FRANKFURT. Am 11. Juli 2005 jährte sich zum zehnten Mal das Massaker in Srebrenica im Nordosten Bosniens; am 14. Dezember jährt sich, ebenfalls zum zehnten Mal, die Unterzeichnung des Daytoner Abkommens in Paris.
Außerhalb Bosniens ist der Krieg samt seiner Folgen in den Hintergrund gerückt und aus den Schlagzeilen verschwunden, sieht man von der Fahndung nach den Hauptkriegsverbrechern ab. Viele Fragen aber bleiben ungeklärt: Wie gehen diejenigen, die der Krieg getroffen hat, mit den ökonomischen, sozialen, psychischen und physischen Folgen des Krieges um? Welches Engagement legt der bosnische Staat an den Tag, um die Invaliden wieder in die Gesellschaft und Wirtschaft zu integrieren? Wie erfolgt die Aufklärung des Verbleibs von über 17.000 Vermissten, wie geht die Identifizierung der gefundenen Leichen vonstatten? Wird es gelingen, Bosnien-Herzegowina trotz seiner politischen Selbstblockade in einen stabilen (und stabilisierenden) Faktor auf der Landkarte zu überführen? Wie sehen Journalisten und Politiker die Gegenwart und vor allem die nähere Zukunft Bosniens?
Diese und andere Fragen werden vom 2. bis 4. Dezember im Rahmen einer Internationalen Konferenz an der Universität diskutiert. Die Referenten kommen aus Bosnien-Herzegowina und Deutschland und stammen
aus unterschiedlichen Bereichen der Wissenschaft und Praxis. Die Abschlussrede hält Daniel Cohn-Bendit, Vorsitzender der Fraktion der Grünen im Europäischen Parlament, am Sonntag, dem 4. Dezember um 17 Uhr.
Die Konferenzsprache ist Deutsch. Alle bosnischen Beiträge werden durch Simultanübersetzer gedolmetscht. Die Mitarbeiter des Konferenzteams stammen aus allen Regionen des ehemaligen Jugoslawiens: Bosnier, Kroaten, Serben, Montenegriner, Mazedonier. Das Medieninteresse im Vorfeld ist groß: Drei bosnische Fernsehsender werden berichten: BHT1, NTV Hayat, RTV Tuzla Kanton.
Themen
Keynote. 9 Uhr; 2. Dezember
- JOACHIM BLEICKER, Leiter des Referats Westlicher Balkan im Auswärtigen Amt, Berlin
Medizin in Zeiten des Krieges: als Chirurg im Krankenhaus von Srebrenica
- PROF. NEDRET MUJKANOVIC, Chirurg, Direktor der Universitätsklinik Tuzla
Das Trauma des Krieges/li>
- Dr. MEVLUDIN HASANOVIC, Neuropsychiater, Universitätsklinik Tuzla
- PD Dr. LUDGER VAN GISTEREN, Psychoanalytiker, Universität Frankfurt
- SABAN REDZIC, ehemaliger Bürgermeister von Zvornik, Mitglied der Organisation ehemaliger Gefangener
Die Suche und Identifizierung von Vermissten
- ANDREAS KLEISER, Stellvertretender Leiter der Internationalen Kommission zur Suche vermisster Personen (ICMP), Sarajevo
- AMOR MASOVIC, Leiter der staatlichen bosnischen Kommission zur Suche und Identifizierung der Vermissten, Sarajevo
Invalidität, sozialpolitische Versorgung von Kriegsbehinderten
- BAHRIJA MEHURIC, Minister für Veteranen- und Kriegsinvalidenangelegenheiten, Tuzla Kanton, Tuzla´
- MIRSAD BEGIC, Kriegsinvalide, erblindet und ohne Hände
- SAFET REDZIC, Präsident des Verbands der Kriegsinvalidenorganisationen der Föderation Bosnien-Herzegowina, Sarajevo
Der Krieg und die Gegenwart in Bosnien
- SENAD AVDIC, Chefredakteur, Slobodna Bosna; Sarajevo
- SENKA KURTOVIC, Chefredakteurin, Oslobodjenje; Sarajevo
- MISO BOZIC, Präsident des Rats serbischer Bürger-Bewegung für Gerechtigkeit in Bosnien; Tuzla
"5 vor 12" - der Vorabend des Massakers von Srebrenica
- HAKIJA MEHOLJIC, ehemaliger Polizeichef von Srebrenica, Mitglied des Verteidigungskommandos; Tuzla
Der Verlust von Angehörigen und die Rückkehr nach Srebrenica
- DZEMILA DELALIC, Überlebende, Srebrenica
- KADEFA MUHIC, Präsidentin der Hinterbliebenorganisation; Srebrenica
Filmdokumentation und Fotoausstellung
- AHMET BAJRIC-BLICKO, Kriegsfotograf, Tuzla
- MEHMED PARGAN, Journalist, Buchautor („Srebrenica - Dokumente eines Genozids“, Tuzla 2004)
Abschlussrede Sonntag, den 4. Dezember um 17 Uhr, DANIEL COHN-BENDIT, Vorsitzender der Fraktion der Grünen im Europäischen Parlament
Kontakt: Benjamin Bieber; Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse; Robert-Mayer-Str. 5; D-60325 Frankfurt; Tel.: 069-798-28915; Fax: 069-798-28026; E-Mail: B.Bieber@soz.uni-frankfurt.de und www.soz.uni-frankfurt.de/bosnien) mit 25 Mitgliedstaaten: