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Personalia/Preise

Mär 24 2016
17:55

Wichtigste Auszeichnung für Wissenschaftsjunioren: Drei von zehn durch DFG und BMBF mit dem Heinz Maier-Leibnitz Preis Ausgezeichneten kommen 2016 aus Frankfurt / Preisverleihung am 18. Mai in Berlin

Erfolgsserie für Nachwuchsforscher der Goethe-Universität

FRANKFURT. Drei junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität und des Frankfurter Max-Planck-Instituts für Hirnforschung beeindrucken im Wettbewerb um den begehrten Heinz Maier-Leibnitz-Preis mit einer besonderen Erfolgsserie:  Daniel Gutzmann, Allgemeine Sprachwissenschaften, Hannah Petersen, Theoretische Hochenergiephysik, sowie Tatjana Tchumatchenko, Theoretische Neurowissenschaften vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung, konnten sich unter 134 Bewerbern um den Preis durchsetzen und zählen damit zu den bundesweit zehn besten Wissenschaftsjunioren 2016. Die beiden Wissenschaftler der Goethe-Universität hatten am universitären Programm „Nachwuchswissenschaftler im Fokus“ teilgenommen. Die Auszeichnung ist mit je 20.000 € dotiert. Der vierte hessische Preisträger ist Tobias Erb, Mikrobiologe am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg.

„Ich bin begeistert von der Leistungsfähigkeit unserer Wissenschaftsjunioren in diesem bundesweiten  Wettbewerb. Dass gleich vier Auszeichnungen an Nachwuchsforscher gehen, die ihre Qualifikationen in Hessen erworben haben, ist ein bemerkenswerter Erfolg und zeigt einmal mehr, welch hohes Niveau unsere Hochschulen haben“, sagte Wissenschaftsminister Boris Rhein.

Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff gratulierte den Preisträgern: „Ein toller Erfolg für Sie persönlich, für die Goethe-Universität und Hessen! Das Ergebnis zeigt: Die Goethe-Uni bietet – auch in Verbindung mit unseren außeruniversitären Partnern – optimale Entwicklungschancen für junge Forscher. Das spricht für unser Programm Nachwuchswissenschaftler im Fokus. Schön ist auch, dass eine der Arbeiten die Verbindung zu einer unserer Rhein-Main-Partnerunis in Mainz schafft.“

Kurzprofile der Preisträger:

Hannah Petersen (32), Theoretische Hochenergiephysik, Universität Frankfurt/Main Auf dem Gebiet der relativistischen Schwerionenkollisionen arbeitet Professor Hannah Petersen an neuen theoretischen Beschreibungen des sogenannten „Little Bang“. Bei Schwerionenstößen entsteht ein Quark-Gluon-Plasma mit extrem hohen Druck, unter dem das Plasma sich explosionsartig ausdehnt. Hierbei herrschen Bedingungen, die denen beim Urknall („Big Bang“) ähneln. Petersen erkannte und untersuchte als eine der Ersten, dass und wie der Verlauf dieser Explosion von Dichte- und Temperaturschwankungen als Folge von Quanteneffekten beeinflusst wird. Über den Vergleich von Theorie und experimentellen Daten stellte Hannah Petersen ein vielzitiertes Hybrid-Modell auf, das die Dynamik des Plasmas und seine Viskosität in Abhängigkeit vom jeweiligen Anfangszustand der Quantenfluktuation abbildet. Seit 2012 leitet Petersen eine Helmholtz-Nachwuchsgruppe, 2013 erreichte sie der Ruf auf eine W2-Professur. Mit ihrer „event-by-event“-Analysemethode liefert die Frankfurterin neue Grundlagen für experimentelle Messungen zum Beispiel am Relativistic Heavy Ion Collider (Brookhaven, USA) und an der zukünftigen Facility for Antiproton and Ion Research (Darmstadt).

Daniel Gutzmann (31), Allgemeine Sprachwissenschaften, Universität Frankfurt/Main Bei der sprachwissenschaftlichen Modellierung der Bedeutung sprachlicher Ausdrücke wird traditionell zwischen einer semantischen, vom Äußerungskontext weitgehend unabhängigen, und einer pragmatischen, vom Äußerungskontext vergleichsweise stark abhängigen Ebene, unterschieden. Dieser Unterscheidung entsprechend haben sich in der Bedeutungstheorie und der Linguistik ein systemorientierter und ein gebrauchsorientierter Ansatz etabliert. In seinen an den Universitäten in Mainz und Frankfurt/Main entstandenen Arbeiten überwindet Daniel Gutzmann diese Zweiteilung, indem er ein zweidimensionales Modell sprachlicher Bedeutungen entwickelt, das sowohl eine situationsbeschreibende wie auch eine sprecherbezogene Dimension vorsieht. Das Modell lässt sich auf eine sehr breite Palette bisher nur unzureichend beschriebener Phänomene anwenden, wie zum Beispiel Modalpartikeln, Satzmodus oder auch expressive Ausdrücke.

Tatjana Tchumatchenko (35), Theoretische Neurowissenschaften, Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt/Main Die in der Hirnforschung untersuchten neuronalen Prozesse sind nur sehr indirekt messbar. Sie verhalten sich hochgradig nicht linear und unterliegen einer hohen Variabilität auf unterschiedlichen zeitlichen und räumlichen Skalen. Die Entwicklung aussagekräftiger theoretischer Modelle zur Unterstützung einer sinnvollen quantitativen Auswertung und Vergleichbarkeit neuronaler Daten ist daher eine Herausforderung. Mit der von ihr geleiteten Arbeitsgruppe „Theorie der neuronalen Netzwerkdynamik“ am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt/Main forscht Tatjana Tchumatchenko über die Dynamik und Informationsverarbeitung neuronaler Systeme, von einzelnen Nervenzellen bis zu neuronalen Netzwerken. Sie hat mathematische Modelle zur Beschreibung der dynamischen und statistischen Eigenschaften biologischer neuronaler Netzwerke entwickelt, theoretisch analysiert und numerisch implementiert. Damit hat sie für die Theoretischen Neurowissenschaften wichtige Einblicke, insbesondere zur Informationsverarbeitung von Netzwerken, geliefert.

Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis wird seit 1977 jährlich an hervorragende junge Forscherinnen und Forscher verliehen. Benannt nach dem früheren DFG-Präsidenten gilt der Preis als der wichtigste seiner Art für den Forschernachwuchs in Deutschland.