​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

Forschung

Sep 19 2016
14:52

Der Sozialwissenschaftler Tim Engartner diskutiert in seinem neuen Buch kritisch die Privatisierung in Deutschland

Staat im Ausverkauf?

FRANKFURT.Marode Schulen und Krankenhäuser, explodierende Mieten in städtischen Ballungsräumen, steigende Preise für Wasser, Strom und Gas, geschlossene Filialen der Deutschen Post, „Verzögerungen im Betriebsablauf“ bei der Deutschen Bahn, eine wachsende Zahl gebührenpflichtiger Kindertagesstätten, (Hoch-)Schu­len und Nachhilfeinstitute – immer häufiger werde sicht- und spürbar, wie Privatisierungen den Staat und damit uns schwächen, schreibt Prof. Tim Engartner in seinem gerade erschienenen Buch „Staat im Ausverkauf“. Im (Irr-)Glau­ben daran, dass Privatisierungen Dienstleistungen grundsätzlich besser, billiger und bürgernäher machen, schüttele  „Vater Staat“ immer mehr Aufgaben ab – wie ein Baum seine Blätter im Herbst. Gegründet worden sei der „Staat im Ausverkauf“ hierzulande 1983 mit der von Bundeskanzler Helmut Kohl ausgerufenen „geistig-moralischen Wende“. Inzwischen würden Märkte selbst dort geschaffen, wo es sie nie zuvor oder aber in längst vergessen geglaubten Zeiten gegeben habe.

Prof. Tim Engartner, der an der Goethe-Universität Didaktik der Sozialwissenschaften lehrt, zeigt in sieben Kapiteln seines neuen Buches auf, wie die Privatisierungspolitik in Deutschland den Staat schwächt: So beschäftigt er sich mit dem Bildungssystem, dem Verkehrswesen, der Bundeswehr, dem Rentensystem und  Arbeitsmarkt, der Post, dem Gesundheitswesen, der kommunalen Versorgung sowie abschließend mit der Frage, ob im Schatten der größten Wirtschaftskrise seit der Weltwirtschaftskrise 1929/32 wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist: „Galt die Privatisierung staatlicher Unternehmen und Dienstleistungen viele Jahre parteiübergreifend als ‚Patentrezept‘ zur Sanierung klammer öffentlicher Kassen, bildet sich seit geraumer Zeit insbesondere auf kommunaler Ebene wieder ein Bewusstsein für die Vorzüge der staatlichen Daseinsvorsorge heraus“, so Engartner.

Tim Engartner: Staat im Ausverkauf. Privatisierung in Deutschland. Frankfurt am Main: Campus Verlag 2016

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Tim Engartner, Institut für Politikwissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt am Main. Tel. 069/798-36545; engartner@soz.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Sep 19 2016
13:56

Beteiligte Organisationen präsentieren Vorschläge und Forderungen

Bundeskongress „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“

Medieneinladung zur Pressekonferenz

FRANKFURT.Schule in Deutschland kann ihrem Bildungsauftrag nicht gerecht werden: Das Bildungssystem ist unterfinanziert, die gegliederte Struktur der Sekundarstufe auf Sortieren und soziale Auslese ausgerichtet. Die soziale Herkunft bestimmt die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen. Der Auftrag der Schule, alle Kinder inklusiv zu unterrichten, wird auf die Integration junger Menschen mit Behinderungen reduziert. Deshalb rückt nicht ins Blickfeld, welche Konsequenzen die Entscheidung für ein inklusives System hat: Es muss Strukturveränderungen geben und die Länder müssen ausreichende personelle und materielle Ressourcen bereit stellen. Die inklusive Schule stellt das gesamte Bildungswesen auf den Prüfstand.

Der UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Bildung, Vernor Muñoz, hat das deutsche Schulsystem vor zehn Jahren untersucht. In seinem Bericht vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf monierte er 2007 insbesondere, dass die deutsche Schule Kinder mit sozialer Benachteiligung, Migrationshintergrund und Behinderungen diskriminiere. Deshalb müsse Deutschland  sein mehrgliedriges Schulsystem „noch einmal überdenken“. Damit zog er sich den Unmut einiger Kultusministerien zu.

Auf der Pressekonferenz zur Veranstaltung „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“ werden Vorschläge und Forderungen der veranstaltenden Organisationen, damit Inklusion gelingen kann,vorgestellt. Medienvertreter sind herzlich dazu eingeladen.

Pressekonferenz mit:

Gerd-Ulrich Franz, Bundesvorsitzender der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule –  Verband für Schulen des gemeinsamen Lernens (GGG)

Dr. Ilka Hoffmann, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) für Schule

Maresi Lassek, Bundesvorsitzende des Grundschulverbands (GSV)

Prof. Vernor Muñoz, Plan International, Global Advisor on Education, ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung

Montag, 26. September 2016, 10 Uhr. Goethe-Universität Frankfurt am Main. IG-Farben-Haus, Eisenhower-Saal, Campus Westend/Norbert-Wollheim-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main.

Im direkten Anschluss an die Pressekonferenz findet vom 26. bis 27. September der Bundeskongress „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“  statt. Veranstaltungsorte sind das Hörsaalzentrum (Theodor-W.-Adorno-Platz 5) und das Seminarhaus (Max-Horkheimer-Straße 4) auf dem Campus Westend der Goethe-Universität. Auch zum Bundeskongress sind Medienvertreter herzlich eingeladen.

Programm des Bundeskongresses „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“: https://www.gew.de/inklusion/bundeskongress-eine-fuer-alle/programm/

Weitere Informationen:
Ulf Rödde, Pressesprecher, Geschäftsstelle GEW Hauptvorstand, Vorstandsbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Tel. 069-78973-114; ulf.roedde@gew.de

 


Veranstaltungen

Sep 15 2016
11:33

2. Jahrestagung der Forschungsgruppe „Strukturwandel des Privaten“

Medieneinladung / Privatheit und Demokratie

FRANKFURT.Mit der Digitalisierung ändern sich unsere gewohnten Kommunikationspraktiken– und damit auch unsere sozialen Beziehungen. Noch vor wenigen Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass der Einzelne so viel von sich öffentlich preisgibt oder dass staatliche und wirtschaftliche Akteure so weit in unser Privatleben eingreifen. Eine Tagung an der Goethe-Universität befasst sich damit, was diese Veränderungen für unsere Demokratie bedeuten könnten.

Mit immer invasiveren Methoden werden persönliche Informationen von Staat und Wirtschaft gesammelt, und die Menschen geben ihre Daten auch immer bedenkenloser preis. Seit längerem bereits nimmt ein entsprechender „Gefährdungsdiskurs“ die Konsequenzen dieser Entwicklung in den Blick, die sich hieraus für den Einzelnen ergeben könnten. Nicht zuletzt die sogenannten „Snowden-Enthüllungen“ haben jedoch gezeigt, dass die Idee der Privatheit strukturell zutiefst mit unserer Vorstellung von Demokratie verwoben ist. Privatheit stellt einerseits einen hohen Wert für das Individuum dar, aber sie hat andererseits auch gesellschaftliche Bedeutung: Sie ist die Voraussetzung für gelingende soziale Beziehungen und für die kommunikative Infrastruktur der Demokratie. Insofern steht mit der Frage des Schutzes des Privaten auch die Frage nach der Qualität des politischen Zusammenlebens zur Debatte.

Das von der Volkswagenstiftung geförderte Projekt „Strukturwandel des Privaten“ führt mit Informatik, Politik-, Rechts- und Kommunikationswissenschaft vier zentrale Disziplinen zusammen. Gemeinsam sollen sie die Voraussetzungen dafür klären, dass Privatheit, Freiheit und Demokratie im IT-Zeitalter gelingen können.

Die Konferenz „Privatheit und Demokratie“ legt den Fokus auf die Frage nach dem gesellschaftlichen und politischen Wert des Privaten. Damit wird die vorwiegend individualistische Perspektive auf den Wert des Privaten aufgegeben, so dass der Weg frei ist für eine Debatte, die die Bedeutung der Privatheit für die Demokratie eruiert: Wie lässt sich zwischen dem Anspruch auf Transparenz und dem Recht auf Privatheit vermitteln?Auf welche Weise gefährden ökonomische Akteure die Privatheit und welche Folgen hat das für die Gesellschaft? Wie wirken sich die (soziale) Gefährdung der Privatheit sowie deren Verteidigung auf Staatlichkeit, rechtliche Regelungen und individuelle Handlungspraktiken aus?

„Privatheit und Demokratie“
2. Jahreskonferenz der Forschungsgruppe „Strukturwandel des Privaten“
22.-23. September 2016

Goethe-Universität Frankfurt am Main
Institut für Politikwissenschaft / Politische Theorie
Campus Westend, IG Farben Haus
Norbert-Wollheim-Platz 1
Eisenhower Raum, 1. EG (IG 1.314)

Weitere und aktuelle Informationen unter: www.strukturwandeldesprivaten.de

Anmeldung (nur für Journalisten) per E-Mail an: konferenz@strukturwandeldesprivaten.de

Veranstaltungen

Sep 13 2016
17:36

Soziologische Tagung von 14.-16. September an der Goethe-Universität

Medieneinladung / Herausforderungen der alternden Gesellschaft

FRANKFURT.Alle wollen alt werden, alt sein wollen die wenigsten. Es ist jedoch eine Tatsache, dass die Bevölkerung der modernen Industrienationen immer älter wird – und dass dies Herausforderungen mit sich bringt, für den Einzelnen wie für die Gesellschaft. Damit befasst sich vom 14. bis 16. September eine Tagung an der Goethe-Universität mit dem Titel: „Ageing in Europe: Beyond the Work-Centered Life Course”. Rund 70 internationale Wissenschaftler aus dem Bereich Alters- und Alternsforschung nehmen an der Tagung teil, die der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften gemeinsam mit dem „Network of Ageing in Europe” der European Sociological Association organisiert.

Altsein ist längst nicht mehr das, was es früher einmal war. Die fitten Senioren, die noch im hohen Alter auf Berge steigen und Fernreisen unternehmen, sie sind längst keine Ausnahme mehr. Die Gesellschaft als Ganzes wird älter, das Nachdenken über die Folgen der sich verändernden Demographie gehört zu den dringenden Erfordernissen unserer Zeit. Dabei geht es nicht nur darum, wie die wachsende Zahl von Rentnern finanziell abgesichert werden kann, ohne die jüngeren Generationen zu überfordern, oder um die Problematik des Pflegenotstands. Es geht auch um die Sinnhaftigkeit des „dritten Lebensalters“.

Wer ein Leben lang die Sinnhaftigkeit seines Lebens aus der Erwerbsarbeit gezogen hat, den trifft der Abschied vom Beruf mitunter schmerzhaft. Nicht jedem erscheint es jedoch wünschenswert, unbegrenzt lange beruflich aktiv zu bleiben. Wer fit und gesund ist, kann sich auch auf andere Weise in die Gesellschaft einbringen oder Dinge tun, die ihm Freude machen und somit sinnstiftend sind. Welche Entwicklungen es auf diesem Gebiet bereits gibt, welche Weichen Politik und Gesellschaft stellen können und sollen, damit befasst sich die internationale Tagung an der Goethe-Universität. Die Veranstaltung stellt eine wichtige Plattform dar, um sich auch über Landesgrenzen hinweg mit aktuellen Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet auseinanderzusetzen.

ESA Midterm Conference „Ageing in Europe: Beyond the work-centered Life Course?“
Mittwoch, 14. September, bis Freitag, 16. September 2016-09-13
Ort: Casino-Gebäude, 1.OG, Campus Westend

Informationen: http://www.fb03.uni-frankfurt.de/ESA

Veranstaltungen

Sep 13 2016
17:35

Tag der Naturwissenschaften am Campus Riedberg für Schüler der 9. und 10. Klasse

Leistungskurs Physik, Chemie oder Bio?

FRANKFURT.Die Weichen für die Studienwahl werden oft schon in der Schule gestellt. Der „Tag der Naturwissenschaften“ richtet sich deshalb an Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse, die vor der Kurswahl in der Oberstufe stehen. Ziel der Veranstaltung ist es, Interesse für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Medizin zu wecken und deutlich zu machen, welche Vorkenntnisse aus der Oberstufe für den späteren Studienerfolg wichtig sind. In diesem Jahr wird die zweitägige Veranstaltung, zu der 3000 Schüler aus dem Rhein-Main-Gebiet erwartet werden, von Wissenschaftsminister Boris Rhein und Prof. Enrico Schleiff, Vizepräsident der Goethe-Universität, eröffnet.

Was? 14. Tag der Naturwissenschaften
Wann? 20. und 21. September 2016, 9-13:30 Uhr
Wo? Otto-Stern-Zentrum, Hörsäle H1-H6 und S1-S4 und Foyer, Campus Riedberg

Das Programm besteht aus zahlreichen Experimentier- und Mitmachstationen, Führungen durch die naturwissenschaftlichen Institute der Universität und spannenden Vorträgen. Außerdem können die Schüler sich an Ständen sowie im Gespräch mit Studierenden und Mitarbeitern aus erster Hand über Studium und Unileben informieren.

Auch für Lehrerinnen und Lehrer gibt es Workshops: Experimente und Informationen zum "Schülerlabor Neurowissenschaften" und "Schülerlabor Auge“. Außerdem stellen sich der Verein MINT-EC (MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und das Projekt "Brückenschlagen - Wissenschaft in die Schulen" vor. Letzteres vermittelt den Besuch von Wissenschaftlern in Schulen.

Veranstalter sind die Fachbereiche Geowissenschaften, Mathematik und Informatik, Physik, Biochemie, Chemie und Pharmazie, Biowissenschaften und Medizin sowie die Zentrale Studienberatung der Goethe-Universität. Der Tag der Naturwissenschaften wird gefördert von der Initiative „Hessen schafft Wissen“.

Informationen, Programm und Anmeldung (nur über die Schule) unter www.tdn.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Sep 12 2016
15:21

Führung mit Pilzexpertin Prof. Meike Piepenbring im Wissenschaftsgarten des Campus Riedberg

Die Welt der Pilze entdecken

FRANKFURT.Zahlreiche Pflanzen machen den Wissenschaftsgarten attraktiv für Pilze, die sich nach und nach im Garten etablieren. „Auch wenn man auf den ersten Blick noch keine Pilze sieht – sie sind schon überall!“, sagt Pilzexpertin Prof. Meike Piepenbring vom Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität. Sollten bei der Führung noch keine großen Pilze zu finden sein, gibt es kleine Rostpilze, Mehltaupilze oder versteckte Pilze an totem Holz zu entdecken. Zu den verschiedenen Arten werden ökologische Zusammenhänge und die Bedeutung der Pilze für den Menschen beschrieben.

Was?             Pilzvielfalt im Wissenschaftsgarten

Wann?          16. September, 16:00 Uhr

Wo?                           Wissenschaftsgarten auf dem Campus Riedberg, Max-von-Laue-Strasse 13, 60438 Frankfurt, Treffpunkt am Eingang

Anfahrt: www.uni-frankfurt.de/51838989/InformationenAnfahrt

Informationen: Prof. Georg Zizka, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Tel. (069) 798 42176, Georg.Zizka@senckenberg.de.

 

Forschung

Sep 9 2016
08:52

Erbgutanlage enthüllt vier eigenständige Giraffenarten

Giraffen artenreicher als gedacht

FRANKFURT.Eine Analyse der genetischen Verwandtschaftsbeziehungen aller großen wildlebenden Giraffenpopulationen zeigt, dass es vier eigenständige Giraffenarten gibt. Das berichten Wissenschaftler der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, der Goethe-Universität und der Giraffe Conservation Foundation in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Current Biology“. Bisher war man von lediglich einer einzigen Giraffenart ausgegangen. Das erfordert bessere Schutzmaßnahmen für die gefährdeten Tiere in Afrika.

 Obwohl sie zugleich Symbol Afrikas und unübersehbar gross sind, sind Giraffen bisher unvollständig erforscht und über ihre biologischen Merkmale ist nur wenig bekannt. Jüngsten Schätzungen zufolge ist die Anzahl der Tiere gleichzeitig in den letzten 30 Jahren um mehr als 35 Prozent zurück gegangen. In ganz Afrika gibt es nur noch rund noch 100.000 wildlebende Giraffen. Traditionellerweise wurden die Tiere anhand ihrer Fellzeichnung, dem Aussehen der Hörner und ihres Verbreitungsgebietes einer Giraffenart mit neun Unterarten zugeordnet – eine Sichtweise, die nun grundlegend revidiert werden muss. „Wir haben die genetischen Verwandtschaftsverhältnisse aller Unterarten aus ganz Afrika untersucht. Es gibt demnach nicht bloß eine, sondern vier genetisch getrennte Gruppen von Giraffen, die sich in freier Wildbahn offenbar nicht miteinander paaren. Das zeigen die Sequenzen von voneinander unabhängigen kern-kodierten Genen, die als repräsentativ für das gesamte Genom gelten“, erklärt Prof. Axel Janke, der an der Frankfurter Goethe-Universität und am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum forscht und lehrt. „Trotz ihres ähnlichen Aussehens sollten die vier Giraffengruppen daher als eigenständige Arten betrachtet werden.“

Die vier Arten sind erstens die Süd-Giraffe (Giraffa giraffa) mit den Unterarten Angola-Giraffe (G. g. angolensis) und Kap-Giraffe (G. g. giraffa), zweitens die Massai-Giraffe (Giraffa tippelskirchi) und drittens die Netz-Giraffe (Giraffa reticualata). Vierte im Bunde ist die Nord-Giraffe (Giraffa camelopardalis) mit den drei seperaten Unterarten Nubische Giraffe (G. c. camelopardalis), Westafrikanische Giraffe (G. c. peralta) und Kordofan-Giraffe (G. c. antiquorum).

Grundlage der Zuordnung sind mehr als hundert Gewebeproben aller bislang bekannten Unterarten von wildlebenden Giraffen. Die Proben wurden von der Giraffe Conservation Foundation (GCF) und deren Partnern im Laufe der letzen zehn Jahre, u.a. in entlegenen Gebieten und sogar in Bürgerkriegsregionen, gesammelt. Die Giraffen-DNA wurde anschließend am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum von einer Forschergruppe um Prof. Axel Janke in Zusammenarbeit mit Kollegen der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden analysiert. Dabei wurde auch zum ersten Mal das Erbgut der geheimnisumwobenen Nubischen Giraffe untersucht. Sie ist wissenschaftlicher Namensgeber der Giraffe (G. C. camelopardalis) (Kamel-Leopard), die 1758 von Linné an Hand von 200 Jahre alter Aufzeichnungen erstmals beschrieben wurde.

Die umfangreiche Analyse des Erbguts der Giraffen förderte noch weitere erstaunliche Ergebnisse zutage. Die bisher als eigene Unterart bekannte Rothschild-Giraffe (G. c. rothschildi) ist genetisch mit der Nubischen Giraffe identisch und sollte daher dieser Unterart zugeordnet werden. Zudem bestätigt sich ein früherer Befund des Teams, dass es keinen genetischen Unterschied zwischen der bisher als eigene Unterart angenommenen Thornicroft-Giraffe (G. c. thornicrofti) und der Massai-Giraffe (G. c. tippelskirchi) gibt. Darüber hinaus zeigt eine Stammbaumanalyse, dass der letzte gemeinsame Vorfahre der vier Giraffenarten vor rund 0,4 bis 2 Millionen Jahren gelebt hat. Das entspricht in etwa dem Evolutionszeitraum zur Bildung von Arten anderer Säugetiere.

„Artenschutz basiert darauf, dass man Anzahl, Verbreitungsgebiete und Gefährdung der Tiere genau kennt. Bis heute wurde die Giraffe aufgrund ihres geschätzten zahlreichen Vorkommens nicht als bedroht angesehen. Wir sehen nun, dass es vier Arten sowie genetisch einzigartige Unterarten gibt und es zeigt sich, dass ihre biologische Vielfalt sehr wohl bedroht ist“ erkärt Janke. „Nach Schätzungen der GCF gibt es speziell von der Westafrikanischen Giraffe nur noch 400 wildllebende Tiere, die zudem nur in einer kleinen Region in Niger leben. Auch wenn sie keine eigenständige Art sind, hat sich das Erbgut dieser Unterart in den Analyse als genetisch einzigartig erwiesen. Hier ist – genau wie bei den anderen eigenständigen Arten – mehr gezielter Schutz vonnöten.“

Dr. Julian Fennessy, Erstautor der Studie und Kodirektor der GCF, ergänzt: „Jetzt, da wir wissen, dass es vier Giraffenarten gibt, ist es um so wichtiger und dringender, dass wir Regierungen und andere Partner in ganz Afrika beim Schutz der Giraffen unterstützen. Wir sorgen uns zu Recht um Elefanten von denen es noch schätzungsweise 450.000 wildlebende Tiere gibt. Im Gegensatz dazu sinkt aber die Anzahl der Tiere bei drei der vier Giraffenarten rapide. Zwei der Giraffenarten haben zusammen genommen weniger als 10.000 Tiere. Wir müssen gemeinsam mit Regierungen und anderen Partnern daran arbeiten, die Zukunft der afrikanischen Giraffen zu sichern und zu handeln, bevor es zu spät ist.“

Publikation: Fennessy, J., Bidon, Th., Reuss, F., Kumar, V.,Elkan, P., Nilsson, M.A., Vamberger, M. Fritz, U. und Janke, A. (2016): From one to four species: multi-locus analyses reveals hidden genetic diversity in giraffe. Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2016.07.036

Bilder zum Download finden Sie unter: www.senckenberg.de/presse 

Informationen: Prof. Axel Janke, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, Tel. (069)- 7542 1842, Axel.janke@senckenberg.de

Dr. Julian Fennessy, Giraffe Conservation Foundation, Tel.  +264 814 893 107 (Namibia), Julian@giraffeconservation.org

Hochschulpolitische Themen

Sep 8 2016
11:46

Hochrangige Gesprächstermine und Abschluss neuer Kooperationsabkommen im Rahmen der Delegationsreise von Ministerpräsident Volker Bouffier

Hessische Hochschulen intensivieren Zusammenarbeit mit Partnern in Chile und Peru

FRANKFURT. Während der Delegationsreise des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier wurden mehrere neue Kooperationsabkommen zwischen den hessischen Hochschulen und Partnerinstitutionen in Chile abgeschlossen: ein Abkommen zwischen der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und der Pontificia Universidad Católica de Chile (PUC) sowie zwei Abkommen der Hochschule Geisenheim mit der Universidad de Chile beziehungsweise dem Branchenverband Wines of Chile. Ministerpräsident Volker Bouffier wurde auf seiner Reise nach Chile und Peru von einer hochrangigen Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation begleitet. Mitglieder der Wissenschaftsteildelegation waren unter anderem die Präsidenten und eine Vizepräsidentin der Universitäten in Darmstadt, Frankfurt und Gießen sowie der Hochschulen in Darmstadt und Geisenheim.

„In einer globalisierten Welt brauchen unsere Hochschulen starke internationale Partner, um ihre Exzellenz in Forschung und Lehre weiter ausbauen zu können und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Chile und Peru sind hierbei ausgesprochen vielversprechende Partnerländer. Zudem bauen unsere Hochschulen mit ihren internationalen Verbindungen wertvolle interkulturelle Brücken – für Wissenschaftler, für Studierende, letztendlich für unsere gesamte Gesellschaft“, sagt der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier.

An der PUC konnten sich die Mitglieder der von Staatsministerin Lucia Puttrich geleiteten Wissenschaftsteildelegation im Rahmen eines halbtägigen Kolloquiums mit verschiedenen Rektoren führender chilenischer Universitäten über aktuelle hochschulpolitische Fragen in den beiden Ländern intensiv austauschen, dies unter besonderer Berücksichtigung der von Staatspräsidentin Michelle Bachelet geplanten umfassenden Hochschulreform in Chile. Ein besonderer Schwerpunkt in Chile lag auf den Potentialen anwendungsorientierter Forschung, insbesondere bei dem Besuch des Fraunhofer Center for Systems Biotechnology, das von Prof. Dr. Rainer Fischer vorgestellt wurde. Professor Fischer leitet das Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME), das verantwortlich zeichnet für den aus dem LOEWE-Programm des Landes Hessen geförderten Aufbau von zwei neuen Fraunhofer-Einrichtungen in Frankfurt am Main und Gießen.

Auch in Peru verfolgt der vor wenigen Wochen neu gewählte Staatspräsident, Pedro Pablo Kuczynski, eine bildungspolitische Reformagenda: Peruanische Hochschulen werden vor diesem Hintergrund zunehmend wichtige Kooperationspartner für deutsche Hochschulen in Lateinamerika werden. Ein Gesprächstermin bei Präsident Kuczynski belegt die Bedeutung, die von peruanischer Seite dem Land Hessen und seinen Hochschulen beigemessen wird.

Der wissenschaftliche Teil der Delegationsreise von Ministerpräsident Bouffier wurde von den Leitern der Informationszentren des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Santiago de Chile, Arpe Caspary, und in Lima, Stephan Paulini, begleitet.

 „Ich freue mich, dass die hessischen Hochschulen ihre Beziehungen zu Chile und Peru in einer Zeit eindrucksvoller bildungspolitischer Dynamik in beiden Ländern ausbauen wollen. Der DAAD berät und unterstützt seine Mitgliedshochschulen dabei, so unter anderem mit seinen Stipendienprogrammen für Studierende und Wissenschaftler sowie seinen institutionellen Austauschprogrammen“, sagt Prof. Dr. Margret Wintermantel, Präsidentin des DAAD.

Foto zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/63139023

Bildunterschrift: Wissenschaftsdelegation mit dem chilenischen Rektorenrat Consejo de Rectores de las Universidades Chilena (CRUCH)
© Staatskanzlei

Weitere Informationen
https://staatskanzlei.hessen.de/presse/veranstaltung/delegationsreise-nach-chile-und-peru 

Kontakt
Julia Volz
Leiterin Akademisches Auslandsamt der Justus-Liebig-Universität Gießen
Goethestraße 58; 35390 Gießen
Telefon: 0641 99 12130
Fax: 0641 99 12138
E-Mail: Julia.Volz@uni-giessen.de

Veranstaltungen

Sep 8 2016
11:44

Bürgermeister Leonhard Helm und Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz laden ein

Goethe-Universität zu Gast in Königstein im Taunus

FRANKFURT.Die Goethe-Universität Frankfurt war bereits aus Anlass des Jubiläums „100 Jahre Goethe-Universität“ im Jahr 2014 zu Gast in Königstein. Die daraus entstandene Freundschaft und Zusammenarbeit wird nun in einem feierlichen Abend im Haus der Begegnung in Königstein allen Königsteiner Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt.

Bürgermeister Leonhard Helm und Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz laden zu diesem gemeinsamen Abend mit anschließendem Umtrunk ein:

Mittwoch, 14. September 2016, 19:00 Uhr,

Haus der Begegnung (Königstein, Bischof-Kraller-Straße 3)

Bürgermeister Leonhard Helm wird als Gastgeber die Gäste begrüßen und Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz stellt die Stiftungs-und Bürgeruniversität vor. Die Grußworte des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung überbringt Dr. Stephan Bredt, Abteilungsleiter Wirtschaftsordnung, Finanzdienstleistungen, Börsen. Der Gastredner des Abends ist Prof. Jan Pieter Krahnen, (Center for Financial Studies der Goethe-Universität). Er geht in seinem Gastvortrag der Frage nach: „9 Jahre Finanzkrise – bleibt noch etwas zu tun?“. Begleitet wird das Programm durch Solisten der Frankfurter Universitätsmusik.

Über eine Ankündigung der Veranstaltung, Ihr Kommen und eine anschließende Berichterstattung würden wir uns sehr freuen.

Veranstaltungen

Sep 7 2016
15:12

Startups des Goethe-Unibators mit dem Goethe-Innovationspreis ausgezeichnet/Preisgelder von insgesamt 17.000 Euro/Erlöse der Veranstaltung kommen Goethe-Unibator zugute

Innovationen made in Frankfurt

FRANKFURT.Bühne frei beim 5. Innovationsforum von Goethe-Universität und Handelsblatt für junge Gründer und Startups mit Bezug zur Goethe-Universität: Sie sind erst 18 und 20 Jahre alt und halten als Unternehmensgründer auf der Bühne vor insgesamt 600 Gästen bereits den mit 2.000 Euro dotierten Goethe-Innovationspreis in den Händen: Das Schüler-Team bestehend aus Pascal Lindemann (18), Christian Schorr (18) und Dominic Libanio (20) – alle frühere „Jugend forscht“-Gewinner – hat einen Roboter zur Handrehabilitation entwickelt. Der smarte Roboter der drei Jungunternehmer und ihres Unternehmens LIME medical überzeugte nicht nur die Jury, sondern weckte auch das Interesse von KUKA-CEO Dr. Till Reuter, der beim Innovationsforum die Keynote sprach und die drei Gründer ausdrücklich zu einer Kooperation ermunterte. Mit-Gründer Pascal Lindemann bekannte bei der Preisverleihung, er habe sich im Wintersemester für ein Studium an der Goethe-Universität eingeschrieben.

Der Handroboter war nur eine von mehreren guten Startup-Ideen, die gestern Abend (6. September) beim Innovationsforum von Goethe-Universität und Handelsblatt im Casinogebäude auf dem Campus Westend ausgezeichnet wurden. Den 1. Platz und 10.000 Euro Preisgeld erreichte das aus der Goethe-Uni hervorgegangene Life-Science-Unternehmen RhabdoTec (Kenan Bozhüyük, Florian Fleischhacker, Dr. Darko Kresovic und Felix Wersich), den mit 5.000 Euro dotierten 2. Platz das Startup Legalhead (Dr. Clemens Reichel, Samuel Ju und Fabian Schebanek), ebenfalls Absolventen der Goethe-Uni.

Für den von den Freunden der Goethe-Universität gestifteten Preis hatten sich insgesamt 10 Startups beworben:Dr. Friederike Lohse, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Vereinigung von Freunden und Förderernund Initiatorin des Innovationsforums sowie Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff gratulierten den Gründern der drei Gewinner-Startups, deren Unternehmen aus dem Goethe-Unibator – der Startup-Brutstätte der Goethe-Uni – hervorgegangen sind. Die Erlöse des Innovationsforums kommen der Weiterentwicklung des Goethe-Unibators zugute.

Nach der Preisverleihung übernahm Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart die Regie auf der Bühne. In einer unterhaltsamen Gesprächsrunde diskutierte Steingart mit Frank Strauß (Vorstandsvorsitzender Deutsche Postbank AG), Olaf Koch (Vorstandsvorsitzender Metro AG), Petra Justenhoven (Vorstand Pricewaterhouse-Coopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft) und Klaus Rosenfeld (Vorstandsvorsitzender Schaeffler AG) über Innovationen und Ideen von morgen.

Kurzporträts der prämierten Unternehmen:

Platz 1 (10.000 Euro): Das Life-Science-Startup RhabdoTec ist seit Januar 2016 im Unibator-Programm und hat ein neues biotechnologisches Verfahren entwickelt mit welchem neue pharmazeutische Wirkstoffe und Wirkstoffderivate schnell und kostengünstig entwickelt und hergestellt werden können. Das Verfahren erlaubt das gezielte Programmieren von Mikroorganismen zur Produktion von Peptiden, wie z.B. Wirkstoffen von Antibiotika, Antikarzinogene und Immunsuppressiva. Das Unternehmen ist von Doktoranden und Mitarbeitern des Instituts für Molekulare Biowissenschaften (Prof. Helge Bode) gegründet worden.

Kontakt: kenan.bozhueyuek@bio.uni-frankfurt.de

Platz 2 (5.000 Euro): Legalhead ist die erste mobile juristische Jobsuche- und Jobwechsel-App für Berufseinsteiger und berufserfahrene Anwälte. Seit dem Start im Oktober 2015 konnten die drei Gründer bereits mehr als 30 renommierte Partnerkanzleien und Wirtschaftsunternehmen und eine vierstellige Zahl an Anwälten von der Plattform überzeugen. Durch den klaren Fokus auf den juristischen Bereich und die innovative Technologie ermöglicht Legalhead ein effektives Matching von Bewerberinnen und Bewerbern mit Unternehmen und ist eine mobile, interaktive und kostengünstige Alternative zum klassischen Stellenmarkt und zu Personalberatern/Headhuntern. Als einziger Anbieter im juristischen Personalmarkt beteiligt Legalhead die Berufseinsteiger oder Jobwechsel mit 1/3 der erhaltenen Vermittlungsprovision. Unter dem Dach der Muttergesellschaft, der Mobilehead Holding GmbH, ist im 4. Quartal dieses Jahres der Launch von weiteren Plattform für Ärzte (Medihead), Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (Taxhead) und Consultants (Consulthead) geplant. www.legalhead.de

Kontakt: samuel.ju@legalhead.de

Platz 3 (2.000 Euro): LIME medical entwickelt, produziert und vertreibt innovative Rehabilitationsrobotik zur Nachbehandlung der Finger. Aktuell ist die Nachbehandlung der Hand nach einem Arbeitsunfall oder einem Schlaganfall durch einen Mangel der Fachkräfte und Mittel sehr unzureichend. Mit dem Therapiegerät HERAX erweitert das Startup das bereits für Knie und Schulter etablierte Konzept der Roboter-Physiotherapie auf die Therapie der Finger. Der Patient erhält nicht nur eine intensivere Bewegungstherapie, sondern kann diese auch bequem zu Hause auf dem Sofa durchführen. Angesteuert wird HERAX mit einer übersichtlichen Smartphone-App, die die Behandlungen automatisch an den Patienten anpasst. www.lime-medical.de

Kontakt: lindemann@fingertherapie.de

Foto zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/63129694

Bildunterschrift: Geballte Innovationskraft: Alle Gründer zusammen mit Uni-Präsidentin Prof. Birgitta Wolff und Freunde-Vorstand Dr. Friederike Lohse sowie Prof. Andreas Hackethal und Dr. Sebastian Schäfer vom Goethe-Unibator (3. und 1. v.r.).

Die Veröffentlichung ist honorarfrei bei Urheberangabe: Foto: M. Joppen

Personalia/Preise

Sep 7 2016
13:34

GDCh zeichnet Dr. Björn Corzilius und Dr. Johannes Wittmann aus

Preis für Methode zur Verstärkung von Kernspin-Signalen

FRANKFURT.Für seine Methode zur Verstärkung von Kernspin-Signalen erhält Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiter Dr. Björn Corzilius einen angesehenen Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Sein Postdoktorand Dr. Johannes Wittmann wird ebenfalls ausgezeichnet.

Die NMR-Spektroskopie ermöglicht es, Informationen über die chemische Umgebung von Atomen sowie die Struktur und Bewegung von Molekülen im Sekunden- bis Nanosekunden-Bereich zu erhalten. Als Kernspinresonanz wird die Methode auch zur Bildgebung beispielsweise in der medizinischen Diagnostik eingesetzt. Dr. Björn Corzilius stellt in seinem Vortrag eine weltweit einzigartige Methode vor, die eine Signalverstärkung in biologischen Molekülen durch natürlich vorkommende Metallionen erlaubt. Er untersucht damit RNA-Moleküle im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Molekulare Mechanismen der RNA-basierten Regulation“ an der Goethe-Universität.

Dr. Björn Corzilius hält die Felix-Bloch-Lecture zum Auftakt des Treffens der Fachgruppe Magnetische Resonanzspektroskopie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), das vom 12. bis 15. September an der Universität Düsseldorfer stattfindet. Die Auszeichnung wird in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben. Sie ist nach einem der beiden Begründer der Magnetischen Resonanzspektroskopie – auch als Kernresonanzspektroskopie oder NMR-Spektroskopie bezeichnet – benannt. Bloch erhielt 1952 für die Entdeckung der magnetischen Kernresonanz den Nobelpreis für Physik.

Am zweiten Konferenztag werden zum 20. Mal die Ernst Awards an drei Nachwuchswissenschaftler verliehen, unter ihnen Dr. Johannes Wittmann, Post-Doktorand in  der Arbeitsgruppe von Björn Corzilius. Ausgezeichnet werden einzelne Publikationen, die im Lauf der Doktorarbeit des jeweils vorherigen Jahres erzielt werden konnten. Weitere Preisträger sind Christian Hintze (Universität Konstanz) und Katharina Märker (Universität Grenoble). Richard Ernst setzte einen wichtigen Meilenstein in der Weiterentwicklung der NMR-Spektroskopie. Dafür erhielt er 1991 den Nobelpreis für Chemie.

Ernst-Preisträger Johannes Wittmann befasste sich in seiner Doktorarbeit an der ETH Zürich mit der Verbesserung von Radiofrequenzpulssequenzen zur Aufnahme mehrdimensionaler NMR-Spektren. Basierend auf einem Verständnis der theoretischen Zusammenhänge konnte er die Effizienz und Reproduzierbarkeit von NMR-Experimenten deutlich erhöhen.

„Wie wir unseren wissenschaftlichen Nachwuchs unterstützen, ist ein wichtiges Gütezeichen für unsere Universität. Deshalb freut es mich sehr, dass Björn Corzilius als Leiter einer Emmy-Noether-Gruppe und sein Post-Doktorand jetzt zeitgleich mit diesen wichtigen Auszeichnungen geehrt werden. Wer den Ernst-Preis und die Felix-Bloch-Vorlesung der Fachgruppe Magnetische Resonanz der GDCh erhalten hat, der hat bisher immer eine große Karriere vor sich!.“ so Prof. Harald Schwalbe, stellverstretender geschäftsführender Direktor am Zentrum für Biomolekulare Magnetischer Resonanz (BMRZ) der Goethe-Universität.

Dr. Björn Corzilius ist seit 2013 Emmy Noether Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der Goethe-Universität. Er promovierte 2008 an der TU Darmstadt in der Physikalischen Chemie. Von 2009 bis 2013 war er Post-Doktorand am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, USA.

Dr. Johannes Wittmann studierte Chemie an der Universität Bayreuth und schloß seine Promotion über Methodenentwicklung in der Festkörper-NMR-Spektroskopie 2016 an der ETH Zürich ab. Seit Juni 2016 ist er Post-Doktorand in der Gruppe von Dr. Björn Corzilius.

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/63125181

Bildtext: Sekundärstruktur eines RNA-Moleküls (Hammerkopf-Ribozym), sowie die Strukturformel der rot markierten Mn2+-Bindungsstelle. Dieses gebundene Mn2+ ersetzt den nativen Co-Faktor Mg2+, wobei die Funktionalität der RNA erhalten bleibt. Mn2+ ist paramagnetisch und erlaubt in diesem Fall die 8-fache Signalverstärkung des NMR-Spektrums der RNA mittels dynamischer Kernpolarisation (Spektrum rechts).

Informationen: Dr. Björn Corzilius, Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, Campus Riedberg, Tel. (069)- 798-29467, Corzilius@em.uni-frankfurt.de; Dr. Johannes Wittmann, Tel. (069)- 798-29587, jowi@solidstatednp.de.

Veranstaltungen

Sep 6 2016
14:15

5. Jahrestagung des House of Pharma & Healthcare zu Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts Deutschland

Weiter an der Spitze oder bald abgehängt?

FRANKFURT. Präzisionsmedizin auf der Basis von Big Data und Genomforschung sowie die Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts Deutschland sind die beiden Schwerpunktthemen auf der 5. Jahrestagung des House of Pharma. Sie findet am 12. und 13. September auf dem Campus Westend der Goethe-Universität statt. Mit mehr als 500 Anmeldungen hat die Teilnehmerzahl in diesem Jahr einen Rekordwert erreicht.

In den USA ist der medizinische Fortschritt Chefsache. Im Januar 2015 kündigte Präsident Obama dort eine groß angelegte Präzisionsmedizin-Initiative an. Langfristig sollen unter der Ägide der Nationalen Gesundheitsbehörden in einer Gruppe von mindestens einer Million freiwilliger Probanden große Mengen digital erhobener Verhaltens-, Gesundheits- und Krankheitsdaten analysiert werden, um „uns einer Heilung von Krankheiten wie Krebs und Diabetes näher zu bringen – und uns allen Zugang zu der personalisierten Information zu geben, die wir brauchen, um uns selbst und unsere Familien gesünder zu erhalten“, so der amerikanische Präsident.

Was bedeutet die Konvergenz von Big Data und Genomforschung, auf der diese Initiative basiert? Wie wird sie die Medizin verändern? Inwieweit ist die deutsche Forschung an diesem Wandel beteiligt? Solchen Fragen widmet sich die Podiumsdiskussion „Game Changer Precision Medicine und Big Data – Wird Deutschland abgehängt?“, die von einem Impulsvortrag von Dr. Edward Abrahams, dem Präsidenten der amerikanischen Personalized Medicine Coalition, eingeleitet wird.

Auch das zweite Schwerpunktthema der 5. Jahrestagung des House of Pharma & Healthcare hat mit der Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts Deutschland zu tun. Es handelt von den Ergebnissen des im April dieses Jahres abgeschlossenen Pharmadialogs, in dem Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft anderthalb Jahre lang darum gerungen hatten, welche Rahmenbedingungen notwendig seien, damit „der Pharmastandort Deutschland im internationalen Wettbewerb auch weiterhin stark bleibt“.

Erfüllen die Ergebnisse des Pharmadialogs und deren geplante Umsetzung durch die Politik diesen Anspruch? Oder gibt der jüngst veröffentlichte Gesetzentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) „falsche Signale“, wie die Pharmaverbände meinen? Darum geht es in einer Podiumsdiskussion, an der auch BMG-Staatssekretär Lutz Stroppe teilnimmt.

Neben den beiden Schwerpunktthemen bietet die Jahrestagung ihren Teilnehmern wieder die Möglichkeit, in zweimal vier parallelen Workshops weitere aktuelle Themen zu diskutieren. Die Jahrestagung des House of Pharma & Healthcare hat sich seit 2012 zu einer bundesweit wichtigen Plattform der Begegnung und des Meinungsaustausches innerhalb der Pharma- und Gesundheitsbranche entwickelt.

Die Tagung beginnt am 12. September mit einem Vorabendempfang auf Einladung der Hessischen Landesregierung. Dabei hält der Medizinjurist Prof. Jochen Taupitz von der Universität Mannheim, der seit 2001 dem Deutschen Ethikrat angehört, den Eröffnungsvortrag zum Thema „Genomchirurgie beim Menschen – neue Hoffnungen, neue Befürchtungen“.

Was? 5. Jahrestagung House of Pharma & Healthcare
Wann? 12. September, 19 Uhr, und 13. September, 9 bis 16 Uhr
Wo? Casino, Campus Westend, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Das House of Pharma & Healthcare (www.houseofpharma.de) verfolgt das Ziel, den Pharma-Kompetenzcluster Hessen weiterzuentwickeln und die Innovationslücke in der Arzneimittelentwicklung zu schließen. Zu diesem Zweck fördert es die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren der Gesundheits- und Pharmabranche in Deutschland und bietet ihnen eine neutrale Diskussionsplattform. Es wird geleitet von Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz (Goethe-Universität) und Prof. Dr. Jochen Maas (Sanofi).

Dem Vorstand des House of Pharma & Healthcare gehören für die beteiligten hessischen Hochschulen Prof. Prof. Dr. Michael Bölker, Vizepräsident der Philipps-Universität Marburg, Prof. Dr. Frank Runkel, Vizepräsident der Technischen

Hochschule Mittelhessen, Prof. Dr. Dr. Peter Kämpfer, Vizepräsident der Justus-Liebig-Universität Gießen und Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main an.

Informationen: Joachim Pietzsch, Pressestelle des House of Pharma & Healthcare e.V., Tel.: (069) 36007188, presse@houseofpharma.de

Das detaillierte Programm der Jahrestagung finden Sie hier (PDF).

Personalia/Preise

Sep 6 2016
14:13

Auszeichnung des Vereins für Socialpolitik geht an Frankfurter Ökonomin

Nicola Fuchs-Schündeln erhält Gossen-Preis

FRANKFURT.Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für Makroökonomie und Entwicklung am House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt, ist mit dem Gossen-Preis 2016 des Vereins für Socialpolitik ausgezeichnet worden. Die 44-Jährige erhielt den wichtigsten deutschen Ökonomen-Preis im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung des Vereins am Montagabend in Augsburg. Der Gossen-Preis wird jedes Jahr an einen Wirtschaftswissenschaftler oder eine Wirtschaftswissenschaftlerin aus dem deutschen Sprachraum verliehen, die durch ihre Forschung internationales Ansehen gewonnen haben. Der wichtigste Maßstab für die Vergabe sind Veröffentlichungen in international anerkannten Fachzeitschriften.

Monika Schnitzer, die Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik, würdigte in ihrer Laudatio die bedeutenden empirischen Forschungsbeiträge von Nicola Fuchs-Schündeln im Bereich der politischen Ökonomik, der Ökonomik von Haushaltsentscheidungen und der Entwicklungsökonomik.

Nicola Fuchs-Schündeln untersucht schwerpunktmäßig das Konsum-, Spar- und Arbeitsangebotsverhalten privater Haushalte sowie die Endogenität von Präferenzen. Ihre Arbeiten sind unter anderem in der American Economic Review, im Quarterly Journal of Economics und in der Zeitschrift Science erschienen. Fuchs-Schündeln hat seit 2009 eine Professur an der Goethe-Universität, wo sie unter anderem als Principal Investigator am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und als Programmdirektorin am LOEWE-Zentrum „Sustainable Architecture for Finance in Europe“ (SAFE) mitwirkt. Die vergangenen zwölf Monate verbrachte sie als Gastprofessorin an der Stanford University in Kalifornien. Im Jahr 2010 erhielt sie einen Starting Grant des European Research Council, eine der höchstdotierten wissenschaftlichen Auszeichnungen in der Europäischen Union. Vor ihrem Wechsel nach Frankfurt war Fuchs-Schündeln an den US-amerikanischen Universitäten Harvard und Yale tätig.

Der seit 1997 verliehene und mit 10.000 Euro dotierte Gossen-Preis ist nach dem preußischen Juristen Hermann Heinrich Gossen (1810–1858) benannt, der mit seinem Buch „Die Entwicklung der Gesetze des menschlichen Verkehrs, und der daraus fließenden Regeln für menschliches Handeln“ als einer der wichtigsten Vorläufer der modernen Grenznutzenschule gilt.

Forschung

Sep 6 2016
14:06

Reaktion auf Klima- und Landnutzungswandel

Ältere Schreikraniche initiieren kürzere Zugrouten

FRANKFURT.Der weltweite Klima- und Landnutzungswandel führt dazu, dass einzelne Vögel nicht mehr so weit in den Süden ziehen – so auch die beinahe ausgestorbenen Schreikraniche. Die neue, kürzere Reise Richtung Süden des größten nordamerikanischen Vogels wird von den älteren, erfahreneren Individuen einer Population initiiert, berichtet ein internationales Team, darunter Wissenschaftler der Goethe-Universität und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung heute im Fachjournal „Nature Communications“.

Da soll noch einer sagen, dass Alter unflexibel macht – zumindest bei Schreikranichen ist dies nicht der Fall. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität, des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, der University of Maryland, der International Crane Foundation und des U.S. Geological Survey untersuchten Daten zu den Aufenthaltsorten von 175 Schreikranichen (Grus americana) im Zeitraum von 2002 bis 2016.  Sie fanden heraus, dass die Kraniche ihre Überwinterungsgebiete in die Nähe ihrer Brutgebiete verlagerten und somit ihre Zugrouten verkürzten.

Initiatoren dieser Veränderung sind nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler die älteren, erfahreneren Vögel in den einzelnen Fluggruppen. „Die neuen Standorte werden zuerst von Gruppen ausgewählt, zu denen auch ältere Vögel gehören“, erläutert die am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe-Universität tätige Claire Teitelbaum, Hauptautorin der Studie. Dabei konnten die Forscher nachweisen, dass sich die älteren Vögel zuvor schon einmal in der Umgebung des neuen Winterquartiers aufgehalten hatten. Im Mittel verringerte sich der Abstand zwischen Brutgebiet und Überwinterungsgebiet pro Lebensjahr des ältesten Vogels in einer Gruppe um 40 Kilometer.

Die älteren Schreikraniche einer Gruppe initiieren nicht nur das Abkürzen des Winterzugs, sondern geben dieses Verhalten auch an jüngere Vögel weiter. Während 2006 noch keiner der ein Jahr alten Schreikraniche den Winterzug abkürzte, taten dies 2015 bereits 75 % der einjährigen Schreikraniche.

Auch von anderen Zugvogelarten ist bekannt, dass sie aufgrund des Klimawandels Winterquartiere wählen, die näher an den Brutgebieten liegen. Das spart Energie und ermöglicht ihnen eine frühere Rückkehr in ihre Brutgebiete. Bei den Kranichen wird dieses Verhalten durch den zunehmenden Anteil an Ackerland in den nördlichen Winterquartieren gefördert. Zudem verzeichnen diese Gebiete einen stärkeren durch Klimawandel bedingten Temperaturanstieg. Getreide ist eine wichtige Futterquelle, die jedoch nur zugänglich ist, wenn kein Schnee liegt. Das Forschungsteam vermutet daher, dass ein Zusammenspiel von Klimawandel und veränderter Landnutzung es den Kranichen erleichtert, weiter nördlich zu überwintern.

„Unsere Studie zeigt, dass Tierarten ihr Migrationsverhalten ändern und neue Aufenthaltsorte suchen können. Wahrscheinlich nützt ihnen dabei ihr Langzeitgedächtnis und die Fähigkeit aus Erfahrung zu lernen“, erklärt der Ko-Autor der Studie, Prof. Thomas Müller, der am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum forscht und an der Goethe-Universität lehrt.

Die Wissenschaftler verwendeten Daten aus einem Zuchtprojekt, bei dem in menschlicher Obhut großgezogene Schreikraniche im Norden der USA 2001 ausgewildert wurden. Die jungen Kraniche lernten die Flugroute in den Süden einmalig, indem sie einem Ultra-Leichtflugzeug nachflogen, das von einem Piloten im Kranichkostüm gesteuert wurde.

Interessanterweise kürzen die ausgewilderten Vögel mittlerweile ihre Zugwege deutlich mehr ab, als die einzige noch existierende Wildpopulation von Schreikranichen, die im Winter von Nord-Kanada an die texanische Küste zieht. „Möglicherweise hat die am Anfang noch junge Population der ausgewilderten Schreikraniche mehr Potenzial für Innovationen wie die Verkürzung der Zugwege geboten. Im Gegensatz zu den in der Studie betrachteten Schreikranichen dürfte es für viele Populationen und Arten sehr viel schwieriger sein sich an Landnutzungs- und Klimawandel anzupassen”, resümiert die Ko-Autorin Sarah Converse, Ökologin am U.S. Geological Survey.

Publikation:

Teitelbaum, C.S., Converse, S.J., Fagan,W.F., Böhning-Gaese, K.B., O’Hara, R.B., Lacey, A.E. und Mueller, T. (2016): Experience drives innovation of new migration patterns of whooping cranes in response to global change. Nature Communications, doi: 10.1038/NCOMMS12793.

Bilder zum Download finden sie unter: www.senckenberg.de/presse

Informationen: Jun. Prof. Thomas Müller, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität /Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Tel. (069) 7542 1889, thomas.mueller@senckenberg.de.

Veranstaltungen

Sep 5 2016
15:29

Wichtigste europäische Initiativen zum Datenschutz diskutieren in Frankfurt anlässlich des Annual Privacy Forum 2016

Goethe-Uni im Zeichen des Datenschutzes

FRANKFURT.Nach langem Ringen wurde im Mai 2016 die EU-Datenschutz-Grundverordnung veröffentlicht. Kenner wissen, dass sie zwar ein Meilenstein ist, aber nicht das Ziel auf dem Weg zum Datenschutz im Internet-Zeitalter. Den Herausforderungen dabei widmen sich auf Initiative von Prof. Kai Rannenberg in dieser Woche an der Goethe-Universität Frankfurt zwei Veranstaltungen. Dem renommierten Wirtschaftsinformatiker wird es dabei gelingen, die wichtigsten europäischen Initiativen zum Datenschutz an einem Ort zu versammeln.

Beim Annual Privacy Forum (APF), das am 7. und 8. September in Kooperation mit der ENISA, der IT- und Netzsichersicherheitsagentur der EU, stattfindet, diskutieren Forscher und weitere Entscheidungsträger über die Frage, welche Maßnahmen und Rahmenbedingen für nachhaltigen Datenschutz nötig sind.

Der am 9. September mit dem Europäischen Datenschutzbeauftragten veranstaltete Workshop des Internet Privacy Engineering Network (IPEN) hat „Privacy by Design“ zum Thema: Wie kann man Datenschutz so rechtzeitig in Systemen verankern, das dieser nicht umständlich und teuer nachgerüstet werden muss?

Das APF, eröffnet von Universitätsvizepräsident Manfred Schubert-Zsilavecz, dem Executive Director der ENISA, Udo Helmbrecht, sowie dem Stellvertretenden Europäischen Datenschutzbeauftragten Wojciech Wiewiórowski, kann mit hochrangigen Keynotes aufwarten: Thomas Kremer, Vorstand der Deutschen Telekom für Datenschutz, Recht und Compliance hält den Eröffnungsvortrag zu „Datenschutz in einer digitalisierten Welt”. Mikko Hypponen, Chief Research Officer von F-Secure, spricht zu „State of the Net” und Jacoba Sieders, Global Head „Identity & Access Management” der holländischen Großbank ABN AMRO schildert Beobachtungen aus der Perspektive der Sicherheit.

Dazwischen diskutieren Datenschutzbeauftragte, Industrievertreter und Forscher Fortschritte der technischen Implementierung von Datenschutz, etwa bürgerorientierte Werkzeuge zum Datenschutz im Internet und Werkzeuge zum Testen von Datenschutztechnik. Auch die nötigen Änderungen zur Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung sind Thema eines Panels.

In Vorträgen werden die besten aus einem internationalen Call for Papers hervorgegangenen wissenschaftlichen Publikationen präsentiert. Das umfasst Datenschutz bei aktuellen Technologien wie elektronischem Identitätsmanagement und dem Internet der Dinge. Gleichzeitig gibt es auch Beiträge dazu, wie Bürger und Organisationen Datenschutzrisiken erkennen und Datenschutzstrategien besser formulieren und umsetzen können.

Das vollständige Programm der APF findet sich auf http://privacyforum.eu/programme .

Auf dem Workshop des Internet Privacy Engineering Network werden mehrere Ansätze für Privacy by Design vorgestellt, speziell Methoden für Software- und Systementwickler, Erfahrungsberichte europäischer Projekte wie PRISMACLOUD und CREDENTIAL zu Cloud-Computing und elektronischen Identitäten und  Vorgehensweisen in großen Unternehmen.

Das vollständige Programm des IPEN-Workshops findet sich auf https://secure.edps.europa.eu/EDPSWEB/edps/site/mySite/IPEN_Workshop_2016

Medienvertreter sind herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen teilzunehmen. Anmeldung zum APF erfolgt über info@m-chair.de, Anmeldung zu IPEN über die IPEN-Webseite.

Sonstige

Sep 2 2016
14:58

Der Wirtschaftswissenschaftler entwarf die Grundzüge seiner später mit dem Nobelpreis gewürdigten Arbeit in Frankfurt

Goethe-Universität Frankfurt trauert um Reinhard Selten

FRANKFURT. Die Goethe-Universität Frankfurt trauert um ihren ehemaligen Studenten, Promovenden und Habilitanden Reinhard Selten, der 1994 als erster und bislang einziger Deutscher den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt für seine Leistungen im Bereich der Spieltheorie. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Selten am 23. August im Alter von 85 Jahren verstorben.

Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff, sagte: „Reinhard Selten war ein Wissenschaftspionier. Er verfolgte damals vollkommen neue Ansätze in der experimentellen Wirtschaftsforschung. An der Goethe-Universität fand er in den 1950er und 1960er Jahren, als er in Frankfurt studierte, promovierte und sich habilitierte, Mentoren und Förderer, die seine Ideen teilten und ihn ermutigten, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Sein Tod macht uns sehr traurig. Wir freuen uns über den großen Erfolg seiner Arbeit, die Schule gemacht hat.“

Raimond Maurer, Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften: „Die deutschen Wirtschaftswissenschaften verlieren einen international hochgeachteten Forscher. Als Vorbild bleibt er uns mit seiner Neugier, seiner Beharrlichkeit und seiner wissenschaftlichen Ambition in vieler Hinsicht erhalten.“

Reinhard Selten begann 1951 an der Goethe-Universität mit dem Studium der Mathematik, das er mit dem Besuch von Vorlesungen in Volkswirtschaftslehre und Psychologie ergänzte. Bereits in dieser Zeit entflammte sein Interesse an der ökonomischen Bedeutung von Spielen. Seine Diplomarbeit über die „Bewertung strategischer Spiele“ (1957) entsprach nach Aussage seines Betreuers Ewald Burger bereits dem Niveau einer Doktorarbeit. Während sich Selten in dieser Arbeit noch auf Spiele mit zwei Spielern beschränkte, weitete er die Betrachtung in seiner Doktorarbeit, „Bewertung von n-Personenspielen“ (1961), aus. Diese Arbeit, für die ihm der Doktor der Mathematik verliehen wurde, entstand während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl des Ökonomen Heinz Sauermann, einem der Vorreiter der Mathematisierung der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland.

Neben der Weiterentwicklung seiner Spieltheorie baute Selten gemeinsam mit Sauermann das zweite große Standbein seiner wissenschaftlichen Arbeit auf, die experimentelle Wirtschaftsforschung, deren Ziel es ist, reales menschliches Verhalten in Laborsituationen zu untersuchen. Beide Interessen gingen Hand in Hand. Die Verfeinerung des Nash-Gleichgewichts mit Seltens Konzept der Teilspielperfektheit ist noch heute elementarer Baustein der experimentellen Wirtschaftsforschung. Den Grundstein für seine Arbeit in diesem Bereich, für die ihm später der Nobelpreis verliehen wurde, legte Selten 1965 mit der Publikation „Ein Oligopolmodell mit Nachfrageträgheit“.

1968 habilitierte sich Selten am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften mit einer Arbeit über „Preispolitik der Mehrproduktenunternehmung in der statischen Theorie“ – laut Bewertung seiner Gutachter eine der wichtigsten deutschsprachigen Beiträge zur ökonomischen Theorie der Nachkriegszeit. Nach insgesamt 17 Jahren an der Goethe-Universität nahm Selten 1969 einen Ruf an die Freie Universität Berlin an. Weitere Stationen seiner wissenschaftlichen Karriere wurden Bielefeld und Bonn.

Mit der Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften 1994 an die drei maßgeblichen Vertreter der Spieltheorie John Harsanyi, John F. Nash und Reinhard Selten würdigte die Schwedische Akademie der Wissenschaften die ökonomisch-mathematische Erforschung des strategischen Verhaltens von Menschen in Spielsituationen, die lange Zeit eher als Randaspekt der Ökonomie galt, und machte sie – und ihre Vertreter – international auch über die Grenzen ihres Faches hinweg bekannt.

Veranstaltungen

Sep 2 2016
14:50

Eine Ausstellung im MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität

Kommen und Gehen – von Courbet bis Kirkeby. Künstleraufenthalte in der Region Frankfurt / RheinMain

FRANKFURT.Die Region Frankfurt/RheinMain prägt seit jeher eine ständige Zu- und Abwanderung. Auch viele Künstlerinnen und Künstler kamen und gingen, verbrachten hier eine zeitlich begrenzte Lebens- und Schaffensphase. An ausgewählten Persönlichkeiten thematisiert die Ausstellung die Wechselbeziehungen zwischen Künstlern und ihrer temporären Wahlheimat: Mit welchen Erwartungen kamen sie? Was brachten sie an künstlerischem Potential mit? Wie engagierten sie sich in der Kunstszene und weshalb zogen sie wieder fort?

Die Ausstellung nimmt den Zeitraum von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis an das Ende des 20. Jahrhunderts in den Blick. Im Kontext sich stetig wandelnder historischer Konstellationen traten Künstler wie beispielsweise Gustave Courbet und Bernhard Hoetger, Willi Baumeister und Max Beckmann, Karl Otto Götz und Per Kirkeby mit der hiesigen Kulturszene jeweils auf ganz eigene Art und Weise in Beziehung.

Die Mobilität vieler Künstler bestimmte im Wesentlichen ihr individuelles Netzwerk. Vor allem die Aussicht auf Verkaufs- und Verdienstmöglichkeiten bewog die Kunstschaffenden zum Ortswechsel. Familie, Freunde, Lehrer, aber auch Sammler und Händler informierten über Standortgegebenheiten und vermittelten Kontakte, die den Aufenthalt in der Region Frankfurt/RheinMain als förderlich erscheinen ließen. Jedoch erfolgte die Zu- und Abwanderung nicht immer frei von Zwängen. In den Jahren 1933 bis 1945 mündete staatlicher Terror in Vertreibung und Vernichtung. Nach Kriegsende ermöglichte dann der erneute Zuzug auswärtiger Künstler den Anschluss an das internationale Kunstgeschehen.

Die vielfältige, lebendige Kunstszene der Kulturregion Frankfurt/RheinMain verdankt sich somit auch den zahlreichen Impulsen migrierender Künstlerinnen und Künstler.

Der Katalog erscheint im Michael Imhof Verlag und kostet 29,- € im Museum.

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN

Jeden Sonntag außer 25.12.2016 und 1.1.2017 um 15 Uhr;

Mittwoch, 5.10., 2.11., 7.12.2016 und 4.1.2017 jeweils um 17.30 Uhr.

Kosten: 2,- € (zzgl. zum Eintritt)

GRUPPENFÜHRUNGEN

Dienstag bis Freitag 60,- € // Samstag, Sonntag, Feiertag 65,- € (zzgl. zum Eintritt)

Anmeldung unter 069/13821010.

MUSEUM GIERSCH der GOETHE-UNIVERSITÄT

Schaumainkai 83 // 60596 Frankfurt am Main

Fon 069/13821010 // Fax 069/138210111

www.museum-giersch.de // info@museum-giersch.de

Kuratoren: Dr. Manfred Großkinsky, Susanne Wartenberg M. A.

Öffnungszeiten: Di–Do 12–19 Uhr; Fr–So 10–18 Uhr; Mo geschlossen

Sonderöffnungszeiten nach Vereinbarung

3.10., 25.12., 26.12.2016 und 1.1.2017 10–18 Uhr geöffnet;

24.12. und 31.12.2016 geschlossen

Ansprechpartnerin für die Presse: Dipl. Kffr. Christine Karmann

Fon: 069/13821010 // E-Mail: presse@museum-giersch.de

Texte und Bilder zum Download für die Presse: www.museum-giersch.de

Pressekonferenz: Donnerstag, 22. September 2016, 11 Uhr 

  • Dr. Manfred Großkinsky, Leiter MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität
  • Susanne Wartenberg M. A., wissenschaftliche Mitarbeiterin MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität

Ausstellungseröffnung: Sonntag, 25. September 2016, 11 Uhr

  • Begrüßung: Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität
  • Dank: Dr. Manfred Großkinsky, Leiter MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität
  • Einführung: Susanne Wartenberg M. A., wissenschaftliche Mitarbeiterin MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität

Forschung

Aug 30 2016
10:45

Ergebnisse aus der experimentellen Ökonomie zeigen: Wir treffen oftmals großzügige finanzielle Entscheidungen, wenn die Kosten auf viele Köpfe verteilt werden

Eins, zwei, viele: Entscheider wälzen Kosten oft bedenkenlos auf große Gruppen ab

FRANKFURT. Die meisten Menschen handeln bei der Verteilung finanzieller Mittel nicht rein eigennützig, sondern berücksichtigen die positiven wie negativen Folgen für alle Beteiligten. Zahlreiche Beispiele deuten jedoch darauf hin, dass vielen ein effizientes Abwägen von Kosten und Nutzen schwer fällt, wenn die Kosten auf mehrere Personen verteilt werden. In einer aktuellen Publikation, die in Kürze in der Review of Economic Studies erscheint, präsentiert Michael Kosfeld, Professor für Organisation und Management an der Goethe-Universität Frankfurt, gemeinsam mit Heiner Schumacher (Universität Leuven), Iris Kesternich (Universität Leuven) und Joachim Winter (LMU) die Ergebnisse einer experimentellen Untersuchung, in der sich zwei Drittel der Testpersonen insensitiv gegenüber Gruppengrößen verhalten: Ab einer gewissen Personenzahl beziehen sie die Größe einer Gruppe an negativ Betroffenen nicht mehr in ihre Entscheidungsfindung mit ein, sodass ihr Handeln insgesamt widersprüchlich ist. Sie berücksichtigen das Kosten-Nutzen-Verhältnis, wenn die Kosten nur auf eine oder sehr wenige Personen verteilt werden, nehmen jedoch ein exorbitantes Missverhältnis von Kosten und Nutzen in Kauf, wenn viele Leute betroffen sind und somit die Kosten pro Kopf klein erscheinen.

Abbildung 1 zeigt die Ergebnisse des Experiments, in dem ein Entscheider den Betrag a pro verteilter Einheit erhält, einem Empfänger den Betrag b zugesteht, auf Kosten eines oder mehrerer Zahler, die den Betrag c pro Einheit bezahlen müssen. Es zeigt sich, dass die Entscheider die Gruppengröße berücksichtigen und die Verteilung eines Gutes reduzieren, wenn statt einer vier Personen den gleichen Betrag dafür bezahlen müssen. Dagegen passen sie ihre Entscheidung nicht weiter an, wenn sich die Gruppe der Zahler weiter vergrößert – bei gleichbleibenden Kosten pro Person und somit deutlich steigenden Gesamtkosten.

 

Abbildung 1: Durchschnittliche Ergebnisse für Experimente mit 1 bis 32 Zahlern, in denen ein Entscheider den Betrag a pro verteilter Einheit erhält, ein Empfänger den Betrag b und der/die Zahler den Betrag c pro Einheit bezahlt/en. Beispiel: In Spiel 17 werden bei einem Zahler 8 Einheiten verteilt, was einen Gewinn von je 8 für Entscheider und Empfänger, insgesamt 16 bedeutet, bei Kosten von 8 für den Zahler, insgesamt 8; bei 32 Zahlern werden 5,6 Einheiten verteilt, ein Gewinn von je 5,6 für Entscheider und Empfänger, insgesamt 11,2, bei Kosten von 5,6 für jeden Zahler, insgesamt 179,2.

Die Ergebnisse legen nahe, dass Menschen Schwierigkeiten damit haben, Gruppen als Gesamtheit in ihr Urteil einzubeziehen. „Es fällt schwer, sich in die Position einer Gruppe von Menschen hineinzuversetzen“, erklärt Michael Kosfeld. „Daher tendieren wir dazu, die Position eines repräsentativen Mitglieds der Gruppe anzunehmen. Das kann dann dazu führen, dass wir die Größe der betroffenen Gruppe außer Acht lassen.“ Ob dann 10, 100 oder 1000 Personen von einer Entscheidung, die einigen wenigen nutzt, negativ betroffen sind, spielt keine Rolle mehr.

Ein solches Verhalten kann je nach Ausmaß enorme gesellschaftliche Kosten verursachen. Vor allem Politiker, aber etwa auch Ärzte stehen regelmäßig vor Entscheidungen, die positive Folgen für einige wenige zu Lasten großer Gruppen mit sich bringen: Steuerzahler, Bevölkerung, Versichertengemeinschaft. Wenn in solchen Entscheidungssituationen das Verhältnis von Kosten und Nutzen nicht adäquat berücksichtigt wird, drohen große gesamtwirtschaftliche Schäden.

Letztlich kann aber auch jeder Einzelne auf diesen Denkfehler hereinfallen: Um einer oder einigen wenigen Personen Gutes zu tun, sind wir oftmals äußerst großzügig – etwa in Form von Spenden –, wenn es dagegen um Kosten für eine große Gemeinschaft geht – Stichwort Steuersparmodelle – schauen wir nicht auf die Gesamtkosten, sondern nur auf die minimalen Kosten pro Bürger.

Schumacher, H., Kesternich, I., Kosfeld, M., Winter, J. (2016), „One, Two, Many – Insensitivity to Group Size in Games with Concentrated Benefits and Dispersed Costs”, forthcoming in Review of Economic Studies.

Sonstige

Aug 29 2016
12:35

Der Physiker Claudius Gros über Reise eines automatisierten Genlabors zu Himmelskörpern außerhalb unseres Sonnensytems

Das Genesis-Projekt: Neues Leben auf Exoplaneten

FRANKFURT. Lässt sich Leben auf Himmelskörper außerhalb unseres Sonnensystems bringen, die nicht dauerhaft bewohnbar sind? Mit dieser Frage setzt sich Prof. Dr. Claudius Gros vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität in einem wissenschaftlichen Aufsatz auseinander, der in Kürze in der Fachzeitschrift Astrophysics and Space Science erscheinen wird.

Die Suche nach Exoplaneten hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es sehr unterschiedliche Typen gibt. „Es gilt daher als sicher, dass wir viele Exoplaneten entdecken werden, welche zeitweise, aber nicht dauerhaft bewohnbar sind. Auf diesen Planeten wäre Leben zwar möglich, es hätte aber nicht die Zeit, sich selbständig zu entfalten“, so Gros. Er hat vor diesem Hintergrund die Frage untersucht, ob es möglich wäre, Leben auf Planeten mit transienter Bewohnbarkeit zu bringen.

Technisch wäre die Genesis-Mission schon in einigen Jahrzehnten mittels interstellarer unbemannter Mikro-Raumschiffe realisierbar, die sowohl passiv beschleunigt wie abgebremst werden könnten. Ein automatisiertes Genlabor an Bord der Sonde würde bei der Ankunft eine Auswahl einzelliger Lebewesen mit dem Ziel synthetisieren, eine Ökosphäre aus Einzellern auf dem Zielplaneten zu etablieren. Diese könnte sich anschließend autonom und eventuell auch zu komplexen Lebensformen weiterentwickeln. „Auf diese Weise könnten die zirka vier Milliarden Jahre übersprungen werden, die auf der Erde notwendig waren, um das präkambrische Entwicklungsstadium zu erreichen, aus dem sich die Tierwelt vor etwa 500 Millionen Jahren entwickelt hat“, erläutert der Physiker. Um etwaig vorhandenes Leben nicht zu gefährden, würden Genesis-Sonden nur unbesiedelte Exoplaneten ansteuern.

Die eigentliche Missionsdauer spielte beim Genesis-Projekt keine Rolle, da sich die Zeitskalen für die nachfolgende geo-evolutionäre Entwicklung des Zielplaneten in der Größenordnung von einigen zehn bis hundert Millionen Jahren bewegen. Das Genesis-Projekt hat daher keinen direkten Nutzen für die Menschen auf der Erde. „Es würde uns aber ermöglichen, dem Leben etwas zurückzugeben“, so Gros. In diesem Zusammenhang diskutiert er auch, ob biologische Inkompatibilitäten zu erwarten wären, falls eine evolutionär voll entwickelte zweite Erde kolonialisiert würde. „Das scheint derzeit jedoch höchst unwahrscheinlich“, dämpft der Frankfurter Physiker zu hohe Erwartungen.

Publikationen: Claudius Gros, Developing Ecospheres on Transiently Habitable Planets: The Genesis Project, Astrophysics and Space Science (in press); http://arxiv.org/abs/1608.06087

Interview mit Claudius Gros: How to Jumpstart Life Elsewhere in Our Galaxy, The Atlantic, http://www.theatlantic.com/science/archive/2016/08/genesis-missions/497258/

Informationen: Prof. Claudius Gros, Institut für Theoretische Physik, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798 47818, gros07@itp.uni-frankfurt.de.

Sonstige

Aug 25 2016
11:34

Lernexperte Prof. Andreas Gold zum Start des neuen Schuljahres an hessischen Schulen und zu seinem soeben erschienenen Buch

Mehr Toleranz für unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten von Kindern

FRANKFURT.Zum Schulstart in Hessen plädiert Andreas Gold, Professor für Pädagogische Psychologie an der Goethe-Universität, dafür, dass Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen mehr Toleranz für unterschiedliche Lern- und Entwicklungsgeschwindigkeiten von Kindern aufbringen.

In einem Interview mit dem Magazin „Goethe-Uni online“ macht sich der Psychologe Gold dafür stark, unterschiedliche Lerntempi mit größerer Gelassenheit zu akzeptieren und eine höhere „Langsamkeitstoleranz“ zu entwickeln. „Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass Lehrer meist nicht lange genug abwarten, bis Kinder auf ihre Frage antworten, oft schon nach 3 Sekunden Stille die Antwort selbst geben oder die Frage neu formulieren.“ Mindestens 5 Sekunden Nachdenkzeit seien aber sinnvoll, damit Schülerinnen und Schüler überlegt antworten könnten.

Sich auf die unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten und Lernfähigkeiten der Einzelnen einzulassen, in einer leistungsheterogen zusammengesetzten Klasse zu unterrichten, ist für die meisten Lehrer zwar nichts Neues, bleibt aber eine besondere Herausforderung. „Gemeinsam Verschiedenes lernen“, formuliert Gold das Ziel, das nur erreicht werden könne, wenn Lehrer Methoden, Lernzeit und Lernziele an die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen ihrer Schüler anpassen.

In seinem soeben erschienenen Buch „Lernen leichter machen – Wie man im Unterricht mit Lernschwierigkeiten umgehen kann“ beschäftigt sich der Psychologe mit der Förderung von Schülern, die erhebliche Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen haben. Immerhin sind das 15 bis 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen. Hinzu kommen die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Lernen – weitere knapp 3 Prozent. In einer Klasse mit 25 Schülern sind somit durchschnittlich vier bis sechs Kinder betroffen. Engagieren müssen sich Lehrer wie Schüler gleichermaßen, um die Schwierigkeiten zu überwinden – dazu Gold: „‚Lernen leichter machen‘ heißt nicht, Kindern die zum Lernen notwendige Eigentätigkeit abzunehmen oder ihnen Abkürzungen anzubieten, die ganz ohne Mühen zum Ziel führen. Es geht vielmehr darum, Wege und Hilfsmittel aufzuzeigen, die sich nutzen lassen, um dorthin zu kommen, wohin andere Kinder auch ohne solche Hilfen gelangen.“

Der Unterricht müsse kognitiv aktivierend und emotional unterstützend sein. Guter Unterricht zeichnet sich für Gold dadurch aus, dass Schüler zum Denken angeregt und in ihren Lernprozessen individuell unterstützt werden. Auch dass ihre Lernfortschritte kleinteilig beobachtet und sachbezogen rückgemeldet werden, gehört dazu. „Regelmäßige Lernfortschrittsmessungen informieren die Kinder darüber, wo sie stehen und was noch zu tun ist. Und die Lehrerin zieht daraus Rückschlüsse über die Angemessenheit ihres bisherigen Vorgehens und Konsequenzen für ihr weiteres Handeln“, so Gold.

In dem Buch, das sich an Lehrer aber auch an Eltern wendet, stellt Gold ein abgestuftes Konzept vor: So sollte möglichst schnell festgestellt werden, ob ein Kind im Regelunterricht durch individuell angepasste Maßnahmen zusätzlich unterstützt werden müsse. „Reichen diese nicht aus, müssen intensivere, unterrichtsadditive Fördermaßnahmen veranlasst werden. Erst ganz am Ende der Maßnahmenkette ist eine separate Förderung in besonderen Einrichtungen zu erwägen“, erläutert Gold.

Ausführlich beschäftigt sich der Psychologe auch mit der Wirksamkeit verschiedener Förderprogramme bei Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwierigkeiten: „Es gibt zwar eine große Anzahl von Förderprogrammen. Aber nur selten ist deren Wirksamkeit in kontrollierten Studien überprüft worden.“ Wirksam seien symptomspezifische Programme, die direkt an den beeinträchtigten Lese-, Rechtschreib- oder Rechenprozessen einsetzen. Nicht wirksam seien dagegen unspezifische Trainings, alternativ-medizinische oder ganzheitliche Verfahren.

Gold kritisiert, dass es vom Wohnort abhängt, wie pädagogisch und schulrechtlich mit Lernschwierigkeiten umgegangen wird. Individuelle Förderung, Nachteilsausgleich oder Notenschutz werden in den Bundesländern sehr unterschiedlich gehandhabt. „Es gleicht einer Landeslotterie, ob man mit dem Notenschutz das große Los ziehen kann und wie häufig eine Legasthenie oder Dyskalkulie überhaupt diagnostiziert werden.“

Andreas Gold, Lernen leichter machen – Wie man im Unterricht mit Lernschwierigkeiten umgehen kann, Göttingen 2016, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, ISBN 978-3-525-70194-2, 159 Seiten, 18 Euro.

Informationen: Prof. Dr. Andreas Gold, Institut für Psychologie, Fachbereich Psychologie und Sport, Campus Westend, Tel. (069) 798-35357, E-Mail: gold@paed.psych.uni-frankfurt.de

Link zu dem Audio-Interview im Magazin „Goethe-Uni online“ http://tinygu.de/interview-gold