Apr 26 2005

Podiumsdiskussion mit dem Autor des Buchs „Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus“

Götz Aly in der Kontroverse

FRANKFURT. Götz Aly ist derzeit Gastprofessor für interdisziplinäre Holocaustforschung an der Universität Frankfurt. Sein vor wenigen Wochen erschienenes Buch „Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus“ erregt erhebliches Aufsehen. Es eröffnet einen neuen Blick auf die innere Dynamik des nationalsozialistischen Deutschlands und provoziert – wie nicht anders zu erwarten – auch Einwände von Seiten anderer Historiker. Deshalb werden die Professoren Hans Mommsen, Hans-Ulrich Wehler sowie Micha Brumlik, Direktor des Fritz Bauer Instituts, mit dem Autor über seine Thesen diskutieren: Das Streitgespräch findet am 3. Mai (Dienstag) um 20 Uhr auf dem Campus Westend, IG Farben-Haus, Raum 1.741 (Nebengebäude), statt. Die Podiumsdiskussion wird moderiert von Dr. Matthias Arning, Leitender Redakteur der Frankfurter Rundschau, und wird von der Universität Frankfurt gemeinsam mit dem Hessischen Rundfunk, dem Fritz Bauer Institut und der Frankfurter Rundschau veranstaltet.

Götz Aly zeigt den NS-Staat als Gefälligkeitsdiktatur, die sich die Unterstützung der Bevölkerung durch ein System sozialer Wohltaten erkaufte. Hitler, die Gauleiter, Minister und Staatssekretäre agierten als klassische Stimmungspolitiker. Sie fragten sich täglich, wie sie die Zufriedenheit der deutschen Mehrheitsbevölkerung sichern konnten. Auf der Basis von Geben und Nehmen erkauften sie sich deren Zustimmung oder wenigstens Gleichgültigkeit durch eine Fülle von Steuerprivilegien, mit Millionen Tonnen geraubter Lebensmittel und mit der Umverteilung des „arisierten“ Eigentums von verfolgten und ermordeten Juden aus ganz Europa.

Das im Fischer Verlag erschienene Buch ist seit Anfang März im Buchhandel erhältlich, mit mehr als 25.000 verkauften Exemplaren inzwischen in der 4. Auflage lieferbar und wird bereits in sieben Sprachen übersetzt.

Prof. Dr. Götz Aly hat seit dem Wintersemester 2004/2005 die Gastprofessur für interdisziplinäre Holocaustforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität für vier Semester inne. Im Sommersemester hält er jeweils montags von 16.00 bis 18.00 Uhr, Campus Westend, IG Farben-Haus, Raum 0.254, eine öffentliche Vorlesungsreihe zum Thema „Europa und der Holocaust“. In der Ankündigung heißt es dazu: „Zu den für die historische Einordnung des Holocaust in die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts besonders sperrigen Hindernissen gehört die Vorstellung, in den Jahren 1941 bis 1945 sei eine von Deutschland aus zentral gesteuerte Vernichtungswalze über den Kontinent gerollt. Widerstand sei kaum möglich gewesen. Dieses Geschichtsbild ist falsch. Tatsächlich mussten die Deutschen das Projekt ‚Endlösung der Judenfrage’ in jedem besetzten oder abhängigen Land politisch neu und anders implementieren. Das gelang ihnen oft nur teilweise, manchmal überhaupt nicht. Die unterschiedlichen und ähnlichen nationalen Vorgeschichten, die in Europa weit verbreiteten Wünsche nach ethnischer und sozialer Homogenität oder die Rolle einzelner Personen und ganzer nationaler Eliten sind von Bedeutung, wenn der Frage nachgegangen werden soll: Welche Vorurteile, politischen Programme und Interessenlagen einzelner Staaten und Gesellschaften begünstigten Auschwitz?“ Götz Aly, geboren 1947 in Heidelberg, besuchte die Deutsche Journalistenschule in München und studierte anschließend Geschichte und Politische Wissenschaften an der Freien Universität Berlin. Er hat wichtige Veröffentlichungen zur Sozialpolitik und zur Geschichte des Nationalsozialismus vorgelegt. Nach verschiedenen journalistischen Tätigkeiten – er war Redakteur bei der taz und der Berliner Zeitung – forschte Götz Aly in Israel und in den USA. Der weltbekannte Historiker wurde 2002 mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet, 2003 erhielt er den Marion-Samuel-Preis der Stiftung Erinnerung.

Nähere Informationen: Shamali Sen, Fritz Bauer Institut, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt, Telefon 069/798 -32237, Fax: 069/798 32241, E-Mail s.sen@fritz-bauer-institut.de
Podiumsdiskussion
zu Götz Alys Buch
„Hitlers Volksstaat“

WANN?
3. Mai (Dienstag), 20 Uhr

WO?
Campus Westend (IG Farben-Haus), Raum 1.741
(Nebengebäude)
Johann Wolfgang Goethe-Universität,
Grüneburgplatz 1,
60323 Frankfurt am Main