​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – Januar 2013

Unsere Pressemitteilungen informieren Sie über aktuelle Ereignisse aus der Universität. Dazu zählen neue Forschungsergebnisse, universitäre Themen und Veranstaltungsankündigungen. Sie wollen regelmäßig über Neuigkeiten aus der Goethe-Universität informiert werden? Abonnieren Sie unsere Pressemitteilungen.

Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
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Veranstaltungen

Jan 14 2013
16:52

Schülerinnen und Schüler lernen an den „Infotagen“ am 23. und 24. Januar 2013 die Goethe-Universität kennen

Uni-Luft schnuppern

FRANKFURT. Bald ist es wieder so weit: Mehr als 6.000 Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe insbesondere der Abiturklassen werden die Goethe-Universität Ende Januar zu den „Infotagen“ besuchen. Dabei erwartet sie ein vielfältiges Programm aus Infovorträgen, Campusführungen, Vorstellung von beliebten Berufsbildern und deren Zugangsmöglichkeiten und vieles mehr. Die beiden Veranstaltungsorte – der Campus Westend und der Campus Riedberg – zählen sicherlich zu den schönsten, modernsten und leistungsfähigsten Unistandorte Deutschlands.

Zusätzlich zu den allgemeinen Programmpunkten präsentieren sich die einzelnen Fächer und Institute am Nachmittag in ihren eigenen Räumlichkeiten durch Führungen und Experimente, Sprechstunden mit Studienberatern, Gesprächsrunden mit Studierenden oder einfach der Möglichkeit, reguläre Veranstaltungen aus dem Vorlesungsangebot des Faches zu besuchen. Dies gibt den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, die Universität intensiver und auf eigene Faust zu erkunden und vielleicht auch schon den ersten Kontakt zu Studierenden oder Professoren des Wunschfaches aufzunehmen.

Die Angebote der Bundesagentur für Arbeit runden die beiden Tage ab mit zahlreichen Vorträgen zur Berufspraxis und übergreifenden Themen zu Entscheidungsfindung und Überbrückungsmöglichkeiten zwischen Abitur und Studium.

Eingebettet sind die beiden Veranstaltungstage der Goethe-Universität in die insgesamt viertägigen „infotage 2013“ der Hochschulen der Region Frankfurt vom 21. bis 24. Januar 2013. Neben der Goethe-Universität sind mit dabei die Fachhochschule Frankfurt, die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, die Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen und die Hochschule für Gestaltung Offenbach.

Schülerinnen und Schüler und alle Interessierten sind herzlich eingeladen, die Goethe-Universität an den „Infotagen“ zu besuchen! Um eine Anmeldung wird gebeten.

Anmeldung und Programm: www.infotage.uni-frankfurt.de

Informationen: Marco Blasczyk, Zentrale Studienberatung, Goethe-Universität Frankfurt, Tel.: (069) 798-23835, blasczyk@em.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Jan 14 2013
14:53

Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Susanne Küchler spricht im Rahmen der Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“

„Wie Dinge Netzwerke vermitteln“

FRANKFURT. „Wie Dinge Netzwerke vermitteln“ hat Prof. Dr. Susanne Küchler ihren Vortrag betitelt, den sie am Donnerstag (17. Januar um 18.15 Uhr) in der öffentlichen Veranstaltungsreihe „Vom Eigensinn der Dinge“ im Hörsaalzentrum (HZ 5) auf dem Campus Westend hält. Der Kulturwissenschaftlerin, die Sozialanthropologie und Materielle Kultur am University College London (UCL) lehrt, geht es darum, die tief in den Strukturen der Wissenschaft verankerte Trennung von Materialwissen, Informationstechnologie und Gesellschaftswissenschaften zu überwinden.

Susanne Küchler ist eine der führenden Wissenschaftlerinnen der neueren „Material Culture Studies“. In diesem dynamischen Forschungsfeld werden die Bedeutung von Dingen und der Umgang mit ihnen im Alltag untersucht. Dazu gehören Fragen der Entwicklung neuer Materialien, des intelligenten Designs von Geräten und die Untersuchung alltäglicher Missverständnisse im Umgang mit neuen Geräten. Sie befasst sich insbesondere mit den vielfältigen Vernetzungen zwischen Menschen und Dingen.

Dazu Küchler: „Am Anfang des 21. Jahrhunderts ist es eine der zentralen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Aufgaben, die im 20. Jahrhundert dominierenden Vorstellungen immaterieller Strömung von Wissen zu revidieren und das Innovationspotenzial neuer Materialien voll auszuschöpfen. Die Dinge, deren Präsenz uns lange zu schaffen machte, können zu neuem Umgang mit Wissen in Forschung und Lehre anregen, wenn das Trennende zwischen den drei Bereichen Materialwissen, Informationstechnologie und Gesellschaftswissenschaften überwunden wird.“ Wie Küchler aufzeigt, kann die Interaktion zwischen Computern und Menschen sehr viel mehr von den uralten Routinen des Umgangs mit Dingen und von zumeist unbewussten Praktiken der Auseinandersetzung mit der stofflichen Umwelt profitieren, als es zurzeit der Fall ist. In ihrem Vortrag werden auch Dinge zur Sprache kommen, die sprichwörtlich ihren Eigensinn haben – die Dinge aus für uns fremden Welten, die die Lagerräume unserer Museen füllen.

Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Hans Peter Hahn, stellvertretender Sprecher des Graduiertenkollegs „Wert und Äquivalent“, das im Wintersemester im Rahmen der Deutsche Bank-Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ diese Reihe organisiert. Die Veranstaltungsreihe wurde von Ethnologen und Archäologen des Graduiertenkollegs „Wert und Äquivalent“ gemeinsam konzipiert und organisiert; 26 Doktoranden aus verschiedenen Ländern werden in diesem Kolleg betreut. Die Reihe, in der im Februar (7.2.) noch ein weiterer Vortrag von Prof. Dr. Hans-Jörg Rheinberger über „epistemische Dinge“ geplant ist, geht den überraschenden Zusammenhängen nach, die sich aus dem „Eigensinn der Dinge“ ergeben. Die Vorträge zeigen, wie wenig die bislang vorgestellten Ordnungen der Dinge ausreichend sind, um die Welt des Materiellen zu verstehen. Der Eigensinn der Dinge wird dabei sowohl als Phänomen einzelner herausragender Objekte wie auch als Frage des Verstehens materieller Kultur insgesamt und damit nach der „conditio humana“ behandelt.

Informationen: Prof. Dr. Hans Peter Hahn, Institut für Ethnologie, Prof. Dr. Hans-Markus von Kaenel, Institut für Archäologische Wissenschaften, Campus Westend, 069-798 32293, value@em.uni-frankfurt.de, www.value-and-equivalence.de

Forschung

Jan 11 2013
15:25

Heisenberg-Stipendiat Thorsten Maier schlägt die Brücke vom Labor zur Klinik

Über anti-entzündliche Wirkstoffe den Krebs hemmen

FRANKFURT. Entzündungen treten im Körper nicht nur auf, wenn die weißen Blutkörperchen Krankheitserreger bekämpfen, sondern auch bei zahlreichen Erkrankungen der inneren Organe, die nicht durch Infektionen zustande gekommen sind. Betroffen sind die Atemwege, so beim Asthma bronchiale, sowie das Herz- und Gefäßsystem. Aber auch bei Tumoren, Multipler Sklerose oder Alzheimer lassen sich entzündliche Prozesse nachweisen. Könnte man diese spezifisch hemmen, ließen sich wirksame und nebenwirkungsärmere Therapien entwickeln. Das ist das Ziel des neuen Heisenberg-Stipendiaten Dr. Thorsten Jürgen Maier. Die begehrte Auszeichnung der Deutschen Forschungsgemeinschaft bereitet herausragende Nachwuchswissenschaftler auf eine Professur vor.

Als Biochemiker und angehender Mediziner hat Maier den Anwendungsbezug seiner Forschung immer im Blick. Mit seiner Forschung schlägt er die Brücke von der Untersuchung der molekularen Bausteine im Labor zu den größeren Zusammenhängen, bis er beim Krankheitsgeschehen im Patienten angelangt ist. Phantasie ist dabei wichtig; bei der Suche nach neuen Strukturen hilft es oft, wenn er sie sich erst einmal vorstellt. Aber das ist nur möglich, weil er die Zielstruktur, auf die er sich spezialisiert hat, mit schlafwandlerischer Sicherheit kennt. Sie heißt 5-Lipoxygenase (5-LO) und spielt bei Entzündungsreaktionen eine zentrale Rolle.

 „Bisher gibt es leider keine zugelassenen Wirkstoffe, mit denen man dieses Enzym in Patienten effektiv und nebenwirkungsarm hemmen kann, obwohl das ein bedeutender neuer Therapieansatz bei zahlreichen Erkrankungen sein könnte“, erklärt der 37jährige, „aber es war klar, dass es in der Natur wahrscheinlich einen körpereigenen  Hemmstoff geben muss, der  Entzündungen örtlich und zeitlich begrenzt “. In Zusammenarbeit mit dem Vascular Research Centre um Prof. Ingrid Fleming hat Maier einen solchen körpereigenen anti-entzündlichen Mechanismus mit seiner Arbeitsgruppe entschlüsselt. Eine pharmakologisch verwertbare Verbindung zur Hemmung der 5-LO hat er daraus bereits ableiten können. Sie hat sich bei der Sepsis, einer generalisierten und lebensbedrohlichen Entzündung, im Mausmodell, als hoch wirksam erwiesen und ist bereits zum Patent angemeldet. Nun will Maier den Wirkstoff noch durch chemische Modifikation verbessern und ihn auch in Tiermodellen für Tumore und Asthma bronchiale testen.

Ein zweiter Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Entwicklung neuer Therapiekonzepte zur Behandlung der akuten myeloischen Leukämie. Kürzlich entdeckte seine Gruppe, dass die 5-LO auch bei der ausufernden Vermehrung unreifer weißer Blutkörperchen eine bedeutende Rolle spielt. Hier arbeitet Maier eng mit Privatdozent Dr. Martin Ruthardt in der Universitätsklinik Frankfurt zusammen, um den Einfluss des Enzyms in leukämischen Blutstammzellen näher zu erforschen und dann Wirkstoffe zu entwickeln, die die 5-LO in Leukämie-Patienten hemmen. Eine solche relativ nebenwirkungsarme Therapie könnte eingesetzt werden, um den häufigen und oft tödlichen Rückfällen vorzubeugen.

Download: Ein Bild von Thorsten Maier finden Sie hier.

Informationen: Dr. Thorsten Jürgen Maier, Institut für Pharmazeutische Chemie, Campus Riedberg, Tel: (069) 798-29341; Maier@pharmchem.uni-frankfurt.de.

Veranstaltungen

Jan 11 2013
15:19

Frankfurter Bürger-Universität fragt nach der Aufgabe von Wissenschaft und Forschung in Zeiten der Krise

Wissenschaft als Krisenhelfer?

FRANKFURT. Die Hauptreihe der Frankfurter Bürger-Universität Demokratie im Würgegriff der Finanzmärkte? hat sich zum kritischen Diskussionsforum über die Folgen der weltweiten Finanzkrise entwickelt. Experten und zahlreiche Bürger – bis zu 500 pro Veranstaltung – nutzen die Möglichkeit zum offenen Gespräch mit namhaften Experten. Die Goethe-Universität möchte dabei aber nicht nur Veranstalter dieser erfolgreichen Reihe sein, sondern nun auch auf ihre eigene Forschung einen kritischen Blick werfen.

Konkret wird es am 14. Januar 2013. „Wissenschaft als Krisenhelfer – Muss Forschung Politik und Öffentlichkeit mehr Orientierung geben?“, so lautet der Titel der ersten Veranstaltung der Bürgeruniversität im neuen Jahr.  Schon länger halten Politik und Medien beispielsweise den Wirtschaftswissenschaftlern vor, in der Finanzkrise entweder wenig präsent gewesen oder mit widersprüchlichen Meinungen hervorgetreten zu sein. Wie gehen Wissenschaftler mit diesem Vorwurf um? Und welchen Anteil haben die Ökonomen selbst an der Entstehung der Krise? Brauchen wir neue Formen einer interdisziplinären Kooperation zwischen den Wissenschaften, um künftig bessere Lösungsansätze zu erhalten? Diskutiert werden soll bei dieser Gelegenheit auch die grundsätzliche Frage, wie viel Orientierung Universitäten und Forschungseinrichtungen Politik und Gesellschaft überhaupt geben können und müssen. Dabei ist die Frage interessant, ob und inwieweit die Öffentlichkeit überhaupt noch auf die Hilfe der Wissenschaften wartet und hofft.

Zwei renommierte Wissenschaftler aus Ökonomie und Soziologie stellen sich am 14. Januar diesen Fragen und versuchen diese zusammen mit dem ehemaligen Finanzminister des Landes Hessen, Karlheinz Weimar, zu beantworten: Prof. Andreas Hackethal, Wirtschaftswissenschaftler, Bankenexperte, Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität und u.a. Sachverständiger beim Bundesministerium für Finanzen sowie der Soziologe und Bildungsforscher Prof. Tilman Allert.

Wissenschaft als Krisenhelfer – Muss Forschung Politik und Öffentlichkeit mehr Orientierung geben?

  • Prof. Tilman Allert (Soziologe)
  • Prof. Andreas Hackethal, (Wirtschaftswissenschaftler)
  • Karlheinz Weimar (Finanzminister des Landes Hessen a.D.)
  • sowie den Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern

Moderation: Sascha Zoske, Redakteur der Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Sonstige

Jan 8 2013
12:35

Neues Frankfurter Inter-Zentren-Programm zu neuen afrikanisch-asiatischen Interaktionen

AFRASO - Afrikas Asiatische Optionen

FRANKFURT. Das interdisziplinäre Frankfurter Verbundprojekt „AFRASO – Afrikas Asiatische Optionen“ untersucht voraussichtlich ab 1. Februar 2013 die neuen Beziehungen zwischen beiden Kontinenten in vergleichender und transregionaler Perspektive. Mit einer Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Höhe von ca. 3,9 Millionen Euro organisieren die beiden an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main angesiedelten Regionalforschungszentren ZIAF (Zentrum für Interdisziplinäre Afrikaforschung) und IZO (Interdisziplinäres Zentrum für Ostasienstudien) ein zunächst auf vier Jahre angelegtes Forschungsprogramm, an dem rund 40 Wissenschaftler der Goethe-Universität beteiligt sind. Die fachliche Vielfalt von 11 Disziplinen aus 6 Fachbereichen macht den besonderen Reiz des Projektes aus, das von den beiden derzeitigen Zentrumsdirektoren , Prof. Dr. Frank Schulze-Engler (ZIAF) und Prof. Dr. Arndt Graf (IZO), gemeinsam geleitet wird.

In vier thematischen Schwerpunkten wird im Verbundprojekt AFRASO zum Beispiel den folgenden spannenden Fragen nachgegangen: Welche Migrationserfahrungen machen Afrikaner/Asiaten im jeweiligen fremden Kontext? Wie hat sich der Handel zwischen den Kontinenten verändert und welche neuen Netzwerke sind dadurch entstanden? Welche Diskurse entwickeln sich über die Aktivitäten von Asiaten in Afrika und von Afrikanern in Asien, und wie prägen diese Diskurse die Kommunikation im Cyberspace?  Welchen Einfluss auf die Beziehungen von Staaten und Menschen haben Programme der kulturellen Zusammenarbeit, insbesondere in den Bereichen Kunst, Bildung und Spracherwerb? Welche Imaginationen des Indischen Ozeans als neuer transregionaler Großregion finden sich in der aktuellen Filmproduktion und Literatur Afrikas und Asiens?

Zum Hintergrund: Im vergangenen Jahrzehnt ist das zunehmend starke Engagement Chinas in Afrika in das Blickfeld von Öffentlichkeit und Wissenschaft geraten. Mittlerweile wird jedoch klar, dass die neuen chinesisch-afrikanischen Beziehungen in bestimmten Bereichen zwar besonders ausgeprägt, aber nicht einzigartig sind. Auch andere wirtschaftlich dynamische Länder Asiens, wie etwa Japan, Indien, Malaysia oder Südkorea, sind zunehmend in verschiedenen Ländern Afrikas aktiv. Umgekehrt machen sich auch Afrikaner auf den Weg nach Asien: Eine große Zahl afrikanischer Händler, Unternehmer und Studenten hat sich bereits in Asien niedergelassen und verändert damit auch die dortigen Gesellschaften. Die neuen wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Kontakte eröffnen Afrika Möglichkeiten, die kolonial geprägten Muster in seinen internationalen Beziehungen zu verändern und aus einer Vielzahl neuer Handlungsoptionen auszuwählen – jenseits von Europa und den USA.

Durch die Kooperation von ZIAF, IZO und anderen regional arbeitenden Wissenschaftlern der Goethe-Universität bietet sich eine in Deutschland einmalige Möglichkeit, auf der Grundlage umfangreicher empirischer Fallstudien gewonnene neue Erkenntnisse zur aktuellen Dynamik afrikanisch-asiatischer Interaktionen zu bündeln – und dadurch einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Debatte um die Relevanz und Kritik von Regionalstudien in Deutschland zu leisten.

Der Öffentlichkeit werden die Resultate des Forschungsprogramms in Publikationen, Einzelveranstaltungen und Vortragsreihen näher gebracht. Die kommende Projekt-Homepage www.afraso.com / www.afraso.org stellt nicht nur Programm und Projekte vor, sondern wird mit einem eigenen E-Learning-Modul auch Bildungsangebote für Lehrer und Schüler bereitstellen. Drei internationale Großkonferenzen in Malaysia (2014), Südafrika (2015) und Frankfurt (2016) präsentieren die Forschungsarbeit von AFRASO einem internationalen Expertenkreis. Langfristig soll durch das Programm ein in Europa einmaliges Kompetenzzentrum zu afrikanisch-asiatischen Interaktionen etabliert werden, dessen Wissen auch für Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit von hohem Interesse sein wird.

Weitere Informationen: Dr. Stefan Schmid, Geschäftsführer Zentrum für interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF), Goethe-Universität, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt am Main, Tel. (069) 79832097, www.ziaf.de

Personalia/Preise

Jan 8 2013
12:33

Auszeichnung für Forschung zu Krebs und Immunkrankheiten

Ivan Dikic erhält Ernst Jung-Preis für Medizin 2013

FRANKFURT. Prof. Ivan Dikic erhält den mit 150.000 Euro dotierten Ernst Jung-Preis für Medizin 2013. Die Stiftung zeichnet damit seine grundlegenden Arbeiten zur Regulation der Signalübertragung in der Zelle mithilfe des Proteins Ubiquitin aus. Diese hätten völlig neue Erkenntnisse zur Entstehung von Immunkrankheiten und bestimmten Krebserkrankungen geliefert und eröffneten neue therapeutische Optionen, so die Begründung der Stiftung.

Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl gratulierte dem Kollegen, der im Dezember 2012 erst mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet worden war: „Dies ist eine weitere Bestätigung dafür, dass die Bedeutung von Ivan Dikics wissenschaftlicher Arbeit inzwischen weit über die Fachkreise hinaus gewürdigt wird.“

Ubiquitin ist ein ubiquitäres, d. h. in allen Zellen  vorkommendes Protein. Es wurde bekannt als “Todeskuss für Proteine”, weil es nicht mehr gebrauchte Eiweißmoleküle für den Abbau in der Zelle markiert. Inzwischen weiß man, dass Ubiquitin auch an vielen anderen Signalmechanismen der Zelle mitwirkt. Mit seinen Pionierarbeiten hat Ivan Dikic gezeigt, wie der Ubiquitin-Code entschlüsselt wird.

Mit der Verleihung des Preises fördert die von dem Hamburger Kaufmann Ernst Jung gegründete Stiftung seit 1976 medizinische Forschung. Sie konzentriert sich dabei auf Bereiche, in denen Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung neue Ansätze für klinisch wirksame Therapien eröffnen.

„Mir war es immer wichtig, naturwissenschaftliche Forschung und Medizin miteinander zu verbinden, um die Entstehung von Krankheiten auf der molekularen Ebene zu verstehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass es ohne interdisziplinäre Ansätze keinen Fortschritt in der Medizin geben kann. Mein Dank gilt allen Mentoren, Kollegen und Mitarbeiten, die mich auf diesem Weg begleitet haben“, sagte Dikic. Er teilt sich den Preis mit Prof. Angelika Amon aus Cambridge, USA, die für ihre grundlegenden Untersuchungen zur Aufteilung von Chromosomen in sich teilender Zellen ausgezeichnet wird.

Informationen: Prof. Ivan Dikic, Institut für Biochemie II, Campus Niederrad, Tel: (069) 6301-5652, ivan.dikic@biochem2.de.

Forschung

Jan 8 2013
12:22

Forscher der Goethe-Universität finden Erklärung dafür, warum sich Synapsen unterschiedlich entwickeln

Organisation des Gehirns wie im täglichen Leben: Reiche werden immer reicher

FRANKFURT. Forscher am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) an der Goethe-Universität haben die Erklärung für eine zentrales Organisationsprinzip unseres Gehirns gefunden, wie es ähnlich auch im täglichen Leben vorkommt: Reiche werden immer noch reicher. Ein neues theoretisches Modell zeigt, wie sich im Gehirn die Verbindungen der Nervenzellen entwickeln, die sogenannten Synapsen. Seit einigen Jahren weiß man, dass es sehr viele Synapsen mit geringer Stärke gibt, aber auch einige wenige ganz starke Synapsen, von denen man annimmt, dass dort Erinnerungen ein Leben lang gespeichert werden können. Wie diese Unterschiede zustande kommen war bisher aber unklar. Nach dem neu entwickelten Modell von Wissenschaftlern um den Kognitionsforscher Prof. Jochen Triesch am FIAS, das jetzt in der online-Fachzeitschrift „PLOS Computational Biology“ veröffentlicht wurde, beruht dieses Gesetz darauf, dass durch einen fundamentalen Lernmechanismus des Gehirns starke Synapsen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, noch stärker zu werden als schwache. Die Forscher nennen dies das „Rich get richer-Prinzip“ – Reiche werden immer noch reicher.

Alles was uns als Menschen ausmacht – wie Persönlichkeit, Erinnerungen, Pläne – ist im Gehirn in den Synapsen gespeichert, vielen Milliarden Verbindungen zwischen den einzelnen Nervenzellen. Wenn wir etwas Neues lernen, dann dadurch, dass einige Synapsen ihre Stärke verändern, andere neu hinzu kommen oder andere ganz verschwinden. Die zugrundeliegenden Lernmechanismen führen in dem am FIAS entwickelten Modell dazu, dass einige Synapsen sehr stark werden, aber die meisten schwach bleiben, wie es auch im Gehirn der Fall ist.

Interessanterweise tauchen derartige Gesetzmäßigkeiten auch in vielen anderen komplexen Systemen auf, etwa in der Wirtschaft oder in der Geografie. Sie beschreiben dort zum Beispiel die statistische Verteilung der Größen von Firmen oder Städten. Das FIAS, eine Stiftung der Goethe-Universität Frankfurt, beschäftigt sich disziplinübergreifend mit theoretischen Modellen zur Erklärung derartig komplexer Systeme in der belebten und unbelebten Natur. Nur mit Hilfe theoretischer Modelle war es beispielsweise möglich, die in zahlreichen Experimenten gewonnenen Einzelergebnisse über die Stärke der Synapsen zu verstehen und zu erklären.

Das FIAS gilt als Leuchturm der Forschung in Hessen. Gründer des FIAS waren der Hirnforscher Prof. Wolf Singer und der theoretische Physiker Prof. Walter Greiner. Heute arbeiten am FIAS rund 100 Wissenschaftler unter anderem an Fragestellungen aus der Kernphysik, der Hirnforschung, des Immunsystems, der Krebstherapie und an energiesparenden, superschnellen Computern, die als Werkzeug notwendig sind, um Modelle für derart komplexe Vorgänge in der Natur zu berechnen.

Link zur Studie: www.ploscompbiol.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pcbi.1002848

Weitere Informationen: Prof. Dr. Jochen Triesch, Johanna Quandt Research Professor, Ruth-Moufang-Str. 1, 60438 Frankfurt am Main, Tel. (069) 798-47531, triesch@fias.uni-frankfurt.de

Forschung

Jan 4 2013
12:22

Frankfurter Psychologen suchen Betroffene für Teilnahme an einer Studie.

Erfolgversprechende Therapie bei chronischen Alpträumen

FRANKFURT. Etwa fünf Prozent aller Menschen leiden über Jahre hinweg regelmäßig unter chronischen Alpträumen. Diese weit verbreitete Schlafstörung wirkt sich nicht nur negativ auf den Schlaf und das Ausmaß der Erholung aus, sondern kann auch zu einer deutlichen Belastung in anderen Lebensbereichen führen. „Nur wenige Betroffene wissen, dass chronische Alpträume psychotherapeutisch schnell und effektiv behandelt werden können“, sagt Dr. Regina Steil von der Verhaltenstherapie-Ambulanz der Goethe-Universität.

In einer Pilotstudie konnten die Frankfurter Psychologen bereits zeigen, dass die Häufigkeit von Alpträumen nach einer gezielten Therapie innerhalb von vier Wochen deutlich reduziert werden konnte und dieser Erfolg auch in den darauffolgenden drei Monaten stabil blieb. Ebenfalls verringerte sich das Ausmaß von Angst, Depression, Stress und Anspannung nachweisbar. In der Verhaltenstherapie-Ambulanz läuft nun auch eine groß angelegte Behandlungsstudie, in der die Wirksamkeit von zwei Behandlungskonzepten miteinander verglichen werden soll. Die Behandlungen umfassen nur wenige therapeutische Sitzungen. Für diese Vergleichsstudie suchen die Wissenschaftler betroffene Personen, die Interesse haben, teilzunehmen.

Mit Alpträumen werden belastende Träume bezeichnet, aus denen die Betroffenen erwachen und an die sie sich sehr detailliert und lebhaft erinnern. Inhalte dieser Träume sind häufig die Bedrohung des eigenen Lebens, der persönlichen Sicherheit oder der Selbstachtung. Nach dem Aufwachen erleben die Betroffenen oft Furcht oder Angst, die häufig auch mit körperlichen Reaktionen wie Herzrasen einhergehen. Neben der Beeinträchtigung des Schlafs lösen Alpträume oft auch depressive Verstimmungen und ein erhöhtes Stressempfinden aus. Betroffene haben aus diesem Grund häufig starke Angst vor dem Einschlafen.

Informationen: Dipl.-Psych. Charlotte Weßlau, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie, Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften, Campus Bockenheim, Tel.: (069) 798 – 25107 (Anrufbeantworter - Interessenten werden zeitnah zurückgerufen), alptraumstudiefrankfurt@gmail.com

Veranstaltungen

Jan 3 2013
13:15

Ein Blick in die „virtuelle Vitrine“ zum 125-jährigen Jubiläum.

„Rothschild‘sche Bibliothek: Angebote für alle zur „ernsthaften Bildung und wissenschaftlichen Belehrung"

FRANKFURT. Vor 125 Jahren, am 3. Januar 1888, wurde die Rothschild‘sche Bibliothek in Frankfurt eröffnet. Integriert in die Universitätsbibliothek bilden ihre Bestände heute die historische Quellenliteratur zahlreicher geisteswissenschaftlicher Disziplinen, insbesondere der Sprach- und Literaturwissenschaften, der Germanistik sowie der Theaterwissenschaften. „Die Fülle und Vielfältigkeit des Bestandes macht ihren enormen Wert als Ressourcen für die Forschung der Gegenwart aus“, so Rachel Heuberger, Leiterin der Hebraica- und Judaica-Sammlung in der Universitätsbibliothek der Goethe-Universität.

Pünktlich zum Jubiläum hat die Universitätsbibliothek eine virtuelle Vitrine eingerichtet, in die man unter www.ub.uni-frankfurt.de/judaica/vjv_01.html einen Blick werfen kann. Dort sind Illustrationen und Presse-Ausschnitte über die Bibliothek sowie Porträts und Informationen über die Mitglieder der Familie Rothschild zu sehen.

Die "Freiherrlich Carl von Rothschild'sche öffentliche Bibliothek", wie sie ursprünglich hieß, wurde 1887 von Freifräulein Hannah Louise von Rothschild (1850-1892) zum Andenken an ihren am 16. Oktober 1886 verstorbenen Vater, Mayer Carl von Rothschild,  gegründet.  Er war einer der einflussreichsten Bankiers in Deutschland, Mitglied der Frankfurter Handelskammer, Mitbegründer der Frankfurter Bank und vertrat Frankfurt als Abgeordneter im Norddeutschen Reichstag. Nach dem Tod des Vaters errichtete die zweitjüngste Tochter Hannah Louise (1850-1892), die unverheiratet blieb, mit der von ihrem Vater angelegten und ihrer eigenen Büchersammlung als Grundstock eine Bibliothek. Eine weitere von ihr geschaffene Stiftung, die bis auf den heutigen Tag Bestand hat, ist die im Jahre 1890 gegründete „Heilanstalt Carolinum“, der Nucleus der modernen universitären Zahnklinik, die heute Carolinum Zahnärztliches Universität-Institut gGmbH heißt.

Leitidee der neuen Bibliothek war die „Free Public Library“ aus England – ein in Deutschland bis dahin noch unbekannten Vorbild, das allen Bevölkerungsschichten mit kostenlosen Angeboten zur „ernsthaften Bildung und wissenschaftlicher Belehrung" dienen und auch dem akademisch nicht gebildeten Publikum die Literatur aller Völker zugänglich machen sollte. Für die Berufstätigen war die Bibliothek in der Bethmannstraße 1und später im Rothschild‘sche Familienhaus Untermainkai 15 an allen sechs Wochentagen bis 20 Uhr und auch sonntags am Vormittag geöffnet. Sie erfreute sich reger Nutzung: Handwerker und Kaufleute stellten mit 40 Prozent die größte Gruppe der Nutzer dar, auffallend ist auch die große Anzahl weiblicher Nutzer mit rund 25 Prozent. Zu diesen zählten insbesondere Lehrerinnen sowie Frauen aus Bekleidungsberufen, aber auch eine Malerin, eine Opernsängerin und eine Geschäftsführerin.

Bei der Eröffnung umfasste die Bibliothek etwa 3.500 Titel zur Kunst- und Literaturwissenschaft  in den europäischen Sprachen sowie Jugendschriften und Schulbücher. Hannah Louise Rothschild übernahm auch alle folgenden Kosten und kümmerte sich in enger Zusammenarbeit mit dem Bibliothekar Christian Wilhelm Berghoeffer darum, die Bibliothek um zeitgenössische deutsche, französische und englische Literatur sowie Bücher zu Handelswissenschaften, Theologie und Bibliothekswissenschaft auszubauen. Bis zum Ende des Jahres 1892 war der Bestand bereits auf mehr als 13.000 Titel angewachsen.

„Damit stellte die Bibliothek der Allgemeinheit die Literatur für die damals noch jungen und in der Stadt wenig gepflegten Disziplinen Kunst- und Musikwissenschaft, neuere Philologie, Volkskunde und vergleichende Sprachwissenschaft zur Verfügung“, erläutert Heuberger.  „Und zudem bestand von Anfang an der Auftrag, alles zusammenzutragen, was in Büchern, Zeitschriften und Zeitungen über die Familie Rothschild veröffentlicht oder von Familienangehörigen verfasst wurde, eine Aufgabe, die heutzutage die größte Bedeutung erlangt hat.“ Eine Presseschau zur Familie Rothschild, vor 125 Jahren in Angriff genommen, ist mittlerweile digitalisiert und steht online zur Verfügung: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/rothschild. Die Sammlung enthält Artikel der nationalen und internationalen Presse aus den Jahren 1886 bis1916, die sich auf die Familie Rothschild und das Bankhaus beziehen. Es handelt sich um rund 20.000 Artikel, in 31 Bänden chronologisch zusammengefasst, die als historische Ressource ein Unikat darstellen. Weitere Bestände zur Familie Rothschild, darunter Bücher, Aufsätze, Bildnisse, Karikaturen sowie Entwürfe zu Denkmälern sind ebenfalls bereits online verfügbar. 

Für die Rothschild’sche Bibliothek begann 1928 die dunkle Phase ihrer Geschichte: Nach der Entwertung des Stiftungsvermögens durch die Inflation wurde die Bibliothek von der Stadt Frankfurt übernommen und der Stadtbibliothek angegliedert. Die Leitung wurde Joachim Kirchner übertragen, der überzeugte Nationalsozialist wurde im April 1933 vom Oberbürgermeister zum Beauftragten der Säuberung der städtischen Schüler-, Lehrer- und Volksbüchereien ernannt. Die Rothschild‘sche Bibliothek wurde die erste Frankfurter Bibliothek, in der „undeutsches Schrifttum“ nur noch bei Nachweis eines wissenschaftlichen Zwecks ausgeliehen wurde. Auf Betreiben von Kirchner wurde die Rothschild‘sche Bibliothek bereits am 30. Dezember 1933 in Bibliothek für neuere Sprachen und Musik (Freiherrlich Carl von Rothschild‘sche Bibliothek) umbenannt, der Klammerzusatz im November 1935 gestrichen. Alle Erinnerungen an die Stifterfamilie wurden getilgt.

Die reichen Schätze der Bibliothek überstanden den Zweiten Weltkrieg, weil sie in Mitwitz in Oberfranken ausgelagert waren. Als 1945 die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt neu strukturiert wurde, wurden auch die Bestände der Rothschild‘sche Bibliothek eingegliedert, was zum endgültigen Verlust der Selbstständigkeit und zum Verschwinden des Namens in der Frankfurter Bibliothekslandschaft führte. „Die Einbindung der Rothschild-Literatur in die Europeana, die Europäische Digitale Bibliothek, und der schnelle Internet-Zugriff auf diese Ressourcen sollen dazu beitragen, die bedeutende Rolle dieser Frankfurter Stiftung für die geisteswissenschaftlichen Fachbereiche der Universität bis heute wieder ins Gedächtnis zu rufen“, hofft Heuberger.

Informationen: Dr. Rachel Heuberger, Maike Strobel, Hebraica- und Judaica-Sammlung, Universitätsbibliothek; Campus Bockenheim, Tel.(069) 798-39665 oder 798-39120; r.heuberger@ub.uni-frankfurt.de; m.strobel@ub.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Jan 3 2013
13:10

Frankfurter Poetikdozentur: Michael Lentz startet seine Vorlesungsreihe am 8. Januar. Im Sommersemester folgt Juli Zeh.

„Literatur als Energie, Intensität und Memoria“

FRANKFURT. Michael Lentz übernimmt in diesem Semester die renommierte Frankfurter Poetikdozentur. Damit hat die Stiftungsgastdozentur für Poetik der Goethe-Universität einen profilierten und außergewöhnlichen zeitgenössischen Poetikdozenten gewonnen, der sich als literarischer Autor, als Musiker und Literaturwissenschaftler einen Namen gemacht hat. Seine fünfteilige öffentliche Vorlesungsreihe „Atmen Ordnung Abgrund“ startet am 8. Januar (Dienstag) um 18.15 Uhr im mittlerweile etablierten „Poetik-Hörsaal“ (HZ 2) auf dem Campus Westend der Goethe-Universität.

Für die einzelnen Vorträge „Inventio“, „Dispositio“, „Elocutio“, „Memoria“ und „Actio“ steht die klassische Rhetorik als „Technik und Denkstil“ – so Lentz – Pate. Im Interview der aktuellen Ausgabe der Universitätszeitung UniReport erläutert er: „Als Ordnungsprinzip schreibt sie nicht (mehr) vor, bildet aber nach wie vor das Substrat sprachlicher Bewegungen. Rhetorische Kenntnisse, die Sprachbewegungen explizit machen, können produktiv umschlagen in Text.“ Wie sich dieses Umschlagen der Rhetorik in Text vollzieht und wie das Schreiben und Lesen Energie freisetzt,wird Lentz zwischen dem Auftakt „Inventio“ und dem Abschluss „Actio“ entwickeln.

Die Vorlesungen gehören zum Bürger-Uni-Programm und sind öffentlich, sie  finden bis zum 5. Februar an fünf aufeinanderfolgenden Dienstagabenden jeweils um 18.15 im „Poetik-Hörsaal“ (HZ 2)statt. Zur abschließenden Lesung am 6. Februar (Mittwoch) lädt das Literaturhaus Frankfurt ein. Auch in diesem Semester wird Wolfgang Schopf, Literaturwissenschaftler an der Goethe-Universität, eine begleitende Ausstellung im „Fenster zur Stadt“ in der MARGARETE (Braubachstraße 18-22) kuratieren.

Lentz‘ literarisches Schaffen vertraut auf eine spezifische Intensität der Literatur, die ihre Legitimation auch in Zeiten wachsender Medienkonkurrenz nachdrücklich zu behaupten weiß: „Um die Literatur mache ich mir keine Sorgen. Die Medienkonkurrenz muss sich gegen die Literatur beweisen.“ Seine Texte verschreiben sich auf besondere Weise der Memoria, suchen den erinnernden Dialog auf vielfältigen Streifzügen durch andere literarische Texte. So gelangt er von Ror Wolf, Ernst Jandl und Oskar Pastior zu Herta Müller, Friederike Mayröcker oder Helga M. Novak, wandert durch Texte von Rainer Maria Rilke, Thomas Mann oder Gottfried Benn und landet immer wieder bei Samuel Beckett.

Der 1964 geborene Autor ist Ingeborg Bachmann- und Walter Hasenclever-Preisträger, er lehrt seit 2006 auch als Professor für literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut der Universität Leipzig. Nach seinem Debut „Zur Kenntnisnahme. gedichte und prosa“ (1985) ist Lentz, neben einer zwei Bände umfassenden Dissertation über Lautpoesie (2000), mit dem Prosa-Band „Muttersterben“ (2002), den Romanen „Liebeserklärung“ (2003) und „Pazifik Exil“ (2007), dem Theaterstück „Warum wir also hier sind“ (2009) sowie Gedichtbänden wie „Aller Ding“ (2003) und „Offene Unruh“ (2010) bekannt geworden. Dass seine besondere Aufmerksamkeit den Regeln und Ordnungssystemen der Literatur gilt, dokumentiert nicht zuletzt der 2011 erschienene Essay-Band „Textleben“.

Ausblick

Für das Sommersemester 2013 konnte Juli Zeh als Poetikdozentin für die Stiftungsgastdozentur gewonnen werden. Unter dem Titel „Treideln“ wird sie ein Konzept der „Anti-Poetik“ entwerfen und somit einen spannenden neuen Akzent setzen. 2012 erschienen ihr Roman „Nullzeit.“ und das Sachbuch „Diktatur der Demokratie - Warum ohne Recht kein Staat zu machen ist.“ Ihr Werk wurde bisher in 35 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr literarisches Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Bücherpreis, dem Rauriser Literaturpreis, dem Hölderlin-Förderpreis, dem Ernst-Toller-Preis und dem Solothurner Literaturpreis.

Die Frankfurter Stiftungsgastdozentur für Poetik freut sich, dass Lentz und Zeh die traditionsreiche Reihe der Frankfurter Poetikdozenturen fortsetzen. Der ersten Dozentin Ingeborg Bachmann 1959 folgten mittlerweile über 65 namenhafte Autoren und Autorinnen, darunter Hans Magnus Enzensberger, Ernst Jandl, Christa Wolf, Marlene Streeruwitz, Uwe Timm, Thomas Meinecke und im vergangenen Sommersemester Alexander Kluge.

1959 wurden die Frankfurter Poetikvorlesungen vom Verlag S. Fischer in Form einer Stiftungsgastdozentur eingerichtet. Von 1963 an trugen und prägten der Suhrkamp Verlag sowie die Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität die renommierte Institution. Seit 2011 steht hinter der Stiftungsgastdozentur für Poetik ein Konsortium, das neben der Goethe-Universität aus den Verlagen S. Fischer, Schöffling & Co und Suhrkamp, den Freunden und Förderern der Universität, dem Kulturamt der Stadt Frankfurt sowie dem Literaturhaus Frankfurt besteht.

Interview mit Lentz im aktuellen UniReport: http://www.unireport.info/44376478/unireport_6-12.pdf

Weitere Informationen: Prof. Dr. Susanne-Komfort-Hein / Anne-Marie Bernhard M.A. / Florian Fischer M.A., Stiftungsgastdozentur für Poetik, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Tel.: (069) 798- 32855/7, poetik@lingua.uni-frankfurt.de, www.poetikvorlesung.uni-frankfurt.de