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Sonstige

Mär 29 2016
11:23

Trude Simonsohn und Irmgard Heydorn werden auf Initiative der Hessischen Landesregierung, der Goethe-Universität und des Fritz-Bauer-Instituts zu ihren 95. und 100. Geburtstagen auf dem Campus Westend geehrt

Überlebende des Holocaust geehrt

FRANKFURT. Sie gehören zu den ältesten Zeitzeuginnen des Holocaust in Deutschland und haben den Naziterror überlebt: Trude Simonsohn und Irmgard Heydorn feiern in diesen Tagen ihre 95. und 100. Geburtstage. Beide Damen setzen sich seit Jahrzehnten in Schulen, Universitäten und der Gesellschaft für eine aktive Aufklärungsarbeit über die Zeit des Nationalsozialismus ein. Als Zeitzeugen und Holocaustüberlebende haben sie ganze Generationen von Schülerinnen und Schülern an ihrem persönlichen Schicksal in Nazideutschland teilhaben lassen. Trude Simonsohn hat zudem wichtige Impulse für eine aktive Erinnerungsarbeit auf dem Campus Westend gegeben, wo die Goethe-Universität seit 2001 die ehemaligen Gebäude des IG-Farben-Konzerns nutzt. Beide wurden für ihre Verdienste um die aktive Erinnerungsarbeit vom Land Hessen mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille geehrt, die höchste Auszeichnung des Landes Hessen.

Auf Initiative des Ministerpräsidenten des Landes Hessen werden beide Damen zu ihren „runden“ Geburtstagen am Freitag (25. März) im Casino auf dem Campus Westend der Goethe-Universität geehrt. Für die kurzfristig erkrankte Irmgard Heydorn nahm ihre Tochter an der Veranstaltung teil. 

Im Rahmen der Feierstunde gratulierten der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff sowie Prof. Werner Konitzer vom Fritz-Bauer-Institut zusammen mit etwa 150 Festgästen. Für ihre Verdienste um die Erinnerungsarbeit rund um die Geschichte des Campus Westend widmet die Goethe-Universität Trude Simonsohn einen Veranstaltungsraum im Universitätscasino. Während der Feier überreichte Universitätspräsidentin Birgitta Wolff an die Jubilarin eine Namensplakette, die in den nächsten Tagen am Eingang des Raumes angebracht wird. Von Seiten der Hessischen Landesregierung nahm Trude Simonsohn auch im Namen ihrer Weggefährtin eine Spende in Höhe von 750 Euro für den Förderverein des Jüdischen Museums Frankfurt entgegen.

„Irmgard Heydorn und Trude Simonsohn sind zwei große Persönlichkeiten, die gegen das Naziregime kämpften. Beide stellten Freiheit und Demokratie in den Mittelpunkt ihres Handelns. Seit vielen Jahren berichten die Zeitzeuginnen eindrucksvoll, insbesondere in Schulen sowie der Goethe-Universität, über die schrecklichen Erlebnisse während des Holocausts. Sie tragen dazu bei, die Geschehnisse dieses grausamsten und dunkelsten Kapitels unserer Geschichte mahnend in Erinnerung zu bewahren. Ich möchte den beiden Trägerinnen der Wilhelm-Leuschner-Medaille auch auf diesem Weg herzlich für ihr vorbildliches Engagement danken“, erklärte Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein.

Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff hob die Rolle von Trude Simonsohn für die Erinnerungsarbeit der Goethe-Universität am Campus Westend hervor:

„Liebe Frau Simonsohn, dass die Goethe-Universität sich so intensiv mit ihrer Geschichte und der Geschichte dieses Ortes auseinandersetzt, dass Studierende der Goethe-Universität nun schon über mehrere Generationen eine Zeitzeugin und Gesprächspartnerin finden, ist ganz wesentlich Ihrem Engagement zu verdanken. Für die Entwicklung der Goethe-Universität, ihr Selbstverständnis und ihre Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, haben Sie sich gerade hier auf diesem Campus Westend mit seiner schwierigen Geschichte besonders stark gemacht. Gemeinsam mit Studierenden und Lehrenden der Goethe-Universität und des Fritz-Bauer-Instituts, mit Vertreterinnen der Claims Conference, mit dem Künstler Heiner Blum und vor allem mit Überlebenden von Buna/Monowitz haben Sie intensiv in der von meinem Amtsvorgänger Rudolf Steinberg geleiteten Wollheim-Kommission mitgearbeitet. Dass es heute auf dem Campus markante Erinnerungsorte gibt, ist damit auch Ihr Verdienst, liebe Frau Simonsohn.“

Die Präsidentin erinnerte in ihrem Grußwort auch an die 2015 erfolgte Umbenennung des ehemaligen „Grüneburg-Platzes“ vor dem IG-Farben-Haus in „Norbert-Wollheim-Platz“. „Auch dafür haben Sie sich zusammen mit Studierenden viele Jahre lang eingesetzt.“ Der Auschwitz-Überlebende Norbert Wollheim war der erste, der nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich gegen den IG-Farben-Konzern geklagt und eine Entschädigung für geleistete Zwangsarbeit erhalten hatte.