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Forschung

Mär 11 2015
15:13

Forschende der Goethe-Universität untersuchen die Rolle von Leihstationen für Elektrofahrzeuge bei der Verbreitung von Elektromobilität

Mehr eMobil-Stationen könnten Elektromobilität weiter voranbringen

FRANKFURT. Insellösungen, wie die Einrichtung der eMobil-Station am Offenbacher Marktplatz, setzen gute Impulse. Dauerhaft ist aber der Aufbau eines Stationsnetzes erforderlich, um eine breite Akzeptanz und Nutzung zu erreichen. Für ihre Studie hat die Arbeitsgruppe Mobilitätsforschung des Instituts für Humangeographie in Zusammenarbeit mit der urbane konzepte GmbH aus Offenbach Nutzerinnen und Nutzer der eMobil-Station zu Gruppengesprächen, sogenannten Fokusgruppen, eingeladen und sie zu ihren Erfahrungen mit der Offenbacher eMobil-Station befragt.

Insgesamt wird das neue Angebot der eMobil-Station sehr geschätzt: Die Nutzung der E-Fahrzeuge funktioniere recht einfach und vor allem mache es Spaß, mit einem Pedelec mit „eingebautem Rückenwind“ entspannt am Main entlang zu radeln, oder nahezu geräuschlos mit einem E-Auto in der Stadt und Überland unterwegs zu sein.

Der Einstieg in die E-Mobilität gestaltet sich laut Aussagen der Teilnehmenden in Offenbach recht unkompliziert. Wer unsicher war, erkundete die Station gerne in Begleitung. Selbst Nicht-Offenbacher, die bei einem Besuch zufällig auf die gut sichtbare Station an der zentralen Haltestelle Marktplatz aufmerksam geworden sind, konnten sich direkt beim nahe gelegenen Info-Center (RMV-Mobilitätzentrale der NiO) anmelden und losstarten. Und mittlerweile ist die eMobil-Station für sie zu einem willkommenen Ausflugsziel geworden, um von dort aus einen Freizeitausflug mit Pedelecs zu unternehmen.

Bei den Offenbachern kristallisierten sich drei Nutzungsvarianten heraus: Wie auch die Besucher Offenbachs nutzen es einige Offenbacher rein aus Spaß an der Freude. Sie machen in der Freizeit Pedelec-Ausflüge, testen gerne alle Modelle durch, oder unternehmen eine E-Autofahrt mit den Enkeln oder anderen Bekannten und Verwandten. Andere nutzen das Angebot, um die Alltagstauglichkeit von E-Fahrzeugen auszutesten. Da sich die meisten noch zu unsicher fühlen, um ein Elektrofahrzeug zu kaufen, nutzen einige die Station, um in dieser Frage sicherer zu werden und sich aktuell davon zu entlasten, eine Entscheidung zu treffen, bei der die Angst überwiegt, dass es eine langfristig falsche Entscheidung ist, bei der man viel Geld für ein Fahrzeug ausgibt, ohne den Alltagsnutzen und die Folgekosten richtig einschätzen zu können.

Und bei einigen Teilnehmenden fiel das Angebot in ein so genanntes ‚Gelegenheitsfenster‘, da der TÜV gerade zur Trennung vom alten Auto führte, oder die Arbeitswege durch den Eintritt in den Ruhestand wegfallen, oder durch einen Arbeitsplatzwechsel ein anderer Arbeitsweg und die Option eines Jobtickets die Mobilitätsmuster verändern. Auch wenn diese Gruppe durchaus die Verfügbarkeit und Flexibilität am eigenen Auto schätzen, so sind ihnen die Wartung, das Tanken, die Fahrt in die Waschanlage und auch die Parkplatzsuche in der Offenbacher Innenstadt doch lästig. Durch das Angebot der eMobil-Station, in deren unmittelbarer Nähe sie wohnen, können sie nun ein Auto nutzen und sind gleichzeitig von dem Aufwand, den ein Besitz mit sich bringt, entlastet.

Da es sich bei den Fahrzeugen und der Station um sehr innovative Angebote handelt, treten natürlich auch Kinderkrankheiten auf. Die Nutzenden berichteten jedoch, dass per Hotline Fragen und Probleme meist hilfreich beantwortet und gelöst wurden und auch darüber viele anfängliche Unsicherheiten abgebaut werden konnten. Auch sind die Betreiber der Station, die Offenbacher Verkehrs- Betriebe, NiO – Nahverkehr in Offenbach und der Rhein-Main-Verkehrsverbund, sehr an den Hinweisen auf Optimierungspotentiale beim Buchen, Entleihen und der Rückgabe sowie Wünschen bezüglich der Bedienungs- und On-Board-Informationen interessiert, um ihr Angebot zu verbessern.

Auch wenn insgesamt die eMobil-Station mit ihrem Angebot, als zusätzliche Option in und um Offenbach mobil sein zu können, sehr geschätzt wird, empfinden die meisten die Begrenztheit des Angebots als deren großen Schwachpunkt. Als problematisch wird diesbezüglich die Tatsache gewertet, dass die Fahrzeuge immer an die Station zurückgebracht werden müssen. One-Way-Fahrten sind dadurch leider nicht möglich bzw. muss auch die ‚Stehzeit‘ des Fahrzeugs am Zielort bezahlt werden. Hier wünschen sich die Nutzenden für ihre Alltagsmobilität eine Ausweitung des Angebots durch weitere Stationen in den Stadtteilen. Zielführend ist dies auch vor dem Hintergrund, dass die Nähe zur Station ein entscheidendes Kriterium für deren Nutzung ist. Mehr Stationen bedeuten mehr potenzielle Nutzerinnen und Nutzer und zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten.

Die Studie wurde im Rahmen der sozialwissenschaftlichen und ökologischen Begleitforschung der Modellregion Elektromobilität RheinMain durchgeführt. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert und von der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstofftechnologie (NOW) koordiniert.

Kontakt:  Dipl.-Ing. Thomas Prill, Goethe-Universität Frankfurt a. M., Institut für Humangeographie/AG Mobilitätsforschung. Theodor-W.-Adorno-Platz 6, D - 60629 Frankfurt am Main. Tel. mobil: +49 (0)176 538 391 56; prill@geo.uni-frankfurt.de; www.humangeographie.de/mobilitaet

Dipl.-Soz. Steffi Schubert, urbane konzepte GmbH, Friedrichsring 28, 63069 Offenbach am Main. Tel. (069) 8043 8338; mobil: +49 (0)1522 9585 214.  schubert@urbane-konzepte.de; www.urbane-konzepte.de