Dez 10 2005

Wahlvorbereitungskommission empfiehlt dem Senat, beide Kandidaten zur Wahl vorzuschlagen

Präsidentenwahl 2006: Kandidaten-Duo?

FRANKFURT. Nach der öffentlichen Anhörung der Kandidaten für das Präsidentenamt am 7. Dezember wird der Senat am 21. Dezember gemäß Wahlordnung mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst den Vorschlag zur Wahl der beiden Kandidaten erörtern.

Präsentiert hatten sich der Politikwissenschaftler und Jurist Prof. Dietmar Herz, Vizepräsident mit Zuständigkeit für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und internationale Angelegenheiten an der Reformuniversität Erfurt und Amtsinhaber Prof. Rudolf Steinberg, Professor für Öffentliches Recht, Umweltrecht und Verwaltungswissenschaften. In jeweils knapp 15-minütigen Statements machten beide Kandidaten deutlich, wo sie die Schwerpunkte ihrer Arbeit sehen.

Herz hob die Forschungsstärke der Universität Frankfurt her­vor, die es zu halten bzw. auszubauen gelte. Seinen Fokus aber will er auf die Stärkung von Studium und Lehre setzen. Hierbei wies er die bekannten Erklärungen für erkannte Defizite - ungünstige Betreuungsrelation, mangelnde Infrastruktur und fehlende Auswahloptionen von Studierenden - als alleinige Ursache zurück. Vielmehr gelte es, die Chancen, die sich aus der Umstellung auf BA/MA ergäben, konsequent zu nutzen. Er werde sich für ein Qualitätsmanagement auch in der Lehre einsetzen und sprach sich für eine ausgewogene Balance von Forschung und Lehre aus. Herz kündigte einen ‚kooperativen’ Führungsstil an.

Präsident Steinberg fasste sein Programm in vier Punkten zusammen, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass eine erneute Kandidatur nicht notwendigerweise seine Lebensplanung widerspiegele. Der Wunsch sei in den vergangenen Monaten an ihn herangetragen worden und er habe sich in die Pflicht nehmen lassen; sein Plan sei es nicht gewesen.

Steinberg nannte die Realisierung der Standortneuordnung als ein wesentliches Vorhaben. Das auch vom Wissenschaftsrat als ‚einmalige Chance’ gewürdigte Projekt gelte es zügig und ohne Bruch voranzutreiben. Dazu seien bewährte Instrumentarien wie eine regelmäßige ‚Ministerrunde etabliert. Er wolle sich dafür einsetzen, dass die Universität ihren Weg an die Spitze fortsetze. Hier sei man in der Forschung bereits weit gekommen; das Konzept, Exzellenz zu bündeln, habe sich beispielhaft in den Anträgen zur Teilnahme an der Exzellenzinitiative manifestiert. Steinberg räumte Defizite in der Lehre ein; hier habe der Start der Qualitätsoffensive Lehren, Lernen, Forschen jedoch ein klares Signal gegeben. Die Universität Frankfurt als Zentrum der Wissensregion RheinMain noch deutlicher zu positionieren - auch daran wolle er weiter arbeiten. Die Grundlagen dafür seien beispielsweise durch Kooperationen mit benachbarten Universitäten gelegt. Steinberg sprach sich jedoch klar gegen die Einrichtung einer „State University of Hesse“ aus. Als vierten Schwerpunkt nannte er die Stärkung der Autonomie. Hier seien bereits wichtige Schritte getan, jedoch behindere vor allem die unzureichende Mittelsituation eine wünschenswerte Entfaltung. Die in diesem Zusammenhang notwendige Streichung von 200 Stellen im Zeitraum von 2003 bis 2006, um der Universität Handlungsspielraum zu geben, nannte Steinberg eine „außerordentlich schwere“, aber unumgängliche Entscheidung. Mehr Autonomie erfordere Verantwortungsbereitschaft seitens der Leitung. Steinberg dankte für Unterstützung und Mitarbeit in den vergangenen Jahren; er wolle sich auch weiterhin dafür einsetzen, die Universität für den (inter)nationalen Wettbewerb aufzustellen.

Die anschließende Diskussion geriet im wesentlichen zum Austausch bekannter Positionen. Prof. Herz musste es naturgemäß aus geringerer Kenntniss der Universität heraus bei allgemeineren Aussagen belassen. Gleichwohl setzte er Akzente bei Aussagen zu Studiengebühren, der Beteiligung von Studierenden an der universitären Selbstverwaltung und zur Führungskultur.

Dietmar Herz wurde 1958 in Schwabniederhofen (Oberbayern) geboren. Er absolvierte ein Studium der Rechte, Politikwissenschaften, Philosophie und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. 1987 machte er seinen M.A. in Politikwissenschaften. Das erste Juristische Staatsexamen legte er 1988, das zweite 1992 ab. 1991 promovierte er in Philosophie. Nach Tätigkeiten an einer privaten Finanzakademie, diversen Forschungsaufenthalten und der Vertretung von Professuren war er ab 1997 Professor für Politische Wissenschaften in Bonn und ab 2000 bis heute an der Universität Erfurt. Dort bekleidet er seit 2001 das Amt eines Vizepräsidenten, zunächst für Studium und Lehre.

Rudolf Steinberg wurde 1943 in Cochem (Mosel) geboren. Er studierte Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten in Freiburg und Köln und Politikwissenschaft an der University of Michigan in den USA. 1970 promovierte Steinberg an der Universität Freiburg, habilitierte sich dort sieben Jahre später mit einer Arbeit zum Thema „Politik und Verwaltungsorganisation“. Von 1977 bis 1980 war er Professor für Öffentliches Recht an der Fakultät für Rechtswissenschaften an der Universität Hannover. Seit 1980 lehrt Steinberg Öffentliches Recht, Umweltrecht und Verwaltungswissenschaften an der Universität Frankfurt. Bis 2000 war er zudem Richter am Thüringer Verfassungsgerichtshof in Weimar.

Kontakt: Prof. Jürgen Bereiter-Hahn, Vizepräsident; Senckenberganlage 31, 60325 Frankfurt, Tel. 069/798-22236, Fax 069/798-28793; E-Mail: bereiter-hahn@pvw.uni-frankfurt.de