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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Mai 7 2018
15:35

Klimaforscherin aus den USA kommt im Programm „Make our planet great again“ an die Goethe-Universität

Wolken wie ein halbdurchlässiger Sonnenschirm

FRANKFURT. Nach dem Pariser Klimaabkommen haben Deutschland und Frankreich das Programm „Make our planet great again“ vereinbart, um die Forschung zum Klimawandel zu stärken. Eine der 13 von einer Expertenjury des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ausgewählten Forscherinnen und Forschern kommt in einigen Monaten aus den USA an die Goethe Universität.

Die Klimaforscherin Dr. Anna Possner wechselt von der renommierten Carnegie Institution for Science in Stanford an das Institut für Atmosphäre und Umwelt an der Goethe-Universität. Dank der Förderung von einer Million Euro wird sie in Frankfurt eine eigene Forschergruppe aufbauen. Diese wird mit dem Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) kooperieren und dort auch räumlich angesiedelt sein.

Das Forschungsgebiet von Anna Possner sind Schichtwolken im untersten Kilometer der Atmosphäre, die wie halb-durchlässige Sonnenschirme wirken. Sie reflektieren einen beachtlichen Anteil der Sonneneinstrahlung, beeinflussen aber die Wärmeabstrahlung der Erde nur geringfügig. Insofern haben sie einen kühlenden Effekt auf die Erdoberfläche. Schichtwolken können sich über hunderte Kilometer erstrecken und bedecken ein Fünftel der gesamten Meeresoberfläche. Änderungen in ihrer räumlichen Ausbreitung oder ihrer Lichtdurchlässigkeit können zu signifikanten Änderungen der Temperatur an der Erdoberfläche führen.

In manchen Regionen der Erde, den mittleren Breiten und der Arktis, bestehen diese Wolken nicht nur aus Wassertropfen, sondern einer Mischung aus Wassertropfen und Eiskristallen. Das Verhältnis von Wassertropfen zu Eiskristallen beeinflusst die Strahlungseigenschaften der Wolken. „Zwar haben wir Hypothesen darüber wie dieses Verhältnis in einzelnen Wolken entsteht, aber wir wissen wenig darüber, wie die räumliche Ausdehnung und Lichtdurchlässigkeit eines gesamten Wolkenfeldes durch Eiskristalle beeinflusst wird“, erläutert Anna Possner. Dieser Fragestellung wird sie mit Hilfe von Satellitenbeobachtungen und hochaufgelösten numerischen Modellen nachgehen. 

Seit ihrer Doktorarbeit an der ETH Zurich untersucht Possner, geboren in Jena, die Einwirkung von Partikeln auf die Strahlungseigenschaften von Wolken. Insbesondere fokussierte sie sich in dieser Zeit auf tiefe Wolken über dem Meer. Hier quantifizierte und evaluierte sie, welchen Einfluss Schiffsabgase auf Wolken haben können. Während ihrer Postdoc Jahre an der ETH Zurich und der Carnegie Institution for Science in Stanford, dehnte sie ihre Analysen auf Mischphasenwolken aus.

Das deutsch-französische Programm „Make Our Planet Great Again“ soll dazu beitragen, solide Fakten für politische Entscheidungen in den Bereichen „Klimawandel“, „Erd-System-Forschung“ und „Energiewende“ zu schaffen.  Von den 13 für Deutschland ausgewählten Wissenschaftlern kommen sieben aus den USA, zwei waren zuletzt in Großbritannien tätig und jeweils einer in der Schweiz, Kanada, Südkorea und Australien. Sie wurden in einem zweistufigen Verfahren aus rund 300 Bewerbungen ausgewählt.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/71841263

Informationen: Prof. Joachim Curtius, Institut für Atmosphäre und Umwelt, Fachbereich Geowissenschaften, Campus Riedberg, Tel. (069) 798-42058, curtius@iau.uni-frankfurt.de.

 

Mai 7 2018
12:10

Programm der 6. Dagmar-Westberg-Vorlesung – Öffentliche Vorträge, Diskussion und Kolloquium

US-Historikerin Lynn Hunt über die Wurzeln der Moderne

FRANKFURT. Die 6. Dagmar-Westberg-Vorlesung, die von 14. bis 17. Mai stattfindet, übernimmt die amerikanische Historikerin Lynn Hunt. Die bekannte Forscherin, die sich viel mit der Französischen Revolution und der Geschichte der Menschenrechte befasst hat, hält drei öffentliche Vorträge und ein Kolloquium zum Thema „The Global, the Social, and the Martial: Discovering New Capacities in the Eighteenth Century“.

„Die Westberg-Vorlesungen widmen sich einem Thema von breiter kulturhistorischer Relevanz über Fächergrenzen hinweg. Professor Hunt, eine international renommierte Historikerin der Frühen Neuzeit, repräsentiert diese Breite: Sie verbindet europäische Kulturgeschichte mit Fragen historischer Methodik und Epistemologie“, erklärt Professorin Rebekka Voß von der Goethe-Universität. Die Judaistin war an der Auswahl für die diesjährige Reihe der Westberg-Vorlesung beteiligt. Insbesondere Hunts soeben erschienenes Buch „History: Why It Matters“ sei, so Voß, ein Beleg dafür, dass kulturgeschichtliche Forschung überaus aktuell sei.

In ihrer Frankfurter Vorlesung, die sie in englischer Sprache halten wird, wird Lynn Hunt zeigen, dass neue Konzepte von modernen Gesellschaften keineswegs nur auf die Philosophie der Aufklärung, den „Aufstieg des Westens“ oder das Erstarken bürokratischer Staatsgebilde zurückführen sind. Vielmehr will sie den Blick auf „Geschichte von unten“ lenken, denn neue Vorstellungen von Individuum und Gesellschaft kamen im achtzehnten Jahrhundert oft von unerwarteter Seite.

Die erste Vorlesung mit dem Titel „Tea, Women and the Concept of Civilization“ befasst sich mit der Frage, welche neue Rolle Frauen zukam durch den Konsum von Tea und anderen chinesischen Produkten und wie dies die europäische Vorstellung von „Zivilisation“ mitgeprägt hat. Das Konzept von „Gesellschaft“ wurde im achtzehnten Jahrhundert neu zugeschnitten, besonders während der Französischen Revolution, woraus sich in den späten 1790er Jahren und frühen 1800er Jahren die Sozialwissenschaften entwickelt haben.

Die zweite Vorlesung wendet sich der Bildsprache zu und zeigt, wie diese den Blick auf soziale Beziehungen verändert hat. Die neuen Möglichkeiten von Individuum und Gesellschaft nahmen eine bedenkliche Entwicklung in den Revolutionskriegen der 1790er Jahre, als individuelle Initiative und Nationalgefühl auf neue Weise ineinanderflossen.

Die dritte Lesung schließlich taucht ein in die sich verändernden Strukturen der französischen Revolutionsarmeen, um zu verstehen, warum diese so erfolgreich waren, aber auch, warum die Gefechte von so viel Gewalt geprägt waren. Alle drei Vorlesungen behandeln die unabsichtliche Entdeckung neuer Möglichkeiten des Einzelnen im Zusammenhang mit dem Bewusstsein sozialer Kräfte.  Am Kolloquium mit dem Titel „Globalization, Visualization and Religion in the Origins oft he Enlightenment“ beteiligt sich als weitere führende Forscherin der Geschichte der Frühen Neuzeit Prof. Margaret C. Jacob, ebenfalls Distinguished Professor of History an der University of California, Los Angeles.

Zur Person der Referentin

Nach ihrem Studium am Carleton College und ihrer Promotion an der Stanford University lehrte Professor Hunt an der University of California, Berkeley (1974 bis 1987) und ging dann an die University of Pennsylvania, Philadelphia (1987-1998). Von 1998 bis zu ihrer Emeritierung 2013 hatte sie die Eugen Weber-Professur an der University of California, Los Angeles, inne. Heute ist sie dort als Distinguished Research Professor tätig. 2002 war sie Präsidentin der American Historical Association, 2010 erhielt sie von dieser den Nancy Lyman Roelker Award for Graduate Mentorship. Darüber hinaus wurde Hunt in Berkeley und Los Angeles mit namhaften Lehrpreisen ausgezeichnet.

Hunts Werk umfasst Bücher über den Ursprung der Menschenrechte, die Französische Revolution, historische Methodik und Erkenntnistheorie, die Quellen der religiösen Toleranz, aber auch über die Geschichte der Pornographie. Die Bücher von Lynn Hunt wurden in vierzehn Sprachen übersetzt. Ihre jüngsten Veröffentlichungen sind das Lehrbuch „The French Revolution and Napoleon: Crucible of the Modern World“ (2017), das sie gemeinsam mit Jack Censer geschrieben hat, und „History: Why It Matters“, erschienen im März 2018.

Zur Dagmar-Westberg-Vorlesung

Die Gastprofessur ist nach dem Vorbild amerikanischer Lectures konzipiert. Sie wird aus einem Stiftungsfonds finanziert, den die 2017 verstorbene Mäzenin Dagmar Westberg zur Verfügung gestellt hat. Nach dem Willen der Stifterin soll das Geld ausschließlich für die Geisteswissenschaften verwendet werden. So kann die Goethe-Universität jährlich eine/n weltweit renommierte/n Forscher/in nach Frankfurt einladen. In den vergangenen vier Jahren fiel die Wahl auf den Germanisten Peter Strohschneider, der nun DFG-Präsident ist, die amerikanische Philosophin Martha Nussbaum, den deutsch-amerikanischen Archäologen Lothar von Falkenhausen, den Berliner Theologen Christoph Markschies und der Princeton-Historiker Anthony T. Grafton.

Die Termine:
„Tea, Women and the Concept of Civilization“
Montag, 14. Mai, 18 Uhr
Campus Westend, Festsaal Casino (Cas. 823):

„French Revolutionary Armies and Total War“
Dienstag, 15. Mai, 18 Uhr
Campus Westend, Renate von Metzler Saal (Cas. 1.801)

 „Revolutionary Armies and Total War“
Mittwoch, 16. Mai, 18 Uhr
Campus Westend, Renate von Metzler Saal (Cas. 1.801) 

„Globalization, Visualization and Religion in the Origins of the Enlightenment“
Kolloquium zu den Vorlesungen: Donnerstag, 17. Mai, 10-13 Uhr,
Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität
Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg v.d. Höhe
(Anmeldung unter m.eise@em.uni-frankfurt.de)

Informationen: Prof. Dr. Rebekka Voß, Professur für Geschichte des deutschen und europäischen Judentums, Seminar für Judaistik, Fachbereich 09, Campus Bockenheim, Senckenberganlage 31, 60325 Frankfurt am Main, Telefon +49 (69) 798 22796, E-Mail voss@em.uni-frankfurt.de

 

Mai 4 2018
13:12

Studie des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums untersucht die Voraussetzungen der Digitalisierung

„Wirtschaft digital“: Wichtige Stellschraube Weiterbildung

FRANKFURT. Der Weiterbildung kommt eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung der hessischen Wirtschaft zu. Doch die Anbieter von Weiterbildung müssen ihre Leistungen stärker an die Bedürfnisse der Betriebe und der Beschäftigten anpassen. Dies zeigt die Studie „Wirtschaft digital“ des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität, die im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums erstellt wurde.

Digitalisierung in Betrieben ist mehr als der Einsatz neuer Technologien, Apps oder Roboter. Auch die Beschäftigten stehen dabei im Fokus: Sie benötigen neue, digitale Kompetenzen, um die Neuerungen umsetzen zu können. Aber wer ist gefragt, damit Beschäftigte digitale Kompetenzen erwerben und dass somit Betriebe in Sachen Digitalisierung vorankommen? Die gerade veröffentlichten Studie „Wirtschaft digital“ gibt die Antwort: Weiterbildungsanbieter. Die Studie wurde vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung erstellt.

„Die Digitalisierung kann uns helfen, wirtschaftliche Entwicklung und Ressourcenverbrauch zu entkoppeln, Wohlstand zu mehren, ohne Raubbau zu treiben, für unser rohstoffarmes Land eine nachhaltige ökonomische Dynamik zu sichern. Die Landesregierung hat großes Interesse daran, dass die hessischen Unternehmen diese Chancen nutzen“, sagt Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Gerade Betriebe, die unsicher sind, welche Veränderungen die Digitalisierung für sie mit sich bringt oder deren Belegschaften wenig aufgeschlossen für den digitalen Wandel sind, können gut durch Weiterbildungsunternehmen begleitet werden. „Hier eignen sich vor allem solche Anbieter, die selbst schon weit im Digitalisierungsprozess vorangekommen sind“, sagt Oliver Lauxen, einer der Autoren der Studie. „Entscheidend ist deren eigene Erfahrung mit Digitalisierung, denn nur erfahrene Dienstleister können Unternehmen authentisch beraten und unterstützen.“

Die Erfahrung ist das eine, die passenden Konzepte das andere: Das Lernen der Beschäftigten wird künftig zunehmend in den Arbeitsprozess integriert, „on demand“ oder individualisiert stattfinden. Externe Seminarangebote werden weniger gefragt sein. Vielmehr gehe es darum, Anreize für selbständiges Lernen zu setzen, und Freiräume dafür im betrieblichen Alltag zu schaffen. Oliver Lauxen meint: „Es ist eine Revolution in der Weiterbildung, wenn sich Weiterbildner immer stärker an der konkreten Nachfrage von Unternehmen orientieren müssen. Und dies, obwohl die Unternehmen manchmal selbst nicht genau benennen können, welche Kompetenzen die Beschäftigten benötigen.“

Eine solche Neuorientierung dürfte vielen Weiterbildnern wiederum kaum ohne Unterstützung gelingen. Die Studie „Wirtschaft digital“ empfiehlt, den Erfahrungsaustausch zwischen Weiterbildungsanbietern zu verstärken. Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des IWAK, stellt fest: „Weiterbildner, die der Digitalisierung und modernen Lernformen sehr skeptisch gegenüberstehen, sollten von Weiterbildnern lernen, die bereits selbst hochdigitalisiert sind.“ Regionale Workshops oder gezielte Beratung sind beispielhafte Formate für einen solchen Erfahrungsaustausch.

Die Studie „Wirtschaft digital“ rückt die Bedeutung der Kompetenzen der Beschäftigten und die Rolle der Weiterbildungsanbieter im Zeitalter der Digitalisierung in den Fokus. Im Zeitraum von Dezember 2016 bis Februar 2018 wurden Personalverantwortliche aus insgesamt 76 hessischen Betrieben unterschiedlicher Größe und Branchenzugehörigkeit, darunter auch Weiterbildungsunternehmen, interviewt. Die Ergebnisse der Studie bilden die Basis für das Anschlussprojekt „Auswirkungen der Digitalisierung auf die berufliche Weiterbildung“, das von Weiterbildung Hessen e.V. durchgeführt wird. „Die Studie arbeitet heraus, welchen Beitrag die Weiterbildung zur erfolgreichen Digitalisierung der Wirtschaft in Hessen leisten kann“, sagt Minister Al-Wazir.

Informationen und Interviewauskünfte: Oliver Lauxen und Dr. Christa Larsen, Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität, Campus Bockenheim Tel. (069) 798- 25457, E-Mail: lauxen@em.uni-frankfurt.de; http://www.iwak-frankfurt.de/projekt/wirtschaft-digital-weiterbildungsbedarfe-in-hessen/

 

Mai 4 2018
11:20

Baker McKenzie-Preis geht an Dr. Dominik Schöneberger für seine Arbeit zum Bankeninsolvenzrecht

Auszeichnung für Frankfurter Wirtschaftsrechtler

FRANKFURT. Die internationale Kanzlei Baker McKenzie verleiht am heutigen Freitagnachmittag den Preis für die beste wirtschaftsrechtliche Dissertation. Preisträger ist Dr. Dominik Schöneberger, der die Auszeichnung für seine Dissertation „Bankenrestrukturierung und Bankenabwicklung in Deutschland und den USA“ erhält. Jährlich vergibt die Kanzlei den Baker McKenzie-Preis für herausragende Dissertationen oder Habilitationen, die im Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität entstanden sind.

„Dominik Schönebergers Arbeit verknüpft in vorbildlicher Weise juristische Dogmatik, Rechtsvergleichung und ökonomische Analyse. Sie durchleuchtet nicht nur kritisch das geltende Recht, sondern entwickelt darüber hinaus eine Vielzahl konstruktiver rechtspolitischer Vorschläge“, kommentiert der betreuende Professor Andreas Cahn vom Institut für Zivil- und Wirtschaftsrecht der Goethe-Universität, die Auswahl des Preisträgers.

Dr. Matthias Scholz, Managing Partner von Baker McKenzie Deutschland und Österreich, wird den Preis heute während der Promotionsfeier des Fachbereichs Rechtswissenschaft auf dem Campus Westend überreichen. Er weist auf die Bedeutung des Preises und seine Tradition hin: „Der Baker McKenzie-Preis feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Seit 1988 zeichnen wir Dissertationen und Habilitationen aus, die ein wirtschaftsrechtliches Thema beleuchten und mit ,Summa cum laude‘ bewertet wurden. Der Preis ist ein Zeichen unserer engen Verbundenheit mit der Goethe-Universität und gleichzeitig ein wichtiger Bestandteil unserer juristischen Nachwuchsförderung.“

Der Preis ist mit 6.000 Euro dotiert und kann auch auf zwei Preisträger aufgeteilt werden. Die bisherigen Preisträger sind heute Universitätsprofessoren, ebenso sind Investmentbanker, Richter und Rechtsanwälte unter ihnen.

Baker McKenzie berät Mandanten, die erfolgreich mit den Herausforderungen der Globalisierung umgehen wollen. Die Kanzlei hat sich auf komplexe rechtliche Probleme spezialisiert, die über Landesgrenzen und Rechtsgebiete hinweg bestehen. Sie existiert seit mehr als 65 Jahren und beschäftigt 13.000 Mitarbeiter. In Deutschland vertreten rund 200 Anwälte mit ausgewiesener fachlicher Expertise und internationaler Erfahrung die Interessen ihrer Mandanten an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main und München. Als eine der führenden deutschen Anwaltskanzleien berät Baker McKenzie nationale und internationale Unternehmen und Institutionen auf allen Gebieten des Wirtschaftsrechts.

Informationen: Iris Meinking, Senior Manager, HR Communications, Kanzlei Baker McKenzie, Tel. (069) 299 08 322, iris.meinking@bakermckenzie.com

 

Mai 3 2018
16:46

Sechste Ausschreibungsrunde / Weiterhin einzige Auszeichnung für Journalisten im hochschul- und wissenschaftspolitischen Metier

10 Jahre Goethe-Medienpreis

FRANKFURT. Vor 10 Jahren feierte der Goethe-Medienpreis für wissenschafts- und hochschulpolitischen Journalismus auf Initiative der Goethe-Universität und der FAZIT-Stiftung Premiere. Bis heute ist er weiterhin die einzige Auszeichnung im deutschsprachigen Raum, bei der ausschließlich die Arbeiten wissenschafts- und hochschulpolitisch tätiger Journalisten im Mittelpunkt stehen. 15 Preisträgerinnen und Preisträger wurde in dieser Zeit prämiert mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt mehr als 37.000 Euro in den Kategorien Print, Online und Hörfunk – gestiftet von der FAZIT-Stiftung. Die Jury aus renommierten Fachleuten (s.u.) hatte in dieser Zeit die Qual der Wahl zwischen mehr als 250 zumeist überregionalen Bewerbungen.

Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Dr. Birgitta Wolff, sagte: „Zehn Jahre nach seiner Gründung schafft der Goethe-Medienpreis spürbar mehr Aufmerksamkeit für wissenschafts- und hochschulpolitische Themen im Journalismus. Die Auszeichnung soll Ansporn sein, diesen Themen in den Redaktionen heute noch mehr Gewicht zu geben. Ich danke der Jury und der Fazit-Stiftung für ihr langjähriges und großartiges Engagement. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Zukunft des Qualitätsjournalismus, der im Zeitalter von ‚fake news‘ notwendiger ist denn je.“

Nach nunmehr fünf erfolgreichen Ausschreibungen startet der alle zwei Jahre vergebene Preis 2018 in die sechste Runde und hat sich damit als unabhängige Auszeichnung im breiten Feld der mehr als 300 deutschen Journalistenpreisen etabliert. Das zeigt insbesondere der mit inzwischen 80 Prozent sehr hohe Anteil von Bewerbungen aus überregionalen Leitmedien. Ob Süddeutsche Zeitung oder Spiegel, ob Frankfurter Allgemeine Zeitung oder ZEIT: Journalisten mit wissenschafts- und hochschulpolitischem Schwerpunkt beteiligten sich in der letzten Runde wieder mit etwa 50 Einsendungen.

Preisträgerinnen und Preisträger der letzten 10 Jahre haben sich auf höchst anschauliche, hintergründige, zum Teil alarmierende und gelegentlich auch kurzweilige Weise vertieft in herausfordernde Themen wie die Präsenz von Humboldts Denken in deutschen Unis („Goodbye Humboldt“), das Germanistik-Studium nach Einführung des Bachelors („Lesen ist kein Modul“) und die fatale Wirkung der so genannten Kapazitätsverordnung auf das deutsche Hochschulwesen („Die fiese Formel“). Die Autoren haben der universitären Wissenschaft aber auch kriminalistische Seiten abgewonnen („Der Fall Christoph Broelsch“), das immer schneller rotierende Berufungsgeschäft an deutschen Hochschulen mit dem Transfergeschäft im Fußball verglichen („Das Millionenspiel“) oder die Folgen von Ausländerfeindlichkeit in einem wichtigen Hochschulstandort analysiert („Vor Dresden wird gewarnt“). Bei aller Unterschiedlichkeit im Thema verbinden jedoch neben dem wissenschaftspolitischen Hintergrund zwei Kriterien alle diese Arbeiten und viele, die in die engere Wahl kamen: Qualität und Originalität.

Die Ausschreibungsrunde 2018, die bis zum 31. Juli läuft, startete Ende April mit einer öffentlichen Ausschreibung in der „Deutschen Universitätszeitung“ sowie „Forschung & Lehre“. Im November kommt die Jury in Frankfurt zusammen, um die Preisträger zu bestimmen, im Frühjahr 2019 ist die feierliche Preisverleihung im Rahmen der DHV-Wissenschaftsgala.

Bewerberinnen oder Bewerber schicken bitte ihre formlose Bewerbung mit dem entsprechenden Beitrag zusammen mit einer maximal einseitigen Begründung, weshalb sie ihre Arbeit für preiswürdig halten, unter dem Stichwort „Goethe-Medienpreis“ an folgende Adresse: Goethe-Universität Frankfurt, Abteilung PR und Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main.

Je Bewerber ist nur ein Beitrag zulässig. Im Falle einer thematisch orientierten Artikelserie eines Autoren-Teams wird der Preis auf die Mitglieder der Autorengruppe aufgeteilt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Mitglieder der Jury:

  • Prof. Dr. Bernhard Kempen (Präsident des Deutschen Hochschulverbandes)
  • Prof. Dr. Margret Wintermantel (Präsidentin Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD))
  • Werner D‘Inka (Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeine Zeitung)
  • Prof. Dr. Christian Floto (Abteilungsleiter Wissenschaft und Bildung, Deutschlandfunk),
  • Dr. Reinhard Grunwald (Generalsekretär a.D. der Deutschen Forschungsgemeinschaft),
  • Dr. Martin Doerry (Leitender Redakteur, DER SPIEGEL)
  • Dr. Wolfgang Heuser (Herausgeber Deutsche Universitätszeitung)
  • Marco Finetti (Pressesprecher der Deutschen Forschungsgemeinschaft)

Informationen: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter PR und Kommunikation,
Campus Westend, Tel: (069) 798-13035, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de,

http://goethe-medienpreis.uni-frankfurt.de/

 

Mai 2 2018
15:19

Goethe-Universität und Zoo Frankfurt vertiefen ihre Kooperation durch neue Stiftungsprofessur

Amphibien-Expertin Lisa Schulte ist neue Professorin für Zootierbiologie

FRANKFURT. Die vor zwei Jahren beschlossene Einrichtung einer Stiftungsprofessur für „Zoo-/Wildtierbiologie und Systematik“ ist jetzt mit der Berufung der Amphibien-Expertin Dr. Lisa Maria Schulte zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen. Die Biologin kommt von der Universität Brüssel, wo sie zuletzt erforschte, wie Froschlurche über Sexual-Lockstoffe (Pheromone) kommunizieren.

Der Zoo und der Fachbereich Biowissenschaften der Goethe-Universität betreiben seit vielen Jahren anwendungsorientierte sowie interdisziplinäre Grundlagenforschung an Zoo- und Wildtieren. „Diese Kooperation wird durch die gemeinsame Qualifikations­professur ausgebaut, um in Zukunft wichtige Erkenntnisse für den Arten- und Naturschutz zur Verfügung zu stellen. Denn neben Bildung, Naturschutz und Erholung ist die Generierung und Bereitstellung zoologischer Forschungsergebnisse eine zentrale Aufgabe moderner Zoos“, sagt Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft.

In Frankfurt wird Lisa Maria Schulte ihre Arbeit über die chemische Kommunikation bei Amphibien fortsetzen. Es geht dabei nicht nur um Pheromone, sondern ganz allgemein um chemische Signale, die sowohl zwischen den Tieren derselben Art als auch zwischen verschiedenen Arten ausgetauscht werden. Bisher fand die Forschung der Biologin vor allem im Lebensraum ihrer Studienobjekte in Peru und Mexiko statt. Untersuchungen bei Zootieren bieten darüber hinaus die Möglichkeit, gezielt Fragestellungen zu bearbeiten, die in der Natur sehr viel schwieriger oder gar nicht zu beantworten sind.

Die Forscherin kann sich gut vorstellen, ihre Arbeit auch auf weitere Tierarten auszudehnen. „Insbesondere bei Säugetieren gibt es einige Verhaltenexperimente, in denen die Kommunikation mittels Pheromonen untersucht wurde. Viele dieser Studien wurden in Zoos durchgeführt, vorwiegend an Arten, mit denen sich die Arbeit in der freien Wildbahn als schwierig erweist. Aber auch bei Fischen, Vögeln und Reptilien mehren sich die Hinweise, dass, wie wir inzwischen auch bei den Amphibien zeigen konnten, chemische Kommunkation wesentlich weiter verbreitet ist als bisher angenommen“, so Dr. Lisa Schulte.

Die Universität wird Lisa Schulte auch in die Lehre einbinden. Im Masterstudiengang Ökologie und Evolution ist ein Modul zur „Zoo- und Wildtierbiologie“ geplant, das praktische Arbeit im Frankfurter Zoo beinhaltet. „Mir ist es wichtig, den Studierenden auch zu vermitteln, wie wichtig der Zoo für die Arterhaltung und die Forschung ist“, sagt die Biologin.

„Die Goethe-Universität und der Zoo Frankfurt bieten für die Arbeiten von Lisa Schulte exzellente Voraussetzungen, denn an beiden Einrichtungen untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaflter unterschiedlicher Fachrichtungen sowohl ökologische, physiologische, evolutionsbiologische, genetische und verhaltensbiologische Fragestellungen. Die gewonnenen Erkenntnisse sind Voraussetzung für einen wissenschaftlich begründeten Artenschutz, für Konzepte der ökologischen Nachhaltigkeit und Nutzung natürlicher Ressourcen sowie für ein immer vollständiger werdendes Bild der Anpassungsfähigkeit von Wildtieren an den gobalen Wandel“, erklärt Prof. Sven Klimpel, Dekan des Fachbereichs Biowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt, der als wissenschaftlicher Koordinator fungiert und das Projekt als Ideengeber und Initiator maßgeblich mitgestaltet hat.

Für den Zoo bedeutet die Kooperation neue Optionen im Bereich Forschung. „Wir im Zoo Frankfurt freuen uns ganz besonders über die nun eröffnete Möglichkeit, zusammen mit Prof. Schulte und ihrem Team, den Forschungsauftrag, den die Zoos nicht nur vom Gesetzgeber, sondern sehr viel länger auch schon aus eigener Verantwortung zu ihren Hauptaufgaben zählen, nun auch formell auf ein festes Fundament stellen zu können. Dies bietet die große Chance, mit soliden wissenschaftlichen Ergebnissen unsere Anstrengungen beim Erhalt der biologischen Vielfalt zu stärken“, betont Zoodirektor Dr. Miguel Casares.

Finanziert wird die Professur zunächst für fünf Jahre durch den Zoo Frankfurt mit insgesamt 250.000 Euro. Nach dieser Zeit wird die Professur von der Goethe-Universität übernommen und verstetigt. Die Professur erhält modernste Labor- und Büroräume im Biologicum auf dem Campus Riedberg, die Nutzung des dortigen Tierhauses und eine personelle Ausstattung.

Kurzvita Lisa Maria Schulte // Lisa Maria Schulte, Jahrgang 1983, studierte Biologie an der Philipps-Universität Marburg. Bereits während ihrer Diplomarbeit beschäftigte sie sich mit dem Brutverhalten dreier Froscharten im Regenwald von Nordost Peru, die sie vor Ort mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes erforschte. Für ihre Doktorarbeit an der Universität Trier erhielt sie ein Promotionsstipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Ihr Forschungsgegenstand war die chemische Kommunikation beim Brutpflegeverhalten von Pfeilgiftfröschen. Nach einem Jahr an der East Carolina University in den USA, war sie von März 2015 bis April 2018 Postdoktorandin an der freien Universität Brüssel. Ihre Untersuchung über Sex-Pheromone bei Laubfröschen wurde durch ein Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Informationen:
Prof. Sven Klimpel, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Campus Riedberg,
Tel.: 069 798-42237, Klimpel@bio.uni-frankfurt.de.

Prof. Lisa M. Schulte, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Campus Riedberg,
Tel.: 069 798-42204, Schulte@bio.uni-frankfurt.de

Dr. Caroline Liefke, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Zoo Frankfurt, Tel.: (069) 212-33729, caroline.liefke@stadt-frankfurt.de

 

Apr 27 2018
15:21

Zwölfte Raymond-Barre-Stiftungsgastprofessur geht an Jean-Philippe Platteau

Vom Zusammenspiel von Gesellschaft und Wirtschaft

FRANKFURT. Prof. Jean-Philippe Platteau von der Universität Namur (Belgien) ist vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität zum zwölften jährlichen Raymond-Barre-Stiftungsgastprofessor ernannt worden. Platteau befasst sich in seiner Forschung vor allem mit der Beziehung zwischen politischen Institutionen und wirtschaftlicher Entwicklung.

Seit 2006 bereits lädt der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität gemeinsam mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft jährlich renommierte französischsprachige Wirtschaftswissenschaftler zu Vorlesungen und Seminaren ein. Studierende und Lehrende erhalten so Einblicke in aktuelle richtungsweisende Forschungsarbeiten und können zugleich ihre Kenntnisse in der französischen Fachsprache anwenden. Gefördert wird die Raymond-Barre-Stiftungsgastprofessur durch die Aventis Foundation.

Platteau wird in der zweiten Maiwoche zum ersten Mal für Vorlesungen und Seminare auf den Frankfurter Campus kommen. Insbesondere wird es am 8. Mai im Hörsaalzentrum der Goethe Universität in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft zum Thema Islam in der Türkei lesen. Darin wird Platteau die schwierige polit-ökonomische Beziehung zwischen Staat und Islam seit Atatürk beleuchten. Zudem hält Platteau im Rahmen eines multi-disziplinären Workshops zur historischen, soziologischen und ökonomischen Forschung zum Thema „The Organization of Religion“ eine Keynote. Im Frühsommer haben Doktoranden und Master-Studierende dann die Möglichkeit, Platteaus Forschung in einem Blockseminar besser kennenzulernen.

Jean-Philippe Platteau gründete 1994 das Centre de Recherche en Economie du Développement (CRED), das sich der Erforschung der Beziehung zwischen politischen Institutionen und wirtschaftlicher Entwicklung widmet. Ein Fokus liegt auf der Betrachtung „informeller Institutionen“ und deren Entwicklung in unterschiedlichen Ländern. Als Wissenschaftler richtet Platteau seinen Blick besonders auf gesellschaftliche Faktoren wie veränderte Familienstrukturen, die Rolle von Clans, die Entwicklung von Normen und Sitten und deren Zusammenwirken mit den Gesetzen, aber auch auf die Beziehung zwischen Religion und Politik. In seinem kürzlich erschienen Buch mit dem Titel: “Islam Instrumentalized: Religion and Politics in Historical Perspective“ (Cambridge University Press, 2017) untersucht er diese Fragestellungen in Bezug auf den Islam.

Die Aventis Foundation dient als gemeinnützige Stiftung der Förderung von Kultur, gesellschaftlichen Projekten mit dem Schwerpunkt Gesundheitswesen sowie Wissenschaft, Forschung und Lehre. Sie wurde 1996 als Hoechst Foundation gegründet und im Jahr 2000 in Aventis Foundation umbenannt. Ihr Sitz ist Frankfurt am Main.

Seit der erfolgreichen Einrichtung der Raymond-Barre-Stiftungsprofessur im Jahre 2006 haben folgende namhafte französischsprachige Gastprofessoren den Fachbereich Wirtschaftswissenschaften besucht: Patrick Messerlin (Sciences Po), Etienne Wasmer (Sciences Po), Bruno Bias (Toulouse School of Economics), Olivier de La Grandville (Université de Genève), Roland Benabou (Princeton University), Thierry Verdier (EHESS, Paris), Patrick Rey (Toulouse School of Economics), Jean-Charles Rochet (Universität Zürich), Emmanuelle Auriol (Ecole d´Economie de Toulouse), Pascaline Dupas (Stanford) und Jacques Crémer (Toulouse School of Economics). Die Professur ist benannt nach dem früheren französischen Premierminister und Wirtschaftswissenschaftler Raymond Barre.

Ein Bild zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/71707995

Nähere Informationen und Anmeldung zur Vorlesung am 8. Mai: Prof. Guido Friebel, Abteilung Management und Mikroökonomie (MM), Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Telefon ++49 (0)69 798-34826; Email gfriebel@wiwi.uni-frankfurt.de

 

Apr 27 2018
15:16

Die Terroristin Ulrike Meinhof steht am 7. Mai im Fokus der Frankfurter Bürger-Universität

Die Geburt der Radikalität aus dem Geist der Ambivalenz

FRANKFURT. Die Frage, wie eine Musterstipendiatin des deutschen Volkes zum „Staatsfeind Nr. 1“ werden konnte, ist ein andauerndes Rätsel. Klarer lässt es sich fassen, seitdem Ulrike Meinhofs Semesterberichte an die Studienstiftung veröffentlicht wurden. Der Vortrag „Ulrike Meinhof – Die Geburt der Radikalität aus dem Geist der Ambivalenz“ von Prof. Matthias Bormuth

am Montag, 7. Mai 2018, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Frankfurt, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main

in der Reihe „Wir wir wurden, wer wir sind“ entfaltet vor diesem Hintergrund die Skizze ihres Lebens, in dem ihr Vater, der Kunsthistoriker Werner Meinhof, eine bislang verkannte Schlüsselstellung einnimmt. Sein Plädoyer, den Mängeln der Welt mit ästhetischer Ambivalenz zu begegnen, ließ Ulrike Meinhof zunehmend im politischen Radikalismus hinter sich. Die Welt verlangte Entschiedenheit, bis in den Tod. Das christliche Versprechen auf spätere Erlösung war abgelöst durch die säkulare Sehnsucht, jetzt zu handeln und alle Neigung zur verzögernden Ambivalenz radikal hinter sich zu lassen. Bormuth lehrt Vergleichende Ideengeschichte an der Universität Oldenburg.

„Wie wir wurden, wer wir sind“ wird seit 2008 von Prof. Tilman Allert, Soziologe an der Goethe-Universität, kuratiert. Die Hauptreihe der Frankfurter Bürger-Universität im Sommersemester, die in diesem Jahr zehn Jahre alt wird, stellt an insgesamt sechs Abenden Lebensläufe berühmter Protagonisten der Kulturbewegung der 68er vor, die anlässlich des 50jährigen Jubiläums in diesem Jahr im Fokus steht.

Folgende Biografien erwarten Sie außerdem im Sommersemester:

14. Mai 2018
Dr. Gerd Koenen
Gudrun Ensslin
Die Dämonen des deutschen Familienromans

28. Mai 2018
Prof. Ingrid Gilcher-Holtey
Rudi Dutschke
„Ohne Provokation werden wir gar nicht wahrgenommen“

11. Juni 2018
Dr. Ina Hartwig
Ingeborg Bachmann
Ich existiere nur, wenn ich schreibe

Beginn jeweils um 19.30 Uhr, Eintritt frei.

Alle Veranstaltungen finden im Foyer der Zentralbibliothek der Stadtbücherei (Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main) statt.

Die Frankfurter Bürger-Universität ist ein Veranstaltungsformat, in dem Bürgerinnen und Bürger im Sommersemester „deutschen Biografien“ begegnen können und das im Wintersemester wechselnde Themen mit städtischem, gesellschaftsrelevantem Bezug aufgreift. Oft verlässt die Goethe-Uni mit ihren Hauptreihen den Campus und zieht an wechselnde Orte in der Stadt, um dort mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Die Bürger-Universität wird jedes Semester von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm begleitet. Dieses beinhaltet neben der eigens konzipierten Vortragsreihe eine vielfältige Auswahl an öffentlichen Veranstaltungen der Goethe-Universität, ihrer Fachbereiche, (An)-Institute und Initiativen. Die Broschüre mit über 100 Veranstaltungen steht unter www.buerger.uni-frankfurt.de zur Verfügung.

Weitere Veranstaltungen der Goethe-Universität im Rahmen des Jubiläums „50 Jahre 68“ finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/68er-reihe

 

Apr 26 2018
13:30

Das Programm zur Nacht der Museen am 5. Mai 2018 im Museum Giersch der Goethe-Universität

Happenings, Jazz und Minirock

FRANKFURT. Rund um das Thema „50 Jahre 68: Happenings, Jazz und Minirock“ präsentiert das Museum Giersch der Goethe-Universität ein abwechslungsreiches Programm für die Nacht der Museen am 5. Mai 2018. Die Ausstellung „Freiraum der Kunst – Die Studiogalerie der Goethe-Universität Frankfurt 1964–1968“ zeichnet die Geschichte der von der Frankfurter Studentenschaft betriebenen Studiogalerie nach. Diese veranstaltete Ausstellungen, Happenings und Fluxus-Konzerte. In Führungen erfahren Sie mehr über die Ausstellung.

Unter dem Titel „Frankfurt Urban Jazz Collective“ hat der Frankfurter Musiker Sascha Wild ein generationenübergreifendes Ensemble zusammengestellt, das eine Nacht lang den Jazz feiert.  Von seinen Wurzeln im Blues über die kreative Hochphase der 60er Jahre, bis in die heutige Clubmusik hinein reicht das Repertoire der elf  Musiker. Mit dabei  sind Vertreter der Frankfurter Jazz- und Musik-Szene wie Peter Klohmann (sax), Harri Gottschalk (git, talkbox) und Gregor Praml (bass). Den Abschluss bildet eine 30min „sound-lounge“ mit der live produzierte Klänge das Publikum in die Nacht entlassen.

Swinging London, Minirock, Mod-Style, Jeans und später der Hippie-Stil: Die Modenschau des Retro-Fashion-Shops „Peggy Sue Frankfurt“ zeigt einen Querschnitt der Mode der 1960er Jahre. Waren die frühen 60er noch von damenhaften Stilikonen wie Audrey Hepburn, Jackie Kennedy oder Farah Diba geprägt, wehte ab Mitte der 60er ein anderer Wind. Besonders die Jugend war begeistert von den neuen, frechen Looks und übernahm mit ihren eigenen Subkulturen die Macht über die Mode.

Für das leibliche Wohl sorgt die Kurhausgastronomie Wiesbaden/KÄFER´s.

Das Programm im Detail:        

  • 20–20.30 Uhr; 21–21.30 Uhr; 22–22.30 Uhr; 23–23:30 Uhr; 0.00–0.30 Uhr: Führungen durch die Ausstellung „Freiraum der Kunst – Die Studiogalerie der Goethe-Universität Frankfurt 1964–1968 (Treffpunkt: Museumskasse)
  • LIVE-Musik mit dem „Frankfurt Urban Jazz Collective“:
  • 15–19.45 Uhr: „grow your own“ mit dem Frankfurter Schüler-Jazzensemble (Schüler aus dem Projekt „Jazz und Improvisierte Musik in die Schule!“, das die Stiftung Polytechnische Gesellschaft 2011 ins Leben gerufen hat, spielen unter der künstlerischen Leitung von Peter Klohmann groovig-beseelten Jazz)
  • 00–20.30 Uhr und 20.45–21.15 Uhr: „seeds ahead“ - songs & stories Schüler treffen Profis (Jazz und Pop-Songs in einer gemischten Besetzung aus Nachwuchs- und Profimusikern, die sich zu einer musikalischen Geschichten-Reise treffen. Neue Wege, alte Kamellen und Entdeckungen, abseits des Alltags)
  • 15–22.45 Uhr, 23–23.30 Uhr, 23.45–00.15 Uhr: Subsoundz Spoken Words Elektro-Jazz trifft Poesie feat. Claudio Vilardo (Sprecher) (Vier Jazzmusiker und ein Schauspieler präsentieren ein anregendes Format zwischen Soundtrack, Jazz, Clubmusik und Lesung. Dabei treffen Texte von Goethe, Heine und Shakespeare auf Elektrobeats und lyrische Improvisationen)
  • 30–01.00 Uhr: „sounding out“, live-sound-lounge (Samples, Loops und atmosphärische Klänge leiten über in die Nacht - live gespielt und in Echtzeit produziert)
  • 21.30–22 Uhr: Modenschau mit Mode im Stil der 1960er Jahre. Präsentiert von Peggy Sue Frankfurt
  • 19–1.30 Uhr: Kulinarische Spezialitäten von KÄFER´s aus der Kurhausgastronomie Wiesbaden

Das Museum ist von 19 bis 2 Uhr geöffnet.

Bilder zum Download unter: http://www.museum-giersch.de/#/Presse. (Passwort: museumgiersch2018)

Weitere Informationen  unter http://www.museum-giersch.de. Förderer der Ausstellung: Stiftung Giersch, Familien-Schultz-Frentzel-Stiftung.

Informationen: Dipl. Kffr. Christine Karmann, Presse und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de

Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main

 

Apr 26 2018
12:44

Internationale Podiumsdiskussion an der Goethe-Universität widmet sich der Frage, ob Unsicherheit und Sicherheit moderne Phänomene darstellen

Im Namen der Sicherheit?

FRANKFURT. Das Institut für England- und Amerikastudien an der Goethe-Universität veranstaltet eine Podiumsdiskussion zum Thema „Im Namen der Sicherheit?“. Zum Anlass der Publikation von Johannes Völz’ Studie „The Poetics of Insecurity: American Fiction and the Uses of Threat“ (Cambridge University Press) wird diese internationale und interdisziplinäre Diskussionsrunde unter anderem erörtern, ob Unsicherheit und Sicherheit spezifisch moderne Phänomene des Umgangs mit Ungewissheit sind.

Im Namen der Sicherheit heben Nationalstaaten regelmäßig Bürgerrechte auf. Im Namen der Sicherheit treffen Individuen unzählige Vorsichtsmaßnahmen in ihrem Alltagsleben. Aber weshalb fürchten wir uns so sehr vor Gefahren für unsere Sicherheit? Und weshalb geben wir im Namen der Sicherheit bereitwillig Rechte und Freiheiten auf? Welche Konstruktionen von Gegenwart und Zukunft werden durch die Logik der Sicherheit ermöglicht? Sind Sicherheit und insbesondere Unsicherheit auf eine bestimmte Ästhetik angewiesen? Was sagen uns Sicherheit und Unsicherheit über die Bedeutung der Fiktion für moderne Formen der Weltbetrachtung? Deutet die ständige Beschäftigung mit Bedrohungen auf ein kulturelles Verlangen nach Katastrophen hin und wie kann der Bann von undemokratischen Herrschaften, die im Namen der Sicherheit auftreten, gebrochen werden?

In the Name of Security: An International Roundtable Across the Disciplines”. Freitag, 4. Mai 2018, 10-12 Uhr, Raum CAS 1.811.

Podium: Susana Araújo, Zentrum für komparatistische Studien, Universität Lissabon
Astrid Erll, Englische und Anglophone Literaturen und Kulturen, Goethe-Universität
Andreas Fahrmeir, Neuere Geschichte, Goethe-Universität
Johannes Völz (Amerikanistik, Goethe-Universität
Michael C. Williams, Internationale Beziehungen, Universität Ottawa

Die Diskussion findet auf Englisch statt.

Weitere Informationen:
Prof. Johannes Völz,  Heisenberg-Professur für Amerikanistik mit Schwerpunkt "Demokratie und Ästhetik", Institut für England- und Amerikastudien, Goethe-Universität Frankfurt. Tel.: 069/798-32366; www.uni-frankfurt.de/42971181/Voelz

 

Apr 26 2018
09:15

Forschergruppe simuliert Effekte dieser Klimaschutzziele auf globale Süßwasserressourcen

1.5 Grad oder 2 Grad Klimaerwärmung: Stärkere Begrenzung mindert Hochwasser-Gefahr

FRANKFURT. Was bringt es für die Wasserressourcen der Erde, wenn wir die globale Erwärmung auf 1,5 statt 2 Grad begrenzen können? Eine Forschergruppe unter Federführung der Goethe-Universität hat dies mit globalen hydrologischen Modellen simuliert. Ein wichtiges Ergebnis: Die Hochwassergefahr wird auf durchschnittlich 21 Prozent der Landflächen signifikant zunehmen, falls die Temperatur um 2 Grad ansteigt. Gelänge es hingegen, den Anstieg auf 1.5 Grad zu begrenzen, wären nur 11 Prozent der Landflächen betroffen.

Laut dem Pariser Klimaabkommen vom Dezember 2015 soll der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad. Um herauszufinden, was die beiden Szenarien für die Risikominderung konkret in Bezug auf das globale Süßwassersystem bringen, hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung die jetzt veröffentlichte Studie in Auftrag gegeben. Diese soll Eingang finden in den kommenden Spezialbericht des Weltklimarats über die Erwärmung um 1,5 Grad.

Wie die Forschergruppe um Prof. Petra Döll vom Institut für Physische Geographie an der Goethe-Universität in der aktuellen Ausgabe der „Enviromental Research Letters“ angibt, verwendete sie für die Analyse zwei globale hydrologische Modelle, die von neuartigen Klimasimulationen „gefüttert“ wurden. Diese sogenannte HAPPI-Simulationen sind besser als bisherige Simulationen dazu geeignet, die Risiken bei den beiden langfristig angestrebten Klimazielen zu quantifizieren. Diese wurden für Menschen, Süßwasserlebewesen und die Vegetation anhand von sieben Indikatoren charakterisiert.

„Vergleicht man vier Ländergruppen mit unterschiedlichen Pro-Kopf-Einkommen, würden Länder mit niedrigem oder niedrigem mittlerem Einkommen insofern am stärksten von einer Begrenzung der Klimaerwärmung auf 1,5 Grad profitieren, als der Anstieg der Hochwassergefahr dort deutlich geringer bliebe als bei 2 Grad“, erklärt Petra Döll, die Erstautorin der Studie. Die Länder mit hohem Einkommen würden am meisten davon profitieren, dass die zusätzliche Austrocknung von Flüssen und Böden in den trockenen Monaten des Jahres deutlich geringer bliebe.

Prof. Petra Döll verfasste die Studie in Zusammenarbeit mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und „Climate Analytics“ in Berlin. Die Frankfurter Wasser-Expertin befasst sich seit zwei Jahrzehnten mit den potentiellen Auswirkungen des Klimawandels auf die Süßwassersysteme der Erde.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/71631166

Bildtext: Viele Menschen stellt die Beschaffung sauberen Wassers vor größere Herausforderungen, wie diesen Jungen im halbtrockenen Nordosten Brasiliens. Foto: Petra Döll.

Publikation:
Petra Döll, Tim Trautmann, Dieter Gerten, Hannes Müller Schmied, Sebastian Ostberg, Fahad Saaed und Carl-Friedrich Schleussner: Risks for the global freshwater system at 1.5 ◦C and 2 ◦C global warming, in: Enviromental Research Letters 13 (2018) 044038, https://doi.org/10.1088/1748-9326/aab792

Informationen: Prof. Petra Döll, Institut für Physische Geographie, Fachbereich Geowissenschaften, Campus Riedberg, Tel. (069) 798-40219, p.doell@em.uni-frankfurt.de

 

Apr 24 2018
11:30

Kooperationsveranstaltung am 28. April im Schauspiel Frankfurt zum Thema „1968 – 2018: What is left?“ mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität

Römerberggespräche: Was soll vom 68er-Erbe bleiben?

FRANKFURT. „1968 – 2018: What is left? Errungenschaften und Bürde eines politischen Aufbruchs“ – Unter diesem Titel fragt die traditionsreiche Reihe der Frankfurter Römerberggespräche am 28. April, was uns „68“ heute noch zu sagen hat: Was ist vom Aufbegehren übriggeblieben, und was davon sollte in die Zukunft weitergetragen werden? Zu den institutionellen Partnern der öffentlichen Veranstaltung im Schauspiel Frankfurt (Beginn 10 Uhr, Eintritt frei) gehört der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität, der auch personell beteiligt ist.

„Wir wollen erörtern, wo das Erbe von 1968 liegt, wie man es richtigerweise annehmen könnte und in welchen Punkten man es womöglich ausschlagen sollte“, so Miloš Vec, Vorsitzender des ausrichtenden Trägervereins. Vec ist Professor für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien und assoziiertes Mitglied des Frankfurter geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbundes. Auf dem Programm der kommenden Römerberg-Ausgabe stehen fünf Vorträge und eine Podiumsdiskussion. Die Moderation liegt in den Händen von Insa Wilke (Literaturkritikerin und Moderatorin u.a. für WDR und SWR) sowie Alf Mentzer (Leiter des Ressorts hr2-Tagesprogramm im Hessischen Rundfunk).

Der erste Vortragende, um 10.15 Uhr, ist Armin Nassehi, Soziologieprofessor an der  Ludwig-Maximilians-Universität München. Er widmet sich dem Thema: „Reflexion und Moralisierung als Pose – was von 1968 geblieben ist“. Nassehi sieht im heutigen linken Spektrum, aber auch auf der rechten Seite, die Tendenz, dass der Bezug auf gute Gründe ersetzt wird durch das Einnehmen von Identitäts-Posen, die sich selbst als unhinterfragbare Grundlage für Anerkennungsansprüche darstellen.

Um 11.15 Uhr geht Priska Daphi in ihrem Vortrag der Frage nach: „Wie sieht heutige Protestkultur aus?“. Die promovierte Soziologin lehrt an der Goethe-Universität und leitet die Nachwuchsgruppe „Konflikt und Soziale Bewegungen“ am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), einem Partner im Verbund des Frankfurter Clusters. Daphi schlägt einen Bogen von den 68er-Protesten bis zur heutigen Zeit und nimmt dabei Kontinuitäten, Bezüge und Unterschiede in den Blick.

„Reform und Revolte – 1968 in diachroner und transnationaler Perspektive“ lautet um 12.15 Uhr der Analysegegenstand von Ulrich Herbert, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg. Dem Autor der viel beachteten „Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert“ geht es auch um einen Vergleich der damaligen Geschehnisse in der Bundesrepublik, der DDR und im Osten Europas – wobei verschiedene, keineswegs einheitliche Facetten sichtbar werden.

„Vom Nutzen und Nachteil der 68er-Geschichte für linke Politik“ handelt um 14.15 Uhr der erste Vortrag nach der Mittagspause. Referent ist Wolfgang Kraushaar von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Der promovierte Politikwissenschaftler sieht Organisationen und Bewegungsformationen, die sich auf das utopische Projekt einer Gesellschaftsveränderung berufen, dem Totalitarismusverdacht ausgesetzt. Die 68er hätten vor allem soziokulturelle Wirkungen gehabt. Beispielsweise hätten die vielen seither entstandenen Bürgerinitiativen für das Gefühl gesorgt, Politik auch selbst gestalten zu können.

Für 15.30 Uhr ist die Podiumsdiskussion terminiert. „Wie emanzipatorisch war 1968?“ lautet ihr Titel, die Teilnehmerinnen sind Christina von Hodenberg, Professorin für Europäische Geschichte an der Queen Mary University in London, und Gisela Notz, promovierte Sozialwissenschaftlern und freie Publizistin mit einem Schwerpunkt auf der Geschichte der Frauenbewegung. Ebendiese wird bei der Betrachtung der späten sechziger Jahre und ihrer Langzeitwirkung häufig nicht hinreichend gewürdigt. Die Anstöße für Veränderungen der Geschlechterrollen und sexueller Normen kamen ganz wesentlich von Frauen, die vielfach in Vergessenheit gerieten.

Martin Saar, Professor für Sozialphilosophie an der Goethe-Universität und Mitglied des Exzellenzclusters, hält den abschließenden Vortrag. Sein Thema um 17 Uhr: „Was hieß (und was heißt) ‚Demokratisierung der Demokratie‘?“ Man könne, so Saar, argumentieren, dass die Zeit um 1968 eine Station auf dem Weg zur Selbstkritik und zivilgesellschaftlichen Öffnung demokratischer Institutionen war, verbunden mit der Forderung, dass nur eine reflexive, plurale Demokratie Legitimität beanspruchen dürfe. In diesem Sinn stecke der Stachel „1968“ bis heute noch im Fleisch des politischen Lebens der westlichen Demokratien.

Programm: www.roemerberggespraeche-ffm.de

Informationen: Gabriele Schmidt, Koordinatorin der Römerberggespräche, Tel.: 0 176 8181 6560, gabriele.schmidt@roemerberggespraeche-ffm.de Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de

 

Apr 20 2018
14:13

Mobilitätstour ergänzt das Programm der Regionalpark-ScienceTours

Regionalpark RheinMain verbindet

FRANKFURT/FLÖRSHEIM. Mit der neuen „Mobilitätstour“ wird das gemeinsame Bildungsprojekt „ScienceTours“ des Regionalpark RheinMain und der Goethe-Universität Frankfurt am Main vervollständigt. Zum Auftakt der Mobilitäts-Tour besuchte am Freitag den 20.4.2018 eine Schülergruppe des Karl-Theodor-von-Dalberg-Gymnasiums aus Aschaffenburg die Aussichtsbastion an der A3 in Flörsheim-Weilbach. An diesem authentischen Lernort mit Blick auf die A3, die ICE-Trasse und die Flugzeuge konnten die Schüler die Region als Verkehrsknotenpunkt erleben und im Spannungsfeld zwischen Historie und Zukunft untersuchen.

Wie haben sich Verkehrswege und Verkehrsaufkommen von früher bis heute entwickelt? Welches Verkehrsaufkommen herrscht in der Rhein-Main-Region heute und welche Interessenskonflikte sind damit verbunden? Wie kann eine nachhaltige Mobilität gestaltet sein? Diesen und weiteren Fragen gingen die Schüler gemeinsam mit Wissenschaftlern der Goethe-Universität nach. Dabei untersuchten die Jugendlichen das Verkehrsaufkommen auf den Straßen und in der Luft rund um die Aussichtsbastion. Sie erstellten eine CO2-Bilanz der verschiedenen beobachteten Verkehrsmittel und überlegten gemeinsam wie der Verkehr sich in der Zukunft weiterentwickeln soll, im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung der Verkehrsmobilität in einem Ballungsraum.

Bereits im vergangenen Jahr profitierten viele Schülergruppen der Region von dem außerschulischen Lernprojekt Regionalpark-ScienceTours. Denn die Biodiversitäts-Tour zur Erforschung der biologischen Vielfalt am Schwalbach am Taunushang sowie die Klima-Tour im Regionalpark Portal Wetterpark Offenbach zur Untersuchung der Klimaunterschiede von Stadt und Land sind bereits erfolgreich etabliert.

Durch die Zusammenarbeit des Regionalpark RheinMain und der Goethe-Universität vereinen die Regionalpark-ScienceTours besondere Stadtlandschaften mit wissenschaftlicher Expertise. Sie versprechen sich dadurch bei den Schülern nachhaltige Lernprozesse anzustoßen und einen Zugang zur Rhein-Main-Region und Wissenschaft zu ermöglichen.

„Von den Regionalpark-ScienceTours profitieren nicht nur Schülerinnen und Schüler, die die Universität und ihre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kennenlernen, sondern auch unsere Studierenden. Gerade die Lehramtsstudierende sammeln durch ihre aktive Beteiligung bei der Konzeption und Durchführung der Touren wertvolle Erfahrungen in Bezug auf ihr späteres Berufsfeld, erklärt Prof. Paul Dierkes aus der Abteilung Didaktik der Biowissenschaften der Goethe-Universität. „Der Regionalpark RheinMain wertet die Landschaft im Ballungsraum RheinMain als Erlebnisraum auf. Die Regionalpark-ScienceTours passen daher zur Grundidee des Regionalpark RheinMain“, sagte Kjell Schmidt Geschäftsführer des Regionalparks.

Diese außerschulischen Lernorte bieten den Schülerinnen und Schülern neue Lernerfahrungen und andere Formen der Ergebnissicherung als im Klassenzimmer - Getreu dem Motto „Hands on – Forschendes Lernen und Experimentieren“ mit eigenen praktischen Untersuchungen  und der  selbstständigen Erprobung  wissenschaftlichen Arbeitens – betreut von ‚echten‘ Wissenschaftlern der Goethe-Universität. Die Themen Klima, Biodiversität und Mobilität sind an die Lehrpläne der Sekundarstufe I angepasst. Eigens entwickelte Unterrichtsmaterialien zur Vor- und Nachbereitung machen die Wissenschaftsexkursionen für Lehrkräfte zu einem „Rund-um-sorglos-Paket“. Alle drei Thementouren sind sowohl im laufenden wie auch bereits für das nächste Schuljahr buchbar und Termine hierzu werden individuell nach Verfügbarkeit mit der Tourleitung abgestimmt. Nähere Informationen finden sich hierzu unter www.regional-scienctours.de und über kontakt@regionalpark-sciencetours.de erreichen sie das Projektbüro.

Der Hessische Kultusminister Prof. Alexander Lorz hat die Schirmherrschaft für die Regionalpark-ScienceTours übernommen. Die „Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region“ fördert die Regionalpark-ScienceTours bis Ende 2018.

Informationen: Christian Dietz, Projektbüro Regionalpark-ScienceTours, PR & Kommunikation, Telefon: 069 798-42278, kontakt@regionalpark-sciencetours.de, www.regionalpark-sciencetours.de

 

Apr 20 2018
14:12

Erneute Förderung durch den Johanna-Quandt-Jubiläumsfonds

Open-Access-Publikationsfonds der Universitätsbibliothek Frankfurt gestärkt

FRANKFURT. Die Goethe-Universität engagiert sich dafür, allen Interessierten weltweit einen freien Zugang (Open Access, OA) zu wissenschaftlichen Publikationen zu ermöglichen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei der Open-Access-Publikationsfonds der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg (UB JCS). Der Johanna-Quandt-Jubiläumsfonds hat den Publikationsfonds nun in seiner Arbeit bestärkt, indem er für 2018 eine erneute Förderung in Höhe von 50.000 Euro zugesagt hat.

Bei der Publikation von elektronischen Zeitschriftenartikeln oder E-Books, auf die Leserinnen und Leser im Internet kostenlos zugreifen können, fallen oft Publikationsgebühren an. Der OA-Publikationsfonds der Universitätsbibliothek unterstützt die Autorinnen und Autoren, indem er diese Publikationsgebühren ganz oder teilweise übernimmt. Dafür ist der Fonds neben Eigenmitteln auf zusätzliche Gelder angewiesen. So ist es für die Jahre 2018 und 2019 gelungen, eine finanzielle Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in Höhe von knapp 290.000 Euro einzuwerben. Doch selbst dieser Betrag reicht nicht aus, um alle Open-Access-Publikationen der sehr forschungsstarken Goethe-Universität zu fördern. Zudem können die DFG-Mittel ausschließlich für die Publikation von Zeitschriftenartikel verwendet werden, während in vielen Fachkulturen wie etwa den Geisteswissenschaften Bücher oder völlig kostenlose Zeitschriften eine größere Rolle spielen. Die Unterstützung des Quandt-Jubiläumsfonds ermöglicht es dem OA-Publikationsfonds, neben Zeitschriftenartikeln auch Buchprojekte oder Zeitschrifteninitiativen wie die Open Library of Humanities zu unterstützen.

Der Johanna-Quandt-Jubiläumsfonds hatte dem OA-Publikationsfonds bereits 2017 eine Förderung in Höhe von 50.000 Euro zukommen lassen. Mit diesen Mitteln konnte die Publikation von 40 Zeitschriftenartikeln gefördert werden. Die Autorinnen und Autoren stammten dabei aus den naturwissenschaftlichen Fachbereichen, der Medizin sowie der Psychologie. Doch bereits in dieser ersten Förderphase haben auch die Geistes- und Sozialwissenschaften indirekt profitiert, indem der Publikationsfonds zusätzlich innovative Zeitschrifteninitiativen unterstützte.

Information:
Dr. Roland Wagner, Open-Access-Beauftragter der Goethe-Universität, Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main, Tel: +49 (69) 798 49101, E-Mail: r.wagner@ub.uni-frankfurt.de

Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de

 

Apr 19 2018
15:18

Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) zeigen, dass sich nach einer Verletzung einzelne Zellen der innersten Schicht von Blutgefäßen stark vermehren und damit wesentlich zur Bildung neuer Blutgefäße beitragen.

Neue Einblicke in das Wachstum von Blutgefäßen

FRANKFURT. Wie neue Blutgefäße bei Säugern entstehen, zum Beispiel während der Entwicklung oder nach einer Verletzung, war bisher nicht genau bekannt. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) konnten nun Licht in diesen Prozess bringen. Sie zeigten, dass sich nach einer Verletzung einzelne Zellen der innersten Schicht von Blutgefäßen stark vermehren und damit wesentlich zur Bildung neuer Blutgefäße beitragen.

Im lebenden Organismus – und zumal noch im Herzen – zu beobachten, wie sich neue Blutgefäße bilden, ist im Säugetier nicht möglich. Deshalb sieht man immer nur Endpunkte, also, dass sich neue Adern gebildet haben und aus welchen Zellen sie bestehen. Über den eigentlichen Prozess der Gefäßneubildung weiß man bisher jedoch nur wenig. Dabei könnte dieses Wissen dazu beitragen, Gewebeschäden, die zum Beispiel bei Diabetikern oder nach einem Herzinfarkt durch Mangeldurchblutung entstehen, zukünftig einmal zu beheben.

DZHK-Wissenschaftlerin Professor Dr. Stefanie Dimmeler und ihre Kollegen am Institut für kardiovaskuläre Regeneration der Goethe-Universität Frankfurt haben deshalb das Schicksal einzelner Zellen der innersten Gefäßschicht, der Endothelzellen, während der Entwicklung und nach Gewebeschädigungen in sogenannten Confetti-Mäusen untersucht. In diesen Tieren können die Wissenschaftler mithilfe fluoreszierender Proteine bestimmte Zelltypen markieren und voneinander unterscheiden. In den verwendeten Mäusen fluoreszierten ausschließlich Endothelzellen in drei unterschiedlichen Farben. Da die Fluoreszenz auch erhalten bleibt, wenn die Zellen sich teilen, kann man so einzelne Endothelzellen und ihre „Nachkommen“ verfolgen. Damit wollten die Wissenschaftler die Frage klären, ob die Zellteilung bei der Neubildung von Blutgefäßen, wie von Zebrafischen bekannt, eher zufällig erfolgt oder ob sich bestimmte Zellen immer wieder teilen und daraus die neuen Gefäße hervorgehen.

Nach Herzinfarkt findet klonale Expansion statt

In geschädigtem Herzgewebe nach einem Herzinfarkt konnten die Forscher beobachten, dass sich bestimmte Zellen sehr häufig geteilt hatten. Diese als klonale Expansion bezeichnete Zellteilung konnten sie auch in durch Mangeldurchblutung geschädigtem Gewebe der Skelettmuskulatur feststellen. Dafür analysierten die Wissenschaftler die Fluoreszenz der Endothelzellen in Gewebeschnitten der verletzten Bereiche. Mit 30 bis 50 Prozent war der Anteil der klonal expandierenden Zellen für die Forscher überraschend hoch. „Aber eventuell unterschätzen wir den Anteil der beobachteten klonalen Expansion sogar noch“, vermutet Dimmeler. „Denn wir haben ja keine dreidimensionale Analyse durchgeführt, sondern die leuchtenden Zellen in zweidimensionalen Gewebeschnitten bestimmt.“ Weitere Experimente zeigten außerdem, dass die durch klonale Expansion gebildeten Gefäße auch durchblutet werden und damit funktionsfähig sind.

In neugeborenen Mäusen konnten die DZHK-Wissenschaftlerin und ihr Team bei der Gefäßneubildung in der Netzhaut hingegen keine klonale Expansion feststellen. Während der normalen Entwicklung scheint das Wachstum der Blutgefäße daher auf der zufälligen Vermehrung und Integration von Zellen zu beruhen. Dieses Ergebnis stimmt mit den Beobachtungen in Zebrafischen überein, bei denen auch das sogenannte „cell mixing“ die Gefäßneubildung während der Entwicklung bestimmt.

Profiling der Zellen

Die Forscher wollten die teilungsaktiven Zellen näher charakterisieren und analysierten deshalb in einzelnen der klonal expandierten Endothelzellen, welche Gene in ihnen abgelesen werden. „Überraschenderweise haben wir sehr viele Genprodukte gefunden, die typisch für den Übergang von einer Endothel- zu einer Mesenchymalzelle sind“, erzählt Dimmeler. Diese als EndMT-Prozess bezeichnete Umwandlung ist an vielen krankhaften Prozessen beteiligt, zum Beispiel der Narbenbildung oder der Arteriosklerose. In Endothelzellen spiegeln die EndMT-typischen Genprodukte jedoch keine Umwandlung, sondern vermutlich nur ein Zwischenstadium wider, dass es den Zellen ermöglicht, sich aus dem Zellverband zu lösen, um sich zu vermehren.

Klonale Expansion als mögliche Herzinfarkt-Therapie

Dimmeler und ihr Team wollen nun herausfinden, was langfristig mit den klonal expandierten Zellen passiert, denn zurzeit können sie deren Schicksal nur ca. zwei Monate verfolgen. „Wir möchten wissen, was nach einem Jahr mit diesen Zellen geschehen ist und ob die neuen Blutgefäße langfristig genauso gut sind wie die alten“, sagt Dimmeler.

Extrem spannend findet die DZHK-Wissenschaftlerin außerdem die Frage, wie es mit der klonalen Expansion in älteren Patienten aussieht. „Eventuell ist die klonale Expansion bei älteren Menschen nicht mehr so effizient, weshalb nach einem Herzinfarkt viel geschädigtes Gewebe abstirbt und vernarbt und nicht mehr durch die Bildung neuer Blutgefäße reaktiviert werden kann“, sagt Dimmeler. „Wenn wir die klonal expandierenden Zellen näher charakterisieren, hoffen wir Wege zu finden, diesen Prozess wieder gezielt anzustoßen.“

Über das DZHK

Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) ist das größte nationale Zentrum zur Erforschung von Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems. Sein Ziel ist es, Ergebnisse aus der Grundlagenforschung schnellstmöglich in den klinischen Alltag zu überführen. Dazu vereint es exzellente Grundlagenforscher und klinische Forscher aus 30 Einrichtungen an sieben Standorten. Das DZHK wurde 2011 auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gegründet und wird zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent von Sitzländern der Partnereinrichtungen gefördert. Es gehört zu den sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG), die sich der Erforschung großer Volkskrankheiten widmen.

Originalarbeit: Clonal Expansion of Endothelial Cells Contributes to Ischemia-Induced Neovascularization. Manavski, Y., Lucas, T., Glaser, S. F., Dorsheimer, L., Gunther, S., Braun, T., Rieger, M. A., Zeiher, A. M., Boon, R. A. & Dimmeler, S. Circulation research 122, 670-677, (2018). DOI: 10.1161/CIRCRESAHA.117.312310.

 

Apr 17 2018
14:20

Professor Harold James übernimmt Gastprofessur für Finanzgeschichte 2018 an der Goethe-Universität

Finanzgeschichte im Fokus

FRANKFURT. Harold James, Princeton University, übernimmt in diesem Jahr die Gastprofessur für Finanzgeschichte am House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt. Die Gastprofessur wird vom Bankhaus Metzler und der Friedrich Flick Förderungsstiftung finanziert.

Harold James ist Claude and Lore Kelly Professor für europäische Studien, Professor für Geschichte und internationale Politik sowie Direktor des Programms „Contemporary European Politics and Society“ an der Princeton University. Darüber hinaus ist er „Official Historian“ beim Internationalen Währungsfonds. Die Forschungsschwerpunkte von Harold James liegen in den Bereichen Wirtschafts- und Finanzgeschichte sowie neue europäische Geschichte. James studierte an der Cambridge University, promovierte 1982, und war acht Jahre lang Fellow des Peterhouse College in Cambridge bevor er 1986 an die Princeton University wechselte. Im Jahr 2004 erhielt er den Helmut-Schmidt-Preis für Wirtschaftsgeschichte und 2005 den Ludwig–Erhard-Preis für seine Errungenschaften im Bereich Ökonomie.

Zu James‘ Veröffentlichungen gehören unter vielen anderen eine Studie über die Krisenzeit der Zwischenkriegsjahre in Deutschland („The German Slump“, 1986), eine Analyse über die sich wandelnde deutsche Identität („A German Identity 1770-1990“, 1989) sowie ein wissenschaftlicher Artikel über das internationale Währungssystem nach Bretton Woods („International Monetary Cooperation Since Bretton Woods“, 1996). James war Mitverfasser einer Studie über die Geschichte der Deutschen Bank (1995), für die er 1996 den „Financial Times Global Business Book Award“ erhielt; im gleichen Themenfeld veröffentlichte er einige Jahre später die Monographie „The Deutsche Bank and the Nazi Economic War Against the Jews“ (2001). Ferner veröffentlichte er „The End of Globalization: Lessons from the Great Depression“ (2001), „Europe Reborn: A History 1914-2000“ (2003), „The Roman Predicament: How the Rules of International Order Create the Politics of Empire” (2006) und „Family Capitalism: Wendels, Haniels and Falcks“. Seine neuesten Arbeiten sind “The Globalization Cycle” (2009), “Making the European Monetary Union” (2012) und “The Euro and the Battle of Economic Ideas” (mit Markus K. Brunnermeier und Jean-Pierre Landau) (2016).

Während seines Aufenthalts in Frankfurt wird Harold James am 28. Mai eine Presidential Lecture auf Einladung des Center for Financial Studies halten. Darüber hinaus wird er im Ph.D.-Programm der Graduiertenschule GSEFM im House of Finance ein Seminar zum Thema „Thinking About Financial History“ anbieten. Am 8. Juni 2018 wird James die Eröffnungsrede auf einer internationalen Forschungskonferenz zum Thema „Lehman – 10 Years After“ halten, die er gemeinsam mit Bernd Rudolph, LMU, organisiert.

Die Gastprofessur für Finanzgeschichte wird in diesem Jahr zum vierten Mal besetzt. Im Rahmen der Gastprofessur werden ausgewiesene internationale Experten der bank- oder finanzhistorischen Forschung eingeladen, Wissenschaftlern, Studierenden und der interessierten Öffentlichkeit in Frankfurt Einblicke in ihre Forschungsinhalte und -methoden zu geben. Kooperationspartner sind das LOEWE-Zentrum SAFE im House of Finance und das Institut für Bank- und Finanzgeschichte. Bisherige Gastprofessoren waren Benjamin Friedman, Harvard University (2015), Caroline Fohlin, Emory University Atlanta (2016), und Hans-Joachim Voth, Universität Zürich (2017). Die Gastprofessur wurde der Goethe-Universität im Jahr 2014 vom Bankhaus Metzler und der Edmond de Rothschild Gruppe aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Universität gestiftet.

Informationen: Ursula Maßner, Assistentin des Geschäftsführenden Direktors, House of Finance, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Campus Westend, Telefon +49 (0)69 798 30091, E-Mail massner@hof.uni-frankfurt.de

 

Apr 16 2018
17:00

Stand der Überprüfung von Schwerkrafttheorien durch Schatten von Schwarzen Löchern

Können wir Schwarze Löcher voneinander unterscheiden?

FRANKFURT. Astrophysiker der Goethe-Universität Frankfurt, am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und in Nijmegen, die im Rahmen des Projekts “BlackHoleCam” zusammenarbeiten, beantworten diese Frage durch die erstmalige Berechnung von Bildern Schwarzer Löcher aufgrund alternativer, nicht-Einsteinscher Gravitationstheorien. Zurzeit ist es noch schwierig, diese von klassischen Schwarzen Löchern aufgrund der allgemeinen Relativitätstheorie zu unterscheiden. Die Ergebnisse werden als “Advance Online Publication” (AOP) am 16. April 2018 auf der Website von Nature Astronomy veröffentlicht.

Eine der fundamentalsten Vorhersagen von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie ist die Existenz von Schwarzen Löchern. Doch trotz der erst kürzlich gelungenen Entdeckung der Gravitationswellen binärer Schwarzer Löcher am LIGO-Experiment steht ein direkter Nachweis mit Radioteleskopen noch aus. Zum ersten Mal haben nun Astrophysiker der Goethe-Universität Frankfurt, des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Bonn und der Universität Nijmegen im Rahmen des vom Europäischen Forschungsrat geförderten Projekts „BlackHoleCam“ realistische „Schattenbilder“ von Sagittarius A* (Sgr A*) erstellt, dem Kandidaten für ein supermassereiches Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße. Sie wollen damit nicht nur prüfen, ob Schwarze Löcher existieren, sondern auch, ob sich Schwarzen Löcher im Rahmen von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie von denjenigen unterscheiden lassen, die in alternativen Schwerkrafttheorien auftreten.

Materie, die in den „Ereignishorizont“ am Rande eines Schwarzen Lochs gerät, wird endgültig verschluckt und ist nicht mehr nachweisbar. Doch einige der Lichtteilchen (Photonen), welche die Materie als letzte Signale aussendet, können entkommen und von fernen Beobachtern registriert werden. Die Größe und Form des dadurch erzeugten Schattens hängt dabei von den Eigenschaften des Schwarzen Lochs und der in die Rechnung eingehenden Gravititationstheorie ab.

Da die größten Abweichungen von Einsteins Relativitätstheorie sehr nahe am Ereignishorizont erwartet werden, und da alternative Gravitationstheorien unterschiedliche Vorhersagen über die Eigenschaften des Schattens treffen, sind direkte Beobachtungen von Sgr A* ein vielversprechender Ansatz, die Auswirkung der Gravitation unter den extremsten Bedingungen zu testen. Solche Bilder vom Schatten eines Schwarzen Lochs zu erzeugen, ist das oberste Ziel der internationalen „Event Horizon Telescope“-Kollaboration (EHTC), die Radiodaten von Teleskopen aus der ganzen Welt kombiniert und so ein Riesenteleskop von nahezu Erddurchmesser simuliert.

Wissenschaftler aus dem „BlackHoleCam“-Team in Europa, die der EHT-Kollaboration angehören, sind nun einen Schritt weiter gegangen und haben untersucht, ob es möglich ist, zwischen verschiedenen Typen von Schwarzen Löchern zu unterscheiden, die von unterschiedlichen Gravitationstheorien vorhergesagt werden. In Einsteins Theorie ist das der sogenannte „Kerr“-Typ, während der „Dilaton“-Typ die repräsentative Lösung einer anderen Gravitationstheorie darstellt.

Die Forscher untersuchten was passiert, wenn Materie auf diese zwei sehr unterschiedlichen Arten von Schwarzen Löchern fällt und berechneten die entstehende Strahlung als Grundlage, um die Bilder zu erzeugen. „Zur Erfassung der Effekte verschiedener Schwarzer Löcher benutzten wir realistische Simulationen von Akkretionsscheiben mit fast identischen Ausgangsbedingungen. Diese kostspieligen numerischen Simulationen benötigten hochmoderne Rechencodes und beanspruchten mehrere Monate Rechenzeit auf dem LOEWE-CSC-Supercomputer unseres Instituts“, sagt Erstautor Dr. Yosuke Mizuno.

Die erwarteten Radiobilder werden von Natur aus eine begrenzte Auflösung und Bildgenauigkeit haben. Als die Wissenschaftler ihren Rechnungen realistische Bildauflösungen zugrunde legten, fanden sie zu ihrem Erstaunen heraus, dass selbst Schwarze Löcher, die sich in ihren Eigenschaften stark von klassischen Schwarzen Löchern im Einstein’schen Sinne unterscheiden, sich in den simulierten Erscheinungsbildern kaum noch voneinander unterscheiden lassen.

“Unsere Ergebnisse legen nahe, dass man in manchen Gravitationstheorien, Schwarze Löcher ähnlich aussehen können, wie die in der Relativitätstheorie. Vermutlich brauchen wir neue Datenanalysemethoden für das EHT, um diese auseinander zu halten.“, sagt Luciano Rezzolla, Professor der Goethe-Universität und Leiter des Frankfurter Teams. „Wir müssen offen dafür sein, dass zu Einstein das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Glücklicherweise werden zukünftige Beobachtungen und fortgeschrittene Technologien diese Zweifel ausräumen können“, ist seine Schlussfolgerung.

„Tatsächlich werden unabhängige Informationen, beispielsweise von Pulsaren, die das zentrale Schwarze Loch umlaufen und nach denen wir intensiv suchen, uns dabei helfen, diese Mehrdeutigkeit zu klären“, sagt Michael Kramer, Direktor am Max Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Heino Falcke, Professor an der niederländischen Radboud-Universität, ist optimistisch. „Es gibt keine Zweifel, dass das EHT letztlich starke Beweise für den Schatten des Schwarzen Lochs liefern wird.  Diese Ergebnisse hier fordern uns heraus, die Techniken noch weiter zu entwickeln und schärfere Bilder zu erzeugen.“ Falcke hat vor fast 20 Jahren als erster vorgeschlagen, Radioteleskope zu benutzen, um die Schatten von Schwarzen Löchern abzubilden.

BlackHoleCam ist ein ERC-finanziertes Synergie-Projekt, um astrophysikalische Schwarze Löcher vermessen und verstehen zu können. Die Projektleiter Falcke, Kramer und Rezzolla testen die grundlegenden Vorhersagen von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie.  Die Teammitglieder des BlackHoleCam-Projekts sind aktive Partner der globalen Event Horizon Telescope Collaboration (EHTC). Die Goethe-Universität ist als Anteilshalter im Vorstand der EHTC vertreten.

Publikation: Yosuke Mizuno1, Ziri Younsi1, Christian M. Fromm1, , Oliver Porth1, Mariafelicia De Laurentis1, Hector Olivares1, Heino Falcke2, Michael Kramer3 and Luciano Rezzolla1,4 'The current ability to test theories of gravity with black hole shadows, Nature Astronomy, doi: 10.1038/s41550-018-0449-5. http://nature.com/articles/doi:10.1038/s41550-018-0449-5

IInstitut für Theoretische Physik Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
2Radboud University, Nijmegen, The Netherlands
3Max-Planck Institute for Radioastronomy, Bonn, Deutschland
4Institute for Advanced Studies, Frankfurt, Deutschland

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/71465647
Bildrechte: Fromm/Younsi/Mizuno/Rezzolla

Informationen:
Dr. Yosuke Mizuno, Institut für Theoretische Physik, Goethe-Universität, Mobil.: 0159 02104299, (069) 79847885, mizuno@th.physik.uni-frankfurt.de
Prof. Luciano Rezzolla, Institut für Theoretische Physik und Frankfurt Institute for Advanced Studies, Goethe-Universität, Tel. Mobil: 0170 3022982, (069) 79847871, rezzolla@th.physik.uni-frankfurt.de
Prof. Heino Falcke: Radboud University, Nijmegen, Mobil: +49 151 23040365,  +31 24 3652020
Prof. Michael Kramer, Max Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn, Mobil: (0160) 90747348, +49 228 525278

Links:
Event Horizon Telescope (EHT): https://eventhorizontelescope.org/
BlackHoleCam (BHC): https://blackholecam.org/

 

Apr 16 2018
14:43

Vortragsreihe des Cornelia Goethe Centrums der Goethe-Universität

„Feminismen aus dem Globalen Süden“

FRANKFURT. Kann Feminismus tragfähige Antworten auf die Krisen des 21. Jahrhunderts geben? Dieser Frage geht die neue Vortragsreihe „Feminismen aus dem Globalen Süden“ nach – und richtet den Blick besonders auf den Süden der Erdkugel. Denn offenbar kann die Frage hier bejaht werden: Im so genannten Globalen Süden spielen feministische Politikstile und feministische Wissenschaft eine bedeutsame Rolle bei der Bekämpfung von Armut, Gewalt, Ausbeutung und Autoritarismus. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist Brasilien, wo Schwarze Feministinnen seit Wochen die breite Bewegung gegen militaristische Gewalt anführen, die sich nach der Ermordung der Politikerin Marielle Franco sehr verstärkte. Oder die Türkei, wo Feministinnen aktiven Widerstand leisten gegen den Patriarchalismus und Chauvinismus der Regierung. Derartige einflussreiche feministische Ansätze für soziale und politische Gerechtigkeit diskutiert das Frankfurter Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse in einer Vortragsreihe im Sommersemester. Die Reihe präsentiert international renommierte Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen aus sieben verschiedenen Ländern.

Die Reihe startet 

am Mittwoch, 25. April 2018, um 18 Uhr c.t. im Hörsaalzentrum HZ 11, Campus Westend

mit einem Vortrag von Sumi Madhok von der London School of Economics, die über die umkämpften und ambivalenten Bedeutungen von Menschenrechten und ‚Agency‘ in Südostasiatischen Graswurzelbewegungen und in der globalen Entwicklungspolitik spricht.

Sumi Madhok argumentiert, dass wir weltweite feministische Kämpfe um Rechte und Selbstbestimmung nur dann verstehen können, wenn wir uns  mit den Widersprüchen zwischen den politischen Realitäten einerseits und den Konzepten, mit denen wir diese beschreiben, andererseits kritisch auseinandersetzen. Das aber ist Madhok zufolge die Voraussetzung für alle weiteren Diskussionen und vor allem für grenzüberschreitende feministische Solidarität.

Die Vorträge in deutscher oder englischer Sprache finden jeweils mittwochs von 18 bis 20 Uhr im Hörsaalzentrum HZ 11 statt, nur der Vortrag von Prof. Amina Mama am 4. Juli wird im Casino 1.801 zu hören sein.

Weitere Termine und Themen im Überblick:

2. Mai, HZ 11
Dr. Rirhandu Mageza-Barthel/ Prof. Dr. Uta Ruppert (Goethe-Universität Frankfurt): „Süd-Süd-Feminismen fordern Narrative der Weltpolitik des 21. Jahrhunderts heraus!?“

16. Mai, HZ 11
Prof. Dr. Islah Jad (Birzeit University, Bir Zait): „Universal conventions on women’s rights meeting besieged feminism: the case of Palestine”

6. Juni, HZ 11
Prof. Dr. Ayşe-Gül Altınay (Sabanci University, Istanbul): „Doing Feminism and Gender Studies in Dark Times”  

20. Juni, HZ 11
Djamila Ribeiro (São Paulo State University, São Paulo): „Postcolonial Black and Native Brazilian Women Movements in Brazil between Amefricanism and Feminism:  What are they about?”

4. Juli, Casino 1.801
Prof. Dr. Amina Mama (University of California, Davis): „In the Pursuit of Freedom: Feminist intellectuals in African contexts”   

Information: Cigdem Toprak, Cornelia Goethe Centrum, Campus Westend, Telefon 069 798-35102, E-Mail: Toprak@em.uni-frankfurt.de, Detailinformationen zum Programm: http://www.cgc.uni-frankfurt.de/cgc-lehre-kolloq.shtml

 

Apr 13 2018
15:45

Frankfurter Ökonom wurde erneut für den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vorgeschlagen

Volker Wieland soll „Wirtschaftsweiser“ bleiben

FRANKFURT. Volker Wieland, Professor für monetäre Ökonomie an der Goethe-Universität, ist vom Bundeskabinett für eine weitere Amtszeit als Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vorgeschlagen worden. Seine zweite Amtszeit läuft bis Ende Februar 2023. Wieland forscht zu Konjunktur und wirtschaftlicher Entwicklung sowie insbesondere den Auswirkungen der Geld- und Fiskalpolitik.

„Ich freue mich sehr darauf, weiter im Sachverständigenrat mitzuarbeiten“, sagte Prof. Wieland nach der Bekanntgabe. Der gesetzliche Auftrag des Sachverständigenrates sei es, „die Urteilsbildung bei allen wirtschaftspolitisch verantwortlichen Instanzen sowie in der Öffentlichkeit zu erleichtern“, so Wieland weiter. Deutschland gehe es gut: „Die Wirtschaft ist in einem kräftigen Aufschwung, die Beschäftigung ist auf Rekordstand, die Verteilung der Einkommen ist seit gut zwölf Jahren stabil. Damit sich die Wirtschaft weiterhin so gut entwickeln kann, sind zukunftsorientierte, wirtschaftspolitische Weichenstellungen notwendig“, betonte der Wirtschaftswissenschaftler.

Neben den marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland gilt Wielands Augenmerk künftig vor allem den Entwicklungen in Europa: „Die zunehmende Belastung durch Steuern und Abgaben sollte gestoppt und wieder reduziert werden. Marktwirtschaft und Arbeitsmarkt brauchen einen innovationsoffenen und flexiblen Ordnungsrahmen, um neue Herausforderungen durch Globalisierung, Digitalisierung und demografischen Wandel zu meistern.“ In Hinblick auf die EU sollen im zufolge die Probleme in den Mittelpunkt gerückt werden, die nur unionsübergreifend gelöst werden können. Für Deutschland sei besonders wichtig, „die Währungsunion krisenfest aufzustellen“.

Wieland, der dem Rat bereits von März 2013 bis Februar 2018 angehört hat, hat eine Stiftungsprofessur für Monetäre Ökonomie inne und ist Geschäftsführender Direktor des Institute for Monetary and Financial Stability (IMFS) an der Goethe-Universität Frankfurt. Im Fokus des IMFS steht die interdisziplinäre Forschung zu den Aufgaben, Kompetenzen und Befugnissen, die Zentralbanken in der Geldpolitik und in der erweiterten Regulierung und Finanzaufsicht haben. Ein wichtiges Forschungsprojekt Wielands ist der Aufbau eines Online-Archivs makroökonomischer Modelle für vergleichende Zwecke: die Macroeconomic Model Data Base.

1995 wurde Wieland an der Stanford-Universität in den Vereinigten Staaten promoviert und arbeitete anschließend an der amerikanischen Notenbank Federal Reserve in Washington. Seine Forschungsarbeiten wurden unter anderem in der American Economic Review, der European Economic Review und dem Journal of Monetary Economics veröffentlicht. Zudem war er als Berater für die Europäische Zentralbank (EZB), die Europäische Kommission und die finnische Zentralbank tätig. Seit 2004 organisiert er die Konferenzreihe „The ECB and Its Watchers“, ein öffentliches Diskussionsforum mit Vertretern der EZB, der Wissenschaft und der Finanzwelt. Darüber hinaus ist Wieland Research Fellow am Centre for Economic Policy Research (CEPR) in London, Mitglied im Kronberger Kreis sowie im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums der Finanzen.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, umgangssprachlich „die fünf Wirtschaftsweisen“ genannt, ist ein Gremium der wirtschaftswissenschaftlichen Politikberatung. Er wurde durch Gesetz im Jahre 1963 eingerichtet und veröffentlicht jedes Jahr im November ein Jahresgutachten. Weitere Mitglieder des Sachverständigenrats sind Christoph M. Schmidt (Vorsitzender), Peter Bofinger, Lars P. Feld und Isabel Schnabel.

Ein Porträt von Prof. Wieland zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/71443944

Informationen: Natascha Lenz, Pressereferentin IMFS, House of Finance, Theodor-W.-Adorno-Platz 3, Campus Westend, Telefon +49 (0)69 798-34015, Fax +49 (0)69 798-33907, eMail lenz@imfs-frankfurt.de, Homepage www.imfs-frankfurt.de

 

Apr 13 2018
14:59

Innovative Lehrveranstaltung von acht Universitäten analysiert das Spannungsfeld in einem standortübergreifenden E-Learning-Format

EU-Afrika Beziehungen im Spannungsfeld von Migration, Entwicklung und Sicherheit

FRANKFURT. Afrika und Europa haben lange und vielfältige Beziehungen. Diese ändern sich aktuell im Rahmen der sogenannten „Flüchtlingskrise“. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten nehmen Entwicklungsdefizite oder Terrorismus in Afrika nun vor allem als Migrationsanlässe wahr. Hier verweben sich verschiedene Politikfelder zu einem "security-development-migration nexus": Europäische Entwicklungspolitik ist durch sicherheitspolitische Überlegungen und Migrationsbewegungen geprägt. Was bedeutet dies für die Staaten Afrikas? Und was für Europa?

Diese aktuellen Fragen stehen im Mittelpunkt einer außergewöhnlichen Lehrveranstaltung von acht großen deutschen Universitäten im Sommersemester 2018. Die Lehrenden der Politikwissenschaft und ihre Studierenden arbeiten jede Woche über hunderte Kilometer hinweg zusammen: von Frankfurt bis Hamburg, von Mainz bis Magdeburg. Eine digitale Videoplattform und E-Learning-Formate ermöglichen es den Studierenden gemeinsam mit ihren Kommilitonen anderer Universitäten aktuelle theoretische und empirische Kenntnisse zu erarbeiten und zu diskutieren. Input-Vorträge von renommierten Forschenden aus Deutschland, Italien und Südafrika geben Einblicke in die aktuelle Forschung und Praxis in diesem Spannungsfeld der Afrika-Europa Beziehungen.

Das Besondere des Seminars ist dabei vor allem die direkte studentische Interaktion durch einen Video-Livestream und virtuelle Arbeitsräume. „Wir greifen die E-Literacy der Studierenden auf und nutzen sie in der universitären Lehre, die viel zu oft noch in traditionellen Methoden verhaftet ist“, sagt Tanja Brühl, Vizepräsidentin für Studium und Lehre sowie Professorin für Internationale Institutionen und Friedensprozesse an der Goethe-Universität Frankfurt. Brühl forscht unter anderem zu internationaler Umweltpolitik, Global Governance und den Vereinten Nationen. Die Friedens- und Konfliktforschung hat an der Goethe-Universität eine besondere Bedeutung. So ist sie auch beteiligt am gleichnamigen Leibniz-Institut in Frankfurt, das die Ursachen von internationalen Krisen und Konflikten untersucht und sich mit Friedensforschung und Abrüstungspolitik beschäftigt. 

Die Studierenden freuen sich insbesondere auf die universitätsübergreifenden Arbeitsgruppen. Yannik Suhre, teilnehmender Student aus Mainz: „Ein wichtiger Punkt mich für ein solches Seminarformat anzumelden, war es, dass es die Möglichkeit bietet andere Studierende von anderen Universitäten kennenzulernen.“ Auch methodisch wird das innovative Konzept des Seminars durch vielfältige Möglichkeiten wissenschaftlichen und journalistischen Arbeitens abgerundet, etwa in Form der Produktion von Zeitungsartikeln, Video- oder Radiobeiträgen. An diesem Seminar nehmen ca. 250 Studierende der Universitäten Düsseldorf, Freiburg, Frankfurt, Hamburg, Magdeburg, Mainz, Marburg, und Tübingen teil. „Die Vorbereitung war sehr arbeitsintensiv“, räumt Patricia Konrad von der Universität Hamburg ein. „Schließlich mussten wir uns auf Themen, Fragestellungen, Texte und Formate des Digitalen Lernens einigen“. Der Aufwand lohnt sich aber, ist sich Patricia Konrad sicher: Wir ermöglichen den Studierenden eine möglichst nachhaltige und perspektivenreiche Auseinandersetzung mit topaktuellen Inhalten des Seminars.“ Für einen langfristigen Erfolg des Konzepts sollen die Inhalte des Kurses zu E-Learning-Einheiten umgebaut und für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Digitalisierung der Lehre ist aber nicht zum Nulltarif zu haben“, mahnt Tanja Brühl. Das Projekt funktioniert nur dank einer enormen Eigenmotivation der zumeist noch in den Startlöchern der akademischen Karriere stehenden Lehrenden. 

Die Veranstaltung baut auf den Erfahrungen der beiden, sehr erfolgreichen, Kooperationsprojekte "Terrormiliz IS/Daesh: Verstehen, Einordnen und Bewerten – eine standortübergreifende Ringvorlesung" im Sommersemester 2016 sowie "Gefährdung des Friedens in Europa?" im Sommersemester 2017 auf und wurde etwa mit dem E-Learning-Förderpreis 2018 der Universität Freiburg, dem hein@ward 2017 der Universität Düsseldorf oder dem Campus-Radio-Preis der Landesanstalt für Medien NRW ausgezeichnet. Basierend auf einer intensiven Evaluierung wird das Projekt im Sommersemester 2018 zu einem noch interaktiveren Format weiterentwickelt. Eine umfassende Evaluation des nun anstehenden Seminars folgt Ende des Semesters.

Die beteiligten Standorte bzw. die Lehrenden sind:

  • Albert-Ludwigs-Universität Freiburg; Ingo Henneberg
  • Eberhard Karls Universität Tübingen; Natalie Pawlowski, Alexander Kobusch
  • Goethe Universität Frankfurt, Tanja Brühl
  • Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Witold Mucha
  • Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Friedrich Plank
  • Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Tina Rosner
  • Philipps-Universität Marburg, Kerstin Zimmer
  • Universität Hamburg, Patricia Konrad

Die Lehrveranstaltung findet in Kooperation mit folgenden Institutionen statt:

  • Brot für die Welt
  • Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
  • Istituto Affari Internazionali (IAI), Italien
  • Universität Duisburg-Essen
  • German Institute of Global and Area Studies (GIGA)
  • University of Pretoria, Südafrika

Projekthomepage mit Seminarplan: www.security-migration.politik.uni-freiburg.de

Informationen: Friedrich Plank, M.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Tel.: 06131-39-20030, E-Mail: friedrich.plank@politik.uni-mainz.de