​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Mär 16 2023
16:26

Neue Veranstaltungsreihe von Kulturdezernat und Normative Orders

Was die Frankfurter Schule zur Lage der Gesellschaft sagt

Was sagt die Kritische Theorie der „Frankfurter Schule“ zur gegenwärtigen Lage der Gesellschaft – ob lokal, national oder international? Das Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität und das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main bieten den derzeitigen Vertreterinnen und Vertretern der berühmten Denkschule ein Podium: In der Reihe „Frankfurter Schule“ werden aktuelle Themen diskutiert.

FRANKFURT. Gesellschaftliche Normen, in Institutionen und Ordnungen manifestiert, bilden das Fundament unseres sozialen und politischen Zusammenlebens. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte sich die sogenannte Frankfurter Schule vorgenommen, diese Normen und ihre Widersprüche im Sinne einer umfassenden „Kritischen Theorie“ ganzheitlich und (ideologie-)kritisch in den Blick zu nehmen – eine Herangehensweise, deren Bedeutung und internationale Wirkmacht bis heute ungebrochen sind. Doch was sagt die Frankfurter Schule, die Gesellschaftsanalysen stets mit Ideologiekritik verbunden hat, zur derzeitigen Lage der Gesellschaft? Welche Antworten gibt die sogenannte „dritte und vierte Generation“ auf weltweite Krisen und Konflikte?

Darum soll es in einer neuen Veranstaltungsreihe gehen, zu der das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main und das Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität von März an gemeinsam einladen. Der Titel der neuen Reihe lautet „Frankfurter Schule“. Zu Gast sind Persönlichkeiten, die – geschult am „Frankfurter Denken“ – Position beziehen zu aktuellen Problemlagen. Kooperationspartner der einzigartigen Reihe sind das Institut für Sozialforschung, das Museumsufer Frankfurt und hr2-kultur.

Bei der Auftaktveranstaltung

am Montag, 20. März, um 18 Uhr
im MUSEUM MMK MODERNE KUNST
Domstraße 10, 60311 Frankfurt am Main

sprechen der Philosophieprofessor Christoph Menke (Goethe-Universität, Normative Orders) und der Autor Cord Riechelmann über das Thema „Was ist Befreiung?“. Im Mittelpunkt des Abends steht Menkes erst jüngst im Suhrkamp Verlag erschienenes Buch Theorie der Befreiung. Darin geht der Philosoph von der Diagnose aus, dass bisherige Befreiungsbewegungen stets in neue Abhängigkeitsordnungen gemündet seien und zeigt auf, wie Freiheit und Herrschaft unauflöslich miteinander verwoben sind.

Christoph Menke, geboren 1958 in Köln, hat Germanistik und Philosophie in Heidelberg und Konstanz studiert, wo er 1987 promoviert wurde. Die Habilitation Tragödie im Sittlichen. Hegel und die Freiheit der Moderne erfolgte 1995. Seit 2009 ist er Professor für Praktische Philosophie mit Schwerpunkt Politische Philosophie und Rechtsphilosophie an der Goethe-Universität und Mitglied des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“.

Cord Riechelmann, geboren 1960 in Celle, studierte Biologie und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Er war Lehrbeauftragter für das Sozialverhalten von Primaten und für die Geschichte biologischer Forschung. Außerdem arbeitete er als Kolumnist und Stadtnaturreporter für die Berliner Seiten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

„Die Kritische Theorie ist heute wichtiger denn je. Aber eine Denktradition kann nur bestehen bleiben, wenn sie sich fortentwickelt. Sie muss nicht nur auf neue soziale, gerade auch globale, Herausforderungen eingehen, sondern hat, das ist das Besondere an dem Frankfurter Ansatz, einen umfassenden systematischen Anspruch. Auch dieser muss stetig überdacht werden; er läuft im Kern darauf hinaus, die Unvernunft dessen sichtbar zu machen, was im konventionellen Sinne als vernünftig gilt. Was das konkret bedeutet, wollen wir im Dialog mit der Stadtgesellschaft diskutieren“, sagt Prof. Rainer Forst, Direktor des Forschungszentrums Normative Ordnungen, zum Start der Reihe.

„Die Frankfurter Schule hat Frankfurt und die deutsche Nachkriegsöffentlichkeit geprägt wie keine andere Denkschule sonst und entscheidend dazu beigetragen, dass sich eine demokratische Öffentlichkeit herausbilden konnte“, sagt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig. Die freiheitliche Ordnung, in der wir heute leben, sei dabei nicht weniger umstritten als in jenen Jahren. „Es gibt drängende Fragen unserer Zeit. Und es gibt Antworten, kritische Antworten, Frankfurter Antworten. Die Gesellschaft braucht den kritischen Blick der Frankfurter Schule, um Lösungen für aktuelle Probleme zu finden – etwa das Auseinanderdriften von Arm und Reich oder die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft“, so Hartwig weiter.

Susanne Pfeffer, Leiterin des Museums für Moderne Kunst, gab ihrer Freude Ausdruck, dass die neue Diskussionsreihe in Frankfurter Kultureinrichtungen stattfinden soll. „Museen sind wichtige Orte, um Diskussionen zu führen. So haben wir eine weitere Möglichkeit, einen Beitrag zu einer relevanten Thematik in der Stadt zu leisten.“

Die Reihe wird quartalsweise in den Frankfurter Museen fortgesetzt, beginnend im MMK Museum für Moderne Kunst.

Das Veranstaltungsplakat zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/134094396

Weitere Informationen
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation
des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.net


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Mär 16 2023
12:20

Die Ausstellung wird vom 31. März – 27. August 2023 gezeigt.  

Spontan und konstruktiv – Ernst Weil (1919–1981)

FRANKFURT. Erstmals stellt das MGGU – Museum Giersch der Goethe-Universität den spannenden Künstler Ernst Weil (1919–1981) in seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main umfassend vor. Mit etwa 120 Werken von privaten wie öffentlichen Leihgeber*innen wird das vielseitige Schaffen Weils in seiner ganzen Breite präsentiert. Die gezeigten Arbeiten bewegen sich zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit und umfassen dabei Malerei, Zeichnung, Druckgraphik und angewandte Kunst. Basierend auf einer Teilübernahme der 2020 in der Kunstvilla Nürnberg gezeigten Retrospektive von Weils malerischen Arbeiten setzt die Ausstellung im MGGU auf die Sichtbarmachung der fruchtbaren Vernetzung des zeichnerischen und angewandten Schaffens mit den Gemälden des Künstlers.

„Der Titel der Ausstellung ‚Spontan und konstruktiv' bezieht sich auf zwei wichtige Merkmale von Weils Arbeiten, die zwischen spontaner Geste und sorgfältiger Konstruktion des Bildraums changieren. Gleichzeitig zeigen Weils Arbeiten eigentlich immer einen Rückbezug auf die klassischen Bildformen wie Landschaften, Stillleben oder menschliche Figur“, so die Kuratorin der Ausstellung Laura Domes.

Der Präsident der Goethe-Universität Enrico Schleiff kommentiert: „Die Ausstellungen des MGGU bereichern seit Jahren das breite Forschungsspektrum der Goethe-Universität. Die Ausstellung zu Ernst Weil, der einen engen Bezug zur Stadt Frankfurt hat, ist ein weiteres Beispiel dafür, wie eine wissenschaftliche Begleitung eine Ausstellung bereichert und wie diese wiederum zu einem Beitrag der Wissenschaft und auch der Wissenschaftskommunikation unserer Goethe-Universität wird.“

ZUM KÜNSTLER

Nach dem Zweiten Weltkrieg an der Münchener Kunstakademie ausgebildet, verdiente Weil seinen Lebensunterhalt zunächst als Gebrauchsgraphiker und Raumgestalter. Zeitgleich entwickelte er in seinen freien Arbeiten ein eigenes Verständnis kubistischer Darstellung von Landschaften und Stillleben in der Tradition der klassischen Moderne. Von 1957 bis 1965 lebte er in Frankreich, wo er sich in seinen Zeichnungen und seiner Malerei auf die durch schnelle Geste erfasste menschliche Figur konzentrierte. Immer wieder war Weil in dieser Zeit mit seinen Arbeiten bei den Ausstellungen der Künstler*innengruppierung „Frankfurter Sezession“ präsent. 1965 kehrte der Künstler nach Deutschland zurück, um in Nürnberg eine Professur für Freie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste anzutreten. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit der Entwicklung einer eigenen Farbtheorie. In seinen späten Landschaftsdarstellungen und figurativen Bildern betonte er das Gestische und Rhythmische, wobei die Farbe weiterhin eine wichtige Stellung einnahm. Seine Kompositionen verlieren trotz hohem Abstraktionsgrad nie den Bezug zur wahrnehmbaren Umwelt.

ZUR AUSSTELLUNG

Eigentlich sollte Ernst Weil bereits vor zwei Jahren im MGGU gezeigt werden, als Übernahme der Retrospektive „Ernst Weil – Abstraktion in Nürnberg“ der Kunstvilla Nürnberg. Die Bilder waren sogar schon im Depot in Frankfurt am Main. Dann allerdings sorgten die Corona-Pandemie und die technische Sanierung des Museums für eine Verschiebung der Planungen. Doch nicht immer sind solche Verzögerungen von Nachteil: Durch die zusätzliche Zeit ergab sich die Möglichkeit für eine Erweiterung des Ausstellungkonzepts. So widmet sich die Schau Weils Verbindung zur „Frankfurter Sezession“. Darüber hinaus wurden nun graphische und angewandte Arbeiten in das kuratorische Konzept miteinbezogen, wodurch die Ausstellung die Vielseitigkeit des Künstlers betont. Ernst Weil zeigte keinerlei Berührungsängste und entwarf für die unterschiedlichsten Orte, Techniken und Materialien. In der Ausstellung ergänzen daher knapp 60, zum Teil noch nie gezeigte Zeichnungen, Druckgraphiken und angewandte Arbeiten wie Illustrationen und Trickfilme sowie ein Beispiel einer Raumausstattung die chronologische Übersicht der malerischen Entwicklung. Dabei wird die besondere Bedeutung der Handzeichnungen für Ernst Weil sichtbar: Durch das ständige zeichnerische Erfassen von Seheindrücken gelang es ihm, sich ein Motivrepertoire anzueignen, das ihm in seinen malerischen Arbeiten als stilistischer und thematischer Fundus diente.

Kuratorin der Ausstellung: Laura Domes

Pressekonferenz: Mittwoch, 29. März 2023, 11 Uhr
Bitte um vorherige Anmeldung an presse@mggu.de

Podium:

• Katrin Kolk und Susanne Wartenberg, Kommissarische Leitung MGGU
• Laura Domes, Kuratorin der Ausstellung

Bilder und Texte zum Download unter: https://www.mggu.de/presse/

Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft mit einem Essay von Laura Domes, Kuratorin der Ausstellung. Der Ausstellungkatalog „Ernst Weil – Das malerische Werk“ der Kunstvilla Nürnberg ist ebenfalls im Museumsshop erhältlich.

Die Ausstellung wird zudem begleitet von einem vielfältige Bildungs- und Vermittlungsangebot in analoger und digitaler Form. Aktuelle Informationen über alle Veranstaltungen finden Sie immer aktualisiert auf unserer Website: www.mggu.de

Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main
Eintritt: Erwachsene 7,- € / Ermäßigt 5,- €. Personen unter 18 Jahren haben freien Eintritt.
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr, Sa, So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr
An Feiertagen 10–18 Uhr geöffnet

Informationen: Christine Karmann, Kommunikation und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@mggu.de

Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main


Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter Büro für PR & Kommunikation, Tel.: 069 798-13035, Fax: 069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de

 

Mär 16 2023
11:50

Internationales Team von Goethe-Uni und University of Kent identifiziert Nitroxolin als mögliches Medikament 

Bekannter Wirkstoff als neuer Arzneimittelkandidat gegen „Affenpocken“

Die Mpox – landläufig bekannt unter dem Namen „Affenpocken“ – verbreiten sich derzeit weltweit. Ein grenzüberschreitendes Forschungsteam von Goethe-Universität und University of Kent hat nun einen Wirkstoff identifiziert, der gegen die Krankheit helfen könnte. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Journal of Medical Virology“ erschienen.

FRANKFURT. Nitroxolin heißt der neue Arzneistoffkandidat, der womöglich zur Behandlung von Mpox eingesetzt werden kann. Identifiziert haben ihn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität und der University of Kent in einer standortübergreifenden Studie. Die Ergebnisse ihrer Forschung ermöglichen nun den baldigen Start klinischer Studien.

Der derzeitige Mpox-Ausbruch ist der erste in dieser Größe außerhalb von Afrika und zugleich der erste Mpoxausbruch, der durch Mensch-zu-Mensch Übertragung verursacht wird. Insbesondere Personen mit einem geschwächten Immunsystem sind stark gefährdet. In experimentellen Modellen wurden bereits antivirale Wirkstoffe getestet, die Replikation des Mpoxvirus hemmen können. Am Menschen konnte die Wirksamkeit dieser Stoffe jedoch noch nicht bestätigt werden. Einige der Wirkstoffe können erhebliche Nebenwirkungen haben. Außerdem sind derzeit nicht für alle Mpoxpatienten solche Medikamente verfügbar. Und gegenüber Tecovirimat, dem bisher vielversprechendsten Mpoxmedikament, sind bereits Resistenzen aufgetreten.

In der vorliegenden Studie hat das von Professor Jindrich Cinatl (Goethe-Universität und Dr. Petra Joh-Haus, Frankfurt am Main) und Professor Martin Michaelis (School of Biosciences, University of Kent) geleitete Konsortium mit dem für den Menschen gut verträglichen Antibiotikum Nitroxolin ein weiteres Medikament identifiziert, das die Vermehrung von Mpoxviren in Zellkulturmodellen und Gewebekulturen menschlicher Haut effektiv hemmt.

Nitroxolin ist darüber hinaus gegen einen Tecovirimat-resistenten Mpoxvirusstamm wirksam, sowie gegen weitere bakterielle und virale Krankheitserreger, die häufig gemeinsam mit Mpoxviren übertragen werden. Daher unterdrückt Nitroxolin gleichzeitig mehrere Krankheisterreger, die häufig an schweren Mpoxverläufen beteiligt sind. Da Nitroxolin ein gut verträgliches Antibiotikum ist, das seit langem zur Behandlung von Menschen eingesetzt wird, kann es direkt in klinischen Studien gegen Mpox getestet werden.

„Die Entstehung von resistenten Virusstämmen gibt Anlass zu ernsthafter Besorgnis“, sagt Professor Jindrich Cinatl von der Goethe-Universität und dem Dr. Petra Joh-Haus. „Daher ist die Wirkung von Nitroxolin gegenüber Tecovirimat-resistenten Viren besonders vielversprechend.”

Professor Martin Michaelis von der University of Kent fügt hinzu: „Je mehr unterschiedliche Medikamente zur Behandlung von viralen Erkrankungen zur Verfügung stehen, umso besser. Wir hoffen, dass Nitroxolin zur effektiven Behandlung von Mpoxpatienten beitragen wird.”

Publikation: Denisa Bojkova, Nadja Zöller, Manuela Tietgen, Katja Steinhorst, Marco Bechtel, Tamara Rothenburger, Joshua Kandler, Sandra Ciesek, Holger Rabenau, Jindrich Cinatl (Goethe-University Frankfurt); Mark Wass, Martin Michaelis (University of Kent); Julia Schneider, Victor Corman (Charité Berlin), Repurposing of the antibiotic nitroxoline for the treatment of mpox. In: Journal of Medical Virology
DOI: https://doi.org/10.1002/jmv.28652

Weitere Informationen
Prof. Jindrich Cinatl
Arbeitsgruppenleiter
Institut für Medizinische Virologie
Goethe-Universität
Telefon 069 6301-6409
E-Mail Cinatl@em.uni-frankfurt.de
https://www.kgu.de/einrichtungen/institute/zentrum-der-hygiene/medizinische-virologie/forschung/research-group-cinatl/


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Mär 14 2023
14:00

Festakt in der Frankfurter Paulskirche – Ehrung der Hauptpreisträger Frederick W. Alt und David G. Schatz und des Nachwuchspreisträgers Leif S. Ludwig

Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis: Einblicke in die Evolution, Entstehung und Entwicklung unserer Immunität 

Für die Entdeckung von Molekülen und Mechanismen, die unser Immunsystem zu der erstaunlichen Leistung befähigen, Milliarden verschiedener Antigene von Bakterien, Viren und anderen Eindringlingen schon beim ersten Kontakt zu erkennen, werden die Immunologen Frederick W. Alt und David G. Schatz heute in der Frankfurter Paulskirche mit dem mit 120.000 Euro dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2023 ausgezeichnet. Den Nachwuchspreis erhält der Biochemiker und Arzt Leif S. Ludwig für ein von ihm erfundenes Verfahren zur Analyse der Abstammung und Entwicklung menschlicher Blutzellen, zu denen auch die Zellen des Immunsystems gehören.

FRANKFURT. Kiefertragende Wirbeltiere wie wir Menschen verfügen anders als primitivere Organismen nicht nur über ein angeborenes, sondern auch über ein adaptives Immunsystem, das in der Lage ist, sich auf alle möglichen Angreifer einzustellen. Denn irgendwann im Lauf der Evolution ist es einem unserer Vorfahren offenbar gelungen, einen DNA-Parasiten zu zähmen, der sich in sein Genom eingenistet hatte. So wurde aus dem Parasiten das Gen für ein Enzym, das zur Schaltzentrale immunologischer Diversität avancierte. Dieses Enzym RAG1/2 schneidet aus der DNA bestimmter Chromosomen in heranreifenden Immunzellen (Lymphozyten) Bruchstücke aus und rekombiniert sie in einem lotterieähnlichen Verfahren zu funktionsfähigen Genen. Diese somatische Rekombination vervielfacht die Variabilität von Antikörpern und T-Zell-Rezeptoren. Sie ist eine Voraussetzung dafür, dass unser Körper rund zehn Milliarden verschiedene Antikörper bilden kann, obwohl er nur rund 20.000 Proteinbaupläne in Form von Genen besitzt. David G. Schatz hat das Enzym RAG1/2 entdeckt, Frederick W. Alt die Enzyme, die die von RAG1/2 zerschnittene DNA reparieren. „Alt und Schatz haben in jahrzehntelanger Forschung Licht in die zuvor verborgene Entstehung unserer adaptiven Immunität gebracht und damit unser Wissen über die Entwicklung des Immunsystems auf eine neue Stufe gehoben“, würdigte Prof. Dr. Thomas Boehm, der Vorsitzende des Stiftungsrates der Paul-Ehrlich-Stiftung, die Leistung der beiden Hauptpreisträger.

Das Enzym RAG1/2 ist der Motor der somatischen Rekombination. Ohne ihn können keine funktionstüchtigen B- und T-Zellen, kann keine wirksame adaptive Immunabwehr entstehen. Viele Fälle schwerer Immundefizienz werden von Mutationen der RAG-Gene verursacht und manche Lymphome und Leukämien stehen mit Fehlfunktionen der von diesen Genen codierten Enzyme in Zusammenhang. Umso wichtiger ist es, neben dem molekularem Mechanismus auch deren evolutionären Ursprung und deren Verhalten im lebendigen Zellkern zu kennen.

Nach den Erkenntnissen von Schatz stammt RAG1/2 von einem Gen ab, das vor Jahrmillionen als eine Art eigennütziger Schmarotzer nach Belieben durch das Genom unserer sehr frühen Vorfahren zu springen begann. In strukturbiologischen Studien hat Schatz diese Sprünge (Transpositionen) über mehrere Stufen der Evolution nachvollzogen. Er hat gezeigt, mit welchen biochemischen Tricks es uns Wirbeltieren dabei gelang, das springende Gen RAG1/2 an einer bestimmten Stelle zu fixieren und für das Immunsystem nutzbar zu machen.

Während sie durch den Zellkern unreifer Lymphozyten wandern, führen RAG-Enzyme Chromatinknäuel, in denen die DNA platzsparend aufgewickelt ist, immer wieder vorübergehend zu Rekombinationszentren zusammen. Dort nehmen sie ein Chromatin-Scanning vor, das Alt erstmals beschrieben hat. Sie ziehen einen Chromatinfaden, der mehr als eine Million DNA-Buchstaben lang sein kann, wie eine Schlaufe durch das Rekombinationszentrum. So liegen weit entfernte Genabschnitte plötzlich einander gegenüber und können sicher miteinander verknüpft werden.

Die B- und die T-Lymphozyten, auf denen die erworbene Immunität gründet, sind Bestandteile unseres Blutes, in dem beim gesunden Menschen täglich mindestens 500 Milliarden alte Zellen durch neue ersetzt werden. Sie entstehen aus hämatopoetischen Stammzellen im Knochenmark, aus denen sie wie alle anderen Blutkörperchen auf divergierenden Entwicklungslinien über mehrere Stufen ausreifen. Die daraus resultierenden Stammbäume und Verwandtschaftsbeziehungen zu bestimmen, ist medizinisch von größtem Interesse, beispielsweise um festzustellen, an welcher Abzweigung eine Leukämiezelle entsteht. Der diesjährige Nachwuchspreisträger Leif S. Ludwig hat ein Verfahren erfunden, dass der Humanmedizin erstmals die Möglichkeit eröffnet, dies relativ preiswert, schnell und zuverlässig zu tun. Ludwigs bereits an einzelnen Patienten erprobte Methode verknüpft die Analyse von Mutationen in Mitochondrien mit neuesten Technologien zur Gensequenzierung einzelner Zellen.

Paul Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Preis 2023
https://www.uni-frankfurt.de/124912621/2023_Alt_Schatz

Frederick W. Alt, Ph.D., ist Charles A. Janeway Professor of Pediatrics und Director of the Program in Cellular and Molecular Medicine am Boston Children's Hospital, ein Howard Hughes Medical Institute Investigator sowie Professor of Genetics an der Harvard Medical School. https://www.childrenshospital.org/research/labs/alt-laboratory-research

David G. Schatz, Ph.D., ist Professor of Molecular Biophysics and Biochemistry an der Yale University und Chairperson of the Department of Immunobiology an der Yale School of Medicine. https://medicine.yale.edu/profile/david-schatz/

Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2023
https://www.uni-frankfurt.de/131228185/2023_Ludwig

Dr. rer. nat. Dr. med. Leif S. Ludwig leitet die Emmy Noether-Forschungsgruppe „Stammzelldynamiken und Mitochondriale Genomik“ am Berlin Institute of Health in der Charité und dem Max Delbrück Center. https://www.mdc-berlin.de/de/ludwig

Weitere Informationen
Pressestelle der Paul Ehrlich-Stiftung
Joachim Pietzsch
Tel.: +49 (0)69 36007188
E-Mail: j.pietzsch@wissenswort.com
www.paul-ehrlich-stiftung.de


Redaktion: Joachim Pietzsch / Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Mär 10 2023
10:51

Fehler in der Gensteuerung ist für hohes Leukämiekrebsrisiko bei Kindern mit Down-Syndrom verantwortlich – biochemische Analyse schafft Grundlage für Therapieentwicklung

Ursache von Leukämie bei Trisomie 21

Menschen mit einem dritten Chromosom 21, einer so genannten Trisomie 21, erkranken mit höherer Wahrscheinlichkeit an einer aggressiven Form des Blutkrebses, der Akuten Myeloischen Leukämie (AML). Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Federführung der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt haben jetzt die Ursache dafür aufgedeckt: Das zusätzliche Chromosom 21 führt zwar zu einer Veränderung vieler Gene, doch scheint vor allem die Störung des so genannten RUNX1-Gens für die AML-Entstehung verantwortlich zu sein, eines Gens, dass viele weitere Gene reguliert. Die gezielte Behandlung des gestörten Regulators könnte den Weg für neue Therapien ebnen.

FRANKFURT. Blutkrebs, sogenannte Leukämien, sind bösartige und aggressive Erkrankungen der blutbildenden Zellen im Knochenmark. Heilung kann nur durch eine sehr intensive Chemotherapie und teilweise durch Knochenmarktransplantation erzielt werden. Leukämien gehen wie alle Krebsarten auf Veränderungen des Erbmoleküls DNA zurück, das in menschlichen Zellen in Form von 46 Chromosomen vorliegt. Bei vielen Leukämien sind große Teile von Chromosomen verändert. Sehr gefährdet sind Menschen mit Down-Syndrom, bei denen das Chromosom 21 dreimal vorkommt (Trisomie 21): Kinder mit Down-Syndrom haben in ihren ersten vier Lebensjahren ein 100-fach erhöhtes Risiko, an der aggressiven Akuten Myeloischen Leukämie (AML) zu erkranken. Das Down-Syndrom ist die häufigste angeborene Generkrankung, etwa eines von 700 Neugeborenen ist davon betroffen.

Transkriptionsfaktor RUNX1 ist verantwortlich

Die Arbeitsgruppe von Prof. Jan-Henning Klusmann, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt, hat nun herausgefunden, wie das zusätzliche Chromosom 21 AML begünstigen kann. Mit Hilfe einer Genschere (CRISPR-Cas9) haben sie jedes der 218 Gene auf dem Chromosom 21 auf seine krebsfördernde Wirkung untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass das Gen RUNX1 für die spezifischen krebsbegünstigenden Eigenschaften des Chromosoms verantwortlich ist. In weiteren Analysen konnten die Forscher:innen nachweisen, dass nur eine bestimmte Variante des Gens die Entstehung einer Leukämie befördert. Klusmann erläutert: „Andere Varianten von RUNX1 waren sogar in der Lage, die Entartung der Zellen zu verhindern. Das erklärt, warum RUNX1 in mehreren Jahrzehnten intensiver Krebsforschung bislang nicht aufgefallen ist.“

Das Gen RUNX1 codiert für ein Protein, das die Aktivität anderer Gene steuert, einen so genannten Transkriptionsfaktor. RUNX1 reguliert viele Prozesse, einschließlich der embryonalen Entwicklung und der frühen und späten Blutbildung. Die Störung dieses wichtigen Regulators ist daher ein Schlüsselereignis in der Entwicklung einer AML. „Dank unserer Forschungsergebnisse können wir nun die Ereignisse bei der Leukämieentstehung besser verstehen“, erklärt Klusmann. „Die Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, alle Genvarianten bei der Krebsentstehung zu untersuchen. Die Bildung dieser Varianten ist häufig durch bestimmte Mutationen in Krebszellen verändert“, so der Kinderonkologe.

Entwicklung verfeinerter Therapieansätze

Die Forschungsresultate seien wichtig, um die komplexen Mechanismen der Krebsentstehung besser zu verstehen, erläutert Klusmann: „Wir haben damit die Grundlage für die Entwicklung verfeinerter Behandlungsansätze gelegt. Durch unsere biochemische Untersuchungen wissen wir nun, wie genau die Genvariante die Blutzellen verändert. Daraufhin konnten wir spezifische Substanzen einsetzen, die den Krankheitsmechanismus blockieren.“ Die Wirkung dieser Substanzen soll nun für die Umsetzung in der medizinischen Versorgung weiter untersucht werden. Klusmann: „Basierend auf unserer Expertise wollen wir nun Therapien zur Korrektur dieser Fehlsteuerung entwickeln. Deren klinischer Einsatz wird sicherlich noch einige Jahre dauern, aber sie werden hoffentlich dazu führen, dass unseren kleinen Patientinnen und Patienten in Zukunft schwere Chemotherapien erspart bleiben.“

Publikation: Gialesaki S, Bräuer-Hartmann D, Issa H, Bhayadia R, Alejo-Valle O, Verboon L, Schmell AL, Laszig S, Regenyi EM, Schuschel K, Labuhn M, Ng M, Winkler R, Ihling C, Sinz A, Glaß M, Hüttelmaier S, Matzk S, Schmid L, Strüwe FJ, Kadel SK, Reinhardt D, Yaspo ML, Heckl D, Klusmann JH. RUNX1 isoform disequilibrium promotes the development of trisomy 21 associated myeloid leukemia. Blood (2023) https://doi.org/10.1182/blood.2022017619

Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/131982088
Bildtext 1: Prof. Dr. med. Jan-Henning Klusmann, Universitätsklinikum Frankfurt. Foto: Klaus Waeldele, Universitätsklinikum Frankfurt
https://www.uni-frankfurt.de/131981757
Bildtext 2: Knochenmarkausstrich eines Kindes mit Down-Syndrom, das an einer Leukämie erkrankt ist. Die violett gefärbten unreifen Leukämiezellen (Blasten) verdrängen die normale Blutbildung. Foto: Jan Klusmann, Universitätsklinikum Frankfurt

Weitere Informationen
Prof. Dr. med. Jan-Henning Klusmann
Direktor
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Frankfurt
Telefon: +49 69 6301-5094
kkjm-direktor@kgu.de
www.kgu.de
www.leukemia-research.de

Twitter: @UK_Frankfurt @goetheuni


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Mär 7 2023
10:18

Virtueller Aktionstag informiert zu Studienangeboten elf hessischer Hochschulen 

„Gut beraten. Studieren in Hessen“: 50 Jahre Studienberatung 

FRANKFURT. Die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn ist Schirmherrin des Jubiläums, das die Hochschulen mit einem gemeinsamen Studienorientierungstag am 29. März 2023 ab 14.30 Uhr feiern. In ihrem virtuellen Grußwort betont die Ministerin: „Hessens Hochschulen bieten ein zukunftsorientiertes und spannendes Studienangebot. Beim Aktionstag erhalten Studieninteressierte Einblicke in unterschiedliche Fachbereiche, Infos zur Bewerbung und können Studierende nach ihren ganz persönlichen Erfahrungen fragen“, so Wissenschaftsministerin Angel Dorn. „Besonders angesprochen sind Studieninteressierte mit besonderen Herausforderungen; etwa, weil sie chronische Krankheiten haben oder die ersten sind, die in ihrer Familie studieren. Die Vielfalt an unseren Hochschulen wächst seit Jahren – das ist gut so, denn unsere Gesellschaft braucht unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen, um voranzukommen. Deshalb fördern wir zum Beispiel Initiativen und Programme, die Menschen zum Studienbeginn motivieren, für die dieser Weg nicht selbstverständlich ist.“

Für den Aktionstag wurde eine neue Landingpage erstellt. Sie ist unter www.studiereninhessen.de erreichbar und präsentiert das ansprechende Vortragsprogramm. Auch nach dem Aktionstag wird sie aktuelle Informationen zur Studienorientierung und zum Studienangebot in Hessen bereitstellen. Trotz digitalen Erstinformationen bleibt die persönliche Beratungssituation das Kerngeschäft der Studienberatungen: „Die Expertise in unseren Studienberatungen ist nach der Corona-Zeit wichtiger denn je. Der vielfältige Zugang zu digitalen Informationen ersetzt niemals das persönliche Gespräch in einer Studienberatung“, so Prof. Dr. Ute Clement, die als Präsidentin der Universität Kassel Vorsitzende der Konferenz hessischer Universitäten (KHU) ist. Als Sprecherin der Hochschulen für angewandte Wissenschaften ergänzt Prof. Dr. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain (HSRM): „Die Studienberatung begleitet Menschen auf ihrem persönlichen Bildungs- und Lebensweg und unterstützt sie dabei, ihre selbstgesteckten Ziele zu erreichen. In Zeiten eines immer größeren und differenzierteren Studienangebots bietet sie Orientierung."

Insbesondere junge Studieninteressierte fühlen sich mit Blick auf ihre berufliche Zukunft und die vielfältigen Studienmöglichkeiten oft verunsichert. Die Zentralen Studienberatungen der Hochschulen bieten seit 50 Jahren umfassende und stets aktuelle Beratung zur Studien- und Berufsorientierung. Zum Jubiläum zeigen sie in 25 Vorträgen zu Themen wie „Die Umwelt gestalten“, „Entwicklung fördern“ oder „Kreativ mit Formeln, Zahlen und Regeln“, welche hessischen Hochschulen passende Studiengänge bereithalten. Dabei gehen sie auf die Unterschiede zwischen den stärker forschungsorientierten und mehr anwendungsbezogenen Studienangeboten ein. Weitere hochschulübergreifende Vortragsthemen sind zum Beispiel „Studieren mit Behinderung oder chronischer Erkrankung“, „Dual Studieren in Hessen“ und „Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte“. Auch Eltern und Lehrkräfte erhalten in zwei Angeboten Informationen darüber, wie sie Schüler*innen bei der Studien- und Berufsorientierung unterstützen können. Zudem berichten Studierende darüber, wie sie den Studieneinstieg bewältigt haben und sprechen über den Unterschied von Schule und Studium. Im letzten Zeitfenster um 18 Uhr stellen sich die beteiligten Hochschulen vor und bieten Raum für konkrete Studieninformationen und Rückfragen.

Der schon lange gesetzlich verankerte Auftrag der Studienberatung ist die Unterstützung zukünftiger Studierender bei der Hochschul- und Fächerwahl, die Information über Anforderungen und Inhalte des Studiums, die Beratung bei Entscheidungskonflikten und die Verbesserung der Passgenauigkeit der Studienwahl für Studieninteressierte. Das setzt eine ergebnisoffene, vertrauliche Beratung und grundlegende Kenntnisse verschiedener Bildungsmöglichkeiten und des Studienangebots voraus. Aktuelles Wissen zur Bildungslaufbahngestaltung und hohe Sensibilität für ungleiche, konflikthafte Voraussetzungen und Diversität bringen die Studienberater*innen durch regelmäßige Fortbildung mit.

Das Programm im Überblick

Einen Überblick über das vielseitige Programm und weitere Informationen gibt es unter:  www.studiereninhessen.de. Neben der Informationsveranstaltung besteht auch jederzeit die Möglichkeit, individuelle Beratungstermine bei den Studienberatungen der einzelnen Hochschulen zu vereinbaren.

•        Frankfurt University of Applied Sciences
•        Goethe-Universität Frankfurt
•        Hochschule Darmstadt
•        Hochschule Fulda
•        Hochschule Geisenheim
•        Hochschule RheinMain
•        Justus-Liebig-Universität Gießen
•        Philipps-Universität Marburg
•        Technische Hochschule Mittelhessen
•        Technische Universität Darmstadt
•        Universität Kassel

Kontakt und Rückfragen:
Marco Blasczyk, Abteilungsleitung Orientierung und Beratung, Studium Lehre Internationales. Goethe-Universität Frankfurt. Telefon +49 (0)69 798 13835; E-Mail: blasczyk@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Mär 3 2023
10:30

Hessischer Lohnatlas gibt Aufschluss über Gegenmaßnahmen

Equal Pay Day: Die Lücke klafft auch 2023 

FRANKFURT. Im Jahr 2023 verdienen Frauen im Schnitt immer noch weniger als Männer, und zwar beträchtlich weniger. Bis zum 7. März hätten Frauen umsonst gearbeitet – ginge man vom selben Monatslohn aus wie bei Männern. Zum diesjährigen „Equal Pay Day“ am 7. März laden das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur und das Hessische Sozialministerium ein, um über Lösungsmöglichkeiten zu informieren, wie sie im Hessischen Lohnatlas erarbeitet worden sind. Im Zentrum der Veranstaltung, die

am Dienstag, 7. März,
von 10 bis 12 Uhr
auf der Onlineplattform Zoom

stattfindet, steht der Hessische Lohnatlas. Das vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität im Auftrag der Landesregierung erstellte Datenwerk schafft Transparenz und macht deutlich, wo die Entgeltlücken noch groß sind und entsprechend Handlungsbedarf besteht. Ziel ist es, möglichst effektiv zur Verbesserung der Entgeltgleichheit beizutragen.

Mit dem Hessischen Lohnatlas liegt in Hessen ein besonderes Instrument vor, um die Probleme zu lösen. „Kein anderes Bundesland hat eine solch umfangreiche Datenaufbereitung zum Thema Entgeltlücken zwischen Frauen und Männern wie das Land Hessen“, sagt Anne Janz, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration. Auf mehr als 700 Seiten werden Ergebnisse von Entgeltanalysen vorgestellt, seit Dezember 2022 im digitalen Format. Das umfassende Werk ist klar strukturiert, es spricht jeweils spezifische Nutzergruppen an wie Unternehmen, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft und Entscheider in Kommunen. „Wir haben gezielt Informationen zusammengestellt, die jeweils in spezifischen Bereichen eingesetzt werden können“, sagt Christa Larsen, Leiterin des IWAK.

Bei der virtuellen Veranstaltung anlässlich des Equal Pay Days stellen Vertreterinnen einschlägiger Organisationen vor, wie sie die Informationen nutzen: Elke Reuschel, Vorstandsmitglied im hessischen Landesverband des Verbands der deutschen Unternehmerinnen erläutert, wie vor allem Führungskräfte darin eine wichtige Grundlage für ihre Arbeit, aber auch für Kampagnen und Veranstaltungen des Verbandes finden. Juliane Elpelt, Gewerkschaftssekretärin für Frauen- und Gleichstellungspolitik bei ver.di Hessen zeigt, wie Daten im Dialog zwischen Gewerkschaften, Arbeitgebern und der Politik eingesetzt werden. Judith Kolbe schließlich berichtet, wie sie in ihrer Funktion als Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Groß-Gerau die Daten aus dem Lohnatlas gezielt zur Sensibilisierung von Entscheidern für das Thema Lohngleichheit einsetzt.

„Wir freuen uns sehr, dass an diesem wichtigen Tag für die Gleichstellung von Frauen und Männern in Hessen die Goethe-Universität und die Landesregierung gemeinsam zur Diskussion darüber einladen, wie wir der Entgeltgleichheit näherkommen können“, sagt Dr. Anja Wolde, die zentrale Gleichstellungsbeauftragte der Goethe-Universität, die in die Veranstaltung einführen wird. 

Alle Informationen zum Hessischen Lohnatlas können auf der Webseite www.hessischer-lohnatlas.de eingesehen, heruntergeladen oder gedruckt werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eigene Analysen durchzuführen.

Einladung und Programm finden Sie unter https://www.iwak-frankfurt.de/wp-content/uploads/2022/12/Einladung-und-Programm-fur-Equal-Pay-Day-_7-Marz-2023.pdf

Die Teilnahme ist per Zoom möglich unter folgendem Link: https://uni-frankfurt.zoom.us/j/66568766040?pwd=bEpmbStVcTl1eHQrWkNpTlBPMkxqQT09
Meeting-ID: 665 6876 6040
Kenncode: 741630

Weitere Informationen
Dr. Christa Larsen
Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität
Telefon 069 798-22152
E-Mail c.larsen@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Mär 2 2023
11:21

Künftig anlassbezogene Gestaltung der Zusammenarbeit/Kooperation mit Fudan-Universität soll weiterentwickelt werden

Kooperation mit Konfuzius-Institut Frankfurt auf neuer Basis 

FRANKFURT. Die Goethe-Universität bewertet ihre bisherige, seit 2008 bestehende vertragliche Kooperation mit dem Frankfurter Konfuzius-Institut (KIF) neu. Der bisher bestehende Kooperationsvertrag, der bis Ende Februar 2023 galt, wurde nicht mehr verlängert. Stattdessen soll die Kooperation mit dem KIF anlassbezogen fortgesetzt werden – zum Beispiel durch die Nutzung chinesischer Sprachkurse durch Angehörige oder Einheiten der Goethe-Universität.

Die Neuausrichtung der Kooperation findet im Kontext einer grundsätzlichen Überprüfung wissenschaftlicher Kooperationen der Goethe-Universität mit nationalen und internationalen Partnerorganisationen statt. Für Partnerschaften gilt künftig die Maxime, dass diese einen konkreten Mehrwert für das Forschungs- und Lehrprofil der Goethe-Universität erbringen sollen. Nach grundsätzlicher Überprüfung bestehender Kooperationsbeziehungen hat sich die Goethe-Universität daher in Abstimmung mit dem Akademischen Senat u.a. entschieden, den seit 2008 bestehenden Kooperationsvertrag mit der Trägergesellschaft der Konfuzius-Institute zum Betrieb des Frankfurter Konfuzius-Instituts (KIF) auslaufen zu lassen.

Parallel strebt die Goethe-Universität an, ihre institutionelle und wissenschaftliche Kooperation mit der Fudan-Universität in Shanghai auszuweiten und hat dazu bereits erste Schritte unternommen. Mit der renommierten chinesischen Universität verbindet die Goethe-Universität bereits seit längerem ein für beide Seiten fruchtbarer studentischer Austausch: „Wir freuen uns darauf, diesen Austausch auch auf wissenschaftlicher Basis weiter zu entwickeln – vorurteilsfrei, jedoch auch mit dem nötigen Augenmaß, was die Freiheit von Forschung und Lehre betrifft“, sagte der für Strategische Organisations- und Qualitätsentwicklung zuständige Vizepräsident Prof. Dr. Michael Huth.

Der Neubewertung der Kooperation mit dem Konfuzius-Institut vorangegangen war eine Überprüfung durch eine unabhängige Expertenkommission. Die Kommission hob hervor, dass die seit 2008 bestehende Kooperation insofern positiv bewertet werde, als keine erkennbare Einflussnahme chinesischer Stellen auf Forschung und Lehre der Goethe-Universität stattgefunden habe. Vizepräsident Huth: „Wir danken den Verantwortlichen des KIF – insbesondere der Geschäftsführung um Frau Werum-Wang – für die langjährige gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.“ Auch wenn die Goethe-Universität keine Notwendigkeit für einen Kooperationsvertrag mehr sieht, so schließt sie anlassbezogene Zusammenarbeiten auch in Zukunft nicht aus.

Angesichts der grundsätzlichen Neuausrichtung der Forschungs- und Lehrkooperationen sei es jetzt an der Zeit, die gemeinsame Zusammenarbeit neu zu definieren und mit den bewährten chinesischen Expert*innen fortzusetzen. Die Angebote des KIF könnten Lehrende und Forschende der Goethe-Universität bei Bedarf und Interesse individuell weiterhin nutzen.


Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter Büro für PR & Kommunikation, Tel: 069 798-13035, Fax: 069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de

 

Feb 28 2023
11:32

Machbarkeitsstudie des IWAK der Goethe-Universität zeigt, wie Betriebe und Berufsschulen digital besser miteinander vernetzt werden können 

Duale Ausbildung: Modernisierung tut not

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt im Ausland als Erfolgsmodell. Doch längst hat dieser Weg ins Arbeitsleben an Attraktivität eingebüßt. Die Zahl der Bewerber ist seit Jahren rückläufig – was gerade angesichts des wachsenden Fachkräftemangels alarmierend ist. Eine Machbarkeitsstudie des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur zeigt, wie die duale Ausbildung im digitalen Zeitalter attraktiver werden könnte.

FRANKFURT. Insbesondere eine bessere digitale Vernetzung könnte die Attraktivität steigern. Deshalb hat das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität in Kooperation mit der hessischen Wirtschaft eine Machbarkeitsstudie erstellt. Schließlich soll die Ausbildung auf eine Arbeitswelt vorbereiten, die bereits heute in hohem Maße von digitalen Technologien bestimmt wird – mit steigender Tendenz.

Der Kern der dualen Ausbildung ist die Verzahnung von Theorie und Praxis in Form der systematischen Kooperation der Lernorte Ausbildungsbetrieb und Berufsschule. Diese Verzahnung würde mit Hilfe der Digitalisierung der Lernortkooperation erheblich vereinfacht werden, was sich positiv auf das kollaborative Lernen der Auszubildenden auswirken würde, die praktisches Knowhow und theoretisches Wissen einfacher verknüpfen könnten. So würde der Mehrwert einer dualen Ausbildung noch gesteigert.

Doch dies ist in Hessen noch Zukunftsmusik. Hier wird die Lernort-Kooperation bisher vor allem analog umgesetzt, erst wenige Kooperationen sind (teil)digitalisiert. Dabei handelt es sich zumeist um standortbezogene Einzellösungen, die zu den jeweiligen Rahmenbedingungen passen und stark vom Engagement der beteiligten Ausbilder und Lehrkräfte der Berufsschulen abhängen. Solche „Insellösungen“ sind weder strukturell verankert noch skalierbar, also auf andere Bereiche übertragbar. Sie bringen die notwendige hessenweite Digitalisierung also nicht gezielt voran. „Bis heute hängt es vom Engagement und den Ressourcen des Betriebs und der Berufsschule ab, ob Auszubildende digitale Rahmenbedingungen vorfinden oder eben nicht“, stellt Dr. Christa Larsen, Leitung des IWAK fest. Gerade Auszubildende in kleinen Betrieben hätten oft das Nachsehen.

Machbarkeitsstudie erstellt Zukunftsszenarien
Die Machbarkeitsstudie „Digitale Lernort-Kooperation in der Dualen Ausbildung. Bestandsaufnahme und hessenweite Umsetzungsszenarien“ (digi-leokop) soll jetzt Wege aufzeigen, wie die Lernort-Kooperation in Hessen flächendeckend digitalisiert werden kann. Dabei wurden die Erfahrungen, Praktiken und Wünsche der an der Lernort-Kooperation Beteiligten einbezogen. Von Januar bis Dezember 2022 hat das IWAK Experteninterviews geführt, einschlägige Pilotstudien untersucht und die Befunde mit den Spitzen der hessischen Wirtschaft diskutiert. Die Machbarkeitsstudie zeigt nun die Eckpunkte einer erfolgreichen digitalen Lernort-Kooperation auf und spezifiziert drei Szenarien zur Umsetzung. In Szenario 1 stellt das Land eine zentrale digitale Plattform zur Verfügung, steuert und finanziert diese auch. Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen würden dabei unterstützt, dass sie sich die notwendigen Kompetenzen aneignen. Über eine Expertengruppe fließen die bereits vorliegenden Erfahrungen ein. Diese Lösung scheint auch deshalb den höchsten Beitrag zur Modernisierung der Lernort-Kooperation zu leisten, weil sich alle Betriebe und Berufsschulen mit geringem zeitlichem Aufwand daran beteiligen könnten. Diese „Landeslösung“ würde eine flächendeckende Digitalisierung der Lernort-Kooperation in Hessen rasch voranbringen. Die beiden anderen Szenarien, die in der Machbarkeitsstudie vorgelegt werden, lassen zwar eine Verbesserung der Lage erwarten, würden die hessenweite Digitalisierung der Lernort-Kooperation aber nicht im selben Ausmaß voranbringen können.

Die Machbarkeitsstudie wurde mit Mitteln aus dem Förderprogramm Distr@l der Hessischen Staatskanzlei im Bereich der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung unterstützt. Initiiert und begleitet wurde die Machbarkeitsstudie durch die Vereinigung der Hessischen Unternehmerverbände (VhU), die Arbeitgeberverbände HESSENMETALL und HessenChemie, die Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern (ARGE) sowie den Hessischen Industrie- und Handelskammertag (HIHK). Entsprechend stellt Prof. Bernhard Brüne, der an der Goethe-Universität für das Thema Transfer zuständige Vizepräsident, fest: „Diese Machbarkeitsstudie zeigt, wie die Kooperation der Goethe-Universität mit den Spitzen der hessischen Wirtschaft wichtige Grundlagen für die Modernisierung des Ausbildungssystems schafft. Die Digitalisierung ist für die berufliche Bildung ebenso wichtig wie für die akademische Bildung. Wir müssen junge Menschen auf die digitale Zukunft der Arbeitswelt vorbereiten und in allen Bildungsgängen optimale Bedingungen schaffen.“ Die Goethe-Universität leiste einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung in Hessen durch die angewandte Forschung in Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Politik. 

Die Machbarkeitsstudie kann vom 28. Februar 2023 an heruntergeladen werden unter: https://www.iwak-frankfurt.de/wp-content/uploads/2023/02/Machbarkeitsstudie-zur-digitalen-Lernort-Kooperation-in-der-dualen-Ausbildung_Bestandsaufnahme-und-hessenweite-Umsetzungsszenarien_-digi_leokop.pdf

Weitere Informationen:
Dr. Christa Larsen, Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität
Telefon 069 798- 22152, E-Mail c.larsen@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Feb 27 2023
12:06

Archäologie der Goethe-Uni wirkt an neuem DFG-geförderten Projekt mit – Kooperation mit Landesamt für Denkmalpflege und Unis Mainz und Kiel 

Hat der Landgraben im Hessischen Ried eine römische Vergangenheit?

Der Landgraben, das Gewässer zwischen Groß-Gerau und Trebur, mündet nordwestlich von Astheim in den Rhein. Sein Name geht auf den Landgrafen Georg I. (1547-1596) von Hessen-Darmstadt zurück, dem der Ursprung dieses künstlichen Gewässers bisher zugeschrieben wurde. Archäologen vermuten aber eine andere Entstehungsgeschichte. Ein Team des Landesamts für Denkmalpflege Hessen und der Universitäten Frankfurt, Mainz und Kiel kann nun mit Mitteln der DFG nach der römischen Vergangenheit forschen.

FRANKFURT. Archäologische Untersuchungen im Hessischen Ried haben erste Hinweise darauf erbracht, dass der Kanal deutlich früher angelegt worden sein könnte als bisher angenommen. Vermutet wird, dass es das römische Militär war, das bei der Eroberung und Erschließung des rechtsrheinischen Rieds im 1. Jahrhundert nach Christus das künstliche Gewässer angelegt hat. Der Landgraben, der bei Trebur in den heutigen Schwarzbach überging, diente wahrscheinlich zur Material- und Warenversorgung des römischen Kastells und der zugehörigen Zivilsiedlung in Groß-Gerau. Nun können weitere Forschungen in Angriff genommen werden.

Gefördert werden die Untersuchungen durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 370.000 Euro. Mit Hilfe dieser Mittel kann durch geophysikalische Untersuchungen, Bohrungen und kleinere archäologische Ausgrabungen der ursprüngliche Verlauf des Kanals gesucht und die entlang seines Verlaufes gelegenen römischen Siedlungsstellen in Berkach, Groß-Gerau, Wallerstädten, Trebur und Astheim sowie ihr Verhältnis zum Gewässer näher betrachtet werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für zwei Dissertationen in den Fächern Archäologie und Geographie an den Universitäten Frankfurt und Mainz.

Aktuell wird im Bereich von Groß-Gerau – Wallerstädten nach dem römischen Landgrabenverlauf gesucht. Im Rahmen des Geländepraktikums der Universität Mainz vermisst eine Studierendengruppe das Areal, nimmt Messungen des elektrischen Widerstands im Untergrund vor und bohrt an ausgewählten Stellen, um den Bodenaufbau zu klären sowie Datierungsanhalte für das ursprüngliche Aussehen des Geländes zu gewinnen. Gleichzeitig führt die Universität Kiel großflächige geophysikalische Messungen durch, um das Verhältnis des römischen Siedlungsplatzes und des Landgrabens in diesem Bereich zu klären.

Dass die Römer bereits über die technischen Fähigkeiten verfügten, Gewässer zu lenken und zu manipulieren oder gar künstliche Kanäle anzulegen, das belegen sowohl schriftliche Überlieferungen als auch entsprechende Befunde wie der sogenannte Kanal des Corbulo in den Niederlanden. Sollten die nun anstehenden Untersuchungen die Hypothese vom römischen Ursprung des Landgrabens erhärten, wäre dies der erste Nachweis eines solchen Bauwerks aus der Römerzeit in Deutschland. Dass die Römer damit einen massiven und nachhaltigen Eingriff in die Landschaft vorgenommen hätten, würde die Existenz des Landgrabens als Gewässer bis heute deutlich zeigen.

Für die Anfangsdatierung des Landgrabens sei das römische Kastell „Biebelslache“ bei Wallerstädten von entscheidender Bedeutung, gewesen, erklärt Prof. Markus Scholz, Archäologe an der Goethe-Universität. Das Kastell grenze direkt an den Kanal oder – das gelte es zu überprüfen – werde von diesem geschnitten. Im ersten Fall wäre der Kanal mindestens so alt wie das Lager. Im zweiten Fall würde das Lager, das von etwa 40 bis 70 n. Chr. bestand, einen Terminus post quem für den Bau des Kanals liefern. „Im Kastell ‚Biebelslache' fanden zwischen 2008 und 2012 Lehrgrabungen unseres Instituts statt“, erklärt Scholz. Nun biete sich die Chance, die Ausgrabungen unter der neuen Fragestellung auszuwerten. Der Doktorand Henrik Leif Schäfer werde in seiner Dissertation auch andere römische Fundplätze entlang des Grabens datieren und analysieren. Den Studierenden biete sich im Rahmen des Projekts die Gelegenheit für Feldpraktika.

Bilder zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/132990291

Bild 1: Beim Ortstermin im Hessischen Ried: Prof. Andreas Vött (von links), Universität Mainz, Prof. Markus Scholz, Goethe-Universität, Dr. Thomas Becker, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Prof. Udo Recker, Landesamt für Denkmalpflege Hessen. (Foto: Lars Görze, Landesamt für Denkmalpflege)

Bild 2: Mithilfe geophysikalischer Untersuchungen, Bohrungen und kleinerer archäologischer Ausgrabungen soll die Geschichte des Landgrabens erforscht werden. (Foto: Lars Görze, Landesamt für Denkmalpflege)

Bild 3: Die Untersuchungen am Landgraben werden mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Dr. Thomas Becker (von links), Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Prof. Dr. Markus Scholz, Goethe-Universität. (Foto: Lars Görze, Landesamt für Denkmalpflege)

Informationen:
Prof. Dr. Markus Scholz, Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen
Institute für archäologische Wissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Tel. +49 (0)69 798 32265
Fax +49 (0)69 798 32268
E-Mail: m.scholz@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Feb 22 2023
10:20

Marketing-Gag des Weinguts „Domaine du Météore“ entpuppt sich wirklich als Einschlagkrater – Forscher:innen der Goethe-Universität Frankfurt um Frank Brenker und Andreas Junge widerlegen Jahrzehnte alten wissenschaftlichen Irrtum

Meteoritenkrater in französischem Weingut entdeckt

Um eine attraktive Weinmarke zu schaffen, verweist das Weingut „Domaine du Météore“ nahe der südfranzösischen Stadt Béziers mit seinem Namen auf eine lokale Besonderheit: Eines der Weinfelder befindet sich in einer runden Senke von 200 Metern Durchmesser, die einem Einschlagkrater ähnelt. Wissenschaftler:innen um den Kosmochemiker Prof. Frank Brenker von der Goethe-Universität Frankfurt stellten jetzt durch Gesteins- und Bodenanalysen fest, dass der Krater einst tatsächlich durch den Einschlag eines Eisen-Nickel-Meteoriten entstanden ist. Damit widerlegten sie eine knapp 60 Jahre alte wissenschaftliche Einschätzung, derentwegen der Krater nie näher geologisch untersucht wurde.

FRANKFURT. Zahllose Meteoriten haben die Erde in der Vergangenheit getroffen und die Geschichte unseres Planeten geprägt. So nimmt man beispielsweise an, dass ein Großteil des Wassers einst mit Meteoriten auf die Erde gelangt ist. Auch das Aussterben der Dinosaurier ist möglicherweise durch den Einschlag eines sehr großen Meteoriten ausgelöst worden.

Heute noch sichtbare Einschlagkrater von Meteoriten sind selten: Die meisten Spuren der Himmelskörper sind durch Erosion und Verschiebeprozesse der Erdkruste, die Plattentektonik, längst wieder verschwunden. Gerade einmal 190 Meteoritenkrater weltweit listet die „Earth Impact Database“ auf. In ganz Westeuropa waren bislang nur drei bekannt: Rochechouart im französischen Aquitanien, das Nördlinger Ries zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb sowie Steinheimer Becken im baden-württembergischen Landkreis Heidenheim. Allerdings sind die drei Einschlagkrater infolge der Millionen von Jahren wirkenden Erosion für Laien kaum noch als solche zu erkennen.

Nun wird ein neuer Meteoritenkrater die Liste der „Earth Impact Database“ verlängern, ist der Geologe und Kosmochemiker Prof. Frank Brenker von der Goethe-Universität überzeugt. Während eines Urlaubs wurde er auf das Weingut „Domaine du Météore“ aufmerksam. Eines deren Weinfelder liegt in einer runden Senke von etwa 220 Metern Durchmesser und 30 Metern Tiefe, und die Besitzer nutzen die scheinbar längst widerlegte wissenschaftliche These, es handele sich um den Einschlagskrater eines Meteoriten, als Marketing-Gag für ihren Wein. Diese These war zwar in den 1950er Jahren von einigen Geologen aufgestellt, einige Jahre darauf jedoch von renommierten Kollegen verworfen worden.

Frank Brenker erklärt: „Krater können auf viele Weisen entstanden sein, und Meteoritenkrater sind in der Tat sehr selten. Allerdings haben mich die verschiedenen anderen Deutungen, wie diese Senke entstanden sein könnte, aus geologischer Sicht nicht überzeugt.“ Also sammelten seine Frau und er Gesteinsproben für die Analyse in den Laboren der Frankfurter Goethe-Universität ein – und fanden tatsächlich die ersten Hinweise auf einen Impaktkrater. Brenker: „Dunkle Lagen in einem der Schiefer, die meist einfach aus einen höheren Glimmeranteil bestehen, erwiesen sich durch die Mikroanalyse als mögliche Schockadern, die durch Zerreiben und Zerbrechen des Gesteins entstehen und von einem Einschlag herrühren könnten.“ Dazu kamen so genannte Brekzien, eckige Gesteinstrümmer, die durch eine Art Kitt zusammengehalten werden, die ebenfalls durch Meteoriteneinschläge auftreten können.

Im Folgejahr nahm Brenker seinen Kollegen Andreas Junge, Professor für Angewandte Geophysik an der Goethe-Universität, und eine Gruppe Studierende mit nach Südfrankreich, um den Krater gemeinsam systematisch zu untersuchen. Das Ergebnis: Das Erdmagnetfeld ist im Krater etwas schwächer als in der Umgebung. Das ist typisch für Einschlagkrater, denn durch den Einschlag wird das Gestein zertrümmert und sogar aufgeschmolzen und kann so weniger stark zum Erdmagnetfeld beitragen.

Außerdem fanden die Forscher:innen mithilfe starker Magneten, die an einer Platte befestigt waren, winzige Eisenoxidkügelchen von bis zu einem Millimeter Durchmesser. Solche Kügelchen wurden bereits an anderen Einschlagkratern gefunden. Die spätere Laboranalyse zeigte, dass diese auch nickelhaltiges Eisen enthielten und einen Kern aus Mineralien umschlossen, die typisch für die Kraterumgebung sind. Zudem konnten zahlreiche Mikrodiamanten entdeckt werden, die durch den hohen Druck während des Meteoriteneinschlags entstanden waren.

Frank Brenker erläutert: „Solche Mikrosphären bilden sich entweder durch Abrieb des Meteoriten in der Atmosphäre oder erst beim Aufschlag, wenn ein Großteil des Eisen- Meteoriten schmilzt und dann mit dem Sauerstoff der Luft reagiert. Beim Aufschlag kann dann auch zertrümmertes Material vom Aufschlagsgebiet eingeschlossen werden. Zusammen mit dem verringerten Magnetfeld und den weiteren geologischen und mineralogischen Funden lässt dies kaum einen anderen Schluss zu: Hier ist tatsächlich ein Meteorit eingeschlagen.“ Dadurch werde der Ort auch für geologische Laien sehr spannend, findet Brenker, denn „hier kann jede Besucherin und jeder Besucher erfahren, welche immensen Energien bei einem solchen Einschlag freigesetzt werden.“

Publikation/Abstract: Frank E. Brenker, Andreas Junge. Impact origin of the “Domaine du Meteore"-crater, France. Compelling mineralogical and geophysical evidence for an unrecognized destructive event in the heart of Europe. LPSC Houston, #1910 (2023) https://www.hou.usra.edu/meetings/lpsc2023/pdf/1910.pdf

Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/132616835

Bildtext:
1. Das „Trou du Météore“: Der Krater auf dem Weingut „Domaine du Météore“ stammt wirklich von einem Meteoriteneinschlag. Foto: Frank Brenker, Goethe-Universität Frankfurt
2. Mikrosphäre vom Meteoriten: Das am Krater der „Domaine du Météore“ gefundene Eisenoxidkügelchen enthielt einen Kern aus Mineralien, die typisch für die Kraterumgebung sind, sowie viele Mikrodiamanten. Foto: Frank Brenker, Goethe-Universität Frankfurt

Weitere Informationen
Prof. Dr. Frank E. Brenker
NanoGeoscience / Cosmochemistry
Institut für Geowissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: +49 151 68109472
f.brenker@em.uni-frankfurt.de

Twitter: @goetheuni


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Feb 21 2023
12:05

Lehrgrabung der Provinzialrömischen Archäologie der Goethe-Universität in Bad Ems widerlegt bisherige Vermutungen 

An der Lahn blieben den Römern 200 Tonnen Silber verborgen

Auf der Suche nach Silbererz haben die Römer im 1. Jahrhundert nach Christus in der Gegend von Bad Ems zwei Militärlager errichtet. Das ergaben Forschungen im Rahmen einer mehrjährigen Lehrgrabung der Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen der Goethe-Universität in Kooperation mit dem Land Rheinland-Pfalz. Dabei kam durchaus Überraschendes zutage. Die spannende Forschungsgeschichte brachte dem jungen Archäologen Frederic Auth den 1. Platz beim Wiesbadener Science Slam ein.  

FRANKFURT. Als Prof. Markus Scholz, der an der Goethe-Universität das Fach Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen lehrt, gegen Ende der Grabungsarbeiten mal wieder nach Bad Ems reiste, staunte er nicht schlecht: Sein Mitarbeiter Frederic Auth hatte ihm lediglich Bilder von ein paar Holzstückchen gemailt. Was er nun zu Gesicht bekam, darauf war er nicht vorbereitet: Es handelte sich um eine hölzerne Abwehrkonstruktion, ein „Annäherungshindernis“, bestehend aus zugespitzten Holzpfählen. Das martialisch wirkende Konstrukt sollte etwaige Feinde von einem Angriff auf das Lager abschrecken. Von solchen Anlagen, die sich in ihrer Wirkung vielleicht mit einem Stacheldraht vergleichen lassen, wusste man aus der Literatur – Caesar hatte sie erwähnt –, gefunden hatte man sie bislang nicht. Im feuchten Boden des Blöskopfes herrschten offenbar ideale Bedingungen, so blieben die hölzernen Spieße, die wahrscheinlich den gesamten, nach unten spitz zulaufenden Graben um das Lager spickten, gut erhalten.

Zwei bislang unentdeckte römische Militärlager

Zwei Militärlager hat es in der Umgebung von Bad Ems dies- und jenseits des Emsbachtals gegeben, beide waren bis vor kurzem unbekannt – bis das Areal in den Blick der Frankfurter Archäologen und von Dr. Peter Henrich von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz rückte. Auslöser für diese Grabungen waren die Beobachtungen eines Jägers, der im Jahr 2016 von seinem Hochsitz aus Farbunterschiede im Getreidefeld entdeckte, die auf Strukturen unter der Oberfläche hindeuteten. Ein Drohnenfoto von der Erhebung, die den schönen Namen „Ehrlich“ trägt, bestätigte: Den Acker durchzog eine Spur, die von einem riesigen Traktor hätte stammen können. In Wirklichkeit handelte es sich jedoch um einen doppelten Graben, der ein römisches Lager umrahmte. Die geomagnetische Prospektion schließlich zeigte ein acht Hektar großes Militärlager mit rund 40 Türmen aus Holz. Die archäologischen Grabungen, die in zwei Kampagnen unter der örtlichen Leitung von Dr. Daniel Burger-Völlmecke durchgeführt wurden, brachten weitere Details hervor: Das Lager, das offenbar solide gebaut werden sollte, wurde nie fertiggestellt. Nur ein festes Gebäude, ein Speicher und Magazinbau, befand sind dort. Die wahrscheinlich um 3000 Soldaten mussten wohl in Zelten schlafen. Brandspuren zeigen, dass das Lager nach wenigen Jahren niedergebrannt worden war. Aber warum?

Das zweite, deutlich kleinere Lager identifizierte das studentische Team, das von Frederic Auth angeleitet wurde, in zwei Kilometern Luftlinie auf der anderen Seite des Emsbachtals. Der „Blöskopf“ war archäologisch kein unbeschriebenes Blatt: Seit Sondierungsgrabungen im Jahr 1897 wähnte man dort ein römisches Hüttenwerk, wo vor Ort gefundenes Silbererz weiterverarbeitet worden war. Der Fund von Mauerfundamenten, Brandresten und Metallschlacken legte diese Vermutung nahe. Darüber hinaus nahm man lange Zeit an, dass das Hüttenwerk in Verbindung zum Limes stand, der um 110 nach Christus 800 Meter weiter östlich errichtet worden war. Diese Jahrzehnte lang gültigen Annahmen sind nun widerlegt: Bei dem vermeintlichen Ofen handelt es sich in Wirklichkeit um einen Wachturm eines kleinen, ca. 40 Mann fassenden Militärlagers. Und er wurde wohl bewusst in Brand gesetzt, bevor die Garnison das Lager verließ. Buchstäblich am vorletzten Tag der Grabung dann der spektakuläre Fund der hölzernen Abwehrkonstruktion – und der einer im Jahr 43 nach Christus geprägten Münze, die bezeugte, dass das Bauwerk nicht in Zusammenhang mit dem Limes entstanden sein kann.

Römischer Stollen lag oberhalb des Silbervorkommens

Doch warum haben die Römer das große Lager nicht fertiggestellt und beide Areale nach wenigen Jahren aufgegeben? Wozu haben die Anlagen gedient? Einen möglichen Hinweis haben die Archäologen bei dem Geschichtsschreiber Tacitus gefunden: Er beschreibt, wie unter dem römischen Statthalter Curtius Rufus 47 nach Christus der Versuch gescheitert sei, in der Gegend Silbererz abzubauen. Die Ausbeute sei zu gering gewesen. Und tatsächlich konnte das Team der Frankfurter Archäologie ein Schacht-Stollen-System identifizieren, das auf römische Herkunft schließen ließ. Der Stollen liegt wenige Meter über dem Bad Emser Gangzug, der den Römern 200 Jahre Silberabbau gewährt hätte – hätten sie nur davon gewusst. Ausgebeutet wurde das Silber erst in späteren Jahrhunderten. Die Hoffnung der Römer auf einen lukrativen Edelmetallabbau würde auch die Anwesenheit des Militärlagers erklären: Man wollte sich gegen schlagartige Überfälle zur Wehr setzen können, die angesichts des wertvollen Rohstoffes nicht unwahrscheinlich waren. „Um all dies zu verifizieren, sind allerdings weitere Studien notwendig“, sagt Prof. Scholz. Interessant wäre etwa, ob auch das große Lager von „Annäherungshindernissen“ umgeben war. Holzspieße fand man dort bislang nicht, aber vielleicht lassen sich Spuren davon in dem wesentlich trockeneren Boden entdecken.

Silberabbau blieb späteren Jahrhunderten vorbehalten

Dass die Römer ein umfangreiches Unterfangen jäh abbrachen, ist nicht ohne Beispiel. Hätten sie gewusst, dass Jahrhunderte später in der Neuzeit 200 Tonnen Silber aus dem Boden bei Bad Ems geholt werden würden, hätten sie vielleicht nicht so schnell aufgegeben. Die Soldaten, die man in diesem Fall zum Stollengraben verdonnert hatte, waren von der schweren Arbeit offenbar nicht begeistert: Tacitus berichtet, sie hätten an Kaiser Claudius in Rom geschrieben, er möge den Befehlshabern vorab die Triumphalinsignien verleihen, dann müssten sie ihre Soldaten nicht sinnlos schuften lassen.

Alles in allem eine spannende Forschungsgeschichte, die Frederic Auth, der seit 2019 die Grabungen in Bad Ems leitete, auch spannend zu erzählen weiß. Kein Wunder, dass er beim 21. Wiesbadener Science Slam im ausverkauften Schlachthof Anfang Februar in einem interdisziplinären Bewerberfeld den ersten Preis davontrug. Der junge Archäologe ist bereits für weitere Auftritte gebucht: Frederic Auth tritt am 2. März in Heidelberg an, am 7. März in Bonn, am 19. März in Mannheim. Nähere Informationen zu diesen Veranstaltungen finden Sie unter: https://www.science-slam.com/

Die Forschungen in Bad Ems wurden gemeinsam mit der Direktion Landesarchäologie in der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Erlangen-Nürnberg und der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin durchgeführt. Auch der Jäger und ehrenamtliche Denkmalpfleger Jürgen Eigenbrod und sein Kollege Hans-Joachim du Roi sowie mehrere Sondengänger mit den erforderlichen Genehmigungen der Denkmalbehörden waren beteiligt. Finanziert wurde das Projekt unter Förderung der Gerhard-Jacobi-Stiftung, der Gesellschaft für Archäologie an Mittelrhein und Mosel und der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Holzspieße wurden inzwischen am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz konserviert.

Publikation: Eine Monographie zu den archäologischen Grabungen in Bad Ems wird derzeit erstellt.

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/132551146

Bildtexte:
Bild 1: „Traktorspuren“: Angestoßen wurden die Forschungen in Bad Ems durch J. Eigenbrod, der von einem Hochsitz aus verdächtige Spuren im Feld ausmachte. Bei den Spuren handelt es sich um Veränderungen im Bewuchs, die Bodeneingriffe anzeigen, in diesem Fall die Gräben des römischen Lagers auf dem „Ehrlich“ (Foto: H.-J. du Roi)
Bild 2: Die geomagnetische Prospektion bestätigt die Vermutung, dass unter den Feldern im Boden Spuren früherer Nutzung des Hügels „Ehrlich“ zu finden sein würden. (Aufnahme: C. Mischka, FAU Erlangen-Nürnberg).
Bild 3: Eine große Überraschung erlebten die Archäologen in den letzten Tagen der Grabungskampagne: Im feuchten Boden des Berges „Blöskopf“ hatte sich eine Konstruktion aus hölzernen Spießen erhalten, die potenzielle Angreifer abschrecken sollte. (Foto: Auth)
Bild 4: Caesar hatte von vergleichbaren Annäherungshindernissen berichtet, doch bislang hatte man keine physischen Belege dafür gefunden, dass es sie wirklich gab. Die hölzernen Abwehrkonstruktionen haben die Jahrhunderte meist nicht überdauert. (Foto: Auth) 
Bild 5: Konnte sich im interdisziplinären Bewerberfeld beim 21. Wiesbadener Science Slam durchsetzen: Archäologe Frederic Auth (3. von links) von der Goethe-Universität mit Moderator Rainer Holl (von links) und den Science Slammern Maria Bruhnke, Christopher Synatschke, Nina Lanzer und Uwe Gaitzsch. (Foto: science-slam.com)

Weitere Informationen
Prof. Dr. Markus Scholz
Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen
Institut für Archäologische Wissenschaften, Abt. II
Goethe-Universität
Telefon +49 (0)69 798 32265
Fax +49 (0)69 798 32268
E-Mail m.scholz@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Feb 21 2023
09:00

Frankfurter Mikrobiologe wird als „Fellow 2023“ der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie ausgezeichnet

Volker Müller von der Goethe-Universität zum Mitglied der Amerikanischen Akademie für Mikrobiologie ernannt

Als einer von drei Deutschen und insgesamt 65 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt wurde jetzt Prof. Volker Müller, Mikrobiologe an der Goethe-Universität Frankfurt, als Fellow in die Akademie der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie (ASM) aufgenommen. Dies gab die Fachgesellschaft jetzt bekannt, mit 30.000 Mitgliedern eine der weltweit größten wissenschaftlichen Vereinigungen in den Lebenswissenschaften. Die Akademie ist der Think Tank und das ehrenamtliche Führungsgremium der ASM und beruft jedes Jahr 65 exzellente Mikrobiologinnen und Mikrobiologen als Fellow.

FRANKFURT. Herausragende Leistungen in ihrem Fachgebiet und großes Engagement in Lehre und Mentoring sind die Kriterien, nach denen die Jury aus hochrangigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Amercian Society for Microbiology (ASM) 65 Fellows aus 148 hochkarätigen Nominierungen aus der Grundlagen- und angewandten Forschung, der Lehre, dem öffentlichen Gesundheitswesen und der Industrie auswählten.

Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt, gratulierte dem neuen Fellow: „Durch seine hochkarätigen Arbeiten zu Fixierung des Klimagases CO2 durch Bakterien und durch das Konzept einer durch Bakterienenzyme getriebenen Wasserstoffbatterie hat Volker Müller alleine im vergangen Jahr die Fachwelt auf sich aufmerksam gemacht. Ich gratuliere ihm zu der großen Auszeichnung. Seine Aufnahme in die Academy ist Ausdruck der internationalen Sichtbarkeit, die die Goethe-Universität Frankfurt durch herausragende Wissenschaftler wie Volker Müller hat.“

Prof. Volker Müller, Leiter der Abteilung Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik der Goethe-Universität, freute sich über die Auszeichnung: „Die Auszeichnung ist Freude und Ehre zugleich. Ich hatte und habe das große Glück und Privileg, in meiner Karriere immer wieder mit ausgezeichneter Studenten an ganz spannenden Fragen arbeiten zu können, die von den Anfängen der Biochemie und Bioenergetik auf der frühen Erde in altertümlichen Bakterien bis hin zur Entwicklung dieser Bakterien als Produktionsplattform in einer CO2-basierten Bioökonomie oder als Katalysatoren in der Wasserstoff-Technologie reichen. Diese acetogenen Bakterien waren und sind eine wahre Goldgrube“.

Die ASM fördert die mikrobiellen Wissenschaften durch Konferenzen, Veröffentlichungen, Zertifizierungen und Bildungsangebote. Ihr Ziel ist es, die Laborkapazitäten auf der ganzen Welt zu verbessern. Sie bietet ein Netzwerk für Wissenschaftler aus dem akademischen, industriellen und klinischen Bereich. 2023 kommen die neuen Fellows der Akademie aus 11 verschiedenen Ländern, aus Argentinien, VR China, Deutschland, Frankreich, Indien, Israel, Kanada, Österreich, Singapur, dem Vereinigten Königreich und den USA.

Hintergrund:
Bakterien für den Klimaschutz:
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/bakterien-fuer-den-klimaschutz/

Forscher der Goethe-Uni entwickeln neue Biobatterie zur Speicherung von Wasserstoff
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/forscher-der-goethe-uni-entwickeln-neue-biobatterie-zur-speicherung-von-wasserstoff/

Wie Bakterien Energie durch CO2-Fixierung gewinnen
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/1-million-fuer-bakterienforschung-an-der-goethe-universitaet-wie-bakterien-energie-durch-co2-fixierung-gewinnen/

Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/128212374

Bildtext: Prof. Dr. Volker Mueller, Goethe-Universität Frankfurt (Foto: Uwe Dettmar für Goethe-Universität)

Weitere Informationen
Professor Dr. Volker Mueller
Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik
Institute für Molekulare Biowissenschaften
Goethe Universität Frankfurt
Tel:  49 (0)69 798-29507
vmueller@bio.uni-frankfurt.de
http://www.www.mikrobiologie-frankfurt.de
http://acinetobacter.de

Twitter-Handle: @goetheuni @ASMicrobiology


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Feb 17 2023
09:38

Drei Substanzen bekämpfen Tumorwachstum und reduzieren Lebermetastasen

Leberkrebs-Forschung: Eisentod von Zellen könnte Schlüssel für neuartige Kombinationstherapien sein

Der Eisentod (Ferroptose) ist eine Form des gesteuerten Zellsterbens, mit dem der Körper kranke, defekte oder überflüssige Zellen abtötet. Dieser Prozess lässt sich nutzen, um die Wirkung einer Immuntherapie gegen Leberkrebs zu verstärken. Dies haben jetzt Forschende des Georg-Speyer-Hauses, des Universitätsklinikums Frankfurt und der Goethe-Universität Frankfurt bei Mäusen zeigen können, die an Leberkrebs erkrankt waren. Die Kombinationstherapie wirkte auch gegen Darmkrebsmetastasen, die sich in der Leber angesiedelt hatten.

FRANKFURT. Vor zehn Jahren wurde eine neue Form des gesteuerten Zelltods entdeckt, der Eisentod, wissenschaftlich: Ferroptose. Anders als bei einer schon lange bekannten Form des programmierten Zelltods, der Apoptose, nimmt die Zelle bei der Ferroptose größere Mengen an Eisen auf. Das Eisen wird in der Zelle verstoffwechselt und führt schließlich zur Zerstörung der Zellmembranen. Solchen Formen des Zelltods sind wichtige Steuerungselemente des Körpers etwa bei Entwicklungsprozessen und der Eliminierung defekter oder entarteter Zellen.

Zur Bekämpfung von Krebs haben sich seit einigen Jahren Immuntherapien als Behandlungsoption etabliert, bei denen das körpereigene Abwehrsystem dazu stimuliert wird, gegen Krebszellen vorzugehen. Eine Reihe dieser Immuntherapien setzt dabei erfolgreich an Schlüsselstellen des Immunsystems an, sogenannten Checkpoints, an denen das Immunsystem ausgebremst wird.

Immun-Checkpoints sind eine Art „Aus-Schalter“ an der Oberfläche tumorbekämpfender Immunzellen, so genannter T-Zellen, mit denen sich deren Aktivität herunterregulieren lässt. Bedient wird dieser „Aus-Schalter“ durch bestimmten „Schlüssel-“Proteine. Viele Tumoren bilden solche „Schlüssel“-Proteine, um sich vor Angriffen durch die T-Zellen zu schützen. Daher sind bei einigen Krebsarten medikamentöse Blockaden des „Aus-Schalters“, also Immun-Checkpoint-Blockaden, inzwischen Teil der Standardtherapie. Bei anderen Krebsarten wie zum Beispiel Leberkrebs ist das Ansprechen auf die Immun-Checkpoint-Blockade leider gering.

Forschende des Georg-Speyer-Hauses haben gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Frankfurt und der Goethe-Universität jetzt an Mäusen, die an Darmkrebs erkrankt waren, beobachtet, dass eine Substanz zur Auslösung der Ferroptose zur Aktivierung bestimmter Immunzellen (T-Zellen) führt. Solche T-Zellen können Krebszellen gezielt töten.

Das Problem: Die Aktivität der T-Zellen wurde durch zwei unabhängige Mechanismen sofort wieder gestoppt: Zum einen bildeten die Krebszellen ein „Schlüssel“-Protein zur Bedienung des „Aus-Schalters“ von T-Zellen (den Immun-Checkpoint-Rezeptor PD-L1). Zum andern traten weitere Zellen des Immunsystems auf den Plan, deren Aufgabe es ebenfalls ist, eine Immunantwort des Körpers zu bremsen, sogenannte Myeloide Suppressor-Zellen.

Verabreichten die Forschenden den erkrankten Mäusen jedoch eine Dreierkombination aus einem Ferroptose-Aktivator, einem Immun-Checkpoint-Blocker und einer Substanz, die verhindert, dass Myeloide Suppressorzellen angelockt werden, so wurde das Wachstum der Lebertumoren deutlich reduziert.

In weiteren Tests an Mäusen stellen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass die Kombinationstherapie auch die Zahl Lebermetastasen reduzieren konnte, die von einem streuenden Darmtumor stammten. Der Darmtumor selber sprach allerdings nicht auf die Kombinationstherapie an.

Prof. Fabian Finkelmeier, einer der beiden Erstautoren der Studie, meint: „Offenbar ist die Kombinationstherapie von der Mikroumgebung der Leber abhängig und hängt nicht vom Ursprung des Krebses ab. Dies deutet darauf hin, dass unsere Kombinationstherapie bei Lebermetastasen jeder Krebsart wirksam sein könnte."

Dr. Claire Conche, die zweite Erstautorin, erklärt: “Mit dieser neuen Kombinationstherapie greifen wir das Immunsystem von drei Seiten an. Zunächst machen wir die tumorbekämpfenden T-Zellen reaktiv gegenüber den Tumorzellen. Dann beseitigen wir die Hindernisse, denen die tumorbekämpfenden T-Zellen gegenüberstehen: die Suppressionszellen und die Abschirmung durch PD-L1.“

Prof. Florian Greten, Direktor des Georg-Speyer-Hauses und Sprecher des LOEWE-Zentrums Frankfurt Cancer Institute, sagt: “Die Studie unterstreicht die entscheidende Rolle des Tumormikromilieus in der Krebstherapie. Wir haben uns hier auf das Immunkompartiment des Tumormikromilieus fokussiert und darauf, wie man das Immunsystem in Richtung einer starken Anti-Tumor-Antwort modulieren kann. Unsere Daten in präklinischen Modellen sind ermutigend für die Verbesserung der Immuntherapie-Optionen für Betroffene mit hepatozellulärem Karzinom und Lebermetastasen."

Publikation: Claire Conche, Fabian Finkelmeier, Marina Pešić, Adele M Nicolas, Tim W. Böttger, Kilian B. Kennel, Dominic Denk, Fatih Ceteci, Kathleen Mohs, Esther Engel, Özge Canli, Yasamin Dabiri, Kai-Henrik Peiffer, Stefan Zeuzem, Gabriela Salinas, Thomas Longerich, Huan Yang, Florian R. Greten: Combining ferroptosis induction with MDSC blockade renders primary tumours and metastases in liver sensitive to immune checkpoint blockade. Gut (2022) http://dx.doi.org/10.1136/gutjnl-2022-327909

Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/132536279

Bildtext: Das lichtmikroskopische Bild zeigt die Leber einer kranken Maus, in der sich viele Tumoren gebildet haben. Die Tumoren sind etwas dunkler gefärbt und grenzen sich rund vom gesunden Gewebe ab (Hämatoxylin-Eosin-Färbung). Die neue Triple-Therapie reduzierte diese Tumoren sehr deutlich. Größere, weiße Stellen: Artefakte durch die Herstellung des Präparats, dunkle Punkte: Zellkerne. Bild: Fabian Finkelmeier, Universitätsklinikum Frankfurt.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Florian R. Greten
Georg-Speyer-Haus
Institut für Tumorbiologie und experimentelle Therapie / Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 63395-232
Greten@gsh.uni-frankfurt.de

Twitter: @FCI_health, @UK_Frankfurt, @goetheuni


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Feb 16 2023
10:14

Goethe-Universität führt Eignungstest für Bachelorstudiengang der Psychologie ein

Erweiterte Chancen auf ein Psychologiestudium 

Bei der Studienplatzvergabe im Fach Psychologie für das Wintersemester 2023/24 wird erstmals neben dem Kriterium der Abiturnote das Ergebnis eines Eignungstests verwendet. Gemeinsam mit 20 weiteren Hochschulen bundesweit setzt die Goethe-Universität diese Änderung der Auswahlkriterien für das zulassungsbeschränkte Bachelorstudium der Psychologie um. Anmeldezeitraum für den Eignungstest ist vom 20. Februar bis zum 15 März.

FRANKFURT. Passt das Psychologiestudium zu mir? Bringe ich die Eigenschaften mit, die das Studium der Psychologie erfordert? Ein bundesweiter Test ermöglicht Interessentinnen und Interessenten am Bachelorstudium der Psychologie neuerdings, ihre Eignung für das Studium zu prüfen. Und Universitäten gibt der Test ein weiteres Auswahlkriterium für das zulassungsbeschränkte Psychologiestudium an die Hand. Die Goethe-Universität wird deshalb – vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Gremien – ab dem Wintersemester 2023/24 in ihrem Auswahlverfahren das Ergebnis des bundesweiten Studieneignungstests BaPsy-DGPs berücksichtigen. In einem Pilotverfahren hatten Universitäten in Berlin und Baden-Württemberg 2022 Eignungstests verwendet. Nun ziehen – gemeinsam mit der Goethe-Universität – weitere Hochschulen nach: Bundesweit planen nun 20 Universitäten, die Zulassung in einer Kombination von Eignungstest und Abiturnote zu ermitteln.

Der von der „Deutschen Gesellschaft für Psychologie“ entwickelte Test prüft Fähigkeiten, die für das Psychologiestudium wichtig sind. Dazu gehören beispielsweise schlussfolgerndes Denken und psychologisches Verständnis, aber auch Fähigkeiten und Begeisterung für Fächer wie Biologie und Mathematik. Wie stark das Testergebnis als Auswahlkriterium bei der Bewerbung gewichtet wird, entscheidet die jeweilige Universität. Die Goethe-Universität verrechnet die Abiturnote und die Leistung beim Auswahltest mit einer Gewichtung von 55 Prozent für die Abiturnote und 45 Prozent für die Leistung im Test.

Die Testteilnahme ist freiwillig und stellt keine Voraussetzung für eine Zulassung dar. Es wird jedoch allen Studieninteressierten dringend empfohlen, am Testverfahren teilzunehmen, da sonst keine Auswahlpunkte für die Testleistung erreicht werden können und dies die Chancen auf einen Studienplatz deutlich reduziert.

Keinen Nutzen aus einer Teilnahme ziehen Bewerbungen aus Nicht-EU-Mitgliedsstaaten und Zweitstudienbewerbungen (dies betrifft Personen, die bereits einen grundständigen Studiengang in Deutschland erfolgreich abgeschlossen haben); für sie gelten andere Auswahlkriterien.

Die Anmeldung zum Test ist vom 20. Februar 2023 bis einschließlich 15. März 2023 möglich unter https://www.studieneignungstest-psychologie.de. Testtermine sind der 20. Mai und 21. Mai 2023, die Testorte werden in Kürze mitgeteilt. Testsprache ist deutsch.

Weitere Informationen zu Testinhalten, Vorbereitung und Testgebühr enthält die Seite https://www.studieneignungstest-psychologie.de.

Weitere Informationen
Dr. Stephan Braun
Studienreferent und Studienfachberatung Psychologie
Institut für Psychologie
Goethe-Universität Frankfurt
braun@psych.uni-frankfurt.de
Telefonnummer: 069/798-35305


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Feb 16 2023
10:03

Endlich wieder in Präsenz: Schreibzentrum der Goethe-Universität lädt zur Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten

Gemeinsam den inneren Schweinehund besiegen

FRANKFURT. „Gemeinsam den inneren Schweinehund besiegen!“ – unter diesem Motto lädt das Schreibzentrum der Goethe-Universität

am Donnerstag, 2. März, 18 Uhr
(Ende: Freitag, 3. März 1 Uhr)
ins Q1 des Bibliothekszentrums Geisteswissenschaften
(IG Farben-Gebäude, Norbert-Wollheim- Platz 1, 60323 Frankfurt)

zum dreizehnten Mal zur Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten (LNDAH).

Die LNDAH, die traditionell am ersten Donnerstag im März stattfindet, wurde von der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder ins Leben gerufen und findet mittlerweile an Unis in ganz Deutschland statt. Nach zwei Jahren im Online-Format wird die LNDAH des Schreibzentrums der Goethe-Universität nun wieder in Präsenz veranstaltet – mit zusätzlichen digitalen Angeboten. Das diesjährige Programm lässt den teilnehmenden Studentinnen und Studenten also die Wahl: Sie können entweder bequem von zu Hause aus mitmachen oder sich auf dem Campus Westend von der gemeinschaftlichen Lernatmosphäre inspirieren lassen. Insgesamt werden 200 Plätze angeboten.

Bei der LNDAH können die Studierenden sich gemeinsam mit anderen den Herausforderungen von Schreibprojekten stellen, anstatt alleine vor sich hin zu grübeln. Selina Müller, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Schreibzentrum: „Der soziale Austausch fördert die Motivation beim Schreiben besonders“. Umso besser also, dass sich dieses Jahr in den Bibliotheksräumen wieder die Möglichkeit echter Begegnungen bietet.

Verschiedene Programmpunkte unterstützen die Studierenden beim wissenschaftlichen Schreiben zusätzlich. Neben der persönlichen Schreibberatung stehen Inputs zu Argumentation, Überarbeitungs-, Lese- und Schreibstrategien sowie zum Umgang mit KI-Tools auf dem Plan. Zentrale Einrichtungen der Goethe-Universität bereichern das Angebot mit Workshops zu Erhebungsmethoden, Literaturrecherche, Zeitmanagement und Entspannungstechniken. Denn „für jede Herausforderung gibt es die richtige Methode, man muss sie nur kennen“, so Flora Schilling, Peer-Tutorin am Schreibzentrum.

Ob in Präsenz oder digital in der Pandemiezeit – die LNDAH kommt bei Studierenden offenbar gut an. So kommentierten Teilnehmende in den Vorjahren: „Schreiben mit anderen macht zuversichtlicher“, „diese Veranstaltung könnte jeden Monat stattfinden“, „tolle Arbeitsatmosphäre!“

Im Anschluss an die LNDAH veranstaltet das Schreibzentrum außerdem eine digitale Schreibwoche, um mit der frischen Motivation der LNDAH erfolgreich weiterzuschreiben. Beginn ist Montag, 6. März, um 9 Uhr über Zoom.

Weitere Infos zur LNDAH sowie zur digitalen Schreibwoche finden Sie unter http://tinygu.de/SZSchreibevents.

Die Medien sind herzlich eingeladen, nach Voranmeldung (n.hoffmann@em.uni-frankfurt.de) über die „Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“ und die digitale Schreibwoche zu berichten.

Information:
Dr. Nora Hoffmann
Leitung Schreibzentrum
Goethe-Universität Frankfurt
n.hoffmann@em.uni-frankfurt.de
https://www.starkerstart.uni-frankfurt.de/125485170/Veranstaltungen


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Feb 14 2023
13:54

Befragung zum Alltagserleben junger Menschen startet am 15. Februar. 

Teilnahmeaufruf: Vierte Runde der bundesweiten Onlinebefragung „JuCo“  

FRANKFURT. Corona hat den Alltag der jungen Menschen verändert. Inzwischen wird allgemein anerkannt, dass die Anliegen und das Wohlbefinden der jungen Menschen während der Corona-Pandemie zu wenig beachtet wurden. Doch wie geht es ihnen aktuell? Vom 15. bis 28. Februar sind junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren aufgerufen, sich an der Onlinebefragung JuCo IV zu beteiligen. Der Fragebogen ist auch in Einfacher Sprache verfügbar.

Über 15.000 junge Menschen haben sich bisher an den bundesweiten Studien JuCo I, II und III der Universitäten Frankfurt und Hildesheim beteiligt, um von ihren Erfahrungen und Perspektiven während der Corona-Pandemie zu berichten. Nun startet der Forschungsverbund die vierte Erhebung JuCo IV. Die Wissenschaftler*innen wollen erfahren: 

-       Was beschäftigt junge Menschen zu Beginn Jahres 2023 besonders?
-       Von wem fühlen sie sich unterstützt?
-       Was sagen junge Menschen zu ihren aktuellen Bedarfen – auch angesichts neuer Krisen?

Die deutschlandweite Online-Befragung JuCo IV richtet sich erneut an junge Menschen ab 15 Jahren. Es geht darum, mehr über die langfristigen Folgen der Pandemie sowie anderer Krisenerfahrungen auf den Lebensalltag junger Menschen zu erfahren. „Das Wohlbefinden junger Menschen befindet sich nicht wieder im ‚Normal-Modus' – nur weil die Pandemie für überwunden erklärt wird“, so fasst es Anna Lips aus dem Forschungsteam, Mitarbeiterin an der Universität Hildesheim zusammen. Johanna Wilmes von der Universität Frankfurt unterstreicht: „Durch die ersten Befragungen wurde bereits deutlich, dass junge Menschen die Belastungen durch die Pandemie erheblich spüren – und dass diese aber sozial ungleich verteilt sind.“ Mit den Ergebnissen der vierten Studie soll das Augenmerk auf die Auswirkungen gelenkt werden, die die Pandemie überdauern, und für die es politischer Strategien bedarf, um Unterstützungsbedarfe zu erfüllen und soziale Teilhabe für junge Menschen zu gewährleisten.

Ersan Özdemir sagt: „Wir wollen jungen Menschen die Chance geben, ihre aktuelle Situation mitzuteilen. Denn die Folgen der Pandemie für junge Menschen werden unter dem Einfluss der aktuellen globalen Krisen nicht ausreichend zur Kenntnis genommen“.

Der Fragebogen ist ab Mittwoch, den 15.02.2023, unter https://www.soscisurvey.de/JuCoIV/  erreichbar, die Teilnahme dauert ca. 20 Minuten. Unter den Teilnehmer*innen werden 20 Gutscheine im Wert von je 25 Euro verlost.

Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“
Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik an der Universität Hildesheim und dem Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Goethe-Universität Frankfurt.
Aktuell gehören zum Team: Sabine Andresen, Anna Lips, Ersan Özdemir, Tanja Rusack, Wolfgang Schröer, Severine Thomas, Johanna Wilmes.

Weitere Informationen und bisherige Veröffentlichungen unter:
https://t1p.de/studien-corona

Kontakt zum Forschungsteam:
Anna Lips, lips@uni-hildesheim.de
Dr. Severine Thomas, severine.thomas@uni-hildesheim.de
Prof. Dr. Sabine Andresen, S.Andresen@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Feb 9 2023
16:22

Die Universitätsbibliothek Frankfurt im Strategie- und Transformationsprozess: Direktorin Daniela Poth spricht im neuen UniReport darüber, wo es hingehen soll. 

Ein „Hub“ für Menschen, Wissen und Services

FRANKFURT. Die Herausforderungen sind gewaltig, vor allem die Digitalisierung hat für einen gewaltigen Veränderungsdruck gesorgt: Wie sieht die Zukunft der wissenschaftlichen Bibliotheken aus? Im Spätherbst 2021 machte sich die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg auf den Weg: Es sollte eine eigene Strategie entwickelt werden, um die Institution gut für die Zukunft aufzustellen. Noch stärker als in der Vergangenheit soll die Bibliothek zu einem Knotenpunkt des interdisziplinären Austauschs und der Wissenschaftsunterstützung werden. Mitarbeitende und Expert*innen waren im Prozess involviert, am Ende stand das „strategische Zielbild 2032“. Nun geht es um die Umsetzung, erste Schritte sind getan.  

Daniela Poth, Direktorin der Universitätsbibliothek, spricht im Interview mit dem UniReport über den Strategie- und Transformationsprozess, über die technologische Entwicklung, über das veränderte Nutzerverhalten und die neuen Anforderungen an die Kompetenz ihrer Mitarbeitenden. Auch wenn die Bibliothek der Zukunft als ein sich ständig verändernder Organismus gedacht werden sollte: In der Rolle einer Universitätsbibliothek in der Informationsversorgung sieht Poth zugleich ein Kontinuum: Die Rolle „beinhaltet weiter das Auswählen, Bereitstellen und Kontextualisieren von Informationen, um unseren Nutzenden Orientierung zu geben“, so Daniela Poth im neuen UniReport.

Weitere Themen im aktuellen UniReport:

Aktuelles
  • „Biodiversität stärker ins öffentliche Bewusstsein zu tragen – darin sehe ich meine Aufgabe“: Prof. Karin Böhning-Gaese über ihre Berufung in den Rat für Nachhaltige Entwicklung.
  • Die Zukunft hat schon begonnen: Prof. Uwe Walz, Professor für VWL, hat ChatGPT bereits im laufenden Wintersemester mit Studierenden analysiert.
  • „Ich möchte Deutschlands beste Uni-App für Studierende entwickeln“: Chief Information Officer Ulrich Schielein erläutert im Interview, wie die App noch besser werden kann.
Forschung
  • Weniger hilft mehr: Das mildere Gift von Wildbienen verspricht ein größeres pharmazeutisches Anwendungspotenzial als das der Honigbiene, zeigt eine Studie von Forschenden aus Frankfurt und Gießen
  • „Manchmal ist Verdecken von Widerstand notwendig“: Wo und warum es verdeckten Widerstand in demokratischen Gesellschaften gibt, erkundet ein neuer Sammelband des Instituts für Sozialforschung.
  • Auf den Spuren einer gefährlichen Infektionskrankheit: Der Mikrobiologe Volkhard Kempf hat mit einem Team Peru bereist, um mit einem kürzlich entwickelten Test die Bekämpfung des tödlichen Oroya-Fiebers voranzutreiben.
  • Substanzkonsum weiterhin auf niedrigem Niveau: Studie „MoSyD“ zu Drogentrends Jugendlicher in Frankfurt zeigt auf einigen Feldern zwar eine leichte Zunahme, aber nur auf den Stand der Vor-Corona-Zeit.
  • Und ruckzuck entstehen Bilder im Kopf: Kathryn Barnes forscht zu ikonischen Wörtern im Deutschen und deren Wirkung auf Leser und Zuhörer.  

Studium, Lehre und Qualifikation

  • Wissenschaftliches Schreiben will gelernt sein: Eine Interviewserie mit Lehrenden der Goethe-Universität zeigt auf, dass auch ‚Profis' mitunter Schreibprobleme haben.
  • Tenure-Track-Professur: Ein „Kulturwandel“ vonnöten? Einblicke aus dem „Tenure-Track-Netzwerk.  
  • Einsatz für ihre Landsleute: Die ukrainische Promovierende Mariana Shumliakivska ist mit dem „Stipendium für herausragendes Engagement internationaler Studierender an der Goethe-Universität“ ausgezeichnet worden.
Campus
  • Auch Tiere trauern und zeigen Mitgefühl: Lisa Czellnik, Masterstudentin an der Goethe-Universität, konnte mit der renommierten Philosophin Prof. Martha Nussbaum ein Interview über ihr neues Buch führen.
  • Geburtstag des Studierendenhauses: Am 21. Februar 2023 jährt sich die Eröffnung zum 70. Mal, eine Ausstellung würdigt die Geschichte des weit über Frankfurt hinaus bekannten Gebäudes.
Kultur
  • Über die „Geister“ eines Gebäudes: Die Künstlerin und Filmdozentin Laura J. Padgett möchte das IG-Farben-Haus und den Campus Westend in ihrer historischen Vielschichtigkeit erkunden.
  • Polyphone Angst und Verwirrung: Die Frankfurter Literaturwissenschaftlerin Anna Yeliz Schentke hat mit ihrem Debütroman „Kangal“ eine erstaunliche Resonanz im Literaturbetrieb geerntet.

International

  • Über Erzählungen eine gemeinsame Welt teilen: Der Politikwissenschaftler Dr. Nojang Khatami erforscht am Forschungskolleg Humanwissenschaften, wie die liberalen demokratischen Ordnungen mit einem stärkeren Ethos der Solidarität belebt werden können.

Bibliothek

  • Open-Access-Publikationsfonds der Goethe-Goethe-Universität: Mit frischen Fördermitteln ins Förderjahr 2023.
  • Wer bin ich, und wenn ja, mit wem bin ich affiliert? Mit eindeutigen Angaben und einem ORCID-Profil für Klarheit sorgen.

Der UniReport 1/2023 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe


UniReport online - Wie finden Sie unsere Artikel im Netz? Ganz einfach: Schauen Sie doch einmal ins Webmagazin der Goethe-Universität. Auf www.aktuelles.uni-frankfurt.de/unireport können Sie einen Großteil der Artikel aus der Printausgabe auch online lesen.


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Feb 8 2023
16:14

StreitClub mit Nicole Deitelhoff und Michel Friedman / Diesmal als Gäste: Carlo Masala und Johannes Varwick

„Europas Sicherheit – Sind wir auf Krieg vorbereitet?“

FRANKFURT. In der Reihe „StreitClub“ treffen diesmal zwei Polit-Experten aufeinander, die sich bisher nur auf Twitter duelliert haben: Prof. Carlo Masala und Prof. Johannes Varwick. Nicole Deitelhoff, Politikprofessorin an der Goethe-Universität und Sprecherin des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt, lädt gemeinsam mit dem Publizisten und Moderator Michel Friedman

am Montag, 13. Februar, um 19:30 Uhr
im The English Theatre Frankfurt,
Gallusanlage 7
60329 Frankfurt am Main

wieder zum Diskutieren ein – diesmal unter dem Titel „Europas Sicherheit – Sind wir auf Krieg vorbereitet?“.

Die Unsicherheit der Europäer ist angesichts des Krieges in der Ukraine groß. Wie lässt sich ein Frieden überhaupt wiederherstellen? Und was braucht es dafür? Strategische Autonomie? Eine europäische Armee? Schon die Präsidentschaft Donald Trumps hat viele in Europa zum Nachdenken gebracht. Das Gefühl breitet sich aus, dass Europa seine Sicherheit selbst mitverantworten muss. Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine steht das Thema Krieg nun unmittelbar auf der politischen Tagesordnung. Wie kann Europa selbst für seine Sicherheit sorgen?

Darüber diskutieren Deitelhoff und Friedman mit den beiden Politikwissenschaftlern Prof. Johannes Varwick (Universität Halle) und Prof. Carlo Masala (Universität der Bundeswehr). Während Johannes Varwick vor den Gefahren eines Stellvertreterkrieges warnt und für Verhandlungen plädiert, sieht Carlo Masala die Anfänge eines Weltordnungskonflikts, der nur mittels Waffenlieferungen eingehegt werden kann. Die Fortsetzung des hitzigen Twitterschlagabtauschs live auf der Bühne!

Prof. Johannes Varwick (Jahrgang 1968) hat an der Universität Halle den Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und europäische Politik inne. Nach dem Studium der Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Publizistik und Wirtschaftspolitik in Münster und Leeds wurde er 1998 mit einer Arbeit zu „Sicherheit und Integration in Europa“ promoviert. Von 2019 bis 2021 war er Präsident der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP), seit 2010 ist er Mitglied im VN-politischen Beirat des Auswärtigen Amts, sowie seit 2013 im Editorial Advisory Board der Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik.

Prof. Carlo-Antonio Masala (Jahrgang 1968) hat seit 2007 die Professur für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München inne. Nach seinem Studium der Politikwissenschaften, Germanistik und Romanischen Philologie wurde er 1996 mit einer Arbeit über die deutsch-italienischen Beziehungen zwischen 1963 und 1969 promoviert. Anfang 2004 wurde er Research Advisor und 2006 Deputy Director in der Forschungsabteilung des NATO Defense College in Rom. Masala ist Mitherausgeber der Zeitschrift für Politik (ZfP), der Zeitschrift für Internationale Beziehungen (ZIB) und der Zeitschrift für Strategische Analysen (ZfSA). Außerdem ist er Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik sowie ständiger Sachverständiger in der Enquete Kommission des Deutschen Bundestags zum Afghanistaneinsatz.

Prof. Dr. Nicole Deitelhoff ist Professorin für Internationale Beziehungen an der Goethe-Universität und Direktorin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Sie forscht und lehrt zu internationaler politischer Theorie, globalem Regieren und Konflikten um Institutionen und Normen sowie zu sozialen Bewegungen und der Zukunft der Demokratie. 2008 erhielt sie den Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 2017 wurde ihre Arbeit mit dem Schader-Preis prämiert. Sie ist Sprecherin des bundesweiten Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), Sprecherin des Leibniz-Forschungsverbunds „Krisen einer globalisierten Welt“ und Co-Sprecherin des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ sowie der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt“. Im August 2022 hat sie außerdem die Leitung des Expertengremiums zur fachwissenschaftlichen Begleitung der documenta15 übernommen.

Dr. Dr. Julien Michel Friedman ist ein deutsch-französischer Jurist, Philosoph, Publizist und Autor. Von 2016 bis 2021 war er zudem Honorarprofessor an der Frankfurt University of Applied Sciences und Geschäftsführender Direktor des Center for Applied European Studies (CAES). Aktuell moderiert er für den Südwestrundfunk (SWR) das Demokratieforum im Hambacher Schloss und empfängt seit 2017 beim Berliner Ensemble regelmäßig Gäste für das Format „Friedman im Gespräch“. Seit September 2020 ist Michel Friedman außerdem Moderator der Veranstaltungsreihe „Denken ohne Geländer“ des Jüdischen Museums in Frankfurt. Folgende Bücher von ihm sind bisher erschienen: „Kaddisch vor Morgengrauen“ (2005), „Zeitenwende“ (2020), das in Zusammenarbeit mit Harald Welzer entstand, „Streiten? Unbedingt!“ (2021) und jüngst „Fremd“.

Beim StreitClub sind außerdem immer Schülerinnen und Schüler einer Schule aus Frankfurt und Umgebung zu Gast, diesmal sind dies Oberstufenschüler der Frankfurter Ziehenschule. Sie werden den Streit hinter der Bühne kritisch analysieren, Wortmeldungen des Online-Publikums entgegennehmen und sich via Tablet live mit den Moderatoren verständigen. Die letzte halbe Stunde des StreitClubs kommen zudem zwei dieser Jugendlichen als Co-Moderatoren auf die Bühne.

Der StreitClub ist neben anderen Formaten Teil des Projekts „Frankfurt streitet!“ des Frankfurter FGZ-Standorts. 

Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft, eine Online-Teilnahme ist möglich unter https://www.youtube.com/watch?v=NeP5NpCeSnE. Wenige Pressekarten sind erhältlich bei Katja Maasch, maasch@em.uni-frankfurt.de.

Das Veranstaltungsplakat und Porträtfotos von Nicole Deitelhoff, Michel Friedman, Johannes Varwick und Carlo Masala finden Sie zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/132147511

Informationen und Aufzeichnungen zum StreitClub finden Sie hier: https://fgz-risc.uni-frankfurt.de/category/veranstaltungen/streitclub/

Informationen:
Katja Maasch
Referentin für Wissenstransfer
maasch@em.uni-frankfurt.de
069 798 31548


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Feb 8 2023
12:19

Spieltheoretische Studie des theoretischen Physikers Prof. Claudius Gros 

Studie der Goethe-Universität: Auch die Investoren leiden bei unkontrolliertem Wettbewerb um frei zugängliche Ressourcen

Der unkontrollierte Wettbewerb um frei zugängliche Ressourcen wie Fischbestände oder Wasser kann nicht nur für die Ressourcen fatale Folgen haben. Auch die Investoren werden in solch einem Wettbewerb letztlich an ihr Existenzminimum getrieben. Dies hat Prof. Claudius, theoretischer Physiker an der Goethe-Universität, jetzt in einer spieltheoretischen Studie gezeigt.

FRANKFURT. Der Zustand von frei zugängliche Ressourcen wie Fischbestände, Wasser oder Luft kann sich bei unkontrollierter Nutzung dramatisch verschlechtern. In den Volkswirtschaften spricht man von der „Tragedy of the Commons“ („Tragödie der Allmende“). Für ihre Studien zu diesem Thema hat Elinor Ostrom 2009 als erste Frau den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten. Ostroms Fragestellung, wie man die „Tragödie“ verhindern kann, ist heute gleichermaßen aktuell wie vor 20 Jahren.

Die Spieltheorie beschäftigt sich mit Situationen, in denen eine Anzahl von Akteuren miteinander konkurrieren. Der einzelne Teilnehmer versucht dabei, den eigenen Gewinn zu maximieren. Man spricht von einem „Nash-Gleichgewicht“, wenn es für keinen der Akteure eine Möglichkeit gibt, den Gewinn weiter zu steigern. Die „Tragedy of the Commons“ ist ein typisches spieltheoretisches Szenario. In diesem Fall konkurrieren die Akteure nicht direkt, sondern indirekt: Wenn sich jemand ein Stück vom einem gemeinsamen Kuchen abscheidet, dann ist danach für andere weniger da.

In einer Studie hat Prof. Claudius Gros vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität Frankfurt nun das Nash-Gleichgewicht für die „Tragedy of the Commons“ untersucht und dabei ein unerwartetes Ergebnis gefunden: Wenn ein gemeinsames Gut unter N Interessenten mehr oder weniger gleichmäßig aufgeteilt wird, dann erhält jeder einen Anteil von der Größenordnung 1/N. Davon sind allerdings noch die jeweiligen Investitionskosten abzuziehen. Gros' Berechnungen zeigen nun, dass die Akteure im Gleichgewicht ihre Investitionen so weit erhöhen, bis die Investitionskosten nahezu den Wert der Ressourcen erreichen, die sich der einzelne Investor sichern kann. Mathematisch konnte der theoretische Physiker zeigen, dass der endgültige Gewinn des einzelnen Investors wie 1/N² skaliert.

Die ursprüngliche Erwartung, dass die Investoren einen jeweils proportionalen Anteil von der Ressource erhalten, bleibt nach den Untersuchungen von Claudius Gros richtig. Dies führt jedoch nicht zu einem Gewinn in demselben Verhältnis, da der Gewinn um eine Potenz in der Anzahl der Investoren kleiner ist. Dass sich das endgültige Ergebnis, also der Nettogewinn, so dramatisch verschlechtert, wird von Gros als „katastrophale Armut“ bezeichnet. Es bedeutet, dass der ungeregelte Wettbewerb den einzelnen Akteur an die Grenze zur Profitabilität treibt, dem Existenzminimum. Gleichfalls konnte Gros zeigen, dass ein Abrutschen in katastrophale Armut vermieden wird, wenn die Akteure untereinander kooperieren. Kooperation führt zu einem Nettogewinn, der der Anzahl der Investoren klassisch in einfacher Potenz entspricht.

Das Ergebnis der Untersuchungen ist daher, dass die „Tragödie der Allmende“ um eine Potenz mehr Schaden anrichten kann als bisher angenommen. Bei einer unkontrollierten Nutzung kann es nicht nur zur übermäßigen Ausbeutung einer Ressource kommen, worauf der Fokus bisheriger Untersuchungen lag. Darüber hinaus leiden auch die Investoren selbst darunter, dass sie lediglich den eigenen Profit maximieren. Mathematisch konnte Gros zeigen, dass technologischer Fortschritt diesen Prozess intensiviert und dass entweder alle oder aber die große Mehrheit der teilnehmenden Investoren letztendlich von der katastrophalen Armut betroffen sind. Wenn überhaupt, dann können lediglich einige wenige Investoren – die Oligarchen – einen größeren Gewinn erwirtschaften.

Publikation: Claudius Gros, „Generic catastrophic poverty when selfish investors exploit a degradable common resource“, Royal Society Open Science (2023) https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsos.221234

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Bildtext: Prof. Dr. Claudius Gros, Goethe-Universität Frankfurt. Foto: Uwe Dettmar für Goethe-Universität

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Prof. Dr. Claudius Gros
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Goethe-Universität Frankfurt
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Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de