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Jul 5 2019
12:31

Konflikte zwischen Eltern und Lehrern: Wird der Ton rauer?

„Pädagogisch völlig ungeeignet“

FRANKFURT. Lehrer und Eltern sollen Partner bei der Bildung und Erziehung der Kinder sein –, und zwar »mit gegenseitiger Wertschätzung und Respekt«. So formuliert es die Kultusministerkonferenz. Doch die Realität sieht zuweilen anders aus. Dies macht der Beitrag von Wissenschaftsjournalistin Katja Irle in der neuesten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ deutlich. Schwerpunktthema diesmal: „Konflikt! Zwischen Eskalation und Schlichtung“.

Belastbare empirische Belege dafür, dass der Ton an den Schulen tatsächlich rauer geworden ist, gibt es bislang nicht, hat Irle recherchiert. Aber es gibt Anzeichen, dass Lehrkräfte zunehmend am Pranger stehen – vor allem am virtuellen. Analog zu der allgemeinen Entwicklung, dass im Netz mehr erlaubt zu sein scheint als im echten Leben, gibt es dort auch erhebliche Ausfälle gegen Lehrkräfte. Davon berichten gleich mehrere deutsche Lehrerverbände. „Pädagogisch völlig ungeeignet“ – solche Aussagen gehören eher zu den harmloseren Anwürfen.

Dabei sind die Beteiligungsmöglichkeiten für Eltern an den Schulen größer denn je, Eltern werden in vielen schulischen Leitbildern als „wichtiger Teil der Schulgemeinde“ bezeichnet. Durch die neuen Möglichkeiten der Kommunikation sind sich Pädagogen und Eltern vermeintlich näher als früher, was nicht nur Vorteile hat. „Der Respekt vor Lehrkräften war vor 50 Jahren sicher größer als heute“, konstatiert Professorin Diemut Kucharz, geschäftsführende Direktorin des Instituts für Pädagogik der Elementar- und Primarstufe an der Goethe-Universität. „Aber wer will denn in eine Zeit zurück, wo Pädagoginnen und Pädagogen die Kinder schlugen und Eltern gar nichts zu sagen hatten?“ Kucharz hält die sogenannten Helikoptereltern, die permanent um Wohl und Fortkommen ihrer Kinder kreisen, zwar für ganz besonders anstrengend. Ein Massenphänomen sei das aber nicht.

Tanja Jost, abgeordnete Lehrerin und Lehrbeauftragte am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität, lenkt den Blick der Studierenden auf die Qualität der Elternarbeit: Gute oder schlechte Kommunikation seien entscheidend für das gegenseitige Verhältnis. Für Elterngespräche heißt das konkret: Müttern und Vätern nicht von oben herab begegnen und gut zuhören. Auch die Raumsituation gehört für Tanja Jost dazu: „Ich darf den Eltern keinen Kinderstuhl anbieten und selbst auf dem Chefsessel Platz nehmen.“ Gleichzeitig müssten gerade junge Lehrkräfte lernen, sich abzugrenzen – und nicht allen Eltern gleich die eigene Handynummer zu geben.

Mehr zu diesem Thema lesen Sie im Beitrag von Katja Irle, der in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2019) erschienen ist. Die Ausgabe kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de. Im Web: www.forschung-frankfurt.de

Informationen: Katja Irle, k.irle@schreibenundsprechen.eu