​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – Mai 2017

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Pressestelle Goethe-Universität

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Personalia/Preise

Mai 9 2017
15:50

Junge Geowissenschaftler und Physiker der Goethe Universität überzeugten beim DLR Wettbewerb

Gewonnen: Studentisches Experiment fliegt zur ISS

FRANKFURT. Ein von Studierenden der Goethe-Universität vorgeschlagenes Experiment zur Planetenentstehung hat bei einem Wettbewerb des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gewonnen. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst nimmt das EXCISS-Experiment nächstes Jahr mit auf die Internationale Raumstation ISS.

„Wir freuen uns schon darauf, Herrn Gerst die Durchführung unseres Experiments zu erklären“, erzählt Tamara Koch, die Leiterin des Projektes, begeistert. Bis dahin ist aber noch viel Arbeit zu bewältigen. Die Studierenden der Geowissenschaften und der Physik haben nun knapp ein Jahr Zeit, das Projekt zu realisieren und Vorexperimente durchzuführen. Ein detailgenauer Prototyp aus dem 3D-Drucker existiert bereits und wurde der Jury auf dem Auswahl-Workshop am 4. und 5. Mai in Bonn präsentiert.

„Wie könnte Lehre spektakulärer, mitreißender oder anschaulicher sein als mit einem eigenen Experiment auf der ISS?“, fragt Frank Brenker, Professor am Institut für Geowissenschaften und Initiator des Projektes. Gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Björn Winkler betreut er die Studenten. „Wir sind begeistert vom Engagement der Studenten, die hier bereits Herausragendes geleistet haben“, kommentiert Björn Winkler die Leistung der Studentengruppe.

Worum geht es bei dem Experiment?

„Nichts weniger als die Entstehung der häufigsten Festkörper im frühen Sonnensystem wollen wir mit diesem Experiment klären“, berichtet Gruppenleiterin Tamara Koch. In der Geburtsstunde unseres Sonnensystems vor ca. 4,56 Milliarden Jahren bestand der Solare Nebel aus Gas und Staubkörnern. Sie bestanden entweder aus Kalzium- und Aluminium-reichen Mineralen oder aus Eisen und Magnesium-reichen Silikaten. Durch einen bisher noch nicht geklärten Prozess wurden diese in der frühen Phase des Sonnensystems plötzlich auf mehrere Tausend Grad aufgeheizt, um dann ebenso plötzlich wieder zu Tröpfchen, sogenannten Chondren, zu erstarren. Dieser Prozess gibt Forschern bis heute Rätsel auf.

Forscher vermuten, dass entweder Schockwellen oder Blitze die Staubteilchen so stark aufgeheizt haben. Eine weitere Möglichkeit wäre die Kollision mit Asteroiden. Keine der drei Thesen hat sich bisher durchsetzen können. Im EXCISS-Projekt wollen die Studierenden nun prüfen, ob die Chondren im Staub-Gas-Gemisch des Solaren Nebels durch hoch-energetische Blitze entstanden sein könnten. Dabei stehen die Eisen und Magnesium-reichen Silikate im Fokus.

Mini-Blitze in der Schwerelosigkeit

„Die Idee hinter dem Projekt ist einfach“, erklärt Tamara Koch. „Wir möchten Staubpartikel in Schwerelosigkeit unter Bedingungen kollidieren lassen wie sie im Solaren Nebel geherrscht haben. Die so gebildeten Staubklümpchen beschießen wir dann wiederholt mit Blitzen, die durch Entladungen von Plattenkondensatoren erzeugt werden. Neu an der Idee ist, dies unter realistischen Bedingungen der Schwerelosigkeit und bei geringem Gasdruck durchzuführen. Solche Experimente sind auf der Erde auch in Falltürmen nicht möglich. Die ISS bietet damit ein einzigartiges Umfeld, die Blitz-Hypothese zu überprüfen.“

„Solch ein Projekt in einer kleinen Kiste von weniger als 15 Zentimeter Kantenlänge und mit zwei Volt Stromversorgung durchzuführen, ist schon eine Herausforderung“ erklärt Yannik Schaper, der sich mit seinem Kommilitonen um die Physik des Projekts kümmert.

Intensive Unterstützung erhält das Projekt von den AGs Nanogeowissenschaften (Prof. Frank Brenker), Kristallographie (Prof. Björn Winkler, David Merges), der zugehörigen Werkstatt und dem Elektroniklabor (David Merges), und der Glasbläserei des Fachbereichs Chemie der Goethe-Universität (Michael Röder). Sponsoren für die finanzielle Unterstützung des Projektes werden nun gesucht.

Ein Foto der Studierenden finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/66492588

Informationen: Tamara Koch, Frank Brenker, Institut für Geowissenschaften, Mineralogie, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798 40134, tamara-koch@stud.uni-frankfurt.de, f.brenker@em.uni-frankfurt.de

Forschung

Mai 8 2017
18:17

Team um Ivan Dikic und Mike Heilemann entdeckt Signalsystem für Entzündungsreaktion - mögliche Basis für neue Therapien

Wie Zellen sich aktiv gegen Salmonellen wehren

FRANKFURT. Bakterielle Infektionen stellen eine enorme globale Bedrohung dar, weltweit nimmt die Verbreitung von Bakterienstämmen zu, die gegen gängige Antibiotika resistent sind. Forscher hoffen, neuartige Therapien zu finden, indem sie die Wechselwirkung zwischen Erreger und Wirt im Detail verstehen lernen. Nun haben Wissenschaftler der Goethe-Universität am Beispiel der Salmonellen-Infektion einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet.

Bakterien haben ausgeklügelte Mechanismen entwickelt, um in Wirtszellen zu überleben und sich zu vermehren. So verbergen sich Salmonellen innerhalb der Zelle normalerweise in membranumhüllten Körperchen, nur wenige brechen in das Zellinnere aus. Diese „Ausbrecher“ sind jedoch besonders gefährlich, weil sie sich rasend schnell vermehren und ausbreiten können. Die Zelle hat wirkungsvolle Abwehrmechanismen entwickelt, um eine solche Invasion zu stoppen. Ein interdisziplinäres Team um Prof. Ivan Dikic vom Institut für Biochemie II und Prof. Mike Heilemann vom Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der Goethe-Universität hat jetzt einen dieser Mechanismen aufgeklärt.

Protein-Ketten geben Signale für Entzündungsantwort weiter

Die Zelle reagiert schnell: Sie markiert die ausgebrochenen Bakterien mit einem kleinen Protein, dem Ubiquitin, das in viele zelluläre Prozesse regulierend eingreift. Diese Markierung mit Ubiquitin erfolgt in langen, unterschiedlich verzweigten Ketten. Daraus ergibt sich ein regelrechter Geheimcode, der noch längst nicht vollständig entschlüsselt ist. Die Ubiquitin-Ketten geben – ähnlich wie Funkmasten – spezifische Signale weiter.

Mit hochauflösender Mikroskopie ist es dem Frankfurter Team nun erstmals gelungen, die verschiedenartigen Ubiquitin-Markierungen rund um Salmonellen sichtbar zu machen und deren molekulare Organisation detailliert zu untersuchen. Sie stellten fest, dass bei einer bakteriellen Invasion ein ganz bestimmter Kettentypus, die sogenannten linearen Ubiquitin-Ketten, eine wichtige Rolle spielen: Sie leiten den Abbau der Bakterien ein und lösen zusätzlich eine Entzündungsantwort aus. Dadurch werden die verbleibenden Bakterien in Schach gehalten. Gleichzeitig identifizierten die Forscher das Enzym Otulin als wichtigen Regulator. Otulin vermag die Weiterleitung von Signalen zu stoppen, was für eine exakte Kontrolle der Entzündungsantwort essentiell ist. Damit wird vermieden, dass eine überschießende Entzündung ähnlich viel oder sogar mehr Schaden anrichtet als der bakterielle Erreger selbst.

Diese neuen Erkenntnisse öffnen nun den Weg für zahlreiche weiterführende Projekte und könnten unter anderem eines Tages den Grundstein für neue therapeutische Ansätze liefern. Erst kürzlich erhielt Ivan Dikic einen der renommierten ERC Advanced Grants in Höhe von 2,5 Millionen Euro, um die Rolle der Ubiquitinierung bei bakteriellen Infektionen weiter zu erforschen.

Die Signalweiterleitung durch Ubiquitin spielt aber nicht nur bei der Abwehr von Infektionen eine bedeutende Rolle, sondern auch bei immunologischen und neurodegenerativen Erkrankungen und bei Krebs. Bislang ist jedoch nur ansatzweise bekannt, wie aus kleinen Fehlern in diesem System schwere Krankheiten entstehen und wie man gezielt therapeutisch eingreifen kann.

Verschiedene Förderungen ermöglichten das interdisziplinäre Forschungsprojekt. Die Frankfurter Forschungen wurden unter anderem durch Unterstützung des LOEWE-Schwerpunktes Ubiquitin-Netzwerke, des Sonderforschungsbereichs 1177 zur selektiven Autophagie und des Exzellenzclusters Makromolekulare Komplexe ermöglicht.

Die Ergebnisse werden in der aktuellen Ausgabe von Nature Microbiology publiziert, parallel zu den neuesten Erkenntnissen einer befreundeten Arbeitsgruppe aus Cambridge (England), die weitere Details zur linearen Ubiquitinierung von Bakterien enthüllt.

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/66465906

Bildtexte
1: Salmonellen-Bakterien in einer menschlichen Zelle, umgeben von einem Mantel aus verschiedenartigen Ubiquitin-Markierungen. Lila repräsentiert linear-verknüpfte Ubiquitin-Ketten, grün alle Ubiquitin-Markierungen. Aufgenommen mittels hochauflösender Mikroskopie (dSTORM). Copyright : Mike Heilemann/Ivan Dikic

2: Ein Salmonellen-Bakterium in einer menschlichen Zelle, umgeben von einem Mantel aus verschiedenartige Ubiquitin-Ketten. Lila repräsentiert linear-verknüpfte Ubiquitin-Ketten, grün alle Ubiquitin-Markierungen. Aufgenommen mittels hochauflösender Mikroskopie (dSTORM). Copyright : Mike Heilemann/Ivan Dikic

3: Ein Salmonellen-Bakterium in einer menschlichen Zelle, umgeben von einem Mantel aus Ubiquitin. Die farbigen Punkte stellen einzelne linear verknüpfte Ubiquitin-Ketten dar. Aufgenommen mittels hochauflösender Mikroskopie (3D-dSTORM).

Copyright : Mike Heilemann/Ivan Dikic

Publikation: van Wijk SJ, Fricke F, Herhaus L, Gupta J, Hötte K, Pampaloni F, Grumati P, Kaulich M, Sou Y, Komatsu M, Greten F, Fulda S, Heilemann M, Dikic I. Linear ubiquitination of cytosolic Salmonella Typhimurium activates NF-κB and restricts bacterial proliferation. Nature Microbiology 2017, doi 10.1038/nmicrobiol.2017.66.

Information: Dr. Kerstin Koch, Institut für Biochemie II, Fachbereich 16, Universitätsklinikum Frankfurt, Tel.: (069) 6301 84250, k.koch@em.uni-frankfurt.de.

Sonstige

Mai 3 2017
17:48

Förderung universitärer Spitzenforschung im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften am Forschungskolleg Humanwissenschaften

Start des Goethe-Fellowship-Programms

FRANKFURT. Das Goethe-Fellowship-Programm, das 2017 mit der Berufung der ersten Goethe-Fellows beginnt, stand heute im Zentrum des Empfangs zur Eröffnung des Sommersemesters am Forschungskolleg Humanwissenschaften. Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff, stellte das Programm als ein wichtiges Instrument universitärer Forschungsförderung vor. Das Programm wurde vom Direktor des Kollegs, Prof. Matthias Lutz-Bachmann, gemeinsam mit dem Direktorium des Kollegs und dem Präsidium der Universität entwickelt. Es geht darum, Professorinnen und Professoren der Universität bei der Entwicklung innovativer Fragestellungen im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften zu unterstützen.

Anfang 2017 wurden folgende Personen berufen: Die Soziologin Prof. Daniela Grunow möchte sich in ihrem Projekt mit dem Arbeitstitel „Contested Social Structures“ mit der disziplinenübergreifenden Analyse des Verhältnisses von sich wandelnder Sozialstruktur und politischer Orientierung befassen. Der Religionsphilosoph Prof. Christian Wiese möchte untersuchen, wie sich die Vertreter von Judentum, Christentum und Islam wechselseitig wahrnehmen und wie kulturelle Interaktionen, religiös-politische Konflikte und dialogische Annäherungen beschrieben werden können. Der Sinologe Prof. Iwo Amelung schließlich plant ein Projekt über „Chinesisches Wirtschaftsdenken“, das nicht nur theoriegeschichtlich interessant ist, sondern auch, angesichts der Wiedereingliederung Chinas in weltwirtschaftliche Zusammenhänge, aktuelle Relevanz hat. Dieses Projekt wird er gemeinsam mit dem Ökonomen Prof. Bertram Schefold durchführen, der als Senior Fellow ebenfalls Mitglied des Forschungskollegs Humanwissenschaften wird.

Konkret sieht das Programm vor, dass den Professorinnen oder Professoren, die als Goethe-Fellow ans Kolleg berufen werden, für vier Jahre die Zeit, der Raum und die Mittel gewährt werden, eine neue Forschungsidee auszuarbeiten – welche den Ausgangspunkt für die Beantragung eines größeren Drittmittelprojekts bilden könnte. Beispielsweise können sie am Kolleg einschlägige Tagungen mit internationalen Gästen organisieren oder Forschungspartner aus dem Ausland zur gemeinsamen Arbeit ans Kolleg einladen. Hierfür erhalten sie nicht nur eine finanzielle Unterstützung, sondern vor allem auch Zeit, da ihnen eine kleine Reduktion ihrer Lehrverpflichtungen an der Universität eingeräumt wird. Wichtig ist, dass das Programm auch die Mittel bereithält, den damit verbundenen Lehrausfall durch Gastdozenten zu vertreten.

Fortsetzung bestehender Programme im Sommersemester 2017

Gleichzeitig gehen die bereits bestehenden Projekte am Forschungskolleg Humanwissenschaften auch im Sommersemester weiter. Folgende Gastwissenschaftler sind dazu eingeladen, am Kolleg zu arbeiten: Der Wissenschaftshistoriker und Religionsphilosoph Menachem Fisch (Tel Aviv); die Politikwissenschaftler Sara Amighetti (London), Amy Hondo (Princeton), Rinku Lamba (Neu Delhi), Miriam Ronzoni (Manchester), Christian Schemmel (Manchester), Isaac Taylor (Oxford), Fabio Wolkenstein (London) und Caleb Yong (Oxford); die Philosophen Iain Macdonald (Montreal) und Cristian Dimitriu (Toronto) sowie die Historiker Gustavo Corni (Trient), Robert von Friedeburg Lincoln/UK, Grazyna Jurkowlaniec (Warschau), Maciej Ptaszynski (Warschau), Daniela Rando (Pavia) und Nicole Reinhardt (Durham).

Das Historische Kolleg beginnt, unter der Federführung von Christoph Cornelißen und Thomas Duve, mit einer Reihe von Vorträgen und wissenschaftlichen Veranstaltungen über „Imperien und ihr Ende“. Die Reihe EuropaDialoge/Dialogues d’Europe wird mit Vorträgen von Thomas Betzwieser und Podiumsdiskussionen zu den Wahlen in Frankreich fortgesetzt werden. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

Forschungskolleg Humanwissenschaften
Am Wingertsberg 4
61348 Bad Homburg v.d. Höhe
Tel.: 06172/139770
E-Mail: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Wissenschaftskommunikation
Beate Sutterlüty
Tel.: 06172 / 13977-15
E-Mail: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Historisches Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften
Ellinor Schweighöfer
Tel.: 06172 / 13977-14
E-Mail: schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Veranstaltungen

Mai 3 2017
14:25

Der Kunstkritiker Eduard Beaucamp steht am 8. Mai im Fokus der Frankfurter Bürger-Universität

Unzeitgemäße Kunstkritik

FRANKFURT. Heimspiel für die Frankfurter Bürger-Universität: Mit Eduard Beaucamp stellt die Biografienreihe „Wie wir wurden, wer wir sind“ dieses Mal eine einflussreiche Frankfurter Persönlichkeit vor. Als Leiter des Kunstressorts der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bis 2002 prägte Eduard Beaucamp über Jahrzehnte mit seinen Texten die Welt der Kunst. In seinen Essays positionierte er sich wortmächtig als einer der einflussreichsten Kenner der malerischen Avantgarde. Von besonderer Bedeutung war für ihn die Kunst der ehemaligen DDR, vor allem der Leipziger Schule. Der Vortrag von Prof. Matthias Bormuth

„Eduard Beaucamp – Unzeitgemäße Kunstkritik“ am Montag, 08. Mai 2017, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Frankfurt, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main,

fragt nach den biografischen Zäsuren, die Beaucamp für die immer kritische Auseinandersetzung  mit Werken, Künstlern und kunstpolitischen Missständen im geteilten Deutschland empfänglich werden ließen. Bormuth lehrt Vergleichende Ideengeschichte an der Universität Oldenburg.

Die Veranstaltungsreihe „Wie wir wurden, wer wir sind“ wird seit 2008 von Prof. Tilman Allert, Soziologe an der Goethe-Universität, kuratiert. Die Hauptreihe der Frankfurter Bürger-Universität im Sommersemester stellt an insgesamt sechs Abenden Lebensläufe berühmter Protagonisten deutscher Sozial- und Kulturgeschichte vor.

Folgende Biografien erwarten Sie außerdem im Sommersemester:

22. Mai 2017
Dr. Lorenz Jäger
Walter Benjamin
Genie und Grenzgänger 

19. Juni 2017
Prof. Birgit Recki
Helmuth Plessner
Vom Lachen und Weinen 

26. Juni 2017
Dr. Edo Reents
Manfred Krug
Liebling Kreuzberg 

03. Juli 2017
Prof. Tilman Allert
Beate Uhse
Freiheit für die Liebe 

Beginn jeweils um 19.30 Uhr, Eintritt frei.

Alle Veranstaltungen finden im Foyer der Zentralbibliothek der Stadtbücherei (Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main) statt.

Die Frankfurter Bürger-Universität ist ein Veranstaltungsformat, in dem Bürgerinnen und Bürger im Sommersemester „deutschen Biografien“ begegnen können und das im Wintersemester wechselnde Themen mit städtischem, gesellschaftsrelevantem Bezug aufgreift. Oft verlässt die Goethe-Uni mit ihren Hauptreihen den Campus und zieht an wechselnde Orte in der Stadt, um dort mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.buerger.uni-frankfurt.de

Forschung

Mai 3 2017
14:23

Licht aktivierbare mikroRNA-Inhibitoren erstmals als lokale Therapeutika eingesetzt

Neue Hoffnung bei schlecht heilenden Wunden

FRANKFURT. MikroRNAs sind interessante Zielstrukturen für neue Therapeutika. Man kann sie durch synthetische AntimiRs blockieren. Doch bisher waren diese nicht örtlich begrenzt einsetzbar. Forschern der Goethe-Universität ist das jetzt bei der Behandlung der gestörten Wundheilung mithilfe Licht aktivierbarer AntimiRs gelungen.

MikroRNAs sind kleine Genschnipsel, die an Zielstrukturen in Zellen binden und so verhindern, dass bestimmte Proteine entstehen. Da sie wesentlich an der Entstehung und Ausprägung verschiedener Krankheiten beteiligt sind, haben Forscher sogenannte AntimiRs entwickelt, die die Funktion von mikroRNAs blockieren. Der Nachteil dieses Ansatzes ist jedoch, dass die Blockade im gesamten Körper zu Nebenwirkungen führen kann, da mikroRNAs in verschiedenen Organen unterschiedliche Funktionen ausüben können. Dieses Problem haben Forscher der Goethe-Universität nun gelöst.

Die Arbeitsgruppen von Prof. Alex Heckel und Prof. Stefanie Dimmeler vom Exzellenzcluster Makromolekulare Komplexe entwickelten AntimiRs, die lokal begrenzt über den Einsatz von Licht mit einer spezifischen Wellenlänge sehr wirksam aktiviert werden können. Dazu wurden die AntimiRs in einem Käfig aus lichtempfindlichen Molekülen gesperrt, die zerfallen, sobald man sie mit Licht einer spezifischen Wellenlänge bestrahlt.

Als Test für die therapeutische Wirkung dieser neuen AntimiRs wählten die Forscher als Zielstruktur die mikroRNA-92a, die bei Diabetikern mit schlecht heilenden Wunden verstärkt zu finden ist. Sie injizierten Mäusen die AntimiR im lichtempfindlichen Käfig in die Haut und setzen das Therapeutikum anschließend mithilfe von Licht im Gewebe frei. Gemeinsam konnten die Arbeitsgruppen nachweisen, dass die zielgenaue Aktivierung einer AntimiR gegen die mikroRNA-92a die Wundheilung fördert.

„Neben diesen Befunden, die erstmals eine Verbesserung der Wundheilung durch AntimiRs gegen die mikroRNA-92a nachweisen, beweisen unsere Daten zudem, dass die Funktion der mikroRNA-92a tatsächlich nur lokal begrenzt gehemmt wird. Andere Organe wie die Leber, waren nicht betroffen“, erklärt Prof. Stefanie Dimmeler die klinische Bedeutung der Untersuchung.

Nun wollen die Forscher prüfen, ob sie den Einsatz von Licht-induzierbaren AntimiRs auch auf die Behandlung anderer Krankheiten ausweiten können. Insbesondere wollen sie prüfen, ob toxische AntimiRs auch Tumoren lokal begrenzt angreifen können.

Publikation: Tina Lucas, Florian Schäfer, Patricia Müller, Sabine A. Eming, Alexander Heckel & Stefanie Dimmeler: “Light-inducible antimiR-92a as a therapeutic strategy to promote skin repair in healing-impaired diabetic mice”, in: Nature Communications, 2.Mai 2017, doi: 10.1038/ncomms15162

Information: Prof. Stefanie Dimmeler, Institut für Kardiovaskuläre Regeneration und Exzellenzcluster Makromolekulare Komplexe, Exzellenzcluster Kardio-Pulmonäre Systeme, Fachbereich 16, Universitätsklinikum Frankfurt, Telefon: (069) 798-29475, dimmeler@em.uni-frankfurt.de

Forschung

Mai 2 2017
10:56

DAAD verlängert Gelder für Lehre der Allgemeinen und Vergleichenden Dramaturgie

Hölderlin-Gastprofessur wird fortgesetzt

FRANKFURT. Mit welchen Dramaturgien antwortet das Theater außerhalb Deutschlands auf die Fragen der Gegenwart? Erhellendes dazu wird auch in den nächsten vier Semestern an der Goethe-Universität zu hören sein: Die Friedrich-Hölderlin-Gastprofessur für Allgemeine und Vergleichende Dramaturgie kann mit Unterstützung des DAAD und des International Office der Goethe-Universität fortgesetzt werden.

Die Gastprofessoren stehen bereits fest: Prof. Khalid Amine aus Tanger (Marokko), Prof. Tore Vagn Lid aus Oslo (Norwegen), Prof. Heike Roms aus Aberystwyth (Wales) sowie Prof. Shannon Jackson aus Berkeley (USA). „Sie alle verbinden in ihrer Arbeit Theorie und künstlerische Praxis auf vorbildliche und exemplarische Weise miteinander“, erklärt der Theaterwissenschaftler Prof. Nikolaus Müller-Schöll, an dessen Professur die Gastprofessur angedockt ist. In Frankfurt werden sich die ausgewiesenen Experten unter anderem mit Dramaturgien beschäftigen, die auf den Arabischen Frühling oder die Großstadt Bezug nehmen, mit der ökologischen Verträglichkeit des Theaters oder, in einem szenisch-praktischen Projekt mit der heutigen „Brauchbarkeit Hanns Eislers“.

Das Bild des Dramaturgen hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Vor diesem Hintergrund sollte die 2014 erstmals eingerichtete Hölderlin-Gastprofessur ein neues Lehr- und Forschungsfeld eröffnen, das als „Allgemeine und Vergleichende Dramaturgie“ bezeichnet wird. Angesichts der fortschreitenden Globalisierung, so die Idee, sollten Dramaturgen über die klassischen Zuschreibungen hinaus auch als Fachleute für internationale und interkulturelle Fragen etabliert werden, die die oft als bedrohlich empfundene Nähe des Fremden als Chance begreiflich machen können. Die Berufung von international ausgewiesenen Praktikern mit starkem theoretischen Interesse und Theoretikern mit einem Schwerpunkt auf künstlerischen Fragen und Prozessen ermöglicht es, neue Tendenzen und Forschungsfelder in das Frankfurter Lehrangebot zu integrieren – zum Nutzen des forschungsorientierten Nachwuchses. Die Gastprofessur hat auch maßgeblich dazu beigetragen, das internationale Lehr- und Forschungs-Netzwerk der Frankfurter Theaterwissenschaft und des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft auszubauen.

Im Rahmen dieses Netzwerkes wird im Oktober ein internationaler Double Degree-Studiengang eingerichtet, der Masterstudiengang „Comparative Dramaturgy and Performance Research“. Dieser Studiengang ist ein gemeinsames Angebot der Theaterwissenschaft der Goethe-Universität und der theaterwissenschaftlichen Institute in Paris, Brüssel, Helsinki und perspektivisch auch Oslo und Krakau. Er beinhaltet ein Jahr an zwei europäischen Universitäten sowie ein Auslandspraktikum am Theater.

Mit seiner Förderentscheidung erkenne der DAAD die erfolgreiche Arbeit der in den vergangenen fünf Semestern nach Frankfurt geholten internationalen Gastprofessoren an, so Professor Müller-Schöll. Seit 2014 waren Prof. Freddie Rokem (Tel Aviv), Prof. Markus Wessendorf (Honolulu, USA), Prof. Esa Kirkkopelto (Helsinki), Prof. Lina Majdalanie (Beirut) sowie Prof. Annalisa Piccirillo (Neapel) zu Gast.

Informationen: Prof. Dr. Nikolaus Müller-Schöll, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Norbert Wollheim Platz 1, 60323 Frankfurt  am Main; Email: Mueller-Schoell@tfm.uni-frankfurt.de Tel: 069/798-32065.

Veranstaltungen

Mai 2 2017
09:49

Gemeinsame Ausstellung der Goethe-Universität, der Hochschule für Musik und des Museums für Moderne Kunst

Studiengalerie 1.357 zeigt Werke der Konzeptkünstlerin Hanne Darboven

FRANKFURT. Die Studiengalerie 1.357 zeigt vom 3. Mai bis 7. Juni das multimediale Werk der Konzeptkünstlerin Hanne Darboven (1941-2009). Die Organisatoren der Studiengalerie, die Goethe-Universität und MMK Museum für Moderne Kunst, haben für ihre nächste Ausstellung erstmals die HfMDK Hochschule für Musik und Darstellende Kunst als Partnerin gewonnen.

Eröffnung der Ausstellung „Schreibzeit“: Mittwoch, 3. Mai, 20.00 Uhr, Studiengalerie 1.357 IG-Farben-Haus

Installative Konzerte: 3. Mai, 20.00 Uhr, Eisenhowersaal 1.314 und Eisenhowerraum 1.414, IG Farbenhaus

Am Eröffnungsabend führen Musikerinnen und Musiker der HfMDK Hochschule für Musik und darstellende Kunst parallel zwei Werke Darbovens auf - Opus 26 für Streichquartett (Tenero Quartett - Rocío García Perez, Violine; Natalia Nagyova, Violine; Clara Holdenried, Bratsche; Michael Preuß, Violoncello -  im Eisenhowersaal) und Opus 17a für Kontrabass Solo (Jakob Krupp, Kontrabass – im Eisenhowerraum). Neben den beiden Kompositionen, die nur am Eröffnungsabend aufgeführt werden, zeigt die Galerie ein Schlüsselwerk ihrer raumfüllenden Papierarbeiten sowie den wohl wichtigsten Film Darbovens - „Vierjahreszeiten. Der Mond ist aufgegangen“ von 1982/83 aus der Sammlung des MMK.

Zur Künstlerin: Mit endlosen Serien von Schreib-Zeichnungen hat sich Hanne Darboven (1941-2009) in den späten 1960er Jahren im Diskurs der New Yorker Minimal- und Konzeptkunst etabliert. Schnell wurde sie eine Schlüsselfigur der Gegenwartskunst, viermal widmete eine documenta ihren riesigen Schreibarbeiten zentrale Räume (d5 1972, d6 1977, d7 1982, d11 2011). Im Jahr 1975 begann sie die Arbeit an einem komplizierten Gewebe aus Zeitrechnungen, annalistischen Einträgen, wiederkehrenden Textformeln, grafischen Elementen und Textzitaten diverser Autoren. Das zitierte Textmaterial sollte nicht originell sein, es folgte dem literarischen Genre des florilegium (Blütenlese). Von Louis Aragon, Charles Baudelaire, Bertolt Brecht, Hans Magnus Enzensberger und vielen mehr bis Mao Zedong, dem „Spiegel“ und dem „Brockhaus“ zitiert Hanne Darboven unkommentiert, was in den Siebzigerjahren zum Reflexionsreservoir des intellektuellen Milieus gehört.

Die ersten 241 Blätter dieser Arbeit publizierte sie unter dem Titel etc., etc. im Jahr 1976. Sie sind in der Galerie vollständig ausgestellt. In den Folgejahren wurde aus dieser Sequenz ihr über 4000 Blätter starkes Schlüsselwerk Schreibzeit, das sie 1999 abschloss. Schon in dem hier gezeigten etc. etc. vereint Darboven die Elemente ihrer Arbeitsweise: minimalistische Konstruktionsprinzipien, ihre Technik der Zeitnotierung und ihre Art des politischen Kommentierens durch eklektisches Abschreiben. Parallel zu diesen Schreib-Zeichnungen entwickelte sie eine Vielzahl anderer Arbeitsweisen, besonders im Medium des 16mm Films und der musikalischen Komposition. Mit dem Film „Vierjahreszeiten. Der Mond ist aufgegangen“ (1982/83) und – am Eröffnungstag – der Live-Aufführung ihrer Komposition Opus 17a für Kontrabass solo (1983) und Opus 26 für Streichquartett (1989/90) zeigt die Studiengalerie 1.357 die Arbeitsweise dieser sehr einflussreichen Künstlerin in ihrer Medienvielfalt.

Website der Studiengalerie 1.357: http://studiengalerie.uni-frankfurt.de/home.html