​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – Juni 2019

Unsere Pressemitteilungen informieren Sie über aktuelle Ereignisse aus der Universität. Dazu zählen neue Forschungsergebnisse, universitäre Themen und Veranstaltungsankündigungen. Sie wollen regelmäßig über Neuigkeiten aus der Goethe-Universität informiert werden? Abonnieren Sie unsere Pressemitteilungen.

Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Jun 28 2019
14:07

Frankfurter Projekt befasst sich mit der Rolle widerstreitender Narrative bei einem scheinbar unlösbaren Konflikt 

Wem gehört Jerusalem?

FRANKFURT. Der künftige Status Jerusalems ist einer der großen Streitpunkte im Nahostkonflikt: Sowohl Israelis als auch Palästinenser beanspruchen die Stadt als Hauptstadt. Welche Rolle die sich widersprechenden Narrative der beiden Streitparteien in diesem Konflikt spielen, damit befasst sich ein künftiges Forschungsprojekt an der Goethe-Universität. In der gerade erschienen neuesten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ erläutern der Judaist Prof. Christian Wiese und die Literaturwissenschaftlerin Dr. Nina Fischer, worum es dabei gehen wird.

Dass U.S.-Präsident Donald Trump Jerusalem 2017 als Hauptstadt Israels anerkannt hat, hat die Lage nicht gerade vereinfacht: Von einigen israelischen Politikern als Schritt in Richtung Frieden gefeiert, entfachte die Entscheidung gewaltsame Auseinandersetzungen christlicher und muslimischer Palästinenser mit der israelischen Armee. 

Der Streit um Jerusalem hat eine starke religiöse Komponente, denn für Juden, Muslime und Christen ist Jerusalem eine heilige Stadt. Die Wurzeln dieses als „unlösbar“ bezeichneten Konflikts reichen tief. Widerstreitende Narrative auf beiden Seiten spielen dabei eine große Rolle. Jede der am Konflikt beteiligten Gemeinschaften ist überzeugt, die „echte Geschichte“ für sich beanspruchen zu können; der Gegenseite wird unterstellt, sie hänge einer vorurteilsvollen oder gar falschen Erzählung an. Ein aus dem Frankfurter LOEWE-Forschungsschwerpunkts „Religiöse Positionierung: Modalitäten und Konstellationen in jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten“ hervorgegangenes Projekt soll die Bedeutung religiös und/oder national begründeter kollektiver sozialer Erzählungen für die Identität der jeweiligen Gemeinschaft untersuchen und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. 

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2019) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de. Im Web: www.forschung-frankfurt.de.

Informationen: Prof. Dr. Christian Wiese, Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Evangelische Theologie, Uni-Campus Westend, Telefon +49(0)69 798- 33313, E-Mail c.wiese@em.uni-frankfurt.de; Dr. Nina Fischer, Projektkoordinatorin LOEWE Forschungsschwerpunkt „Religiöse Positionierung“, Uni-Campus Westend, Telefon +49(0)69-79833286, E-Mail n.fischer@em.uni-frankfurt.de

 

Jun 26 2019
10:00

Bank unterstützt die Goethe-Universität weitere fünf Jahre. Im Mittelpunkt der Förderung steht das Lehrangebot „Entrepreneurship & Innovation“

Starke Partner auch in Zukunft: Santander und die Goethe-Uni Frankfurt

FRANKFURT/MÖNCHENGLADBACH. Die Goethe-Universität Frankfurt und die Santander Consumer Bank AG verlängern die Einzelprojekte ihrer seit 2012 bestehenden Partnerschaft um weitere fünf Jahre. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten heute die Präsidentin der Universität, Prof. Birgitta Wolff, und Fernando Silva, Vorstandsmitglied der Santander Consumer Bank AG im Senatssaal der Hochschule.

Welche Inhalte werden im Zentrum der Förderung stehen? Vor allem zwei Aspekte: Das interdisziplinäre Zusatzangebot „Entrepreneurship & Innovation“ sowie das Welcome Centre der Universität. Aufgabe des Goethe Welcome Centre ist es, optimale Startbedingungen für internationale Wissenschaftler zu schaffen und ihnen während ihres universitären Aufenthalts zur Seite zu stehen – über akademische Belange hinaus. Das Lehrangebot „Entrepreneurship & Innovation“ ist ein neues Programm der Universität, das sowohl Bachelor als auch Master Studierenden Tools und Methoden der Praxisumsetzung vermittelt: Wie kann ich meine Ideen konkret realisieren, wie kann ich mein Talent für eine Unternehmensgründung einsetzen, wodurch wird mein unternehmerisches Denken und Handeln gefördert?

„Die Goethe-Universität Frankfurt ist einer unserer engsten und bedeutendsten Partner“, äußerte sich Fernando Silva bei der heutigen Unterzeichnung. „Die Förderung des Lehrangebots ‚Entrepreneurship & Innovation' ist für uns eine Herzensangelegenheit, denn Entrepreneurship zählt zu den drei Hauptelementen unseres universitären Engagements. Als internationale Bank möchten wir in junge Talente investieren und sie auf eine unternehmerische Zukunft vorbereiten. Die Vermittlung dieser Skills ist von enormer Wichtigkeit für neue Arbeitswelten.“

Auch Prof. Birgitta Wolff freut sich über die weitere Zusammenarbeit: „Sowohl das Welcome Centre, das Santander schon seit Jahren fördert, als auch das neue interdisziplinäre Lehrangebot ‚Entrepreneurship & Innovation' sind für zahlreiche Studierende und WissenschaftlerInnen extrem hilfreich. Umso dankbarer sind wir deshalb, dass wir auch in den nächsten Jahren auf Santander als Partner zählen können.“

Mehr Informationen finden Sie unter: presse.santander.de.

Pressekontakt:

Eva Oberdörster, Communications; Tel. (02161) 690-9408; Evamaria.oberdoerster@santander.de

 

Jun 26 2019
09:00

​ Die Rückkehr des Rudeltiers spaltet die Gemüter

(K)ein Platz für Wölfe?

FRANKFURT. Wölfe lösen beim Menschen gleichermaßen Angst und Faszination aus. Das Raubtier wird bei Nutztierhaltern, Jägern, Naturschützern und Politikern kontrovers diskutiert. Michelle Müller hat sich in ihrer Masterarbeit mit den Habitat-Ansprüchen sowie dem Konfliktpotenzial der Wölfe beschäftigt. In der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins „Forschung Frankfurt“ zeigt sie Lösungsansätze auf.

Menschen hatten den Wolf in Europa fast vollständig ausgerottet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderten Einzeltiere von Polen aus wieder in die Bundesrepublik ein. Doch meist wurden sie abgeschossen oder überfahren. Erst als der Wolf nach der Wiedervereinigung 1990 auch in den neuen Bundesländern unter Naturschutz gestellt wurde, konnte er sich in Deutschland langfristig wieder ansiedeln. 2017/2018 lebten in Deutschland 73 Rudel und 31 Paare, verteilt auf die Bundesländer Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Zurzeit wächst die Wolfspopulation in Deutschland jährlich um etwa 30 Prozent. „Für die Annahme, Wölfe würden ihre Scheu gegenüber Menschen verlieren, wenn sie nicht bejagt werden, gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg“, erklärt Michelle Müller, die an der Goethe-Universität Physische Geographie studierte. Während eines Praktikums bei LUPUS, dem Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland, lernte sie, dass das größte Konfliktpotential im Zusammenleben von Mensch und Wolf die Nutztierrisse sind.

Mit der Rückkehr der Wölfe musste die Art der Nutztierhaltung wieder an die Anwesenheit des Räubers angepasst werden. „Gezieltes Wolfsmanagement ist notwendig, um Konflikte zwischen Menschen, ihren Nutztieren und den Wölfen zu verhindern“, weiß Michelle Müller aus der Forschung für ihre Masterarbeit. Die Bundesländer erfassen Daten zum Vorkommen der Art und der von ihr verursachten Schäden. Managementpläne regeln die staatliche Förderung von Schutzmaßnahmen, die bis zu 90 Prozent beträgt. Sollte dennoch ein Tier nachweislich vom Wolf gerissen worden sein, erhält der Halter eine Ausgleichszahlung.

Den effektivsten Schutz bieten Herdenschutzhunde in Verbindung mit Elektrozäunen. Die Hunde leben hierbei dauerhaft in der Herde. Sie sind groß und kräftig genug, um Wölfe passiv durch Imponiergehabe zu vertreiben. Elektrozäune sollten straff gespannt sein und eine Spannung von mindestens 3000 Volt (gepulst) aufweisen. Empfohlen wird eine Höhe von 120 cm. Bisher haben Wölfe nur in wenigen Fällen empfohlene Schutzmaßnahmen wiederholt überwunden. „Häufig sind Nutztierverluste auf falsch eingesetzte Schutzmaßnahmen zurückzuführen“, sagt Michelle Müller.

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2019) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de. Im Web: www.forschung-frankfurt.de.

Informationen: Michelle Müller, Projektmitarbeiterin beim Regionalverband Harz im Natur- und Geopark, Tel.: 03946 964125, Email: mueller@harzregion.de
Bundesweite Ansprechpartner sind die Wolfsexperten von LUPUS, dem Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland, und der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW).

 

Jun 25 2019
17:12

Verleihung bei der Akademischen Feier der Freundesvereinigung

Gut dotierte Preise für 13 junge Forscherinnen und Forscher

FRANKFURT. 13 junge Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität sind heute Nachmittag für ihre herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten ausgezeichnet worden. Bei der Akademischen Feier der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität überreichten der Vorsitzende der Vereinigung, Prof. Wilhelm Bender, und der Vizepräsident der Universität, Prof. Roger Erb, Preise von insgesamt 57.500 Euro – eine neue Rekordsumme bei dieser zum 34. Mal stattfindenden Veranstaltung. 

Die sechs Preisträgerinnen und sieben Preisträger in der Reihenfolge der Preisvergabe: 

Preis der Vereinigung von Freunden und Förderern (10.000 Euro) 

Der Biologe Dr. Frederic Strobl promovierte im Arbeitskreis „Physikalische Biologie“ am Buchmann Institut für Molekulare Lebenswissenschaften. Seine Dissertation „Comparative Embryonic Morphogenesis of Emerging Insect Model Organisms“ verglich die Fruchtfliege Drosophila melanogaster mit ihren nahen Verwandten. Im Zentrum steht die bisher von der Forschung vernachlässigte Untersuchung zur embryonalen Morphogenese. Diese ermöglicht es, Aussagen über die evolutionäre Diversifikation der Fruchtfliege zu treffen. 

Werner Pünder-Preis (insgesamt 10.000 Euro) 

Die Rechtswissenschaftlerin Dr. Nadine Drönner promovierte am Institut für Rechtsgeschichte zum Thema „Das ‚Homosexuellen-Urteil' des Bundesverfassungsgerichts aus rechtshistorischer Perspektive (BVerfG 6, 389)“. Dabei befasste sich Drönner mit dem heute stark kritisierten Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1957, in dem das Gericht die Strafbarkeit männlicher homosexueller Kontakte nicht für verfassungswidrig erklärte. Ihre rechtshistorische Analyse zeigt, dass das BVerfG sein Urteil als Entscheidung für den Augenblick verstand. Sein Verständnis eines wandelbaren Sittengesetzes ermöglichte sodann u. a. die Reform des Sexualstrafrechts. 

Die Politikwissenschaftlerin Dr. des. Jeanette Ehrmann schrieb ihre Doktorarbeit am Frankfurter Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“. In ihrer Dissertation „Tropen der Freiheit. Haitianische Revolution und die Dekolonisierung des Politischen“ beschäftigt sie sich mit der ersten und einzigen erfolgreichen Revolution (1791–1804) versklavter Menschen, die im kulturellen Gedächtnis Europas verschwiegen wird. Ihre These: In dieser Revolution entstehen radikal antirassistische Entwürfe von Freiheit, Gleichheit und politischer Gemeinschaft, die zu einer Dekolonisierung moderner politischer Herrschaft führen. 

Frankfurter Forschungspreis 2019 der Rudolf Geißendörfer-Stiftung (5000 Euro)

Der Mediziner Dr. Jan Heil wird mit dem geförderten Projekt „Die Korrelation von tumor-assoziierten Makrophagen und Tumorprogress im hepatozellulären Karzinom – Eine Pilotstudie“ seine bisherigen Arbeiten im Bereich Zellkultur und Makrophagen-Tumorinteraktion am Universitätsklinikum fortsetzen. Im Zentrum stehen Nachweismethoden im Blut und Gewebe zur Bestimmung von M2-Makropahgen, die unter anderem eine wesentliche Rolle in Entstehung und Progress des Leberzellkarzinoms (hepatozellulären Karzinoms) spielen. 

Mediterran-Preis (3500 Euro) 

Der Archäologe Dr. Moein Eslami studierte in Isfahan und schloss seine Promotion in Frankfurt ab. In seiner Doktorarbeit „Geoarchaeological investigation on Mudbrick manufacturing from middle Elamit Period (second millennium BC)" befasst er sich mit der Restaurierung von Lehmziegelbauten. Als Ausgangspunkt dient ihm die mineralogische und chemische Zusammensetzung der Lehmziegel, denn das Rohmaterial Lehm unterscheidet sich von Region zu Region. Die Ergebnisse sind Grundlage für die Wahl adäquater Konservierungsmethoden. 

Barbara und Piergiuseppe Scardigli-Preis für geisteswissenschaftliche Fächer (3000 Euro) 

Die Philologin Dr. Helena Schmedt studierte in Frankfurt und Florenz Klassische Philologie. Ihre Dissertation „Antonius Diogenes. Neuedition, Übersetzung, Kommentar und Interpretation der Testimonien und Fragmente“ beschäftigte sich mit dem griechischen Roman „Die wunderbaren Dinge jenseits von Thule“ aus der römischen Kaiserzeit. Der Roman kombiniert mit Liebesgeschichten, Magie, Reisen sowie Angaben zu Pythagoras auf einzigartige und faszinierende Weise verschiedenste Themen und literarische Traditionen. Ihre Arbeit leistet einen Beitrag zum Verständnis des nur fragmentarisch erhaltenen Werkes. 

WISAG-Preis (5000 Euro) 

Der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Ingo Sauer widerlegte in seiner Promotion „The influence of the central bank's assets on the exchange rate and the price level: essays and empirical analyses" mit aus historischen Archiven extrahierten Zentralbank-Bilanzdaten und modernen ökonometrischen Verfahren die Quantitätstheorie: Er zeigte, dass deren empirische Säule, die Hyperinflation, durch Zentralbank-Insolvenzen verursacht wurde, während der Anstieg der Geldmengen nur eine falsch interpretierte Begleiterscheinung darstellte. Daher ergibt sich für die derzeit diskutierten Risiken im Eurosystem (Target-Salden) eine völlig neue Interpretation. 

Stifterpreis „Sozialpsychiatrie Frankfurt“ (5000 Euro)

Die Psychologin Dr. Janina Kitzerow evaluierte in ihrer Doktorarbeit am Autismus-Therapie- und Forschungszentrum des Frankfurter Universitätsklinikums das dort entwickelte Frühinterventionsprogramm für Vorschulkinder mit Autismus-Spektrum-Störung (A-FFIP). Sie beschrieb Verbesserungen der sozialen Interaktions- und Kommunikationsfertigkeiten sowie weiterer kindlicher Entwicklungsbereiche. 

Frankfurter Dissertationspreis für Philosophie (3000 Euro) 

Der Geisteswissenschaftler Dr. des. Dominik Kauss beleuchtete in seiner Dissertation „Conceivability, Existence, and Logic" das Verhältnis zwischen zwei Begriffen von Vorstellbarkeit: zwischen dem, was sich rationalerweise imaginieren lässt und dem, was sich rationalerweise glauben lässt. Diesen begrifflichen Kontrast nutzte er, um das Verhältnis konkurrierender Gültigkeitsbegriffe in der Philosophie der Logik zu erhellen. Kauss zeigte, wie sich auf dieser Grundlage ein neues Licht werfen lässt auf diverse philosophische Kontroversen, darunter Descartes' Cogito-Argument, Humes Kritik des ontologischen Gottesbeweises und Russells Rätsel des Nichtseins. 

Procter & Gamble-Nachhaltigkeitspreis und Förderpreis (insgesamt 8000 Euro) 

Der Physiker Dr. Martin Heinritzi arbeitet am Institut für Atmosphäre und Umwelt zum Thema „Biogene Nukleation atmosphärischer Partikel“. Für seine Dissertation „Mass spectrometric measurements of highly oxygenated organic molecules contributing to atmospheric new particle formation" forschte er in Kooperation mit dem Europäischen Kernforschungszentrum CERN beim CLOUD-Experiment und fand heraus, dass die Duftstoffe von Bäumen in der Atmosphäre neue Partikel bilden können, die Wolken entstehen lassen. 

Mit Procter & Gamble-Förderpreisen für ihre Bachelorarbeiten wurden Max Czymai („Agrarkraftstoffe: Teil der Lösung oder des Problems? Perspektiven von NGOs im Vergleich“) und Sonja Ströll („Veränderung der Waldgesellschaft durch den Klimawandel“) ausgezeichnet. 

Wilhelm Bender-Dissertationspreis (5000 Euro – erstmalig vergeben) 

Die Geisteswissenschaftlerin Dr. Annemarie Opp schrieb ihre Doktorarbeit „Liebe und Konsum. Ästhetik und Poetik eines Zusammenhangs in Romanen der Moderne und Postmoderne“ in dem Forschungsverbundprojekt „Konsumästhetik – Formen des Umgangs mit käuflichen Dingen“ an der Goethe-Universität. Darin zeigt sie auf, dass die romantische Liebe und der Kapitalismus keine unvereinbaren Gegensätze, sondern interdependente Phänomene sind.

 

Jun 25 2019
11:57

​ Direktor des Max-Planck-Instituts für Biophysikalische Chemie spricht über molekulare Mechanismen bei der Fusion von biologischen Membranen.

Reinhard Jahn übernimmt Rolf-Sammet-Gastprofessur 2019

FRANKFURT. Der Neurobiologe Prof. Reinhard Jahn, Direktor am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen, wird als neuer Rolf-Sammet-Gastprofessor vom 1.-5. Juli 2019 die Goethe-Universität Frankfurt besuchen. Er wird in fünf Vorträgen das Thema „Spotlight on molecular machines functioning in synaptic transmission“ behandeln.

Festvortrag mit Preisverleihung: Montag, 1.7.2019, 17.15 Uhr,
Otto-Stern-Zentrum, Campus Riedberg der Goethe-Universität.

Reinhard Jahn interessiert sich seit vielen Jahren für die molekularen Mechanismen, die der Fusion von biologischen Membranen zugrunde liegen. Er identifizierte dabei die Proteine, welche die Membranverschmelzung vermitteln und charakterisierte die Struktur und Funktionsweise der molekularen Fusionsmaschinerie. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt dabei auf der Untersuchung und strukturellen Charakterisierung von SNARE Proteinen, die bei der Fusion von synaptischen Vesikel in Nervenzellen und generell bei der Membranfusion im Inneren von Zellen eine wichtige Rolle spielen. Diese Arbeiten sind nicht nur für die neurobiologische Forschung, sondern für die gesamte Zellbiologie von großer Bedeutung.

Die Rolf-Sammet-Gastprofessur zählt zu den ältesten und renommiertesten Gastprofessuren an der Goethe-Universität. Von den 27 bisherigen Preisträgern haben 10 inzwischen den Nobelpreis in Chemie oder Medizin erhalten. Jedes Jahr wird ein international renommierter Wissenschaftler aus dem Gebiet der molekularen Chemie/Biochemie/Medizin nach Frankfurt eingeladen, um dort seine Forschung in einem einwöchigen Vortragszyklus vorzustellen.

Weitere Termine der Rolf-Sammet-Gastprofessur unter https://www.uni-frankfurt.de/46321548/sammet

Organisation: Prof. Thomas Prisner, Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, Goethe-Universität Frankfurt, Tel. (069) 798-29449; prisner@chemie.uni-frankfurt.de

 

Jun 25 2019
10:26

Einladung zur Akademischen Feier des Fachbereichs Physik mit Staatssekretärin Ayse Asar

Frankfurter Physiker ehren Luciano Rezzolla

FRANKFURT. Für seine herausragende wissenschaftliche Arbeit erhält der Theoretische Astrophysiker Luciano Rezzolla den Wissenschaftspreis der Frankfurter Physik. Der Preis wird im Rahmen einer akademischen Feierstunde mit Staatssekretärin Ayse Asar vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst vergeben

am Freitag, dem 28. Juni um 16:30 Uhr im Biozentrum,
HS B1, Max-von-Laue-Str. 9, Campus Riedberg.

Veranstalter sind der Fachbereich Physik der Goethe-Universität, die Walter Greiner Gesellschaft zur Förderung der physikalischen Grundlagenforschung (WGG) und das Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS). Nach einer Begrüßung durch Prof. Michael Lang, Dekan des Fachbereichs Physik, Prof. Roger Erb, Vizepräsident der Goethe-Universität, Dr. Nikolaus Hensel, Gründungsvorstand der WGG und Prof. Enrico Schleiff, Vorstandsvorsitzender des FIAS, werden die Auszeichnungen für herausragende junge und erfahrene Wissenschaftler in einer Gesamthöhe von rund 150.000 Euro verliehen.

Den Wissenschaftspreis der Frankfurter Physik für herausragende wissenschaftliche Arbeit erhalten Prof. Luciano Rezzolla und sein Team am Institut für Theoretische Physik in Anerkennung seiner herausragenden Leistungen im Zusammenhang mit der Erforschung Schwarzer Löcher.

Hierzu hat Herr Rezzolla unlängst weltweit Weltweite mediale Aufmerksamkeit erfahren erfuhr der italienische Physiker in seiner Rolle als Vorstandsmitglied und Leiter des „Black Hole Cam-Projektes (BHC-Projekt)“, welches erstmals die Beobachtung des heißen Plasma-Rings um das Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie M87 sichtbar machte.

Für sein Lebenswerk in der Gravitationsphysik erhält Prof. Friedrich Hehl, der am Institut für Theoretische Physik der Universität zu Köln lehrte, den Karl-Schwarzschild-Preis 2019. Prof. Hehl hat in herausragender Weise in über mehr als vier Jahrzehnten die theoretischen Grundlagen der allgemeinen Relativitätstheorie (ART) untersucht, insbesondere hat er Erweiterungen von Einsteins ART geschaffen, um die Torsion der Raumzeit einzubeziehen, die Einstein einst vernachlässigt hatte. Mit dem Preis wird an Karl Schwarzschild erinnert, den berühmten Frankfurter Astrophysiker, der vor einhundert Jahren innerhalb weniger Monate die nach ihm benannte Lösung von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie berechnete. Dr. Maris Bauer erhält den von der Carl Wilhelm Fück-Stiftung ausgelobten und mit 10.000 Euro dotierten "Walter Greiner-Preis“ für die beste Physik-Dissertation. Er promovierte am Physikalischen Institut der Goethe-Universität über die Entwicklung von Sensoren für die Terahertz-Messtechnik, die er nun am Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik für zerstörungsfreie Produktprüfung in Industrieanwendungen einsetzt.

Studierende im Bereich Biophysik gaben den Ausschlag für den erstmals in diesem Jahr vergebenen „Niko-Claus-Preis“, benannt nach den beiden Stiftern Nikolaus Hensel und Claus Wisser. Ausgezeichnet wird Dr. Georg Wille vom Institut für Biophysik. Er wird für sein außergewöhnlich starkes Engagement in der Lehre, für die Belange der Studierenden und seine Aktivitäten zur strukturellen Verbesserung des Studiengangs Biophysik geehrt.

Für das herausragende Engagement von Studierenden im Bereich der Lehre wird Julia Sammet ausgezeichnet. Der Doktorandin ist die Gründung und der Aufbau des Physik-Lernzentrums der Goethe-Universität am Campus Riedberg zu verdanken. Als Leiterin der Einrichtung ist Julia Sammet mit ihrem Team erste Anlaufstelle für Studierende bei physikalischen und mathematischen Fragen.

Darüber hinaus werden die besten Studienabschlüsse des Fachbereichs Physik geehrt sowie die Rolf und Edith Sandvoss-Stipendien und die Deutschlandstipendien vorgestellt. 

Informationen: Prof. Horst Stöcker, Senior Fellow FIAS, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-47614 , Email: stoecker@Fias.uni-frankfurt.de

 

Jun 24 2019
12:41

Neue Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ erschienen / Interview mit Nicole Deitelhoff: Konflikte als Triebkraft der Demokratie

Mehr Konflikt!

FRANKFURT. Protestveranstaltungen und Demonstrationen, Brexit und wirtschaftspolitische Drohgebärden – wir leben in einer konfliktträchtigen Zeit. An der Goethe-Universität befassen sich gleich mehrere Disziplinen mit dem Thema „Konflikt“. Wie vielschichtig dies geschieht, das zeigt die neueste Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“, die heute erschienen ist.

„Konflikt“ – dieser Begriff wird von vielen Menschen als negativ empfunden und gleichgesetzt mit Streit, Unfrieden, vielleicht sogar Gewalt. Dabei kann der Konflikt Ursprung für so vieles sein, zum Beispiel auch für Konsenslösungen und Innovationen. Auch die Frankfurter Politologin und Leiterin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung Prof. Nicole Deitelhoff, sieht viel positives Potenzial in Konflikten: Wie sie in einem Interview deutlich macht, das in der neuesten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zu lesen ist, sind Konflikte ein notwendiger Bestandteil moderner demokratischer Gesellschaften.

„Erst im Konflikt beginnen wir, darüber nachzudenken, wie wir eigentlich zusammenleben wollen“ – sagt Deitelhoff im Interview. Die Politologin veranschaulicht im Gespräch eindrucksvoll, dass es heutzutage in punkto Streitkultur etliche Defizite gibt: Konflikte würden viel zu wenig ausgehalten und ausgetragen, gerade in der Politik. Alle übten sich in zivilisierter Gesprächsführung, Talkshows zeigten keine echten Debatten, und schon die Kleinen im Kindergarten lernten, wie man Konflikte vermeidet – so die Politologin. Dabei sei der Konflikt die Integrationskraft moderner Gesellschaften: „Im Streit, in der Auseinandersetzung über Unterschiede und im Ausbuchstabieren politischer Werte und Prinzipien, die ein Miteinander über diese Differenzen hinweg erlauben, konstituieren wir Zusammenhalt“, so Deitelhoff.

Und was ist mit all den Aggressionen im Internet? Hier müsse man genau hinsehen, findet Deitelhoff. Denn auch Echokammern hätten ursprünglich ihre Daseinsberechtigung – geben sie doch Menschen die Gelegenheit zur Artikulation ihrer Interessen, die sich dies auf einer größeren Bühne nicht trauten. Was Deitelhoff außerdem zu sagen hat – etwa über die Ziele und Aufgaben des gerade entstehenden Instituts für gesellschaftlichen Zusammenhalt, das sie von Frankfurt aus leiten wird –, das lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Forschung Frankfurt. Und darüber hinaus viele weitere spannende Beiträge zu (Forschungs)fragen rund um das Schwerpunktthema „Konflikt – Zwischen Eskalation und Schlichtung“.

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2018) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de. Im Web: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.

Informationen: Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Professur für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungen; Institut für Politikwissenschaft; Campus Westend, Telefon 069/798-31444; E-Mail nicole.deitelhoff@normativeorders.net

 

Jun 21 2019
14:37

Rund 16,5 Millionen Euro für vier wissenschaftliche Schwerpunkte zugesagt /Antragspartnerschaft bei zwei weiteren Schwerpunkten

LOEWE-Förderung: Großer Erfolg für die Goethe-Uni 

FRANKFURT. Die Goethe-Universität hat drei neue LOEWE-Schwerpunkte unter ihrer Federführung eingeworben. Auch der formal vom FIAS beantragte Schwerpunkt CMMS – Mehrskalen-Modellierung in den Lebenswissenschaften liegt in der Federführung Frankfurter Wissenschaftler. Für die vier Schwerpunkte stehen in den nächsten vier Jahren rund 16,5 Millionen Euro zur Verfügung. Zudem ist die Goethe-Universität an zwei weiteren Schwerpunkten als Antragstellerin beteiligt, die beide ein finanzielles Gesamtvolumen von 8,9 Mio. Euro umfassen.

Die Vizepräsidentin für Forschung Prof. Dr. Simone Fulda: „Identität, Migration und Dimensionen von Ordnung sowie Klimawandel und ein besseres Verständnis biologischer Prozesse dank künstlicher Intelligenz: die Goethe-Universität und ihre Partner forschen intensiv zu Themen von höchster gesellschaftlicher Relevanz.“

Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff ergänzt: „Die neuen LOEWE-Schwerpunkte zeigen auch, dass sich die intensivierte Kooperationskultur zwischen den hessischen Universitäten und weiteren Forschungseinrichtungen bewährt. Der Erfolg lädt ein zu mehr. Glückwunsch an alle, die diese Anträge zum Erfolg geführt haben!“

Neue LOEWE-Schwerpunkte unter Federführung der Goethe-Universität: LOEWE- Schwerpunkt: Vergangene Warmzeiten als natürliche Analoge unserer „hoch-CO2“-Klimazukunft (VeWa)

Was erwartet uns, wenn sich der Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre gegenüber dem Wert der vorindustriellen Zeit nahezu verdoppelt? Nach Schätzungen des Internationalen Klimarats IPCC ist mit einem solchen extremen Treibhausklima noch in diesem Jahrhundert zu rechnen. In der Geschichte der Erde gab es vergleichbar hohe CO2-Werte zuletzt vor mehr als 35 Millionen Jahren, im Paläogen. Im Projekt VeWa unter Federführung der Goethe-Universität haben sich Geologen, Biologen, Geografen und Klimamodellierer zusammen¬geschlossen, um das Paläoklima und die Paläoumwelt quantitativ zu erforschen, idealerweise in bis zu saisonaler Auflösung. „Der Rückblick in die Vergangenheit ist für uns zugleich ein Fenster zur Zukunft unseres Planeten“, erläutert der Sprecher des Projekts, Prof. Wolfgang Müller vom Institut für Geowissenschaften. Als Klimaarchive nutzen er und seine Projektpartner in der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) die Zusammensetzung mariner Organismen. Ebenso untersuchen sie die Sedimente am Land, u.a. aus der hessischen Welterbe-Stätte Messel. Daraus wollen sie das Klima, die Chemie des Ozeans und die Entwicklung der Artenvielfalt auf dem Land und im Meer ableiten. Die Ergebnisse sollen in einer Mitmach-Ausstellung im Senckenberg Museum für Laien verständlich präsentiert werden.

LOEWE-Schwerpunkt: Minderheitenstudien: Sprache und Identität 

Wie interagieren die identitätsbedingenden Faktoren (Sprache, Religion, kulturelles Erbe etc.) miteinander im Kontext der Migration von Minderheiten? Dieser Frage wird der LOEWE-Schwerpunkt „Minderheitenstudien: Sprache und Identität“ unter Federführung der Goethe-Universität auf den Grund gehen. Seit 2015 erlebt Europa die massivste Einwanderungswelle seit dem Zweiten Weltkrieg. Viele Menschen verlassen ihre Heimat, weil sie dort als Minderheiten verfolgt und unterdrückt werden. Durch die Einwanderung in eine für sie neue Gesellschaft ändert sich ihre Situation: Von einer Minderheit im eigenen Land werden sie zusätzlich zu einer Minderheit im fremden Land. Ist die sprachliche, religiöse, ethnische und kulturelle Identität einer Minderheit im Herkunftsland gemeinhin auf einer Ebene angesiedelt, kommt durch die Einwanderung in ein fremdes Land eine neue Ebene hinzu. Die Menschen müssen sich gegenüber einer neuen Mehrheit als Minderheit definieren, zugleich bleibt jedoch der Minderheitsstatus gegenüber der Mehrheit im Herkunftsland, die ebenfalls eingewandert ist. Diese Problematik will der LOEWE-Schwerpunkt „Minderheitenstudien: Sprache und Identität“ erforschen. „Insbesondere geht es um die Frage, inwieweit die Wechselwirkung zwischen Selbst- und Fremdsicht zu einem Identitätswandel im Zielland führen kann“, erklärt der Linguist Prof. Jost Gippert, der Sprecher des Schwerpunktes sein wird. Dabei verfolge das Projekt einen interdisziplinären Ansatz, der die Felder Sprache, Geschichte und Gesellschaft einbezieht. Außer der Goethe-Universität Frankfurt am Main sind die Philipps-Universität Marburg ist die Justus-Liebig-Universität Gießen beteiligt.

LOEWE-Schwerpunkt: Architekturen des Ordnens 

Der Begriff der Architektur bezieht sich längst nicht mehr nur auf Gebilde aus Holz, Stein, Stahl und Beton und auf deren Zustandekommen: Auch in Diskursen über Ordnung und Rationalität spielt er eine wichtige Rolle. So ist oft von „Medien-“ oder „Sicherheitsarchitektur“ die Rede oder von der „Architektur der europäischen Außenpolitik“; die Philosophie spricht von „Gedankengebäuden“, große Unternehmen von der „Corporate Architecture“. Der geplante LOEWE-Schwerpunkt „Architekturen des Ordnens“ unter Federführung der Goethe-Universität untersucht, welche Bedeutung Architektur für die Bildung von gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Ordnungskonzepten hat – und wie diese Ordnungskonzepte wiederum auf den Architekturdiskurs und dessen Ordnungsbegriffe zurückwirkt. „Die beteiligten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen gehen der Frage nach, wie Architektur Ordnungen hervorbringt, wie sie auf nichtarchitektonische Ordnungsnarrative wirkt und wie sich beide Sphären gegenseitig beeinflussen“, erklärt der Kunsthistoriker Prof. Carsten Ruhl, der als Sprecher des Schwerpunkts auftritt. Langfristig solle die LOEWE-Förderung der Ausgangspunkt für ein international sichtbares architekturwissenschaftliches Profil im Rhein-Main-Gebiet sein. Am Schwerpunkt beteiligt sind außer Ruhls Kunstgeschichtliches Institut am Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften der Goethe-Universität das Fachgebiet Architektur- und Kunstgeschichte der Technischen Universität Darmstadt, das Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte (Frankfurt) sowie das Deutsche Architekturmuseum Frankfurt.

Zudem ist die Goethe-Universität an folgenden weiteren LOEWE-Schwerpunkten als Antragspartner beteiligt. 

LOEWE-Schwerpunkt: CMMS – Mehrskalen-Modellierung in den Lebenswissenschaften.
Wie kann man komplexe biologische Systeme besser verstehen? Eine quantitative Erfassung der Eigenschaften biologischer Systeme auf unterschiedlichen Skalen ermöglicht mathematische Modelle. Daher erforscht der beantragte LOEWE-Schwerpunkt CMMS neue Ansätze für Datenorganisation, Algorithmen und Experimente etwa zur Bestimmung der notwendigen Parameter oder zur Verifikation des Modells. Diese Computermodelle helfen, die Funktionsweise von Organismen zu verstehen und medizinische Möglichkeiten und biotechnologischen Methoden zu entwickeln. Zusätzlich soll ein Graduierten-Programm aufgebaut werden. Federführung: Frankfurt Institute for Advanced Studies, Antragspartner: Goethe-Universität Frankfurt sowie Max-Planck-Institut für Biophysik und Max-Planck-Institut für Hirnforschung (beide Frankfurt). 

LOEWE-Schwerpunkt: GLUE – G protein-coupled receptor Ligands for Underexplored Epitopes.
Lassen sich mit alternativen Bindestellen Medikamente mit geringeren Nebenwirkungen entwickeln? Rund ein Drittel aller zugelassenen Arzneimittel wirkt über so genannte G-Protein-gekoppelte Rezeptoren. Weil körpereigene Hormone oder Neurotransmitter an denselben Stellen andocken, steigt die Gefahr von Nebenwirkungen. Das beantragte LOEWE-Forschungsprojekt will alternative Bindetaschen für die Wirkstoffentwicklung erforschen. Ein Alleinstellungsmerkmal des Projekts ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Arbeitsgruppen der computergestützten Wirkstoffforschung, der pharmazeutischen Chemie, Biochemie, Strukturbiologie und Pharmakologie. Federführung: Philipps-Universität Marburg, Antragspartner: Goethe-Universität Frankfurt, Max-Planck-Institut für Herz und Lungenforschung (Bad Nauheim), Technische Universität Darmstadt. 

LOEWE-Schwerpunkt: TRABITA – Transiente Bindungstaschen für die Wirkstoffentwicklung.
Wie entwickelt man Wirkstoffe für pharmakologisch bisher unzugängliche Proteine? Medikamente wirken in der Regel durch Bindung an krankheitsrelevante Proteine. Dafür ist es wichtig, die Struktur eines bestimmten Bindungsorts in diesen Proteinen –der sogenannten Bindungstasche – zu verstehen. Viele Proteine sind jedoch flexibel. Wenn es gelingt, Medikamente für solche „transienten Bindetaschen“ zu entwickeln, weisen diese oft deutlich verbesserte Eigenschaften auf. Der beantragte LOEWE-Schwerpunkt „TRABITA“ soll Ansätze dafür entwickeln. Federführung: Technische Universität Darmstadt, Antragspartner: Goethe-Universität Frankfurt, Hochschule Darmstadt.

 

Jun 21 2019
10:25

Pharmaziesommerschule im steiermärkischen Aigen (Ennstal) bereitet Studierende seit 1999 in zwangloser Atmosphäre erfolgreich auf den ersten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung vor

„Länderübergreifendes Erfolgsformat“ feiert 20. Geburtstag

FRANKFURT. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Pharmazie-Sommerschule, die im Sommersemester 1999 das erste Mal durchgeführt wurde, erwartet die zahlreichen Studierenden und Dozenten in diesem Jahr prominenter Besuch aus dem Hessischen Finanzministerium: Staatsminister Dr. Thomas Schäfer wird zwei Tage lang an der Pharmazie-Sommerschule teilnehmen, um mit den Beteiligten ins Gespräch zu kommen und sich selbst ein Bild von dem erfolgreichen didaktischen Konzept zu machen, das einige Zeit später auch in der Medizin und Chemie eingeführt wurde. Ein weiteres Thema ist die Vertiefung der schon heute sehr intensiven politischen und wissenschaftlichen Kooperation zwischen den beiden Bundesländern Steiermark und Hessen. Die diesjährige Sommerschule finden zwischen dem 22. und 29. Juni statt.

Gleichsam erfunden und in den letzten 20 Jahren aufgebaut hat die Pharmazie-Sommerschule der Pharmazeutische Chemiker und Vizepräsident für Third Mission, Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz. Die Idee dahinter: Pharmazie-Studierende eines Jahrgangs pauken klausur- und prüfungsrelevanten Stoff nicht nur einzeln zuhause oder in der Universität, sondern eine Woche lang gemeinsam in der Steiermark, vor grüner Alpen-Kulisse im idyllischen Aigen (Ennstal) und mit einem touristischen und sportlichen Begleitprogramm. Der Effekt dieser zwangloseren Lernatmosphäre ist sogar messbar: Die Sommerschule hilft Studierenden in aller Regel, ihre Abschlussprüfungen spürbar besser abzuschließen. Die Noten haben sich den letzten 20 Jahren deutlich verbessert.

Die Sommer- und Winterschulen der Pharmazie, Medizin und Chemie sind laut Vizepräsident Schubert-Zsilavecz heute das größte universitäre studentische Austauschprogramm zwischen den beiden Bundesländern Hessen und Steiermark: „Mehr als 3.500 Studierende haben inzwischen an 70 einwöchigen Veranstaltungen teilgenommen und damit ihre Chancen in Prüfungen deutlich verbessert. Wir haben damit ein länderübergreifendes Erfolgsformat realisiert.“

Finanzminister Dr. Schäfer erklärte: „Der europäische Geist lebt – das zeigt sich an der langjährigen Freundschaft und zahlreichen Kooperationen zwischen der Steiermark und Hessen. Mit der Sommerschule der Pharmazie feiert eine dieser Kooperationen nun ihr 20-jähriges Jubiläum. Dazu gratuliere ich recht herzlich, denn das ,Geburtstagskind' hat sich ganz prächtig entwickelt: Der Zulauf ist rege und die Studierenden profitieren spürbar vom gemeinschaftlichen Lernen. In diesem Sinne wünsche ich der Sommerschule alles Gute für die – mindestens – nächsten 20 Jahre!“

Diese besondere Verbindung zwischen Steiermark und Hessen schlägt sich in diesem Jahr auch in der thematischen Wahl des universitären Sommerfests am 5. Juli (ab 15 Uhr) auf dem Campus Westend der Goethe-Universität nieder. Das Motto lautet: „Sommer. Campus. Feiern – Hessen trifft Steiermark“. Dabei stehen kulturelle, wissenschaftliche und kulinarische Highlights der Steiermark im Mittelpunkt. Besonders freut sich Manfred Schubert-Zsilavecz über das Commitment der beiden Landesregierungen, das in der gemeinsamen Unterstützung des universitären Sommerfests zum Ausdruck kommt: „Das unterstreicht einmal mehr die strategische Partnerschaft zwischen beiden Bundesländern. Das Sommerfest macht für viele Uni-Angehörige und Bürger diese Partnerschaft erlebbar.“

Dazu passt, dass am Vorabend des Sommerfestes, am 4. Juli, die bekannte steiermärkische Autorin Barbara Frischmuth an der Goethe-Universität eine Lesung hält. Eine öffentliche Einladung dazu wie auch zum Uni-Sommerfest erfolgt in Kürze.

 

Jun 21 2019
10:10

Studie zeigt: MRT ist dem Herzkatheter ebenbürtig

Schonender Blick ins Herz

FRANKFURT. Die nichtinvasive Messung der Herzdurchblutung mit Magnetresonanztomographie (MRT) ist dem Herzkatheter ebenbürtig. Das zeigt eine internationale Studie unter Federführung der Goethe-Universität, die in der aktuellen Ausgabe des New England Journal of Medicine erschienen ist. 

Bei Patienten mit Brustschmerzen und vermuteter stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) hängt die Therapie in erster Linie davon ab, wie stark die herzversorgenden Gefäße (Koronararterien) verengt sind. Dies wird oft durch das Einführen eines Herzkatheters untersucht. Im Zweifel wird zusätzlich der Druck in den Koronararterien gemessen. Die Kombination beider Methoden ist der derzeit anerkannte Standard für Therapieentscheidungen. Eine vielversprechende Alternative, die Durchblutung des Herzmuskels nichtinvasiv und direkt zu erfassen, ist die kardiovaskuläre Magnetresonanztomographie (MRT). 

Im Gegensatz zur Computertomograpie (CT) kommt das MRT ohne ionisierende Strahlung aus und liefert obendrein präzisere Messungen des Blutdurchflusses als herkömmliche Techniken. Das konnte das Team um Prof. Eike Nagel, Direktor des Instituts für Experimentelle und Translationale Kardiovaskuläre Bildgebung an der Goethe-Universität, jetzt zeigen. Im Rahmen der MR-INFORM-Studie untersuchte es an 918 Patienten mit einer Indikation zur Herzkatheteruntersuchung, ob die Untersuchung mit dem MRT zu gleichen Ergebnissen führt wie die derzeitige invasive Technik. 

Hierfür wurden die Patienten zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhielt die Standarddiagnostik mit Herzkatheter mit einer zusätzlichen Druckmessung in den Koronararterien, während die andere Gruppe nichtinvasiv mit MRT untersucht wurde. Wenn im MRT eine beeinträchtigte Durchblutung des Herzens nachgewiesen wurde, planten die Forscher mit Hilfe einer Katheter-Untersuchung das weitere Vorgehen. 

In jedem Studienarm wurden verengte Herzkranzgefäße erweitert, wenn dies aufgrund der Untersuchung angezeigt war. Innerhalb des folgenden Jahres dokumentierten die Ärzte, wie viele Patienten starben, einen Herzinfarkt erlitten oder eine erneute Gefäßerweiterung benötigten. Außerdem erfassten sie, ob die Herzbeschwerden weiterhin bestanden. 

Das Ergebnis: in der Gruppe der mit MRT untersuchten Patienten benötigten weniger als die Hälfte einen diagnostischen Herzkatheter und weniger Patienten bekamen eine Gefäßerweiterung (36% vs 45%). Das bedeutet: durch eine vorgeschaltete MRT-Untersuchung lassen sich Herzkatheter-Untersuchungen sowohl zu diagnostischen als auch zu therapeutischen Zwecken einsparen. Beide Gruppen unterschieden sich jedoch nicht bezüglich weiterbestehender Beschwerden oder des Auftretens erneuter Beschwerden, Komplikationen oder Todesfällen. 

„Damit können Patienten mit stabilen Brustschmerzen, die bisher einen Herzkatheter bekommen, alternativ mit einer Durchblutungsmessung mit MRT untersucht werden“, folgert Prof. Eike Nagel. „Die Ergebnisse für den Patienten sind genauso gut, die Untersuchung mit MRT hat jedoch viele Vorteile: Sie dauert weniger als eine Stunde, Patienten erhalten lediglich eine kleine Kanüle in den Arm und werden keiner Strahlung ausgesetzt.“ Die Hoffnung des Mediziners ist, dass die schonende Untersuchung nun als Methode erster Wahl eingesetzt wird und so Herzkatheteruntersuchungen eingespart werden können. 

Im Gegensatz zu Großbritannien, wo eine MRT-Untersuchung des Herzens von der nationalen Krankenkasse (NHS) bezahlt wird, ist dies in Deutschland nach wie vor oft schwierig und muss meist einzeln verhandelt werden. Auch hier hofft Nagel, dass die Studie zur Anerkennung der schonenden Diagnostik einen Beitrag leisten und die Versorgung verbessern kann. 

Die finanzielle Unterstützung erfolgt unter anderem durch das britische National Institute of Health Research (NIHR) über das biomedizinische Forschungszentrum (BRC) am Guy's & St. Thomas' Krankenhaus, durch das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und durch das Unternehmen Bayer AG Deutschland. 

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/78920068 

Bildtext: Durchblutungsmessung des Herzmuskels mit Magnetresonanztomographie (oben). Der dunkle Bereich im Herzmuskel (Pfeile) zeigt eine ausgeprägte Durchblutungsstörung an. Die Herzkatheteruntersuchung des gleichen Patienten (unten) zeigt eine deutliche Engstelle in einer Arterie. Copyright: Eike Nagel, Goethe Universität 

Publikation: Magnetic Resonance Perfusion or Fractional Flow Reserve in Coronary Disease Eike Nagel, et al. N Engl J Med 2019;380:2418-28. DOI: 10.1056/NEJMoa1716734 

Informationen: Prof. Dr. Eike Nagel, Institut für experimentelle und translationale kardiovaskuläre Bildgebung, Fachbereich Medizin, Campus Niederrad, Tel.: 0151 4197 4195, eike.nagel@cardiac-imaging.org.

 

Jun 19 2019
16:19

Institut für Ethnologie der Goethe-Uni kuratiert Ausstellung im Weltkulturen Museum

Plakatiert! Reflexionen des indigenen Nordamerika

FRANKFURT. Das Weltkulturen Museum und das Institut für Ethnologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main laden ein zur Eröffnung der Ausstellung „Plakatiert! Reflexionen des indigenen Nordamerika“ am 26. Juni 2019 um 19 Uhr im Weltkulturen Labor Schaumainkai 37 60594 Frankfurt.

Plakate sind Dokumente materieller Kultur und ein Spiegel der sozialen und politischen Welt, in der sie entstanden sind. „Wir sind täglich von Plakaten umgeben, nehmen diese jedoch kaum bewusst wahr, obwohl sie eine Reflexion unserer eigenen Umwelt sind“, betont Alexandra Buzesteanu, eine der beteiligten Studentinnen. Anhand von rund 100 Plakaten und 30 zusätzlichen Objekten aus Privatsammlungen und der Sammlung des Weltkulturen Museums zeigt die Ausstellung ausgewählte Aspekte indigener Lebenswelten zwischen der Arktis und dem US-amerikanischen Süden. Eine zentrale Idee dabei war, Plakate ins Zentrum der Betrachtung zu stellen, die von der indigenen Bevölkerung Nordamerikas konzipiert wurden oder sich an diese richten. Themen sind unter anderem die Bedeutung von Abstammung und Identität, Gesundheit, die Rolle der Bildung und des Militärs sowie Probleme häuslicher Gewalt. Die historische Bandbreite – von den 1970er Jahren bis 2018 – zeigt, dass die auf den Plakaten angesprochenen Themen ihre Aktualität nicht verloren haben, andere neu hinzugekommen oder weniger zentral geworden sind.

Vorbereitet haben die Ausstellung seit dem Sommer 2018 elf Studierende der Ethnologie und der Curatorial Studies in Kooperation mit dem Weltkulturen Museum. Dabei entstand ein Begleitkatalog, in dem die Themen der Ausstellung weiter ausgeführt werden. Die tiefergehenden Recherchen zeigten, dass es sich lohnt, in die Geschichten der Plakate einzutauchen. So führte beispielweise die Suche nach dem Namen eines zunächst unbekannten Mannes auf einem der Plakate zu einer kontinentübergreifenden Berichterstattung. 

Die Ausstellung wird vom 27. Juni bis zum 1. Dezember gezeigt. 

Zur Ausstellungseröffnung ist der Eintritt frei.

Plakat zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/78927758

Information: Christine Sturm, Telefon +49 (0)69 212-71276, E-Mail christine.sturm@stadt-frankfurt.de; Julia Rajkovic-Kamara, Telefon +49 (0)069 212 45115, E-Mail julia.rajkovic-kamara@stadt-frankfurt.de

 

Jun 17 2019
16:00

Die Goethe-Universität gratuliert ihrem Emeritus Prof. Jürgen Habermas zum 90. Geburtstag

Philosoph des vernunftgeprägten Diskurses

FRANKFURT. Am 18. Juni 2019 feiert Jürgen Habermas seinen 90. Geburtstag. Mitglieder der Goethe-Universität gratulieren dem weltweit bedeutenden Philosophen, der viele Jahre an der Universität Frankfurt gelehrt und geforscht und mehrere Generationen von Wissenschaftlern geprägt hat, herzlich zu seinem runden Geburtstag und wünschen ihm noch viele produktive Jahre. Die Glückwünsche aus der Goethe-Universität und von Wissenschaftsministerin Angela Dorn finden sich auch in zahlreichen Statements in dieser Pressemitteilung.

Habermas zählt zu den weltweit am häufigsten rezipierten Philosophen und Soziologen der Gegenwart, sein Leben und Wirken ist aufs Engste verknüpft mit der Goethe-Universität. 1929 geboren in Düsseldorf, studierte Jürgen Habermas von 1949 bis 1954 in Göttingen, Zürich und Bonn Philosophie, Geschichte, Psychologie, deutsche Literatur und Ökonomie. Früh geprägt wurde er durch eine Begegnung mit Karl-Otto Apel, der ebenfalls später in Frankfurt lehren sollte. 1953 erregte Habermas erstmals Aufsehen, als er in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Heidegger wegen seiner Nähe zum Nationalsozialismus kritisierte.

1956 wurde Habermas Forschungsstipendiat am Institut für Sozialforschung bei Theodor W. Adorno, wechselte aber für seine Habilitation nach Marburg. Nach einer ersten außerordentlichen Professur in Heidelberg kehrte Habermas 1964 nach Frankfurt zurück, da er auf Horkheimers Lehrstuhl für Philosophie berufen worden war. Aus seiner Antrittsvorlesung „Erkenntnis und Interesse“ entstand später eine seiner einflussreichsten Arbeiten.

Während der Studentenproteste um 1968 spielte Habermas eine herausragende Rolle: Mit seinen Forderungen nach Reformen im Bildungswesen wurde er zum geistigen Anreger der revoltierenden Generation. Schon Ende der 1960er Jahre ging er jedoch auf Distanz zu den radikalen Linken um Rudi Dutschke und kritisierte deren leichtfertigen Umgang mit Gewalt. Von 1971 bis 1981 war Habermas mit Carl Friedrich von Weizsäcker Leiter des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt. 1981 erschien sein Hauptwerk, „Theorie des kommunikativen Handelns“. Von 1983 bis 1994 lehrte er wieder als Philosophieprofessor an der Goethe-Universität. Auch nach seiner Emeritierung blieb er stets publizistisch präsent und bezog zu vielen relevanten Themen Stellung. Verbunden blieb er auch der Goethe-Universität, wo er auch jetzt einen Tag nach seinem 90. Geburtstag einen öffentlichen Vortrag halten wird.

Glückwunsch der Präsidentin zum 90. Geburtstag von Jürgen Habermas:

„Während die Gesellschaft polarisiert ist wie nie und sich viele ins Private zurückziehen, ist Jürgen Habermas aktueller denn je: Wir brauchen den vernunftgeprägten Diskurs, wie Habermas ihn in seiner Theorie des kommunikativen Handelns formuliert hat, um Antworten zu finden auf die aktuellen Fragen nach Gerechtigkeit und Zusammenhalt. Als Universitätspräsidentin freue ich mich, dass der große Philosoph diese Fragen auch immer wieder mit unserer Frankfurter Universitäts-Community debattiert.“
Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität

Statement der Wissenschaftsministerin:

„Jürgen Habermas hat seine Beiträge zum gesellschaftlichen Diskurs einmal als ‚Versuch der uneingeladenen argumentativen Beihilfe zum fortlaufenden Prozess der öffentlichen Meinungsbildung' bezeichnet. Damit hat er seine Rolle als Intellektueller im besten Sinne mit der ihm eigenen Prägnanz und einer Spur Humor optimal charakterisiert. Als Philosoph, aber auch als streitbarer Demokrat und überzeugter Europäer hat Jürgen Habermas auch die Geschichte der Goethe-Universität seit den 50er Jahren mitgeprägt. Wir können uns glücklich schätzen, ihn zu haben, und ich wünsche ihm viele weitere gesunde und hellwache Jahre.“
Angela Dorn, Hessische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst

Weitere Stimmen aus der Goethe-Universität:

„Jürgen Habermas stellt nicht nur eine schillernde Persönlichkeit der Goethe-Universität dar, sondern prägte mit seinem Denken und Wirken in der Tradition der Kritischen Theorie die Diskussionen um die Gestaltung demokratischer Teilhabe und um die Verwirklichung von aufklärerischen Werten zu gesellschaftlichen und staatlichen Normen und ihre Widersprüchlichkeit. So gestaltete er das Verständnis und die Praxis von Demokratie in und außerhalb der Universität.“
Kyra Beninga, Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Goethe-Universität

„Ich freue mich sehr, dass Jürgen Habermas, dem ich seit meiner Studienzeit verbunden bin, seinen 90. Geburtstag bei guter Gesundheit und mit anhaltender Produktivität feiern kann. Besonders glücklich bin ich darüber, dass wir dieses Ereignis zusammen in Frankfurt würdigen können und er uns das Geschenk eines Vortrags und eingehender Diskussionen mit seinen SchülerInnen und KollegInnen macht. Sein Werk ist und bleibt für viele unsere Forschungen an der Goethe-Universität, insbesondere im Rahmen des Exzellenzclusters Normative Ordnungen, maßgebend.“
Rainer Forst, Professor für Politische Theorie und Philosophie, Co-Sprecher des Forschungsverbunds Normative Ordnungen

„Jürgen Habermas vereinigt auf nahezu einmalige Weise die miteinander kommunizierenden Rollen des weltweit anerkannten Wissenschaftlers und des öffentlichen Intellektuellen. Sowohl durch sein wissenschaftliches Werk als auch in seiner eigenen Person hat er dargetan, dass Vernunft und Öffentlichkeit sich wechselseitig voraussetzen und nicht ausschließen, wie vor allem hierzulande immer wieder behauptet. Mit dieser grundlegenden Einsicht prägt er das Selbstverständnis des demokratischen Verfassungsstaates nicht nur in Deutschland, sondern auch für ein vereintes Europa.“
Klaus Günther, Professor für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht, Co-Sprecher des Forschungsverbunds Normative Ordnungen

„Wie bei vielen anderen meiner Generation, die der Kritischen Theorie verbunden sind, spielte die Lektüre der Schriften von Jürgen Habermas, insbesondere der Theorie des kommunikativen Handelns, bereits im Studium eine entscheidende Rolle. Die nachhaltige Wirkung der Habermas'schen Schriften beruht gerade auch auf ihrer Fähigkeit, auf die Lektüre anderer Autorinnen und Ansätze auszustrahlen. Jürgen Habermas' bleibende Bedeutung für das Institut für Sozialforschung fußt nicht zuletzt auf seinen Arbeiten zur Logik der Sozialwissenschaften, die eine kritisch-rekonstruktive Methodologie begründet haben. Der Positivismusstreit der 1960er Jahre, zu dessen Protagonisten Habermas gehörte, scheint gegenwärtig in der deutschen Soziologie in neuem Gewande wiederzukehren, was dem jungen Habermas eine neue Aktualität verleiht.“
Ferdinand Sutterlüty, Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Familien- und Jugendsoziologie, kommissarischer Direktor des Instituts für Sozialforschung (für Pressemitteilung zu Habermas' 90.)

„Es ist ganz unbestritten: Jürgen Habermas ist einer der bedeutendsten, wirkungsmächtigsten und diskursprägendsten Philosophen seiner Generation, dies gilt für den deutschen, den europäischen, ja den globalen Kontext. Dass ich selbst heute an der Frankfurter Universität eine Professur bekleide, die auch mit seinem Namen verbunden ist, ist für mich eine große, immer wieder fast schwindelerregende Ehre. Es bedeutet für mich zugleich eine Verpflichtung auf einen Anspruch, der für ihn immer selbstverständlich war: dass es im Denken um etwas, ja, um alles geht, nämlich um unser Verhältnis zu uns zu selbst, zur Welt und zur Gesellschaft.“
Martin Saar, Professor für Sozialphilosophie

„Wie von keinem Zweiten kann man von Jürgen Habermas lernen, was es heißt, leidenschaftlich, anspruchsvoll und zugleich politisch verantwortungsvoll zu philosophieren. Sein intellektueller Stil ist geprägt von einer offenen und kommunikativen Weise zu denken. Lange bevor die Forschungspolitik durch äußere Anreize großflächige Kooperationen in den Geistes- und Sozialwissenschaften initiierte, hat Habermas von innen heraus, aus internen vernünftigen Gründen, die Interdisziplinarität der Philosophie als etwas Selbstverständliches etabliert.“
Thomas M. Schmidt, Professor für Religionsphilosophie

„Die Bedeutung von Jürgen Habermas für die Politikwissenschaft ist kaum zu überschätzen. Jürgen Habermas ist nicht nur ein brillanter Analytiker des Status-quo, er hat auch den Mut und die Fähigkeit, neue Denkhorizonte zu eröffnen und innovative Theorien zu entwickeln, die wegweisend für die gesamte Politikwissenschaft waren und sind. Während meines Studiums hat mir Habermas mit seiner Habilitationsschrift zum Strukturwandel der Öffentlichkeit die Augen geöffnet – politische Systeme, so habe ich gelernt, sind in ständigen Anpassungsprozessen an gesellschaftliche Veränderungen. In seinen späteren Schriften legte Habermas den Grundstein für die heute florierende Forschung zu neuen Demokratiemodellen und ist damit indirekt Gründungsvater der Forschungsstelle ‚Demokratische Innovationen' an der Goethe Universität.“
Brigitte Geißel, Professorin für Politikwissenschaft und politische Soziologie, Leiterin der Forschungsstelle Demokratische Innovationen

Weitere Informationen: https://www.normativeorders.net

 

Jun 17 2019
14:59

Forscher simulieren extremen Druck und große Hitze im tiefen Erdmantel

Neues aus der Kinderstube der Diamanten 

FRANKFURT. Im Gegensatz zum lupenreinen Edelstein enthalten faserige Diamanten oft kleine Einschlüsse von Salzlauge. Sie verraten Forschern, unter welchen Bedingungen Diamanten tief im Erdmantel entstehen. Ein Forscherteam unter Beteiligung der Goethe-Universität hat das Rätsel gelöst, in dem sie die Situation unter extremem Druck und großer Hitze im Labor simulierte.

Diamanten sind Kristalle aus Kohlenstoff, die sich im tiefen Erdmantel unter den ältesten Kontinenten, den Kratonen, bilden. Durch explosive Vulkanausbrüche gelangen sie mit exotischen Magmen, den Kimberliten, an die Erdoberfläche. Aus vorherigen Studien war bereits bekannt, dass Diamanten Natrium- und Kalium-haltige Fluide einschließen, jedoch war der Ursprung dieser Fluide unbekannt. 

„Damit solche Einschlüsse entstehen können, müssen Teile der marinen Erdkruste und deren Sedimentauflage in einer sogenannten Subduktionszone unter die kratonischen Kontinente abtauchen. Diese Zonen liegen in Tiefen von über 110 Kilometern bei einem Druck von mehr als vier Gigapascal, also dem 40 Tausendfachen des atmosphärischen Drucks“, erklärt Michael Förster, der Erstautor der Studie, die in der Fachzeitschrift Science Advances erschienen ist. Das Abtauchen der Erdkruste muss rasch geschehen, so dass sich der Diamant gebildet hat, bevor das Sediment bei über 800 Grad Celsius zu schmelzen anfängt und mit dem kratonischen Mantel reagiert. 

Für die Hochdruckexperimente im Labor schichteten die Wissenschaftler aus Sydney, Mainz und Frankfurt marines Sediment und Peridotit (Erdmantelgestein) in vier Millimeter kleine Kapseln und setzten sie unter Hochdruck und extreme Temperaturen. Bei Drücken von vier bis sechs Gigapascal - entsprechend Tiefen von 120 bis 180 Kilometern – entstanden aus der Reaktionen beider Schichten kleine Salzkristalle. Deren Kalium zu Natrium-Verhältnis entspricht genau dem der salzhaltigen Fluideinschlüsse in Diamanten. In Experimenten mit geringeren Drücken, die Tiefen von unter 110 Kilometern entsprechen, fehlen diese Salze. Stattdessen wird Kalium aus dem recycelten Sediment von Glimmer aufgenommen. 

„Im Gegensatz zu vorherigen Modellen, bei denen der Ursprung der Salze dem Meerwasser zugeschrieben wurde, sind die Sedimente eine plausible Quelle für Kalium“, sagt der Mineraloge Prof. Horst Marschall von der Goethe-Universität, „denn im Meerwasser ist die Kaliumkonzentration zu niedrig, um die salinen Einschlüsse in Diamanten zu erklären.“ Als Nebenprodukt der Reaktion entstanden auch magnesiumreiche Karbonate, die wichtige Bestandteile der Kimberlite sind. 

Publikation: Michael W. Förster, et al. Melting of sediments in the deep mantle produces saline fluid inclusions in diamonds, in Science Advances, Vol.5 No. 5, DOI: DOI: 10.1126/sciadv.aau2620; https://advances.sciencemag.org/content/5/5/eaau2620

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/78861524 

Bildtext: Prof. Horst Marschall vor einer der Hochdruckpressen im Institut für Geowissenschaften, mit denen die Entstehung von Einschlüssen in Diamanten simuliert werden. 

Bild: Horst Marschall, Goethe-Universität

 

Jun 14 2019
16:58

Edward G. Lengel über die Rolle der USA bei einschneidenden geschichtlichen Ereignissen

Luftbrücke, Mauerfall und Wiedervereinigung

HINWEIS: Der Vortrag fällt aus familiären Gründen des Referenten leider aus.

FRANKFURT. Die Goethe-Universität lädt gemeinsam mit ihrem Forschungskolleg Humanwissenschaften und dem US-Generalkonsulat Frankfurt am Main am Montag, 17. Juni, 18 Uhr in die Lobby des PA-Gebäudes Campus Westend, Theodor-W.-Adorno-Platz 1 zu einem Vortrag des ehemaligen Chefhistorikers des Weißen Hauses, Prof. Edward G. Lengel ein. Lengel wird in englischer Sprache über die Rolle der USA beim Fall der Mauer referieren, der Untertitel des Vortrags lautet: „Pivotal Moments and How They are Remembered“.

Einschneidende historische Ereignisse werden von Historikern und Nicht-Historikern häufig sehr unterschiedlich untersucht und bewertet. In den USA gibt es sogenannte „Public Historians“, die sich zum Ziel gesetzt haben, diese Lücke zu schließen, indem sie die Perspektiven auf solche Ereignisse von akademischen Historikern einerseits und der allgemeinen Öffentlichkeit andererseits zusammenführen.

In seinem Vortrag wird Prof. Lengel auf historische Ereignisse wie die Luftbrücke, den Mauerfall und die Wiedervereinigung blicken. Es soll diskutiert werden, wie diese aus akademischer, öffentlicher und transnationaler Sicht wahrgenommen werden und wie unsere kollektive Erinnerung geformt wird. Am 22. Oktober wird es einen weiteren Vortrag zur Rolle der USA beim Mauerfall geben, dann spricht Thomas Alan Schwartz (Universität Vanderbilt) über „From John McCloy to George Bush – America's Foreign Policy Establishment, European Unity, and German Reunification, 1945–1990“. 

Prof. Dr. Edward G. Lengel ist der ehemalige Chief Historian der White House Historical Association, ehemaliger Professor und Direktor der Washington Papers an der University of Virginia. Lengel ist unabhängiger Historiker, Berater der Woodrow Wilson Presidential Library Foundation und Mitglied der Kuratoriums der United States World War One Centennial Commission. 

Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.

Information: Dr. Annabelle Hornung, Veranstaltungen und Ausstellungen, Campus Westend, PA-Gebäude, E-Mail hornung@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 13 2019
11:03

Theatergruppe der Goethe-Universität zeigt im Juli neues Stück. Tragikomödie hat Premiere am 5. Juli.

Chaincourt Theatre präsentiert: „The Scarecrow“

FRANKFURT. Die „Chaincourt Theatre Company“ des Instituts für England- und Amerikastudien (IEAS) der Goethe-Universität präsentiert im Juli Percy MacKayes Tragikomödie „The Scarecrow“ (1908). Die Handlung spielt im späten 17. Jahrhundert und dreht sich um den Teufel Dickon und eine von ihm zum Leben erweckte Vogelscheuche (engl. „scarecrow“), die im Auftrag von der Schmiedin Goody Rickby einen Racheakt an Justice Merton durchführen soll. In vier Akten zeigen die insgesamt 13 Studierenden ein humorvolles Theaterstück um Liebe, Vergeltung und Identität.

Regie führt der Dozent und ehemalige Schauspieler sowie Theaterregisseur James Fisk; Kostüme, Bühnenbild sowie Technik übernehmen Studierende des Fachbereichs Neuere Philologien. Die Premiere wird am 5. Juli stattfinden, weitere Aufführungen sind am 6., 11., 12. und 13. Juli jeweils um 19.30 Uhr im IG-Farben-Nebengebäude auf dem Campus Westend, Raum NG 1.741. Karten (10 Euro/5 Euro) sind eine Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Abendkasse oder in „Zimmer 17“ (Raum IG 3.257 IG-Farben-Haus) erhältlich.

Weitere Informationen: https://chaincourt.org

Kontakt: James Fisk, Institut für England- und Amerikastudien, Goethe-Universität Frankfurt, Tel. (069) 798-32538; fisk@em.uni-frankfurt.de

 

Jun 12 2019
14:52

Aus Anlass seines 90. Geburtstags kehrt der berühmte Philosoph zurück an die Goethe-Universität und spricht am 19. Juni über das Verhältnis von Moralität und Sittlichkeit

Öffentlicher Vortrag von Jürgen Habermas

FRANKFURT. Jürgen Habermas ist der wichtigste deutsche Philosoph der Gegenwart und einer der weltweit meistzitierten Intellektuellen. Die politischen Debatten der Bundesrepublik hat er entscheidend mitgeprägt. Aus Anlass seines 90. Geburtstags kommt Habermas an die Goethe-Universität, wo er bis zu seiner Emeritierung forschte und lehrte. Auf dem Programm steht auch ein öffentlicher Vortrag des Jubilars mit dem Titel „Noch einmal: Zum Verhältnis von Moralität und Sittlichkeit“ am Mittwoch, dem 19. Juni 2019, um 18.00 Uhr im Hörsaalzentrum (HZ 1) auf dem Campus Westend der Goethe-Universität, Theodor-W.-Adorno-Platz 5, 60323 Frankfurt am Main.

In seinem Vortrag greift Jürgen Habermas ein klassisches Thema der praktischen Philosophie auf, das in seinem Werk eine große Rolle spielt. Ausgehend von der Kontroverse zwischen Kant und Hegel stellt er die Frage, wie sich die Prinzipien moralischer und politischer Autonomie zu der „sittlichen“ Realität historisch situierter Gemeinwesen verhalten. Er plädiert für den Vorrang von Prinzipien der Gerechtigkeit vor Imperativen sozialer Integration und zieht daraus Schlüsse für unsere Gegenwart. 

Jürgen Habermas begeht am Vortag (18. Juni) seinen Geburtstag. Bei dem anschließenden Besuch in Frankfurt folgt er einer Einladung von Prof. Rainer Forst und Prof. Klaus Günther, den Sprechern des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität. Ebenfalls an der Ausrichtung des Vortrags beteiligt ist die von Prof. Forst geleitete Leibniz-Forschergruppe „Transnationale Gerechtigkeit“ an der Goethe-Universität. 

Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff sagte: „Jürgen Habermas gehört zu den prägenden Persönlichkeiten der Goethe-Universität und der Philosophie der Gegenwart. Seine Theorie des Diskurses inspirierte auch den Exzellenzcluster Herausbildung Normativer Ordnungen und aktuell daraus entstehende weitere Forschungsinitiativen wie zum Beispiel den Frankfurter Beitrag zum ‚Institut für gesellschaftlichen Zusammenhalt'.“

Prof. Rainer Forst, politischer Philosoph, hob hervor: „Es ist für uns eine große Freude und Ehre, Jürgen Habermas aus Anlass seines Geburtstages an der Goethe-Universität begrüßen zu dürfen. Seine Theorie des Diskurses hat in der Philosophie, den Rechts- und Sozialwissenschaften weltweit paradigmenbildend gewirkt. Wer heute über immer drängendere Herausforderungen wie globale Gerechtigkeit, religiös pluralistische Gesellschaften sowie Fragen einer kosmopolitischen Demokratie und Staatsbürgerschaft nachdenkt, kommt an seinem Werk nicht vorbei.“ 

Jürgen Habermas hat dreimal in Frankfurt Station gemacht, wo er nach eigenen Worten „die aufregendsten Zeiten“ seines „erwachsenen Lebens erfahren“ hat. Von 1956 bis 1959 war er Assistent am Institut für Sozialforschung und arbeitete mit Theodor W. Adorno zusammen. Als Nachfolger von Max Horkheimer bekleidete er von 1964 bis 1971 den Doppellehrstuhl für Philosophie und Soziologie an der Goethe-Universität. 

Nach seiner Zeit am Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt in Starnberg, wo er bis heute wohnt, nahm er trotz attraktiver Angebote u.a. aus den USA erneut einen Ruf nach Frankfurt an. Hier lehrte und forschte er von 1983 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1994 als Professor für Philosophie mit dem Schwerpunkt Sozialphilosophie. 

Zu den zahlreichen Auszeichnungen und Würdigungen, die Jürgen Habermas im Laufe seines Lebens erhalten hat, gehört auch der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis. Dieser nach wie vor bedeutendste und höchstdotierte nationale Wissenschaftspreis wurde 1986, als er ihn erhielt, erstmals von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) verliehen. Aus den Mitteln installierte er eine rechtsphilosophische Forschungsgruppe, die „AG Rechtstheorie“. Zu deren Mitgliedern zählten Rainer Forst und der Rechtswissenschaftler Klaus Günther.

Eröffnet wird die Vortragsveranstaltung von Prof. Birgitta Wolff, der Präsidentin der Goethe-Universität. Es folgen begrüßende Worte von Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, und von Prof. Rainer Forst. 

Zu dem Vortrag sind Vertreter der Medien und auch die interessierte Öffentlichkeit herzlich willkommen.

In den darauffolgenden Tagen werden frühere Schülerinnen und Schüler und Kolleginnen und Kollegen im Rahmen einer internen Tagung an der Goethe-Universität sein Werk, insbesondere das im Herbst erscheinende neue Buch, mit Jürgen Habermas diskutieren.

Hinweis: Die Veranstalter weisen darauf hin, dass Anfragen wegen Interviewterminen mit Professor Habermas leider nicht entsprochen werden kann. 

Informationen: Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de

 

Jun 12 2019
10:00

Am 14. Juni findet die lange Nacht der Wissenschaft auf dem nördlichsten Campus der Goethe-Universität statt.

Es wird wieder spät: Die NIGHT OF SCIENCE am Riedberg

FRANKFURT. Bereits zum 14. Mal steht der Campus Riedberg am kommenden Freitag ganz im Zeichen der NIGHT OF SCIENCE. Studierende der Goethe-Universität haben wieder die spektakuläre Nacht organisiert: Interessierte können von 17 Uhr bis zum frühen Morgen auf Entdeckungsreise gehen und erleben, was die einzelnen Fachbereiche zu bieten haben. In über 60 Vorträgen präsentieren Lehrende bis zum Morgengrauen bahnbrechende Erkenntnisse. In spannenden Führungen können die Besucher hinter die Kulissen schauen und Wissenschaft hautnah erleben. Den Eröffnungsvortrag hält traditionell ein externer Wissenschaftler: Diesmal spricht Prof. Dr. Ivo Sbalzarini von der TU Dresden über “Informatik und Biologie: eine Verbindung für die Zukunft“. Wie immer ist auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt, das Wachbleiben wird durch die Nutzung einer „Kaffee-Flatrate“ erleichtert.

In diesem Jahr steht das Thema „Interdisziplinarität“ im Mittelpunkt der langen Nacht; gastgebender Fachbereich ist die Medizin, als historische Persönlichkeit fungiert Leonardo da Vinci, dessen 500. Geburtstag gefeiert wird. Ein weiterer Geburtstag wird im Rahmen der Wissenschaftsnacht begangen – die „Akaflieg Frankfurt“ (Akademische Fliegergruppe Frankfurt) an der Goethe-Universität wird in diesem Jahr 90, ein neuer Segelflieger soll mit flüssigem Stickstoff getauft werden. Auch eine Podiumsdiskussion zu den ökologischen und ökonomischen Aspekten des Mikroplastiks verspricht ebenso aufschlussreich wie lebendig zu werden. Ein wichtiger Preis wird im Rahmen der NIGHT OF SCIENCE vergeben: Für seine langjährige Dokumentation der Insektenbestände wird der Entomologische Vereins Krefeld mit dem Science Hero Preis ausgezeichnet.

NIGHT OF SCIENCE 2019
14.06.2019, 17.00-6.00 Uhr, Campus Riedberg
Mehr zum Programm unter www.nightofscience.de

 

Jun 11 2019
15:53

Biotechnologen der Goethe-Uni entwickeln robuste und effiziente Methode zur Produktion neuer Peptid-Wirkstoffe

Maßgeschneiderte Wirkstoffe aus dem Baukasten

FRANKFURT. Mikroorganismen bauen Naturstoffe oft wie am Fließband zusammen. Dabei spielen bestimmte Enzyme, die nicht-ribosomalen Peptid Synthetasen (NRPS), eine Schlüsselrolle. Biotechnologen der Goethe-Universität ist es jetzt gelungen, diese Enzyme so zu verändern, dass ganz neue Naturstoffe oder auch Bibliotheken von Naturstoffen entstehen.

Viele wichtige Naturstoffe wie Antibiotika, Immunsuppressiva oder Mittel gegen Krebs stammen aus dem Stoffwechsel von Mikroorganismen. Dabei handelt es sich meistens um kleine Eiweißmoleküle (Peptide), die häufig so komplex sind, dass sie durch chemische Synthese im Labor nicht, oder nur mit großem Aufwand hergestellt werden könnten. In der Zelle entstehen sie mit Hilfe der NRPS-Enzyme wie am Fließband in einer modernen Autofabrik: an jeder Station werden dem Grundgerüst weitere Teile zugefügt, bis am Ende das fertige Auto aus der Fabrik rollt. Im Fall der NRPS findet an jeder Station (genannt Modul) der Einbau und die Prozessierung einer bestimmten Aminosäure statt, so dass am Ende ketten-, ringförmige oder anders modifizierte Peptide entstehen, die auch ungewöhnliche Aminosäuren tragen können. 

Obwohl die grundlegenden Prinzipien der NRPS schon lange bekannt sind, war es bisher kaum möglich, diese Enzyme einfach und effizient zu modifizieren oder die Enzyme komplett neu zusammenzusetzen, so dass die Mikroorganismen neuartige Peptide in guten Ausbeuten produzieren. Die Arbeitsgruppe von Prof. Helge Bode, Professur für Molekulare Biotechnologie, hat nun ein von ihr 2018 publiziertes Verfahren weiterentwickelt, mit dem dies noch einfacher möglich ist. 

„Wir nutzen Fragmente natürlicher NRPS-Systeme aus Bakterien als Bausteine, die wir über von uns identifizierte Schnittstellen neu zusammenfügen“, erläutern Andreas Tietze und Janik Kranz den Forschungsansatz, den beide mitentwickelt haben. Die Ausbeuten sind dabei vergleichbar mit der natürlichen Produktion dieser Naturstoffe. Mit der neuen Methode können nun auch Peptidbibliotheken sehr einfach erzeugt werden, was vorher nicht möglich war.

Die Methode ist inzwischen so gut ausgearbeitet, dass sie von Anfängern bereits nach kurzer Einarbeitung zur Herstellung neuer Peptide genutzt werden kann. Allerdings war es bis dahin ein weiter Weg. „Nachdem die ersten Versuche meines damaligen Doktoranden Kenan sehr vielversprechend waren, haben wir lange mit einem Großteil meiner Gruppe an dem Projekt gearbeitet, bis wir uns sicher waren, dass es die Erwartungen an eine robuste und gut reproduzierbare Methode erfüllt“, erklärt Bode. „Dank des LOEWE Schwerpunkts MegaSyn und des LOEWE Zentrums Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) hatten wir die notwenige personelle und finanzielle Unterstützung und konnten uns ganz auf das Projekt konzentrieren“.  

Nun geht es darum, die ersten klinisch relevanten Wirkstoffe mit dieser Methode zu modifizieren und biotechnologisch herzustellen. Die Voraussetzungen dafür sind gut, hat Bode doch kürzlich einen der renommierten ERC Advanced Grants des Europäischen Forschungsrats eingeworben, um die Methoden in den nächsten fünf Jahren weiter zu optimieren.

Publikation: Kenan A. J. Bozhüyük, Annabell Linck, Andreas Tietze, Janik Kranz, Frank Wesche, Sarah Nowak, Florian Fleischhacker, Yan-Ni Shi, Peter Grün, Helge B. Bode: Modification and de novo design of non-ribosomal peptide synthetases (NRPS) using specific assembly points within condensation domains, Nature Chemistry, https://www.nature.com/articles/s41557-019-0276-z; DOI: https://doi.org/10.1038/s41557-019-0276-z 

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/78678421 

Bildtext: Prof. Helge Bode (2.v.l) und sein Team. Foto: Jürgen Lecher, Goethe-Universität.

Information: Prof. Dr. Helge B. Bode, Professur für Molekulare Biotechnologie, Fachbereich Biowissenschaften, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798- 29557, h.bode@bio.uni-frankfurt.de.

 

Jun 11 2019
15:05

Ausstellung im Wissenschaftsgarten der Goethe-Universität zur Geschichte der Forscher und Sammler.

Abenteuer Pflanzenjagd

FRANKFURT. Der Wissenschaftsgarten der Goethe-Universität am Campus Riedberg zeigt ab dieser Woche bis zum 31. Oktober 2019 die Ausstellung „Forscher, Sammler, Pflanzenjäger - unterwegs mit Humboldt & Co.“ Die spannende und zum Teil abenteuerliche Geschichte des Findens, Sammelns und auch des Transports unbekannter Pflanzen und der Sammler selbst, die oft unter Lebensgefahr in unbekannte Gebiete vordrangen, wird mit 15 illustrierten Tafeln und am Beispiel ausgewählter Pflanzenarten im Wissenschaftsgarten dargestellt.

Wer weiß heute noch, woher Tee, Rhododendron, die Rosskastanie oder die Douglasie stammen und wie und wann sie zu uns kamen? Leicht gerät auch in Vergessenheit, welche große ökonomische Bedeutung das Pflanzensammeln und die Verbreitung von Nutzpflanzen hatten und haben. Schon vor Jahrtausenden wurden Expeditionen ausgesandt, um Zugriff auf begehrte Pflanzen oder deren Produkte zu bekommen.

Die Ausstellung ist ein gemeinsames Produkt des Verbandes Botanischer Gärten. Ein 83-seitiges Begleitheft kann für 7,- € im Wissenschaftsgarten erworben werden.

Ausstellung „Forscher, Sammler, Pflanzenjäger – unterwegs mit Humboldt & Co“ im Wissenschaftsgarten der Goethe-Universität, Campus Riedberg, Max-von-Laue-Straße 13, 60438 Frankfurt am Main. Der Wissenschaftsgarten ist montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr und während der Saison von März bis Oktober am Samstag von 11-17 Uhr für die Öffentlichkeit geöffnet, an Feiertagen geschlossen.

Kontakt: Prof. Georg Zizka, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität Frankfurt. Tel. 069/798-42176; gzizka@senckenberg.de

 

Jun 11 2019
14:52

Biochemiker Robert Tampé wurde in die Organisation Europäischer Molekularbiologen EMBO aufgenommen

Spezialist für Immunforschung ausgezeichnet

FRANKFURT. Prof. Robert Tampé, Direktor des Instituts für Biochemie an der Goethe-Universität, ist in die europäische Wissenschaftsorganisation für Molekularbiologie, EMBO, gewählt worden. Der Spezialist für Immunforschung gehört damit zum Kreis der besten Forscher in Europa und weltweit.

„Es ist eine besondere Auszeichnung für das gesamte Team, das über die letzten 20 Jahre grundlegende Mechanismen der adaptiven Immunantwort aufklären konnte“, sagt Robert Tampé. „Diese Erkenntnisse werden nicht nur Einzug in die Lehrbücher halten, sondern vielfältige therapeutische Ansätze in der Bekämpfung von Infektionskrankheiten und Krebs liefern“ 

Erst im vergangenen Jahr warb Tampé bedeutende Fördermittel für zwei Forschungsprojekte ein: Der europäische Forschungsrat bewilligte ihm 2,5 Millionen Euro für einen „ERC-Advanced Grant“. Dieses Projekt widmet sich der Frage, wie bestimmte Viren der Kontrolle durch das Immunsystem entgehen. Im Fokus stehen molekulare Transportmaschinerien, die Bruchstücke eingedrungener Viren an die Zelloberfläche bringen und so die T-Zellen des Immunsystems auf den Plan rufen. Die Erkenntnis, wie dieser Prozess von Viren unterwandert werden kann, verspricht Fortschritte auf dem Gebiet der Infektions- und Autoimmunkrankheiten sowie in der Krebsforschung.

Auch das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 1,5 Millionen Euro finanzierte Reinhart Koselleck-Projekt beschäftigt sich mit der Prozessierung von Antigenen – jenen fremden Eiweißen, die Antikörper des Immunsystems alarmieren. Mit dem Koselleck Programm fördert die DFG ausgewiesene Forscher, die besonders innovative und im positiven Sinne risikobehaftete Forschungsprojekte beantragen. Tampé und seine Mitarbeiter untersuchen die Organisation der Antigen-Qualitätskontrollstellen sowohl innerhalb der Zelle als auch an der Zellmembran. Die Herausforderung liegt darin, die Struktur und Funktion großer, unterschiedlich gebauter Proteinkomplexe zu entschlüsseln, die zudem relativ selten in interzellulären Membranen vorkommen. 

Robert Tampé studierte Chemie an der TU Darmstadt und promovierte dort anschließend in Biochemie. Er habilitierte sich 1996 in Biochemie an der TU München und leitete von 1992 bis 1998 eine Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München. Von 1996 bis 1998 war er Heisenberg-Stipendiat der DFG. Anschließend leitete er als Professor das Institut für Physiologisches Chemie am Klinikum der Universität Marburg. Seit 2001 ist er Direktor des Instituts für Biochemie an der Goethe-Universität. EMBO ist eine Organisation von mehr als 1800 führenden Wissenschaftlern, die sich für Exzellenz in den Lebenswissenschaften einsetzt. Sie unterstützt talentierte Forscher in allen Stadien ihrer Karriere und fördert den wissenschaftlichen Austausch sowie den Ausbau eines bestmöglichen Arbeits- und Forschungsumfeldes in Europa. 

Informationen: Prof. Robert Tampé, Institut für Biochemie, Fachbereich Biochemie, Chemie und Pharmazie, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798-29475, tampe@em.uni-frankfurt.de