Jul 15 2005

Vereinigung von Freunden und Förderern verleiht Preise bei Akademischer Feier

Ausgezeichnete Nachwuchswissenschaftler

FRANKFURT. In einer Feierstunde haben gestern der Vorsitzende der Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität, Hilmar Kopper, und Präsident Prof. Rudolf Steinberg eine Reihe von Preisen für herausragende Diplom- und Magisterarbeiten sowie Dissertationen vergeben; das Spektrum reicht von den Geistes- und Sozialwissenschaften bis zu den Naturwissenschaften. Die Akademische Feier der Freunde ist jährlich einer der bedeutendsten inneruniversitären Termine für die Nachwuchsförderung.

Der am höchsten dotierte Preis ist der 1994 von Dr. Hans Messer gestiftete Adolf-Messer-Stiftungspreis mit einem Preisgeld von 25.000 Euro. Das Besondere: es werden Projekte in interdisziplinärer Grundlagenforschung gefördert, die mit dem Preisgeld realisiert werden können. Der Preis richtet sich an promovierte Nachwuchswissenschaftler aus den Naturwissenschaften. Diesjähriger Preisträger ist der Biochemiker Dr. Mirko Schmidt. Der Wissenschaftler erforscht am Institut für Biochemie II des Universitätsklinikums die Regulation der rezeptorvermittelten Signaltransduktion in Zellen und in Mausmodellen. Mit dem Adolf-Messer-Stiftungspreis wird sein Forschungsprojekt »Regulation der Bildung von Gefäßen durch den neuen Angiogenese-Faktor EGFL7« gefördert. Dieses Projekt hat zum Ziel, die molekulare Wirkungsweise des Liganden EGFL7 zu studieren, der eine essenzielle Rolle bei der Ausbildung von Blutgefäßen spielt. Die Ergebnisse versprechen ein tieferes Verständnis der Prozesse, die bei der Gefäßneubildung ablaufen, sowie Erkenntnisse über die Deregulation dieser Mechanismen bei verschiedenen Krebsarten und kardiovaskulären Erkrankungen. Zum zweiten Mal wurde in diesem Jahr der Preis der Benvenuto Cellini-Gesellschaft verliehen. Der Förderverein des Kunstgeschichtlichen Instituts vergibt diesen mit 1.000 Euro dotierten Preis für die beste Dissertation am Kunstgeschichtlichen Institut. Ausgezeichnet wurde Juliane Bardt für ihre Arbeit »Kunst aus Papier. Zur Ikonographie eines plastischen Werkmaterials«. Die Preisträgerin hat in allgemein verständlicher Sprache ein Handbuch erarbeitet, das Wissenschaftler und Kunstliebhaber gleichermaßen über die Auseinandersetzung mit dem Werkstoff Papier als künstlerischem Material informiert. Sie beleuchtet kreative Prozesse der Papierverarbeitung ebenso wie die Herstellungsbedingungen, so dass auch die Papierindustrie schon Interesse an der Dissertation gezeigt hat. Der Friedrich-Sperl-Preis zur Förderung der Geisteswissenschaften wird für hervorragende geschichtswissenschaftliche Arbeiten verliehen und ist mit 2.500 Euro dotiert. Preisträgerin ist Dr. Florentine Fritzen für ihre Dissertation »Gesünder leben. Die Lebensreformbewegung im 20. Jahrhundert«. Die Arbeit untersucht neben dem Vegetarismus und der Naturheilkunde die Entwicklung und Organisation der Reformwarenwirtschaft. Sie rekonstruiert das Bild dieser streckenweise recht einflussreichen Gesundheitsbewegung von ihren Anfängen an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bis zu ihrem Ende am Ausgang des 20. Jahrhunderts. Die Historikerin arbeitet heraus, wo die Lebensreformbewegung jeweils im Einklang mit vorherrschenden Tendenzen der jeweiligen Epoche stand und wo sie sich in Opposition zu ihnen präsentierte. Das gilt insbesondere für die Zeit des Dritten Reiches, für die sie Affinitäten und Anpassungstendenzen an das Regime betont.

Der mit 4.500 Euro dotierte Mediterran-Preis wird seit 2000 jährlich verliehen und wurde von einer Gönnerin der Universität und des Fachs Archäologie gestiftet, die ungenannt bleiben möchte. Ausgezeichnet werden herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der klassischen und vorderasiatischen Archäologie. Ulrich Ruppe vom Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften bekam den Preis für seine Magisterarbeit »Die Stadtmauer von Priene«. Priene, einer der wichtigsten Grabungsorte der Frankfurter Archäologen, gilt als bedeutende spätklassisch-hellenistische Stadt im westlichen Kleinasien. Die Untersuchung erwuchs aus Ruppes mehrjähriger Mitarbeit bei Grabungen. Die Resultate betreffen zahlreiche Details der Rekonstruktion des 2,5 km langen Bauwerks, das in der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. erbaut und bis ins Mittelalter mehrfach repariert und ausgebaut wurde. Die Stadtmauer ist ein aussagekräftiges Indiz für die Herrschaftsstruktur in der Region. Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet der Umweltforschung wird bereits seit über 30 Jahren der Procter & Gamble-Umweltschutzpreis verliehen, der als Haupt- und Förderpreis vergeben wird. Der Hauptpreis ist mit 3.000 Euro dotiert und ging in diesem Jahr an Dr. Magnus Noll-Ehlers vom Fachbereich Rechtswissenschaft für seine Dissertation »Produzentenverantwortung im Europäischen Umweltrecht«, in der er sich mit der neuen Umweltpolitik befasst hat. Danach soll die Umweltbelastung eines Produkts über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg reduziert werden, und dazu wird der Produzent in die Pflicht genommen. Den Procter & Gamble-Förderpreis mit einer Dotierung von 1.500 Euro bekam Holger Klein, Fachbereich Geowissenschaften/Geographie, für seine Diplomarbeit »Untersuchungen zur Homogenität des arktischen stratosphärischen Polarwirbels auf Grundlage von meteorologischen Daten und Messungen luftchemischer Tracer«. Die Diplomarbeit trägt dazu bei, die Veränderungen der stratosphärischen Ozonschicht weiter zu ergründen und fügt sich hervorragend in die internationale Forschung zum »Globalen Wandel« ein. Der mit 5.000 Euro dotierte Werner-Pünder-Preis wurde von der internationalen Sozietät Clifford Chance Pünder gestiftet, um hervorragende Arbeiten zum Themenkreis »Freiheit und Totalitarismus« auszuzeichnen. Preisträger ist Thorsten Keiser vom Fachbereich Rechtswissenschaft für seine Dissertation »Eigentumsrecht in Nationalsozialismus und Fascismo«. Keiser zeigte bei der Bearbeitung des Themas politikgeschichtliche und geschichtstheoretische Kompetenz ebenso wie historische Sensibilität für einen schwierigen Zeitraum.

Überreicht wird bei der Akademischen Feier auch der seit 1969 verliehene Preis der Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität. Er wird jährlich für die beste naturwissenschaftliche Arbeit an der Universität vergeben. Der 1. Preis in Höhe von 5.000 Euro ging an Dr. Tanja Mittag vom Fachbereich Biochemie, Chemie und Pharmazie für ihre Dissertation »Functional Dynamics of Protein Ligand Interactions«. Die Arbeit beschreibt einen wichtigen Aspekt der Proteindynamik mit bisher unbekannter Genauigkeit, was erst aufgrund hervorragender experimenteller und theoretischer Fähigkeiten der Preisträgerin möglich war. Dr. Mark Thomson, Fachbereich Physik, erhielt den 2. Preis von 3.000 Euro für seine Dissertation »Photophysics, electronic structure and picosecond excited-state dynamics of boron-nitrogen-bridged ferrocene-donor organic-acceptor charge-transfer compounds«. Dabei ging es um den Ladungstransfer innerhalb von Molekülen nach Anregung durch einen ultrakurzen Lichtimpuls – eine Arbeit, die auf der interdisziplinären Forschung mit den Chemikern basiert. Träger des 3. mit 2.000 Euro dotierten Preises ist Dr. Richard Schneider, Fachbereich Biowissenschaften; mit seiner Dissertation »Zielgerichtete Evolution Matrix Metallprotease-aktivierbarer Retroviren«. Schneider konnte unter anderem zeigen, dass die durch evolutive Biotechnologie erzeugten Retroviren denjenigen um ein Vielfaches überlegen sind, die nach herkömmlichen Klonierungstechniken hergestellt sind.

Nähere Informationen: Lucia Lentes, Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität (VFF): Tel.: 069/798-22756; Fax: 069/798-28530; E-Mail: lentes@pvw.uni-frankfurt.de