​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – 2013

Unsere Pressemitteilungen informieren Sie über aktuelle Ereignisse aus der Universität. Dazu zählen neue Forschungsergebnisse, universitäre Themen und Veranstaltungsankündigungen. Sie wollen regelmäßig über Neuigkeiten aus der Goethe-Universität informiert werden? Abonnieren Sie unsere Pressemitteilungen.

Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

Sonstige

Sep 19 2013
12:06

Präsidium der Goethe-Universität präsentiert im Senat Bilanz für das Jahr 2013

160.000 Euro Vandalismusschäden

FRANKFURT. Gebäude der Goethe-Universität waren bereits in den ersten neun Monaten des Jahres 2013 53 Mal Ziel von Attacken unbekannter Täter. Das Spektrum der Schäden reicht von zerbrochenen Fensterscheiben bis zu großflächigen Graffitis an neuen und historischen Gebäuden. Die Beseitigung dieser Schäden schlug allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres mit 160.000 Euro zu Buche, 20.000 davon für Personalkosten.

Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl sprach von einer erschreckenden Bilanz. Er appellierte an alle Universitätsangehörige, wachsamer gegenüber solchen Formen der Gewalt zu sein. „Wir sitzen alle in einem Boot“, sagte der Präsident. „In Zeiten zurückgehender Mittel ist es besonders schmerzhaft, wenn wegen solcher Zerstörungen Mittel im Bereich der Lehre und Forschung fehlen.“ Mit den neuen Universitätsstandorten und den großartigen Neubauten verfügt die Goethe-Universität über ein einzigartiges Potenzial. „Jeder von uns kann durch sein Verhalten mithelfen, diese Qualität zu erhalten und zu schützen“, so der Präsident.  

Forschung

Sep 17 2013
10:27

Archäologe der Goethe-Universität veröffentlicht spektakuläre Funde am Bartholomäberg im Montafon

Ausstellung dokumentiert bronzezeitliche Umweltzerstörung

FRANKFURT. „Schon die Menschen der Bronze- und Eisenzeit haben massiv in ihre natürliche Umwelt eingegriffen und diese mit den begrenzten technischen Möglichkeiten ihrer Zeit maximal ausgebeutet“, kommentierte Prof. Rüdiger Krause von der Goethe-Universität im September 2012 die Ergebnisse einer von ihm geleiteten Grabungskampagne am Bartholomäberg im Montafon (Österreich).  Tödliche Folge dieses Raubbaus: Schon vor 3500 Jahren rutschten am Bartholomäberg ganze Hänge ab und begruben vereinzelt sogar Siedlungen unter sich: „Wir können zweifelsfrei nachweisen, dass solche katastrophalen Ereignisse Folgen menschlichen Tuns waren“, erklärte Krause.

Ein Jahr nach Veröffentlichung dieser spektakulären Ergebnisse, die europaweit für Medienresonanz sorgten, öffnet nun eine von Krause mitkonzipierte Dauerausstellung. Schauplatz der Ausstellung ist der Ort des bronzezeitlichen Geschehens: das aus dem 17. Jahrhundert stammende dem Frühmesshaus in Bartholomäberg, einem von vier Zweigmuseen der Montafoner Museen. Hier wird ab September 2013 die älteste Besiedlungs- und Bergbaugeschichte dieser einzigartigen inneralpinen Siedlungslandschaft zwischen Lorüns und Gargellen bis in die alpinen Hochlagen des Silvretta-Massivs präsentiert.

Der Besucher erhält Einblicke in die archäologischen und naturwissenschaftlichen Quellen, die uns heute Geschichte lebendig „erzählen“ lassen. Die Schau wird durch zahlreiche Exponate aus den archäologischen Ausgrabungen vom Bartholomäberg, vom Schafberg und durch Einzelfunde aus dem Gebirge ergänzt. Erstmals werden zur Eröffnung die einzigartigen Funde aus dem Kontext des mittelalterlichen Bergbaus vom Kristberg im Silbertal aus der Zeit um 1300 gezeigt, die deutliche Anhaltspunkte für Kinderarbeit ergeben haben und die Kenntnisse zum historischen Bergbau wesentlich erweitern.

Dank der interdisziplinären archäologischen Forschungen der Goethe-Universität steht nun fest, dass die Besiedlung am Bartholomäberg vor über 3500 Jahren in Zusammenhang mit dem ältesten bekannten Bergbau einsetzte. Für die Forscher bemerkenswert sind die durch den Menschen hervorgerufenen Umweltveränderungen, die zu Vermurungen und Umweltkatastrophen seit der Bronzezeit geführt und vollständige Siedlungsareale überdeckt haben. So lassen sich in Höhen zwischen 800 und 2000 Metern Werden und Vergehen unterschiedlichster menschlicher Nutzungen wie dem Ackerbau (Getreideanbau) und der Weidewirtschaft sowie insbesondere dem Bergbau, in idealer Weise erforschen.

Im Zuge der Ökosystemforschungen wurde auch immer wieder spekuliert inwieweit die prähistorischen Besiedlung am Bartholomäberg seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. im Zusammenhang stand mit den Anfängen des Bergbaus. Die ältesten montanarchäologischen Befunde stammten bislang aus spätkeltischer Zeit (3./2. Jahrhundert v. Chr.). Mit den Funden am Bartholomäberg ist nun bewiesen, dass im Montanfon und darüber hinaus in ganz Vorarlberg bereits viel früher extensiver Bergbau betrieben wurde.

Grundlage der Ausstellung zur Archäologie und Geschichte der inneralpinen Siedlungskammer des Montafons bilden die Einzelfunde der Bronze- und Eisenzeit aus dem Gebirge sowie die Funde der langjährigen Ausgrabungen und interdisziplinären Forschungen der Goethe-Universität unter der Leitung von Rüdiger Krause; hinzu kommen die Ergebnisse der Projekte der Universität Zürich auf der Silvretta und der Universität Innsbruck im Gauertal.

Die Eröffnung der Ausstellung

Archäologie im Gebirge ­- älteste Besiedlung und Bergbau im Montafon“

findet statt am

Dienstag, 24. September 2013 um 19 Uhr
Museum Frühmesshaus in Bartholomäberg
Adresse: Dorf 11, 6781 Bartholomäberg
Tel.: 0043-5556/74723 

Bilder zum Download: HIER (.zip)

Veranstaltungen

Sep 12 2013
10:53

Einladung zum Tag der offenen Tür auf dem Kleinen Feldberg

100 Jahre Taunus Observatorium

FRANKFURT. Vor 100 Jahren wurde das Taunus-Observatorium auf dem Kleinen Feldberg eröffnet. Zur Feier des Jubiläums laden der Physikalische Verein und der Fachbereich Geowissenschaften / Geographie der Goethe-Universität zu einem Tag der offenen Tür am 28.9.2013 ab 11 Uhr ein. Die Besucher erwartet ein buntes Programm aus Vorträgen, Führungen und Wissenschaft zum Anfassen.

Gegründet wurde das Taunus Observatorium vom Physikalischen Verein als Stiftung, die sich aus den Spenden Frankfurter Bürger finanzierte. Bereits vier Tage vor der Eröffnung reiste sogar Kaiser Wilhelm II. von seiner Sommerresidenz im Bad Homburger Schloss an, um die damals hochmoderne Erdbebenwarte und die „aerologische Station“ für Luftmessungen, die von Wetterballons gemacht wurden. Als ein Jahr später die Universität gegründet wurde, gliederte man das Observatorium an das Institut für Meteorologie und Geowissenschaft an.

Frankfurter Forscher leisteten am Observatorium Pionierarbeit in der Atmosphären- und Erdbebenforschung. Bis heute ist die seismologische Station am Kleinen Feldberg in Betrieb und Teil des German Regional Seismic Network. Im atmosphärenwissenschaftlichen Labor sammelt das Institut für Atmosphären- und Umweltforschung auch heute noch Daten. Von Vorteil ist die Nachbarschaft zu der vom Deutschen Wetterdienst betriebenen Wetterstation und der Luftmeßstation des Landes Hessen. 1998 kam noch die Hans-Ludwig-Neumann Sternwarte hinzu, in der Mitarbeiter des Physikalischen Vereins inzwischen mehr als 100 Kleinplaneten entdeckt haben.

Beim Tag der offenen Tür berichtet der Deutsche Wetterdienst über die Bedeutung der Wetterbeobachtung für die Luftfahrt. In der Hans-Ludwig-Neumann Sternwarte können die Besucher einen Blick durch ein Sonnenteleskop werfen. In der alten Erdbebenwarte dürfen sie die historischen Seismographen auf ihre Funktionstüchtigkeit testen. Auch die Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes und die Forschungsstation des Institutes für Atmosphäre und Umwelt/HLUG können besichtigt werden. In einer Vorführung zur Bodenkunde wird die Landschaftgeschichte und die ökologische Bedeutung des Umweltfaktors „Boden“ erläutert.

Damit nicht nur der Wissenshunger und –Durst gestillt werden, verkauft die Geo-Fachschaft der Goethe-Universität Kaffee und hausgemachten Kuchen.

Informationen: Alexander Löwer, Tel.: (069) 798-40207, GeoAgentur@uni-frankfurt.de, http://www.geo.uni-frankfurt.de/Geoagentur

Personalia/Preise

Sep 12 2013
10:32

Langjähriges Engagement zweier Förderer für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs gewürdigt

Josef Buchmann und Stefan Messer zu Ehrensenatoren der Goethe-Universität ernannt

FRANKFURT. Die Goethe-Universität hat heute mit der Verleihung der Ehrensenatorwürde zwei bedeutende Förderer gewürdigt: Dr. Josef Buchmann, Geschäftsführer der Josef Buchmann Immobilien GmbH, und Stefan Messer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messer Group GmbH und Mitglied des Stiftungskuratoriums der Adolf-Messer-Stiftung; sie erhielten die Auszeichnung bei einer Feierstunde auf dem Campus Westend von Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl jeweils in Form einer Urkunde und einer goldenen Goethe-Anstecknadel. „Mit Herrn Dr. Josef Buchmann und Herrn Messer ehren wir zwei langjährige Mäzene, die sich der Goethe-Universität gegenüber nicht nur außerordentlich großzügig gezeigt haben, sondern die, wenn man einen Blick auf Ihren Lebensweg wirft, auch ihre Ideale der Freiheit und Verantwortung teilen“, betonte Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl in seiner Laudatio.

Dr. Josef Buchmann zählt zur Generation der Überlebenden des Holocaust. Nach Kriegsende fand er Zuflucht in Frankfurt und konnte sich binnen kurzer Zeit in der Geschäftswelt etablieren. Heute ist Buchmann erfolgreicher Immobilienhändler in Frankfurt und Eigentümer eines der größten Einkaufszentren im Rhein-Main-Gebiet. Parallel zu seinem beruflichen Aufstieg hat sich Josef Buchmann um die Förderung von Bildung und Wissenschaft in Israel und Deutschland verdient gemacht. Buchmann unterstützt die Goethe-Universität ideell und finanziell bereits seit mehr als 30 Jahren, insbesondere durch Doktorandenstipendien, den Bau und die Ausstattung der Kinderklinik sowie den Aufbau des Instituts für Molekulare Lebenswissenschaften. „Die Goethe-Universität dankt Josef Buchmann mit der Ehrensenatorwürde für seine außerordentlichen Verdienste um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses  und vieler spannender Forschungs-Projekte“, betonte Universitätspräsident Müller-Esterl in seiner Laudatio. Die Universität freue sich auch auf ein Konzert mit dem Dirigenten Zubin Mehta in der Alten Oper im Jubiläumsjahr 2014, das Buchmann ermöglicht hat. 

Stefan Messer begann seine berufliche Laufbahn als Datentechniker bei IBM in Deutschland, bevor er in das von seinem Großvater Adolf Messer gegründete Familienunternehmen eintrat. Messer ist heute Vorsitzender der Geschäftsführung der Messer Group GmbH. Das weltweit größte eigentümergeführte Unternehmen für Industriegase beschäftigt rund 5.200 Mitarbeiter in über 30 Ländern. Stefan Messer fördert über die nach dem Firmengründer benannte Adolf-Messer-Stiftung seit vielen Jahren herausragende Forschung in den Naturwissenschaften und der Medizin der Goethe-Universität. Hervorzuheben ist in dem Zusammenhang der Adolf-Messer-Preis sowie zahlreiche Stipendien, die er ermöglichte. „Mit der Verleihung der Ehrensenatorwürde möchte die Goethe-Universität ihrem langjährigen Förderer danken. Stefan Messer verkörpert auf vorbildliche Weise bürgerschaftliches Engagement für Bildung und Wissenschaft“, unterstrich Präsident Müller-Esterl in seiner Laudatio. Die Universität freue sich besonders über die kürzlich ausgesprochene Zusage Messers, den Aufbau des Physikschülerlabors in den nächsten Jahren in beträchtlichem Umfang zu fördern.

Die Würde des Ehrensenators beziehungsweise der Ehrensenatorin wird vom Senat der Universität Frankfurt als höchste Auszeichnung verliehen und setzt bedeutsame Verdienste um die Entwicklung der Universität voraus. Die Ehrensenatoren werden dabei vom Präsidium oder einem Fachbereich vorgeschlagen. Mit den heute Ausgezeichneten hat die Goethe-Universität aktuell zwölf Ehrensenatoren.

Weitere Informationen:
Caroline Mattingley-Scott, Leiterin Stabsstelle Fundraising, Goethe-Universität, Tel. (069)798-12471, Mobil: 0172-6768087, Mattingley-Scott@pvw.uni-frankfurt.de

Personalia/Preise

Sep 10 2013
17:25

Im Rahmen des 2. Innovationsforums an der Goethe-Universität wurden junge Unternehmen für ihre Geschäftsideen ausgezeichnet

Forschung, Innovation und Unternehmergeist

FRANKFURT. Mit einem Preisgeld von insgesamt 17.000 Euro wurden innovative Gründer und Projekte des Goethe-Unibators ausgezeichnet. Die Preise wurden anlässlich der Veranstaltung Innovationsforum 2013 auf dem Campus Westend überreicht. Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis erhielten Ines Weimer und Erik Ohl. Ihr Portal Musicfox (http://www.musicfox.com/) vermarktet höchst erfolgreich gemafreie Musik im Internet. Den mit 5.000 Euro prämierten zweiten Preis sicherten sich Samuel Ju und Klaus Kröner mit ihrem Projekt Repetico (www.repetico.de). Repetico ist eine kollaborative Online-Lernkartei, mit der man Lerninhalte jeder Art online und mobil in wissenschaftlich erprobten Zeitabständen effizient wiederholen kann. Den dritten Preis (2.000 Euro) bekamen Sascha Heising und Heiko Störkel. Ihr Unternehmen GeoMon (http://www.geomon.info) produziert, analysiert und bewertet zeitlich und räumlich hochauflösende Geodaten, die dem Kunden als Datei, Kartendruck oder Web-GIS-Anwendung zugänglich gemacht werden.

Der Goethe-Innovations-Preis wurde 2012 im Rahmen des Innovationsforums an der Goethe-Universität ins Leben gerufen.  Im Bemühen, Forschung, Innovation und Unternehmergeist an der Goethe-Universität zu fördern und weiter voranzubringen, wird der Goethe-Innovations-Preis in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Unibator und der Vereinigung der Freunde und Förderer der Goethe-Universität jährlich ausgelobt. Bewerben können sich Mitglieder (Studierende, Mitarbeiter und Alumni) der Goethe-Universität, die an einer Geschäftsidee arbeiten und eine akademische Ausgründung planen. Juroren aus Universität, Wirtschaft und Politik bewerten die Geschäftsidee der Bewerber nach Kriterien wie Originalität, Marktpotential, betriebswirtschaftlichem und technischem Know-how und Risiken.

Weitere Informationen:
http://www.goetheunibator.de/index.php/de/goethe-innovationspreis.html

Forschung

Sep 10 2013
11:14

Teilchen können gleichzeitig an mehreren Orten sein

Wo Einstein irrte

FRANKFURT. Quantenphysikalische Teilchen können an mehreren Orten gleichzeitig sein und hinterlassen dabei sogar Spuren. Das haben Physiker der Goethe-Universität in einem verblüffenden Experiment nachgewiesen, das Albert Einstein vor mehr als 80 Jahren anregte, um die Anhänger der Quantenmechanik herauszufordern. Damals konnte sein wichtigster Kontrahent, der Physiker Niels Bohr, ihm lediglich Argumente entgegensetzten. Jetzt geben die neuen Experimente dem Dänen Recht.

Einstein hat Zeit seines Lebens die quantenphysikalische Aussage bekämpft, dass Teilchen – solange man sie nicht beobachtet – an mehreren Orten gleichzeitig sein können. Sein wichtigstes Gegenargument war: Die geisterhaften Teilchen müssten durch Zusammenstöße mit anderen Teilchen entlang ihrer Bahn eine sichtbare Spur hinterlassen. Eben diese Spur hat Dr.Lothar Schmidtin der Arbeitsgruppe von Prof. Reinhard Dörner am Institut für Kernphysik der Goethe-Universität nun gemessen. „Unseres Experiment ist ein später Triumph für Niels Bohr und damit eine weitere Bestätigung der Grundlagen unseres heutigen physikalischen Weltbildes“, so Schmidt.

Das klassische Experiment, das auch heutigen Physikstudenten noch Kopfzerbrechen bereitet, ist die Streuung quantenphysikalischer Teilchen am Doppelspalt. Solange es unbeobachtet ist, scheint jedes einzelne Teilchen durch beide Schlitze des Spalts zu gehen. Es bildet – ähnlich wie Wasserwellen – ein Interferenzmuster hinter dem Spalt. Dieses verschwindet aber, sobald man eine Information über den Weg des Teilchens zu gewinnen versucht, etwa durch die Wechselwirkung mit einem Lichtteilchen.

Einstein argumentierte, man müsse gar nicht nachsehen, wo das Teilchen ist, denn es verrate seinen Ort indirekt, indem es beim Passieren des Spalts einen Impuls überträgt: Ginge es durch den linken Schlitz, erfahre das Beugungsgitter einen minimalen Stoß nach links, und entsprechend nach rechts, wenn es durch den rechten Spalt geht. Bohr konterte, auch das Beugungsgitter verhalte sich wie ein quantenmechanisches System, das heißt, es müsse gleichzeitige in beide Richtungen abgelenkt werden.

Dass diese verrückt klingende Vermutung tatsächlich richtig ist, haben Dörner und seine Mitarbeiter jetzt durch die Streuung von Helium-Atomen an einem „Doppelspalt“ aus Wasserstoff-Deuterium-Molekülen nachgewiesen. Das Ergebnis stimmt mit den Vorhersagen von Kollegen aus Paris, die hierzu ein quantenmechanisches Modell entwickelt haben, überein – mit den Modellen der klassischen Physik lassen sich die gemessenen Ergebnisse nämlich nicht beschreiben.

Wie die Forscher gemeinsam in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Physical Review Letters“ mitteilen, bewirkt bei ihrem Experiment der Impulsübertrag bei der Streuung eine Rotation des Moleküls. In welche Richtung es rotiert, können die Physiker indirekt schließen. Sie betrachten Prozesse, bei denen der molekulare „Doppelspalt“ durch den Stoß in einen angeregten Zustand übergeht und dann auseinander bricht. Aus den Bruchstücken können sie den Drehsinn rekonstruieren. „Da wir bei dieser Versuchsanordnung nicht beobachten, durch welches Loch das Teilchen gegangen ist, passiert genau das, was Bohr vorhergesagt hat: D er Doppelspalt rotiert gleichzeitig mit und gegen den Uhrzeigersinn“, erklärt Schmidt. 

Ein Bild finden Sie hier.

Bildtext: Das Doppelspaltexperiment an einem Wasserstoff-Deuterium-Molekül zeigt: Wenn man Atome bei der Streuung am Doppelspalt nicht beobachtet, gehen sie durch beide „Schlitze“ gleichzeitig. Das lässt sich daraus schließen, dass das Molekül gleichzeitig in eine Rechts- und eine Linksrotation versetzt wird. Die unterschiedlichen Massen der „Schlitze“ führen zu einer Krümmung der Interferenzstreifen.

Publikation:

L. Ph. H. Schmidt, J. Lower, T. Jahnke, S. Schößler, M. Schöffler, A. Menssen, C. Lévêque, N. Sisourat, R. Taïeb, H. Schmidt-Böcking, R. Dörner: Momentum transfer to a free floating double slit: Realization of a thought experiment from the Einstein-Bohr debates, in: Physical Review Letters, Bd. 111, S. 102003 (2013), DOI: 10.1103/PhysRevLett.111.103201.

Informationen: Prof. Reinhard Dörner, Institut für Kernphysik, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-47003; doerner@atom.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Sep 5 2013
13:13

11. Frankfurter Kinder-Uni vom 16. bis 20. September: Nachmittags sind alle Kinder zwischen 8 und 12 Jahren ohne Anmeldung willkommen –Vorlesungen auch über Live-Stream abrufbar

Hörsaal auf für neugierige Kinder!

FRANKFURT. Bereits zum 11. Mal lädt die Frankfurter Kinder-Uni Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren in der Woche vom 16. bis 20. September auf dem Campus Westend ein. Neben Oberbürgermeister Peter Feldmann, der wieder mit Schülerinnen und Schülern diskutiert, berichten fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in täglich drei Vorlesungen in altersgerechter Form über ihr Forschungsgebiet. Ziel ist es, auf Wissenschaft neugierig zu machen und Kindern aller Schulformen einen ersten Eindruck vom Uni-Leben im Hörsaal und in der Mensa zu vermitteln. Die beiden Vormittagsvorlesungen sind für Schulklassen reserviert, das Anmeldeverfahren ist bereits abgeschlossen. Nachmittags um 16 Uhr sind alle Kinder dieser Altersgruppe allein oder in Begleitung Erwachsener zur Teilnahme ohne Anmeldung eingeladen.

Zum Auftakt am Montag (16. September) berichtet die Astrophysikerin Dr. Kerstin Sonnabend in ihrer Vorlesung „Rumpelstilzchen im Weltall? Wie Sterne Gold machen“ über das brodelnde Innere der Sterne. Sie erklärt, wie in diesen Glutöfen neue Elemente entstehen – nicht nur der Sternenstaub, der als Kohlenstoff in unseren Körper eingebaut ist, sondern auch Gold.

Reiche Kinder sind nicht unbedingt glücklicher als Arme. Die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Sabine Andresen fragt deshalb in ihrer Vorlesung am Dienstag (17. September) „Ich bin glücklich – und Du?“ was für Kinder in der Welt ein glückliches Leben bedeutet. Dabei diskutiert sie mit ihren jungen Zuhörern auch, wie man Glück überhaupt messen kann.

Ins Reich der Zellen lädt am Mittwoch (18. September) der Biochemiker Prof. Robert Ernst ein. Er gehört zu den jüngsten Professoren der Goethe-Universität und nähert sich seinem Thema mit viel Kreativität: In seiner Vorstellung gleicht die Zelle einer Stadt mit Stadtmauer, Postamt, Heizkraftwerk, Müllverbrennungsanlage, U-Bahnen und Telefonkabeln.

Oberbürgermeister Peter Feldmann kommt am Donnerstag (19. September) wieder zur Kinder-Uni. Er besucht die Vorlesung „Gibt es Kinder ohne Rechte?“ und diskutiert anschließend mit einigen Schülerinnen und Schüler über ihre Lebenssituation in Frankfurt und über Kinderrechte. Der Rechtswissenschaftler Dr. Felix Hanschmann erläutert in seiner Vorlesung die Schwierigkeiten von Flüchtlings-Kindern am Beispiel des Jungen Mobido, der eine beschwerliche Reise von Mali nach Frankfurt antritt.

Aufregend wird es noch einmal am Freitag (20. September), wenn der Ethnologe Dr. Markus Linder fragt: „Ließen die Indianer ihre Feinde am Totempfahl büßen?“. Lindner zeigt, dass das Indianer-Bild, das Zeichentrickserien wie Yakari vermitteln, zu einfach ist. Sein Forschungsgebiet sind nicht nur die Indianer früherer Zeiten, sondern auch das Leben ihrer Nachfahren in der modernen Welt.

Auch in diesem Jahr rechnen die Organisatorinnen wieder mit mehr als 13.000 Kindern bei den 15 Vorlesungen. Besonders viele Anmeldungen von Schulklassen gab es zu den Vormittagsvorlesungen am Montag und Freitag. Ohne Voranmeldung können alle interessierten Acht- bis Zwölfjährigen nachmittags um 16 Uhr zur Kinder-Uni kommen, lediglich Gruppen ab fünf Personen wie Horte, KiTas oder Schul-AGs sollten sich im Voraus anmelden. Da der Audimax im Hörsaalzentrum groß genug ist, können Eltern, Großeltern und Freunde ihre Kinder am Nachmittag gern begleiten. Der Hörsaal wird etwa 20 Minuten vor Veranstaltungsbeginn geöffnet.

Besonders eifrige Besucher der Kinder-Uni, die an drei oder mehr Vorlesungen teilgenommen haben, können an der Verlosung teilnehmen und einen von vielen tollen Preisen gewinnen – unter anderem: GEOlino-Abonnements, Kinder-Uni-Bücher und –Hör-CDs, Theaterkarten für das Schauspiel Frankfurt und Kinder-Uni-T-Shirts. Wer vom vielen Denken hungrig geworden ist, kann sich in der Mensa (dieses Mal im Festsaal des Casinos), den Cafeterien des Studentenwerks oder im Bistrorante ‚Sturm und Drang’ im Erdgeschoss des Hörsaalgebäudes stärken. In den Betrieben des Studentenwerks Frankfurt bekommen die Schüler gegen Vorlage ihres „Studentenausweises“ ein Kinder-Menü oder einen Snack und ein Getränk für zwei Euro.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben auch in diesem Jahr zu jeder Vorlesung ein kleines Quiz zusammengestellt. Unter den Teilnehmern, die richtig angekreuzt haben, werden Buchpreise verlost, die von verschiedenen Verlagen großzügig zur Verfügung gestellt wurden. Auf der Homepage der Kinder-Uni (www.kinderuni.uni-frankfurt.de) sind die Quizfragen und später die korrekten Antworten einsehbar. Für Kinder, die keine Möglichkeit haben, die Kinder-Uni zu besuchen, gibt es einen Link zum Live-Stream.

Die 11. Frankfurter Kinder-Uni unterstützen folgende Partner: GEOlino, Studentenwerk Frankfurt am Main, Bistrorante „Sturm und Drang“, Frankfurter Rundschau, Buchhandlung Eselsohr und Schauspiel Frankfurt sowie zahlreiche Verlage, deren Logo auf der Homepage der Kinder-Uni aufgeführt sind.

Informationen: Ulrike Jaspers, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Campus Westend, Tel: (069) 798-13066, jaspers@pvw.uni-frankfurt.de

www.kinderuni.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Sep 5 2013
10:01

Oskar Negt hält Vortrag im Institut für Sozialforschung – Sein Vorlass ist jetzt über das Archivzentrum der Universitätsbibliothek online verfügbar

„Mein Verhältnis zur Frankfurter Schule“

FRANKFURT. „Mein Verhältnis zur Frankfurter Schule“ betitelt der Sozialphilosoph Prof. Oskar Negt seinen öffentlichen Vortrag, den er am 12. September (Donnerstag) um 19.15 Uhr im Institut für Sozialforschung an der Goethe-Universität, Senckenberganlage 26, hält. Der 1934 geborene Wissenschaftler gilt heute als einer der herausragenden Vertreter der zweiten Generation der Frankfurter Schule, der die Zeit der 1960er und 1970er Jahre maßgeblich mitprägte. Eine Episode aus dem Jahr 1960 wird der Doktorand Adornos nicht unerwähnt lassen: Statt der in der DDR bestelltem Marx-Engels-Ausgabe bekam Negt Post vom Amtsgericht Frankfurt, es sei ein Paket mit staatsgefährdendem Propaganda-Material für ihn eingetroffen.

Der Briefwechsel zwischen Negt und dem Amtsgericht ist das erste Dokument seines Vorlasses, den der Sozialphilosoph 2010 an das Archivzentrum der Frankfurter Universitätsbibliothek übergeben hat und dessen Erschließung nun online zugänglich ist – dies ist auch der Anlass für Negts Vortrag an seiner alten Wirkungsstätte. Es handelt sich um insgesamt 91 Archiveinheiten zu rund 10.000 Seiten für die Jahre von 1960 bis 2010.

Und hier ein Auszug aus dem Brief des Amtsgerichts Frankfurt: „Es wird Ihnen mitgeteilt, dass ein an Sie gerichtetes Paket aus der Sozialistischen Besatzungszone, in welchem sich staatsgefährdendes Propagandamaterial befand, auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen von dem Amtsgericht in Rothenburg beschlagnahmt worden ist.“ Negt wartete damals tatsächlich dringend auf eine Büchersendung mit Bänden der Marx-Engels-Werke aus Ost-Berlin und sah sich veranlasst, das Amtsgericht aufzuklären: „Auf Grund des innerdeutschen Handels sind alle Bücher, die im Dietz- und Aufbauverlag erschienen sind, im westdeutschen Buchhandel erhältlich. Ich folgere daraus, dass sie deshalb nicht staatsgefährdend sein können.“ Und weiter betonte er, dass es keine westdeutsche Gesamtausgabe von Marx gebe, weshalb man gezwungen sei, sich auf die ostdeutsche Edition zu stützen. Was aus heutiger Sicht eine Lappalie ist, war für Negt ein echtes Problem. Die akademische Auseinandersetzung mit dem Marxismus wurde in der Adenauer-Ära und Zeiten des Kalten Krieges auch juristisch unter die Lupe genommen.

Negt, der bei Theodor Adorno promovierte, war Assistent von Jürgen Habermas, befreundet mit Ernst Bloch und stand Herbert Marcuse sehr nahe. Gleichzeitig war er für die Studierenden eine der Symbolfiguren der 68er-Bewegung und zeitlebens dem gewerkschaftlichen Milieu eng verbunden. Im Jahre 1970 folgte er dem Ruf der Universität Hannover, wo er bis zur Emeritierung 2002 lehrte.

Diesen Vortrag organisieren und veranstalten gemeinsam das Archivzentrum der Universitätsbibliothek J.C. Senckenberg und das Institut für Sozialforschung(IfS). Der Vorlass von Oskar Negt ist über die Webseite des Archivzentrums in der online-Datenbank HADIS (Hessisches Archiv-Dokumentations- und Informationssystem) zugänglich. Die originalen Unterlagen zu Oskar Negt und zur Frankfurter Schule können im Archivzentrum montags bis freitags von 9.30 bis 16.30 Uhr nach Voranmeldung und im Rahmen der Benutzungsordnung eingehend studiert werden. Desweiteren befinden sich im Archivzentrum die Vor- und Nachlässe anderer Wissenschaftler der Frankfurter Schule; dazu gehören u.a.:  Max Horkheimer, Herbert Marcuse, Leo Löwenthal, Ludwig von Friedeburg und Jürgen Habermas.

Fotos zum Download: http://service.ub.uni-frankfurt.de/auftrag/20130904_negt/ 
© Copyright Oskar Negt

Informationen: Dr. Mathias Jehn, Archivzentrums der Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Tel. (069) 798 39007; E-Mail: m.jehn@ub.uni-frankfurt.de; Dr. Sidonia Blättler, Institut für Sozialforschung (IfS), Tel.: (069) 75618316; E-Mail: blaettler@em.uni-frankfurt.de, Campus Bockenheim

Sonstige

Sep 5 2013
09:55

Digitalisierungsprojekt gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft vor dem Abschluss

Seltene deutschsprachige botanische Zeitschriften von 1753 bis 1914 online

FRANKFURT. Über 100 seltene deutschsprachige botanische Zeitschriften aus dem Zeitraum 1753 bis 1914 sind ab sofort online zugänglich über die Digitalen Sammlungen der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt. Bis Anfang Oktober sollen es sogar mehr als 180 sein. Damit eröffnet sich für Experten, Liebhaber und Interessierte weltweit ein neuer Schatz, der auch über die Virtuelle Fachbibliothek Biologie (vifabio) recherchier- und erreichbar ist. Hierfür wurden insbesondere Zeitschriften und Schriften wissenschaftlicher Gesellschaften erfasst und einer Texterkennung unterzogen.

Digitalisiert wurden überwiegend Werke mit wissenschaftlich relevanten Inhalten, die bisher nicht Ziel großangelegter Digitalisierungskampagnen waren. „Vor allem für Experten der systematischen Botanik sind die jetzt weltweit zugänglichen historischen Zeitschriften bedeutend,“ sagt Dr. Judith Dähne, Projektkoordinatorin an der Universitätsbibliothek Frankfurt. „Für sie erleichtert sich der Zugriff auf die häufig verstreut vorliegenden und schlecht zugänglichen Zeitschriften durch die Digitalisierung erheblich.“ so Dähne weiter. 

Das 2011 begonnene zweijährige Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Vorrangig wurden die Bestände der beiden Projektpartner Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg (Goethe-Universität Frankfurt a. M.) und Bibliothek des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem (Freie Universität Berlin) digitalisiert. 26 weitere Bibliotheken aus ganz Deutschland trugen dazu bei, die seltenen Zeitschriften möglichst vollständig zu digitalisieren. Das Projekt wurde inhaltlich mit anderen internationalen Digitalisierungsprojekten abgestimmt.

 „Die Vergabe von wissenschaftlichen Namen von Pflanzen, Algen und Pilzen wird durch den Internationalen Code für Nomenklatur geregelt“, ergänzt Prof. Dr. H. Walter Lack, Abteilungsleiter Wissenskommunikation am Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin. „Der Code legt verbindlich fest, dass die Erstveröffentlichung eines wissenschaftlichen Namens bei jeder wissenschaftlichen Arbeit taxonomischen Inhalts konsultiert werden muss – und zwar unabhängig davon, wo und wann sie veröffentlicht wurde! Somit ist die Digitalisierung von historischen Zeitschriften wichtig für einen barrierefreien Zugang von Erstveröffentlichungen und älteren wissenschaftlichen Ergebnissen", betont Lack weiter.

Die nur in wenigen Exemplaren im Original vorhandenen Titel standen bisher meist nur einer regionalen Leserschaft zur Verfügung. Dank des Projektes können jetzt beispielsweise Botaniker in Brasilien oder Venezuela auf wissenschaftlich relevante Veröffentlichungen über südamerikanische Pflanzen schnell und kostenfrei zugreifen. Zwei Beispiele unterstreichen die Bedeutung des Digitalisierungsprojektes:

Erstbeschreibung von Lorbeergewächsen aus Brasilien

Die Zeitschrift ‚Arbeiten aus dem Königl. Botanischen Garten zu Breslau‘ [das heutige polnische Wrocław] erschien im Jahre 1892 mit nur einer einzigen Ausgabe. In Deutschland sind nur neun Exemplare bekannt. In diesem Heft beschrieb der deutsche Botaniker Carl Mez mehrere Lorbeergewächsarten, die er als neu für die Wissenschaft betrachtete. Eine davon war Hufenlandia taubertiana aus Minas Gerais in Brasilien. Diese Art wird bis heute von Spezialisten als korrekt anerkannt. Experten für Lorbeergewächse müssen damit auch heute die Erstveröffentlichung dieser Art für ihre Forschungen konsultieren. Digitalisiert wurde das in der Bibliothek des Botanischen Gartens und Botanischen Museum Berlin-Dahlem aufbewahrte Exemplar der seltenen Zeitschrift.

Erste Abbildung einer südamerikanischen Kapuzinerkressen-Art

Die heute in Kultur weit verbreitete und beliebte Kapuzinerkressen-Art Tropaeolum moritzianum wurde erstmals gesammelt in der Umgebung von Caracas und ist heute an Wildstandorten von Guatemala bis Kolumbien und Venezuela bekannt. Die erste Abbildung dieser Art erschien als kolorierte Lithographie in dem relativ seltenen Werk ‚Icones plantarum rariorum horti Regii Botanici Berolinensis‘ [Abbildungen seltenerer Pflanzen des Königlichen Botanischen Gartens in Berlin], das 1840 bis 1844 in Berlin erschien. Die Abbildung dieser Kapuzinerkresse ist für die Interpretation der in Textform verfassten Erstbeschreibung dieser Art noch heute relevant. Digitalisiert wurde das Exemplar der Universitätsbibliothek J.C.Senckenberg, Frankfurt am Main.

Weitere Informationen:

http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/botanik – zum Digitalisierungsprojekt
www.vifabio.de/digital-collections/botany/ –  zum Fachportal vifabio

Pressebilder:

www.bgbm.org/bgbm/pr/archiv/pressimages/press_images.HTM#Zeitschriften

Pressekontakt:

Dr. Judith Dähne, Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Koordinatorin Digitalisierungsprojekt Botanische Zeitschriften (Sondersammelgebiet Biologie)
Bockenheimer Landstr. 134-138, 60325 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 798-39217 /42625
E-Mail: j.daehne@ub.uni-frankfurt.de

Prof. Dr. H. Walter Lack, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem, Freie Universität Berlin, Abteilungsleitung Wissenskommunikation
Königin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin
Tel.: 030 / 838 50 136
E-Mail: h.w.lack@bgbm.org

Personalia/Preise

Sep 4 2013
11:04

An der Goethe-Universität forscht mit Prof. Roman Inderst (43) der forschungsstärkste deutschsprachige Volkswirt

Handelsblatt: Inderst wieder die Nummer eins im Forschungsranking

FRANKFURT. Das Handelsblatt lobte bereits 2010: „Kein anderer deutschsprachiger Ökonom hat in den vergangenen Jahren so viel Forschungsergebnisse in angesehenen internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht wie Inderst, und seine Arbeiten werden auch überproportional oft von anderen Forschern zitiert."

Im gerade erschienenen VWL-Rankings 2013 des Handelsblatts setzt sich diese Erfolgsserie fort. Der Leibnizpreisträger Inderst belegt im Forschungsranking erneut Platz eins unter allen deutschsprachigen Volkswirten. Bemerkenswert ist, dass sich dies nicht nur auf die in Deutschland ansässigen Ökonomen bezieht, sondern auch deutschsprachige Forscher im Ausland und damit auch an den amerikanischen Spitzenuniversitäten mit einbezieht. Das Handelsblatt schreibt: „Der alte Sieger ist auch der neue: Der Frankfurter Roman Inderst liegt im Handelsblatt-Volkswirteranking auch 2013 wieder vorne. Der Allrounder beschäftigt sich mit Bankenregulierung, Verbraucherschutz und Wettbewerbstheorie - und schaffte 2012 sieben prominente Publikationen, darunter erneut eine, die im renommierten "American Economic Review" erschien.“

Insgesamt erreichten die Volkswirtschaft der Goethe-Universität unter den besten 25 Universitäten im deutschsprachigen Raum Platz 6.

Inderst forscht und lehrt nach Stationen an der Pariser Business-School Insead und der London School of Economics seit 2006 an der Goethe-Universität. Für seine herausragenden Leistungen hat er neben dem Leibniz Preis in 2010 bereits in 2009 den höchsten europäischen Forschungspreis erhalten (ERC Advanced Grant), den zusammen mit Roman Inderst bislang in Deutschland nur zwei Wirtschaftswissenschaftler erhielten.

Personalia/Preise

Sep 2 2013
11:46

Prof. Fürst erhält Auszeichnung für seine Forschungen zu pflanzlichen Arzneimitteln im Einsatz bei entzündlichen Prozessen

„Bionorica Phytoneering Award“ für Frankfurter Pharmazeuten

FRANKFURT/MÜNSTER. Heute wurde der Frankfurter Pharmazeut Prof. Robert Fürst mit dem „Bionorica Phytoneering Award“ der Gesellschaft für Arzneipflanzen- und Naturstoff-Forschung (Society for Medicinal Plant and Natural Product Research) ausgezeichnet. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis erhielt der Forscher während der Jahrestagung der internationalen Gesellschaft, die mit über 700 Teilnehmern zurzeit an der Münsteraner Universität stattfindet. Damit werden Fürsts herausragende wissenschaftliche Untersuchungen zu molekularen Mechanismen der Wirkung von pflanzlichen Inhaltsstoffen und Extrakten auf dem Gebiet entzündlicher Prozesse an endothelialen Zellen gewürdigt, wie der Präsident der Gesellschaft und Professor für Pharmazeutische Biologe, Wolfgang Blaschek, bei der Verleihung betonte.

Ein Gremium internationaler unabhängiger Wissenschaftler hatte Fürsts Forschungsarbeiten unter einer Vielzahl von eingereichten Bewerbungen ausgewählt. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro, das in die weitere Forschung investiert werden soll, wurde gestiftet von der Firma „Bionorcia SE“, einem der weltweit führenden Hersteller von pflanzlichen Arzneimitteln aus Neumarkt. In seinem Festvortrag informierte der 38-jährige Fürst, der erst 2012 auf die Professur für Pharmazeutische Biologie an der Goethe-Universität berufen worden war, über seine aktuellen Forschungsergebnisse.

Was sind die wirksamen Prinzipien in einem Naturstoff-Gemisch mit tausenden von Substanzen? Und an welchen Zielstrukturen des Körpers greifen sie an? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Fürst in seiner Forschung. Einer seiner Schwerpunkte ist die rationale Phytotherapie, also die Verwendung pflanzlicher Arzneimittel, die nach Maßstäben der Schulmedizin eingesetzt werden. Fürst untersucht diese Vielstoffgemische auf ihre molekularen Mechanismen und wirksamen Komponenten hin.

Der Wissenschaftler, der bereits mit 37 Jahren auf eine volle Professur in Frankfurt berufen wurde, hatte ursprünglich keine wissenschaftliche Karriere geplant. Nach einem Vordiplom in Physik wechselte er in die Pharmazie, weil er ein Studium mit möglichst breiter naturwissenschaftlicher Bildung bevorzugte. Nach dem zweiten Staatsexamen absolvierte er seine Zeit als Pharmazie-Praktikant zunächst in der Apotheke, wechselte dann aber zu Prof. Angelika Vollmar an den Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie der Ludwig-Maximilians-Universität München – und blieb, weil ihm die Forschung so gut gefiel, dort bis zur Habilitation. An der Goethe-Universität hat Fürst die Nachfolge von Prof. Theo Dingermann angetreten. Die Frankfurter Pharmazie strahle etwas sehr Dynamisches aus, das habe ihn in seinen Verhandlungen mit der Goethe-Universität gleich angezogen, so Fürst. Und inzwischen ist der überzeugende Team-Player in Frankfurt schon heimisch geworden.

Bild zum Download hier.

Informationen: Prof. Robert Fürst, Institut für Pharmazeutische Biologie, Campus Riedberg, Tel: (069) 798-29655; fuerst@em.uni-frankfurt.de 

Veranstaltungen

Sep 2 2013
11:42

Goethe-Universität: Bei der 2. Jahrestagung des House of Pharma diskutieren Experten, wie Deutschland den Weg zur Weltspitze findet

Renaissance als „Apotheke der Welt“?

FRANKFURT. Welche Perspektiven hat die Pharmaindustrie in Deutschland, die rund 45 Mrd. Euro im Jahr umsetzt, im Zeitalter der Globalisierung? Wie muss die Branche auf die sich ändernden politischen Rahmenbedingungen im Gesundheitsmarkt einerseits und auf die zunehmende Innovationslücke andererseits reagieren und wie stellt sie sich mit Blick auf die verstärkten Konzentrationsprozesse weltweit auf?

Die 2. Jahrestagung House of Pharma bietet am 2. und 3. September 2013 Entscheidungsträgern der Pharmaindustrie sowie Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Verbänden eine Plattform zum Meinungsaustausch zu diesen für den Forschungs- und Innovationsstandort Deutschland wichtigen Fragestellungen.

Neben Hessens Ministerpräsidenten Volker Bouffier und Wirtschaftsminister Florian Rentsch nehmen u.a. teil: Prof. Dr. Wolfgang Huber, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland und einer der profiliertesten Theologen Deutschlands, Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes der forschenden Pharma-Unternehmen, Dr. Rudolf Strohmeier, Generaldirektor der Generaldirektion Forschung & Innovation der Europäischen Kommission sowie Universitätspräsident Prof. Dr. Werner Müller-Esterl. Mit dabei sind auch zahlreiche Spitzenvertreter der Wirtschaft.

Inhaltlich verantwortlich für die Tagung sind der Pharmakologe Prof. Dr. Gerd Geisslinger sowie Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität. Beiden treiben das Vorhaben eines House of Pharma maßgeblich voran.

Die Tagung findet statt an der

Goethe-Universität Frankfurt, Campus Westend, Casino-Gebäude, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt am Main; Beginn: 2. September, 18.30 Uhr (Abendempfang); 3.September 2013, 8.30 Uhr (Registrierung), 9 Uhr Beginn.

Zum House of Pharma
Für die Lösung der heutigen Probleme im Gesundheitssystem bedarf es einer übergreifenden und interdisziplinären Strategie, die die zahlreichen Initiativen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft einbindet. Gerade durch die Vielzahl von Unternehmen, Universitäten, Hochschulen, außeruniversitären Einrichtungen und Verbänden in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main bieten sich hier ideale Rahmenbedingungen zur Erarbeitung von integrierten Lösungen.

Das House of Pharma an der Goethe-Universität verfolgt deshalb das Ziel der Weiterentwicklung des Pharma-Kompetenzclusters in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main sowie der Positionierung als Inkubator für die Arzneimittelforschung in Deutschland.

In Anlehnung  an das bereits erfolgreich laufende House of Finance an der Goethe- Universität soll es Vertreter aus Politik, Forschung und Pharmaindustrie unter einem Dach zusammenführen. Ein Ziel des House of Pharma ist, die Wertschöpfungskette von der Forschung und Entwicklung eines Arzneimittels bis zu seiner Vermarktung weiter zu verbessern. Hier besteht aus Sicht von Experten in Deutscher großer Handlungsbedarf.

http://www.convent.de/new/uploads/tx_cagevents/130903_JtgPharma_02.pdf

Veranstaltungen

Aug 30 2013
10:57

Vortrag des renommierten US-amerikanischen Biochemiker Randy Schekman im Klinikum

Fehler bei Protein-Transport-Prozessen ermöglichen Rückschlüsse auf Erbkrankheiten

FRANKFURT. Randy Schekman, US-amerikanischer Biochemiker der renommierten University of California, Berkeley, untersucht die Abwicklung von Protein-Transport-Prozessen innerhalb von Zellen. Diese Vorgänge müssen genauestens reguliert werden, da Fehler im Ablauf als Ursache verschiedener Erbkrankheiten und anderer genetischer Störungen identifiziert wurden. In seinem Vortrag

am: Montag (2. September 2013) um 18.15 Uhr
im: Klinikum der Goethe-Universität, Campus Niederrad Hörsaalgebäude 23-4

erklärt er, wie mit Hilfe von genetischen Analysen der Membran-Zusammensetzung in Hefemutanten, Rückschlüsse auf menschliche Erbkrankheiten gezogen werden können.

Biomembranen dienen als Trennschicht zwischen verschiedenen Bereichen innerhalb einer lebenden Zelle. Verschiedene Zellkompartimente müssen voneinander abgetrennt werden, um diverse Prozesse innerhalb einer Zelle zu koordinieren. Dabei folgen unterschiedliche zelluläre Proteine verschiedenen „Wegweisern”, um zu ihren Bestimmungsorten zu kommen. In den letzten 30 Jahren gelang es Schekman und seinem Team, die treibende Kräfte, die zelluläre Proteine zwischen den Kompartimenten hin- und herbewegen, genauer zu beschreiben. Dank seiner intensiven Forschungen ist es heute möglich, Krankheiten im Zusammenhang mit Störungen des Membrantransports zu verstehen und möglicherweise wirksame Therapien zu entwickeln. Für seine Arbeiten erhielt er u.a. den Albert Lasker Award, eine der höchsten Auszeichnungen im Bereich der medizinischen Grundlagenforschung.

Der Vortrag in englischer Sprache findet im Rahmen der Vortragsreihe „Molecular Medicine“, gesponsert von Sanofi-Aventis, statt.

Informationen: Prof. Ivan Dikic, Institut für Biochemie II, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-5652, ivan.dikic@biochem2.de

Veranstaltungen

Aug 30 2013
09:54

Mehr Partizipation durch MOOCs? Tagung an der Goethe-Universität zeigt neue Trends und Möglichkeiten für Lehre und Forschung der Zukunft

eLearning zwischen Vision und Alltag

FRANKFURT. Vom 2. bis 5. September 2013 findet unter dem Titel „eLearning zwischen Vision und Alltag - Zum Stand der Dinge“ eine der wichtigsten deutschsprachigen wissenschaftlichen eLearning-Konferenzen, die Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW 2013), an der Goethe-Universität in Frankfurt statt. Die Konferenz bietet mit 29 Vorträgen zu Full- und Shortpapers, 14 Workshops und 17 Posterbeiträgen eine Bestandserhebung der Integration neuer Medien in den heutigen Hochschulalltag und zeigt technologische Trends auf, die einen Einfluss auf die Gestaltung von Lehre haben werden.

Ein Thema der Tagung, das sich in mehreren Workshops, Vorträgen und Postern niederschlägt, sind Massive Open Online Courses (MOOCs) – eine Welle, die die uns aus den USA mit überraschendem Tempo einholt und auch in Europa sichtbare Spuren hinterlassen wird. Dazu Prof. Dr. Detlef Krömker vom Fachbereich Informatik und Mathematik der Goethe-Universität und wissenschaftlicher Leiter der Tagung: „Wenn auch die Motivation in Deutschland, Österreich und der Schweiz andere sind als in den USA (hier wirkt der monetäre Aspekt einer zum Teil sehr teuren Hochschulausbildung stark), so bringen MOOCs für die Öffentlichkeit viele neue Möglichkeiten zur Partizipation direkt in und mit den Hochschulen.“ Co-Leiterin Claudia Bremer von „studiumdigitale“ ergänzt: „Zur Zeit werden MOOCs in der deutschen Hochschullandschaft intensiv diskutiert. Jetzt gilt es, entsprechende didaktische Szenarien und geeignete Geschäftsmodelle zu entwickeln und auch Qualitätsaspekte in den Blick zu nehmen.“

Weitere aktuelle Trends rund um den Einsatz neuer Medien in der Bildung und Forschung, die in Vorträgen und Workshops vorgestellt und diskutiert werden, sind ePortfolios, Szenarien des mobilen Lernens und auch die Zukunft digitaler Forschungsinfrastrukturen: 

  • Am Dienstag den 3. September gibt Dr. Larry Johnson, CEO des New Media Consortium und Mitherausgeber des jährlichen Horizon Reports, in dem Eröffnungsvortrag einen Ausblick auf technologische Trends und deren Bedeutung für die Bildungslandschaft in den nächsten Jahren.
  • Prof. Rolf Schulmeister wird sich in seinem Vortrag „Online wie Offline: Was ist ausschlaggebend für den Lernerfolg“ am Mittwoch den 4. September auf die Spuren des Lernerfolgs begeben und wertvolle Hinweise auf die Gestaltung von Lernarrangements geben.

Zwei weitere Keynote-Vorträge widmen sich dem unter dem Stichwort „eScience“ der Nutzung neuer Medien für Forschungszwecke – ein Feld das zunehmend an Bedeutung gewinnt.

  • Professor Rittberger, stellvertretender geschäftsführender Direktor des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), beleuchtet in seinem Beitrag am Donnerstag die Perspektiven der Forschungs­infrastruktur und die Bedeutung offener Bildungsressourcen  und stellt hier die neusten Entwicklungen vor.
  • Während sich dieser Beitrag mehr den Forschungs­infrastrukturen zuwendet, befasst sich Professor Lorna Hughes, Chair in Digital Collections an der University of Wales mit der Bedeutung digitaler Sammlungen, deren Nutzung in Forschungskontexten und auch der Kooperation zwischen Forschenden.

In der Mitte der Tagung, am 4. September, findet am Nachmittag unter dem Motto „EduCamp meets GMW“ ein kostenfreies öffentlich zugängliches so genanntes Barcamp statt, in dem die Teilnehmenden auch eigene Themen als Sessions einbringen und diskutieren können.

Alle Vorträge der Tagung werden aufgezeichnet und auf dem eLearning-Portal der Goethe-Universität bereitgestellt, siehe eLecture.uni-frankfurt.de . Hier lohnt es sich in jedem Fall einmal zu stöbern, denn mehr als 100 Vorlesungen aus den letzten Jahren und verschiedensten Disziplinen sind frei zugänglich.

Die Tagung wird von studiumdigitale, der zentralen eLearning-Einrichtung der Goethe-Universität Frankfurt, in Kooperation mit der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft organisiert und findet statt auf dem 

Campus Riedberg, Otto-Stern-Zentrum (Hörsaal- und Infrastrukturzentrum),
Ruth-Moufang-Straße 2, 60438 Frankfurt am Main
Beginn: 10 Uhr, Registrierung ab 8.30 Uhr

Weitere Informationen und Programm unter: www.gmw2013.de

Medienvertreter sind herzlich eingeladen an der Konferenz teilzunehmen. Für diesen Fall melden Sie sich bitte kurz bei uns mit Namen, email und voraussichtlicher Ankunft per email an: info@studiumdigitale.uni-frankfurt.de. Hier erhalten Sie gern auch ergänzende Informationen.

Veranstaltungen

Aug 29 2013
12:36

Studierende des Masterstudiengangs „Curatorial Studies“ entwickelten das Performance- und Filmprogramm – Besondere Räume der Wahrnehmung und Interaktion

Begehbare Außeninstallationen von Hélio Oiticica im Palmengarten

FRANKFURT. Zur Retrospektive „Hélio Oiticica. Das große Labyrinth“ (28.9.2013-12.1.2014) des MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt zeigt der Palmengarten Frankfurt bereits ab 30. August (Freitag) bis 27. Oktober drei begehbare Außeninstallationen des brasilianischen Künstlers. In einem der Pavillons, „Penetrável PN 14 MAP“, findet in diesem Zeitraum ein Performance- und Filmprogramm mit Interventionen zeitgenössischer Künstler statt, das von Studierenden des Masterstudiengangs „Curatorial Studies – Theorie – Geschichte – Kritik“ (Goethe-Universität und Städelschule) erarbeitet wurde.

Hélio Oiticica (1937–1980) gilt als Vorreiter der partizipativen Kunst. In den frühen 1960er-Jahren entwickelte er Strategien, um neue gesellschaftspolitische Perspektiven in der Kunst zu eröffnen. Er verstand sich als Konstrukteur von Materialität, Farbe, Zeit, Raum und Situationen. Statt eine Rezeption vorzugeben, laden Oiticicas raumgreifende Installationen (Penetráveis) – von denen drei im Palmengarten ausgestellt sind – zur freien Erkundung und Teilhabe ein. „Wie kaum ein anderer Künstler seiner Generation war Oiticica der Zeit voraus. Die Begriffe ‚Partizipation’, ‚Environment’ und ‚Proposition’, die in Europa und Nordamerika den künstlerischen Diskurs erst Jahre später bestimmen sollten, waren in seinem Werk bereits zu einem frühen Zeitpunkt formuliert und verleihen diesem bis heute zentrale Bedeutung für die Kunst der Gegenwart“, sagt der stellvertretende Direktor des MMK und Ausstellungskurator Peter Gorschlüter.

Die „Penetráveis“ hat Oiticica seit den 1960er-Jahren entworfen. Der Begriff „Penetrável“ ist eine Wortschöpfung des Künstlers und stammt von dem portugiesischen Verb „penetrar“ (durchdringen) ab. „Penetrável PN 14 MAP“ entstand in einer Serie  Konzepten und Modellen zu Pavillons, die sich in Größe, Farbe und Form unterscheiden und wurden nach den genauen Vorgaben des Künstlers im Palmengarten aufgebaut. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sie alle zur Partizipation des Besuchers und Bespielung des Raumes mit sinnlichen Experimenten und Ereignissen gedacht sind. Zu Lebzeiten lud Oiticica immer wieder Tänzer, Musiker, Künstler und Schriftsteller ein, um seine Werke und Installationen zu bespielen. Doch nicht nur während der Performances, sondern auch in den Ruhephasen können die Besucher die Installationen eigenständig erkunden.

Durch Performances mit Sound, Lecture und Tanz sowie einer Filmreihe wird der Pavillon im Sinne Oiticicas zum Leben erweckt und ermöglicht den Besuchern besondere Räume der Wahrnehmung und Interaktion. Wie wird Oiticicas Pavillon erfahren? Welche Ansätze und Ideen sind in Werken der Gegenwartskunst zu finden? Auf welche Weise findet Partizipation statt? Mit diesen Fragen haben sich die Studierenden der „Curatorial Studies“ in den vergangenen Monaten intensiv beschäftigt. Das Ergebnis ist ein umfassendes Film- und Performance-Programm mit zwölf künstlerischen Positionen, das die Studierenden für Oiticicas „Penetrável PN 14 MAP“ im Frankfurter Palmengarten erarbeitet haben.  Experimente mit Sound, Sprache und Tanz, Projektionen, Salonabende und Begehungen knüpfen an Oiticicas Konzepte und Ideen an und übersetzen diese in die heutige Zeit.

Dazu tragen am Eröffnungsabend (Freitag, 30. August 20.30 Uhr), die in Frankfurt arbeitenden Künstler Charlotte Simon, Jonathan Penca und Zink Tonsur mit ihrer Performance „Kristallo – Fließen und Forschen“ bei: Es ist die Geschichte einer utopischen Gemeinschaft, deren Mitglieder sich jeglicher alltäglicher Bedürfnisse verwehren und sich stattdessen sinnlicher Erlebnisse hingeben. Die Performancekünstler experimentieren im Pavillon mit Sound, Farbe und Kostümierungen, um ihren eigenen Kosmos zu erschaffen. Jochen Dehn nimmt in seiner Arbeit „Das große Rasenstück“ (31. August und 1. September) die Besucher mit auf eine Tour durch den Palmengarten. Dabei werden Experimente vollzogen und versteckte Orte entdeckt. Dehn begreift die Kunst nicht als die Bindung ans Objekt, sondern vielmehr als Werkzeug zur Transformation von Wahrnehmung. Die amerikanische Performerin Vaginal Davis wird im Rahmen des MMK Sunset im Palmengarten (11. September) eine Audienz unter dem Titel „Lesbi Tropicalia“ halten. Besucher dürfen sich auf ein exklusives Treffen freuen, bei Tee und Gebäck können Geheimnisse, Klatsch und Tratsch ausgetauscht werden. An drei Abenden werden die Performances von einem Filmprogramm begleitet. Dabei treffen Filme und Videos von aktuellen Künstlern wie Pauline Boudry/ Renate Lorenz und Pola Sieverding auf filmische Werke von Oiticicas Zeitgenossen Charles Simonds und Jack Smith.

Das von den Studierenden erarbeitete Programm ist das erste kuratorische Projekt des inzwischen international anerkannten Studiengangs, der eng mit den Frankfurter Museen zusammenarbeitet. „Kuratieren muss theoretisch und praktisch gelernt sein. Dies verlangt neben inhaltlichem Wissen vom Gegenstand auch theoretisches Wissen besonders im Bereich der Erkenntnistheorie und Ästhetik, aber auch praktische Erfahrung mit Ausstellen und Inszenierung künstlerischer Werke im Raum“, so Dr. Stefanie Heraeus, Initiatorin und Leiterin des nun im vierten Jahr angebotenen Masterstudiengangs. Dieser ist ein Kooperationsstudiengang der Goethe-Universität und der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, Städelschule, der gemeinsam mit fünf Frankfurter Museen durchgeführt wird: MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Städel Museum und Liebieghaus, Historisches Museum, Weltkulturen Museum und Portikus. Der Studiengang zeichnet sich durch die international einzigartige Verbindung von Universität, Kunstakademie und Museen aus. Durch innovative Lehr- und Lernformate können Studierende akademisches Lernen und wissenschaftliche Forschung mit kuratorischen Fragestellungen und berufsbezogenen Erfahrungen verbinden.

Öffnungszeiten der Ausstellung im Palmengarten: Täglich 9 bis 19 Uhr, Eingang Siesmayerstraße 63, sowie Sonderöffnungszeiten bei Veranstaltungen

Veranstaltungsprogramm: www.kuratierenundkritik.net/deutsch/home-de.html (bei starkem Regen nur eingeschränktes Programm, Infos unter www.palmengarten.de oder www.kuratierenundkritik.net)

Informationen zu Eintrittspreisen etc.: www.palmengarten.de, www.mmk-frankfurt.de

Pressefotos zum Download unter: www.mmk-frankfurt.de/de/presse/pressedownload

Pressekontakt MMK und Palmengarten: MMK Museum für Moderne Kunst, Christina Henneke Tel. (069) 212 37761, christina.henneke@stadt-frankfurt.de; Palmengarten, Andrea Just, Tel. (069) 212 70460, andrea.just@stadt-frankfurt.de

Informationen zum Masterstudiengangs: Dr. Stefanie Heraeus, Kunstgeschichtliches Institut, Campus Bockenheim, mobil 0151-16145787, Heraeus@kunst.uni-frankfurt.de; www.kuratierenundkritik.net

Forschung

Aug 27 2013
10:09

Musiktherapie fördert Wohlbefinden und emotionalen Ausdruck

Demenz: Musik hilft, wenn die Worte fehlen

FRANKFURT. Dass Musik auf viele Menschen mit Demenz einen positiven Einfluss hat, ist aus der musiktherapeutischen Praxis zwar schon lange bekannt, war jedoch bisher wissenschaftlich nur eingeschränkt nachweisbar. Prüft man nämlich, ob sich das Gedächtnis oder die Denkleistung des Patienten verändern, findet man keinen Effekt. Dagegen verbessern sich das Wohlbefinden und der emotionale Ausdruck während der Musiktherapie deutlich. Frankfurter Psychologen haben nun ein methodisches Vorgehen entwickelt, diese aus der Erfahrung bekannten Wirkungen auch empirisch zu quantifizieren.

Arthur Schall, Musikwissenschaftler und Psychologe im Arbeitsbereich Altersmedizin der Goethe-Universität, erzählt gern die Geschichte eines Patienten, der gegenüber der Musiktherapie anfangs sehr reserviert war. Dieser bemerkte das Voranschreiten seiner geistigen Defizite, thematisierte es aber nicht und war entsprechend unausgeglichen und aggressiv. Er ließ sich lediglich darauf ein, mit der Musiktherapeutin klassische Musik anzuhören und darüber zu sprechen. Mit fortschreitender Erkrankung ließ sein Sprachvermögen nach und damit auch die Fähigkeit, über seine Defizite bewusst zu reflektieren. Gleichzeitig sank die Hemmschwelle, auf einfachen Instrumenten wie Trommeln oder einem Xylophon zu spielen. Er begann stundenlang zu musizieren und wurde ausgeglichener. Die Musiktherapeutin leitete daraufhin die Ehefrau zur gemeinsamen Improvisation an. „Die Frau berichtete, sie habe ganz neue Seiten an ihrem Mann entdeckt und die non-verbale Kommunikation habe ihre Beziehung deutlich verbessert“, berichtet Schall.

In einer zweijährigen Pilotstudie mit Musiktherapeuten der Fachhochschule Frankfurt untersuchte Schall die Auswirkungen von Musik auf Menschen mit fortgeschrittener Demenz, die im häuslichen Umfeld gepflegt wurden. Die wöchentlichen, etwa 45-minütigen musiktherapeutischen Besuche wurden auf Videos festgehalten. Zur Auswertung wendete die Arbeitsgruppe um Prof. Johannes Pantel in der Gerontopsychiatrie der Goethe-Universität eine Methode an, die normalerweise zur Analyse von Börsenkursen oder meteorologischer Daten angewandt wird: die Zeitreihenanalyse. Sie zerlegten jedes Video in 30 Sekunden lange Sequenzen, welche von geschulten Beobachtern hinsichtlich der Kommunikationsfähigkeit, des Wohlbefindens sowie des emotionalen Ausdrucksverhaltens der Erkrankten anhand spezifischer Skalen und bestimmter Kriterien eingeschätzt wurden. So konnten die Wissenschaftler den zeitlichen Verlauf genau verfolgen und mit einer gewöhnlichen Alltagssituation vergleichen, die kurz vor der Musiktherapie registriert wurde.

In Trend- und Interventionsanalysen, in denen die Daten aller einzelnen Verläufe zusammengefasst wurden, konnten die Forscher nachweisen, dass sich non-verbale Kommunikationsfähigkeit, Wohlbefinden und emotionaler Ausdruck der demenzkranken Menschen während einer Musiktherapie signifikant verbessern. „Menschen haben ein elementares Bedürfnis, sich mitzuteilen. Wenn die Sprachfähigkeit nachlässt, gewinnen non-verbale Kommunikationsformen zunehmend an Bedeutung und ermöglichen insbesondere auch die Äußerung von Emotionen“, erklärt Schall. Nach Ablauf der Studie baten viele Angehörige um die Fortsetzung der Musiktherapie und finanzierten diese sogar, sofern es ihnen möglich war, aus eigenen Mitteln.

In einem weiteren Projekt mit dem Frankfurter Städel-Museum wollen Prof. Johannes Pantel, Arthur Schall und Dr. Valentina Tesky künftig auch die Potenziale von Kunst bei der Therapie Demenzkranker erforschen. Im Museum of Modern Art in New York gibt es bereits Kunstführungen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. „Wir möchten zusätzlich Atelier-Arbeiten anbieten, die es den Kranken ermöglichen sollen, sich kreativ auszudrücken“, erläutert Pantel. Ebenso wie bei dem Musikprojekt sollen auch die pflegenden Angehörigen im Atelier künstlerisch arbeiten, was sowohl zur Verbesserung der zwischenmenschlich kommunikativen Beziehung zum demenzkranken Menschen als auch zu ihrer eigenen Entlastung beitragen soll.

Informationen: Dipl. Psych. Arthur Schall M.A., Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsbereich Altersmedizin, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-7657; Schall@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de

Hochschulpolitische Themen

Aug 23 2013
14:43

Land Hessen investiert 150 Mio. Euro in Neubauten für Psychologie, Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften sowie Präsidium und Administration

Feierliche Eröffnung zweier Universitätsgebäude auf dem Campus Westend

FRANKFURT. Sie bilden die letzten Bausteine zur Vollendung des zweiten Bauabschnitts auf dem Campus Westend: Die beiden Gebäude der Fachbereiche Psychologie, Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften sowie von Präsidium und Administration, die im April 2013 bezogen wurden. Heute (23. August 2013) feierten die Goethe-Universität und das Land Hessen im Rahmen eines Festaktes die offizielle Eröffnung der beiden insgesamt 150 Mio. Euro teuren Gebäude, die vom Berliner Architekturbüro Müller Reimann Architekten geplant wurden. Das Fakultätsgebäude beherbergt neben den Fachbereichen auch gemeinschaftlich genutzte Einrichtungen wie die zweigeschossige Bibliothek, Hörsäle, Seminarräume, das Studien-Service-Center und eine Cafeteria. Zusammen mit dem benachbarten Präsidialgebäude und dem Max-Planck-Institut bildet es einen großen Gebäudekomplex, der sich wie selbstverständlich in das Gesamtensemble einfügt.

„Die neuen Gebäude helfen der Goethe-Universität, ihren Rang als nationale und internationale Forschungsstätte noch weiter auszubauen“, unterstrich der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier in seiner Eröffnungsansprache. „In internationalen Vergleichen wie jüngst wieder im Shanghai-Ranking zählt sie regelmäßig zu den 5 bis 8 besten deutschen und 20 besten Universitäten in Europa. Darauf sind wir stolz.“ Bisher habe das Land Hessen rund eine halbe Milliarde Euro in den Campus Westend investiert. Die Universität Frankfurt erhalte mit Abstand die meisten Mittel aus dem hessischen Hochschulmodernisierungsprogramm Heureka. „Bildung und Forschung sind uns ein Herzensanliegen. Noch nie gab es mehr Geld für unsere Hochschulen als heute. So sieht eine moderne Politik für Studierende, Lehrende und Hochschulen aus. Und so wollen wir es auch über 2013 hinaus fortsetzen“, so Bouffier.

„Mit der Eröffnung der Gebäude rückt die Goethe-Universität der geplanten Konzentration auf drei Standorte in Frankfurt ein wichtiges Stück näher. Der Campus Westend gewinnt mit den gesellschaftswissenschaftlichen Fachbereichen und ihren 10.000 Studierenden sowie 1.000 Lehrenden und Mitarbeitern noch mehr Vitalität und Vielfalt“, sagte Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl anlässlich der Eröffnung. „Und nicht zuletzt stellen die neuen Gebäude gegenüber den Altbauten in Bockenheim einen großen Qualitätssprung dar. Wir sind dem Land Hessen für diese finanzielle Kraftanstrengung sehr dankbar.“

Architekt Thomas Müller beschreibt seine bei der Planung des PEG-Gebäudes leitenden Gedanken mit folgenden Worten: „Die Materialität und die Architektursprache des Gebäudes ordnen sich dem Charakter des Campus und seiner Architektur unter (…) Sie sollen der Hintergrund sein, vor dem sich das Studium abspielt und versuchen, dort wo es notwendig ist, Konzentration und Stille zu fördern. Der Städtebau und die Architektur des Campus und seiner einzelner Gebäude vermeiden bewusst den Bruch zwischen Vergangenheit und Gegenwart und betonen mit ihrem Bezug zu Hans Poelzigs großartigen IG Farben-Haus die architektonische Kontinuität im Umgang mit Typologie und formalen Mitteln.“

Daten und Fakten:

  • 2007 Wettbewerb, 2008 Spatenstich, 2010 Richtfest, 2012 Fertigstellung, 2013 Erstbezug;
  • Gesamtkosten: 150 Mio. EUR,
  • Grundstücksfläche: 14.000 m2, Bruttorauminhalt: 290.000 m3
  • Bruttogeschossfläche: Fachbereichsgebäude: 41.700 m2, Präsidium: 13.000 m2, Tiefgarage: 17.000 m2
  • Hauptnutzfläche: Fachbereichsgebäude: 23.100 m2, Präsidium: 7.000 m2
  • Ausstattung: 1.300 Büroarbeitsplätze, 3.000 Plätze in Seminarräumen, Bibliothek,
  • Besprechungs- und Sonderräumen, 180 Plätze in der Cafeteria

Informationen: Dr. Olaf Kaltenborn (Goethe-Universität), Abteilung Marketing und Kommunikation, Tel.: +49 (69) 798- 13035, E-Mail: kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de;

Alexander Stephan (Hessische Staatskanzlei), Tel.: +49 (611) 32 3736
E-Mail: Alexander.Stephan@stk.hessen.de

Forschung

Aug 22 2013
16:04

Im September starten spezielle Kurse an der Verhaltenstherapie-Ambulanz der Goethe-Universität – Kooperation mit dem Trauma- und Opferzentrum Frankfurt

Achtsamkeitstraining kann Leidensdruck traumatisierter Patienten lindern

FRANKFURT. Traumatische Erlebnisse, wie sexuelle oder körperliche Gewalt, hinterlassen bei vielen Betroffenen starke psychische Wunden. Sie leiden unter wiederkehrenden schmerzhaften Erinnerungen, Alpträumen, körperlicher Anspannung und Schlafstörungen. Um Betroffenen zu helfen, sich zu stabilisieren, haben Dr. Regina Steil und Dr. Meike Müller-Engelmann von der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Goethe-Universität in Kooperation mit dem Trauma- und Opferzentrum Frankfurt ein spezielles Gruppen-Behandlungsprogramm ins Leben gerufen: Es handelt sich um einen Kurs in Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR), ein Achtsamkeitstraining, dessen Wirksamkeit bei zahlreichen körperlichen und psychischen Störungen nachgewiesen wurde.

„Wir erhoffen uns, durch die Förderung von Achtsamkeit den hohen Leidensdruck traumatisierter Personen verringern zu können. Die Teilnahme soll Betroffenen helfen, mit ihrem emotionalen Erleben wieder mehr in Einklang zu kommen, ohne dass dafür eine direkte Konfrontation mit den belastenden Erinnerungen notwendig ist“, so Müller-Engelmann. Bei ihrem Projekt werden die Trauma-Therapeutinnen von der zertifizierten MBSR-Lehrerin Tjorven Figge unterstützt.

„Achtsamkeit“ bedeutet, den aktuellen Augenblick bewusst zu erleben und den Körper im gegenwärtigen Moment zu spüren. Ziel ist es dabei, dass der Geist sich auf das Hier und Jetzt konzentriert und sich weder mit der Zukunft noch mit der Vergangenheit beschäftigt. Während des achtwöchigen Gruppenkurses  stehen einmal pro Woche gemeinsam Übungen wie Sitz- und Gehmeditationen sowie Yogaübungen auf dem Programm. Dazu gehört beispielsweise auch der Body-Scan, mit dessen Hilfe eine wertfreie und achtsame Körperwahrnehmung erlernt werden soll. Zum Kurs gehört neben täglichen Übungen für zu Hause auch ein Achtsamkeitstag mit intensiven gemeinsamen Übungen und Meditationen. Bei auftretenden Krisen steht eine erfahrene Trauma-Therapeutin während des gesamten Kurses und zwischen den Sitzungen als Ansprechpartnerin zur Verfügung.

Um die Wirksamkeit des Programms bei Patientinnen und Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung nachzuweisen, wird der Kurs wissenschaftlich begleitet. Hinweise darauf, dass das Programm positive Veränderungen bei traumatisierten Personen bewirken kann, lieferte die Untersuchung einer amerikanischen Forschungsgruppe der Universität Maryland. In dieser Untersuchung wurde ein MBSR-Kurs speziell für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kindheit angeboten und konnte die posttraumatischen Beschwerden deutlich reduzieren. Darüber hinaus erwiesen sich achtsamkeits- und akzeptanzbasierte Interventionen bereits als effektive Bestandteile gängigen Trauma-Therapien. „Traumatisierte Patientinnen und Patienten neigen dazu, schmerzhafte Erinnerungen und Erfahrungen zu vermeiden. Ein achtsamer und akzeptierender Umgang mit dem eigenen Erleben soll einer weiteren Chronifizierung der Störung entgegen wirken“. erläutert Müller-Engelmann.

Informationen: Interessierte Personen können sich an Dipl.-Psych. Dr. Meike Müller-Engelmann wenden,  Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie, Goethe-Universität Frankfurt, E-Mail: Mueller-Engelmann@psych.uni-frankfurt.de, sowie an das Trauma- und Opferzentrum Frankfurt e.V.,, Tel.: 069/21655828.

Veranstaltungen

Aug 22 2013
10:35

Podiumsdiskussion über ethische Herausforderungen moderner Kriegsführung am 3. September 2013 am Forschungskolleg Humanwissenschaften

Sind Drohnen „Todesautomaten“?

FRANKFURT/BAD HOMBURG. Die Rechtfertigung von Krieg und die Definition legitimer Kriegsmittel sind zentrale Probleme demokratisch verfasster Rechtsstaaten: Unter welchen Umständen könnten Waffengänge gerecht sein, zu welchen Mitteln dürfen die Kontrahenten auf keinen Fall greifen? Seit einigen Jahren beschäftigen sich Friedensforscher verschiedener Disziplinen verstärkt mit dem Einsatz so genannter Drohnen - ferngesteuerter Fluggeräte, die zu militärischen Zwecken genutzt werden. Unterdessen schreitet die High-Tech-Rüstung immer weiter voran. Mittlerweile ist sogar von autonom handelnden Kampfrobotern die Rede. Die Frage, welche Auswirkungen all dies auf unser Verständnis und unsere Beurteilung bewaffneter Konflikte hat, steht im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion zum

Thema: „Drohnen und andere ‚künstliche Kämpfer’: Ethische Herausforderungen moderner Kriegsführung
am: Dienstag, 3. September 2013, um 19.30 Uhr
Ort: Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg vor der Höhe

Die halb- und vielleicht bald sogar „vollautomatischen“ Waffensysteme stellen nach Meinung von Beobachtern eine „Revolution der Kriegsführung“ dar. Und schon jetzt verbinden viele Menschen mit Drohnen und anderen „künstlichen Kämpfern“ das unpersönliche Töten vom Joystick aus und die fortschreitende Automatisierung militärischer Kampfführung - bis hin zu Robotern, die selbstständig entscheiden können, wen sie erschießen. Doch stimmt dieses Bild? Handelt es sich hierbei wirklich um „Automaten des Todes“, wie die Süddeutsche Zeitung vor kurzem titelte? Welche Chancen und Gefahren birgt der Einsatz von Drohnen für Soldaten, Zivilisten, für die Weltgesellschaft und das Völkerrecht? Und wie kann den Gefahren begegnet werden? Über diese Fragen diskutieren Experten aus den Bereichen Jura, Physik, Politikwissenschaft und Philosophie sowie ein Vertreter der Bundeswehr.

Die Diskutanten auf dem Podium: PD Dr. Jürgen Altmann ist Physiker und Friedensforscher an der Technischen Universität Dortmund sowie Mitbegründer des Forschungsverbundes „Naturwissenschaft, Abrüstung und Internationale Sicherheit“. Prof. Claus Kreß lehrt deutsches und internationales Strafrecht an der Universität zu Köln, wo er auch das „Institute for International Peace and Security Law“ leitet. Oberstleutnant Roland Runge ist Dezernatsleiter im Kommando Einsatzkräfte Luftwaffe in Köln und dort unter anderem für den Bereich der unbemannten Luftfahrzeuge zuständig. Komplettiert wird die Runde durch Dr. Alexander Leveringhaus vom Oxford Institute for Ethics, Law and Armed Conflict. Der Politikwissenschaftler war 2011/2012 auf Einladung der an der Goethe-Universität angesiedelten Forschergruppe „Justitia Amplificata. Rethinking Justice“ Fellow am Forschungskolleg.

Die Moderation der Diskussion hat Dr. Bernhard Koch, Mitarbeiter am Institut für Theologie und Frieden in Hamburg sowie Lehrbeauftragter am Institut für Philosophie der Goethe-Universität. Die Einführung und Begrüßung übernimmt Prof. Matthias Lutz-Bachmann, Frankfurter Professor für Philosophie und Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg.

Die öffentliche Podiumsdiskussion wird vom Forschungskolleg Humanwissenschaften und dem Hamburger Institut für Theologie und Frieden veranstaltet. Sie bildet den Abschluss einer zweitägigen internationalen Fachtagung über „Military Robotics and the Changing Nature of Armed Conflict: Ethics, Law, and Design for the Armies of the 21st Century“, die zuvor am Bad Homburger Kolleg stattfindet.

Die interessierte Öffentlichkeit ist zu der Podiumsdiskussion nach vorheriger Anmeldung herzlich willkommen.

Anmeldung: Andreas Reichhardt, Tel: (06172) 13977-16, Fax: (06172) 13977-39, a.reichhardt@forschungskolleg-humanwissenschaften.de, www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Informationen: Ingrid Rudolph, Geschäftsführerin des Forschungskollegs, Tel.: 06172-13977-10, i.rudolph@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Forschung

Aug 21 2013
14:47

Mit Licht aktivierbares Molekül ermöglicht Orientierung

Kompass im Vogel-Auge entschlüsselt

FRANKFURT. Zugvögel, aber auch Haushühner, orientieren sich im Magnetfeld der Erde mithilfe eines Kompasses im Auge, der durch Licht aktiviert wird. Ähnlich wie ein Inklinationskompass reagiert er auf die Neigung des Erdmagnetfeldes zur Erdoberfläche und unterscheidet so zwischen „polwärts" und „quatorwärts". Schon seit einigen Jahren vermuten Forscher, dass der zugrunde liegende Mechanismus auf der Licht-Aktivierung des Photorezeptors Cryptochrom beruht. Diese Vermutung konnte die Arbeitsgruppe um die Biologen Roswitha und Wolfgang Wiltschko, Professoren an der Goethe-Universität, nur durch Experimente an lebenden Hühnern erhärten.

Vor etwa einem Jahr wiesen die Frankfurter Ornithologen Cryptochrom 1a in speziellen Zapfen-Sehzellen von Rotkehlchen und Haushühnern nach. Um sicher zu sein, dass dieses Molekül auch tatsächlich für die Orientierung im Magnetfeld verantwortlich ist, untersuchten sie nun, bei welchen Wellenlängen des Lichts es angeregt wird. Das ist nicht einfach, weil die Aktivierungskurven von Cryptochrom normalerweise an gelösten Molekülen bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt gemessen werden.

„Bei unseren Experimenten ist es uns erstmals gelungen, die Licht-Aktivierung unter natürlichen Umständen zu messen“, erläutert Roswitha Wiltschko. Das Molekül saß während der Messung in der Membran des intakten Auges eines lebenden Huhns bei dessen Körpertemperatur von 40 Grad. Die Forscher stellten fest, dass die Aktivierung bei Wellenlängen von Ultraviolett bis Grün erfolgt. Das sind genau die Wellenlängen, bei denen sich Vögel orientieren können. Dagegen aktiviert rotes Licht das Cryptochrom nicht. Das passt zu der Beobachtung, dass die Vögel bei diesem Licht, genauso wie im Dunkeln, die Orientierung verlieren. „Unsere Befunde sprechen stark dafür, daß Cryptochrom 1a wirklich das Rezeptormolekül für den Magnetkompass der Vögel ist“, folgert Roswitha Wiltschko.

Publikation: Christine Nießner, Susanne Denzau, Katrin Stapput, Margaret Ahmad, Leo Peichl, Wolfgang Wiltschko und Roswitha Wiltschko: Magnetoreception: activated cryptochrome 1a concurs with magnetic orientation in birds. Journal of the Royal Society Interface, http://dx.doi.org/10.1098/rsif.2013.0638

Informationen: Prof. Roswitha Wiltschko, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-42107; wiltschko@bio.uni-frankfurt.de.