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Okt 18 2018
12:23

Öffentliche Vortragsreihe der Goethe-Universität im Rahmen der Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“

Kunst als Wertschöpfung. Zum Verhältnis von Ökonomie und Ästhetik

FRANKFURT. Zweckrationales Gewinnstreben auf der einen, zweckfreier Genuss gepaart mit kritischer Reflexion auf der andern: Wirtschaft und Kunst, Ökonomie und Ästhetik scheinen in einem unüberwindlichen Gegensatz zu stehen. Was aber, wenn Kunst nicht nur Kritik an der Ökonomisierung der Lebenswelt übt oder als Kompensation für den Stress des Wirtschaftslebens dient, sondern selbst von ökonomischer Logik durchdrungen ist, ja sogar zur ökonomischen Entwicklung beiträgt? Diesen Fragen geht die interdisziplinäre Vortragsreihe „Kunst als Wertschöpfung. Zum Verhältnis von Ökonomie und Ästhetik“ im Rahmen der Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“, finanziert von der Deutsche Bank AG, nach. Namhafte Expertinnen und Experten aus den Wirtschaftswissenschaften, der Kunstgeschichte und den Kulturwissenschaften denken in sieben öffentlichen Vorträgen im Museum Angewandte Kunst das Verhältnis von Ökonomie und Ästhetik neu.

Den Auftakt der Reihe bildet der Vortrag „Verwickelte Wertschöpfung. Waren und Werke zwischen Ästhetisierung und Ökonomisierung“ des Ökonomen und Soziologen Prof. Michael Hutter

am 24. Oktober (Mittwoch) um 18 Uhr im Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt.

Moderiert wird die Veranstaltung von Vinzenz Hediger, Professor für Filmwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität.

In Kunstspielen folgen die Mitspieler anderen Regeln und setzen ein anderes Wertmedium ein als sie das in Wirtschaftsspielen tun. Die jeweils geschaffenen Werte sind aber voneinander abhängig, sie verhindern und ermöglichen sich gegenseitig. Die gegenwärtige Ästhetisierung von Waren und die Ökonomisierung von Kunstwerken liefern Beispiele für die zunehmend komplexere, jedoch ressourcenschonende Verwicklung der beiden Wertschöpfungsprozesse.

Hutter ist Professor Emeritus am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Nach Studium in Portland, Seattle und München hielt er von 1987–2007 den Lehrstuhl für „Theorie der Wirtschaft und ihrer gesellschaftlichen Umwelt“ an der Universität Witten/Herdecke. Von 2008–2014 war er Direktor der Abteilung „Kulturelle Quellen von Neuheit“ am WZB, sowie Forschungsprofessor für Wissen und Innovation am Institut für Soziologie der Technischen Universität Berlin. Jüngere Buchveröffentlichungen sind „Ernste Spiele. Geschichten vom Aufstieg des ästhetischen Kapitalismus“ (2015), und (als Mitherausgeber) „Innovationsgesellschaft heute. Perspektiven, Felder und Fälle“ (2016).

Verstehen Philosophie und Kulturtheorie Kunst und Kultur in der Regel als Korrektiv oder Kompensation des Kapitalismus oder als Kritik der lebensweltlichen Verluste, welche die zunehmende Ökonomisierung der Lebensverhältnisse mit sich bringt, so schlägt die Vorlesungsreihe „Kunst als Wertschöpfung“ vor diesem Hintergrund einen anderen Weg ein. Sie stellt die Geschichte der Kunst in den Horizont einer Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung und geht davon aus, dass die Kunst in der Moderne sich auch und gerade unter dem Gesichtspunkt von Wagnis, Wettbewerb und Wertschöpfung verstehen lässt.

Die inhaltliche Verantwortung und Moderation der Veranstaltungsreihe liegt bei Prof. Heinz Drügh, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Prof. Vinzenz Hediger, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, und Prof. Johannes Völz, Institut für England- und Amerikastudien.

Termine und Themen im Überblick:

7. November 2018
Prof. Monika Dommann
Kunst im Lager
Zur Logistik von Exterritorialität
Moderation: Prof. Heinz Drügh, Goethe-Universität

21. November 2018
Prof. Bénédicte Savoy
Unsere Museen
ein übermäßiges und damit unbrauchbares Kapital?
Moderation: Prof. Vinzenz Hediger, Goethe-Universität

5. Dezember 2018
Prof. Elena Esposito
Die Realität der Fiktion
Die Ausbeutung von Ungewissheit in der Wirtschaftswissenschaft
(Vortrag in englischer Sprache mit dt. Übersetzung)
Moderation: Prof. Johannes Völz, Goethe-Universität

19. Dezember 2018
Prof. Moritz Baßler
Ästhetische Angebote im Zeichen des Konsums 
Ausdifferenzierung oder Einheitsbrei?
Moderation: Prof. Heinz Drügh, Goethe-Universität

23. Januar 2018
Prof. Wolfgang Ullrich
Der westliche Kunstbegriff im Sog des globalisierten Kunstmarkts
Moderation: Prof. Heinz Drügh, Goethe-Universität

6. Februar 2018
Prof. Julika Griem
Ökonomien des Spiels in Kunst und Wissenschaft
Moderation: Prof. Johannes Völz, Goethe-Universität

Beginn jeweils um 18 Uhr. Alle Veranstaltungen finden im Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt, statt.

Informationen: Prof. Dr. Vinzenz Hediger, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Fachbereich Neuere Philologien, hediger@tfm.uni-frankfurt.de