​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – April 2020

Unsere Pressemitteilungen informieren Sie über aktuelle Ereignisse aus der Universität. Dazu zählen neue Forschungsergebnisse, universitäre Themen und Veranstaltungsankündigungen. Sie wollen regelmäßig über Neuigkeiten aus der Goethe-Universität informiert werden? Abonnieren Sie unsere Pressemitteilungen.

Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
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Apr 30 2020
15:49

Auszeichnung würdigt langjähriges Engagement für die Stiftungsuniversität

Rolf-Ernst Breuer ist Ehrensenator der Goethe-Universität

FRANKFURT. Dr. Rolf-Ernst Breuer ist zum Ehrensenator der Goethe-Universität ernannt worden. Der ehemalige Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank erhält die Auszeichnung für sein langjähriges und umfangreiches Engagement für die Stiftungsuniversität.

„Herr Breuer hat sich auf unvergleichliche Weise um die Goethe-Universität verdient gemacht. Die Reichweite seines Engagements ist kaum zu ermessen“, sagt Prof. Dr. Birgitta Wolff, die Präsidentin der Goethe-Universität. Das Präsidium der Goethe-Universität hatte Dr. Rolf-Ernst Breuer als neuen Ehrensenator vorgeschlagen, bereits im Februar hat der Senat dem Vorschlag ohne Gegenstimme zugestimmt. Die feierliche Überreichung der Urkunde wird wegen der derzeitigen Kontaktbeschränkungen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Dr. Breuer, Jahrgang 1937, war von 1997 bis 2002 Vorstandssprecher der Deutschen Bank, von 2002 bis 2006 deren Aufsichtsratsvorsitzender. Schon während seiner aktiven Zeit als Bankmanager trat er in mehreren exponierten Funktionen für die Belange der Goethe-Universität ein. Insbesondere war er von 2001 bis 2014 Mitglied im Hochschulrat, von 2005 an dessen Vorsitzender. „In dieser Rolle hat sich Herr Breuer mit unerschöpflicher Kraft für die Modernisierung unserer Hochschule eingesetzt und entscheidend an ihrer Weiterentwicklung zur Stiftungsuniversität mitgewirkt“, betont die Universitätspräsidentin.

Auch an vielen anderen Stellen machte er sich für Forschung und Lehre stark, als Kuratoriumsmitglied an der Goethe Business School und am House of Finance, im Aufsichtsrat und als Finanzausschuss-Vorsitzender des Aufsichtrates des Universitätsklinikums, im Präsidium der Gesellschaft für Kapitalmarktforschung und des Centers of Financial Studies (CFS). Auch an der Weiterentwicklung des SAFE (Sustainable Architecture for Finance in Europe) zum Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung hatte er großen Anteil. Durch seine starke persönliche Präsenz und seinen authentischen Einsatz in den unterschiedlichsten Forschungs- und Kultureinrichtungen hat Dr. Breuer auch zur Vernetzung der Universität beigetragen. Dr. Breuer ist der 11. Ehrensenator der Goethe-Universität.

 

Apr 30 2020
15:35

Neue DFG-Forschungsgruppe an Goethe-Universität zur Modellierung von Netzwerken 

Algorithmen für Infektionsketten und Finanzkrisen

FRANKFURT. Der Informationsfluss in Netzwerken birgt für die moderne Gesellschaft gleichermaßen Chancen wie Risiken. Nachrichten können sich ebenso schnell und dynamisch verbreiten wie Gerüchte. Eine neue Forschungsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt diese Prozesse zu modellieren, analysieren, zu verstehen und zu regulieren. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 2,1 Millionen Euro über drei Jahre gefördert.

„Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Informatik der letzten zwei Jahrzehnte ist, dass Netzwerke mit bestimmten Eigenschaften überraschend viele Bereiche unseres Lebens beschreiben und beeinflussen“, erklärt Forschungsgruppen-Sprecher Prof. Martin Hoefer vom Institut für Informatik an der Goethe-Universität. Allen diesen Netzwerken ist gemeinsam, dass sie durch eine Vielzahl von Faktoren entstehen, die nicht bis ins letzte Detail rekonstruiert werden können.

Es existieren bereits Ansätze zur Modellierung und Simulation von dynamischen Prozessen wie Infektionsketten oder Meinungsbildungsprozessen. Diese will die Forschungsgruppe weiter entwickeln und auf weitere Gebiete anwenden. Insbesondere will sie untersuchen, wie sich – reale wie virtuelle – Epidemien verbreiten und wie Finanzkrisen entstehen. Die Forschungsgruppe will dazu die Entstehung von Netzwerken modellieren und simulieren. In einem weiteren Schritt will sie untersuchen, wie diese Prozesse durch neue Algorithmen beherrschbarer machen kann.

Bei der Verbreitung von Epidemien geht es darum zu rekonstruieren, wie Infektionsketten sich ausgehend von einem mutmaßlichen Ersterkrankten entwickeln. Hier spielen viele Zufallsprozesse eine Rolle. Etwa, ob es bei der Begegnung zwischen zwei Menschen zu einer Infektion kommt oder ob ein PC-Nutzer eine Viren verseuchte Datei öffnet. Mithilfe realistischer Modellrechnungen können unter anderem Test-Designs optimiert werden.

Ein Beispiel ist das „group testing“, das es ermöglicht, eine große Anzahl von Personen mithilfe weniger Tests zu untersuchen und damit Infizierte möglichst gezielt zu erkennen. Es geht auch um die Frage, wie viele Tests notwendig sind, um mit großer Sicherheit festzustellen, wer erkrankt ist. Eine Anwendung auf die aktuelle Corona-Pandemie erwarten die Forschenden jedoch nicht. „Unsere Resultate könnten eher langfristig zu neuen Einsichten, Analysen und davon ausgehend eventuell veränderten Herangehensweisen führen“, so Hoefer.

Ein weiterer Schwerpunkt ist, die Entstehung von Netzwerken zu modellieren, etwa sozialen Netzwerken im Internet. Denn sie haben einen großen Einfluss auf Meinungsbildungsprozesse. Um ein realistisches Modell zu erhalten, müssen sowohl weit verbreitete Eigenschaften von Netzwerkstrukturen erfasst werden als auch Besonderheiten von Netzwerken in bestimmten Anwendungen. Das Ziel sind Modelle, die beide Aspekte gleichzeitig abbilden können. Außerdem wollen die Forschenden effiziente Algorithmen entwickeln, um große Netzwerke realistisch zu erzeugen.

Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet ist die Einschätzung von Risiken in Finanznetzwerken. Hier ist eine realistische Modellierung wichtig, um die systemischen Risiken in einer Portfolio-Struktur ermitteln zu können. Partner in diesem Teilprojekt ist die Deutsche Bundesbank.

Die Forschungsgruppe unter Federführung der Goethe-Universität ist ein Kooperationsprojekt mit der Universität Hamburg und dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam.


Informationen:

Prof. Martin Hoefer
Algorithmen und Komplexität
Fachbereich 12 Informatik/Mathematik
Tel. (069) 798-28155
E-Mail: mhoefer@cs.uni-frankfurt.de

 

Apr 30 2020
13:35

​Computermodell verschmelzender Neutronensterne sagt voraus, wie dies erkannt werden kann

Gravitationswellen könnten Existenz des Quark-Gluon-Plasmas beweisen

FRANKFURT. Der modernen Teilchenphysik zufolge ist Materie im Inneren verschmelzender Neutronensterne so dicht, dass sie aufgelöst in ihre Elementarteilchen vorliegen könnte. Dieser Materiezustand, das sogenannte Quark-Gluon-Plasma, könnte ein bestimmtes Muster in Gravitationswellen hervorrufen. Dies haben Physiker der Goethe-Universität und des Frankfurt Institute for Advanced Studies jetzt mithilfe von Supercomputern berechnet. (Physical Review Letters, DOI 10.1103/PhysRevLett.124.171103)

Neutronensterne gehören zu den dichtesten Objekten im Universum: Wäre unsere Sonne mit ihrem Radius von 700.000 Kilometern ein Neutronenstern, so wäre ihre Masse in einer nahezu perfekten Kugel mit einem Radius von rund 12 Kilometern zusammengepresst. Wenn zwei Neutronensterne miteinander kollidieren und zu einem hypermassiven Neutronenstern verschmelzen, so wird die Materie im Kern dieses neuen Objekts unvorstellbar heiß und dicht. Physikalischen Berechnungen zufolge hätte dies zur Folge, dass sich Hadronen wie zum Beispiel Neutronen und Protonen – aus diesen Teilchen setzt sich die Materie in unserer Umgebung zusammen – in ihre Bestandteile Quarks und Gluonen auflösen und ein Quark-Gluon-Plasma bilden.

2017 wurde erstmals entdeckt, dass verschmelzende Neutronensterne ein Signal in Form einer Gravitationswelle verursachen, die auf der Erde detektiert werden kann. Aus der Gravitationswelle lässt sich nicht nur etwas über Gravitation lernen, sondern auch über das Verhalten von Materie unter extremen Bedingungen. Bei der ersten Entdeckung solcher Gravitationswellen 2017 wurden diese allerdings nicht über den Verschmelzungszeitpunkt hinaus aufgezeichnet.

Dort setzt die Arbeit der Frankfurter Physiker an. Sie simulierten in einem Computermodell verschmelzende Neutronensterne und das Produkt dieser Verschmelzung, um die Bedingungen zu untersuchen, unter denen ein Übergang von Hadronen zu einem Quark-Gluon-Plasma stattfinden könnte und wie sich dies auf die entstehende Gravitationswelle auswirken würde. Das Ergebnis: In einer bestimmten, späten Phase der Existenz des verschmolzenen Objekts fand ein Phasenübergang zu einem Quark-Gluon-Plasma statt und hinterließ ein klares und charakteristisches Muster im Gravitationswellensignal.

Professor Luciano Rezzolla von der Goethe-Universität ist überzeugt: „Wir haben ein im Vergleich zu bisherigen Simulationen neues und wesentlich klarer zu detektierendes Muster in den Gravitationswellen entdeckt. Wenn sich dieses Muster in den Gravitationswellen findet, die wir von künftigen Neutronenstern-Verschmelzungen empfangen, haben wir einen deutlichen Beweis für die Entstehung eines Quark-Gluon-Plasmas im heutigen Universum.“

Publikation: Post-merger gravitational-wave signatures of phase transitions in binary mergers Lukas R. Weih, Matthias Hanauske, Luciano Rezzolla, Physical Review Letters DOI 10.1103/PhysRevLett.124.171103 https://link.aps.org/doi/10.1103/PhysRevLett.124.171103

Video: Visualisierung einer Neutronensternverschmelzung https://www.youtube.com/watch?v=rj-r-YA9d6E&t=1s

Diese Simulation zeigt die Dichte gewöhnlicher Materie, hauptsächlich Neutronen, in den Farben Rot und Gelb. Kurz nachdem die beiden Sterne verschmelzen, verfärbt sich das extrem dichte Zentrum nach Grün, was die Bildung des Quark-Gluon-Plasmas anzeigt.

Bilder zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/87973606

Bildtext Montage: Montage aus Computersimulation der verschmelzenden Neutronensterne (links) und dem Bild einer Schwerionenkollision, die die Verbindung von Astrophysik und Kernphysik verdeutlicht. Bild: Lukas R. Weih & Luciano Rezzolla (Goethe-Universität Frankfurt) (right half of the image from cms.cern)

Bildtext Simulation: Kurz nach der Verschmelzung zweier Neutronensterne bildet sich im Zentrum des neuen Objekts ein Quark-Gluon-Plasma (grün). Rot, gelb: gewöhnliche Materie, hauptsächlich Neutronen. Bild: Lukas R. Weih & Luciano Rezzolla (Goethe-Universität Frankfurt)

Kontakt: Goethe-Universität Frankfurt, Prof. Dr. Luciano Rezzolla, Chair of Theoretical Astrophysics, Institute for Theoretical Physics, +49-69-79847871/47879, rezzolla@itp.uni-frankfurt.de, https://astro.uni-frankfurt.de/rezzolla/

 

Apr 30 2020
13:27

​Bundesregierung fördert Fem4Dem an der Goethe-Universität mit 5,7 Millionen Euro

Erziehungswissenschaftliches Projekt soll „Graswurzel-Initiativen“ stärken

FRANKFURT. Die Demokratie stärken, Radikalisierung verhindern und dabei wissenschaftliche Erkenntnisse über die Basis der Gesellschaft gewinnen – das sind die Hauptziele des Projekts Fem4Dem am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität in Kooperation mit der Universität Osnabrück. Das Projekt Fem4Dem II wird bis Ende 2021 von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert. Bereits 2019 hat die Beauftragte das vorangegangene Projekt Fem4Dem I gefördert. Insgesamt sind dafür rund 5,7 Millionen Euro vorgesehen.

Was geschieht an der Basis der muslimischen Zuwanderungsgesellschaft? Welche Initiativen gibt es, und wie versuchen Frauen und Mädchen, sich zu organisieren, um ihre Interessen in der Gesellschaft zu artikulieren? Um das herauszufinden, haben Prof. Dr. Harry Harun Behr und Dr. Meltem Kulaçatan von der Goethe-Universität sowie Prof. Dr. Bülent Uçar und Dr. Michael Kiefer von der Universität Osnabrück ihre Teams seit Anfang 2019 „ins Feld“ geschickt: Das heißt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben recherchiert, wo es bereits Projekte der muslimischen Selbstorganisation gibt, wo Frauen und Mädchen mit islamischen Glauben sich organisieren im Interesse einer gemeinsamen Sache. Was sind die Ziele dieser Projekte, und wie kann man das Erreichen dieser Ziele mit wissenschaftlicher Expertise unterstützen? Bis zu 10.000 Euro können die Projekte erhalten, um sich besser zu organisieren und nachhaltiger wirken zu können. Von Januar bis Dezember 2019 ist das Projekt Fem4Dem I in einer Art Pilotphase gelaufen, und nun hat die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration die Förderung des darauf aufbauenden Projekts bewilligt. Die Förderung steht im Kontext des Nationalen Präventionsprogramms gegen islamistischen Extremismus und des Strategiepapiers der Bundesregierung zur Extremismusprävention und Demokratieförderung.

In der Fortführung des Projekts soll die Zielgruppe nun erweitert werden, indem auch Jungen- und Männerarbeit in den Blick kommen. Die Zielsetzung bleibt jedoch gleich: Die Initiativen sollen enger mit der Wissenschaft verzahnt und auf ihrem Weg hin zu mehr Eigenständigkeit und Professionalisierung unterstützt werden. 15 Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter forschen im gesamten Bundesgebiet nach Beispielen muslimischer Selbstorganisation und übernehmen für jeweils drei bis vier dieser Projekte die wissenschaftliche Begleitung. „Wir bieten ihnen eine inhaltliche und strategische Beratung an und unterstützen sie dabei, Anschluss an die Regelsysteme zu finden“, erklärt Dr. Kulaçatan. Dabei würden gezielt Probleme angesprochen und wissenschaftlich analysiert.

„Das ist für eine Universität ungewöhnlich: Wissenschaft begibt sich als Akteur ins soziale Feld“, erklärt Prof. Behr. Diese neue Rolle führe zu einem erweiterten Verständnis von Wissenschaft, mache diese „engagierter, kritischer“. Zusammen mit dem Team der Universität Osnabrück habe man ein echtes „Dreamteam“ gebildet: „Osnabrück ist vor allem stark in der Theorie der Sozialen Arbeit, sie arbeiten eng mit den Wohlfahrtsverbänden und den kommunalen Entscheidungsträgern zusammen“, so Behr. Der Großteil des Projekts werde jedoch von Frankfurt aus gesteuert, außerdem spiele hier der Aspekt der Genderforschung eine größere Rolle.

Die Projekte könnten von ihrer Ausrichtung her ganz unterschiedlich sein, sagt Dr. Kulaçatan. In der Pilotphase beteiligte sich zum Beispiel eine Gruppe aus Bielefeld, in der sich muslimische Frauen gegen Antisemitismus in der Stadtgesellschaft engagierten. „Diese Frauen haben auf mehreren Seiten mit Vorurteilen zu kämpfen, wir helfen ihnen, ein Konzept zu entwickeln, damit sie erfolgreich Aufklärung betreiben können, zum Beispiel in Schulen und in der Erwachsenenbildung“, so die Erziehungswissenschaftlerin. Die Frauen müssten auch lernen, mit Rückschlägen klarzukommen und nicht aufzugeben – auch dabei würden sie vom Projekt Fem4Dem gestärkt.

Bilder zum Download finden Sie unter dem Link: www.uni-frankfurt.de/87969984

Bildtext: Bild 1: Einige der Fem4Dem Wissenschaftlerinnen am Rande einer gemeinsamen Tagung.
Bild 2: Die Migrations- und Bildungsexpertin Bahar Aslan auf dem Podium einer Fem4Dem-Tagung.
Bild 3: Prof. Harry Harun Behr lehrt am Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität. Bild 4: Dr. Meltem Kulaçatan hat das Projekt Fem4Dem initiiert. (Fotos: Deniz Greschner/Hilal Akdeniz)

Information: Prof. Dr. Harry Harun Behr, hb@em.uni-frankfurt.de, Dr. Meltem Kulaçatan, kulacatan@em.uni-frankfurt.de, Institut für Pädagogik der Sekundarstufe, Fachbereich für Erziehungswissenschaften (Campus Westend).

 

Apr 28 2020
10:16

Psychologen der Goethe-Universität Frankfurt erforschen Kurzzeitgedächtnis visueller Eindrücke

Wie uns Fehler beim Erkennen helfen

FRANKFURT. Wenn wir kurz hintereinander dieselben Objekte sehen, gibt uns unser zweiter Blick immer ein leicht verfälschtes Bild der Objekte wieder. Unser Kurzzeitgedächtnis macht hier systematische Fehler, wobei es sich an verschiedenen Merkmalen der Objekte wie Bewegungsrichtung, Farbe und räumliche Position orientiert. Offenbar helfen uns diese Fehler, die ständig wechselnden Eindrücke unserer Umgebung zu stabilisieren. Dies haben Wissenschaftler des Instituts für Medizinische Psychologie der Goethe-Universität Frankfurt jetzt herausgefunden. (Nature Communications, DOI 10.1038/s41467-020-15874-w)

Schon als Kind haben wir es gelernt: Wer vorbildlich die Straße überquert, blickt erst nach links, dann nach rechts und zum Schluss noch einmal nach links. Wenn wir beim ersten Linksblick ein Auto und einen Fahrradfahrer herannahen sehen, wird diese Information im Kurzzeitgedächtnis gespeichert. Beim zweiten Linksblick meldet das Kurzzeitgedächtnis: Fahrrad und Autofahrer waren vorher schon da, es sind dieselben, sie sind immer noch weit genug entfernt. Wir gehen gefahrlos über die Straße.

Das stimmt allerdings gar nicht, unser Kurzzeitgedächtnis betrügt uns. Denn unser Auge sieht beim zweiten Linksblick etwas komplett anderes: Fahrradfahrer und Auto haben nicht mehr dieselben Farben, weil sie gerade durch den Schatten eines Baumes fahren, sie sind nicht mehr am selben Ort, und das Auto ist vielleicht etwas langsamer geworden. Dass wir trotzdem Fahrradfahrer und Auto direkt wiedererkennen, liegt daran, dass die Erinnerung an den ersten Linksblick die Wahrnehmung des zweiten Linksblicks verfälscht.

Wissenschaftler der Goethe-Universität um den Psychologen und Privatdozenten Christoph Bledowski und die Doktorandin Cora Fischer haben – sehr abstrakt – die Verkehrssituation im Labor nachgestellt: Studienteilnehmer bekamen die Aufgabe, sich an die Bewegungsrichtung von grünen oder roten Punkten zu erinnern, die über einen Bildschirm wanderten. Pro Versuchsdurchlauf bekamen die Probanden hintereinander jeweils ganz kurz zwei wandernde Punktewolken zu sehen und mussten anschließend die Bewegungsrichtung einer dieser beiden Punktewolken angeben. In weiteren Versuchsreihen waren die beiden Punktewolken gleichzeitig nebeneinander zu sehen. Alle Probanden absolvierten jeweils viele Versuchsdurchläufe hintereinander.

Die Frankfurter Wissenschaftler waren sehr daran interessiert, welche Fehler die Probanden machten und wie diese Fehler in aufeinander folgenden Versuchsdurchläufen systematisch zusammenhingen. Wenn zum Beispiel die zu beobachtenden Punkte im vorigen Versuchsdurchlauf in Richtung 10 Grad wanderten und im folgenden Versuchsdurchlauf in Richtung 20 Grad, dann gaben die meisten Menschen für den zweiten Versuchsdurchlauf 16 bis 18 Grad an. Wenn im folgenden Versuchsdurchlauf aber 0 Grad richtig wären, geben sie für den zweiten Versuchsdurchlauf 2 bis 4 Grad an. Der Richtung des vorangegangenen Versuchsdurchlaufs verzerrt also die Wahrnehmung des folgenden, „nicht sehr viel, aber systematisch“, sagt Christoph Bledowski. Er und sein Team haben in Erweiterung bisheriger Untersuchungen den Einfluss der Kontext-Informationen Farbe, Raum (rechts oder links) und Verlauf (zuerst oder als zweites gezeigt) untersucht. „Damit nähern wir uns realen Situationen an, in denen wir ja viele unterschiedliche visuelle Informationen von Objekten aufnehmen“, erklärt Bledowski. Auch diese Kontext-Informationen, besonders Raum und Verlauf, tragen entscheidend zur Verzerrung der Folgewahrnehmung im Kurzzeitgedächtnis bei. Erstautorin Cora Fischer sagt: „Die Kontext-Informationen helfen uns dabei, zwischen verschiedenen Objekten zu unterscheiden und so nur Informationen des gleichen Objektes über die Zeit hinweg zu integrieren.“

Was sich daraus für die Verkehrssituation ableiteten lässt? „Zunächst einmal hört es sich nicht so gut an, wenn unser Kurzzeitgedächtnis etwas anderes wiedergibt, als wir physikalisch sehen“, meint Bledowski. „Wenn allerdings unser Kurzzeitgedächtnis dies nicht könnte, würden wir bei beim zweiten Linksblick eine für uns komplett neue Verkehrssituation sehen. Das wäre ganz schön irritierend, denn plötzlich wären wie aus dem Nichts ein anderer Fahrradfahrer und ein anderes Auto aufgetaucht. Das leichte ‚Verschleifen' unserer Wahrnehmung durch die Erinnerung führt letztlich dazu, dass wir unsere Umgebung, deren Erscheinung sich durch Bewegungen und Lichtwechsel permanent ändert, als stabiler wahrnehmen. Die aktuelle Wahrnehmung des Autos zum Beispiel wird dabei nur von der vorherigen Wahrnehmung des Autos, nicht aber von der Wahrnehmung des Fahrradfahrers beeinflusst.“

Publikation: Context information supports serial dependence of multiple visual objects across memory episodes. Cora Fischer, Stefan Czoschke, Benjamin Peters, Benjamin Rahm, Jochen Kaiser, Christoph Bledowski.  Nat. Commun. 11, 1932 (2020). https://doi.org/10.1038/s41467-020-15874-w

Kontakt:
Goethe-Universität Frankfurt
PD Dr. Christoph Bledowski
Institut für Medizinische Psychologie
Tel.: 069-6301-4533
bledowski@em.uni-frankfurt.de
http://imp-frankfurt.de/bledowski.html#welcome

 

Apr 28 2020
10:10

​Dr. Birgit Sander tritt Nachfolge von Dr. Großkinsky an

Museum Giersch der Goethe-Universität unter neuer Leitung

FRANKFURT. Zum 1. Mai 2020 hat das Museum Giersch der Goethe-Universität eine neue Leitung: Direktorin wird die Kunsthistorikerin Dr. Birgit Sander, die das Haus bisher kommissarisch geführt hat. Der bisherige Direktor Dr. Manfred Großkinsky war Ende 2019 in Ruhestand gegangen.

„Schön, dass es jetzt mit Frau Dr. Sander in der Museumsleitung Kontinuität im Wandel gibt. Als stellvertretende Direktorin mit langjähriger Museums- und Ausstellungserfahrung hat sie im Museum Giersch der Goethe-Universität schon in der Vergangenheit vielbeachtete Ausstellungen realisiert. Ihr Konzept für die Weiterentwicklung des Museums hat die Findungskommission beeindruckt. Ich freue mich darauf, die produktive Zusammenarbeit mit ihr fortsetzen zu können“, sagt Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität. Sander konnte sich in einem starken Bewerberfeld durchsetzen: 16 Fachleute aus Kunst- und Universitätsmuseen hatten sich um die Großkinsky-Nachfolge beworben.

1964 in Hannover geboren, hat Birgit Sander in Bonn und Wien Kunstgeschichte, Germanistik und Geschichte studiert. In ihrer Doktorarbeit untersuchte sie das Künstlerplakat der Avantgarde vom Historismus bis zum Bauhaus. Nach einem Volontariat am Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg war sie als Kustodin am Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig tätig.

Am Museum Giersch wirkt Birgit Sander seit dem Jahr 2000. Sie war am Aufbau des regional ausgerichteten Hauses beteiligt und gab dem Museum mit zahlreichen Sonderausstellungen sein spezifisches Profil. Nachdem das Museum Giersch zum 100-jährigen Bestehen der Goethe-Universität zum Universitätsmuseum geworden war, forcierte Sander gemeinsam mit Großkinsky auch die thematische Anbindung an die Hochschule. Als Kuratorin zeichnete sie zuletzt für die Ausstellungen „Ersehnte Freiheit – Abstraktion in den 1950er Jahren“ (2017) und „Frobenius – die Kunst des Forschens“ (2019) mitverantwortlich. Sie ist sowohl mit der Museumsszene als auch mit verschiedenen Bereichen der Universität gut vernetzt.

„Ich möchte das Museum Giersch als universitäre Institution noch stärker in der öffentlichen Wahrnehmung positionieren und in die universitäre Community einbinden“, fasst Sander ihre Ziele als Direktorin zusammen. Sie wolle interessante Ausstellungen konzipieren, die Forschung, Lehre und Museum verbinden sowie multiperspektivische und interdisziplinäre Ansätze verfolgen. Sie werde eng mit universitären Partnern kooperieren, auch mit Blick auf die zahlreichen Sammlungen der Universität, und das Haus noch stärker für Veranstaltungen der universitären Community öffnen. Das bisherige Profil des Museums als Ausstellungsort für wichtige Themen der Kunst- und Kulturgeschichte des Rhein-Main-Gebiets soll auf alle Fälle erhalten bleiben. „Ich freue mich sehr auf die Aufgabe, zukünftig dieses schöne Ausstellungshaus am Schaumainkai zu leiten. Ich sehe eine große Chance darin, einer breiten Öffentlichkeit Themen der Kunst und der Wissenschaft gleichermaßen in Ausstellungen nahezubringen“, so die neue Museumsleiterin.


Bilder zum Download finden Sie unter dem Link: www.uni-frankfurt.de/87885824

Bildtext: Dr. Birgit Sander ist vom 1. Mai an Direktorin des Museums Giersch der Goethe-Universität. (Foto: Uwe Dettmar)

Information: Dipl-Kffr. Christine Karmann, Presse und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de

 

Apr 24 2020
16:21

​Forscherteam der Goethe-Universität und der Universität Hildesheim fragt Eltern und Kinder nach ihren Erfahrungen mit den Corona-Beschränkungen

Bundesweite Studie: Wie erleben Kinder und Familien die Corona-Zeit?

FRANKFURT. Durch die Maßnahmen, Schließungen und Kontaktbeschränkungen in Zeiten des Coronavirus hat sich vor allem auch der Alltag von Familien verändert. Doch bislang hat kaum jemand nach den Erfahrungen und Perspektiven der Kinder und Eltern gefragt. Ein Forschungsteam der Universität Hildesheim und der Goethe-Universität Frankfurt befragt in einer bundesweiten Studie Eltern mit Kindern unter 15 Jahren.  Eine Teilnahme ist ab sofort online möglich.

Das Forschungsteam fragt Eltern zum Beispiel, wie die Stimmung zu Hause ist, ob Eltern und Kinder Kontakt zu Freund*innen halten können, wie sie die aktuelle Betreuungssituation erleben und ob sie sich größere Sorgen machen seit der Corona-Pandemie:
Welche Ansprechpersonen stehen zur Verfügung bei Problemen und Sorgen?
Wie verbringen Kinder und Eltern Ihre Zeit zu Hause?
Wie gut fühlen Sie sich informiert durch Einrichtungen, Medien und Politik?
 
Teilnehmen können alle Eltern mit Kindern unter 15 Jahren. Der Link zur Online-Befragung darf und soll gerne geteilt werden. Je mehr Familien sich beteiligen, desto wirksamer sind die Ergebnisse, um sie in öffentliche Diskussionen einzubringen. https://www.soscisurvey.de/Elternbefragung_Corona/
 
Die Online-Befragung startet am 24.04.2020 und endet voraussichtlich am 15.05.2020. Die Anonymität der Teilnehmenden ist gewährleistet. Die Befragung dauert etwa 15 Minuten.
 
Zum Forschungsteam gehören Prof. Dr. Sabine Andresen, Anna Lips, Dr. Tanja Rusack, Prof. Dr. Wolfgang Schröer, Dr. Severine Thomas und Johanna Wilmes.
 
Kontakt für Presseanfragen: Dr. Severine Thomas, Universität Hildesheim. https://www.uni-hildesheim.de/fb1/institute/institut-fuer-sozial-und-organisationspaedagogik/team/wissenschaftliche-mitarbeiterinnen/dr-severine-thomas/

 

Apr 24 2020
10:37

​Professorin der Goethe-Universität tritt das Amt im Dezember 2020 an.

Stefanie Dimmeler zur Vorstandssprecherin des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) gewählt

FRANKFURT. Die Mitglieder des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung e.V. (DZHK) haben Prof. Dr. Stefanie Dimmeler zur Vorstandssprecherin gewählt. Dimmeler ist Direktorin des Instituts für Kardiovaskuläre Regeneration im Zentrum für Molekulare Medizin an der Goethe-Universität, Sprecherin des Exzellenzclusters „Cardio-Pulmonary Institute“ und stellvertretende Standortsprecherin des DZHK-Standortes RheinMain. Sie übernimmt die Position des Vorsitzes von Prof. Dr. Thomas Eschenhagen, der sich Ende 2020 aus dem Vorstand verabschieden wird. Das DZHK besteht aus 32 Partnereinrichtungen an 7 Standorten. Die Mitglieder des DZHK decken das gesamte Spektrum der Herz-Kreislauf-Forschung auf einem auch im internationalen Vergleich hohen Niveau ab. Zu den Partnereinrichtungen gehören 14 Universitätskliniken bzw. Universitäten sowie Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz- und Max-Planck-Institute und eine Ressortforschungseinrichtung.

Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, sagt: „Ich gratuliere Stefanie Dimmeler herzlichst zu dieser ehrenvollen Wahl. Sie ist eine herausragende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ganz maßgeblich am Erfolg des Exzellenzclusters ‚Cardio-Pulmonary Institute' in der Exzellenzstrategie beteiligt. Mit ihr als Vorstandssprecherin des DZHK wird zugleich die Vernetzung der Goethe-Universität in der Szene weiter intensiviert. Auch darüber freue ich mich. “

In ihrer dreijährigen Amtszeit möchte Dimmeler insbesondere die Zusammenarbeit der Standorte intensivieren: „Kooperation ist schon jetzt unsere Stärke. Dies zeigt sich insbesondere in der aktuellen COVID-19-Krise, wo verschiedene Experten innerhalb des DZHK in Zusammenarbeit mit den anderen Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung gemeinsam an Lösungen arbeiten. Mir kommt es darauf an, dass wir diese Stärke weiter ausbauen und fokussiert einsetzen. Dazu gehört auch, dass wir uns noch stärker öffnen für nationale und internationale Partnerschaften“, so Prof. Dr. Stefanie Dimmeler.
Stefanie Dimmeler ist seit 2001 Universitätsprofessorin an der Goethe-Universität. Im Jahr 2008 übernahm sie die Leitung des Instituts für Kardiovaskuläre Regeneration am dortigen Zentrum für Molekulare Medizin. Die studierte Biologin und Biochemikerin ist Sprecherin des Exzellenzclusters Cardio-Pulmonary Institute und arbeitet auf dem Gebiet der molekularen Kardiologie. Sie erforscht Herz-Kreislauferkrankungen und entwickelt neue Therapieansätze zur Verbesserung der kardiovaskulären Regeneration nach Herzinfarkt. Im Jahr 2005 erhielt sie den renommierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Von 2008 bis 2012 gehörte sie dem Deutschen Ethikrat als Mitglied an. Seit 2017 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften. Im DZHK ist sie seit der Gründung im Jahr 2011 in verschiedenen Funktionen und Gremien aktiv. Sie ist Principle Investigator und als stellvertretende Sprecherin des DZHK-Standorts RheinMain Mitglied des Research Coordinating Committee (RCC), das für die wissenschaftliche Strategie des DZHK verantwortlich ist.

 

Apr 20 2020
12:17

​Erfreulicher Platz 8 in den Naturwissenschaften

WiWo-Ranking: Goethe-Uni bei Wirtschaftswissenschaften erneut vorne mit dabei

FRANKFURT. Erfreuliche Nachrichten in schwierigen Zeiten: Im aktuellen Uni-Ranking der Wirtschaftswoche belegt die Goethe-Universität in gleich drei Bereichen einen der vorderen Plätze.
 
Sowohl im Fach Betriebswirtschaftslehre (BWL) als auch in Volkswirtschaftslehre (VWL) nimmt die Goethe-Universität den jeweils vierten Platz ein. In BWL rangiert sie hinter der Universität Mannheim, der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und der Universität Köln und noch vor der privaten Frankfurt School of Finance and Management. In VWL teilt sie sich mit der Uni Mannheim den Platz hinter LMU, Uni Köln und Humboldt-Universität Berlin. Und in den momentan besonders im Fokus stehenden Naturwissenschaften liegt die Goethe-Universität bundesweit auf einem sehr respektablen Platz acht.
 
Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff freut sich über das gute Abschneiden der Goethe-Universität: „„Unsere Wirtschaftswissenschaften sind eine der bevorzugten Quellen für die Personalgewinnung in Deutschland. Die Einschätzung der Personalverantwortlichen bestätigt erneut, dass hier nicht nur gute Forschung geleistet, sondern auch praxisrelevante Ausbildung geboten wird“, betont Wolff, selbst Wirtschaftswissenschaftlerin. Auch der Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften, Prof. Dr. Raimond Maurer, ist sehr zufrieden: „Die herausragende Qualität unserer ganzheitlichen Ausbildung in Betriebs- und Volkswirtschaftslehre wird von den Personalverantwortlichen der deutschen Wirtschaft anerkannt und geschätzt. Insbesondere die quantitative Orientierung sämtlicher Studiengänge ist in einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft gefragt, so dass unsere Absolventinnen und Absolventen optimal auf zukünftige Herausforderungen in Wirtschaft und Politik sowie nationalen und internationalen Institutionen vorbereitet sind.“ Und auch in den Naturwissenschaften kann sich die Goethe-Universität über ihr gutes Abschneiden freuen: „Hier gibt es in zahlreichen Fächern herausragende Forschung, die auch für Unternehmen interessant ist“, so Uni-Präsidentin Wolff.
 
Für das jährlich stattfindende Hochschul-Ranking der Wirtschaftswoche hat das Marktforschungsunternehmen Universum Communications diesmal 590 Personalverantwortliche von Unternehmen danach gefragt, von welchen Hochschulen die von ihnen bevorzugten Absolventen kommen. Der Schwerpunkt der Befragung liegt auf wirtschaftsnahen Fächern wie BWL, VWL, Jura und Maschinenbau, aber eben auch den Naturwissenschaften. Die Befragten können mehrere Unternehmen nennen, das Ranking gibt die Hochschulen nach der Häufigkeit ihrer Nennung wieder.
 
In manchen Fächern ist das Ranking äußerst knapp ausgefallen: So trennt die ersten fünf Hochschulen im Fach Volkswirtschaftslehre nur ein einziger Prozentpunkt. Während der Spitzenreiter LMU von 17,9 Prozent der Befragten genannt wurde, ist die Goethe-Universität ebenso wie die Uni Mannheim von 16,9 Prozent der Teilnehmer als Spitzen-Uni erwähnt worden.

 

Apr 19 2020
11:50

„Jetzt kommen andere Zeiten angerückt“: Schriftstellerinnen der Romantik im Zentrum der Jubiläumsausgabe

Goethe-Ringvorlesung findet digital statt

FRANKFURT. Corona-bedingt findet auch die 10. Goethe-Ringvorlesung in digitaler Form statt. Die diesjährige Veranstaltungsreihe, die sich unter dem Titel „Es kommen andere Zeiten angerückt“ mit den Schriftstellerinnen der Romantik befasst, startet am kommenden


Montag, 20. April,
um 18:15 Uhr
auf der Plattform Moodle,

mit einem Vortrag von Prof. Bunzel über Bettine von Brentano/Arnim, „Autorin ohne Werk, Publizistin undercover, Dokumentaristin avant la lettre“. Interessierte können via Zoom-Konferenz teilnehmen. (Nähere Informationen siehe unten.)

Die Schriftstellerinnen der Goethezeit waren besonders produktiv. Viele ihrer Werke wurden in den vergangenen 30 Jahren von den literaturwissenschaftlichen Gender Studies neu ediert und im kulturhistorischen Kontext der Zeit untersucht. Die 10. Goethe-Ringvorlesung bietet einen Überblick über das vielfältige Schaffen der Schriftstellerinnen der Romantik, dabei werden auch aktuelle und neue Aspekte der Forschung vorgestellt.

Für die Autorinnen jener Zeit war es schwer, sich einen Namen zu machen. Oft publizierten sie unter Pseudonym oder waren auf die Unterstützung durch einflussreiche Freunde angewiesen. Der Anteil von Marianne Willemer (1784-1860) an Goethes West-Östlichem Divan wird beispielsweise erst in jüngerer Zeit gewürdigt. Sophie Mereau (1770-1806) hingegen gelang es schon damals, sich als Berufsschriftstellerin zu etablieren, gegen alle gesellschaftlichen Widerstände und intellektuellen Vorbehalte der männlichen Kollegen. Ihre Briefromane – mit denen sie sich auf dem Buchmarkt etablieren konnte – zeigen die Relevanz der Empfindsamkeit für die Emanzipation der Frauen. Als „moralisches Geschlecht“ beanspruchen die Autorinnen eine gleichberechtigte Stellung; die erfolgreiche Breitenwirkung ihrer Werke gibt ihnen Recht. Waren diese Autorinnen im „historizistischen Kanon“ stets präsent, wurde ihnen in der universitären Lehre jedoch nur wenig Aufmerksamkeit zuteil. Die Ringvorlesung will dazu beitragen, ihre Texte und Lebensumstände sichtbarer zu machen.

Die regelmäßig vom Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik ausgerichtete Goethe-Ringvorlesung richtet sich an die Studierenden der Universität und an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Frankfurt. Das Thema „Schriftstellerinnen der Romantik“ wurde in Kooperation mit dem Deutschen Hochstift entwickelt.

Der virtuelle Ort der Ringvorlesung ist ein ‚Raum' in der Lernplattform ‚Moodle'. Dort finden Sie auch das aktualisierte Programm: https://kurzelinks.de/seno. Das Passwort für den Gast-Account lautet „Blütenalter“.

Die Vorträge werden von Mal zu Mal unterschiedlich sein – live oder vorproduziert. Die Veranstalter raten, vor jedem Vortrag wieder die aktualisierten Informationen in Moodle zu konsultieren.

Den Link zur Videokonferenz am 20. April finden Sie spätestens am Tag der Veranstaltung in Moodle. Zoom muss einmalig (kostenfrei) installiert werden, danach am Montag einfach dem Link in Moodle folgen.

Die Termine und Themen im Überblick:

Montag, 20. April, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Wolfgang Bunzel (Frankfurt): Autorin ohne Werk, Publizistin undercover,
Dokumentaristin avant la lettre – Bettine Brentano/von Arnim

Montag, 27. April, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Marita Metz-Becker (Marburg): „Im Widerspruch mit der Welt“.
Das Leben der Schriftstellerin Sophie Schubart-Mereau-Brentano (1770-1806)

Montag, 4. Mai, 18:15 bis 19:45 Uhr
Dr. Christiane Holm (Halle-Wittenberg): Romantische Textilien.
Zum Wechselspiel von weiblichen Hand- und Schreibarbeiten

Montag, 11.Mai, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Roland Borgards (Frankfurt): „Treu bis in den Tod“.
Tiere bei Caroline de la Motte Fouqué, Bettina von Arnim und Rahel Varnhagen

Montag, 18. Mai, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Barbara Becker-Cantarino (Ohio State University, Columbus): Webinar zu Bettina von Arnims „Clemens Brentanos Frühlingskranz“ (1844)

Montag, 25. Mai, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken (Frankfurt): Romantische Geheimschrift?
Zu Marianne von Willemers Autorschaft

Montag, 8. Juni, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Günter Oesterle (Gießen): Johanna Schopenhauer und Johann Wolfgang Goethe. Zur Bedeutung von Netzwerkbildung und Geselligkeit in Weimar

Montag, 22. Juni, 18:15 bis 19:45 Uhr
Prof. Dr. Frederike Middelhoff (Frankfurt): Lost/Life in Translation
Dorothea Schlegel, Caroline Schelling, Henriette Hertz

Montag, 6. Juli, 18:15 bis 19:45 Uhr
Bryan Norton, MA (Pennsylvania, University of Pennsylvania, Urban): Zweckmäßigkeit ohne Zweck, Weiblichkeit ohne Weib.
Leserschaft und das algorithmische Denken Dorothea Schlegels

Montag, 13. Juli, 18:15 bis 19:45 Uhr
Dr. Frank Berger (Frankfurt): Romantisches Geld.
Die Finanzen der Dichterinnen


Organisation:
Apl. Prof. Dr. Carola Hilmes und Dr. Martina Wernli

Information/Kontakt: Dr. Martina Wernli, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik: wernli@lingua.uni-frankfurt.de

 

Apr 17 2020
15:48

​Mit den eingeworbenen Mitteln kann nun ein Projekt der Infektiologie gefördert werden, das auch zur Sonographie der Lunge und Mitarbeitersicherheit forscht.

Goethe-Corona-Fonds ermöglicht Aufbau einer Biobank

FRANKFURT. Mitte März wurde er ins Leben gerufen, nun liegt das Spendenaufkommen im Goethe-Corona-Fonds bereits bei 1,5 Millionen Euro. Die Mittel werden vor allem für die Corona-Forschung in der Frankfurter Virologie und Intensivmedizin genutzt. Ein Projekt wird von Prof. Dr. Maria J. G. T. Vehreschild, Leiterin des Schwerpunkts Klinische Infektiologie und ihrem Mitarbeiter PD Dr. Timo Wolf am Universitätsklinikum Frankfurt, geleitet.

Vehreschild und Wolf werden dabei drei Aspekte adressieren: Zum einen soll eine Biobank aufgebaut werden, in der klinische und biologische Proben von betroffenen Patient*innen gesammelt werden. Diese kann dann auch anderen Corona-Forscherinnen und -forschern zugänglich gemacht werden, die im Bereich Diagnostika, Impfung oder Therapie arbeiten. Zum zweitem sollen Ultraschallmethoden (Sonographie) zur Untersuchung der Lunge an die Bedingungen der Isolierbehandlung, wie sie bei schwer erkrankten Corona-Patienten notwendig sein kann, angepasst werden. Zum dritten möchten Vehreschild und Wolf die Mitarbeitersicherheit bei der Isolationsbehandlung ausbauen. Dafür bedarf es unter anderem zusätzlicher Geräte, um beispielsweise die Kreislaufwerte der Mitarbeiter*innen beim Tragen der Schutzausrüstung zu messen.

Prof. Dr. Maria J. G. T. Vehreschild: „Mit dem Aufbau einer Biobank, aber auch mit den Verbesserungen im Bereich der Ultraschallmethoden und den Untersuchungen zur Mitarbeitersicherheit können wir einen wichtigen Beitrag für die medizinische Bewältigung der Corona-Krise leisten. Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Spenderinnen und Spendern für ihr großartiges Engagement!“

Professor Dr. Birgitta Wolff, Präsidenten der Goethe-Universität, sagt: „Mit unserem Goethe-Corona-Fonds können wir unsere Kollegen und Kolleginnen in der Uni-Medizin auch ganz kurzfristig und unmittelbar bei der klinischen Arbeit ebenso wie bei der Forschung unterstützen. Daher meine Bitte: Bleiben Sie uns gewogen, helfen Sie uns weiterhin. Die positiven Wirkungen sind wirklich sehr unmittelbar!“

Vor allem Patientenversorgung und der Corona-Forschung in der Frankfurter Virologie und Intensivmedizin kommen die Mittel des Goethe-Corona-Fonds zugute. Darüber hinaus helfen sie bei der Durchführung von Schulungen und der Anschaffung von Schutzkleidung. (www.goethe-corona-fonds.betterplace.org) Die Spendenbereitschaft für den Goethe-Corona-Fonds hält unvermindert an: Unternehmen und Unternehmer, Stiftungen und Privatleute beteiligen sich mit großen und kleinen Beträgen und werben ihrerseits für den Goethe-Corona-Fonds. Ehemalige der Goethe-Universität stellen Kontakte zwischen Uniklinikum und Maskenherstellern her, die Vereinigung von Freunden und Förderern unterstützt mit eigenen Mitteln und wirbt weitere externe Gelder ein.

 
Spendenmöglichkeiten:

Betterplace:
www.goethe-corona-fonds.betterplace.org

Payback:
https://www.payback.de/spendenwelt/projekt/bp78009

Spendenkonto des Goethe-Corona-Fonds
IBAN DE95 5005 0000 0001 0064 10
Landesbank Hessen-Thüringen
Verwendungszweck: Goethe-Corona-Fonds

Grafik Spendenbutton zum Download: www.uni-frankfurt.de/87249210

Weitere Informationen:
Goethe-Universität
Abteilung Private Hochschulförderung
Susanne Honnef
Telefon 069 798-12433, E-Mail honnef@pvw.uni-frankfurt.de

 

Apr 16 2020
10:24

Psychologie sucht Teilnehmende für Online-Umfrage zur Corona-Pandemie.

Wie wirkt sich die Corona-Krise langfristig auf das Verhalten der Bevölkerung aus?

FRANKFURT. Regierungen weltweit haben sehr unterschiedlich auf die Coronavirus-Pandemie reagiert. Wie sich dies kurz- und auch langfristig auf das Verhalten und die Stimmung der Bevölkerung auswirkt, erforscht nun eine Gruppe von Psycholog*innen der Goethe-Universität Frankfurt, des Universitätsklinikums Frankfurt und der Hochschule Fulda. Ziel der international angelegten Untersuchung ist, Einblick zu gewinnen in die individuellen Auswirkungen und Belastungen für bestimmte Berufs- und Bevölkerungsgruppen um Unterstützungsmaßnahmen effizienter planen und umsetzen zu können.

Die Online-Befragung liegt auf Deutsch, Englisch und Spanisch vor und besteht aus einer Eingangs- und mehreren kürzeren Follow-Up-Befragungen um die Entwicklungen im Langzeitverlauf erfassen zu können. Der Link zur Teilnahme an der Studie lautet: http://thecoronastudy.org

Verantwortliche Projektleiter*innen sind Prof. Dr. Stephan Bongard, Institut für Psychologie, Goethe-Universität, Prof. Dr. Matthias Kieslich und Dr. Emily Frankenberg, Pädiatrische Neurologie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Frankfurt sowie Prof. Dr. Uli Sann, Hochschule Fulda.

Kontakt
Dr. Emily Frankenberg, Pädiatrische Neurologie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum der Goethe-Universität Frankfurt. Emily.Frankenberg@kgu.de

 

Apr 14 2020
10:57

​Frankfurter Forscher lösen Rätsel um Compton-Effekt – neuer Ansatzpunkt zum Testen quantenmechanischer Theorien

Teilchen-Billard mit drei Partnern

FRANKFURT. Mit Licht lassen sich Elektronen aus Atomen herausschlagen, dabei prallen Lichtteilchen und Elektronen wie zwei Billardkugeln voneinander ab – der Compton-Effekt. Warum Elektronen sogar aus einem Atom herausgeschlagen werden, wenn das Licht dafür eigentlich zu wenig Energie hat, hat jetzt ein internationales Team von Physikern unter der Leitung von Wissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt herausgefunden. (Nature Physics, DOI 10.1038/s41567-020-0880-2)
 
Als der amerikanische Physiker Arthur Compton 1922 entdeckte, dass sich Lichtwellen wie Teilchen verhalten und in einem Stoßexperiment Elektronen aus Atomen herausschlagen können, war dies ein Meilenstein für die Quantenphysik. Fünf Jahre später wurde der Wissenschaftler dafür mit dem Nobelpreis geehrt. Für seine Experimente nutzte Compton sehr kurzwelliges Licht mit hoher Energie, demgegenüber er die Bindungsenergie des Elektrons an den Atomkern vernachlässigen konnte. Compton nahm daher für seine Berechnungen kurzerhand an, dass das Elektron frei im Raum ruhen würde.
 
In den folgenden 90 Jahren wurden bis heute zahlreiche Experimente und Berechnungen zum Compton-Effekt gemacht, die immer wieder Asymmetrien zeigten und Rätsel aufwarfen. So wurde beobachtet, dass in bestimmten Experimenten scheinbar Energie verloren ging, wenn man die Bewegungsenergie der Elektronen und Lichtteilchen (Photonen) nach dem Zusammenstoß mit der Energie der Photonen vor dem Zusammenprall verglich. Da Energie nicht einfach verschwinden kann, wurde vermutet, dass sich in diesen Fällen der Einfluss des Atomkerns bei dem Photon-Elektron-Zusammenprall entgegen der vereinfachenden Annahme von Compton nicht vernachlässigen lässt.
 
Ein Team von Physikern um Professor Reinhard Dörner und Doktorand Max Kircher von der Goethe-Universität Frankfurt hat nun erstmals bei einem Stoßexperiment mit Photonen gleichzeitig die abgelenkten Elektronen und die Bewegung des Atomkerns beobachtet. Dazu bestrahlten sie Heliumatome mit Röntgenlicht der Röntgenstrahlungsquelle PETRA III am Hamburger Beschleunigerzentrum DESY. Die herausgelösten Elektronen und die geladenen „Atomreste“(Ionen) detektierten sie in einem COLTRIMS-Reaktionsmikroskop, einer Apparatur, die Dörner mitentwickelt hat und die ultraschnelle Reaktionsprozesse von Atomen und Molekülen sichtbar machen kann.
 
Die Ergebnisse waren überraschend: Die Wissenschaftler beobachteten nämlich nicht nur, dass die Energie der stoßenden Photonen natürlich erhalten bleibt und zu einem Teil auf in eine Bewegung des Atomkerns (genauer: des Ions) überführt wird. Vielmehr wird zuweilen ein Elektron sogar aus dem Atom herausgeschlagen, wenn die Energie des stoßenden Photons eigentlich zu gering ist, um die Bindungskräfte des Elektrons an den Atomkern zu überwinden.
Insgesamt wurde nur in zwei Dritteln der Fälle das Elektron dorthin gestoßen, wo man es bei einem Billard-Stoßexperiment erwarten würde. In allen anderen Fällen wurde das Elektron quasi vom Kern reflektiert und teilweise sogar in die entgegengesetzte Richtung gelenkt.
 
Reinhard Dörner: „Wir konnten damit zeigen, dass das ganze System aus Photon, herausgeschlagenem Elektron und Ion nach quantenmechanischen Gesetzen schwingt. Unsere Experimente liefern damit einen neuen Ansatzpunkt zum experimentellen Testen quantenmechanischer Theorien des Compton Effekts, der zum Beispiel in der Astrophysik oder der Röntgenphysik eine wichtige Rolle spielt.“

 
Publikation:
Kinematically complete experimental study of Compton scattering at helium atoms near the ionization threshold. Max Kircher (Goethe University Frankfurt, Germany (GU)), Florian Trinter (Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY, Hamburg, Germany, and Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin), Sven Grundmann (GU), Isabel Vela-Perez (GU), Simon Brennecke (Leibniz Universität Hannover, Germany), Nicolas Eicke (Leibniz Universität Hannover, Germany), Jonas Rist (GU), Sebastian Eckart (GU), Salim Houamer (University Sétif-1, Algeria), Ochbadrakh Chuluunbaatar (Joint Institute for Nuclear Research, Dubna, Russia (JINR); National University of Mongolia, Ulan-Bator), Yuri V. Popov (Lomonosov Moscow State University, Russia; JINR), Igor P. Volobuev (Lomonosov Moscow State University, Russia), Kai Bagschik (DESY) M. Novella Piancastelli (Sorbonne Universités, Paris, France; Uppsala University, Sweden) Manfred Lein (Leibniz Universität Hannover, Germany), Till Jahnke (GU), Markus S. Schöer (GU), Reinhard Dörner (GU)
Nature Physics, DOI 10.1038/s41567-020-0880-2; https://www.nature.com/articles/s41567-020-0880-2

Bilder zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/87402622
 
Bildtext Grafik: Schematische Darstellung des Compton-Effekts (vorne), wie er im COLTRIMS-Reaktionsmikroskop (hinten) gemessen wird. Ein Photon (geschlängelte Linie) trifft ein Elektron eines Helium-Atoms, wodurch das Elektron aus dem Atom herausgeschlagen wird (roter Punkt). Das Atom wird dadurch zum geladenen Ion (blauer Punkt). Elektrische und magnetische Felder lenken Elektron und Ion zu Detektoren (rot: Elektronendetektor, blau: Ionendetektor). Copyright: Goethe-Universität Frankfurt
 
Bildtext Foto: Selfie von Max Kircher vor dem COLTRIMS-Reaktionsmikroskop
 
Kontakt:
Professor Reinhard Dörner
Institut für Kernphysik
Goethe-Universität Frankfurt
Max-von-Laue-Strasse 1
60438 Frankfurt
Telefon +49 (0)69 798 47003
doerner@atom.uni-frankfurt.de
http://www.atom.uni-frankfurt.de

 

Apr 9 2020
15:34

​Studie der Goethe-Universität Frankfurt und der Technischen Universität Darmstadt zeigt, dass verlässliche Daten zu neuen Covid-19-Infizierten erst mit Verzögerung vorliegen. Andere Datenquellen sollten ergänzend zu Rate gezogen werden.

Corona-Krise: Forscher*innen mahnen höhere Aktualität offizieller Zahlen an

FRANKFURT. In der Corona-Krise werden Entscheidungsträger täglich mit Daten zur Zahl der Neuinfizierten mit Covid-19 versorgt. Dies erscheint wichtig, um auf der Datenbasis zu bewerten, ob die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus auch greifen. Doch sind die Daten auch aktuell genug, werden die richtigen Daten dafür ausgewertet? Wie Forscher*innen der Goethe-Universität und der Technischen Universität Darmstadt nun in einer aktuellen Studie für Deutschland aufzeigen, können offizielle Zahlen erst mit einigen Tagen Verzögerung bekannt gegeben werden. Zudem werden an Wochenenden 40 Prozent zu wenige Fälle gemeldet. Die häufig zitierten Zahlen der Johns Hopkins University würden, so die Kritik, im Durchschnitt zu 79 Prozent von den offiziellen Zahlen abweichen. Die zeitlichen Verzögerungen erschwerten es, geeignete politische Entscheidungen zu treffen, um die sozialen, humanitären und ökonomischen Folgen der Corona-Krise zu begrenzen.

Die Ökonomen Prof. Bernd Skiera und Lukas Jürgensmeier von der Goethe-Universität sowie die Informatiker Prof. Iryna Gurevych und Dr. Kevin Stowe von der TU Darmstadt sehen daher einen dringenden Bedarf, alternative Datenquellen hinzuzuziehen. Sie schlagen dafür vor, die offiziellen Zahlen um Daten von Google Search und Twitter zu ergänzen. Auf dieser Datengrundlage seien sogar bessere Prognosen möglich, als mit den Zahlen der Johns Hopkins University. Die Daten von Google Search und Twitter könnten ebenso in Ländern verwendet werden, wo offizielle Zahlen nicht vorliegen oder als nicht zuverlässig betrachtet werden.

Link zur Studie „How to Best Predict the Daily Number of New Infections of Covid-19“:  https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3571252.

Kontakt:
Prof. Dr. Bernd Skiera, Abteilung Marketing, Fachbereich 2 – Wirtschaftswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt. Tel. 069/798-34649, skiera@wiwi.uni-frankfurt.de

 

Apr 8 2020
11:10

​Institut für Sportwissenschaften an der Goethe-Universität sucht Teilnehmer für Online-Studie

Studie zu Sport und Wohlbefinden mit Corona

FRANKFURT. Sport in Fitnessstudios, Sportvereinen und Sportanlagen ist als Folge der Corona-Epidemie nicht mehr möglich. Gleichzeitig hat Sport viele günstige Einflüsse auf Gesundheit und Wohlbefinden. Wie sich die Einschränkungen des öffentlichen Lebens auf den Umfang sportlicher Aktivitäten und auf das Wohlbefinden auswirken, wollen jetzt Sportwissenschaftler aus dem In- und Ausland unter der Projektleitung der Goethe-Universität in einer internationalen Studie herausfinden. Ihr Ziel: Die passgenaue Entwicklung kostenfreier Trainingsinhalte, ‑methoden und -programme.

Die Sportwissenschaftler haben daher einen Online-Fragebogen in acht Sprachen entwickelt, dessen Beantwortung fünf bis zehn Minuten in Anspruch nimmt. Dort werden Art und Umfang sportlicher Aktivitäten und das gesundheitliche und psychische Wohlbefinden seit Beginn der Kontaktbeschränkungen im Vergleich zu der Zeit davor abgefragt.

Folgende Universitäten führen die Studie gemeinsam durch:

Goethe-Universität Frankfurt (Deutschland, Projektleitung)
Hamburg Medical School (Deutschland)
VU Amsterdam / UMC Amsterdam (Niederlande)
Harvard Medical School (USA)
Karl-Franzens-Universität Graz (Österreich)
University of Queensland (Australien)
Universidade Cidade de São Paulo (Brasilien)
Universidad de Santiago de Chile (Chile)
University Hospital Basel (Schweiz)
Università degli Studi di Roma "Foro Italico" (Italien)
Université Jean Monnet (Frankreich)
Universidad Politécnica de Madrid (Spanien)

Link zum Online-Fragebogen: https://goethe.link/ASAP

Kontakt:
Dr. Jan Wilke
Department of Sports Medicine
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: 069 798 24588
Email: wilke@sport.uni-frankfurt.de
www.sportmedizin.uni-frankfurt.de

 

Apr 6 2020
14:29

​Institut für Psychologie an der Goethe-Universität sucht Teilnehmer für Online-Befragung

Studie zum Umgang mit Corona

FRANKFURT. Auf die Verbreitung der Corona-Infektion (COVID-19) und die Maßnahmen zu deren Eindämmung reagieren Menschen in Deutschland unterschiedlich. Manche Menschen gehen sehr gelassen mit der Situation um. Durch die Ausgangsbeschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen können aber auch Einsamkeitsgefühle und Grübeln auftreten. Welche Rollen hierbei das Wissen über die Infektion und Emotionen spielen, ist bislang noch nicht untersucht worden. Eine Studie des Instituts für Psychologie an der Goethe-Universität soll erste Erkenntnisse hierzu liefern.

Prof. Dr. Ulrich Stangier, Abteilungsleiter der Klinischen Psychologie und Psychotherapie an der Goethe-Universität und mit seinem Mitarbeiter Schahryar Kananian, MSc verantwortlich für die Untersuchung, erläutert die Befragung: „Diese dauert lediglich 10-15 Minuten. Sie bezieht sich auf Ihr Wissen über die Corona-Infektion, Ihre Angst vor einer Ansteckung und den Einfluss auf Ihr Verhalten und Ihre Befindlichkeit. Die Teilnahme ist freiwillig und anonym.“

Link zur Studie: https://ww3.unipark.de/uc/F_UniFrankfurt_Stangier_LS/02cf/

Fragen zur Untersuchung bitte an folgende Email-Adresse: kananian@psych.uni-frankfurt.de

Kontakt:
Prof. Dr. Ulrich Stangier, MSc Schahryar Kananian. Institut für Psychologie, Goethe-Universität Frankfurt. Email: kananian@psych.uni-frankfurt.de

 

Apr 6 2020
13:50

​Spendenbarometer von Goethe-Universität und Universitätsklinikum Frankfurt steigt auf 1,35 Millionen Euro – Kleinste Einzelspende 2 Cent aus Payback-Punkten

Goethe-Corona-Fonds: Roboter für Sars-CoV2-Forschung gespendet

FRANKFURT. Zahlreiche größere und kleinere Einzelspenden haben das Spendenaufkommen im Goethe-Corona-Fonds innerhalb einer Woche um weitere 350.000 Euro wachsen lassen – von der Finanzierung eines Pipettier-Roboters für über 100.000 Euro durch die Dr. Hans Messer Stiftung bis zu einer Spende von 2 Cent in Form von Payback-Punkten. Die Mittel werden vor allem für die Corona-Forschung in der Frankfurter Virologie und Intensivmedizin genutzt. Darüber hinaus helfen sie bei der Durchführung von Schulungen und der Anschaffung von Schutzkleidung. (www.goethe-corona-fonds.betterplace.org)

Während sich das Universitätsklinikum Frankfurt auf die massiv steigenden COVID-19-Patientenzahlen vorbereitet, hält die Spendenbereitschaft für den Goethe-Corona-Fonds unvermindert an: Unternehmen und Unternehmer, Stiftungen und Privatleute beteiligen sich mit großen und kleinen Beträgen und werben ihrerseits für den Goethe-Corona-Fonds. Ehemalige der Goethe-Universität stellen Kontakte zwischen Uniklinikum und Maskenherstellern her, die Vereinigung von Freunden und Förderern unterstützt mit eigenen Mitteln und wirbt weitere externe Gelder ein.

Mehr als 600 Einzelspender und Institutionen haben in der vergangenen Woche gespendet, darunter:
Dr. Hans Messer Stiftung, Bad Soden
Familie Merz, Frankfurt
Dr. h.c. Josef Buchmann, Unternehmer, Frankfurt
Eisai GmbH, Frankfurt
Gewinn-Sparverein bei der Sparda-Bank Hessen e.V.
MainFirst Bank AG

Professorin Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, ist begeistert: „Die Welle der Solidarität mit unseren Corona-Forschern ist einfach großartig. Wir stehen in dieser Krise vor gewaltigen Herausforderungen, und die Wissenschaft wird einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten. Doch dafür brauchen wir auch Ihre Unterstützung: Bitte lassen Sie in Ihrem Engagement nicht nach.“

Professor Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums, sagt: „Die Spenden sind für uns sowohl eine moralische, als auch eine materielle Unterstützung von unschätzbarem Wert! Alle Spender tragen aktiv dazu bei, die Möglichkeiten für die Bewältigung dieser für viele von uns einmaligen medizinischen Situation zu schaffen. Die Struktur der Universitätsmedizin in Deutschland mit der vollständigen Integration von Lehre, Forschung und Patientenversorgung und insbesondere das Universitätsklinikum Frankfurt liefern dafür exzellente Voraussetzungen. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung – aus Wissen wird Gesundheit!“

Professorin Sandra Ciesek, Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, erklärt: „Wir sind tief bewegt von der großen Spendenbereitschaft. Der Pipettier-Roboter erleichtert zum Beispiel die Hochdurchsatz-Testung von mehreren Tausend Substanzen mit möglicher antiviraler Wirkung. Mithilfe des Roboters können wir präzise mit geringen Volumina arbeiten, das ist bei solchen Arbeiten essenziell. Außerdem verringern wir beim automatisierten Pipettieren tausender Proben Pipettierfehler und können erheblich schneller arbeiten.“

Spendenmöglichkeiten

Betterplace:
www.goethe-corona-fonds.betterplace.org

Payback:
https://www.payback.de/spendenwelt/projekt/bp78009

Spendenkonto des Goethe-Corona-Fonds
IBAN DE95 5005 0000 0001 0064 10
Landesbank Hessen-Thüringen
Verwendungszweck: Goethe-Corona-Fonds

Grafik Spendenbutton zum Download: www.uni-frankfurt.de/87249210

Bisherige Meldungen zur Spendenkampagne:
20.3.2020 Dringender Spendenaufruf für Goethe-Corona-Fonds
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/dringender-spendenaufruf-fuer-goethe-corona-fonds/
27.3.2020 Bereits 1 Million Euro für den Goethe-Corona-Fonds
https://www.muk.uni-frankfurt.de/86907068/Eine_Woge_der_Hilfsbereitschaft

Weitere Informationen:
Goethe-Universität
Abteilung Private Hochschulförderung
Susanne Honnef
Telefon: 069 798-12433, E-Mail: honnef@pvw.uni-frankfurt.de;

Kontakt zu Prof. Dr. Sandra Ciesek über das Universitätsklinikum Frankfurt:
Christoph Lunkenheimer,
Pressesprecher Universitätsklinikum,
Telefon: 069 6301-86442, E-Mail: christoph.lunkenheimer@kgu.de

 

Apr 2 2020
16:12

Gemeinsame Studie von Wissenschaftlern aus Frankfurt, Berkeley und Berlin über die sozioökonomischen Folgen von „social distancing“

Wie die Kosten der Corona-Krise bewältigen?

FRANKFURT. Die Entscheidung der Politik darüber, wann das „social distancing“ zu lockern ist, sollte nicht allein von den tagesaktuellen Fallzahlen abhängen. Eine gemeinsame Studie von theoretischer Physik, Ökonomie und Medizin an Goethe-Universität, University of California, Berkeley, und dem Vivantes Klinikum Berlin zeigt, dass dringend auch andere Kriterien einbezogen werden sollten.

Die Politik sollte auf die Gesamtsituation achten, und nicht nur auf die täglich neu gemeldeten Fallzahlen. Bei vorzeitiger Lockerung der Maßnahmen würde die Epidemie sich stärker auswirken, und die Gesamtkosten würden substantiell steigen, so die Autoren der neuen Studie, die wegen der hohen Brisanz vorab online veröffentlicht wurde. Optimal wäre es demnach, das strenge ‚social distancing' mindestens so lange beizubehalten, bis die Fallzahlen im Verhältnis zu den Test-Kapazitäten so weit gesunken sind, dass eine flächendeckende Nachverfolgung der Einzelfälle möglich würde.

Für den weiteren Umgang mit der aktuellen COVID-19-Pandemie sind wissenschaftlich basierte Abschätzungen der Folgekosten für unterschiedliche Bewältigungsstrategien von fundamentaler Bedeutung. Dafür ist eine Kombination von numerischen Simulationen und volkswirtschaftlichen Kostenrechnungen notwendig, wie Prof. Dr. Claudius Gros und Prof. Dr. Roser Valenti vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität in einer Publikation zusammen mit Dr. Daniel Gros (Visiting Professor UC Berkeley/Direktor CEPS Brüssel) und Kilian Valenti (Vivantes Klinikum Berlin) ausarbeiten. Die Forscher fanden heraus, dass eine Politik, die auf den laufenden Zuwachs an Fallzahlen reagiert, zu höheren Gesamtkosten führt als eine Politik, die sich an der Gesamtzahl aller vergangenen Fälle orientiert und auch andere Faktoren einbezieht.

Die COVID-19 Epidemie wirkt sich in nie gekanntem Ausmaß auf Gesellschaft und Wirtschaft aus, die in weiten Teilen „heruntergefahren wurden“: Die Schulen sind geschlossen, nur noch in bestimmten Branchen dürfen Geschäfte geöffnet sein, und die Menschen sollen nach Möglichkeit zu Hause bleiben. Epidemiologische Modelle müssen die Rückkopplung dieses „social distancing“ und anderer Reaktionen auf die Ausbreitungsdynamik des Virus berücksichtigen. In der Arbeit, die heute als Vorabveröffentlichung vorgestellt wurde, führen die Autoren ein neues epidemiologisches Modell ein, welches das klassische SIR („susceptible“, „infected“, „recovered“)-Modell um einen Rückkopplungsparameter erweitert. Das neue Modell erlaubt es, zwei unterschiedliche Strategien zu untersuchen, je nachdem, ob die politischen Akteure ihr Augenmerk auf die tagtäglichen Fallzahlen richten („short-sighted“) oder ob den Entscheidungen die Gesamtentwicklung der Epidemie zugrunde gelegt wird („history-aware“). Die Autoren legen dar, dass nur die zweite Strategie das Potenzial hat, die Epidemie umfassend einzudämmen. Die geltenden Ausgangsbeschränkungen sollten nicht einfach aufgrund sinkender Fallzahlen allein gelockert werden, es sei denn, es wäre möglich, diese durch alternative Maßnahmen mit vergleichbarem Eindämmungspotenzial zu ersetzen.

Ein in der Öffentlichkeit weit verbreiteter Begriff ist der der Herdenimmunität („herd immunity“), d.h. der Punkt, an dem die Zahl der Neuinfektionen nicht weiter steigt. Dieser wird für COVID-19 nach vielen Schätzungen dann erreicht, wenn 66 Prozent der Bevölkerung infiziert worden sind. Häufig wird davon ausgegangen, dass die Epidemie an diesem Punkt im Wesentlichen besiegt sei. Die Autoren dieser Studie weisen jedoch darauf hin, dass nach der Herdenimmunität zwar die Zahl der täglich neu Infizierten sinke, aber die Gesamtzahl der Fälle weiter steige und sich weitere 28 Prozent der Bevölkerung infizierten. Lediglich sechs Prozent würden von einer Ansteckung verschont bleiben.

Die gesamtwirtschaftlichen Kosten setzten sich aus vier Komponenten zusammen: Arbeitszeitausfall, medizinische Kosten, „value of life“ (hier fließt die nicht mehr stattfindende erwartete Restlebenszeit als Verlust mit ein) und „social-distancing“-Kosten (also die volkswirtschaftlichen Einbußen durch die eingeschränkte Wirtschaftstätigkeit). Lasse man der Epidemie freien Lauf, ergäben sich – ganz abgesehen von der ethischen Problematik – insgesamt Kosten von zirka 1,1 Billionen Euro, was 30 Prozent des deutschen Bruttoinlandproduktes (BIP) entspricht. Würde man den ökonomischen Wert des Lebens außen vorlassen, beliefen sich die Kosten einer ungebremsten Epidemie immer noch auf 14 Prozent des BIPS, also rund 480 Milliarden Euro. Strenge Maßnahmen drücken diesen Wert auf die Hälfte. Dafür müssen aber die sozialen Kosten der „social distancing“-Maßnahmen in Kauf genommen werden.

Falls nur reale Kosten berücksichtigt werden und der ökonomische Wert des menschlichen Lebens ausgeklammert bliebe, schneiden mittlere Strategien dieser Publikation zufolge am schlechtesten ab. Der Mittelweg ist im Fall einer globalen Pandemie deshalb nicht der goldene. Auf der Grundlage ihrer Berechnungen plädieren die Autoren dafür, die strengen Maßnahmen so lange aufrecht zu erhalten, bis die Anzahl der Neuerkrankungen so stark gesunken ist, dass jeweils das komplette Umfeld durchgetestet werden kann. Hierfür sind aber erhebliche Steigerungen bei den Testkapazitäten notwendig.

Publikation: Claudius Gros, Roser Valenti, Kilian Valenti, Daniel Gros, Strategies for controlling the medical and socio-economic costs of the Corona pandemic (2020); Link zur Vorabveröffentlichung: https://arxiv.org/abs/2004.00493

Eine Graphik zum Download finden Sie unter dem folgenden Link: www.uni-frankfurt.de/87170074

Zur Graphik: Die x-Achse zeigt die Gesamtanzahl der Fälle, die y-Achse die neuen Fälle pro Tag. Dargestellt ist der Verlauf.

Informationen: (zu Modellierung/Theorie) Prof. Dr. Claudius Gros, Institut für Theoretische Physik, Campus Riedberg, E-Mail gros07@itp.uni-frankfurt.de; Prof. Dr. Roser Valenti, ebd., valenti@itp.uni-frankfurt.de; (zu sozio-ökonomischen und politischen Aspekten) Dr. Daniel Gros, Center for European Politics Studies (CEPS), Brüssel, Belgien, E-Mail daniel@ceps.eu.

 

Apr 2 2020
14:09

​Frankfurter Forschungsinstitute rufen disziplinenübergreifende Dialogplattform ins Leben.

„Wir brauchen dringend interdisziplinären Austausch zur Coronakrise“

FRANKFURT. Vier Frankfurter Forschungsinstitute aus unterschiedlichen Disziplinen haben die Internetplattform „Frankfurter interdisziplinäre Debatte“ (www.frankfurter-debatte.de) eröffnet. Ziel des interdisziplinären Blogs ist es, Vertreter*innen verschiedener wissenschaftlicher Fachrichtungen zu gesellschaftspolitischen Themen – aktuell zur Corona-Krise – miteinander ins Gespräch zu bringen. Zu den Gründungsinstituten gehören das Cardio Pulmonary Institute, der Forschungsverbund Normative Ordnungen der Goethe-Universität Frankfurt, das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK/PRIF) sowie das Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE.

„Die Corona-Krise zeigt, dass große gesellschaftliche Herausforderungen den Austausch unterschiedlicher Expert*innen und akademischer Fächer verlangen“, erläutert Mitbegründer Prof. Dr. Uwe Walz, Volkswirt an der Goethe-Universität Frankfurt und stellvertretender Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts SAFE, die Motivation. Die Politik müsse derzeit sehr weitreichende Entscheidungen treffen und es sei absolut notwendig, diese Entscheidungen auf einer breiten Grundlage von Expertenwissen fundieren zu können. „In der aktuellen Krisensituation ist die Expertise aus Virologie und Epidemiologie von zentraler Bedeutung“, so Walz. „Ebenso wichtig ist es jedoch, ethische, rechtliche, ökonomische und weitere Prinzipien zu berücksichtigen, wie zum Beispiel Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit. Wir brauchen dringend einen interdisziplinären Austausch zur Coronakrise und zur Angemessenheit der derzeit geltenden Maßnahmen.“

Die neue Plattform lädt Expert*innen aus allen Disziplinen ein, sich an der Debatte mit Beiträgen zu beteiligen, um eine umfassende Betrachtung der aktuellen Lage über Disziplinen hinweg zu ermöglichen. Die „Frankfurter interdisziplinäre Debatte“ will sich auf einen wissenschaftsorientierten Austausch fokussieren, heißt jedoch auch sachliche und problemorientierte Beiträge von außerhalb der Wissenschaft willkommen.

Kontakt: kontakt@frankfurter-debatte.de

 

Apr 1 2020
14:48

​Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat entschieden, das neue Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) für zunächst vier Jahre zu fördern.

Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt nimmt im Juni die Arbeit auf

FRANKFURT. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat entschieden, das neue Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) für zunächst vier Jahre zu fördern. Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist ein Verbund aus elf Hochschul- und Forschungsinstituten, die in zehn verschiedenen Bundesländern angesiedelt sind und dadurch auch die regionale Vielfalt gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland in den Blick nehmen. Zusammen sollen die mehr als 100 Wissenschaftler*innen aus vielen verschiedenen Disziplinen mit empirischen Untersuchungen und großangelegten Vergleichen praxisrelevante Vorschläge erarbeiten, die dazu beitragen, gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen. Sie decken Aspekte wie Identitäten und regionale Erfahrungswelten, Ungleichheiten und Solidarität, Medien und Konfliktkultur, Polarisierung und Populismus, aber auch Antisemitismus und Hasskriminalität ab und erforschen diese im europäischen Vergleich und darüber hinaus.

In der anderthalbjährigen Vorphase des FGZ, in der das Gründungskonzept für das Institut erarbeitet wurde, wurde ein umfangreiches Forschungs- und Transferprogramm mit mehr als 70 Teilprojekten und institutsübergreifenden Arbeitsbereichen entwickelt, die ab dem 1. Juni 2020 realisiert werden.

Neben der Goethe-Universität Frankfurt am Main gehören die Technische Universität Berlin sowie die Universitäten Bielefeld, Bremen, Halle-Wittenberg, Hannover, Konstanz, Leipzig und das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen, das Leibniz-Institut für Medienforschung Hamburg und das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena zu dem Verbund.

Das interdisziplinär besetzte Frankfurter FGZ-Team, das im Forschungsverbund Normative Ordnungen der Goethe-Universität angesiedelt ist, geht unter der Leitung von Prof. Dr. Nicole Deitelhoff (Stellvertretende Sprecher*innen: Prof. Dr. Daniela Grunow und Prof. Dr. Rainer Forst) der Frage nach, wie die Pluralisierung moderner Gesellschaften auf Fragen des Zusammenhalts einwirkt und wie Konflikte so gestaltet werden können, dass sie demokratischen Zusammenhalt stabilisieren, nicht schwächen. Zugleich werden die Ambivalenzen des Begriffs des „Zusammenhalts“ reflektiert.

Bezogen auf die aktuelle Situation für den gesellschaftlichen Zusammenhalt angesichts der Covid-19-Krise sagt Nicole Deitelhoff, Professorin für Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungen, Leiterin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung sowie gemeinsam mit Prof. Rainer Forst Sprecherin des Forschungsverbundes Normative Ordnungen:

„Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Bewältigung haben Herausforderungen geschaffen, in der sich kulturelle, soziale, politische, ökonomische und rechtliche Fragen miteinander verknüpfen, die eine breite, Disziplinen übergreifende Analyse und Kommentierung erfordern – gerade auch für die Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Es gibt auch in der Krise alternative Wege und Entscheidungsmöglichkeiten, auch wenn der öffentliche Krisendiskurs häufig das Gegenteil vermittelt. Dafür braucht es offene Auseinandersetzungen und die Wahrnehmung der Verantwortung der Wissenschaft, die Entscheidungen der Politik in Krisenzeiten bestmöglich zu begleiten. Dazu wird unser Verbund mit seiner vielgestaltigen interdisziplinären Perspektive einen wichtigen Beitrag in der Forschung und im Wissenstransfer leisten.“

Weiter sagte Deitelhoff, die eine der drei Sprecher*innen des FGZ-Forschungsverbunds ist: „Wir freuen uns sehr darauf, im Juni diesen Jahres nun die Arbeit des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt hier im Frankfurter Teilinstitut gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen an den zehn regional verteilten Standorten aufzunehmen und darauf, den dezentralen Forschungsverbund mit der allgemeinen Geschäftsstelle an der Goethe-Universität und den Geschäftsstellen an den Standorten Bremen und Leipzig zu koordinieren.“

 
Kontakt:
Pia Siemer
Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Öffentlichkeitsarbeit, Tel: +49 341-9737882

Rebecca Caroline Schmidt
Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Allgemeine Geschäftsstelle und Teilinstitut Frankfurt am Main an der Goethe Universität
Administrative Koordination
Forschungsverbund Normative Ordnungen der Goethe-Universität
Geschäftsführerin
Rebecca.schmidt@normativeorders.net, Tel: +49 69-798-31400