Schadstoffe aus den
Kaminöfen mit Zellkulturen und aquatischen Testsystemen.
Denn in der Natur gelangen Schadstoffe auch in Gewässer, wenn sie beispielsweise
durch Regen aus der Luft herausgewaschen werden. Diese Auswaschung simulierte er zusammen mit dem TEER und
dem Uniklinikum Freiburg mittels Waschflaschen am Prüfstand. Danach
schaute sich Wollenweber die Reaktion von drei
aquatischen Modellorganismen an: Algen, Wasserflöhe
und Fischembryonen.
Im
Wasser mit unbehandeltem Rauchgas zeigte
sich die Toxizität deutlich: Die Organe der
Fischembryonen – eine Alternativmethode zu Tierversuchen mit Fischen – nahmen
Schaden, die Wasserflöhe starben, die Algen wuchsen
langsamer. Mit vorgeschaltetem Katalysator zeigten
sich hingegen keine toxischen Effekte mehr, die
Schadstoffbelastung der aquatischen Systeme ließ sich stark reduzieren. Dieses Ergebnis des biologischen Experiments
bestätigten die chemisch-physikalischen Messungen. Der E-Abscheider erwies
sich dagegen an der Feuerung als weniger effektiv. Erst als das Gerät weiter
entfernt von der Feuerung angebracht wurde, sank die
Toxizität. Der Grund: Erst im abgekühlten Abgas binden bestimmte Substanzen an Partikel und können so abgeschieden
werden.
Bei
den humantoxikologischen Untersuchungen am Universitätsklinikum Freiburg unter
Leitung von Dr. Manuel Garcia-Käufer kam ein zellbasiertes Lungenmodell zum
Einsatz, das die inhalative Wirkung der Abgase bewerten sollte. Das angewandte in vitro-Expositionsverfahren ist das
derzeit fortschrittlichste Verfahren dieser Art. Bei den Untersuchungen wachsen
die Lungenzellkulturen an der Grenzschicht zwischen Gas- und Flüssigphase und spiegeln
somit die Bedingungen in der menschlichen Lunge wider. Die luftgetragenen
Schadstoffe strömten von der luftzugewandten Seite über die Lungenzellen, so wie
bei der Inhalation von Abgasen. Dann maßen die Wissenschaftler:innen, ob sich
durch die (toxische) Belastung der Exposition zum Beispiel das Erbgut veränderte.
Das Ergebnis: Auch humantoxikologisch schnitt der Katalysator zunächst besser
ab als der E-Abscheider. Das lag auch wieder daran, dass E-Abscheider zwar die
Feinstaubbelastung deutlich reduzieren, jedoch nur bedingt gasförmige Schadstoffe
aus dem Abgas neutralisieren.
Für Frau
Dr. Sabrina Schiwy, Teamleiterin in der Abteilung Evolutionsökologie und
Umwelttoxikologie an der Goethe-Universität, sind die Katalysatoren folglich
auch die „Gewinner“ der Studie. Sie hält die Katalysatoren für „universell
wirksam“, sie könnten hochreaktive Substanzen
reduzieren, die gasförmig oder gar als feine Partikel in unsere Lungen
eindringen. Sie können bereits für wenige Geld, etwa 400 Euro nachgerüstet
werden. Die unmittelbare Wirkung der E-Abscheider ist zunächst ökotoxikologisch
und humantoxikologisch weniger augenfällig, dennoch sind sie als zusätzliche Minderungsmaßnahme
unabdingbar, weil (insbesondere bei chronischer Belastung) gefährliche Feinstaubemissionen
um bis zu 95 Prozent reduziert werden. Die E-Abscheider wirken damit in einem
Bereich, den die Katalysatoren nicht abdecken. Diesen wichtigen Aspekt fand das
TEER bei seinen Untersuchungen heraus.
Im
Rahmen der Studie wurde auch die Wirkung der beiden Techniken in Kombination
betrachtet. Wollenweber
empfiehlt daher, Kaminöfen in Zukunft mit beiden
Techniken zu versehen. Dabei sollte der E-Abscheider vor den Katalysator
installiert sein, sodass er zuerst die Partikel abscheidet.
Die gasförmigen Stoffe nimmt sich danach der
Katalysator vor. Doch was bedeuten die Ergebnisse für die 1.
Bundesimmissionsschutzverordung, die lediglich Grenzwerte vorgibt? Wollenweber meint: „Wir plädieren dafür,
dass Grenzwerte am Stand der Technik für Minderungsmaßnahmen
angepasst werden, damit keine Feuerung mehr ohne Minderung verkauft und
aufgestellt wird.“
Abschlussbericht
des Projekts zum Download:
Abschlussbericht des Verbundvorhabens "Kombinierte technische
und toxikologische Bewertung von Emissionsminderungsmaßnahmen für
Scheitholzfeuerungen" (TeToxBeScheit)
https://www.fnr.de/ftp/pdf/berichte/22041118.pdf
Bilder zum
Download:
https://www.uni-frankfurt.de/147073847
Bildtext: Der Kaminofen auf dem Prüfstand: An der
RWTH Aachen wurden die Abgase chemisch-physikalisch untersucht. Foto: Johann
Hee
Weitere
Informationen
Prof. Dr. Dr. h.c. Henner Hollert
Leiter Abteilung Evolutionsökologie und Umwelttoxikologie
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-42171
hollert@bio.uni-frankfurt.de
https://www.bio.uni-frankfurt.de/43970666/Abt__Hollert
Dr. rer. nat. Sabrina Schiwy
Abteilung Evolutionsökologie und Umwelttoxikologie
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
+49 (0)69 798 42173
schiwy@bio.uni-frankfurt.de
Marc Wollenweber, M. Sc.
Abteilung Evolutionsökologie und Umwelttoxikologie
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-42172
wollenweber@bio.uni-frankfurt.de
Twitter/X: @goetheuni @HHollert @RWTH @UniklinikAachen
@Uniklinik_Fr #TEER
Team von Prof. Harald Schwalbe will konservierte RNA-Strukturen von Dengue-Viren blockieren – beLAB2122 BRIDGE-Kooperation zwischen Evotec und Bristol Myers Squibb fördert Projekt zur Entwicklung von Wirkstoffen zur Behandlung von infektiösen Tropenkrankheiten.
Forschende der Goethe-Universität starten gemeinsam mit Partnern aus der Life-Science- und Pharmaindustrie ein Projekt zur Entwicklung einer neuen Wirkstoffklasse gegen Flaviviren, die Infektionskrankheiten wie zum Beispiel das Dengue-Fieber auslösen. Das Projekt wird im Rahmen der belBA2122-Kooperation zwischen dem Life-Science-Unternehmen Evotec und dem Pharmakonzern Bristol Myers Squibb gefördert. In einem innovativen Ansatz sollen RNA-bindende kleine Moleküle gegen die von Mosquitos übertragenen Flaviviren gerichtet werden. Die Projektidee stammt aus dem Team um Prof. Harald Schwalbe, Professor am Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie und dem NMR-Zentrum der Goethe-Universität.
FRANKFURT.
Reiselust und Klimawandel führen dazu, dass sich von Stechmücken übertragene
Viren auch in Europa immer weiter verbreiten. Die Klasse der Flaviviren, zu
denen der Dengue-, der Zika-, der West-Nil- und der Gelbfieber-Virus gehören,
lösen schwerwiegende neurologische Erkrankungen aus, für die es bislang nur
unzureichend wirksame Impfstoffe und keine spezifischen
Behandlungsmöglichkeiten gibt.
In
einem innovativen Forschungsansatz nutzen Prof. Harald Schwalbe und sein Team
von der Goethe-Universität eine patentierte NMR-basierte Screeningmethode, um
kleine Moleküle zu identifizieren, die spezifisch an hochkonservierte
RNA-Strukturen der Viren zu binden und den viralen Infektionszyklus zu
unterbrechen. Im Rahmen der beLAB2122-Kooperation zwischen Evotec und Bristol
Myers Squibb werden die neuen Wirkstoffkandidaten gemeinsam identifiziert,
strukturell charakterisiert und auf ihre Wirksamkeit getestet. beLAB2122 hat
zum Ziel, akademische Institutionen aus der Rhein-Main-Neckar Region mit den
industriellen Partnern zusammenzubringen, um first-in-class-Therapieoptionen
für alle Indikationsgebiete und Formate effizient zu investitionsfähigen Wirkstoffforschungs-
und frühen Entwicklungsprojekten voranzutreiben.
Prof.
Harald Schwalbe,
Direktor des Instituts für Biochemie II der Goethe-Universität, sagt: „Über die
letzten drei Jahre haben wir viel gelernt, wie wir das SARS-CoV2-Virus mit
kleinen Molekülen bekämpfen können. Die neue Zusammenarbeit erlaubt es uns nun
zusammen mit industriellen Profis, unser Wissen nun auf Viren anzuwenden, die
von Stechmücken übertragen werden, deren Verbreitungsgebiet sich im Rahmen des
Klimawandels erweitert.“
Dr.
Kirstin Schilling,
Geschäftsführerin der Innovectis GmbH, der Technologietransfergesellschaft der
Goethe-Universität, ergänzt: „Mit dem beLAB2122-Programm können
vielversprechende Therapieansätze ab einem frühen Entwicklungsstadium gemeinsam
mit Pharmapartnern entwickelt und validiert werden, so dass eine effiziente
Translation, z. B. auch durch Gründung gemeinsamer Spin-offs, erfolgen kann.“
Dr.
Thomas Hanke,
Executive Vice President und Head of Academic Partnerships bei Evotec,
kommentiert: „Wir freuen uns auf dieses Projekt mit der Goethe-Universität
Frankfurt im Rahmen der beLAB2122 Kooperation. Das Projekt adressiert einen
innovativen Entwicklungsansatz und birgt das Potenzial für die Therapie bislang
nicht behandelbarer Infektionskrankheiten."
Hintergrund: Goethe-Universität ist Teil der
Life-Science-Kooperation „beLAB2122“ zwischen akademischer Forschung und
Pharmaunternehmen (Meldung vom 13. April 2021)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/goethe-universitaet-ist-teil-der-life-science-kooperation-belab2122-zwischen-akademischer-forschung-und-pharmaunternehmen/
Weitere
Informationen:
Prof. Dr.
Harald Schwalbe, Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie, Zentrum
für Biomolekulare Magnetische Resonanz, Goethe-Universität Frankfurt,
Marie-Curie-Str. 7, 60438 Frankfurt/Main. schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / komm. Leiter,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Besetzer*innen, die sich noch auf dem Dach der Druckerei Dondorf aufgehalten hatten, wurden aus dem Gebäude gebracht.
FRANKFURT. Nach dem Ende der Besetzung der Druckerei Dondorf hofft die Goethe-Universität auf eine Rückkehr zum demokratischen Dialog. „Wir haben den Besetzer*innen mehrfach Gesprächsangebote unterbreitet, die allesamt ausgeschlagen wurden; das ist bedauerlich“, betonen Wissenschaftsministerin Angela Dorn und Universitätspräsident Enrico Schleiff gemeinsam. „Wir danken der Polizei für den tagelangen Einsatz und das deeskalierende Vorgehen. Wir appellieren an alle Unterstützer*innen des Kollektivs, ihren Protest ohne Rechtsverletzungen weiterzuführen.“
In
den Morgenstunden hatte die Polizei die zuletzt verbliebenen Personen vom Dach
der Druckerei Dondorf in das Gebäudeinnere und danach zur
Identitätsfeststellung in das Polizeipräsidium Frankfurt gebracht. Die im
Auftrag des Landes durch die Goethe-Universität treuhänderisch verwaltete
Liegenschaft war über eine Woche besetzt gewesen; zuletzt hatte sich nur noch
eine kleine Gruppe auf dem Dach aufgehalten.
Mehrere
Angebote und Vermittlungsversuche zur friedlichen Beendigung der Besetzung,
darunter zuletzt ein am Sonntag von der Goethe-Universität und dem Hessischen
Ministerium für Wissenschaft und Kunst vorgeschlagenes Gespräch mit dem
Präsidenten und der Ministerin, hatten die in der Druckerei verbliebenen
Besetzer*innen abgelehnt. Die Universitätsleitung hatte mehrfach deutlich
zugesagt, sich im Falle einer freiwilligen Räumung für den Dialog über die
Zukunft der Druckerei Dondorf und für die Schaffung von Räumen zur freien
Gestaltung gegenüber den politisch verantwortlichen Personen einzusetzen. „Auch
wenn die Besetzer*innen leider nicht freiwillig gegangen sind, werde ich mich
auch im neuen Jahr weiterhin für einen solchen Dialog engagieren“, erklärte
Präsident Schleiff. „Eskalationen wie die zwischenzeitlichen tätlichen
Angriffen auf die Polizei sowie Drohungen gegen Beschäftigte der Universität
gefährden aber leider jeden Diskurs mit der künftigen Landesregierung und der
Stadt Frankfurt, bei denen die Entscheidung über die Zukunft des Geländes und
des Gebäudes liegt.“
Stiftungsprofessur durch LOEWE-Spitzenprofessur und Willy Robert Pitzer Stiftung auf 10 Jahre finanziert
Die Virusforschung der Goethe-Universität Frankfurt erhält weiteres Gewicht: Heute tritt Prof. Mathias Munschauer vom Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung in Würzburg die „Willy Robert Pitzer Stiftungsprofessur für Molekulare Virologie humanpathogener RNA-Viren“ an und verstärkt damit Forschung und Lehre am Institut für Medizinische Virologie des Universitätsklinikum Frankfurt. Die ersten fünf Jahre der Stiftungsprofessur werden aus Mitteln der LOEWE-Spitzenprofessur des Landes Hessen gefördert, die 2021 Prof. Sandra Ciesek zugesprochen worden war. Die Willy Robert Pitzer Stiftung ermöglicht im Anschluss die Finanzierung der Professur für weitere fünf Jahre.
FRANKFURT. Prof. Enrico Schleiff, Präsident der
Goethe-Universität, sagte: „COVID-19 ist die jüngste einer Reihe neuer
Viruserkrankungen, die durch RNA-Viren wie Ebola, MERS oder SARS ausgelöst
werden. Und SARS-CoV-2 wird nicht das letzte Virus sein, mit dem wir
fertigwerden müssen. Die Willy Robert Pitzer Stiftung eröffnet uns gemeinsam
mit dem Land Hessen die Möglichkeit, unsere Virologie weiter zu stärken und langfristig
auszubauen, denn wir werden die Professur nach der Förderzeit aus Hausmitteln
fortsetzen. Mit Prof. Mathias Munschauer haben wir das Glück, dass wir einen
ausgewiesenen Experten für die RNA-Forschung am Institut für Medizinische
Virologie unter der Leitung von Prof. Sandra Ciesek gewinnen konnten, der sich
auch hervorragend in die vielen laufenden Forschungs- und Transferinitiativen
einbringen kann und wird.“
Mathias
Munschauer, Jahrgang 1985, studierte in Mannheim Biotechnologie und begann
bereits während seines Studiums, an der Rockefeller University mit RNA und
RNA-bindenden Proteinen zu arbeiten. Für seine Promotion an der Freien
Universität Berlin forschte er am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
in Berlin sowie an der New York University, wo er unter anderem Technologien
entwickelte, mit denen sich alle RNA-bindenden Proteine in einer Zelle
gleichzeitig erfassen lassen. Nach einer Zeit als Postdoc am Broad Institute of
MIT and Harvard kehrte Munschauer 2019 nach Deutschland zurück, um eine unabhängige
Nachwuchsgruppe am Helmholtz Institut für RNA-basierte Infektionsforschung in
Würzburg zu leiten. 2021 nahm er einen Ruf als Juniorprofessor an die
Julius-Maximilians-Universität Würzburg an.
Hintergrundinformation:
3
Millionen Euro für Virusforschung: Hessen und Willy Robert Pitzer Stiftung
finanzieren Professur an Goethe-Universität:
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/3-millionen-euro-fuer-virusforschung-hessen-und-willy-robert-pitzer-stiftung-finanzieren-professur-an-goethe-universitaet/
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/146847606
Bildtext: Prof. Dr. Mathias
Munschauer, Universitätsklinikum Frankfurt. Foto: Hilde Merkert
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Mathias Munschauer
Willy Robert Pitzer Stiftungsprofessur für Molekulare Virologie humanpathogener
RNA-Viren
Institut
für Medizinische Virologie
Universitätsklinikum Frankfurt
Tel:+49 (0)69 6301-5219
virologie@ukffm.de
Twitter/X:
@goetheuni @M_Munschauer @UK_Frankfurt @HMWK_Hessen
Besetzer*Innen hatten sich mehrfach geweigert, auch nach Verlängerung des Ultimatums seitens der Goethe-Universität die im Auftrag des Landes verwaltete Liegenschaft freiwillig zu verlassen.
FRANKFURT. In den
Morgenstunden hat die Polizei mit der Räumung Druckerei Dondorf begonnen. Die
im Auftrag des Landes durch die Goethe-Universität treuhänderisch verwaltete
Liegenschaft war seit letztem Samstag besetzt gewesen, das Kollektiv „Die
Druckerei“ hatte sich erneut rechtswidrig Zutritt verschafft. Die Goethe-Universität
als Verwalterin der Liegenschaft für das Land als Eigentümerin hatte daraufhin
einen Strafantrag gestellt. In zwei konstruktiven Gesprächen mit
Vertreter*innen der Besetzer*innen am Montag und Dienstag signalisierte die
Universitätsleitung deutlich, sich im Falle einer freiwilligen Räumung für den
Dialog über die Zukunft der Druckerei Dondorf und für die Schaffung von Räumen
zur freien Gestaltung gegenüber den politisch verantwortlichen Personen
einzusetzen. Das Kollektiv kündigte jedoch auf der Pressekonferenz am Mittwoch
und in der darauffolgenden Berichterstattung auf ihrem Blog an, der Bitte einer
freiwilligen Räumung nicht folgen zu wollen.
Die Goethe-Universität hatte auf derselben Pressekonferenz, zu welcher sie am Dienstag im Zuge der Verhandlungen eingeladen worden war, ihr Angebot im Falle einer friedlichen Räumung wiederholt. Das für 16.00 Uhr gesetzte Ultimatum wurde von Seiten der Universität im Laufe des Tages einmalig auf 23.59 Uhr verlängert, um die Möglichkeit eines freiwilligen Abzuges und einer darauffolgenden Zusammenarbeit offen zu halten. Nachdem die Besetzer*innen weiteren Gesprächsangeboten der Goethe-Universität, der Stadt Frankfurt und des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (HMWK) in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag nicht nachkamen und das Gebäude weiter besetzt hielten, setzte die Polizei in den Morgenstunden des heutigen Tags den Strafantrag der Goethe-Universität durch Räumung um.
Die hessische Wissenschaftsministerin
Angela Dorn als Vertreterin der Landesregierung sagt: „Präsident Prof. Dr.
Schleiff hat den Besetzern weitgehende Dialogangebote unterbreitet, wie es ihm
möglich ist. Über den Präsidenten habe ich ausrichten lassen, dass ich zu
keinen Verhandlungen, aber zu Gesprächen bereitstehe, unter der Voraussetzung,
dass die Besetzer freiwillig das Gebäude verlassen. Es ist bedauerlich, dass
die Besetzer nicht auf diese Angebote eingegangen sind“, erklärt
Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Der Universität blieb in ihrer
Verantwortung sowohl für Gebäude und Grundstück als auch für die Menschen, die
sich dort aufhielten, daher leider keine andere Wahl als die Räumung. Ich danke
dem Präsidenten der Universität, Herrn Prof. Dr. Schleiff, für sein besonnenes
Vorgehen. Ich appelliere an die Besetzer und alle, die ihre Anliegen
unterstützen, in Zukunft gewaltfrei vorzugehen und die eröffneten
Dialogmöglichkeiten zu nutzen. Für das Land bleibt die Realisierung des
Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik das prioritäre Ziel.“
Universitätspräsident Enrico Schleiff
betont: „Von Anfang an haben wir klargemacht, dass eine rechtswidrige Besetzung
des Gebäudes nicht akzeptiert werden kann. Wir sind aber enttäuscht, dass nach
ersten konstruktiven Gesprächen mit einem Teil der Besetzer*innen am Montag und
Dienstag der Pfad des konstruktiven Dialogs am Mittwoch nicht weiter begangen
wurde. Bei einer freiwilligen Räumung hätte ein gemeinsamer Weg der
Deeskalation und des Diskurses mit Stadt und Land über die Zukunft der
Druckerei Dondorf und weiterer Themen beschritten werden können.“
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / komm. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon
069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Trotz konstruktiver Gespräche mit der Universitätsleitung, die im Falle einer freiwilligen Räumung zugesagt hatte, den Strafantrag zurückzuziehen und Gespräche über den Erhalt der Immobilie und die Schaffung neuer Räume zu initiieren, haben die Besetzer*innen das Angebot abgelehnt.
FRANKFURT. Die erneute
Besetzung der Dondorfschen Druckerei in Bockenheim geht weiter: Trotz zweier
konstruktiver Gespräche mit der Universitätsleitung seit Montagabend
verkündeten die Besetzer*innen, die sich letzten Samstag rechtswidrig Zugang
zur Liegenschaft verschafft hatten, auf der heutigen Pressekonferenz um 11 Uhr,
dass man nicht bereit sei, das Gebäude zu räumen. Universitätspräsident Enrico
Schleiff verwies in derselben Pressekonferenz auf die am Montag und Dienstag mit
einer Abordnung des Kollektivs und weiteren zivilgesellschaftlichen
Vertreter*innen erzielten Gesprächsergebnisse und wiederholte in dem Zuge auch
das Angebot der Universität, den Strafantrag bei einer bis 16 Uhr erfolgten
Räumung zurückzuziehen. „Es scheint uns trotz guter Gespräche nicht gelungen zu
sein, gemeinsam den Weg der Deeskalation und der Wiedereröffnung des
Diskursraums zu beschreiten“, sagt Universitätspräsident Schleiff. „Eine
freiwillige Räumung hätte ein ganz starkes Signal bedeutet, in einen
konstruktiven Dialog mit Universität, Stadt und Land einzutreten. Die
Universität ist weiterhin jederzeit gesprächsbereit.“
Die
Universitätsleitung hatte in dem Austausch seit Anfang der Woche folgende
Zusicherungen vorgenommen:
Zum Hintergrund: Das Land ist Eigentümerin der Liegenschaft, die
Goethe-Universität mit der Verwaltung beauftragt, auch über den Zeitraum der
eigenen Nutzung hinaus. Die
Aufrechterhaltung des Dialogs mit dem Land würde von Seiten der
Goethe-Universität auch nach dem für den 18. Januar 2024 anstehenden
Regierungswechsel oberste Priorität behalten. Voraussetzung dafür wäre jedoch
eine freiwillige Räumung der Druckerei Dondorf gewesen.
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR
& Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de