50. Römerberggespräche in Kooperation mit dem Forschungsverbund Normative Ordnungen fragen nach dem Verhältnis von Sprache und Gerechtigkeitsempfinden
Gender-Sternchen und Binnen-I, Vermeidung von als diskriminierend empfundenen Begriffen – für die einen ist all dies ein Muss auf dem Weg zu einer gerechteren Gesellschaft, für die anderen ein unnötiger Eingriff an der falschen Stelle. Welche Rolle die Sprache im Zusammenleben spielt und inwieweit sprachpflegerische Eingriffe zulässig oder gar notwendig sind, darum geht es bei der 50. Ausgabe der Römerberggespräche.
FRANKFURT. Inwiefern muss das Geschlecht im Sprachgebrauch stets explizit gemacht werden und auf welche Weise? Um kaum etwas wird derzeit so leidenschaftlich gestritten wie über Gender-Sternchen, Binnen-I und Co. Gerechtigkeitsempfinden steht dabei gegen Sprachgefühl. Die einen wollen inklusiver und diskriminierungsfreier sprechen, die anderen fühlen sich zu phonetischen Verrenkungen genötigt. Hier wird die Sprache als Hort historischer und gesellschaftlicher Ungerechtigkeiten begriffen, dort fühlen sich Menschen durch immer neue Sprachnormen bevormundet und überfordert. Gender-Sprache gilt ihrerseits mancherorts als Herrschaftssprache eines gebildeten Milieus, an dem nicht alle teilhaben. Non-binäre und Trans-Menschen verbinden mit der Gender-Sprache die Hoffnung auf mehr gesellschaftliche Sichtbarkeit, während bei den Kritikern von einer „Sprachdiktatur“ die Rede ist. Eine einvernehmliche Lösung in diesem Konflikt erscheint schwierig.
Worum geht es eigentlich – und wer bestimmt, wie wir reden sollen? Diesen Fragen gehen die 50. Römerberggespräche nach unter dem Titel „Sprache. Macht. Gerechtigkeit. Wer darf wie reden?“
am
Samstag, 6. November 2021
im
Chagall Saal des Schauspiel Frankfurt
nach. Aus dem geistes- und sozialwissenschaftlichen
Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität nehmen die
Juristin Prof. Dr. Dr. h.c. Ute Sacksofsky, M.P.A. (Harvard) sowie der
Sprachphilosoph Prof. em. Dr. Martin Seel teil. Sacksofsky diskutiert mit der
Philosophin Prof. Dr. Gudrun Perko (Fachhochschule Potsdam) über „Sprache und
Gerechtigkeit“, Seel wird den Abschlussvortrag „Macht und Gegenmacht der
Sprache“ halten. Außerdem sind an der Jubiläumsausgabe der Römerberggespräche
beteiligt: der Soziologe Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani (Universität Osnabrück),
der wissenschaftliche Direktor des Leibniz-Insituts für deutsche Sprache Prof.
Dr. Henning Lobin, der Politikwissenschaftler Prof. em. Dr. Peter Graf von
Kielmansegg, der Journalist Thomas Thiel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), die
Schriftstellerin Nele Pollatschek, der Sprachwissenschaftler Univ.-Prof. Dr.
phil. Anatol Stefanowitsch (FU Berlin), die nichtbinäre Dramatikerin und
Autorin Sasha Marianna Salzmann und die Soziologin Prof. Dr. Paula-Irene Villa
Braslavsky (Universität München). Moderiert wird die Veranstaltung von der
Journalistin Hadija Haruna-Oelker und von Alf Mentzer, dem Leiter der
Literaturredaktion von hr2-kultur.
Die Frankfurter Römerberggespräche bestehen seit 1973 in ununterbrochener Folge und sind eine feste Institution der Debattenkultur in Deutschland. Vorsitzender des Trägervereins Römerberggespräche e.V. ist Miloš Vec, Professor für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien und seit 2013 assoziiertes Mitglied des Frankfurter Forschungsverbundes Normative Ordnungen.
Das Programm im Überblick:
10 Uhr
Begrüßung
Ina Hartwig (Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt
Frankfurt am Main)
10:15 Uhr
Aladin El-Mafaalani (Universität Osnabrück)
Kampfzone Sprache: Was verhandelt die Gesellschaft?
11 Uhr
Paula-Irene Villa Braslavsky (Universität München)
Identität, Sprache und Diskriminierung – Wie verständigt sich eine
Gesellschaft?
12 Uhr
Henning Lobin (Leibniz-Insitut für deutsche Sprache) – Peter Graf
von Kielmansegg – Thomas Thiel (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Framing – Wie mit Sprache Politik gemacht wird
14 Uhr
Gudrun Perko (FH Potsdam) – Ute Sacksofsky (Normative Orders,
Goethe-Universität)
Sprache und Gerechtigkeit
14:45 Uhr
Nele Pollatschek (Schriftstellerin) – Anatol Stefanowitsch (FU Berlin)
Sprache und Protest – Die Genderdebatte in Deutschland
15:45 Uhr
Sasha Marianna Salzmann (Autorin)
Anerkennende Sprache
16.15 Uhr
Martin Seel (Normative Orders)
Macht und Gegenmacht der Sprache
Details zum Programm:
www.roemerbergespraeche-ffm.dewww.normativeorders.net
Plakat und Flyer zum Download: https://www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/roemerberggespraeche
Weitere Informationen
Anke
Harms
Referentin
für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“
Telefon
069 798-31407
anke.harms@normativeorders.net
www.normativeorders.net/de