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Mai 23 2014
17:35

Im Rahmen des 100-jährigen Universitätsjubiläums hält Christopher Clark auf Einladung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ einen Vortrag zum Kontext des Kriegsjahres 1914.

Öffentlicher Jubiläumsvortrag von Christopher Clark

FRANKFURT AM MAIN. Ausgerechnet zum 100. Jubiläum der Goethe-Universität scheint die Konstellation von 1914 vielen Kommentatoren erstaunlich, ja bedrohlich aktuell. Darauf hat nicht zuletzt der Historiker Christopher Clark von der Universität Cambridge in seinem Buch „Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ hingewiesen:

„Dabei muss jedem Leser aus dem 21. Jahrhundert, der den Verlauf der Krise von 1914 aufmerksam verfolgt, deren Aktualität ins Auge springen. Tatsächlich könnte man sogar behaupten, dass die Julikrise 1914 uns heute weniger fremd – weniger unerklärlich – ist als noch in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. So gesehen sind die Akteure von 1914 unsere Zeitgenossen.“

Clark hat mit seinem jüngsten Werk, für das er im Frühjahr 2014 den Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch erhielt, den wohl wichtigsten Beitrag zur Debatte über den Kriegsbeginn 1914 geliefert. Seine Thesen sind in der deutschen Politik in den vergangenen Monaten vielfach rezipiert worden: Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte am Rande eines EU-Gipfels, dass sie bei der Lektüre des Buchs über den Vorabend des Ersten Weltkriegs ähnliche Phänomene erkannt habe wie heute in der EU. Die SPD-Politiker Sigmar Gabriel und Martin Schulz setzten sich ebenso mit Clark auseinander wie Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der in einem Interview zur gegenwärtigen Ukraine-Krise erklärte, die Akteure auf allen Seiten „(…) verhalten sich so, wie es der Autor Christopher Clark in seinem lesenswerten Buch über den Beginn des 1. Weltkriegs beschrieben hat: wie Schlafwandler“.

Wie plausibel sind solche – auch gerade durch Jubiläen bedingte – Analogien? Inwieweit vermag der historische Vergleich die Gegenwart zu erhellen? Eine Möglichkeit, diesen Fragen nachzugehen, bietet der Festvortrag von Prof. Christopher Clark mit dem Titel „Das Wilhelminische Deutschland und die Universität Frankfurt: Der Kontext des Kriegsjahres“. Der Vortrag findet statt am Donnerstag, 29. Mai, um 18 Uhr und wird auf Deutsch gehalten. Vortragsort ist der Hörsaal HZ 1, im Hörsaalzentrum auf dem Campus Westend. Die Öffentlichkeit und die Presse sind herzlich eingeladen.

Der Jubiläumsvortrag Clarks verbindet das Gründungsjahr der Frankfurter Universität, und damit auch ihre Geschichte, mit nationalen und welthistorischen Bezügen. Die Gründung der Goethe-Universität im Jahr 1914 fällt zeitlich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zusammen. Lange Zeit ging die Forschung intensiv der Frage nach, inwieweit das politische und intellektuelle Klima des Kaiserreichs eine besondere Verantwortung für die Eskalation des militärischen Konflikts trug. Der Historiker Clark diskutiert den aktuellen Stand der Debatte zum Wechselspiel zwischen Mentalitäten und kurzlebigen Ereignisfolgen vor dem Hintergrund seiner eigenen Forschungsergebnisse. Der Vortrag gehört zu den Veranstaltungen, mit denen sich der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an dem Jubiläumsprogramm „100 Jahre Goethe-Universität“ beteiligt.

Christopher Clark, der in Cambridge Neuere Europäische Geschichte lehrt, steht bereits seit einigen Jahren in enger Verbindung mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und dessen Forschungsthemen. Im Mai folgt der vielfach ausgezeichnete Historiker zum zweiten Mal einer Einladung des Clusters an das Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg. Dort gehört er auch zu den ersten Fellows des neu gegründeten Historischen Kollegs.

Eine weitere Veranstaltung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ im Rahmen des Jubiläumsprogramms „100 Jahre Goethe-Universität“ findet am 4. Juni 2014 um 19.30 Uhr auf dem Campus Westend statt. An diesem Tag hält die an der Yale-Universität lehrende politische Philosophin Prof. Seyla Benhabib, die erst in der vergangenen Woche mit dem Meister Eckhart Preis 2014 ausgezeichnet wurde, den nächsten Festvortrag zum Thema „Der ethisch-politische Horizont der Kritischen Theorie: Gestern und heute“.

Informationen im Internet: www.normativeorders.net/gu-100

Kontakt: Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, Rebecca Caroline Schmidt (Geschäftsführerin), Tel.: 069/798-31401, rebecca.schmidt@normativeorders.net