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Apr 9 2014
17:17

Wie das jüdische Bürgertum Frankfurts die Gründung der Universität förderte: Ausstellung zum 100. Geburtstag

36 Stifter für eine Idee

FRANKFURT. Am 18. Oktober 2014 wird die Goethe-Universität Frankfurt 100 Jahre alt. Das Jubiläumsjahr bildet den idealen Rahmen für das studentische Ausstellungsprojekt „36 Stifter für eine Idee – Das Frankfurter jüdische Bürgertum und die Gründung der Universität“. Ganz in der Tradition der Frankfurter Stiftungsuniversität wurden auch die Mittel für diese Ausstellung gestiftet: von Michael C. Wisser, Vorstand der AVECO Holding Aktiengesellschaft und der Ernst-Max-von-Grunelius-Stiftung.

Das Projekt lenkt den Blick auf die ungewöhnliche Gründung der Universität Frankfurt und nimmt das Engagement der 36 jüdischen Stifter der Universität in den Fokus: „Ohne deren außergewöhnliches Engagement vor 1914 könnten wir den 100. Geburtstag der Goethe-Universität heute gar nicht feiern. Vor allem dem Weitblick, der Innovationfreude und der Aufgeschlossenheit dieser 36 jüdischen Stifter ist es zu verdanken, dass die Frankfurter Universität als erste freie, vom Staat unabhängige Hochschule in Deutschland gegründet werden konnte“, bringt es der für das Jubiläum zuständige Vizepräsident, Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, auf den Punkt.

Das Ausstellungsprojekt entstand in dreijähriger Vorarbeit aus der Mitte der universitären Lehre im Rahmen einer Übung am Historischen Seminar unter Leitung von Dr. Torben Giese. Aus zunächst zwölf völlig unterschiedlichen Ausstellungskonzepten entwickelte eine Gruppe von sieben Studierenden in den folgenden Semestern ein Gesamtkonzept: Pascal Ballò, Katharina Busch, Sebastian Haas, Markus Häfner, Lucia Gerharz, Erika Wagner und Alexander Hofmann sind die Namen der studentischen Kuratoren.

Die Ausstellung hebt hervor, dass das liberale und weltoffene Klima an der Goethe-Universität der Gründerjahre sich auch dem besonderen Geist der jüdischen Stifter verdankt. Dafür kam Kapital nicht nur aus Frankfurt, sondern aus der ganzen Welt zusammen – unter den Stiftern der ersten Stunde finden sich auch potente Geldgeber aus New York und London. Sie unterstützten die Gründung der Universität auch deshalb, weil sie einer Hochschule etablieren wollten, die die gesellschaftlichen Herausforderungen der damaligen Zeit in den Blick nahm. Und tatsächlich entstand dank dieses außergewöhnlichen Engagements in einer überaus schwierigen weltpolitischen Situation am Vorabend des Ersten Weltkrieges die erste wirklich freie Universität des Deutschen Reiches.

So war die Frankfurter Universität die einzige und erste Hochschule, an der Menschen jüdischen Glaubens ohne Beschränkung als Professoren lehren durften. Auch gegenüber einer linksliberalen Wirtschaftstheorie öffnete sich die neue Hochschule ganz bewusst, wie zum Beispiel die Berufung von Franz Oppenheimer aus Berlin nach Frankfurt 1919 auf den ersten Lehrstuhl für Soziologie und Nationalökonomie zeigt. Oppenheimer war der akademische Vater des späteren Bundeskanzlers Ludwig Erhard, der wesentliche Impulse für die Entfaltung der sozialen Marktwirtschaft als so genannten dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus von seinem Frankfurter Doktorvater erhielt.

Ohne das besondere Engagement der sieben studentischen Kuratoren wäre diese Schau nicht möglich gewesen. Neben dem Studium hat jeder von ihnen Hunderte zusätzlicher Stunden in die Entwicklung dieser Ausstellung investiert: „Wir möchten helfen, diejenigen Stifterinnen und Stifter der Gesellschaft wieder in Erinnerung zu rufen, die die Gründung der Universität vorangetrieben haben. Damit haben sie letztlich auch uns ermöglicht, ein Studium in Frankfurt zu beginnen“, erläutern die studentischen Kuratoren ihr außergewöhnliches Engagement. „Die Geschichte der Goethe-Universität ist jung, einzigartig und außergewöhnlich, ganz wie ihre Studenten“, erklärt  Projektleiter Dr. Torben Giese, Lehrbeauftragter am Historischen Seminar.

Die Ausstellung ist ab dem 10. April 2014, montags bis freitags zwischen 11 und 17 Uhr bei freiem Eintritt im PA-Gebäude der Goethe-Universität zu sehen und wurde von  Michael C. Wisser, dem Vorstand der AVECO Holding Aktiengesellschaft und der Ernst-Max-von-Grunelius Stiftung ermöglicht.