Drei ERC Advanced Grants und zwei ERC Starting Grants: Mehr als 10 Millionen Euro für ambitionierte Forschungsprojekte in den Lebens-, Geistes- und Sozialwissenschaften
Für ihre visionären Forschungsvorhaben erhalten jetzt fünf Spitzenforscher:innen der Goethe-Universität für die kommenden fünf Jahre Fördergelder des Europäischen Forschungsrats (ERC). Mit einem ERC Advanced Grant forschen Prof. Ivan Đikić zur Membran-Feinstruktur von Zellen, Prof. Stefanie Dimmeler zu Alterungsprozessen im Herzen und Prof. Andreas Zeiher zur Genetik von Herzklappenerkrankungen. Einen ERC Starting Grant erhalten Prof. Mirco Göpfert zum Verhältnis von Humor und Politik und Prof. Lisbeth Zimmermann zur transnationalen Neuen Rechten. Stefanie Dimmeler und Ivan Đikić sind damit bereits zum dritten Mal in der Einwerbung eines ERC Grants erfolgreich.
FRANKFURT. Prof. Enrico Schleiff, Präsident der
Goethe-Universität, gratuliert den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern:
„Die Auszeichnung von gleich fünf brillanten Köpfen der Goethe-Universität in
dem hoch kompetitiven Auswahlverfahren der ERC Grants zeigt die Stärke der
Goethe-Universität, die durch die Exzellenz ihrer Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler getragen wird. Die vielversprechenden Forschungsprojekte, die jetzt
eine langfristige Förderung durch die Europäische Union erhalten, sind in der
Grundlagenforschung verwurzelt und an großen Zukunftsfragen unserer
Gesellschaft orientiert und spiegeln die Breite der Forschung an der Goethe
Universität wider.“
Die Europäischen Auszeichnungen unterstreichen die internationale Wettbewerbsfähigkeit
der Goethe-Universität und verleihen auch den Forschungsverbünden Rückenwind,
an denen die ERC-Grantees zum Teil gemeinsam beteiligt sind. Dies betrifft
insbesondere den bereits von der DFG geförderten Exzellenzcluster
Cardio-Pulmonary Institute (CPI), geleitet von Stefanie Dimmeler als
Sprecherin, in dem auch der weltweit renommierte Forscher Andreas Zeiher wirkt.
Ebenso gehört das von Ivan Đikić als Sprecher verantwortete Projekt ENABLE dazu, das vom
Hessischen Wissenschaftsministerium und der Goethe Universität in Vorbereitung
der nächsten Runde der Exzellenzstrategie eine signifikante Anschubfinanzierung
erhält.
„Besonders freuen wir uns darüber, dass Stefanie Dimmeler und Ivan
Đikić bereits zum dritten Mal
ERC-Grants einwerben und damit deutlich machen konnten, dass sich das Setzen
hoher Ziele lohnt“, fügt Schleiff hinzu. „Die beiden ERC Starting Grants für Mirco
Göpfert und Lisbeth Zimmermann – sie ist unter anderem Mitglied in dem aus der Exzellenzinitiative
hervorgegangenen Forschungsverbund Normative Ordnungen und des vom Land Hessen
und der Goethe-Universität geförderten Projekts ConTrust – zeigen, dass es uns auch
gelingt, junge Spitzenforscherinnen und –forscher an die Goethe-Universität zu
holen und unser Profil als eine in der Forschung exzellent aufgestellte Universität
Deutschlands weiter zu schärfen.“
Die neuen ERC Grants für die Goethe-Universität:
ERC Advanced Grant „ER-REMODEL“
„Endoplasmic reticulum remodelling via ER-phagy pathways"
2,5
Millionen Euro, 2022 bis 2027
Prof. Dr.
Ivan Đikić widmet sich in seinem ERC-Antrag einer Feinstruktur
der Zelle, dem Endoplasmatischen Retikulum (ER). Das ER ist das größte
Membransystem innerhalb von Zellen und nimmt sehr wichtige Funktionen bei der
Synthese und dem Transport von zellulären Bestandteilen wahr. Um diese Aufgaben
erfüllen zu können, verändert das ER kontinuierlich und in sehr prägnanter
Weise seine Form. Diese Prozesse sind äußerst dynamisch und bislang
weitestgehend unerforscht – Đikić will nun seinen Grant nutzen, um die zugrundeliegenden, genau
regulierten Mechanismen. Damit will er den Einfluss des ER auf
neurodegenerative Erkrankungen, Krebs und Infektionen besser verstehen helfen.
Ivan Đikić ist Direktor des Instituts für Biochemie II an der Goethe-Universität Frankfurt und Max Planck Fellow am MPI für Biophysik in Frankfurt. Er ist Sprecher des BMBF-geförderten Zukunftsclusters PROXIDRUGS, des Projekts ENABLE und des Sonderforschungsbereichs 1177 zur selektiven Autophagie. Für seine biomedizinische Forschung wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt, unter anderem 2013 mit den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis. Er ist gewähltes Mitglied zahlreicher europäischer Fachgesellschaften und wurde außerdem in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen. Es ist bereits das dritte Mal, dass Ivan Đikić einen ERC Advanced Grant gewinnt.
ERC Advanced Grant „Neuroheart“
„The cardiac neurovascular interface in aging"
2,5
Millionen Euro, 2022 bis 2027
Prof.
Dr. Stefanie Dimmeler untersucht die Reparaturmöglichkeiten und Regeneration im
Gefäßsystem und im Herzen. Damit möchte sie langfristig dazu beitragen, die
molekularen Mechanismen der Herz-Reparatur zu entschlüsseln, um die Heilung
nach Herzinfarkt und Herzmuskelschwäche zu beschleunigen oder deren Auftreten
zu vermeiden. Mit ihrem Grant will Dimmeler das Zusammenwirken von Nerven und
Gefäßen im alternden Herzen untersuchen, das wahrscheinlich die Entwicklung
altersbedingter Erkrankungen des Herzmuskels mit verursacht. Langfristig soll
die Grundlage für die Entwicklung von Therapien gelegt werden, die zu einer
gesunden Alterung des Herzens beitragen.
Stefanie Dimmeler ist Professorin für Molekulare Kardiologie und
Direktorin des Instituts für Kardiovaskuläre Regeneration der
Goethe-Universität. Sie ist Sprecherin des durch die DFG geförderten
Exzellenzclusters Cardio-Pulmonary Institute (CPI), Vorstandssprecherin des
Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und war 2008 bis 2012
Mitglied des deutschen Ethikrats. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen – darunter
jüngst die Otto-Warburg-Medaille der Gesellschaft für Biochemie und
Molekularbiologie und die Goldmedaille der Europäischen Gesellschaft für
Kardiologie – hat sie für ihre Forschung über programmierten Zelltod 2005 den Gottfried
Wilhelm Leibniz-Preis erhalten. Es ist bereits das dritte Mal, dass Stefanie
Dimmeler einen ERC Advanced Grant einwirbt.
ERC Advanced Grant „CHIP-AVS“
„Clonal hematopoesis of indeterminate potential and
degenerative aortic valve stenosis"
2,2
Millionen Euro, 2022 bis 2027
Prof.
Dr. Andreas M. Zeiher befasst sich im Schwerpunkt mit der
Diagnostik und Therapie von Patienten mit koronarer Herzerkrankung und
Herzinsuffizienz, einschließlich sämtlicher interventioneller
Behandlungsverfahren. In seinem ERC-Projekt „CHIP-AVS“ wird Zeiher die
Risikofaktoren für die häufigste erworbene Herzklappenerkrankung untersuchen,
die degenerative Aortenklappenstenose. Bei dieser Krankheit ist das
Klappengewebe verdickt und verkalkt. Dabei spielen offenbar Mutationen in
weißen Blutzellen (Leukozyten) eine Rolle, die im Projekt genauer
charakterisiert werden sollen. Ziele sind die Entdeckung prognostischer
Biomarker sowie die Identifikation von Ansatzpunkten für mögliche Therapien.
Andreas M. Zeiher, Internist und Kardiologe, ist Professor für Innere
Medizin/Kardiologie an der Goethe-Universität. Bis 2021 war er Direktor der
Medizinischen Klinik III – Kardiologie/Angiologie/Nephrologie des
Universitätsklinikums Frankfurt, seit 2021 bekleidet er eine Distinguished
Professorship an der Goethe-Universität. Seit 2015 gehört Zeiher zu den
weltweit meistzitierten klinischen Forschern und erhielt zahlreiche nationale
und internationale Preise und Auszeichnungen. Er war Mitbegründer und Sprecher
des Exzellenzclusters Cardio-Pulmonary System und ist im Lenkungsausschuss des
nachfolgenden Exzellenzclusters Cardio-Pulmonary Institute (CPI) aktiv. Seit 2011
ist Zeiher Standort-Sprecher Rhein-Main des Deutschen Zentrums für
Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK).
ERC Starting Grant „NoJoke“
„Humour as an epistemic practice of the political
present"
1,9
Millionen Euro, 2022 bis 2027
Die bisherigen Forschungsinteressen von Prof. Dr. Mirco Göpfert kreisen um die Frage des Politischen. Zu
seinen Schwerpunkten zählen Bürokratie, Gewalt, Verbrechen und Strafen sowie
die Verknüpfung von Macht und Ästhetik anhand der Praxis des Komischen. Sein
Forschungsprojekt „NoJoke“ reagiert auf eine politische Gegenwart, in der es
immer schwerer wird, das Ernste vom Lächerlichen, die Parodie vom Aufrichtigen,
das Wirkliche vom Fake zu unterscheiden. Im Projekt wird er untersuchen, wie
die Praxis des Karikierens, der Satire und der Comedy zum Verständnis dieser mit
Dissonanzen durchsetzten politischen Gegenwart beiträgt und inwieweit das Erkenntnispotenzial
von Komik für die Wissenschaft selbst fruchtbar gemacht werden kann.
Mirco Göpfert ist Professor für Ethnologie am Institut für
Ethnologie der Goethe-Universität. Nach seiner Promotion im Fach Ethnologie an
der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Jahr 2014 lehrte er am Fachbereich
Geschichte und Soziologie der Universität Konstanz, bevor er im Jahr 2018 den
Ruf an die Goethe-Universität erhielt.
ERC Starting Grant “FARRIO"
„The Effects of Far Right Challenges on International
Organizations"
1,5
Millionen Euro, 2022 bis 2027
Die Forschungsschwerpunkte von Prof. Dr. Lisbeth Zimmermann liegen in den Bereichen aktueller
Herausforderungen einer multilateralen Weltordnung, Internationaler
Organisationen, Normen in den internationalen Beziehungen, Demokratie- und
Rechtstaatlichkeitsförderung sowie Peacebuilding. Ihr Forschungsprojekt FARRIO ist
dem Erstarken der Neuen Rechten in der internationalen Politik gewidmet. Die
Politologin wird darin untersuchen, welche Effekte transnationale Aktivitäten
der Neuen Rechten auf die Europäische Union, die Vereinten Nationen sowie ihre
Unterorganisationen in verschiedenen Politikbereichen haben.
Lisbeth Zimmermann ist seit 2022 Professorin für Politikwissenschaft
mit dem Schwerpunkt internationale Institutionen und Friedensprozesse am
Institut für Politikwissenschaft der Goethe-Universität und verstärkt hier
zugleich die Forschungen im Kontext des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“
und des Projekts ConTrust. Nach mehrjähriger Mitarbeit am Leibniz-Institut
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), deren assoziierte Wissenschaftlerin
sie gegenwärtig ist, hatte sie seit 2018 eine Professur für Internationale
Beziehungen an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen inne.
Der
Europäische Forschungsrat (European
Research Council, ERC) ist eine von der Europäischen Kommission
eingerichtete Institution zur Finanzierung grundlagenorientierter Forschung. Er
besteht seit 2007 unter mehreren EU-Rahmenprogrammen für Forschung und
Innovation. An seiner Spitze steht der Scientific Council, ein Gremium
internationaler Spitzenwissenschaftlerinnen und –wissenschaftlern, der für die
strategische Ausrichtung des ERC verantwortlich ist.
Mit
den ERC Advanced Grants fördert der
ERC bahnbrechende Forschungsvorhaben von erfahrenen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern. Für die Projekte erhalten sie bis zu 2,5 Millionen Euro über
einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren. https://erc.europa.eu/funding/advanced-grants
ERC Starting Grants unterstützen exzellente Forscherinnen und Forscher, die sich in den ersten Jahren nach ihrer Promotion ein eigenes Forschungsteam aufbauen und sich mit einem viel versprechenden Forschungsprojekt wissenschaftlich etablieren wollen. Für die Projekte erhalten sie bis zu 1,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren. https://erc.europa.eu/funding/starting-grants
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/117951556
Bildtexte:
Prof.
Dr. Ivan Đikić, Foto: Uwe Dettmar für
Goethe-Universität Frankfurt
Prof.
Dr. Stefanie Dimmeler, Foto: Uwe Dettmar für
Goethe-Universität Frankfurt
Prof.
Dr. Andreas M. Zeiher, Foto: Uwe Dettmar für
Goethe-Universität Frankfurt
Prof.
Dr. Mirco Göpfert, Foto: privat
Prof.
Dr. Lisbeth Zimmermann, Foto: Samuel Groesch für Zeppelin
Universität