​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – 2012

Unsere Pressemitteilungen informieren Sie über aktuelle Ereignisse aus der Universität. Dazu zählen neue Forschungsergebnisse, universitäre Themen und Veranstaltungsankündigungen. Sie wollen regelmäßig über Neuigkeiten aus der Goethe-Universität informiert werden? Abonnieren Sie unsere Pressemitteilungen.

Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Okt 11 2012
15:46

Graduiertenkolleg gewährt Blick hinter die Kulissen: Ausstellung „Werte im Widerstreit“ im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst

Brautgeschenke in Westafrika – Münzweihen in römischen Brunnen – Palastanlagen in Syrien

FRANKFURT/WIESBADEN. Jede Gesellschaft oder Kultur hat eine andere Vorstellung von „wertvollen Dingen“ und ihren Äquivalenten. Die Ausstellung „Werte im Widerstreit – Von Bräuten, Muscheln, Geld und Kupfer“, die heute in Wiesbaden eröffnet wird und bis zum 16. Dezember in der Ausstellungshalle im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zu sehen ist, erschließt in lebendiger und spannender Weise 16 Studien von Doktorandinnen und Doktoranden aus der Archäologie, Ethnologie und Volkswirtschaft.

„Damit betreten das Graduiertenkolleg ‚Wert und Äquivalent‘ der Goethe-Universität und die Deutsche Forschungsgemeinschaft Neuland“, betont der Sprecher des Kollegs Prof. Dr. Hans-Markus von Kaenel, „erstmals werden die laufenden Forschungen von Studierenden eines Graduiertenkollegs einer Öffentlichkeit präsentiert, bevor sie in Fachpublikationen erscheinen.“ So erhalten die Nachwuchswissenschaftler die einzigartige Gelegenheit, mit einer Ausstellung ihre Dissertationen zu visualisieren und gleichzeitig praxisbezogen zu arbeiten. Das Publikum wiederum kann den Forschenden bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen und einen Blick hinter die Kulissen der universitären Tätigkeiten werfen.

Seit 2010 geht eine international zusammengesetzte Gruppe von 20 Doktorandinnen und Doktoranden unter der Leitung von zehn Professorinnen und Professoren der Goethe-Universität sowie einer Professorin der TU Darmstadt den Fragen nach: „Wodurch erhalten Dinge ihren Wert und wie verändert er sich im Lauf der Zeit? Wie wird Wert im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext bestimmt und ist der Wert eines Objektes durch Äquivalente präziser zu fassen?“ „Indem die Ausstellung – zum Teil ungewöhnliche – Formen der Erzeugung, Umwandlung und Definition von Wert präsentiert, leistet sie einen Beitrag zur Diskussion über dieses aktuelle Thema und eröffnet neue Sichtweisen auf ein Problem, das jeden von uns angeht“, erläutert die Kuratorin Dr. Charlotte Trümpler. Untersucht werden Keramikobjekte, Bronzeskulpturen, Elefantenstoßzähne, Keilschrifttexte, Steinbeile, Muscheln und Münzen aus ganz unterschiedlichen Kulturen und Zeiten. Dabei erstreckt sich der räumliche Bogen vom 4. Jahrtausend v. Chr. bis in die Gegenwart und geographisch von Südostasien über den Vorderen Orient, Europa und Afrika, bis nach Nordamerika.

Graduiertenkollegs fördern den wissenschaftlichen Nachwuchs und haben unter anderem zum Ziel, den interdisziplinären Diskurs anzuregen. Bei den Vorbereitungen zur Ausstellung hatten die Doktoranden die Gelegenheit, sich intensiv mit den Forschungsthemen anderer Fachgebiete auseinanderzusetzen. Denn wann sonst diskutieren Archäologen, Ethnologen und Volkswirte über die Gemeinsamkeiten ihrer Dissertationsthemen? Die 16 ganz unterschiedlichen Themen wurden  in vier Bereiche gegliedert. Diese Gruppierung macht deutlich, welch überraschende Übereinstimmungen die verschiedenartigen Themen haben können.

  • Geld und Gewicht: Von der Entstehung des frühsten Gewichtssystems in Mesopotamien/Irak über die Entwicklung der Münze in Griechenland bis zur Geldtheorie des Frankfurter Wirtschaftswissenschaftlers Bernhard Laum.
  • Materialwert: Wie wird ein Palast im 3. Jahrtausend v. Chr. in Syrien gebaut und welchen Wert hatten die Ladungen von gesunkenen römischen Schiffen? Warum verwendete man noch in der Bronzezeit Steingeräte und wie funktionierte das komplexe System der Produktion und Verteilung der Nok-Terrakotten in Nigeria?
  • Ritual: Ist der Münzwurf im Trevibrunnen in Rom, bei dem sich Touristen einen Wunsch erfüllen wollen, heute gleich bedeutend wie antike Münzopfer in Flüssen und Seen? Und wieso werden noch heute Ahnenschätze in Ostindonesien von Katholiken in einem Ritual verehrt?
  • Momente: Die Forschungen über den Brautpreis in Westafrika korrigieren die weit verbreitete Vorstellung, dass die Braut gekauft wird. Und was nehmen alte Leute mit, die ihre Wohnung auflösen und ins Altenheim ziehen? Welchen Wert besitzt ein Objekt, zu dem sie eine lebenslange Beziehung hatten?

Ein wichtiger Bestandteil der Ausstellung sind die Medien Film und Fotografie. Zwei Studierende aus dem Fachbereich Kunstpädagogik mit Schwerpunkt Film der Goethe-Universität haben einen einführenden Film erstellt. Sie führten mit den Doktoranden Interviews und begleiteten sie während ihren Forschungen. Den innovativen Filmemachern ist es gelungen, mit dem neugierigen Blick von Außenstehenden einen pfiffigen, lebendigen Film mit Gegenwartsbezug zu produzieren. In weiteren Videos, die die Doktoranden während ihren Forschungen erstellten, können die Besucher an einer Brautzeremonie in Burkina Faso teilnehmen, einer Zeremonie von Ahnenschätzen beiwohnen, die Bautätigkeit eines syrischen Palastes aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. erleben und beobachten wie Ösenringe, die den Göttern geweiht wurden, untersucht werden. Geschichten vom letzten Umzug in das Altersheim runden die Ausstellung ab.

Die Umsetzung der Ideen in eine gestalterische Form erfolgte durch Ursula Gillmann, Professorin an der Hochschule Darmstadt, und Studierende ihres Fachbereich Gestaltung. Zusammen mit den Doktoranden des Graduiertenkollegs erarbeitete sie ein ästhetisch ansprechendes Konzept für die Präsentation. Damit Besucher und Doktoranden am Schluss auch etwas in der Hand halten können, das die Ausstellung widerspiegelt, wurde eine Begleitpublikation mit 80 Seiten und 120 Abbildungen erstellt. In dieser sind alle 16 wissenschaftlichen Arbeiten, analog zur Präsentation, knapp und für eine breite Öffentlichkeit gut lesbar zusammengefasst und reich mit Fotografien ausgestattet.

Die Ausstellung ist bis 16. Dezember, dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostenlos. Sie findet statt in Ausstellungshalle im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Rheinstraße 23-25, Wiesbaden. Die Ausstellung wird gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den Freunden und Förderern der Goethe-Universität.

Bildmaterial und Bildtexte als Download: hier (.zip, 20MB)

Informationen: Dr. Charlotte Trümpler, Kuratorin der Ausstellung, mobil 0179 7104028, truempler@em.uni-frankfurt.de; auf Anfrage wird die Pressemappe mit der reich bebilderten Begleitpublikation (80 Seiten und 120 farbigen und s/w Abbildungen) sowie einer DVD mit dem Einführungsfilm zur Verfügung gestellt; im Internet: www.value-and-equivalence.de (inkl. Auflistung der Dissertationsprojekte)

Veranstaltungen

Okt 11 2012
15:36

Frankfurter Bürger-Universität bietet öffentliche Diskussionsreihe im Zeichen der Finanzkrise / Programmbroschüre präsentiert insgesamt 109 Veranstaltungen

Bleibt die Demokratie auf der Strecke?

FRANKFURT. . Bereits zum achten Mal lädt die Frankfurter Bürger-Universität dazu ein, die thematische Vielfalt der Goethe-Universität zu entdecken. Vom 10. Oktober 2012 bis zum 16. März 2013 locken populärwissenschaftliche Vorlesungen, Führungen, Ausstellungen und Konzerte. Fast 110 Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, Forschung und ihre Akteure kennen zu lernen und mit ihnen in Kontakt zu treten.

Auch in diesem Semester steht mit Demokratie im Würgegriff der Finanzmärkte?“ eine Hauptreihe im Mittelpunkt des Programms, die eigens für die Bürgeruniversität entwickelt wurde. An insgesamt sechs Abenden zwischen November 2012 und Februar 2013 werden drängende Fragen unserer Zeit behandelt und diskutiert: Inwieweit bedroht die anhaltende Finanzkrise auch das demokratische System? Wie stark und in welchen Bereichen beeinflusst die gegenwärtige Krisensituation das gesellschaftliche Miteinander? Auch die Frage, ob Forschung Politik und Öffentlichkeit mehr Orientierung geben sollte, wird im Rahmen dieser Reihe näher betrachtet werden.

Schirmherr der Bürger-Universität ist der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann, der sein starkes Interesse an dieser Reihe bekundet: „Demokratie im Würgegriff der Finanzmärkte? Keine Stadt bietet sich zur Beantwortung dieser Frage besser an als Frankfurt. Diese Diskussion, die uns alle angeht, nicht im (viel zitierten) „Elfenbeinturm“ der Universität, sondern mitten in unserer Stadt und mit den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt zu organisieren, das ist ein großes, vor allem aber notwendiges Vorhaben.“

Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl sagte: „Die Bürgeruniversität der Goethe-Universität ist aus dem geistigen Leben dieser Stadt nicht mehr wegzudenken. Innerhalb kurzer Zeit ist ein großer Freundeskreis dieser populärwissenschaftlichen Angebote entstanden. Als eine der größten deutschen Universitäten in bürgerschaftlicher Tradition sehen wir es als Verpflichtung an, öffentliche Diskussionsangebote zu wichtigen Themen zu machen, die viele Menschen beschäftigen. Ich hoffe, dass wir damit zur Versachlichung der Debatte um Finanzkrise und Occupy beitragen können.“

Peter Feldmann ist nur einer von vielen bekannten Namen, die an der Diskussionsreihe teilnehmen werden. Zugesagt haben nicht nur die Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dr. Frank Schirrmacher und Prof. Werner D´Inka, sondern auch angesehene Wissenschaftler der Goethe-Universität: Prof. Otmar Issing, der ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Regulierungs- und Bankenexperten Prof. Jan-Pieter Krahnen und Prof. Andreas Hackethal, die Soziologen Prof. Sighard Neckel und Prof. Tilman Allert, der Wirtschaftshistoriker Prof. Werner Plumpe, der Philosoph Prof. Axel Honneth und der Psychologe Prof. Rolf Haubl. Mit dabei sind auch Politiker wie Dr. Sahra Wagenknecht, Karlheinz Weimar und Franz Müntefering (angefragt); zudem Vertreter der Wirtschaft wie Dr. Gertraud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba und Dr. Christopher Pleister, Leitungsausschussvorsitzender der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung. Sich einbringen werden sich auch Mitglieder von Occupy Frankfurt.

Kuratiert wurde diese Reihe von Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter der Abteilung Marketing und Kommunikation der Goethe-Universität und Sina Weinhold, in Kooperation mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Evangelischen Akademie in Hessen und Nassau.

Wie üblich werden alle Veranstaltungen in einem Programmheft zusammengefasst, das an rund 50 verschiedenen Orten Frankfurts kostenlos ausliegt, aber auch direkt über die Universität bezogen werden kann. Neben der Reihe zur Finanzkrise enthält das Programm weitere Highlights, zum Beispiel die Vortragsreihe der Stiftungsgastprofessur Wissenschaft und Gesellschaft, Vom Eigensinn der Dinge.“ Philosophen, Archäologen und Ethnologen erläutern darin die widersprüchlichen Erfahrungen mit der Welt der Gegenstände und die unauflösbare Verbindung von Mensch und Ding.

Die traditionsreiche und bundesweit beachtete Poetikgastdozentur gestaltet im Wintersemester Michael Lentz, dessen Werk u.a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde.

Das Verhältnis Mensch-Tier steht im Mittelpunkt einer Veranstaltungsreihe der Wissenschaftlichen Gesellschaft der Goethe-Universität. Besonders empfehlenswert ist mit Sicherheit auch das Thema von Prof. Annette Zimmer, die Inhaberin der Alfred Grosser-Stiftungsgastprofessur im aktuellen Wintersemester. Sie spricht über „Zivilgesellschaft – Herausforderung und Potenziale“. Vorträge der Filmwissenschaft, des Fritz Bauer Instituts und die vom Cornelia Goethe Centrum veranstaltete Reihe “Geschlechterverhältnisse in den Weltreligionen“, versprechen weitere interessante Einblicke in Forschungsgebiete der Universität. Musikalisch bereichert wird das Programm durch die Konzerte der Frankfurter Universitätsmusik und dem Kammerorchester „Skyline Symphony“.

Übersicht Einzeltermine

„Demokratie im Würgegriff der Finanzmärkte – Diskussionsreihe mit Experten und Bürgern“

  • 12. NOVEMBER 2012*
    Auftaktveranstaltung
    Am Scheideweg
    Krise des Kapitalismus – Krise der Demokratie?
    Diskussion mit Prof. Christoph Deutschmann, Peter Feldmann, Occupy Frankfurt und Dr. Frank Schirrmacher
    Moderation: Manfred Köhler
  • 26. NOVEMBER 2012
    Ohnmächtige Demokratie – autistische Ökonomie
    Wer kontrolliert Finanzsystem und Ratingagenturen?
    Diskussion mit Prof. Jan-Pieter Krahnen, Franz Müntefering (angefragt), Dr. Gertraud Traud und Prof. Annette Zimmer
    Moderation: Manfred Köhler
  • 10. DEZEMBER 2012
    Falsche Anreize
    Ruiniert Gier die Basis unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens?
    Diskussion mit Prof. Stefan Alkier, Prof. Guido Friebel, Prof. Rolf Haubl und Prof.Sighard Neckel
    Moderation: Dr. Rainer Hank
  • 17. DEZEMBER 2012
    Enteignung der öffentlichen Hand
    Von der Banken- zur Schuldenkrise?
    Diskussion mit Prof. Ottmar Issing, Dr. Christopher Pleister, Dr. Sahra Wagenknecht und Mark Wahrenburg
    Moderation. Lisa Nienhaus
  • 14. JANUAR 2013
    Wissenschaft als Krisenhelfer
    Muss Forschung Politik und Öffentlichkeit mehr Orientierung geben?
    Diskussion mit Prof. Tilman Allert, Prof. Andreas Hackethal und Karlheinz Weimar
    Moderation: Sascha Zoske
  • 28. JANUAR 2013
    Was hat’s gebracht
    Occupy als Anfang einer neuen Bürgerbewegung?
    Diskussion mit Prof. Axel Honneth, Occupy Frankfurt und Prof. Werner Plumpe
    Moderation: Dr. Melanie Amann

*Oper Frankfurt
Holzfoyer (Ebene 1. Rang)
Untermainanlage 11 (Willy-Brandt-Platz)
60311 Frankfurt

Evangelische Akademie
in Hessen und Nassau e.V.
Römerberg 9
60311 Frankfurt

Beginn jeweils 19.30 Uhr. Eintritt frei

Mehr Informationen: www.buerger.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Okt 11 2012
11:12

Symposium mit Merz-Stiftungsgastprofessorin Marjan van den Akker

Evidenzbasierte Medizin trifft Multimorbidität

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

zum Symposium „Evidence-Based Medicine Meets Multimorbidity: A Blind Date?“ mit der diesjährigen Merz- Stiftungsgastprofessorin Marjan van den Akker laden wir Sie herzlich ein

am 17. Oktober von 9:30 Uhr bis 18:00 Uhr
im
Vortragssaal der Deutschen Nationalbibliothek, Adickesallee 1, 60322 Frankfurt.

Internationale Wissenschaftler aus den Bereichen evidenzbasierte Medizin und Multimorbidität diskutieren die Dilemmata und Herausforderungen der Multimorbidität sowie Strategien, diese zu überwinden. Sie zeigen die Probleme auf, die sich aus Multimorbidität und Multimedikation ergeben und erörtern, welche Entscheidungshilfen die evidenzbasierte Medizin schon jetzt liefern kann. Das Symposium findet im Rahmen der Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur statt, die seit 1985 an Forscher aus der Pharmazie und Humanmedizin vergeben wird.

Marjan van den Akker ist außerordentliche Professorin im Fachbereich Allgemeinmedizin der Universität Maastricht (School for Public Health and Primary Care; Caphri) und Gastdozentin an der Katholischen Universität Leuven (Belgien). Sie war Gründungsmitglied der „International Research Community on Multimorbidity“ und ist an verschiedenen nationalen wie internationalen Forschungsprojekten beteiligt, die sich den Themen Multimorbidität und Multimedikation widmen.

Das Programm finden Sie als Download hier.

In der Mittagspause (12.25 – 13.25 Uhr) haben Sie Gelegenheit zu einem Gespräch mit Prof. Marjan van den Akker und Prof. Ferdinand Gerlach, Kurator der Stiftungsgastprofessur und Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität. Bitte teilen Sie uns per Mail (hardy@pvw.uni-frankfurt.de) mit, ob wir mit Ihrem Kommen rechnen dürfen.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Anne Hardy
Referentin für Wissenschaftskommunikation

Die Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur

Die Friedrich-Merz-Gastprofessur wurde im Dezember 1985 anlässlich des 100. Geburtstags von Friedrich Merz gestiftet. Ziel ist es, jedes Jahr einen besonders angesehenen Wissenschaftler aus den Bereichen der Pharmazie oder Humanmedizin an die Universität Frankfurt zu berufen. Die Stiftungsgastprofessur ist benannt nach dem Firmengründer Friedrich Merz, der als einer der ersten Mitglieder der Senckenbergischen Gesellschaft mit der Frankfurter Universität eng verbunden war und die Wissenschaft gefördert hat. Die Gastprofessur und das Symposium bieten Forschern aus der Hochschule und der Industrie alljährlich die Gelegenheit zum Wissensaustausch und zu einer weitergehenden Zusammenarbeit.

Veranstaltungen

Okt 11 2012
09:05

Messe unistart bietet neuen Studierenden informatives Programm zum Semesterbeginn. 11. Oktober, Campus Westend, ab 13 Uhr

Oberbürgermeister begrüßt Erstsemester der Goethe-Uni

FRANKFURT. Jedes Semester entscheiden sich mehrere tausend junge Menschen für ein Studium an der Goethe-Universität. Mit der Veranstaltung „unistart“ begrüßen Universität und Stadt gemeinsam alle Studienanfängerinnen und Studienanfänger. Zentrale Bereiche der Universität und ausgewählte Partner stellen sich auf der Messe von 13 bis 17 Uhr im Hörsaalzentrum vor und informieren über die vielseitigen Angebote, wie etwa Auslandsstudium, Sportmöglichkeiten und Campus-Leben.

Besonderes Highlight in diesem Jahr: Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann wird die Studierenden persönlich begrüßen. Um 15.00 Uhr wird er gemeinsam  mit der Vizepräsidentin der Goethe-Universität, Prof. Tanja Brühl, und dem AStA-Vorstand Daniel Katzenmaier zu den Erststudierenden im Audimax sprechen.

Die anschließende große Party bietet den Studierenden die Möglichkeit, erste Kontakte an der Universität zu knüpfen. Die Studienanfängerinnen und Studienanfänger werden persönlich eingeladen und bekommen ihre Eintrittskarten bei Abholung der Goethe-Card im Studien-Service-Center (SSC) ausgehändigt. Darüber hinaus erhalten alle Erstsemester als Willkommensgeschenk eine Tasche der Universität, die für jede unistart-Veranstaltung individuell gestaltet und angefertigt wird. Begrüßung und Messe finden im Hörsaalzentrum, die Party im Casino auf dem Campus Westend, statt. DJs von planet radio sorgen dann dafür, dass die erste Party unvergesslich wird.

„unistart“ ist eine Veranstaltung der Goethe-Universität Frankfurt, organisiert von der Tochtergesellschaft der Universität, CAMPUSERVICE; die unistart-Party wird von der Universität gemeinsam mit planet radio gestaltet.

Medienvertreter sind herzlich zur Veranstaltung eingeladen! Die Messe „unistart“ bietet die ideale Möglichkeit, sich einen Eindruck von den neuen Studierenden, ihren Erwartungen und Interessen zu machen.

Kontakt: Dr. Dirk Frank, Pressereferent, Abteilung Marketing und Kommunikation, Tel. (069) 798-23753, mobil: 0170-2107012, frank@pvw.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Okt 11 2012
09:01

Alfred Wittinghofer über molekulare Schalter als Ziel für die Tumortherapie

Prominenter Krebsforscher an der Goethe Universität

FRANKFURT. Seit über 30 Jahren erforscht der Biochemiker Alfred Wittinghofer die molekularen Schalter in der Zelle, die die unbegrenzte Zellteilung und damit Krebs auslösen können. In seinem Vortrag an der Goethe-Universität im Rahmen der Vortragsreihe Perspectives in Oncology fasst er seine Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte zusammen und erklärt, wie diese zur erfolgreichen Tumortherapie verwendet werden können.

Wann? Dienstag, 16. Oktober, 18:15 Uhr
Wo?
Klinikum der Goethe-Universität, Hörsaal-Gebäude 22, Hörsaal 1

Welche Rolle Gen-Mutationen bei der Entstehung von Krebs spielen, weiß wohl niemand besser als der Direktor der Abteilung Strukturelle Biologie am Max Planck Institut für Molekulare Physiologie in Dortmund. Seine Forschung konzentriert sich auf eine Gruppe von Krebsgenen, die in einem Drittel aller Krebsfälle mutiert sind. Diese sogenannten ras-Onkogene wurden zuerst in Rattentumoren entdeckt und stellen den Dreh- und Angelpunkt in einem Netzwerk komplizierter Signalkaskaden dar.

Im Menschen ist es vor allem die Aktivierung des K-Ras-Onkogens, die zu bösartigen Krebsformen wie Bronchial- oder Bauchspeicheldrüsen-Karzinomen führt. In den 1980er Jahren gelang es Wittinghofer, durch biochemische und biophysikalische Analysen die Ras-Funktion näher zu charakterisieren und schließlich die Kristallstruktur von aktivem H-Ras zu lösen. Dadurch konnte geklärt werden, warum einige Ras-Mutanten unter bestimmten Umständen Krebs auslösen können. Ras wurde somit als attraktives Target für die Tumortherapie erkannt und ist bis heute Gegenstand intensiver Forschung. Für seine grundlegenden Beiträge zum Verständnis der zellulären Signaltransduktion erhielt Wittinghofer unter anderem 2003 die Warburg Medaille, eine der wichtigsten Ehrungen im Bereich der Biochemie in Deutschland.

Informationen: Prof. Ivan Dikic, Institut für Biochemie II, Campus Niederrad, Tel: (069) 6301-5652, ivan.dikic@biochem2.de.

Veranstaltungen

Okt 10 2012
11:49

8. Frankfurter Bürger-Universität macht die Finanzkrise zum Thema und diskutiert mit zahlreichen Experten und Bürgern

Demokratie im Würgegriff der Finanzmärkte?

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

nach dem anhaltenden Erfolg der Frankfurter Bürger-Universität präsentiert die Goethe-Universität auch im Wintersemester zum 8. Mal ein umfangreiches Programm: Vom 10. Oktober bis zum 16. März stehen unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Peter Feldmann und Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl insgesamt 109 Veranstaltungen auf dem Programm, die aktuelle Forschung in allgemeinverständlicher Form präsentieren und Einblicke in verschiedene Bereiche der Universität ermöglichen. Wie bereits in den zurückliegenden Semestern, bietet eine begleitende Broschüre Orientierung und Informationen über die Vielfalt an Veranstaltungen. Besonders hinweisen möchten wir auf die eigens für die Frankfurter Bürger-Universität entwickelte Hauptreihe: „Demokratie im Würgegriff der Finanzmärkte?“ In Kooperation mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Evangelischen Akademie in Hessen und Nassau, greift die Reihe eine der global drängendsten Fragen auf: Inwieweit bedroht die Finanzkrise unser demokratisches System? Dazu diskutieren u.a. Wissenschaftler der Goethe-Universität wie Prof. Ottmar Issing, Prof. Rolf Haubl und Prof. Jan-Pieter Krahnen, Politiker wie Dr. Sarah Wagenknecht und Karlheinz Weimar, Frankfurter Occupy-Aktivisten, die Chefvolkswirtin der Frankfurter Helaba, Dr. Getraud Traud und Dr. Christoph Pleister von der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilsierung.

Die sechs Abende umfassende Reihe sowie das vielfältige Gesamtprogramm der Frankfurter Bürger-Universität möchten wir Ihnen im Rahmen eines Mediengesprächs vorstellen. Auch im Namen von Oberbürgermeister Peter Feldmann, dem Schirmherren der Frankfurter Bürger-Universität, laden wir Sie daher herzlich ein:

am: Donnerstag, den 11. Oktober 2012, um 13 Uhr
Ort: Büro
des Oberbürgermeisters, Römerberg 23, 60311 Frankfurt am Main

Als Gesprächspartner erwarten Sie Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl und Oberbürgermeister Peter Feldmann. Bitte teilen Sie uns mit, ob wir mit Ihrem Kommen rechnen dürfen (ott@pvw.uni-frankfurt.de).

Mit besten Grüßen

Dr. Olaf Kaltenborn
Leiter Abteilung Marketing und Kommunikation

www.buerger.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Okt 8 2012
15:30

Ausstellung über legendäre Sekretärin von Siegfried Unseld in der Deutschen Nationalbibliothek, 10.-20. Oktober.

„Für Burgel Zeeh, das Glück des Hauses“

FRANKFURT. Ob Uwe Johnson oder Thomas Bernhard, ob Wolfgang Koeppen oder Max Frisch – für mehr als eine Generation von Autoren führte kein Weg an Burgel Zeeh (1937-2009) vorbei. Sie wechselte 1967 von Luchterhand zu Suhrkamp, wo sie fortan das Vorzimmer des Verlegers Siegfried Unseld leitete. Für die zeitgenössischen Autoren und Kollegen in der Verlagsbranche wurde sie zur Institution. Pretiosen aus ihrem persönlichen Nachlass erzählen ein Stück gelebter Literaturgeschichte.

Die Ausstellung der Deutschen Nationalbibliothek findet in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt statt. Kurator ist Wolfgang Schopf (Universitätsarchiv).

Die Ausstellungseröffnung ist am Dienstag, 9.Oktober, um 19 Uhr. Begrüßung: Dr. Eliabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek; Grußwort: Prof. Dr. Katharina Mommsen; Erinnerungen eines Freundes: Peter Bichsel; Einführung in die Ausstellung: Wolfgang Schopf.

Anmeldung und weitere Informationen: Deutsche Nationalbibliothek, Adickesallee 1, 60322 Frankfurt am Main, Tel: (069) 1525-1905, ausstellungen-frankfurt@dnb.de        

Veranstaltungen

Okt 8 2012
15:28

Ausstellung von Doktoranden der Goethe-Universität im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst

Von Bräuten, Muscheln, Geld und Kupfer

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Ausstellung „Werte im Widerstreit – Von Bräuten, Muscheln, Geld und Kupfer“ erschließt in lebendiger und spannender Weise 16 Studien von Doktoranden aus der Archäologie, Ethnologie und Volkswirtschaft. Damit betreten das Graduiertenkolleg „Wert und Äquivalent“ der Goethe-Universität und die Deutsche Forschungsgemeinschaft Neuland. Präsentiert werden – oft überraschende – Objekte wie Biberfelle, Elefantenstoßzähne, Keilschrifttexte, Steinbeile, Muscheln und Münzen. Ein einführender Film porträtiert die Forscher bei ihrer Arbeit und gibt einen seltenen Blick hinter die Kulissen der universitären Tätigkeit.

Zur Pressevorbesichtigung der Ausstellung laden wir Sie herzlich ein

am: Donnerstag, dem 11. Oktober, um 16 Uhr
Ort: Ausstellungshalle des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Rheinstraße 23-25, 65185 Wiesbaden.

Prof. Hans-Markus von Kaenel, Sprecher des Graduiertenkollegs „Wert und Äquivalent“ der Goethe-Universität, und Dr. Charlotte Trümpler, Kuratorin der Ausstellung, informieren über Details der Ausstellung und über das Graduiertenkolleg.

Im Anschluss um 18 Uhr findet die Eröffnung der Ausstellung statt, bei der Ingmar Jung, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, der Präsident der Goethe-Universität Prof. Werner Müller-Esterl und Dr. Robert Paul Königs, Leiter der Abteilung Fachliche Angelegenheiten der Deutschen Forschungsgemeinschaft sprechen werden.

Die Ausstellung wird vom 12. Oktober bis 16. Dezember, dienstags bis sonntags von 11-17 Uhr geöffnet sein. Eintritt kostenlos. Zur Ausstellung erscheint eine reich bebilderte Begleitpublikation mit 80 Seiten und 120 farbigen und Schwarz-Weiß-Abbildungen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Charlotte Trümpler, Kuratorin der Ausstellung

Informationen: Dr. Charlotte Trümpler, Kuratorin der Ausstellung, Tel: 0179 7104028, truempler@em.uni-frankfurt.de; auf Anfrage wird die Pressemappe nach der Eröffnung mit der reich bebilderten Begleitpublikation (80 Seiten und 120 farbigen und s/w Abbildungen) sowie einer DVD mit dem Einführungsfilm zur Verfügung gestellt.

Forschung

Okt 5 2012
12:13

Untersuchung zur Hypochondrie – Psychologen suchen Betroffene für weitere Studie

Psychotherapie bei Krankheitsängsten: Nennenswerte Verbesserung bereits nach drei Therapiesitzungen

FRANKFURT. Bereits nach drei speziellen therapeutischen Sitzungen verbessert sich die Lebenssituation von Menschen erheblich, die unter der Angst leiden, eine ernsthafte Krankheit zu haben. Das zeigen Auswertungen einer Studie, die zurzeit an der Goethe-Universität läuft und über die der Frankfurter Psychologe Dr. Florian Weck und seine Mitautoren soeben in der Fachzeitschrift Cognitive Therapy and Research berichtet haben.

Wenn sich jemand gelegentlich um seine Gesundheit sorgt, lässt dies die Psychologen noch nicht aufhorchen. Bei manchen Menschen geht aber die Angst vor ernsthaften Krankheiten so weit, dass sie sich nahezu jeden Tag damit beschäftigen, ob sie ernsthaft erkrankt sind. Diese besonders ausgeprägte Form bezeichnen die Wissenschaftler als Hypochondrie. Die Betroffenen sind durch die Rückversicherung des Arztes meist nur kurzzeitig beruhigt und haben nach einiger Zeit wieder Zweifel, ob sie auch wirklich gesund sind. Um diese Unsicherheit zu reduzieren, suchen Personen mit Krankheitsängsten auch häufig im Internet nach Informationen über mögliche Krankheiten oder versuchen bei Angehörigen Rückversicherung zu bekommen. „Vermehrte Aufmerksamkeit auf körperliche Symptome und Rückversicherungsverhalten sehen wir als wichtige Faktoren für die Aufrechterhaltung von Krankheitsängsten an“, erläutert der Leiter der Frankfurter Studie, Dr. Florian Weck.

Zwei unterschiedliche Behandlungsansätze, die in der Studie verglichen wurden, zeigen ähnlich gute Resultate: In der Konfrontationstherapie geht es eher um die Auseinandersetzung mit den Ängsten; dagegen ist die Kognitive Therapie stärker darauf ausgerichtet, die Bewertung von körperlichen Symptomen und das häufig überschätzte eigene Risiko für Krankheiten zu verändern. Interessant ist der schnelle therapeutische Erfolg. So zeigt sich in Folge der Strategien, die die Patienten in der Therapie erlernten, eine bedeutsame Abnahme von krankheitsbezogenen Ängsten bereits nach den ersten drei therapeutischen Sitzungen.

In der einen Gruppe wurde ein Aufmerksamkeitstraining durchgeführt, in dem die Patienten lernen, ihre Aufmerksamkeit weg von ihrem Körper und hin zu Sinneseindrücken in ihrer Umwelt zu richten; dies gehörte zur Kognitiven Therapie. Und in der anderen Gruppe wurde als Teil der Konfrontationstherapie angestrebt, sich nicht ständig bei Angehörigen oder Ärzten rückversichern zu müssen, wie es um die eigene Gesundheit steht. „Wir freuen uns, dass die Behandlung bereits nach drei therapeutischen Sitzungen zu so deutlichen Erfolgen führt. Natürlich sind diese drei Sitzungen aber noch nicht ausreichend, da die Patienten häufig seit Jahren unter Krankheitsängsten leiden“, so Weck.

Insgesamt umfasst das Behandlungsangebot 15 Therapiesitzungen, von denen bisher nur die ersten drei Sitzungen genauer betrachtet wurden. Die Behandlungsstudie läuft voraussichtlich noch bis Sommer 2013. Es werden noch Betroffene gesucht, die sich eine Behandlung wegen ihrer Krankheitsängste wünschen und an der Studie teilnehmen möchten.

Informationen: Julia Neng und Dr. Florian Weck, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie, Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften, Campus Bockenheim, Tel.: (069) 798 - 23994, neng@psych.uni-frankfurt.de, weck@psych.uni-frankfurt.de

Literaturangabe: Weck, Neng & Stangier (2012). The effects of attention training on the perception of bodily sensations in patients with hypochondriasis: a randomized controlled pilot trial. Cognitive Therapy and Research. DOI 10.1007/s10608-012-9482-3. Zusammenfassung unter http://www.springerlink.com/content/g4l6kj2m8v3r3140/

 

Forschung

Okt 4 2012
16:19

Struktur und Dynamik eines „Helfer-Proteins“ aufgeklärt

Den Tricks der Tuberkulose-Bakterien auf der Spur

FRANKFURT. Tuberkulose-Bakterien können über viele Jahre im Körper überleben, weil sie von den Fresszellen (Makrophagen) des Immunsystems zwar eingeschlossen, aber nicht immer abgetötet werden können. Sobald der infizierte Mensch geschwächt ist, etwa durch Alkoholismus, AIDS oder das Immunsystem unterdrückende Medikamente, kann die Krankheit ausbrechen. Warum das Mykobakterium tuberkulosis sich der „Verdauung“ durch die Makrophagen widersetzt, ist nur ansatzweise erforscht. Eine wichtige Rolle spielt dabei ein spezifisches Protein, das von den Bakterien freigesetzt wird, um deren Überleben in Makrophagen zu sichern. Ein Forscherteam der Goethe-Universität hat die Struktur und Dynamik dieses Proteins jetzt aufgeklärt und herausgefunden, warum es bisher nicht durch spezifische Wirkstoffe ausgeschaltet werden konnte. Die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe des Journal of Biological Chemistry veröffentlicht.

Bei dem untersuchten Protein handelt es sich um die Protein Tyrosin Phosphatase A, kurz MptpA, mit einer Bindungstasche für Reaktionspartner. In MptpA gibt es drei flexible Molekülregionen, die zusammen eine Art Tasche bilden. Sobald ein Bindungspartner an diese Regionen andockt, ändern sie ihre Orientierung und gehen von einer offenen in eine geschlossene Konformation über, ähnlich wie bei einem Rucksack, den man zuschnürt und schließt. Um das Protein durch einen Wirkstoff gezielt ausschalten zu können, müsste man diesen so entwerfen, dass er optimal in die Bindungstasche passt und mit ihr eine starke Bindung eingeht. Damit wäre eine Manipulation der Makrophagen durch MptpA nicht mehr möglich und das Tuberkulosebakterium würde verdaut werden, wie die meisten anderen Bakterien auch.

„Das Problem ist, dass man bisher nur Strukturdaten von MptpA im gebundenen Zustand kannte. Das war für ein computergestütztes Wirkstoffdesign irreführend, denn die Bindungstasche erscheint dann viel enger“, erklärt die Chemikerin Tanja Stehle, die das Protein im Rahmen ihrer Doktorarbeit am Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie von Prof. Harald Schwalbe untersuchte.

„Die Lösung bestand darin, das ungebundene Protein mittels NMR-Spektroskopie in wässriger Lösung zu untersuchen“, berichtet Dr. Henry Jonker, Postdoktorand im Arbeitskreis von Prof. Schwalbe. Dazu haben die Chemiker das MptpA zusätzlich mit nicht-radioaktiven Isotopen markiert. Aus den Experimenten konnte durch aufwändige Rechnungen nicht nur die Struktur des ungebundenen Proteins, sondern auch seine Dynamik aufgeklärt werden. „Tatsächlich hat der Rucksack eine größere Öffnung, als bisher angenommen, wir haben also mehr Platz fürs Wirkstoffdesign“, fasst Stehle die wichtigste Erkenntnis zusammen. Die neuen Strukturdaten sollten es nun Wirkstoff-Designern ermöglichen, Moleküle zu entwerfen, die das MptpA gezielt blockieren können.

Ein Bild erhalten Sie auf Anfrage von Anne Hardy (hardy@pvw.uni-frankfurt.de)

Bildtext: Struktur des Proteins MptpA, von Tuberkulosebakterien (rechts) freigesetzt, um nicht von Makrophagen verdaut zu werden. Hintergrund: Torax Aufnahme von TBC Patient, Boden NMR-Spektrum von MptpA.

Publikation:

Tanja Stehle et al.: The Apo-structure of the Low Molecular Weight Protein-tyrosine Phosphatase A (MptpA) from Mycobacterium tuberculosis Allows for Better Target-specific Drug Development, Journal of Biological Chemistry, Vol. 287, Issue 41, 34569-34582, October 5, 2012, DOI: 10.1074/jbc.M112.399261.

Informationen:

Prof. Harald Schwalbe, Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie, Campus Riedberg, Tel.: 069-798-29737, schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de.

Diplom-Chemikerin Tanja Stehle, Tel.: 069-798-29933, stehle@nmr.uni-frankfurt.de.

Dr. Henry Jonker, Tel.: 069-798-29137, h.jonker@nmr.uni-frankfurt.de.

Forschung

Okt 4 2012
11:18

Beitrag zur Geschichte der reichsten Ente der Welt in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“

Dagobert Duck: Vom Griesgram zum Fantastilliardär

FRANKFURT. Onkel Dagobert hat in Zeiten der Finanzkrise, der Diskussion über Gier und Geiz Hochkonjunktur – kaum eine Occupy-Veranstaltung ohne den Enterich als überlebensgroße Marionette. Niemand verkörpert Besitzstreben, Reichtum und die Macht der Finanzwelt eindeutiger als die reichste Ente der Welt. Dr. Bernd Dolle-Weinkauff, international anerkannter Comic-Forscher an der Goethe-Universität, geht in seinem Beitrag in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Forschung Frankfurt der Geschichte von Dagobert Duck nach und zeigt auf, welche Stationen er auf dem Weg zur Perfektion durchlief.

1944 schuf Carl Barks das legendäre Entenhausen (im amerikanischen Original »Duckburgh«) und als einen der profiliertesten Bewohner jenen Scrooge McDuck, der von der langjährigen deutschen Übersetzerin Erika Fuchs im seit 1951 erscheinenden Micky-Maus-Heft in Dagobert Duck umgetauft wurde. „In der Namensgebung des amerikanischen Originals, den Barks als misanthropen alten Enterich in grünem Hausgewand mit breitem Schottenkaro-Kragen zeichnete, verweist er absichtsvoll auf den notorischen Geizhals Ebenezer Scrooge in Charles Dickens‘ Erzählung A Christmas Carol von 1843“, erläutert der Frankfurter Literaturwissenschaftler.

Doch bis Dagobert Duck zu einer „Stehenden Figur“ wurde, wie sie in Comics mit ihren stets gleichen Stärken und Schwächen üblich sind, vergingen einige Jahre. In seinem zweiten Auftritt 1948 ist er noch weit entfernt von dem Nimbus des skrupellosen Monopolkapitalisten: In der Geschichte Das Gespenst von Duckenburgh will Dagobert weder ins Bild vom skrupellosen Kapitalisten noch vom heimtückischen Griesgram passen. Denn hier gibt Dagobert den netten Opa, der seine Neffen sehr höflich darum bittet, ihm bei der Sicherung seines legitimen Erbes in der schottischen Heimat behilflich zu sein. Dazu Dolle-Weinkauff: „Dieser jähe Umschlag der Charakterzüge zwischen zwei aufeinanderfolgenden Geschichten vom nörglerischen Menschenfeind zum treuherzigen Großvater zeigt an, dass die Figur Dagoberts noch sehr unfertig war.“

In den 15 Auftritten, die bis zur 1953 etablierten eigenen Heftreihe uncle scrooge zu verzeichnen sind, setzt sich der Choleriker immer stärker gegen den Besonnenen, der Despot gegen den freundlichen Alten durch. „Zum entscheidenden Merkmal aber baut Carl Barks über verschiedene Stufen sein fetischistisches Verhältnis zu Geld und Gewinn auf, das dem Leser wachsendes Vergnügen am höchst wunderlichen Umgang mit Reichtum beschert“, so der Comic-Forscher. „Dazu gehört zunächst, dass Dagoberts Existenz aller bloß profan wirkenden Professionalität entkleidet und mit Mythen ausgestattet wird, die im Hinblick auf realhistorische Kapitalakkumulation eher parodistisch wirken.“ Dazu gehörte die Frage, wo der Fantastilliardär sein Geld wohl unterbringen mag. Er nutzte ein riesiger Speicher, der sich – im Milieu dieser Story nicht ganz unplausibel – als ein von Münzen und Scheinen überquellendes, hölzernes Futtersilo präsentiert. „Bereits mit der noch im gleichen Jahr erschienenen Story Eingefrorenes Geld hat Dagobert jedoch den Übergang vom Agrar- zum urbanen Finanzkapitalismus vollzogen, und der Hort seines Schatzes steht auf einem Hügel in Entenhausen – in Form jenes überdimensionalen, mit allen technischen Finessen gesicherten Tresors“, beschreibt Dolle-Weinkauff. „Der Übergang zu Hightech ist allerdings auch dringend angesagt, denn mit den von Barks just zu dieser Zeit in die Serie neu eingeführten Panzerknackern sind Dagobert mächtige Gegner erwachsen, deren höchst erfindungsreiche Attacken nur darauf gerichtet sind, den reichsten zum ärmsten Mann der Welt zu machen.“

Den Zustand der Vollkommenheit als „Stehende Figur“ erreicht Dagobert Duck erst, als Geld für ihn den Reiz als Tauschwert verliert, und stattdessen Geld zu besitzen und sich darin baden zu können, für den notorischen Geizhals das Wichtigste wird. Der Literaturwissenschaftler ergänzt: „Das Geldbad wird von nun an zum Ritus, zur in zahllosen Geschichten wieder aufgenommen heiligen Handlung, die stets begleitet ist vom Gebet des reichen Mannes, das da lautet: ‚Es ist mir ein Hochgenuß, wie ein Seehund hineinzuspringen und wie ein Maulwurf darin herumzuwühlen und es in die Luft zu schmeißen, dass es mir auf den Kopf prasselt.‘“

Informationen: Dr. Bernd Dolle-Weinkauff, Institut für Jugendbuchforschung, Campus Westend, Telefon (069) 798-33001, dolle-weinkauff@rz.uni-frankfurt.de

„Forschung Frankfurt“ kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de ; im Internet: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/34831594/aktuelle_Ausgabe

Hochschulpolitische Themen

Okt 4 2012
10:46

Zusammenfassung der Sitzung vom 1. Oktober 2012

Neues aus dem Hochschulrat

FRANKFURT. Im Mittelpunkt der Hochschulratssitzung vom 1. Oktober standen der Bericht des Vorsitzenden aus dem Wirtschafts- und Finanzausschuss (WFA) sowie der Rechenschaftsbericht des Präsidiums. Dem Präsidium wurde daraufhin von Seiten des Hochschulrates Entlastung erteilt.

Als neues Mitglied des Präsidiums stellte sich Prof. Dr. Tanja Brühl dem Hochschulrat vor und erläuterte ihre Konzepte in den Bereichen Lehre und Weiterbildung.

Auf Basis einer entsprechenden Präsentation des Universitätskanzlers diskutierte das Gremium auch darüber, wie sich der Hessische Hochschulpakt und der starke Studierendenaufwuchs auf die weiteren Entwicklungsperspektiven der Goethe-Universität auswirken.

Dabei wurde vom Vorsitzenden festgehalten, dass sich die Goethe-Universität im Zielkonflikt zwischen stagnierenden Grundmitteln und stark steigenden Studierendenzahlen in einem Prozess der strategischen Neujustierung befinde. Es müsse eine geeignete Balance gefunden werden zwischen der seit vielen Jahren erfolgreich betriebenen Ausrichtung als starke Forschungsuniversität und dem Faktum einer vermutlich über viele Jahre sehr hohen Auslastung mit Studierenden. Neben der G8-Problematik sei es vor allem das sich aus dem Hochschulpakt ergebende, stark veränderte Mittelverteilungsmodell der Landesregierung, das diesen Aufwuchs in der Konsequenz bewirkt habe.

Es müsse geprüft werden, wie sich auch in Zukunft unter diesen Prämissen der besondere Anspruch einer autonomen Stiftungsuniversität erfolgreich einlösen lasse. Der Hochschulrat sagte in diesem Prozess seine Unterstützung zu.

Forschung

Okt 1 2012
17:03

Beiträge zu „Goethe und Geld“ im aktuellen Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ ergänzen Sonderausstellung im Goethe-Haus

Einblicke in seine Haushaltsbücher: Goethe lebte auf großem Fuß

FRANKFURT. Goethe lebte auf großem Fuß, das belegen seine akribisch geführten Haushaltsbücher aus der Weimarer Zeit. Großzügig war er, wenn es um die fürstliche Bewirtung seiner Gäste, seine zahlreichen Reisen und die Neuanschaffungen für seine Sammlungen ging. Bescheidener lebte er im engeren Familienkreis. Geprägt von den bürgerlichen Prinzipien seines Frankfurter Elternhauses war ihm die sorgfältige Kostenkontrolle immer ein Anliegen, wie die Frankfurter Wirtschafts- und Sozialhistorikerin Dr. Vera Hierholzer in ihrem Beitrag in dem soeben erschienenen Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität beschreibt.

„Forschung Frankfurt“ widmet die aktuelle Ausgabe ausschließlich dem Thema Geld; gleich drei Beträge beschäftigen sich mit „Goethe und Geld“. Neben dem Artikel über Goethes Lebensführung im Spiegel seiner Haushaltsbücher geht der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Bertram Schefold der Frage nach, ob Goethe ein tüchtiger Ökonom war. Und die Germanistin und Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts, Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, beschäftigt sich mit der Papiergeldszene im zweiten Teil von Goethes „Faust“; sie zeigt, dass diese Schlüsselszene jeder ökonomischen Deutung des Dramas an Aktualität nichts eingebüßt hat. „Goethe und das Geld. Der Dichter und die moderne Wirtschaft“ ist auch der Titel einer Sonderausstellung im Frankfurter Goethe-Haus, die noch bis 30. Dezember zu sehen ist und von Vera Hierholzer im Rahmen eines Kooperationsprojekts zwischen der Goethe-Universität und dem Freien Deutschen Hochstift gemeinsam mit der Stuttgarter Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Sandra Richter kuratiert wurde. Einige der Goethe’schen Haushaltsbücher sind dort zu sehen.

Etwa 25.000 Blatt umfasst der Bestand der Haushaltsbücher im Weimarer Goethe- und Schillerarchiv, bisher wurden sie noch nicht umfassend wissenschaftlich erschlossen. Doch einiges ist bereits untersucht worden. Mit wachsendem Einkommen nahmen die Hefte an Format und Dicke zu, später nutzte der Dichter und Finanzminister des kleinen Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach sogar gebundene Bücher mit vorgedruckten Spalten und verzierten Einbänden. „Zwar kontrollierte Goethe meist die Endabrechnungen, er experimentierte sogar kurze Zeit mit einer doppelten Buchführung. Allerdings führte er die Bücher aber nur selten selbst. In der Regel übernahmen dies – mit unterschiedlicher Genauigkeit – seine Bediensteten, zeitweise seine Frau Christiane, später der Sohn August“, erläutert Hierholzer.

Goethe galt als freigiebig, musste sich aber im Laufe seines Lebens immer wieder Geld leihen, in frühen Weimarer Jahren von seiner Mutter, später auch Freunden und sogar von ehemaligen Dienern. Seine Ausgaben für den Haushalt stiegen von etwa 4.000 Talern 1817 auf das Dreifache im Jahr 1832. Doch dagegen stand ein stattliches Einkommen: Im Laufe seines Lebens verdiente Goethe 120.000 Taler als Minister und 160.000 Taler aus den Honoraren für seine literarischen Werke, hinzu kamen noch das elterliche Erbe von 14.250 Talern sowie Zuwendungen des Herzogs und der Eltern, Vermögenszinsen, Theatertantiemen. Fast 80 Prozent seines Lebenseinkommens von rund 350.000 Talern gab er aus oder investierte er in seine Immobilien und Sammlungen.

Wofür nutze Goethe sein Geld? Verglichen mit anderen bürgerlichen Haushalt reiste er sehr viel: Mehr als 40.000 Kilometer hat er auf den verschiedenen Reisen innerhalb Deutschlands, nach Italien, Frankreich und in die Schweiz zurückgelegt – das kostete ihn mit Unterkunft insgesamt etwa 100.000 Taler. Aufwendig war auch die Führung seines Haushalts im Haus am Frauenplan, dort lebten vielfach Verwandte, enge Freunde wie der Kunstmaler Johann Heinrich Meyer. Außerdem mussten die zahlreichen Bediensteten bezahlt werden.

Bei Teegesellschaften, Ball- und Musikabenden und Festen wurde vom Feinsten serviert: Gänseleber, Trüffel, Kaviar, Muscheln, Lachs, Ingwer sowie Champagner und Weine. Aus ganz Europa ließ sich Goethe kulinarische Genüsse nach Weimar bringen; Lieferanten brachten regelmäßig auch Zitronen, Parmesan und Schokolade aus Italien und der Schweiz zum Frauenplan.

„Nach Vorbild seines Vaters begann Goethe schon in jungen Jahren, eine umfassende Kunstsammlung aufzubauen“, so die Frankfurter Historikerin, „gern ersteigerte er selbst oder über Mittelsmänner Kunstwerke auf Auktionen.“ Rund 50.000 Stücke umfasst diese Sammlung, darunter neben zahlreichen Gemälden, Kupferstichen und Radierungen auch Großplastiken, Gemmen, Gefäße und Schaustücke aus Ton. Außerdem baute er auch seine naturwissenschaftlichen Sammlungen konsequent aus, sie umfasste 25.000 Stücke, viele davon hatte er von seinen Reisen und Wanderungen mitgebracht.

„Besitz sah Goethe vor allem als Möglichkeit zur Bildung und Welterfahrung an, und von dieser Überzeugung war auch sein Umgang mit Geld geprägt“, resümiert Vera Hierholzer.

Informationen: Dr. Vera Hierholzer, Historisches Seminar, Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Campus Westend, Tel.: (069) 798- 32620 oder 13880-256 (im Frankfurter Goethe-Haus), hierholzer@em.uni-frankfurt.de; Webseite zur Ausstellung: www.goetheunddasgeld.com

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Forschung

Sep 28 2012
14:07

Warum die Finanzen ein so konfliktträchtiges Thema zwischen Mann und Frau sind

Geld in Paarbeziehungen

FRANKFURT. Wenn sich Männer und Frauen in Paarbeziehungen über Geld streiten, hängt dies meist damit zusammen, dass sie sich unbewusst mit den monetären Konflikten in ihren Herkunftsfamilien auseinandersetzen. „Der Geldstil, den sie in ihrer Beziehung zu realisieren suchen, wird in ihrer lebensgeschichtlichen Vergangenheit vorbereitet. In dieser Zeit kommt es zu Identifikationen und Gegenidentifikationen mit den Geldbotschaften, die ihnen ihre Eltern und andere signifikante Bezugspersonen vermittelt haben“, konstatiert der Frankfurter Sozialpsychologe Prof. Dr. Dr. Rolf Haubl in seinem Beitrag in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazin Forschung Frankfurt, das Themen rund um das Geld gewidmet ist.

Diese Geldstile sind relativ stabil und lassen sich auch dann nicht so leicht verändern, wenn sie zu häufigen Auseinandersetzungen in der Paarbeziehung führen. Über das Geld werden oft latente Beziehungskonflikte ausgetragen. Dazu Haubl, der neben seiner Professur an der Goethe-Universität auch Direktor des Frankfurter Sigmund-Freud-Instituts ist: „Geldkonflikte beruhen dabei nicht einfach auf Missverständnissen, die leicht auszuräumen wären. Denn es handelt sich nicht um bloße Gedankenlosigkeit, die zu Konflikten führt, sondern um Identitätsprobleme, die oft nur schwer in Worte zu fassen und noch schwerer dem Partner verständlich zu machen sind. Aufgrund dieser Kommunikationsschwierigkeiten neigen Paare nicht selten dazu, das Thema früher oder später zu tabuisieren.“ Doch Schweigen ist keine Lösung, weil das Geld dann hinter dem Rücken des Paares „spricht“: „Deshalb kann es sinnvoll sein, sich unter professioneller Anleitung mit de eigenen Lebensstil zu befassen“, so der Sozialpsychologe.

In den Paarkonflikten geht es meist um die Verteilung des Haushaltseinkommens. Dabei zeigt sich, dass die Bedeutung des Geldes nicht geschlechtsneutral ist: Männer verbinden Geld am häufigsten mit Erfolg und Macht, Frauen dagegen mit Sicherheit und Selbstständigkeit. Dazu Haubl: „Das mag daran liegen, dass Sicherheit und Selbstständigkeit für Frauen prekäre psychosoziale Ressourcen sind, während Männer sie sehr viel eher als selbstverständlichen Besitzstand voraussetzen. Erfolg und Macht ist aber auch für Männer nicht selbstverständlich, weshalb sie diese auch benennen.“ Dass Geld für Männer und Frauen auch eine stimulierende, geradezu erotische Komponente besitzt, wird eher tabuisiert und nur von wenigen angesprochen.

„Monetär kompetent sind wir aus psychodynamischer Perspektive aber nur dann, wenn wir um unsere Wünsche und Ängste wissen. Diese verbinden sich lebensgeschichtlich mit Geld als einem Medium, das in der monetarisierten Gesellschaft, in der wir leben, hinterrücks alle unsere Beziehungen strukturiert“, so Haubl. Er hält die monetäre Kompetenz für eine der wichtigsten Kulturtechniken, die bereits in der Kindheit entwickelt werden müsse. „Wir sollten nicht nur früh lernen, was wir mit Geld machen, sondern auch was Geld mit uns macht.“

Informationen: Prof. Dr. Dr. Rolf Haubl, Professur für psychoanalytische Sozialpsychologie, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Campus Bockenheim, Tel. (069) 798 23644, haubl@soz.uni-frankfurt.de;

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Veranstaltungen

Sep 27 2012
15:27

Buchausstellung zum Ehrengast der Buchmesse in der Universitätsbibliothek Frankfurt

Maori-Kultur im Kampf um Selbstbehauptung

FRANKFURT. Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt präsentiert in der Zentralbibliothek in Bockenheim vom 1.10.2012 bis zum 31.12.2012 ihre Buchbestände zur Maori-Kultur im Kampf um Selbstbehauptung. Neuseeland, das diesjährige Gastland der Frankfurter Buchmesse, ist nicht nur ein traumhaftes Urlaubsziel, sondern auch geprägt von Bemühungen um die Aussöhnung mit der eigenen spannenden und leider auch gewaltsamen Geschichte.

Bildbände zu Neuseeland betonen das touristische und viele Romane das imaginäre Paradies. Die südlichen Alpen durchziehen die Südinsel Neuseelands der Länge nach und wecken Assoziationen an eine „Schweiz am anderen Ende der Welt“ — so lautet schon ein Titel von François Jeanneret im Mondo-Verlag Lausanne aus dem Jahr 1977. Nach einem landeskundlichen Überblick geht es in der kleinen Ausstellung unter dem Titel „Neuseeland – umkämpftes Paradies am anderen Ende der Welt“ um die Geschichte und Kultur der Maori.

Die 1901 von Alfred Augustus Grace erzählten „Tales of a dying race” bewahrheiteten sich zum Glück nie. Im Kampf gegen die britische Herrschaft und durch beharrliches Einsetzen etwa für eine eigene Sprache etablierte sich die Maori-Kultur und blieb bis heute äußerst lebendig. Tanz, Literatur und Mythen werden stolz gepflegt und geben den Maori ein neues Selbstbewusstsein.

Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg betreut das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Sondersammelgebiet „Ozeanien“ mit nationalem Versorgungsauftrag und sammelt speziell die Literatur zu den Maori in Neuseeland sehr umfassend. Während der Buchmesse (10.-14.10.2012) ist die Universitätsbibliothek in der Halle 4.2. am Stand P 438 vertreten und am 11.10. wird dort um 14:00 Uhr ein Vortrag „New Zealand and Beyond – Accessing the Book World of Oceania in Europe“ angeboten.

Bilder zum Download: hier.

Bildtexte:

1) Wehrhafter Maori-Häuptling, Frontispiz aus Ferdinand von Hochstetter: Neu-Seeland, Stuttgart 1863.

2) Einband der „Tales of a dying race“ (Alfred Augustus Grace, London 1901), die sich zum Glück nicht bewahrheitet haben.

3) Maori-Kopf als Buchschmuck in Richard A. McKay (Ed.): A history of printing in New Zealand: 1830 - 1940. - Wellington 1940, Preface o.S.

Informationen: Dr. Hartmut Bergenthum, Leitung DFG-Sondersammelgebiet Ozeanien, Tel.: 069-798-39246, h.bergenthum@ub.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Sep 26 2012
17:24

Medienwissenschaftler beschäftigen sich bei ihrer Jahrestagung mit allen Formen der Spekulation – von der philosophischen Reflexion bis zur Finanzwirtschaft

Es darf spekuliert werden

FRANKFURT. In über 220 Vorträgen beschäftigen sich Wissenschaftler mit der Spekulation in all ihren Formen und gehen ihrem schlechten Ruf ebenso auf den Grund wie ihren Risiken und Potenzialen, wenn sie sich vom 3. bis 6. Oktober zur Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaften an der Goethe-Universität und an der Hochschule für Gestaltung Offenbach treffen. Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten Facetten der Spekulation passe bestens zu den Frankfurter Traditionen, betont der Organisator der Tagung, Prof. Dr. Vinzenz Hediger. „Denn so setzen wir die philosophische Reflexion und die Finanzwirtschaft dialektisch zueinander in Beziehung – wie es in Frankfurt seit Jahrzehnten gepflegt wird.“

Bloße Spekulation meint in der Regel, dass einer Aussage die empirische oder rationale Grundlage fehlt. Dem Klatsch und dem Gerücht verwandt, steht sie unter dem Verdacht der Halbwahrheit und der Grenzüberschreitung. „Es ist populär, zu spekulieren, und damit ist die Spekulation ein konstitutives Medium moderner Wissensgesellschaften,“ so Hediger, der seit 2011 eine Professur für Filmwissenschaft an der Goethe-Universität inne hat.

Wer spekuliert, gilt als jemand, der mit Finanztransaktionen Geld verdient, ohne wirklich zu arbeiten. Im Zeichen der fortschreitenden Integration globaler Märkte ist die Finanzmarktspekulation zum neuen „faszinosum tremendum“ der Kapitalismuskritik geworden – gleichermaßen faszinierend wie abschreckend. „Spekulation als kritische Gesamtschau und als Denken von und in Spiegelungen gehört zu den Grundfiguren der Medien- und Kulturtheorie“, betont der Frankfurter Filmwissenschaftler. Auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaften (GfM) fragen die Teilnehmer nach den Medien der Spekulation, nach der Spekulation der Medien und nach der Spekulation als Verfahren und Versprechen der Medienwissenschaft.

Zum Programm der Tagung gehören auch öffentliche Veranstaltungen. So wird am Eröffnungsabend (3. Oktober um 20.30 Uhr im Studentenhaus, Campus Bockenheim) der selten zu sehende Film „Die Börse“ des deutschen Film-Avantgardisten Hans Richter aus dem Jahr 1939 gezeigt; ein namhaft besetztes Podium zum Thema „Karl Marx und die Kreativen“ findet am 4. Oktober um 20 Uhr in der HFG Offenbach statt.

Mit über 900 Mitgliedern ist die Gesellschaft für Medienwissenschaft die Standesvertretung der Medienwissenschaft an deutschsprachigen Universitäten. Auf der Jahrestagung werden aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt und neue Themen gesetzt. Es nehmen etwa 400 Wissenschaftler teil. Diese bedeutendste Tagung in dem sich rasch entwickelnden Feld der medienwissenschaftlichen Forschung findet erstmals in Frankfurt statt.

Informationen: Prof. Dr. Vinzenz Hediger, Professur für Filmwissenschaft, Campus Westend, Mobil 0177 47 53 714, hediger@tfm.uni-frankfurt.de  

Programm der Tagung gibt es hier (PDF).

Forschung

Sep 26 2012
17:22

500 Jahre stabile Währung zwischen Britannia und Kleinasien

Der römische Denar: Euro des Altertums

FRANKFURT. Der römische Denar war vor 2000 Jahren weiter verbreitet als der Euro. Um 120 n. Chr., als das Römische Reich seine größte Ausdehnung hatte, konnte man von Britannia bis Kleinasien und von Nord-Afrika bis zum Rhein reisen, ohne Geld wechseln zu müssen. Was aus heutiger Sicht noch erstaunlicher erscheint: Das Denarsystem war über 500 Jahre stabil. Wie dieses System organisiert war und warum es plötzlich zusammenbrach, erklärt Junior-Professorin Dr. Fleur Kemmers in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ mit dem Themenschwerpunkt „Geld im Wandel“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität.

Obwohl das Konzept der Münze schon seit etwa 600 v. Chr. im Mittelmeerraum bekannt war, prägten die Römer erst um die Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. eigene Münzen. Systematisch und in größeren Auflagen entstanden Münzen aus Bronze, Silber (Denare) und (gelegentlich) Gold erst ab circa 211 v. Chr., vermutlich aufgezwungen durch die Kriegswirren und die rasche Expansion des Römischen Reichs im Laufe des zweiten Punischen Krieges. Die genauen Hintergründe erforscht die Frankfurter Arbeitsgruppe von Fleur Kemmers, Inhaberin der von der Volkswagenstiftung geförderten Lichtenberg-Professur für Münze und Geld in der griechisch-römischen Antike.

Griechenland wurde besser behandelt als Süd-Italien

Die Bedingungen, unter denen das römische Münzsystem in den neu eroberten Gebieten eingeführt wurde, waren von politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umständen abhängig. In Süd-Italien hatten sich beispielsweise die meisten Städte im zweiten Punischen Krieg gegen Rom gestellt. Nach ihrer Niederlage wurde die lokale Münzprägung eingestellt, das süd-italienische Silbergeld eingefordert und umgeschmolzen. Die anschließende Einführung des römischen Denarsystems statuierte ein klares Exempel des Siegers. In Griechenland dagegen, wo es schon seit Jahrhunderten eine reiche Tradition von Münzprägung gab, durften die meisten Städte (Poleis) die Prägung ihrer Bronzemünzen fortsetzen. Allerdings wurde das Silbergeld nun von Rom angefertigt.

Viele mittel- und westeuropäische Gebiete besaßen zur Zeit ihrer Eroberung durch Rom noch kein Münzsystem. Die einheimische Bevölkerung benutzte das Münzgeld anfangs vermutlich nur bei Steuerzahlungen an den neuen Machthaber. Geprägt wurden die Münzen fast ausnahmslos in Rom. Der gewaltige logistische Kraftakt zur Verteilung des Geldes relativierte sich dadurch, dass vorwiegend regionale Kreisläufe entstanden: Münzgeld, das innerhalb eines Finanzdistrikts als Steuern eingesammelt worden war, verwendete man als Sold für die dort stationierten Truppen. Die Soldaten bezahlten damit auf dem lokalen Markt Produkte, die nicht in ihrem Dienstvertrag enthalten waren. Mit diesen Münzen entrichteten wiederum die lokalen Händler und Bauern ihre Steuern, und so setzte der Kreislauf sich fort. Wenn die Steuern nicht reichten, um den Sold zu bezahlen, oder Sonderzahlungen angesagt waren, wurde frisches Münzgeld aus Rom geliefert.

Münzen als PR-Instrumente

Von Zeit zu Zeit verfolgten die römischen Machthaber mit dem Transport frisch geprägter Münzen in die Provinzen auch ein ideologisches Interesse. Auf der Vorder- und Rückseite platzierten sie Bilder und Texte, die gezielt politische Botschaften verbreiteten. Ein besseres PR-Instrument wäre zur damaligen Zeit kaum denkbar gewesen. Im Jahr 71 n. Chr. erhielten beispielsweise die Soldaten am Rhein überwiegend Münzen mit Darstellungen von Victoria (Sieg) und Securitas (Sicherheit), denn sie hatten kurz zuvor den verheerenden Aufstand der Bataver niedergeschlagen. In Italien waren dagegen in demselben Jahr Münzen mit der Abbildung von Concordia (Eintracht) besonders zahlreich. Dort war die Gesellschaft durch einen bereits zwei Jahre währenden Bürgerkrieg zerrissen.

Zerfall und ein plötzliches Ende

Ausufernde Ausgaben durch Kriege an den Grenzen des Reiches, Bürgerkriege im Inneren und erschöpfte Silberminen bereiteten dem Denarsystem schließlich während des 3. Jahrhunderts n. Chr. ein Ende. Von Anfang an war der Denar aus beinahe purem Silber hergestellt worden. Damit der Staat mehr Münzen prägen konnte, wurde der Silbergehalt ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. in kleinen Schritten immer weiter gesenkt. Solange der Denar auf dem Markt und bei der Steuereintreibung aber für seinen Nennwert akzeptiert wurde, war das nicht problematisch. Im Laufe des 3. Jahrhunderts fiel der Silbergehalt dann dramatisch ab und enthielt zum Schluss nur noch einige Prozent Silber. Er scheint aber immer noch akzeptiert worden zu sein, bis relativ plötzlich um 274/275 n. Chr. die Preise explodierten. Von da an wurde der Denar nur noch zum Wert seines Metallgehalts angenommen. Damit brach das ganze Münzsystem nach fast 500 Jahren zusammen.

„Auffällig ist, dass das Ende des Denars erst kam, als das Vertrauen in das politische System verloren ging, welches den Wert der Münzen garantierte“, erklärt Fleur Kemmers. Ohnmächtige Kaiser, meuternde Truppen und einfallende Barbarenhorden stürzten das römische Reich in eine tiefe politische Krise. Nachdem diese überwunden war, entstand im späten 3. und frühen 4. Jahrhundert ein neues Geldsystem, das aber nie mehr so erfolgreich und nachhaltig war wie der Denar.

Informationen: Jun.-Prof.‘in Fleur Kemmers,  Lichtenberg-Professur für Münze und Geld in der griechisch-römischen Antike, Institut für Archäologische Wissenschaften, Campus Westend, kemmers@em.uni-frankfurt.de. Bitte nehmen Sie Kontakt per Mail auf, da Fleur Kemmers zurzeit in Elternzeit ist. Sie liest ihre Mails täglich.

 „Forschung Frankfurt“ kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de

Im Internet: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/34831594/aktuelle_Ausgabe

Personalia/Preise

Sep 25 2012
11:13

Neue „Chillida Gastprofessur“ stärkt Forschung und Lehre im Fach Kunstgeschichte und startet im Sommersemester 2013

Internationale Gastprofessur für baskische Kunst und Kultur an der Goethe-Universität

FRANKFURT. Das Instituto Vasco Etxepare und die Goethe-Universität Frankfurt haben die Vereinbarung für eine Professur für baskische Kunst und Kultur an der Goethe-Universität unterzeichnet. Die Chillida-Gastprofessur, benannt nach dem baskischen Bildhauer und Zeichner Eduardo Chillida, wird jährlich für ein Semester an internationale Wissenschaftlerpersönlichkeiten vergeben werden , die Schwerpunkte der baskischen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts im internationalen Kontext vertreten.

Das baskische Kulturinstitut Instituto Vasco Etxepare ist daran interessiert, die baskische Kunst und Kultur international bekannt zu machen. Die Goethe-Universität möchte die Kompetenz ihres Instituts für Kunstgeschichte in kuratorischen Arbeiten im internationalen  Kontext stärken. Insbesondere soll durch die Gastprofessur auch der zum Teil englischsprachige Masterstudiengang „Curatorial Studies“ an der Goethe-Universität aufgewertet werden. Die Professur wird jeweils im Sommersemester besetzt, der Start erfolgt zum Sommersemester 2013.

Weitere Informationen: Prof. Martin Büchsel, Kunstgeschichtliches Institut der Goethe-Universität, Tel: (069) 798-22222, buechsel@kunst.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Sep 24 2012
15:52

Tierisches Verhalten im Opel-Zoo

Viele Tiere – Ein Zuhause

FRANKFURT. Mit dem Projekt „ScienceTours – Lernen mit Herz und Hand“ bietet die Goethe-Universität Frankfurt für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I verschiedene Exkursionen im Rhein-Main-Gebiet an. Die ScienceTours sind Partner des Wissenschaftsjahres 2012 – Zukunftsprojekt Erde und knüpfen so an viele Projekte an, die Nachhaltigkeitsforschung für junge Menschen erfahrbar machen. Anhand ausgewählter didaktischer Konzepte führen die ScienceTours Schüler an wissenschaftliche Forschungsfragen und -methoden unterschiedlicher Fachgebiete heran.

Ganz neu ist dabei das Thema Tierisches Verhalten: Fernsehsendungen wie „Giraffe, Erdmännchen & Co“ rücken Zoos in den Fokus des öffentlichen Interesses und machen diese zu einem anhaltenden Publikumsmagneten. Kein Wunder also, dass Zoos ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und Schulklassen sind.

Die Verhaltenstour im Kronberger Opel-Zoo ermöglicht Schülern den Blick hinter die Kulissen: Wie leben Tiere in menschlicher Obhut im Vergleich zu Artgenossen in freier Wildbahn? Wie prägt die jeweilige Lebenssituation das Verhalten der Tiere? Während der ScienceTour „Viele Tiere – Ein Zuhause. Tierisches Verhalten im Opel-Zoo“ lernen die Schüler die Arbeit von Verhaltensforschern kennen und entwickeln eigene Strategien zur Bereicherung der Lebenswelt von Zootieren.

Unterstützt werden die Schüler dabei von Wissenschaftlern und Studierenden der Abteilung Didaktik der Biowissenschaften der Goethe-Universität und Mitarbeitern des Opel-Zoos, die diese Tour gemeinsam entwickelt haben. Durch diese Kooperation wird außerschulisches Lernen, auch im Sinne des Wissenschaftsjahrs 2012 – Zukunftsprojekt Erde, zum nachhaltigen Erfolg.

Wir laden Sie herzlich ein zur

Pilottour Viele Tiere – Ein Zuhause. Tierisches Verhalten im Opel-Zoo
am Montag, 1. Oktober 2012 um 11 Uhr
im Opel-Zoo Kronberg (Taunus), Verwaltungsgebäude (Sitzungszimmer)

Anwesend sein und Ihre Fragen gerne beantworten werden die Geschäftsführer des Opel-Zoos, das Projektteam der ScienceTours sowie die beteiligten Wissenschaftler und Studierenden.

Tierisches Verhalten ist nur eines der Themen, die im Rahmen der ScienceTours Schülerinnen und Schülern wissenschaftliches Denken und Handeln vermitteln.

Ein wesentliches Element aller ScienceTours ist der Kontakt zu Wissenschaftlern der Goethe-Universität und Experten der beteiligten Projektpartner. Sie lassen die Jugendlichen ihr Forschungsgebiet entdecken, geben Hilfestellung und vermitteln im direkten Kontakt, wie Wissenschaftler arbeiten und was sie an ihrem Beruf begeistert. Die Arbeit in Kleingruppen von durchschnittlich 5 Schülern wird durch die Beteiligung von Studierenden ermöglicht, die als Betreuer den Schülern vom Alter her näherstehen. Sie können konkrete Auskünfte über ihr Studium und wichtige Hilfestellung bei der beruflichen Orientierung geben. Thematisch decken die ScienceTours ein breites Themenspektrum von den Naturwissenschaften über die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften bis hin zu den Wirtschaftswissenschaften ab. Weitere Informationen zum Konzept der ScienceTours und den Inhalten der verschiedenen Touren erhalten Sie unterwww.science-tours.de.

Bitte senden Sie uns eine kurze Rückmeldung bis Freitag, 28. September, ob Sie teilnehmen werden, an stephanie.mayer@vdv.uni-frankfurt.de

ScienceTours ist eine Kooperation mit: Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region, Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Wissenschaftsjahr 2012 – Zukunftsprojekt Erde. Eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)

Mit freundlichen Grüßen
Stephanie Mayer
Projektleiterin ScienceTours

Forschung

Sep 24 2012
11:13

Mehr Sozialprestige durch Geben und Annehmen

Warum Geld Tauschringe nicht ersetzen kann

FRANKFURT. Als der polnisch-britische Anthropologe Bronislaw Malinowski 1922 den Kula-Tauschring auf den Trobriand-Inseln im westlichen Pazifik beschrieb, war er überzeugt davon, dieses Phänomen als einer der letzten Forscher zu beobachten. Ein- bis zweimal im Jahr legen die Inselbewohner mehrtägige Seereisen zurück, um die überlieferten Tauschpartner aufzusuchen und aus Schneckengehäusen gefertigte Armreifen gegen Halsketten aus Spondylus-Muscheln zu tauschen. Aber Malinowski irrte: Auch nach der Einführung des Geldes scheuten die Männer keine Mühe, ihre Tauschexpeditionen fortzusetzen. Warum Tauschringe heutzutage weiterhin existieren und weltweit verbreitet sind, erklärt der Ethnologe Hans Peter Hahn in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität

„Keine Gesellschaft kann existieren, ohne Praktiken der Gabe und ohne Anerkennung für Gebende“, erläutert Hahn, Professor für Ethnologie an der Goethe-Universität. Der Wert der Objekte des Kula-Tauschrings speist sich aus den immer wieder erzählten Geschichten von erfolgreichen Tauschakten, Vorbesitzern und Gefahren, die beim Tausch zu meistern waren. Das Ansehen des Tauschpartners in Verbindung mit der Wertschätzung des Tauschobjektes sind soziale und kulturelle Tatsachen; zugleich sind sie das Fundament sozialer Beziehungen. Deshalb ist die Verpflichtung der Gabe universal verbreitet und wurde mit der Einführung des Geldes nicht obsolet.

Das gilt auch in modernen Gesellschaften, in denen Geld längst dominiert. Tauschringe gibt es in vielen Städten Deutschlands (www.regiogeld.de/initiativen.html). In der Regel verstehen sie sich zunächst als Einrichtungen der Nachbarschaftshilfe. Im weltweiten Maßstab gibt es jedoch auch sehr viel größere Tauschringe, etwa in Argentinien, wo mehrere hunderttausend Personen beteiligt sind. Egal ob es dabei um „Creditos“ (in Argentinien), „Time Dollar“ (in den U.S.A.) oder „Bockis“ (in Frankfurt-Bockenheim) geht, stets geben sich die daran beteiligten Personen bestimmte Regeln, denen die getauschten Leistungen unterliegen. So sind vielfach nur bestimmte Leistungen gegeneinander zu tauschen, oft verfallen die Gutscheine, wenn sie nicht innerhalb einer bestimmten Frist eingelöst werden, und nicht zuletzt gibt es Begrenzungen, was das Ansammeln solcher Gutscheine betrifft.

Hahn hebt zwei Eigenschaften als gemeinsame Merkmale des Kula-Tauschzyklus und des modernen Tauschringes hervor: Erstens geht es um die sozialen Pflichten, die an den - stets nur vorübergehenden - Besitz geknüpft sind. Der zweite Aspekt betrifft das Verhältnis zum gemünzten, staatlich garantierten Geld: Entgegen der Auffassung, bei Tauschsystemen handele es sich um „primitive“, zeitlich vor der Verbreitung des Geldes einzuordnende Institutionen, beweisen sie die Möglichkeit einer gleichzeitigen Existenz. Tauschringe haben offensichtlich spezielle Eigenschaften, die dem Geld fehlen, oder wenigstens in der monetären Sphäre weniger leicht zu realisieren sind. Dazu Hahn: „Wer bereit ist zu geben und eine Gabe anzunehmen, erhält mehr als den Wert der Ware. Für die Öffentlichkeit klar erkennbar genießt er auch soziales Ansehen. Die Pflichten der Annahme und der Erwiderung zeigen seine Bereitschaft, am Erhalt sozialer Bindungen mitzuarbeiten.“ Die genauere Betrachtung der vielen Dimensionen von Tauschringen leistet deshalb einen wichtigen Beitrag, um verborgene Dimensionen des Geldgebrauchs aufzuzeigen und die nicht ökonomischen Voraussetzungen der Wirtschaft besser zu verstehen.

Informationen: Prof. Hans Peter Hahn, Institut für Ethnologie, Campus Westend, Tel: (069) 798-33064, hans.hahn@em.uni-frankfurt.de.

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