Okt 28 2009

Zum Jahrestag der größten Demo in Ost-Berlin: Symposium zum Wandel der Sprache in der DDR 1989/90

Die Protestbewegung und ihre Demo-Sprüche

FRANKFURT. Am 4. November vor 20 Jahren demonstrierten mehr als eine Million Menschen in Ost-Berlin gegen die SED-Diktatur; dies war die bis dahin größte Protestdemonstration in der DDR. Zum Jahrestag des Ereignisses veranstaltet der Frankfurter Sprachwissenschaftler Prof. Horst Dieter
Schlosser in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für deutsche Sprache ein Symposium zum Wandel der Sprache in der DDR 1989/90. Die öffentliche Veranstaltung findet am 4. November (Mittwoch) auf
dem Campus Westend der Goethe-Universität statt.

Auf der Berliner Demonstration war zum ersten Mal auf Hunderten von Transparenten und in zahlreichen Reden eine Sprache zu hören, die sich von der vierzig Jahre ertragenen Phrasenhaftigkeit der SED befreit hatte. So charakterisierte nicht zuletzt Christa Wolf den landesweiten Erfolg der
Protestbewegung. Das Symposium lenkt in einem Vortrag von Judith Hoffmann (Wiesbaden) den Blick zunächst zurück auf ein journalistisches Beispiel des SED-offiziellen Sprachgebrauchs. Damals wurden selbst die Anstrengungen gegen die Folgen des Katastrophenwinters 1978/79 zu einem Akt
revolutionären Kampfes stilisierte. Der Nestor der Forschungen zur Sprache in der DDR, Dr. Manfred W. Hellmann (vormals Institut für Deutsche Sprache, Mannheim), wird im zentralen Vortrag die Losungen und Demo-Sprüche des 4. Novembers analysieren.

Daran schließt sich eine Untersuchung des Wandels in der DDR-Lokalberichterstattung am Beispiel einer Hallenser Zeitung an, die sich bis zur Wende geradezu beschönigend „Freiheit“ nannte; die Vortragende, Stephanie Pieper (Frankfurt), ist selbst gebürtige Hallenserin. Den Abschluss bildet ein Vortrag von Stefanie Engeroff (Frankfurt), die sich nicht nur mit sprachlichen, sondern vor allem auch mit mentalen Folgen des Umbruchs in der DDR auseinandersetzt.

Das Symposium findet auf dem Campus Westend im Eisenhower-Raum des IG-Hochhauses (Raum 1.314) statt. Es beginnt um 16 Uhr und endet 19.30 Uhr. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.

Informationen: Prof. Horst Dieter Schlosser, Fachbereich Neuere Philologien,
Campus Westend, Tel. (06124)720740, schlosser@lingua.uni-frankfurt.de

WEITERE INFORMATIONEN

Prof. Horst Dieter Schlosser,
Fachbereich Neuere Philologien,
Campus Westend, Tel. (06124)720740, schlosser@lingua.uni-frankfurt.de