Dez 9 2005

Die KiTa auf dem Campus Westend bekommt eine neue Unterkunft in historischem Gebäude

Poelzigs Gärtnerhaus wird zum Kinderhort

FRANKFURT. Was könnte näher liegen als die Unterbringung einer Kindertagesstätte in einem ehemaligen Gärtnerhaus? Ein Kinder-Garten im Gärtner-Haus.

Ein wenig abseits hinter Bäumen versteckt, beschirmt und geschützt liegt im nordwestlichen Areal des Parks des IG Hochhauses das bis Mitte der 90er Jahre von den Amerikanern für telekommunikative Zwecke genutzte, von Hans Poelzig errichtete Gärtnerhaus. In seiner Ursprungsbestimmung diente das Haus der Unterbringung gärtnerischer Gerätschaften zur Pflege des Parks.

Hier nun wird die Campus-KiTa Westend mit heute 47 Kindern in drei Gruppen, wovon zwei Gruppen der Betreuung unter dreijähriger Kinder (Krippengruppe) dienen, ihren neuen Standort finden; bislang war sie in einem von den US-Amerikanern ebenfalls für Betreuungszwecke genutzten Gebäude an der Siolistraße provisorisch untergebracht gewesen. Terminiert ist der Umzug noch für das Jahr 2006.

Die Bausubstanz des gärtnerischen Wirtschaftsgebäudes stammt aus der Erbauungszeit des IG-Komplexes und ist Bestandteil der denkmalgeschützten Gesamtanlage. Sie wird von störenden Anbauten der Amerikaner befreit und behutsam erweitert; auf diese Weise wird das Haus seine jetzt noch verdeckte Qualität zurückgewinnen. Es bietet künftig Platz für ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot mit zwei Gruppen von jeweils 11 Kindern im Alter bis 3 Jahre (Krippengruppen) und einer Gruppe mit 25 Plätzen für Kinder in der Altersgruppe 3 bis 6 Jahre (Kindergartengruppe).

Der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, sagte bei der Präsentation des Vorhabens, es sei ein glücklicher Umstand, dass dieses historisch wertvolle Bauwerk nun in wirtschaftlich vertretbarer Weise als Betreuungsstätte umgebaut werden könne. „Der dauerhafte Erhalt historischer Bausubstanz verbindet sich hier ideal mit einer attraktiven und wirtschaftlichen Nachfolgenutzung.“ Das Land habe für die Sanierung und den Umbau mitsamt den Erweiterungsflächen 500.000 Euro in den Haushalt 2006 eingestellt. Damit sei gewährleistet, dass die Bauarbeiten frühzeitig im nächsten Jahr begonnen werden und die ersten Kinder hoffentlich auch noch 2006 einziehen könnten. „Das Projekt“, so der Minister, „dokumentiert den grundsätzlichen Willen der Landesregierung, den Bildungsstandort Frankfurt ,abzurunden’ und sichtbar zu stärken: Wir wollen weder Studenten noch junge Nachwuchswissenschaftler oder andere Hochschulbedienstete verlieren, weil sie nicht wissen, wie sie tagsüber ihre Kinder unterbringen können.“

Seitens der Stadt wurde zugesichert, dass die laufende Finanzierung im bisherigen Umfang aufrechterhalten bleibt. Das machte Stadträtin Jutta Ebeling deutlich.

Zu einem Universitätsstandort gehören Kinderbetreuungs einrichtungen. Darauf hatte in seiner Begrüßung Präsident Prof. Rudolf Steinberg hingewiesen. Er dankte der Hessischen Landesregierung, die auf seine Anregung die Errichtung einer KiTa auf dem Campus Westend bereitwillig in das Neubauprogramm aufgenommen habe.

Die Inbetriebnahme des neuen Campus Westend sei seinerzeit mit der Einrichtung einer provisorischen Kindertagesstätte flankiert worden, die im November 2002 in Betrieb genommen worden war. Dies sei durch eine gemeinsame Anstrengung von Land, Stadt, Universität und Studierendenschaft möglich geworden, so Steinberg, und als beispielhaftes Kooperationsprojekt zwischen der Universität sowie der Gesellschaft zur Förderung betrieblicher und betriebsnaher Kindertagesstätten umgesetzt worden. Eine derzeitige Sozialeinrichtung sei im übrigen für einen Campus, der internationalen Maßstäben genügen wolle, unverzichtbar.

Mit dem Ausbau der Universität und den damit verbundenen Abbrucharbeiten und Neubauaktivitäten wird der derzeitige KiTa-Betrieb zunehmend beeinträchtigt. Organisatorische und logistische Anpassungen führen absehbar zu keiner wesentlichen Verbesserung. Daher stelle die Option, das fast vergessene Gärtnerhaus zu nutzen, eine außerordentlich reizvolle Perspektive dar, um dem erklärten Ziel von Land und Universität näher zu rücken, die provisorische Zwischenlösung durch eine dauerhafte Ansiedlung an einem geeigneten Standort mit den entsprechenden baulichen Möglichkeiten zu ersetzen.

Somit sind alle Voraussetzungen erfüllt, den 47 Kindern und ihren Nachfolgern schon in weniger als einem Jahr eine neue und attraktive Betreuungseinrichtung bieten zu können, die noch viele spätere Generationen durchlaufen werden: Eine sichtbare Stärkung des Familien- und Bildungsstandorts Frankfurt und zugleich eine willkommene Bereicherung für den Campus Westend.

Kontakt: Peter Rost, Bevollmächtigter des Präsidiums für die Standortneuordnung; Tel: 798 23836; E-Mail: rost@pvw.uni-frankfurt.de