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Jan 17 2020
11:20

7. Dagmar-Westberg-Vorlesung: Vier öffentliche Vorträge und ein Kolloquium

Menachem Fisch über den interreligiösen Dialog

FRANKFURT. Die 7. Dagmar-Westberg-Vorlesung, die kommende Woche stattfindet, übernimmt der israelische Wissenschaftshistoriker und Philosoph Menachem Fisch. Der emeritierte Wissenschaftler wird sich in vier Vorlesungen mit dem interreligiösen Dialog befassen, insbesondere mit den Dynamiken, die zwischen Judentum, Christentum und Islam seit jeher bestanden und das Selbstverständnis der drei Religionen mitbestimmen. Abschließend steht Prof. Fisch bei einem Kolloquium zum wissenschaftlichen Gespräch bereit. Der Titel der Westberg-Vorlesungsreihe lautet: „Dialogues of Reason: Science, Politics, Religion“.

„Professor Fisch war schon für 2019 für die Westberg-Professur angefragt. Wir sind froh, dass er nun für Januar 2020 zusagen konnte“, erklärt Prof. Matthias Lutz-Bachmann, der die Westberg-Vorlesung seit ihrem Entstehen koordiniert. Das Thema der kleinen Vortragsreihe sei ein „wichtiger Schritt in der Forschungsplanung“: Denn der Dialog zwischen den Religionen und insbesondere der Blick in die jüdische Geistesgeschichte werde im Forschungsprofil der Goethe-Universität auch künftig eine große Rolle spielen.

In seinen Frankfurter Vorlesungen, die er in englischer Sprache halten wird, wird Menachem Fisch über die Beziehungen von Judentum, Christentum und Islam sprechen, die einerseits durch wechselseitige Lernerfahrungen und positiv gelebte Nachbarschaft, andererseits aber auch durch Konflikte geprägt sind. Als Wissenschaftshistoriker bezieht er sich dabei vor allem auch auf die Begegnungen dieser Religionen in den vormodernen Gesellschaften des Nahen Ostens und Europas und versucht, daraus Schlüsse auf die Gegenwart zu ziehen.

Eröffnet wird die Reihe mit dem Vortrag „A Philosophical Overture“

am Mittwoch, 22. Januar, um 18 Uhr
im Festsaal im Casinogebäude (Campus Westend),

bei dem Fisch ankündigt, die normativen Beschränkungen einer Philosophie überschreiten zu wollen, die sich alleine auf eine Vernunft stützt, auf die sich seit Sokrates das westliche Denken bezieht. In weiteren Vorträgen befasst er sich unter anderem mit der Perspektive des Talmuds im Gegensatz zur sokratischen Philosophie. Der Talmud steht im Zentrum der jüngeren Forschungsarbeiten von Menachem Fisch.

Zur Person des Referenten

Menachem Fisch, geboren 1948 im britischen Leeds, hat in Tel Aviv und Oxford studiert. Als Philosoph befasst er sich vor allem mit Wissenschafts- und Geistesgeschichte, Sprache und Judentum. Lange Jahre hatte er an der Universität einen Lehrstuhl für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften inne und war Direktor des Zentrums für religiöse und interreligiöse Studien. Er war Mitglied am Institute for Advanced Study in Princeton, Senior Visiting Fellow in Budapest, Visiting Scholar am Trinity College in Cambridge und Senior Research Fellow am Shalom Hartman Institute in Jerusalem. 2016 wurde er mit dem Humboldt-Preis ausgezeichnet, 2017 erhielt er die Ehrendoktorwürde in Religionsphilosophie an der Goethe-Universität. Er kooperiert seit Jahren eng mit Prof. Christian Wiese, der an der Goethe-Universität jüdische Religionsphilosophie lehrt. Außerdem ist Fisch auch Senior Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg.

Zur Dagmar-Westberg-Vorlesung

Die Gastprofessur ist nach dem Vorbild amerikanischer Lectures konzipiert. Sie wird aus den Erträgen eines Fonds finanziert, den die Mäzenin Dagmar Westberg (1914-2017) gestiftet hat. Nach dem Willen der Stifterin soll das Geld ausschließlich für die Geisteswissenschaften verwendet werden. So kann die Goethe-Universität jährlich eine weltweit renommierte Forscherpersönlichkeit nach Frankfurt einladen. In den vergangenen Jahren fiel die Wahl auf den Germanisten Peter Strohschneider, der bis Ende 2019 DFG-Präsident war, die amerikanische Philosophin Martha Nussbaum, den deutsch-amerikanischen Archäologen Lothar von Falkenhausen, den Berliner Theologen Christoph Markschies, den Princeton-Historiker Anthony T. Grafton und die US-amerikanische Historikerin Lynn Hunt.

Die 8. Westberg-Vorlesungsreihe wird im Sommersemester stattfinden. Von 15. bis 19. Juni wird Sianne Ngai aus Chicago zu Gast sein. Sie befasst sich mit den Themen Nationalismus, Bürgerlichkeit, Ethnizität und Rasse in der jüngeren Geschichte der USA.

Die Termine der 7. Westberg-Vorlesung:

A Philosophical Overture
Breaching Rationality's Normative Constraints

Mittwoch, 22. Januar, 18 Uhr
Campus Westend, Festsaal Casino (Cas. 823):

The Dialogial Dynamics of Scientific Upheavals
Donnerstag, 23. Januar, 18 Uhr
Campus Westend, Renate von Metzler Saal (Cas. 1.801)

Talmudic Judaism's Non-Socratic Paradigm
Montag, 27. Januar, 18 Uhr
Campus Westend, Renate von Metzler Saal (Cas. 1.801)

Reflective Emotions and the Politics of Love
Mittwoch, 29. Januar, 18 Uhr
Campus Westend, Renate von Metzler Saal (Cas. 1.801)

Dialogues of Reason: Science, Politics, Religion
Kolloquium zu den Vorlesungen
Donnerstag, 30. Januar, ab 10 Uhr,
Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität
Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg v.d. Höhe

(Anmeldung zum Kolloquium unter schweighoefer@em.uni-frankfurt.de)

Informationen: Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann, Institut für Philosophie, Telefon 069 798-32779; E-Mail: Lutz-Bachmann@em.uni-frankfurt.de