Im aktuellen UniReport bilanzieren die Politikwissenschaftler Thomas Zittel, Christian Stecker und Michael Jankowski die Erfahrungen mit dem „Kommunalwahlkompass“ in Hessen
FRANKFURT. Zu den hessischen Kommunalwahlen am 14. März 2021 wurde erstmals in der Fläche eine Wahlhilfe angeboten, mit der sich die Wählerinnen und Wähler über das programmatische und personelle Angebot der Parteien informieren konnten. In 33 Kommunen und einem Landkreis stand der „Kommunalwahlkompass“ zur Verfügung. Im aktuellen UniReport ziehen die drei Politikwissenschaftler Prof. Thomas Zittel (Goethe-Universität Frankfurt), Dr. Christian Stecker (TU Darmstadt) und Michael Jankowski (Universität Oldenburg) nun ein erstes Fazit: „Eine Wahlhilfe für die Wähler, eine Erkenntnishilfe für die Wissenschaft“, lautet die insgesamt positive Bilanz. Die Analyse des Nutzungsverhaltens zeige, dass durch den Kommunalwahlkompass über den eigenen politischen Tellerrand geschaut wurde. Die Mehrzahl der Nutzer*innen interessierte sich nicht nur für die „eigene“ Partei oder ein bestimmtes Lager, sondern war auch an den Positionen und Begründungen von ideologisch weiter entfernten Parteien interessiert.
Von der Veröffentlichung am 17. Februar
2021 bis zur Kommunalwahl verzeichnet der Kommunalwahlkompass etwa 150 000
Nutzungen. Spitzenreiter war dabei Frankfurt, dicht gefolgt von Darmstadt und
Wiesbaden. Die Analyse zeige, dass in den Wahlvorschlägen der Parteien wichtige
soziale Gruppen unterrepräsentiert sind: „So sind nur 37 Prozent der Kandidierenden
Frauen; auch der Anteil der Kandidatinnen und Kandidaten, die jünger als 27
sind, liegt mit 9 Prozent deutlich unter dem Anteil der entsprechenden Gruppe
von 14 Prozent an der wahlberechtigten Bevölkerung in Hessen. Der Anteil von 8
Prozent von Kandidatinnen und Kandidaten mit einer nicht-deutschen
Staatsbürgerschaft stellt gegenüber den 16 Prozent in Hessen ebenso eine
deutliche Unterrepräsentation fest.“
Die Nutzer*innen konnten im Kommunalwahlkompass einzelne Thesen gewichten und
damit anzeigen, welche Themen für sie besonders wichtig sind. „Sowohl CDU-,
SPD-, FDP- als auch Grünen-Anhänger gewichteten Verkehrsthemen besonders häufig
und nahmen dazu teils gegensätzliche Positionen ein. Dies zeigt, dass die
Verkehrswende in den großen Städten ein wichtiges und zugleich stark
polarisierendes politisches Thema ist“, lautet eine weitere Erkenntnis.
Ein Jahr mit Corona: Im neuen UniReport
schauen Hochschulangehörige aus Wissenschaft, Verwaltung und Studierendenschaft
auf ein ungewöhnliches Jahr zurück. Einige der weiteren Beiträge in der
aktuellen Ausgabe befassen sich mit der Corona-Pandemie aus
erziehungswissenschaftlicher und psychologischer Sicht:
- Keine
offenen Räume, kein Mitspracherecht: Die Erziehungswissenschaftlerin Johanna
Wilmes hat untersucht, wie junge Menschen die Corona-Pandemie erleben.
- Geflüchtete
haben nur eingeschränkt Zugang zu Informationen: Die Psychosoziale
Beratungsstelle für Flüchtlinge (PBF) hat auf Grundlage der Erfahrungen des
letzten Jahres eine Studie darüber erstellt, über welches Wissen Geflüchtete
bezüglich Corona-Maßnahmen verfügen.
- Motiviert
für Tokio: Juliane Wolf, Paralympics-Tischtennispielerin, ist für die
Paralympischen Spiele in Tokio qualifiziert. Eine verschleppte
Corona-Erkrankung hat die Leistungssportlerin für mehrere Wochen außer Gefecht
gesetzt.
- Kulturgeschichte
vom Mittelalter bis in die Neuzeit Die Judaistin Elisabeth Hollender über den
Beitrag ihres Faches zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“
- „Die
Ästhetik ist eine Frankfurter Marke“: Eine Balance zwischen den Disziplinen im
Masterstudiengang Ästhetik
- Radikalisierung
nicht nur ein Problem der gesellschaftlichen „Ränder“: Mit den Ergebnissen aus
den Projekten MAPEX und FEM4DEM berät die „Pädagogik der Sekundarstufe mit
Schwerpunkt Islam“ Politik und Bildungsinstitutionen.
- „Der
Begriff Altern hat sehr viele Facetten“: Porträt des Alternswissenschaftler
Frank Oswald.
- 40
000 Briefe: Das Akademieprojekt „Buber-Korrespondenzen digital“ soll den
umfangreichen Briefwechsel des jüdischen Religionsphilosophen besser zugänglich
machen.
- Die
Seele Dänemarks: Die Lektorin Marlene Hastenplug hat gemeinsam mit Studierenden
einen Band mit Erzählungen aus Dänemark herausgebracht.
- Der
Körper als Kommunikationsnetzwerk: Die Biochemikerin Florencia Sánchez aus
Argentinien erforscht, wie Empfängerproteine Zellreaktionen beeinflussen.
- Interdisziplinär
und praxisorientiert: Das Center for Leadership and Behavior in Organizations
(CLBO) feiert sein 10-jähriges Bestehen.
- Verstehen, kritisieren und weiterdenken: Johanna Weckenmann hat zusammen mit zwei studentischen Mitstreiterinnen einen Band herausgegeben, in dem über die Institution Universität interdisziplinär und plural nachgedacht wird.
- Frankfurt
ganz anders: Der Chemiker Francesco di Maiolo ist Humboldt-Stipendiat an der
Goethe-Universität.
- Den
Betroffenen Gehör schenken: Prof. Sabine Andresen, Vorsitzende der
„Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“, über
ein sensibles gesellschaftspolitisches Feld.
- MoSyD
2019: Neue Frankfurter Studie zeigt in vielen Bereichen jugendlichen
Drogenkonsums eine Stagnation oder sogar einen Rückgang.
- „Die
Idee ist gut, die Leute sind klasse“: Die studentische Initiative TechAcademy
organisiert digitale Bildung für alle Studierenden an der Goethe-Universität.
- Im
Fokus des „Rescued“-Projekts: Ursachen des Herztods bei jungen Menschen und
Beratung der Familien.
- Interdisziplinärer
Blick auf die Schnitzkunst der Hopi: Studierende der Goethe-Universität
präsentieren im Internet eine Sammlung von Tithu-Figuren aus Arizona.
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de