​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – 2019

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Okt 14 2019
14:00

Vorträge von Rainer Forst und Klaus Günther, den Sprechern des Forschungsverbundes Normative Ordnungen, am 16. und 17. Oktober im Rahmen der B3 Biennale des bewegten Bildes auf der Frankfurter Buchmesse

Normative Orders auf der B3: Die Realitäten im Blick

FRANKFURT. In Zeiten von „Fake News“ und „alternativen Wahrheiten“ kommt der Suche nach der Realität vielleicht ein ganz besonderer Stellenwert zu. Doch was genau bedeutet eigentlich „real“? Und wäre ein Plural nicht angemessener? „Realities“ heißt denn auch das Leitthema der diesjährigen B3 Biennale des bewegten Bildes, womit der Veranstalter, die Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG), zudem Bereiche wie Virtual Reality und Artificial Intelligence stärker in den Fokus rücken will. Auch bei der jüngsten Auflage beteiligt sich der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität mit eigenen Beiträgen an dem Festival, das diesmal zu großen Teilen auf der Buchmesse und in Zusammenarbeit mit THE ARTS+ Future of Culture Festival stattfindet.

Von Platon und dessen Höhlengleichnis über Immanuel Kant bis zu zeitgenössischen Philosophen – die Frage, was Realität ist und wie sie beschrieben werden kann, begleitet das menschliche Streben nach Erkenntnis. Gleichzeitig dienen Wörter und Bilder (zunehmend auch bewegte) der Erschaffung immer neuer Realitäten. Durch den Einsatz digitaler Technologien – ein Stichwort ist Augmented Reality (AR) – kann man sich schon heute in künstlichen Welten bewegen, deren „Echtheit“ von der analogen Wirklichkeit kaum mehr zu unterscheiden ist. Für die aktuelle B3 widmen sich die beiden Sprecher des interdisziplinären Forschungsverbundes Normative Ordnungen, der eine enge Verbindung zu den Künsten und der ihr eigenen Erkenntniskraft pflegt, dem Spannungsfeld von Realität, Fiktion und falschem Bewusstsein.

„Ach! Über wirkliche Fiktionen und fiktionale Wirklichkeiten“ heißt der Vortrag am Mittwoch, 16. Oktober, um 17 Uhr von Klaus Günther, Professor für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht an der Goethe-Universität. Oftmals werden – so Günther, zu dessen Schwerpunkten auch die Rechtsphilosophie gehört – die virtuellen Realitäten der Online-Welt als Beispiel dafür genannt, dass sich der Unterschied zwischen Wirklichkeit und Fiktion heute zu verwischen beginne. Doch haben wir es auch in der Offline-Welt vielfach mit Fiktionen zu tun, die auf eigentümliche Weise Teil unserer Wirklichkeit sind, und in der das, was wir für wirklich halten, mit Fiktionen durchsetzt ist. Vor allem ist die Kunst ein Ort, an dem mit dieser Unterscheidung auf irritierende Weise gespielt wird.

Am Donnerstag, 17. Oktober, um 15.30 spricht Rainer Forst, Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität. Sein Thema: „In der Höhle. Über Wirklichkeit und Macht“. Wer das Wesen sozialer Macht verstehen will, muss in die Höhle der ideologischen Verblendung hinabsteigen, so der Philosoph. Aber was genau sieht man da? Und wie geblendet sind die, die aus dem Licht der wahren Wirklichkeit dorthin gelangen? Auch diesen Fragen geht Forst in seinem Vortrag nach.

Die B3 ist einer der zentralen europäischen Hotspots für zeitgenössische Medienkunst, das bewegte Bild, für innovative Medienentwicklungen und den wissenschaftlichen Diskurs. Bewegtbild- und Medienschaffende aus der ganzen Welt werden vom 16. bis 20. Oktober 2019 ihre Projekte, Werke und Ansichten in Ausstellungen, Screenings, Konferenzen und weiteren Events vorstellen. Träger der B3 ist das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK).

Die Termine des Forschungsverbundes Normative Ordnungen im Überblick:

16. Oktober 2019, 17.00 Uhr
Prof. Klaus Günther:
Ach! Über wirkliche Fiktionen und fiktionale Wirklichkeiten
Frankfurter Buchmesse, Halle 4.0, Business Club
Ludwig -Erhard Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main

17. Oktober 2019, 15.30 Uhr
Prof. Rainer Forst:
In der Höhle. Über Wirklichkeit und Macht
Frankfurter Buchmesse, Halle 4.1, Salon
Ludwig-Erhard Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main

Der Eintritt ist jeweils kostenpflichtig.
Weitere Informationen zu Tickets und zur B3: www.b3biennale.de

Veranstalter:
Hochschule für Gestaltung Offenbach in strategischer Kooperation mit THE ARTS+ Future of Culture Festival, Parcourspartner: Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität

Informationen: Bernd Frye, Pressereferent Exzellenzcluster, 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net, www.normativeorders.net/b3

 

Okt 10 2019
15:00

Studierende der Goethe-Universität erforschen in Praxisseminaren, wie die Stadtentwicklung in Frankfurt auf die Herausforderungen klimatischer und sozialer Veränderungen reagieren kann.

Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Partizipation

FRANKFURT. Welche Maßnahmen kann man in Zeiten einer immer deutlicher werdenden Klimaerwärmung ergreifen, die der anderen großen Herausforderung, nämlich dem Bevölkerungswachstum, auch gerecht wird? Wie kann in strukturschwachen Stadtteilen die Bevölkerung an der Verbesserung von Wohnverhältnissen stärker beteiligt werden? Im neuen UniReport werden zwei Seminare aus der Geographie und der Soziologie vorgestellt, in denen Studierende konkrete Ideen für die Stadtentwicklung in Frankfurt und Umgebung entwickelt haben.

Der Geograph Dr. Rainer Dambeck hat in seinem Seminar „Klimawandel und Siedlungsentwicklung“ Studierende erforschen lassen, welche Maßnahmen das Stadtklima nachhaltig verbessert können. Zu den Ergebnissen der Projektgruppen gehörte unter anderem die Begrünung von Fassaden und Dachflächen, der Bau von Zisternen und eine flächenschonende Bauweise durch Häuser auf Stelzen.

Die Soziologin Dr. Sabine Flick hat ein Praxisseminar konzipiert, in dem die Studierenden die Lebensbedingungen im Frankfurter Stadtteil Riederwald untersuchten. Die Bewohner des als strukturschwach geltenden Stadtteil fungierten dabei als „Co-Forscher“; im Sinne einer partizipativen Sozialforschung ging es darum, die Menschen nicht zu Opfern zu machen, sondern in den Prozess mit einzubeziehen.

Die weiteren Themen im UniReport 5/Oktober 2019:

  • Der Gastlandauftritt Norwegens auf der Frankfurter Buchmesse 2019: Aktivitäten des Instituts für Skandinavistik.
  • Stimme der deutschen Jugendlichen: Zum zweiten Mal übernimmt ein Politikstudent der Goethe-Universität das Amt eines UN-Jugenddelegierten.
  • Pflanzen in der Schwerelosigkeit: Biowissenschaftler der Goethe-Universität nehmen mit zwei Experimenten an Parabelflügen teil.
  • Stumme Kulturboten in Übersee: Die Humboldt-Stipendiatin Prof. Julie Allen untersucht die Rolle des frühen europäischen Films in Australien und Neuseeland.
  • Seine beiden sprachlichen Standbeine in Afrika sind Zulu und Swahili: Porträt des Afrikanisten Prof. Axel Fleisch.
  • Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz im Blick behalten: Fragen an den Rechtswissenschaftler Christoph Burchard zur Konferenz „Wie können wir Algorithmen vertrauen?“
  • Neuer Vorsitz des Bewertergremiums für Erfindungen der Goethe-Universität: Prof. Jürgen Bereiter-Hahn verabschiedet sich.
  • Kraftvolle Meisterwerke: „Georg Heck (1897–1982) – Retrospektive“ im Museum Giersch der Goethe-Universität
  • Neues wirtschaftswissenschaftliches Doppelmasterprogramm: Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften pflegt eine intensive Kooperation mit der Université Paris-Dauphine-PSL.
  • Verbrechen, Wahnsinn und Ausgrenzung: Eine neue Reihe zur Literatur der Romantik möchte die Ambivalenz und Komplexität der Epoche zeigen; der Frankfurter Germanist und Mitherausgeber Roland Borgards freut sich vor allem auf schöne Bücher.
  • Rein ins Leben: Das Tandemprojekt »MILELE – miteinander lehren lernen« ermöglicht Lehramtsstudierenden und geflüchteten Lehrkräften praxisnahe Erfahrung an Schulen.
  • #MeToo in der griechischen Mythologie: Prof. Klaus Theweleit sprach auf der LOEWE-Konferenz 2019 „The Early History of War and Conflict“.
  • Kurzfristige Beratung bei persönlichen Problemen, Krisen und psychischen Erkrankungen: 50 Jahre Psychotherapeutische Beratungsstelle für Studierende.
  • Forum der Literaturbegeisterten: Die Zeitschrift „Johnny“ plant im fünften Jahr ihres Bestehens gerade die Jubiläumsausgabe, die dem Thema „Spuren“ gewidmet ist.
  • Wie stellt man Musiktheater in einem virtuellen Museum dar? Ein interdisziplinäres Seminar hat eine webbasierte Ausstellung zu Richard Strauss konzipiert.
  • Notwendige Namensänderung: Die Völkerkundliche Bibliothek heißt ab jetzt „Ethnologische Bibliothek Leo Frobenius“
  • Ein Netz für mehr Nachhaltigkeit: Neues Projekt soll Kräfte bündeln, um die Goethe-Uni zur grünen Hochschule zu machen.
  • Natur und Normativität: Rückblick auf ein Symposium der Johanna Quandt Young Academy in Brüssel.
  • Ehre für gute Lehre: Lukas Schulze-Vorberg, Ingo Feldhausen, Barbara Friebertshäuser und Detlef Krömker haben den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre erhalten.
  • „Wenn die Leute mich fragen, wo ich herkomme, sage ich: aus Mühlheim am Main“: Das Projekt „Start ins Deutsche“ dient dem interkulturellen Austausch

Der UniReport 5/2019 steht zum kostenlosen Download bereit unter http://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe

 

Okt 10 2019
12:04

200 Jahre Arthur Schopenhauers „Die Welt als Wille und Vorstellung“ – Ausstellung in der Universitätsbibliothek Frankfurt

Selbst Denken

FRANKFURT. Vor 200 Jahren erschien das Hauptwerk des Frankfurter Philosophen Arthur Schopenhauer Die Welt als Wille und Vorstellung. Aus diesem Anlass präsentiert die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Zusammenarbeit mit der Schopenhauer-Gesellschaft e. V. die erste Ausstellung in ihrem neuen Schopenhauer-Studio.

Im Zentrum steht das Hauptwerk selbst. Es enthält laut Schopenhauer einen einzigen Gedanken, der aber nicht anders als in vier umfangreichen Büchern mitgeteilt werden kann. Den Kern bildet der Wille als zielloser Lebensdrang. In jedem Buch wird eine andere Perspektive auf ihn eingenommen. Die sich daraus ergebenden mannigfaltigen Verzweigungen in Erkenntnistheorie, Naturphilosophie, Ästhetik und Ethik eröffnen einen organisch strukturierten Gedankenraum, der in der Ausstellung anschaulich und begehbar wird. Eingangs werden die Besucherinnen und Besucher durch die Genese der Lehre vom Willen und ihre erkenntnistheoretischen Voraussetzungen geleitet. In einer ‚Schreibwerkstatt' wird anhand der Manuskripte und Handexemplare Schopenhauers sowie durch Einbeziehung von Büchern aus seiner Privatbibliothek die Arbeitsweise des Philosophen erlebbar gemacht.

Arthur Schopenhauer zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Philosophen. Mit seiner kritischen Einstellung zur Vernunft, der Aufwertung des Leiblichen, Irrationalen und Unbewussten und der Betonung der existentiellen Grundlage des Philosophierens nahm er Entwicklungen des 20. Jahrhunderts vorweg und gilt als Vorreiter der Moderne. Er wurde 1788 in Danzig geboren und lehrte ab 1820 als Privatdozent in Berlin, bevor er sich 1833 nach mehrfachem Ortswechsel endgültig in Frankfurt am Main niederließ. Hier verstarb er am 21. September 1860 in seiner Wohnung in der Schönen Aussicht 16. Er wurde auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beigesetzt.

In der Universitätsbibliothek werden Schopenhauers Nachlass und rund 600 Bände seiner Privatbibliothek aufbewahrt. Das Schopenhauer-Archiv ist auch Basis für die Ausstellung. Der Nachlass Schopenhauers digital: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/schopenhauer 

Eröffnung der Ausstellung am Dienstag, 22. Oktober 2019, 18:00 Uhr.
Pressevertreter*innen bieten wir bereits ab 17:00 Uhr eine begleitete Vorbesichtigung an.

Ausstellungsdauer: 23. Oktober 2019 – 19. Januar 2020

Öffnungszeiten: Dienstag -Sonntag 13:00 – 18:00 Uhr; montags geschlossen Eintritt frei.
Öffnungszeiten während der Feiertage im Dezember/Januar finden Sie auf unserer Homepage https://www.ub.uni-frankfurt.de/, dort ebenfalls Informationen über das Begleitprogramm. 

Information: Jessica Zülch, Veranstaltungsmanagement, Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main, Tel: +49 (69) 798 39571, E-Mail: events@ub.uni-frankfurt.de

Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de

 

Okt 9 2019
13:58

Mathe mit der App: Das Team von Professor Matthias Ludwig präsentiert am europaweiten Erasmus Day Mathematikaufgaben in der Frankfurter Innenstadt. 

Mathtrails rund um Goetheplatz und Alte Oper

FRANKFURT. Am Samstag, den 12. Oktober 2019, ist ab 11:00 Uhr das MathCityMap-Team des Instituts für Didaktik der Mathematik und Informatik der Goethe-Universität im Außeneinsatz. Die Arbeitsgruppe MATIS I um Prof. Matthias Ludwig präsentiert im Rahmen des europaweiten Erasmus Days mitten in den Herbstferien das preisgekrönte Projekt MathCityMap und passende Mathtrails rund um den Goetheplatz und die Alte Oper.

Mathtrails sind Pfade, an denen entlang Mathematikaufgaben versteckt sind. Man wird die Innenstadt mit anderen Augen sehen: Wie schnell sind die Rolltreppen an der Hauptwache? Wie viel Wasser läuft aus dem Wasserspender in der Fressgasse? Wie oft werden die Briefkästen in der Biebergasse in einem Jahr geleert? Welche Steigung hat die schiefe Säule auf dem Goetheplatz und überhaupt: In welche Richtung schaut Goethe?

Dabei ist neuste Technologie im Einsatz. Eine an der Goethe-Universität entwickelte App leitet den Benutzer von Aufgabe zu Aufgabe, gibt Feedback zu den Lösungen und Hilfestellung, falls man mal nicht weiterkommt. Speziell für die Innenstadt wurden auch Trails für Familien mit kleinen und großen Kindern angelegt. Alles, was man braucht, ist ein GPS-fähiges Smartphone, einen Stift und Block. Einen Zollstock und ein Maßband kann sich an diesem Tag am Infostand des MathCityMap-Teams am Goetheplatz/Steinweg ausleihen. Die Mitarbeiter von MATIS I stehen am Samstag bis 15:00 Uhr mit Rat und Tat beiseite. Für besonders fleißige Aufgabenlöser gibt es eine Überraschung.

Mehr Infos unter www.mathcitymap.eu

 

Okt 9 2019
12:45

Goethe-Universität begrüßt neue Studierende. 

Start ins neue Semester

FRANKFURT. Über 8.000 Studierende werden am Donnerstag an der zentralen Erstsemesterveranstaltung der Goethe-Universität teilnehmen. Begrüßt werden die „Erstis“ auf der unistart-Messe im Hörsaalzentrum auch von Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff:

„Wir freuen uns über alle neuen Studierenden, die sich für ein Studium an der Goethe-Universität entschieden haben. Auf sie wartet eine aufregende Lebensphase, in der sie sich nicht nur berufliche Perspektiven erarbeiten, sondern auch unglaublich viele bereichernde Menschen kennen lernen und sich in unterschiedlichsten Initiativen engagieren können“, betont Wolff. Gerade die erste Phase des Studiums könne auch mal anstrengend sein, gelte es doch, einiges selbstständig zu organisieren. Doch stünden vielfältige Beratungs- und Unterstützungsangebote der Universität, des Studentenwerks und des AStA zur Verfügung.

Zum Wintersemester starten an der Goethe-Universität einige neue Studiengänge: Erstmals wird der B.A./B.Sc. Natur- und Lebenswissenschaften angeboten, der eine zweisemestrige Orientierungsphase mit einem sechssemestrigen Fachstudium kombiniert. Die Orientierung dient dazu, Studierende bei einer fundierten und nachhaltigen Wahl ihres Studienfaches zu unterstützen. Ebenfalls neu sind die Masterstudiengänge „Archäologie und Kulturgeschichte des Vorderen Orients“ und „Klassische Archäologie“. Der Masterstudiengang „Kinder- und Jugendbuchliteratur/Buchwissenschaft“ wird im Rahmen des Verbundes der drei Rhein-Main-Universitäten (RMU) angeboten.

Medienvertreter sind herzlich zur Semestereröffnung eingeladen.

Auf der Unistart-Messe mit ihrem Markt der Möglichkeiten können sich die neuen Studierenden über zahlreiche Angebote und Serviceleistungen der Goethe-Universität informieren: So präsentieren sich auf der Messe unter anderem das Studierenden-Service-Center (SSC), der Hochschulsport, das International Office und zahlreiche studentische Initiativen.

Programm der unistart-Messe, 10. Oktober 2019
13.00 bis 17.00 Uhr: Messe im Hörsaalzentrum, Campus Westend
Ab 13.00 Uhr: Verschiedene Vorträge und Präsentationen (u.a. Hochschulrechenzentrum, Deutschlandstipendium, Zentrale Studienberatung)
14.00 Uhr: Begrüßung durch die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff, den Stadtrat der Stadt Frankfurt, Mike Josef, den AStA-Vorstand und Fachschaftsvertreterinnen und -vertreter der Standorte der Goethe-Universität.
Ab 21.00 Uhr: Große unistart-Party im Casino

Weitere Informationen unter http://www.uni-frankfurt.de/48430354/Programm

 

Okt 7 2019
11:30

Oswin-Köhler-Archiv an der Goethe-Universität veranstaltet Workshop und Konferenz mit Gästen aus Namibia 

Gemeinsam Forschen mit Angehörigen der Herkunftskultur

FRANKFURT. Zahlreich sind die Sammlungen über außereuropäische Kulturen und Sprachen, die in europäischen Archiven und Museen lagern. In postkolonialen Zeiten ist die Wissenschaft aufgefordert, neue Formen der Bearbeitung und Erschließung zu finden – unter Einbeziehung der lokalen Expertinnen und Experten. Diesem Thema widmet sich vom heutigen Montag an eine Konferenz des Oswin-Köhler-Archivs am Institut für Afrikanistik der Goethe-Universität.

Nur noch etwa 10.000 Sprecherinnen und Sprecher gibt es, die das Khwe beherrschen, eine der Klicksprachen des südlichen Afrika. Die Sprache ist durchaus lebendig, Kinder lernen sie von ihren Eltern. Für die Zukunft gesichert ist das Idiom, das vor allem in einem 30 Kilometer schmalen Streifen im äußersten Nordosten von Namibia gesprochen wird, jedoch nicht, denn es gibt bisher keinen muttersprachlichen Unterricht an der Schule.

Mehr als 30 Jahre lang – von 1959 bis 1992 – hat der Kölner Afrikanist Prof. Dr. Oswin Köhler Material zu Sprache und Kultur der Khwe gesammelt, darunter originalsprachige Texte, Fotos, Filme, Audiodateien, Objekte, Zeichnungen und getrocknete Pflanzen. Bereits in diesem Zeitraum waren die Khwe von zahlreichen Änderungen betroffen, auch das wurde von Köhler dokumentiert. Aus der Textsammlung sollte eine zwölfteilige Enzyklopädie entstehen, deren erste vier Teile Köhler selbst bearbeitet hat. Nun haben die beiden Wissenschaftlerinnen Gertrud Boden und Anne-Maria Fehn sich mit dieser Aufgabe beschäftigt – mit veränderter Aufgabenstellung: „In deutscher Sprache können die Khwe selbst damit nichts anfangen. Damit auch sie davon profitieren, wollen wir auch gleich eine englische Übersetzung herausbringen“, sagt Gertrud Boden. Und auch die übrigen Materialien sollen so aufgearbeitet werden, dass die Khwe darauf zugreifen können.

Schon für ihre Dissertation hat sich Gertrud Boden mit der Kultur der Khwe befasst – und war vor Ort immer wieder mit der Frage konfrontiert: „Wie können wir Zugang zu den Dingen bekommen, die Oswin Köhler von unserer Sprache und Kultur dokumentiert hat?“ Dies hat durchaus auch einen politischen Hintergrund. Derzeit werden die Khwe in Namibia nicht als selbständige kulturelle Gemeinschaft anerkannt, was ihnen bestimmte Selbstbestimmungsrechte garantieren würde. „Dabei ist es vollkommen klar, dass das Khwe eine eigene Sprache ist, verbunden mit einer eigenen Kultur“, sagt Gertrud Boden.

Indem die Khwe ihre eigene Perspektive in die Aufarbeitung der Sammlung einbringen, setzen sie sich nicht nur mit ihrer Kultur und Geschichte auseinander, sondern bringen auch die Forschung voran. Zwei Angehörige der Khwe sind eigens hierfür zu einem Workshop nach Frankfurt gekommen. Geplant ist u.a., eine kleine Sammlungspräsentation mit Objekten und Medien aus der Köhlerschen Sammlung zu konzipieren, die die Perspektive der beteiligten Khwe wiederspiegelt. Hierfür kooperiert Gertrud Boden mit Dr. Judith Blume, die seit 2018 als Sammlungskoordinatorin an der Goethe-Universität tätig ist und die den Workshop mitgestaltet.

Um die Herausforderungen und Chancen einer Zusammenarbeit mit Angehörigen der Herkunftskulturen geht es auch bei einer internationalen Konferenz, die vom 7. bis 9. Oktober an der Goethe-Universität stattfindet. Wissenschaftler aus der ganzen Welt kommen hier zusammen, um über ähnliche Projekte zu berichten, so dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen voneinander lernen können.

Gäste sind willkommen, der Tagungsbeitrag liegt bei 25 Euro bzw. 15 Euro für Studierende.

Der dreiwöchige Workshop wird vom Zentrum für interdisziplinäre Afrikastudien der Goethe-Universität und der Schweizer Ubuntu Stiftung finanziert, die Konferenz von der Thyssen Stiftung.

Bilder und Bildunterschriften zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/81926708

Informationen: Dr. Gertrud Boden, Oswin-Köhler-Archiv, Institut für Afrikanistik, Telefon 069 798-25133, E-Mail boden@em.uni-frankfurt.de; Tagungsprogramm und Abstracts der Vorträge im Internet: http://www.uni-frankfurt.de/78403151/

 

Okt 2 2019
13:35

Susanne Schröter, Professorin an der Goethe-Universität und Mitglied des Forschungsverbundes Normative Ordnungen, spricht am 16. Oktober im Historischen Museum über ihre jetzt erschienene Publikation.

Buchpräsentation zum politischen Islam

FRANKFURT. Die Mehrheit der Deutschen glaubt, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Sie verbinden diese Religion vor allem mit dem Terror im Namen eines unbarmherzigen Gottes, der Unterdrückung von Frauen und Minderheiten sowie einer Ablehnung westlicher Werte. Für solche Assoziationen gibt es nachvollziehbare Gründe, sie resultieren aus dem Erstarken des politischen Islam. Seine Erforschung gehört zu den Schwerpunkten von Susanne Schröter, Professorin für Ethnologie und Mitglied des Forschungsverbundes Normative Ordnungen an der Goethe-Universität. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich willkommen bei der Vorstellung ihres Buches

„Politischer Islam – Stresstest für Deutschland“
am Mittwoch, dem 16. Oktober 2019, um 18.30 Uhr
im Historischen Museum Frankfurt,
Saalhof 1, Römerberg, 60311 Frankfurt am Main.

Der Eintritt ist frei. Veranstaltet wird die Buchpräsentation vom Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität. Die Begrüßung übernimmt Rebecca Caroline Schmidt, Geschäftsführerin des geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbundes. Moderiert wird die öffentliche Veranstaltung von Jürgen Kaube, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Der politische Islam stellt eine Sonderform des Islam dar und sollte nicht als charakteristisch für diese Weltreligion insgesamt gesehen werden, die auch in Deutschland eine Vielzahl von Facetten besitzt. Gleichwohl übt gerade der politische Islam durch machtbewusstes und strategisch geschicktes Agieren seiner Funktionäre großen gesellschaftlichen Einfluss aus und dominiert zunehmend die staatliche Islampolitik sowie den öffentlichen Dialog. Vielen Menschen fehlt jedoch das Wissen über die Ursprünge und die Ausprägungen des politischen Islam, um Konfliktsituationen richtig einzuschätzen sowie angemessen argumentieren und handeln zu können. Das vorliegende Buch will diese Lücke mit einem fundierten und verständlichen Überblick schließen.

Susanne Schröter, ist Professorin für Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen an der Goethe-Universität, Mitglied des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und Gründungsdirektorin des „Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam“ (FFGI) am Exzellenzcluster. Zu ihren Forschungsgebieten gehören Islamismus und Dschihadismus, progressiver und liberaler Islam sowie Frauenbewegungen in der islamischen Welt. Sie ist Mitglied der „Hessischen Integrationskonferenz“ und des „Hessischen Präventionsnetzwerk gegen Salafismus“. Zu ihren jüngsten Publikationen zählen: „Religiöse Rechtfertigungen des Dschihadismus“, in: Schellhöh, Jennifer u.a., Hg.: Großerzählungen des Extremen. Neue Rechte, Populismus, Islamismus, War on Terror (Bielefeld: Transcript 2018) und „Islamischer Fundamentalismus“, in: Zentralrat der Juden in Deutschland, Hg.: Jüdische Bildungslandschaften (Berlin: Hentrich & Hentrich 2018).

Informationen: Oliver Bertrand, Exzellenzcluster „Normative Orders“, FFGI-Forschungskoordination, Tel.: +49 69 798-33062, o.bertrand@em.uni-frankfurt.de, www.normativeorders.net/de/

Hinweis: Bereits am Montag, 14. Oktober, 19.00 Uhr, wird Prof. Susanne Schröter ihr Buch „Politischer Islam – Stresstest für Deutschland“ im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität (Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg vor der Höhe) im Gespräch mit dem Journalisten Meinhard Schmidt-Degenhard vorstellen. Anmeldungen unter service@freiheit.org.

 

Okt 1 2019
13:39

Physiker der Goethe-Uni messen winzigen Effekt mit neuer super-COLTRIMS Apparatur/ Publikation in Nature Physics

Beyond Einstein: Rätsel um Photonen-Impuls gelöst

FRANKFURT. Den Nobelpreis erhielt Albert Einstein für die Erklärung des Photoeffekts: In seiner intuitivsten Form wird dabei ein einzelnes Atom mit Licht bestrahlt. Laut Einstein besteht das Licht aus Teilchen (Photonen), die ihre Energie nur gequantelt auf ein Elektron des Atoms übertragen. Reicht die Energie der Photonen aus, so schlagen sie das Elektron aus dem Atom heraus. Aber wohin geht dabei der Impuls der Photonen? Physiker der Goethe-Universität konnten diese Frage nun beantworten. Dafür entwickelten und bauten sie ein neues Spektrometer mit bisher unerreichter Auflösung.

Doktorand Alexander Hartung ist über den Bau der Apparatur zweimal Vater geworden. In dem drei Meter langen und 2,50 Meter hohen Gerät stecken ungefähr so viele Teile wie in einem Auto. In der Experimentierhalle der Physik auf dem Campus Riedberg ist es von einem blickdichten schwarzen Zelt umgeben, in dessen Innerem sich ein extrem leistungsfähiger Laser befindet. Seine Photonen treffen in der Apparatur auf einzelne Argon-Atome, denen sie jeweils ein Elektron entreißen. Der Impuls dieser Elektronen zum Zeitpunkt des Aufbrechens wird in einer langen Röhre der Apparatur mit extrem hoher Präzision gemessen.

Bei dem Gerät handelt es sich um eine Weiterentwicklung des in Frankfurt erfundenen und inzwischen weltweit verbreiteten COLTRIMS-Prinzips: Es besteht darin, einzelne Atome zu ionisieren oder Moleküle aufzubrechen und anschließend den Impuls der Bruchstücke exakt zu bestimmen. Allerdings ist der laut theoretischen Berechnungen erwartete Übertrag des Photonen-Impulses auf Elektronen so klein, dass er bisher nicht gemessen werden konnte. Deshalb hat Hartung das „super COLTRIMS“ gebaut.

Wenn viele Photonen aus einem gepulsten Laser auf ein Argon-Atom einprasseln, wird dieses ionisiert. Die Energie der Photonen wird dabei teilweise zum Aufbrechen des Atoms verbraucht. Die übrige Energie geht auf das freigesetzte Elektron über. Die Frage, bei welchem Reaktionspartner (Elektron und Atomkern) dabei der Impuls der Photonen bleibt, beschäftigt Physiker seit über 30 Jahren. „Die einfachste Idee wäre: Solange das Elektron gebunden ist, geht der Impuls auf das schwere Teilchen, also den Atomkern, über. Sobald es frei ist, geht der Photonen-Impuls auf das Elektron über“, erklärt Hartungs Doktorvater Prof. Reinhard Dörner vom Institut für Kernphysik. Das wäre etwa so, wie Wind, der seinen Impuls auf das Segel eines Boots überträgt. Solange das Segel fest ist, treibt der Windimpuls auch das Boot voran. In dem Moment, in dem die Leinen reißen, geht der ganze Windimpuls nur noch auf das Segel über.

Die Antwort, die Alexander Hartung in seinem Experiment gefunden hat, ist aber – wie man es von der Quantenmechanik kennt – noch überraschender: Das Elektron bekommt nicht nur den erwarteten Impuls, sondern auch noch ein Drittel des Photonenimpulses, der eigentlich auf den Atomkern hätte übergehen sollen. Das Segel des Boots „weiß“ also bereits vor dem Reißen der Seile von dem nahenden Unglück und klaut dem Boot etwas von dessen Impuls. Um das Ergebnis genauer zu erklären, greift Hartung auf das Bild des Lichts als elektromagnetische Welle zurück: „Wir wissen, dass die Elektronen eine schmale Energiebarriere durchtunneln. Dabei zieht sie das starke elektrische Feld des Laserlichts vom Atomkern weg, während das magnetische Feld den Elektronen diesen zusätzlichen Impuls überträgt.“

Für das Experiment verwendete Hartung eine geschickte Messanordnung: Um sicher zu gehen, dass der kleine Zusatzimpuls der Elektronen nicht versehentlich durch eine Asymmetrie in der Apparatur erzeugt wird, hat er den Laserpuls von zwei Seiten auf das Gas treffen lassen – mal nur von rechts oder links, und dann gleichzeitig, was die größte Herausforderung an die Messtechnik darstellte. Diese neue Art der Präzisionsmessung verspricht, die bisher unerforschte Rolle der magnetischen Komponente des Laserlichts in der Atomphysik tiefgreifend zu verstehen.

Bilder zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/82277680 

Bild 1: Foto des COLTRIMS-Reaktionsmikroskops, das Alexander Hartung im Rahmen seiner Doktorarbeit aufgebaut hat, in der Experimentierhalle des FB Physik. Copyright: Alexander Hartung

Bild 2: Technische Zeichnung des neu aufgebauten COLTRIMS-Reaktionsmikroskops. Die Zeichnung zeigt einen Schnitt durch den experimentellen Aufbau. Einzelne Gas-Atome, die im Bild durch das senkrechte Rohr von oben nach unten fliegen, werden von einem hochintensiven Laser ionisiert. Der Strahlengang des Lasers ist auf dem hinteren Tisch dargestellt. Die Impulse der Elektronen und Ionen, die in der Reaktion entstehen, werden durch das waagerecht gezeigte bronzefarbene Spektrometer in der Vakuumkammer sehr präzise vermessen. Dadurch kann die Auswirkung des winzig kleinen Impulses des ionisierenden Laserlichts auf die Elektronen genau untersucht werden. Copyright: Alexander Hartung

Publikation: A. Hartung, S. Eckart, S. Brennecke, J. Rist, D. Trabert, K. Fehre, M. Richter, H. Sann, S. Zeller, K. Henrichs, G. Kastirke, J. Hoehl, A. Kalinin, M. S. Schöffler, T. Jahnke, L. Ph. H. Schmidt, M. Lein, M. Kunitski, R. Dörner: Magnetic fields alter tunneling in strong-field ionization, in: Nature Physics, doi: 10.1038/s41567-019-0653-y. https://www.nature.com/articles/s41567-019-0653-y 

Informationen: Prof. Dr. Reinhard Dörner, Alexander Hartung, Institut für Kernphysik, Fachbereich Physik, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-47003 bzw. 47019; Email: doerner@atom.uni-frankfurt.de bzw. hartung@atom.uni-frankfurt.de.

 

Sep 30 2019
14:40

Wissenschaftspreis in Physischer Geographie für Prof. Severin Irl – Forschung zu Biodiversität auf Inseln

Kaum berufen, schon gekürt

FRANKFURT. Professor Severin Irl, der an der Goethe-Universität forscht und lehrt, ist im Rahmen des Deutschen Kongress für Geographie 2019 in Kiel mit dem Wissenschaftspreis 2019 in Physischer Geographie der Frithjof Voss-Stiftung ausgezeichnet worden – der wichtigsten Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler in der Physischen Geographie im deutschsprachigen Raum. Der Preis, der nur alle zwei Jahre vergeben wird, ist mit einem Preisgeld von 3000 Euro dotiert, die Severin Irl für Abschlussarbeiten seiner Studierenden auf der Kanareninsel La Palma nutzen möchte.

Severin Irl arbeitet erst seit einem Jahr an der Goethe-Universität: Seit 2018 hat er eine Tenure Track Professur inne. Er beschäftigt sich mit den Themen Biogeographie und Biodiversität. Gerade im Hinblick auf den stark in den Fokus gerückten Klimawandel sowie des globalen Biodiversitätsverlusts ein wichtiges Forschungsfeld: Schon in seiner Dissertation, die an der Universität Bayreuth entstanden ist, widmete sich Irl den globalen und lokalen räumlichen Mustern des Vorkommens von Pflanzenarten auf gebirgigen Inseln. Manche Arten gedeihen nur in ganz bestimmten Lebensräumen. Aktuell untersucht Severin Irl, wie Biodiversität entsteht und welche (menschlichen) Einflüsse Biodiversität gefährden. Dabei betrachtet er Inseln wie die Kanaren, aber auch inselhafte Habitate, wie im Rahmen seines aktuellen Forschungsprojektes über die einzigartige endemische Flora der sogenannten Quarzinseln der Knersvlakte in Südafrika. Severin Irl ist als Wissenschaftler äußerst produktiv: In nur acht Jahren hat er mehr als 20 Publikationen hervorgebracht. Nur vier Jahre nach der Promotion erhielt er den Ruf nach Frankfurt, wo er dabei ist, eine Arbeitsgruppe Biogeographie und Biodiversität aufzubauen.

Mit den Wissenschaftspreisen für Physische Geographie und Humangeographie sollen Nachwuchskräfte bis etwa zum 40. Lebensjahr auf der Grundlage ihres bisherigen Oeuvres für herausragende, zukunftsweisende wissenschaftliche oder methodische Leistungen ausgezeichnet werden, die maßgeblich zum Fortschritt und zum Ansehen der Geographie beigetragen haben oder beitragen werden, so heißt es von Seiten der Frithjof Voss Stiftung.

Bilder können auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden.

Informationen: Prof. Dr. Severin Irl, Professor für Biogeographie und Biodiversität, Institut für Physische Geographie, Fachbereich 11 Geowissenschaften, Campus Riedberg, +49-69-798-40171, irl@geo.uni-frankfurt.de

 

Sep 30 2019
14:30

Wirtschaftswissenschaftlerin der Goethe-Universität berät zu Wirtschaftspolitik

Fuchs-Schündeln Mitglied in deutsch-französischem Expertenrat

FRANKFURT. Prof. Nicola Fuchs-Schündeln ist als Mitglied des neu gegründeten deutsch-französischen Expertenrats für Wirtschaft berufen worden. Die Frankfurter Wirtschaftswissenschaftlerin wird künftig die deutsch-französische Politik beraten.

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität, wurde als Mitglied in den neu gegründeten Deutsch-Französischen Expertenrat für Wirtschaft berufen. Dies wurde während der 50. Sitzung des Deutsch-Französischen Wirtschafts- und Finanzministerrats in Paris beschlossen. Der Expertenrat besteht aus fünf deutschen und fünf französischen Wirtschaftsexpertinnen und -experten.

Mitglieder auf deutscher Seite sind neben Fuchs-Schündeln der Vorsitzende des deutschen Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts RWI Essen, Christoph M. Schmidt, die Bonner Wirtschaftsprofessorin Isabel Schnabel sowie die Präsidenten der Wirtschaftsforschungsinstitute DIW und ifo, Marcel Fratzscher und Clemens Fuest. Auf französischer Seite ist unter anderem der derzeitige Vorsitzende des französischen Conseil d'analyse économique (CAE), Philippe Martin, vertreten.

Nicola Fuchs-Schündeln hat seit 2019 die Professur für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität inne. 2017 erhielt sie den renommierten Leibniz-Preis und 2018 einen Forschungspreis des European Research Councils. Sie ist Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik, des Vereins der deutschsprachigen Ökonomen, und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesfinanzministeriums. Außerdem ist sie Mitglied in den Herausgebergremien mehrerer wissenschaftlicher Fachzeitschriften, unter anderem der Review of Economic Studies. Vor ihrem Wechsel an die Goethe-Universität war Fuchs-Schündeln an der US-amerikanischen Harvard University tätig. Forschungsaufenthalte führten sie an die Stanford University und die University of New South Wales.

Ein Bild kann auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden.

 

Sep 27 2019
13:41

Prof. Klaus Theweleit hält Abendvortrag bei LOEWE-Konferenz an der Goethe-Universität

#Metoo in der griechischen Antike 

Mit dem Buch „Männerphantasien“ über die psychosoziale Vorgeschichte des Nationalsozialismus wurde er in den 1970er Jahren bekannt, nun ist Klaus Theweleit zu Gast an der Goethe-Universität. Im Rahmen der 4. Internationalen LOEWE-Konferenz 2019 „The Early History of War and Conflict“ des LOEWE-Schwerpunkts „Prähistorische Konfliktforschung“, die von 7. bis 9. Oktober stattfindet, spricht Professor Theweleit unter dem Titel „Am Anfang war #MeToo. Zur historischen Genese 'Griechenlands'“ am Montag, 7. Oktober, 19:30 Uhr, im Foyer des PA-Gebäudes (Campus Westend) über die realen Hintergründe der griechischen Mythologie, die ihren Anfang in der Einwanderung hat. Denn, so Theweleits Credo: Eine „Urbevölkerung“ gibt es nirgendwo. Die Vermischungen, die damals passierten, waren manchmal friedlich, oft jedoch gewaltsam. Die Erzählungen davon sei meist entstellend verglichen mit den realen Geschehnissen. Was bis heute als „griechische Mythologie“ bezeichnet wird, seien solche entstellenden Erzählungen vom Einwanderungsprozess indogermanischer Menschengruppen während der Bronzezeit in das Gebiet des heutigen Griechenlands. Vieles nehme seinen Anfang mit einer Art #MeToo – zwischen Göttern und Menschenfrauen.

Klaus Theweleit ist als Publizist, Autor und Literaturwissenschaftler in Deutschland, den USA, der Schweiz und Österreich tätig. Seit 1998 ist er Professor für Kunst und Theorie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Seine Untersuchung über die sexuelle, psychologische und soziopolitische Vorgeschichte des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik, die unter dem Titel „Männerphantasien“ bereits in den 1970er Jahren veröffentlicht worden ist, erscheint demnächst in einer Neuauflage im Matthes & Seitz Verlag. In seinem 2015 im Residenz-Verlag in Wien erschienenen Buch „Psychogramm der Tötungslust – Vom Lachen der Killer“ geht es um die Lust zu töten. 

Anmeldung für den Abendvortrag mit anschließendem Empfang per E-Mail an: office.konfliktforschung@em.uni-frankfurt.de

Ein Bild von Klaus Theweleit finden Sie zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/82294494 

Informationen zur Tagung: https://www.uni-frankfurt.de/78103997/Programm 

Kontakt: Prof. Dr. Rüdiger Krause, LOEWE-Schwerpunkt „Prähistorische Konfliktforschung“, Institut für Archäologische Wissenschaften, Fachbereich 09, Campus Westend, Telefon 0049(0)69 798-32122; E-Mail R.Krause@em.uni-frankfurt.de

 

Sep 26 2019
10:16

Eine Ausstellung im Museum Giersch der Goethe-Universität zeigt 150 Exponate des Max Beckmann-Schülers Georg Heck (1897 – 1982)

Auf der Suche nach künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten

FRANKFURT. Der Frankfurter Maler und Graphiker Georg Heck gehört zu den vielseitigsten Künstlern seiner Generation. Sein Werk und seine Biographie stehen zudem gleichsam exemplarisch für das 20. Jahrhundert mit seinen tiefgreifenden Veränderungen.

Die umfassende Retrospektive, die jetzt im Museum Giersch der Goethe-Universität gezeigt wird, veranschaulicht anhand von 150 Gemälden, Graphiken und Originaldruckstöcken die Bedeutung dieses Künstlers. Exponate von 15 Künstlerinnen und Künstlern aus dem Umfeld ordnen Hecks Schaffen zudem in den Zeitkontext ein. Begleitend ermöglicht ein von der Aventis Foundation gefördertes Digitalprojekt mit erläuternden Beiträgen eine vertiefende Auseinandersetzung mit dem heute zu Unrecht weitgehend vergessenen Künstler und seinem OEuvre.

Nach einer Lehre als Kunstschmied ausgebildet an der Frankfurter Städelschule und Meisterschüler von Max Beckmann, errang Heck um 1930 erste Erfolge. Während der Diktatur des Nationalsozialismus als „entartet“ verfemt, verlor er durch die Bombardierung Frankfurts 1944 nahezu sein gesamtes Frühwerk. Dennoch wagte er im Frankfurt der Nachkriegszeit den Neubeginn. So war er unter anderem 1953 Gründungsmitglied der Frankfurter Sezession sowie 1976 an der Konstitution der Ausstellungsgemeinschaft Frankfurter Kreis beteiligt.

Trotz vieler Schicksalsschläge entwickelte Georg Heck ein Werk von großer Eigenständigkeit. Stets auf der Suche nach künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten, fand er in seinem Nachkriegswerk über Gattungs- und Stilgrenzen hinweg zu einer beeindruckenden Gestaltungskraft zwischen Abstraktion und Figuration. Insbesondere im Medium des Holzschnittes schuf er kraftvolle Meisterwerke.

Pressekonferenz:
Mittwoch, 9. Oktober 2019, 11 Uhr 

  • Dr. Manfred Großkinsky, Leiter Museum Giersch der Goethe-Universität 
  • Susanne Wartenberg M. A., Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin, Museum Giersch der Goethe-Universität
  • Christine Karmann, Presse und Marketing, Museum Giersch der Goethe-Universität

Ausstellungseröffnung:
Donnerstag, 10. Oktober 2019, 18.30 Uhr 

Begrüßung und Dank:

  • Dr. Manfred Großkinsky, Leiter Museum Giersch der Goethe-Universität 

Grußwort:

  • Prof. Dr. rer. nat. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität

Einführung:

  • Susanne Wartenberg M. A., Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin, Museum Giersch der Goethe-Universität

Bilder zum Download unter: http://www.museum-giersch.de/#/Presse

Der Katalog erscheint im Michael Imhof Verlag und kostet 29,- € im Museum.

Weitere Informationen zum Begleitprogramm für Erwachsene und Kinder sowie zu Öffnungszeiten, Führungen und Eintritt unter www.museum-giersch.de. Finanzierung: Stiftung Giersch, Förderung: „experimente#digital – eine Kulturinitiative der Aventis Foundation“, Familien-Schultz-Frentzel-Stiftung, VAN HAM Kunstauktionen, Alfred und Lore Nungesser-Stiftung

Informationen: Dipl-Kffr. Christine Karmann, Presse und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de

 

Sep 19 2019
13:18

Prof. Georg Zizka spricht auf einer Führung durch den Wissenschaftsgarten über das Erfolgsgeheimnis der Blütenpflanzen.

Vielfalt der Früchte und Samen

FRANKFURT. Die Blütenpflanzen sind mit fast 400.000 Arten weltweit die erfolgreichste Pflanzengruppe, zudem stellen sie den größten Teil Biomasse auf unserem Planeten. Ein wichtiger Grund für den Erfolg ist die große Vielfalt der Früchte bei den Blütenpflanzen. Sie ist Grundlage der erfolgreichen Ausbreitung und ermöglicht vielfältige Wechselbeziehungen mit Tieren als Fruchtverbreitern. Im Rahmen einer Führung wird Prof. Georg Zizka, Biowissenschaftler an der Goethe-Universität und Leiter des Wissenschaftsgartens, wird an Beispielen die Fruchtvielfalt demonstrieren und die Botanik der wichtigen Fruchttypen vorstellen.

Freitag, 20. September 2019, 16.00-17.30 Uhr, Campus Riedberg, Wissenschaftsgarten.
Treffpunkt ist am Eingang Wissenschaftsgarten, Altenhöferallee 1f.

Mehr zu den Führungen im Wissenschaftsgarten finden Sie hier.

 

Sep 19 2019
09:13

Die neue „Denkraum“-Reihe des Schauspiel Frankfurt in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ beginnt am 24. September mit der Politikprofessorin Nicole Deitelhoff

Für die Zukunft denken mit produktiven Kontroversen

FRANKFURT. „Zukunft_Aber wie?“ Unter diesem Motto steht die neue Ausgabe der partizipativen Redenreihe „Denkraum“ des Schauspiel Frankfurt in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“. Auch dieses Mal gehören Mitglieder des geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbundes mit Sitz an der Goethe-Universität zu den Vortragenden. Gleich zum Auftakt der Gesamtreihe spricht die Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff. Ihr Thema am 24. September um 20 Uhr im Chagallsaal des Schauspielhauses lautet: „Konflikte_Wie werden wir unser Zusammenleben gestalten?“

Streit ist konstitutiv für die Zukunft der Demokratie, sagt die mehrfach ausgezeichnete Professorin an der Goethe-Universität. In modernen Gesellschaften gibt es immer weniger kulturell geprägte Wertanschauungen als gemeinsame Basis für gruppen- und milieuübergreifenden Zusammenhalt. Produktive Kontroversen setzen Bindungskräfte frei, durch die das Gemeinwesen gedeiht. Das kann freilich nur gelingen, wenn sich die Streitparteien die gleichen Rechte und Pflichten gewähren. Die Politik muss wieder Auseinandersetzungen führen, die für die breite Öffentlichkeit erfahrbar sind und als wirksam empfunden werden. Auf gesellschaftlicher Ebene müssen die diversen Gruppen und Gemeinschaften stärker miteinander in Berührung kommen. Dazu wäre eine höhere Durchlässigkeit der räumlichen und kulturellen Milieus eine Voraussetzung. Nur die Streitkultur von heute sichert uns die Demokratie von morgen.

Nicole Deitelhoff ist Professorin für Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungspolitik an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, Geschäftsführende Direktorin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung und Mitglied des Forschungsverbundes Normative Ordnungen an der Goethe-Universität. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungen, Privatisierung von Sicherheit, Internationale Normen, Humanitäres Völkerrecht und Internationale Strafgerichtsbarkeit. Die Politikwissenschaftlerin gehört zum Leitungsgremium des in Gründung befindlichen Forschungsinstituts für gesellschaftlichen Zusammenhalt, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Ausgezeichnet wurde sie u.a. mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und mit dem Schader-Preis.

Der Denkraum ist eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung des Schauspiel Frankfurt, die seit 2018 in Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ stattfindet. Gefördert wird die Reihe von der Heraeus Bildungsstiftung. Nach jedem Impulsvortrag erhalten die Zuhörer die Möglichkeit, in kleinen Tischgesprächen zu jeweils rund zehn Personen die dargelegten Thesen und Analysen zu diskutieren und Fragen an den Redner oder die Rednerin zu formulieren. Der jeweilige Moderator des Abends sammelt diese Eindrücke ein und konfrontiert den eingeladenen Spezialisten mit den Fragen des Publikums. Ein weiterer Redner aus den Reihen des Forschungsverbundes Normative Ordnungen ist Martin Saar, Professor für Sozialphilosophie an der Goethe-Universität. Zu den Vortragenden der Reihe gehört auch Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen.

Die bisher feststehenden Termine im Überblick:

24. September 2019
Nicole Deitelhoff: Konflikte_Wie werden wir unser Zusammenleben gestalten?

3. Dezember 2019
Robert Habeck: Klima_Wie werden wir die Erde retten können?

11. Februar 2020
Martin Saar: Demokratie_Was wird aus der Krise des Politischen?

10. März 2020
Susanne Wiest: Arbeit_Was wird aus der Wettbewerbsgesellschaft?

26. Mai 2020
Sophie Passmann: Gleichheit_Werden wir in Teilhabe leben?

Schauspiel Frankfurt, Chagallsaal, Neue Mainzer Str. 17, 60311 Frankfurt am Main
Jeweils 20 Uhr, Eintritt: 10 Euro / erm. 8 Euro; www.schauspielfrankfurt.de

Detailliertes Programm:
https://www.normativeorders.net/denkraum

Informationen:
Bernd Frye, Pressereferent Exzellenzcluster, 069/798-31411,
bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net

 

Sep 18 2019
10:39

Das Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität ist künftig Teil eines europäischen Netzwerks für Aerosol-, Wolken- und Spurengasmessungen.

Wetter- und Klimavorhersage verbessern

FRANKFURT/BERLIN. Das über 100 Jahre alte Taunus-Observatorium auf dem Kleinen Feldberg erlangt dank deutsch-europäischer Fördermittel neue Bedeutung: Dort will die Goethe-Universität moderne Messtechnik installieren, um kurzlebige Spurengase und Aerosolpartikel ständig messen zu können. „Damit erfassen wir beispielsweise Daten zu Ultrafeinstaub – eine wichtige Grundlage für die Erforschung seiner Quellen und der Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit“, erklärt Prof. Dr. Joachim Curtius vom Institut für Atmosphäre und Umwelt.

Möglich wird dies durch den Aufbau einer Europäischen Forschungsinfrastruktur für Aerosole, Wolken und Spurengase (ACTRIS), an der sich Deutschland mit über 50 Millionen Euro beteiligen will. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat den deutschen Beitrag ACTRIS-D letzte Woche in die Nationale Roadmap für Forschungsinfrastrukturen aufgenommen. Die für Forschung zuständige Vizepräsidentin der Goethe-Universität Prof. Dr. Simone Fulda bezeichnet es als „fantastische Neuigkeit, dass das spannende Projekt ACTRIS-D bei den geförderten Projekten der Nationalen Roadmap dabei ist“. Die Roadmap ist der Fahrplan des BMBF für große Forschungsinfrastrukturen, um mit herausragender Grundlagenforschung Deutschland als Innovationsstandort zu fördern.

Klimavorhersagen erlauben bisher nur sehr ungenaue Vorhersagen, wie stark beispielsweise die Temperaturen in den kommenden Jahrzehnten ansteigen oder sich Niederschläge regional entwickeln werden. Es fehlen Daten und Wissen zu den kurzlebigen Bestandteilen der Atmosphäre: Wolken, Aerosolpartikel und reaktive Gase. Sie verweilen – anders als die vieldiskutierten Treibhausgase - nur wenige Stunden bis Wochen in der Atmosphäre, aber beeinflussen das Klima deutlich. So reflektieren winzige Schwebeteilchen (Feinstaub) beispielsweise Sonnenlicht und Wärmestrahlung oder dienen als Keime für die Bildung von Wolkentropfen und Eiskristallen.

Zudem beeinflussen die kurzlebigen Bestandteile die Luftqualität und damit die menschliche Gesundheit. Schwebeteilchen und Spurengase verursachen Erkrankungen der Atemwege. Sie stehen im Verdacht, allein in der Europäischen Union pro Jahr für rund 430.000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich zu sein, davon etwa 70.000 in Deutschland.

Die Auswirkungen menschlicher Einflüsse auf die Atmosphäre - vom Auto über Heizung, Industrie und Landwirtschaft bis hin zu Waldbränden - lassen sich nur abschätzen, wenn viele Stationen kontinuierlich und großflächig messen. Daher soll ab 2021 ACTRIS den Messbetrieb aufnehmen und durch die Kooperation vieler Forschungseinrichtungen in Europa künftig bessere Vorhersagen für Luftqualität, Wetter und Klima ermöglichen. Die Bundesregierung bekundet mit der Aufnahme von ACTRIS-D in die Nationale Roadmap ihre Bereitschaft, diese Forschungsinfrastrukturen zu fördern. Die Finanzierung verantworten die zuständigen Bundesressorts in Abhängigkeit der verfügbaren Haushaltsmittel.

„Die renommierte Frankfurter Klima- und Atmosphärenforschung wird als einer von 13 Partnern einen wesentlichen Beitrag zur hochaktuellen Klimaforschung leisten“, so Vizepräsidentin Simone Fulda. Die Goethe-Universität beantragt als Anteil an ACTRIS-D rund drei Millionen Euro. „Wir wollen damit das Taunus-Observatorium mit moderner Technik für Langzeitmessungen im Bereich der Aerosole und Spurengase ausbauen“, erklärt Curtius. „Damit können wir wichtige kurzlebige Spurengase, insbesondere eine ganze Reihe von Kohlenwasserstoffen sowie reaktive Stickstoff- und Schwefelverbindungen ständig messen“. Die Messdaten erlauben Untersuchungen zum chemischen Abbau der Substanzen, zu den Veränderungen im Jahresverlauf und über mehrere Jahre hinweg. Die Frankfurter Forscher wollen in den kommenden Jahren die Prozesse untersuchen, die zur Bildung des Ultrafeinstaubs führen, und charakterisieren, in welchem Umfang die Komponenten menschgemacht oder natürlichen Ursprungs sind.

Die Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Nationalen Roadmap Forschungsinfrastrukturen finden Sie unter: https://www.bmbf.de/de/neue-nationale-roadmap-fuer-forschungsinfrastrukturen-9618.html
ACTRIS - the European Research Infrastructure for the observation of Aerosol, Clouds, and Trace gases: https://www.actris.eu/

Informationen: Prof. Dr. Joachim Curtius, Institut für Atmosphäre und Umwelt, Fachbereich Geowissenschaften/Geographie, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-40258, Email: curtius@iau.uni-frankfurt.de.

 

Sep 18 2019
10:15

​ Goethe-Universitäts-Projekt „Start ins Deutsche“ und Stiftung Junge Weltbürger machen auf Bedeutung von Sprachförderung aufmerksam

Sprache = Begegnung = Integration?!

FRANKFURT. „Wenn Worte meine Sprache werden“: Unter diesem Motto machen das Projekt „Start ins Deutsche“ der Goethe-Universität und die Stiftung Junge Weltbürger auf die Bedeutung von Sprachförderung und interkulturellem Austausch für die Integration aufmerksam.

Insgesamt 180 Personen sind der Einladung des Projekts „Start ins Deutsche“ und seiner Projektpartnerin, der Stiftung Junge Weltbürger, ins Historische Museum gefolgt, um über Spracherwerb und ehrenamtliches Engagement zu sprechen. Denn auch vier Jahre nach der so genannten „Flüchtlingskrise“ bleiben Angebote zur Sprachförderung unverzichtbar.

„Die Goethe-Universität trägt seit ihrer Gründung zur Lösung großer gesellschaftlicher, politischer und kultureller Herausforderungen bei“, sagt Uni-Präsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff bei der Eröffnung. Mit dem Projekt „Start ins Deutsche“ biete sie einen Ort der Begegnung und einen Zugang zum Spracherwerb. Hochqualifizierte Flüchtlinge und studieninteressierte Geflüchtete haben außerdem die Möglichkeit, mit dem Academic Welcome Program (AWP) eine akademische Heimat zu finden.

Wie aus der Fremdsprache eine eigene Sprache wird, verdeutlichten zwei Teilnehmerinnen des Projekts, die über ihre erste Zeit in Deutschland sprachen: „Ich habe hier viele Träume und Hoffnungen, denn ich möchte gerne Ingenieurin werden und das Land unterstützen, welches mir geholfen und mir die Freiheit gegeben hat“, so Randa Sammer Eedo aus dem Irak. Das Projekt wird durch Spenden finanziert, und Verena von Tresckow-Bronke, die es seit 2016 mit ihrer Stiftung Junge Weltbürger als Kooperationspartnerin unterstützt, betont, dass Integration eine Querschnittsaufgabe sei. Sie fordert dazu auf, ihrem Beispiel zu folgen und für das Projekt zu spenden.

Prof. Dr. Petra Schulz, die an der Goethe-Universität zu Deutsch als Zweitsprache forscht und lehrt, hebt hervor, dass der Spracherwerb für Erwachsene eine „anspruchsvolle Aufgabe“ sei, für die „Zeit, Ressourcen, Engagement und nicht zuletzt Fachleute benötigt werden, die nicht nur wissen, was ‚richtiges Deutsch' ist, sondern auch, wie das System ‚Sprache' aufgebaut ist.“ Stadträtin Prof. Daniela Birkenfeld, Uni-Vizepräsident Prof. Roger Erb sowie am Projekt beteiligte Studierende diskutierten über die Grenzen des ehrenamtlichen Engagements und über die aktuelle Situation in Frankfurt. „Das Projekt Start ins Deutsche trägt zur Verbesserung der Sprachkenntnisse der Geflüchteten in Frankfurt bei und damit zu ihrer Integration. Denn viele Teilhabechancen eröffnen sich erst mit ausreichenden Deutschkenntnissen. Für die Betreiber unserer Übergangsunterkünfte sind die Projektverantwortlichen und die beteiligten Studierenden verlässliche und gern gesehene Partner“, sagt Frankfurts Sozialdezernentin Birkenfeld. Doch auch die Studierenden lernen selbst viel im Projekt. „Durch eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen (Mutter)-Sprache gewinnen sie einen ganz neuen Zugang dazu. Außerdem erwerben sie interkulturelle Kompetenz, berufliche, akademische und persönliche Schlüsselqualifikationen, die in hohem Maße berufsrelevant sind“, so Prof. Dr. Roger Erb, als Vizepräsident zuständig für Studium und Lehre.

Die hessische Wissenschaftsministerin, Angela Dorn: „Das Projekt ‚Start ins Deutsche' ist ein gelungenes Beispiel dafür, mit welch großem Engagement unsere Hochschulen Geflüchtete auf ihrem Weg zur Aufnahme oder Fortführung eines Hochschulstudiums begleiten. Für diesen großen ehrenamtlichen Einsatz für gelungene Integration danke ich allen Projektbeteiligten sehr herzlich. Sie unterstützen damit unsere Arbeit, mit der wir seit 2015 vorhandene Angebote für ausländische Studierende an den Hochschulen stärken.“

Seit dem Projektstart 2016 haben mehr als 1000 Studierende an verschiedenen Standorten Deutsch unterrichtet. Auf ihr Engagement vorbereitet werden sie durch Dozentinnen und Dozenten der Goethe-Universität. Während des Semesters werden die Studierenden durch regelmäßige Supervisionsgruppen in Kooperation mit dem Frankfurter Psychoanalytischen Institut e.V. (FPI) begleitet.

Bilder zum Download stehen bereit unter http://www.uni-frankfurt.de/82089233. (Bildhinweis: Lecher/Goethe-Universität) Informationen: Ilsa Jacobsen, Projektkoordination „Start ins Deutsche“, Abteilung Lehre und Qualitätssicherung, Telefon +49 (0)69 798 12485, E-Mail: jacobsen@em.uni-frankfurt.de.

Bankverbindung: Stiftung Junge Weltbürger. IBAN DE47 5185 0079 0027 1242 08. BIC HELADEF1FRI. Stichwort: Projekt SiD. Sie erhalten selbstverständlich eine Spendenquittung.

 

Sep 17 2019
15:08

Interview mit dem Philosophen Prof. Matthias Lutz-Bachmann zur Bad Homburg Conference, die am Donnerstag beginnt

Die Freiheit mit KI gestalten

FRANKFURT. „Spät, aber nicht zu spät“ habe die wissenschaftliche Debatte über die Folgen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz für Gesellschaft, Politik und Individuum eingesetzt. Das sagt Prof. Matthias Lutz-Bachmann, Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg, im Interview mit „Goethe-Uni online“.

Dass sich das nun ändern soll, dazu will die diesjährige Bad Homburg Conference einen Beitrag leisten: Unter dem Titel „Künstliche Intelligenz – Wie können wir Algorithmen vertrauen?“ diskutieren Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen von 19. bis 21. September am Forschungskolleg in Bad Homburg über diese Thematik. „Überall kommt KI zum Einsatz, und wir merken im Zuge der Einführung dieser Systeme, wie sich zugleich für uns Menschen Handlungsspielräume verändern“, so Lutz-Bachmann. Gerade die Europäer täten gut daran, Freiheit und Autonomie des Menschen im Blick zu haben und zu schützen. KI werde „diese Freiheit verändern, und wir werden sie zu gestalten haben in neuer Weise. Vielleicht bereits auf der Ebene der Algorithmen.“

Interview: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/veranstaltungen/die-zukunft-mit-algorithmen-gestalten-interview-mit-prof-lutz-bachmann/ 

Informationen zur Konferenz: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/veranstaltungen/konferenz-kuenstliche-intelligenz-wie-koennen-wir-algorithmen-vertrauen/

 

Sep 13 2019
14:53

Prof. Fabrizio Nestola von der University of Padua forscht und lehrt als Träger des Humboldt-Forschungspreises an der Goethe-Uni

Einfach brillant: Koryphäe auf dem Gebiet der Diamantforschung

FRANKFURT. Die einzigartigen Diamanten, für die Prof. Fabrizio Nestola sein Institut im beschaulichen Padua verlassen hat, kommen nicht von unserer Erde. Sie stammen von einem außerirdischen Himmelskörper, der heute nicht mehr existiert. Zusammen mit dem Geowissenschaftler Prof. Frank Brenker von der Goethe-Universität möchte Nestola herausfinden, wie diese Mikro-Diamanten entstanden sind.

Schon mehrfach zierten Arbeiten von Fabrizio Nestola und seinen Kollegen den Titel der renommierten Fachzeitschriften „Nature“ und „Science“. „Das ist nicht wirklich überraschend, wenn man die Edelsteine anschaut, an denen Nestola arbeitet. Sein Spezialgebiet sind sogenannte super-tiefe Diamanten, die aus mehreren hundert Kilometern Tiefe stammen“, sagt Gastgeber Frank Brenker. 

In diese tiefen Regionen der Erde können Wissenschaftler durch Bohrungen nicht vordringen. Aber die Diamanten können während ihres Wachstums Minerale, Gesteinsbruchstücke, Schmelzen und Flüssigkeiten einschließen. Diese befördern sie dann als eine Art Probencontainer sicher an die Erdoberfläche. Fabrizio Nestola hat auch sehr wertvolle blaue Diamanten untersucht und bewiesen, dass diese alle aus dem Unteren Erdmantel stammen. Das entspricht einer Tiefe von mindestens 670 Kilometern. 

Nestola entschied, mit seinem Humboldt-Forschungspreis an die Goethe-Universität zu gehen, weil ihn Untersuchungsmethoden auf der Nanoskala interessieren. Das ist ein Spezialgebiet von Frank Brenker. Er verwendet dazu hochauflösende Transmissions-Elektronenmikroskopie und Synchrotron-Strahlung.

Brenker und Nestola arbeiten bereits seit Jahren erfolgreich zusammen. Erst kürzlich konnten beide zusammen mit Graham Pearson (University of Alberta) die Entdeckung eines Ozeans im Inneren der Erde verkünden, bzw. das Äquivalent an Wasser beziffern, das als OH-Gruppe in einer Schicht zwischen 520 und 670 Kilometern Tiefe gespeichert ist. 

Als Träger des Humboldt-Forschungspreises wird Prof. Nestola mindestens ein halbes Jahr an der Goethe-Universität lehren und forschen. Die Humboldt-Stiftung vergibt den Preis an Forscher, deren grundlegende Entdeckungen, Erkenntnisse oder neue Theorien ihr eigenes Fachgebiet nachhaltig geprägt haben und von denen auch in Zukunft weitere Spitzenleistungen erwartet werden können.

Bilder zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/81927985 

Bildtexte: Prof. Fabrizio Nestola (l.) mit Dr. Hans-Christian Pape, Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung. Bildrechte: Nestola Blauer Mikro-Diamant aus dem tiefen Erdmantel. 

Bild: Petra Diamonds Limited Extraterrestrischer Diamant von einem inzwischen verschwundenen Himmelskörper. Bild: Nestola

Information: Prof. Dr. Frank Brenker, Institut für Geowissenschaften, Mineralogie, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798 40134, f.brenker@em.uni-frankfurt.de

 

Sep 13 2019
13:27

Schlafen oder Stoppen? Das RIS-Neuron hat beide Funktionen/ Publikation in Nature Communications

Das Schlaf-Neuron im Fadenwurm ist auch ein Stopp-Neuron

FRANKFURT. Das Nervensystem des Fadenwurms C. elegans ist überschaubar: Es besteht aus 302 Neuronen, von denen einige jedoch mehrere Funktionen haben. So kann das als Schlafneuron bekannte „RIS“ den Wurm in einen langanhaltenden Schlaf versetzen – oder auch nur für wenige Sekunden seine Bewegung stoppen, wie Wissenschaftler unter Federführung der Goethe-Universität jetzt herausgefunden haben.

Wagner Steuer Costa in der Arbeitsgruppe von Alexander Gottschalk, Professor für Molekulare Zellbiologie und Neurobiochemie an der Goethe-Universität, hat das Schlafneuron RIS vor einigen Jahren zufällig entdeckt – zeitgleich mit anderen Gruppen. Um die Funktion einzelner Neuronen im Nervengeflecht zu verstehen, bringen die Forscher sie durch gentechnische Veränderung dazu, lichtempfindliche Proteine herzustellen. Mit diesem „Schalter“ können die Neuronen in dem durchsichtigen Wurm durch Bestrahlung mit Licht einer bestimmten Wellenlänge aktiviert oder abschaltet werden. „Als wir gesehen haben, dass der Wurm bei Lichtstimulation dieses Neurons einfriert, waren wir sehr verblüfft. Das hat eine langjährige Studie in Gang gesetzt“, erinnert sich Gottschalk.

Das RIS getaufte Neuron versetzt C. elegans in Schlaf, wenn es einige Minuten bis Stunden aktiv ist – beispielweise nach den Häutungen, die das Tier in seiner Entwicklung durchläuft. Es schläft aber auch zur Erholung, nachdem es zellulärem Stress ausgesetzt war. Andererseits dient das Neuron dazu, den Wurm während der Bewegung zu stoppen, etwa, wenn er die Richtung ändern will oder sich eine Gefahr auftut. Dann verlangsamt ihn das Neuron in seiner Bewegung, so dass er entscheiden kann, ob er weiter kriechen soll. In diesem Fall wird das Neuron nur für wenige Sekunden aktiv. „Solche Stop-Neurone hat man erst vor kurzem entdeckt. Im Wurm ist es das erste seiner Art“, erklärt Gottschalk.

Noch erstaunlicher ist, dass das Axon offenbar verzweigt ist, so dass RIS nicht nur die Bewegung stoppen, sondern sie auch verlangsamen oder eine Rückwärtsbewegung einleiten kann. Das berichten Gottschalk und seine Kooperationspartner, Prof. Ernst Stelzer von der Goethe-Universität, Prof. Sabine Fischer von der Universität Würzburg, sowie Forscher der amerikanischen Vanderbilt University in Nashville und der Universität Leuven in der aktuellen Ausgabe von „Nature Communications“.

„Wir denken, dass es in mehreren einfachen Lebewesen wie dem Wurm solche Neuronen mit einer doppelten Funktion gibt. Im Laufe der Evolution sind diese dann auf zwei verschiedene Systeme im Gehirn verteilt und weiter verfeinert worden“, meint Gottschalk. Das sei ein Motiv, das sich sicher noch mehrfach finden werde, sobald noch andere Nervenzellen des Wurms besser verstanden sind. „Das Nervensystem von C. elegans kann man als eine Art evolutionären Versuchsballon ansehen. Was dort funktioniert, wird dann in komplexeren Tieren wieder verwendet und diversifiziert.“

Die Entdeckung der doppelten Funktion von RIS ist auch ein Beispiel dafür, wie ein fest-vernetztes Neuronetzwerk durch ein „drahtloses Netzwerk“ von Neuropeptiden und Neuromodulatoren zusätzlich verschaltet werden kann. So können mehrere funktionale Netzwerke auf einem einzelnen anatomischen Netzwerk realisiert werden, was die Funktionalität des Wurmgehirns enorm erhöht und gleichzeitig sehr ökonomisch ist. „Es sollte nicht immer gesagt werden, dass Wurm-Neuronen einfach sind. Oft können sie mehr als die Nervenzellen von Säugern“, sagt Gottschalk.

Publikation: Wagner Steuer Costa, Petrus Van der Auwera, Caspar Glock, Jana F. Liewald, Maximilian Bach, Christina Schüler, Sebastian Wabnig, Alexandra Oranth, Florentin Masurat, Henrik Bringmann, Liliane Schoofs, Ernst H.K. Stelzer, Sabine C. Fischer, Alexander Gottschalk: A GABAergic and peptidergic sleep neuron as a locomotion stop neuron with compartmentalized Ca2+ dynamics https://doi.org/10.1038/s41467-019-12098-5

Bilder zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/81911675 

Bildtexte: Der Fadenwurm C. elegans. Bild: A. Gottschalk Das RIS-Neuron (grün) im Rachen des Fadenwurms C. elegans. Bild: Wagner Steuer Costa Auf der Webseite von Nature Communications sind auch sehenswerte Videos dazu, z.B. die #7, hier: https://www.nature.com/articles/s41467-019-12098-5#Sec31

 

Sep 13 2019
13:21

Drei Post-Doktoranden der Goethe-Uni erhalten den mit 100.000 Euro dotierten Aventis Foundation Postdoctoral Award

Neuer Forschungspreis ebnet Weg zur Professur

FRANKFURT. Drei Post-Doktoranden sind beim gestrigen Post-Doc Day an der Goethe-Universität mit einem neuen, von der Aventis Foundation gestifteten Forschungspreis „Life Sciences Bridge Award“ ausgezeichnet worden: Die Biochemikerin Dr. Inga Hänelt, der Pharmazeut Privatdozent Dr. Daniel Merk und der Biochemiker Dr. Christian Münch erhielten den mit jeweils 100.000 Euro dotierten Aventis Foundation Postdoctoral Award. Ziel der Förderung ist es, Forschenden in den Lebenswissenschaften frühzeitig ein selbstständiges wissenschaftliches Arbeiten zu ermöglichen und sie in der Umsetzung auch unkonventioneller Ideen zu bestärken. 

„Mit ihrem Life Sciences Bridge Award will die Aventis Foundation eine Brücke über den Graben bauen, der sich für den wissenschaflichen Nachwuchs zwischen Promotion und Professur auftut. Gefördert werden sollen vor allem Forschende, die auf dem Sprung zu einer permanenten Position – typischerweise einer Professur – stehen“, so Prof. Werner Müller-Esterl, Vorsitzender der Jury des Preises. 

Die Biochemikerin Dr. Inga Hänelt untersucht am Institut für Biochemie die Kommunikation zwischen Bakterien in Biofilmen. Diese überleben als Gemeinschaft, indem sie Nahrung und Stoffwechselprodukte austauschen und sich vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen. „Biofilme sind allgegenwärtig und die meisten sind für die Ökosysteme nützlich“, erklärt die 38-Jährige. Einige Biofilme sind für den Menschen jedoch gefährlich. Sie treten bei bakteriellen Entzündungen der Lunge, der Hirnhaut, des Mittelohrs, der Harnwege oder der Haut auf. 

Die Kommunikation wird durch ausgeklügelte Transportmechanismen in der Plasmamembran gewährleistet. Inga Hänelt interessiert insbesondere die Rolle von Kaliumkanälen. „Hier wurde erst kürzlich ein Konzept der elektrischen Kommunikation beschrieben, das bis dato nur für eukaryotische Zellen, wie zum Beispiel Nervenzellen, bekannt war, aber nicht für Bakterien“, erklärt sie. Den Aventis Foundation Postdoctoral Award möchte sie dazu nutzen, die Kommunikation in bakteriellen Biofilmen über Kaliumkanäle näher zu erforschen. 

Der Pharmazeut Privatdozent Dr. Daniel Merk erforscht am Institut für Pharmazeutische Chemie, wie man Rezeptoren, die sich innerhalb der Zelle oder gar im Zellkern befinden (nukleäre Rezeptoren), gezielt mit Arzneistoffen ansteuern kann. „Nukleäre Rezeptoren sind an verschiedensten Erkrankungen beteiligt – von Entzündungen über Stoffwechsel-Erkrankungen bis hin zu Krebs – und deshalb pharmakologisch hochinteressant“, erläutert er.

Der Fokus des 33-Jährigen liegt auf den bisher wenig erforschten nukleären Rezeptoren, wobei er gezielt jene auswählt, die an neurodegenerativen Erkrankungen beteiligt sind. Um die Charakterisierung geeigneter Arzneistofftargets und die Entwicklung optimierter Wirkstoffe zu beschleunigen, möchte er mithilfe des Preisgeldes auch neue Technologien wie die künstliche Intelligenz oder innovative in vitro screening Methoden nutzen. 

Der Biochemiker Dr. Christian Münch vom Institut für Biochemie II erforscht ebenfalls neurodegenerative Erkrankungen, allerdings interessiert er sich vor allem für fehlgefaltete Proteine, die in Nervenzellen zusammenklumpen, so dass diese absterben. „Normalerweise aktivieren Zellen spezifische Stressantworten, um eine solche Fehlfaltung zu beseitigen und die Zelle gesund zu erhalten“, erklärt Münch. „Vor ein paar Jahren wurde mir klar, dass wir fast nichts darüber wissen, wie diese Stressantwort in Mitochondrien abläuft, obwohl ja gerade die mitochondrialen Proteine lebenswichtige Funktionen für die Energieversorgung von Zellen erfüllen.“ 

Ziel der Forschung des 36-Jährigen ist es, zu verstehen, wie die verschiedenen Stressantworten der Zelle miteinander verknüpft sind. Dabei müssen zunächst die Einzelprozesse im Detail aufgeklärt werden, um dann das daraus hervorgehende zelluläre Netzwerk zu verstehen. Besonders interessiert Münch sich dafür, welche Störungen in diesem komplexen System zu Krankheiten führen. Dabei ist er auf ein immer breiter werdendes Spektrum hochmoderner und neuartiger Technologien angewiesen. 

Bisher hat keiner der drei herausragenden jungen Wissenschaftler eine unbefristete Stelle. So wünschen sich Inga Hänelt und Christian Münch, die beide Verantwortung für eine Familie haben, für hochqualifizierte junge Wissenschaftler klare Zukunftsperspektiven in Form von Tenure-Track-Professuren. „Nur so wird es gelingen, die bestqualifizierten Frauen und Männer in der Wissenschaft zu halten“, prognostiziert Münch. Die Förderung durch den Aventis Foundation Postdoctoral Award verschafft den Preisträgern mehr Unabhängigkeit, ihre Forschungsideen umzusetzen und sich damit für eine Professur zu qualifizieren. 

Die Aventis Foundation wählt die Preisträger in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen aus. In diesem Jahr ist die Goethe-Universität Frankfurt Partnerinstitution. Ausgezeichnet werden promovierte oder bereits habilitierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die eine akademische Karriere anstreben und noch keine unbefristete Professur innehaben. 

Bilder der Preisträger finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/81843595 

Fotos: Uwe Dettmar 

Informationen: Aventis Foundation, Eugen Müller, Geschäftsführender Vorstand ,Telefon +49 69 305 7256, eugen.mueller@aventis-foundation.org 

Informationen zum Forschungspreis: bridge.aventis-foundation.org