​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – 2017

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Pressestelle Goethe-Universität

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Veranstaltungen

Apr 24 2017
09:40

Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie veranstaltet öffentliche Vortragsreihe

Ringvorlesung „Judentum und Protestantismus – historische und theologische Perspektiven“

FRANKFURT. Im Kontext des Reformationsjubiläums veranstaltet die Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie am Fachbereich Evangelische Theologie an der Goethe-Universität Frankfurt im Sommersemester 2017 eine hochkarätige Ringvorlesung: Sie beschäftigt sich mit den spannungsreichen Beziehungen zwischen Judentum und Protestantismus seit der Zeit Martin Luthers sowie zu theologischen Fragen ihres wechselseitigen Verhältnisses. Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass die kritische Selbstreflexion als Grundlage des gegenwärtigen Dialogs zwischen Christentum und Judentum unerlässlich ist. Die öffentliche Ringvorlesung  findet jeweils mittwochs von 18 bis 20 Uhr im Hörsaalzentrum der Goethe-Universität Frankfurt (HZ 8) auf dem Campus Westend statt.

Namhafte Referentinnen und Referenten aus Deutschland, Israel und den USA nehmen die Vortragsreihe zum Anlass, die neueste Forschung zu den vielen Facetten der christlich-jüdischen Beziehungen öffentlich zur Diskussion zu stellen. Am Anfang steht die nach wie vorher kontrovers diskutierte Frage, ob Martin Luther mit seinen „Judenschriften“ in die Geschichte des Antisemitismus gehört. Dazu Christian Wiese, Organisator der Reihe und Inhaber der Martin-Buber-Professur: „Das historische Bild des Verhältnisses von Judentum und Protestantismus ist jedoch viel differenzierter, da es in der Reformationszeit selbst und in späteren Jahrhunderten auch alternative protestantische Stimmen zum Judentum gab, etwa im neuzeitlichen Pietismus oder im liberalen Protestantismus des 19. und 20. Jahrhunderts.“ Die amerikanische Historikerin Susannah Heschel, die durch zahlreiche hervorragende Arbeiten zum protestantischen Antisemitismus hervorgetreten ist, wird völkische Theologien des „arischen Jesus“ in der deutschen Theologie der Nazi-Zeit vorstellen, und der Chicagoer Historiker David Nirenberg präsentiert seine Thesen zur Tradition des Antijudaismus und Antisemitismus als einer bestimmenden Kraft der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte – um nur zwei Themen zu vertiefen.

Ein besonderer Akzent wird auf der vielfach ausgeblendeten jüdischen Perspektive liegen, d.h. auf jüdischen Wahrnehmungen des Protestantismus, der jüdischen Erfahrung mit der Reformation und ihren theologischen, kulturellen und politischen Folgen, der jüdischen Rezeption protestantischen Denkens seit der Aufklärung sowie der kritischen Auseinandersetzung jüdischer Gelehrter mit den Erscheinungsformen von Antijudaismus und Antisemitismus im protestantischen Kontext. So wird der israelische Historiker Shmuel Feiner den jüdischen Aufklärer Moses Mendelssohn porträtieren, den eine intellektuelle Freundschaft mit Gotthold Ephraim Lessing verband, der aber auch darunter litt, dass er von protestantischen Zeitgenossen öffentlich zur Konversion aufgefordert wurde.

Die Ringvorlesung steht im Kontext des von Prof. Dr. Christian Wiese geleiteten LOEWE-Forschungsschwerpunkts „Religiöse Positionierung: Modalitäten und Konstellationen in jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten“, der nach der Pluralismusfähigkeit der drei monotheistischen Religionen fragt. Mitorganisatoren der Vortragsreihe sind das interdisziplinäre Frankfurter Graduiertenkolleg „Theologie als Wissenschaft“, der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, das Zentrum Ökumene der Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wetterau e.V.

Die Vorträge auf einen Blick:

26. April: Prof. Dr. Andreas Pangritz (Universität Bonn): Martin Luther und die Juden: War Luther ein Antisemit?

3. Mai: Dr. Lars Fischer (University College London): Bach und die Juden: Antijudaismus in der Musik

10. Mai: Prof. Dr. Shmuel Feiner (Bar Ilan University, Ramat Gan): „Must Human Beings Suffer This?“ Moses Mendelssohn’s Politics of Insult and Shame

17. Mai (Raum IG 411): Prof. Dr. David Ruderman (University of Pennsylvania): Defending the Integrity of Rabbinic Judaism in 19th-Century Europe: The Creative Response of Isaac Baer Levinson to the Missionary Assaults of his Days (Aron Freiman Lecture des Seminars für Judaistik in Kooperation mit dem Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften)

24. Mai: Dr. George Kohler (Bar Ilan University, Ramat Gan): Rückkehr zum Judentum? Die Reformation aus der Sicht des frühen Reformjudentums

31. Mai (19.30 Uhr): Prof. Dr. Christian Wiese (Goethe-Universität Frankfurt): Protestantisches Bibelverständnis aus der Perspektive jüdischen Denkens der Moderne (im Kontext der Konferenz „Sola scriptura heute? Rekonstruktionen, Kritiken, Transformationen“)

7. Juni: Prof. Dr. Christian Wiese (Goethe-Universität Frankfurt): „Unheilsspuren“: Zur Wirkungsgeschichte der „Judenschriften“ Luthers in der Moderne

14. Juni: Prof. Dr. Susannah Heschel (Dartmouth College): When Jesus was an Aryan: Christians, Nazis, and the Bible

21. Juni: Prof. Dr. Robert Erlewine (Illinois Wesleyan University): Jesus Out of the Sources of Judaism: Hermann Cohen’s Reading of Christianity

5. Juli: Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel (Universität Tübingen): „Einander im Geheimnis anerkennen“: Martin Bubers Angebot im Gespräch mit Christen

12. Juli: Dr. Barbara U. Meyer (Tel Aviv University): Das Eigene und des Anderen Recht: Rechtfertigungslehre und Toraverständnis

19. Juli: Prof. Dr. Yaakov Ariel (University of North-Carolina, Chapel Hill): Christian Zionism: Origins, Theologies, Literatures, and Politics

26. Juli: Prof. Dr. David Nirenberg (University of Chicago): Anti-Judaism Past and Present

Informationen: Prof. Dr. Christian Wiese, Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Evangelische Theologie, Campus Westend, Tel. (069) 798- 33313; E-Mail: C.Wiese@em.uni-frankfurt.de, https://www.uni-frankfurt.de/42839537/Aktuell

Veranstaltungen

Apr 21 2017
11:42

Nächster Termin der „Goethe Lectures Offenbach“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und der Stadt Offenbach am 27. April 2017 im Klingspor-Museum

Geht die Globalisierung zu Ende?

FRANKFURT. Wer gewinnt die Präsidentschaftswahlen in Frankreich? Wie beginnen die konkreten Austritts-Verhandlungen mit Großbritannien? In den nächsten Wochen und Monaten werden wichtige Weichen für die Zukunft der Europäischen Union gestellt. Möglicherweise setzt sich dabei ein Trend fort, zu dem auch Trumps „America first“ gehört: Globale Verflechtungen und überstaatliche Institutionen scheinen im Abwind zu sein. Eine Analyse der Zusammenhänge ist Gegenstand des nächsten Vortrags im Rahmen der „Goethe Lectures Offenbach“ zum Thema

„Die Rückkehr der Grenzen: Geht die Globalisierung zu Ende?“
am Donnerstag, dem 27. April 2017, um 19.00 Uhr
im Klingspor-Museum, Herrnstraße 80, 63065 Offenbach am Main.

Die „Goethe Lectures Offenbach“ sind eine gemeinsame Reihe des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität und der Stadt Offenbach in Verbindung mit dem Klingspor-Museum. Den kommenden Vortrag hält der Politikwissenschaftler Jens Steffek, Mitglied des Exzellenzclusters und Professor für Transnationales Regieren an der Technischen Universität Darmstadt. Der Eintritt ist frei.

In Europa waren die vergangenen Jahrzehnte geprägt von einem Gefühl der verschwindenden Grenzen. Die weltweite wirtschaftliche Verflechtung nahm stetig zu, im Schengenraum wurden die Grenzkontrollen abgeschafft, im Internet herrschte scheinbar grenzenlose Kommunikationsfreiheit. Politisch bedeutete dies eine immer tiefergehende Zusammenarbeit im Rahmen der Europäischen Union und anderer internationaler Organisationen, häufig gedeutet als Bedeutungsverlust des Nationalstaats. Doch dieses Bild einer sich entgrenzenden Welt hat Risse bekommen. Auch in Europa werden neue Grenzzäune errichtet, rechtspopulistische und anti-europäische Parteien feiern große Erfolge, Staaten greifen wieder zur ungeschminkten Machtpolitik und versuchen sich abzuschotten. In dem Vortrag wird der Frage nachgegangen, ob dies als Ende einer Epoche der Globalisierung und Europäisierung zu deuten ist oder vielmehr als vorübergehende Erscheinung.

Jens Steffek ist seit 2010 Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt „Transnationales Regieren“ an der Technischen Universität Darmstadt und Principal Investigator im Exzellenzcluster. Nach einem Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Geographie an der Ludwig-Maximilians-Universität München promovierte er 2002 am Europäischen Hochschulinstitut Florenz mit einer Arbeit zu Fragen der Gerechtigkeit in der internationalen Handels- und Klimapolitik. Danach beschäftigte er sich als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Bremen und der Jacobs University Bremen mit der Kooperation zwischen internationalen Regierungsorganisationen und nichtstaatlichen Akteuren. Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte führten ihn u.a. an die Universität Cambridge, das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, die Libera Università Internazionale degli Studi Sociali Guido Carli (LUISS) in Rom, das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg und die Universität Montréal.

Zu den Forschungsschwerpunkten von Jens Steffek gehören Politik und Geschichte internationaler Organisationen, Theorie der Internationalen Beziehungen, Transnationale gesellschaftliche Akteure sowie Demokratietheorie. Er hat sechs Bücher und rund 50 Beiträge in Zeitschriften und Sammelbänden publiziert. Steffek ist Mitherausgeber des Bandes „Jenseits der Anarchie – Weltordnungsentwürfe im frühen 20. Jahrhundert“, erschienen in der Schriftenreihe des Exzellenzclusters im Campus Verlag. Seine Aufsätze erscheinen unter anderem im European Journal of International Relations, Ethics & International Affairs, Government & Opposition und Review of International Studies.

Veranstalter des Vortragsabends im Klingspor-Museum und auch der Gesamtreihe sind neben dem Exzellenzcluster die Wirtschaftsförderung der Stadt Offenbach, die einen deutlichen Fokus auf die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft legt, und das Klingspor-Museum Offenbach, das sich mit seinen Schwerpunkten Schriftkunst und Typografie auch überregional einen Namen gemacht hat. Ziel der Partnerschaft der Institutionen, der bereits mehrere erfolgreiche Kooperationsprojekte in Offenbach vorausgegangen sind, ist der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Stadtgesellschaft. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zur Diskussion.

Informationen:
Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de
Ria Baumann, Wirtschaftsförderung Stadt Offenbach, Tel.: 069 80652392, kreativwirtschaft@offenbach.de, www.offenbach.de/wirtschaft

Veranstaltungen

Apr 21 2017
10:56

Akteure und Wissenschaftler diskutieren an der Goethe-Universität Möglichkeiten des Zusammenlebens in einer zerrissenen Gesellschaft

Nach 50 Jahren Bürgerkrieg: Kolumbien auf dem schwierigen Weg zum Frieden

FRANKFURT. Über 50 Jahre herrschte in Kolumbien ein grauenhafter Bürgerkrieg mit 250.000 Todesopfern und fast sieben Millionen Vertriebenen. Seit dem vergangenen Jahr gibt es endlich Hoffnung für die Bevölkerung dieses südamerikanischen Staats: Nach jahrelangen Verhandlungen auf Kuba haben der Staat und die stärkste Guerillagruppe FARC einen Friedensvertrag unterzeichnet, damit scheint die Spirale der Gewalt erst einmal durchbrochen. Doch wie können die staatlichen Akteure und ehemaligen Guerillas, wirtschaftliche Eliten und Landbesitzer, aber auch Künstler, Schriftsteller, Bürgerrechtler, soziale Aktivisten, Lokalpolitiker und Kleinbauern, diesen Friedensprozess gemeinsam gestalten und stabilisieren? Das wird Thema des öffentlichen Frankfurter Symposiums „Kolumbien – Historisches Gedächtnis, Postkonflikt und Transmigration“ sein, es findet statt

vom 3. Mai (Mittwoch) bis 5. Mai (Freitag),
Casino, Raum 823, Campus Westend, Goethe-Universität.

„Die verschiedenen, internationalen am Friedensprozess beteiligten Akteure mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen, Erinnerungen, Erwartungen und Bedürfnissen erhalten in Frankfurt auf neutralem Boden die Möglichkeit, Bedingungen zu diskutieren, wie das Zusammenlebens in dieser zerrissenen Gesellschaft aussehen könnte“, sagt der Frankfurter Romanistik-Professor Roland Spiller. Er hat dieses internationale Symposium, das in spanischer Sprache (mit Übersetzungen der Eröffnungsveranstaltung) stattfindet, gemeinsam mit dem katholischen Theologen Prof. Thomas Schreijäck initiiert und mit einem interdisziplinären Team organisiert. Bei der Eröffnung werden auch die kolumbianische Botschafterin in Deutschland, Maria Lorena Gutiérrez, und der Grünen-Politiker Tom Koenigs, Beauftragter der Bundesregierung für den kolumbianischen Friedensprozess, sprechen.

International anerkannte Akteure der kolumbianischen Zivilgesellschaft werden ebenso teilnehmen wie deutsche Experten, die seit Jahren in einem Kolumbien-Netzwerks aktiv sind, von der Goethe-Universität sind Wissenschaftler und Studierende verschiedener Fachrichtungen dabei: Theologie interkulturell, Romanistik, Geschichte, Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht. Außerdem sind beteiligt: Wissenschaftler aus den Nachbaruniversitäten Gießen und Marburg, das Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut (CAPAZ/DAAD) und der Deutsche Spanischlehrerverband (DSV). Interessierte Bürger sind ebenfalls eingeladen.

Die nun in Kolumbien begonnene Phase des Postkonflikts – das beweisen ähnliche Prozesse in anderen Ländern -, ist entscheidend für die gesellschaftliche Konsolidierung des Friedens. Dies erfordert eine differenzierte Analyse des kollektiven Gedächtnisses und der kolumbianischen Erinnerungskultur. Der fünf Jahrzehnte dauernde Konflikt hat tiefe Wunden hinterlassen. Das Referendum über dem Friedensvertrag fand zunächst nicht die erforderliche Mehrheit. Erst im zweiten Anlauf wurde der überarbeitete Friedensvertrag unterzeichnet und vom Parlament gebilligt. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos war schon vor Abschluss des Vertrags mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Nach Rückzug der FARC haben inzwischen andere den lukrativen Kokainhandel übernommen, wie die Guerillagruppen ELN und EPL, die dem Frieden ebenso wenig zugestimmt haben wie kriminelle Banden und Paramilitärs. Dazu Spiller: „Betrachtet man Frieden als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln, dann ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die einer permanenten Anstrengung bedarf.“

Während der Tagung werden Themenschwerpunkte aus interdisziplinärer Sicht betrachtet, dazu gehören: die Friedensverhandlungen und der innerkolumbianische Konflikt; Genealogie des Konflikts, Akteure und Opfer; das historische Gedächtnis und die kollektive Erinnerung im Postkonflikt; Übergangsjustiz; Armut und soziale Ungleichheit als Hauptursachen des Konflikts; Initiativen der Zivilgesellschaft im Friedensprozess; Migration und Gedächtnis; die Rolle der Literatur und des Films in der Postkonflikt-Gesellschaft; 50 Jahre Gewalt – 50 Jahre Einsamkeit: Hommage an Gabriel García Márquez, Cien años de soledad (Hundert Jahre Einsamkeit). Da sich eine Friedenskultur nicht durch die bloße Abwesenheit von Krieg definiert, spielen auch soziale, politische und kulturelle Kreativität eine entscheidende Rolle. Diese finden sich insbesondere in der Literatur. „Die kolumbianische Literatur zeichnet sich – wie die lateinamerikanische insgesamt – dadurch aus, dass sie die Hindernisse des Zusammenlebens, seine Dissonanzen und Traumata ästhetisch modelliert“, erläutert Spiller. „Die Notwendigkeit, sich mit dem Wissen von dieser traumatischen Geschichte auseinander zu setzen, geht einher mit dem Wissen um seine mögliche Ausweglosigkeit, aber auch mit der Utopie seiner möglichen Verarbeitung.“

In einer Hommage an den Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez wird die visionäre Auseinandersetzung mit Gewalt in seinem vor 50 Jahren publizierten Jahrhundert-Roman Cien anos de soledad im Frankfurter Instituto Cervantes gewürdigt. Die Schriftsteller Laura Restrepo und Luis Fayad, die auch an der Tagung teilnehmen, lesen im Anschluss daran aus ihren Werken, zum Abschluss des Symposiums gibt es Musik aus Kolumbien

am 5. Mai (Freitag) um 19 Uhr
im Instituto Cervantes, Staufenstraße 1.

Unterstützt wird die Tagung von der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie der kolumbianischen Botschaft in Deutschland, der Heinrich Böll-Stiftung, dem Deutschen Spanischlehrerverband, dem Instituto Cervantes, der Vereinigung der Freunde und Förderer der Goethe-Universität, „Café azul“, der studentischen Lateinamerika-Gruppe GIB am Institut für romanische Sprachen und Literaturen und „Frankfurt Memory Studies Platform“.

Informationen: Prof. Dr. Roland Spiller, Institut für romanische Sprachen und Literaturen, Campus Westend, Tel. (069) 798 32178, E-Mail: salerno-petersen@em.uni-frankfurt.de und spiller@em.uni-frankfurt.de; das Programm im Detail: www.symposiumkolumbien.de/

Veranstaltungen

Apr 20 2017
11:03

Der renommierte Islamforscher hält am 25. April auf Einladung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ einen Vortrag an der Goethe-Universität

Gilles Kepel spricht über den islamistischen Terror

FRANKFURT. Er gilt als einer der besten Kenner der arabischen Welt, des politischen Islam und des radikalen Islamismus. Seine Thesen über die islamische Dimension des Terrorismus bleiben allerdings, vor allem in Frankreich, nicht unwidersprochen. Gilles Kepel, Professor am Institute d’Études Politiques de Paris, kommt zu einem Vortrag nach Frankfurt. Auf Einladung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität spricht er über das Thema

„The Jihad out of the Banlieues“
am Dienstag, dem 25. April 2017, um 18.15 Uhr
im Hörsaalzentrum (HZ 8) auf dem Campus Westend
.

Der französische Soziologe und Islamwissenschaftler Gilles Kepel analysiert seit Jahren den islamistischen Terrorismus und seine politischen und sozialen Ursachen. Ziel des Terrorismus sei es, so Kepel, die Gesellschaft in einen Bürgerkrieg zu treiben. Dafür versuchten die Dschihadisten, die Muslime einzuspannen, die sich durch eine wachsende „Islamophobie“ in der Gesellschaft immer mehr in die Enge getrieben fühlten. Diejenigen Politiker, die mit der Bedrohung durch den Islamismus Propaganda machten, gingen damit den Terroristen in die Falle. In seinem Vortrag will Kepel die Zusammenhänge erklären und für ein Engagement der aufgeklärten Bürger plädieren, sich nicht in diese falsche Konfrontation verstricken zu lassen.

In seinen Ausführungen greift Gilles Kepel auf Analysen zurück, die er in seinem jüngsten Buch publiziert hat. Es erschien Ende des vergangenen Jahres unter dem Titel „La Fracture“ in Frankreich. Die jetzt erhältliche deutsche Übersetzung heißt „Der Bruch – Frankreichs gespaltene Gesellschaft“. Sie ist erweitert um ein ausführliches deutsches Vorwort, das auch die Spezifika hierzulande in den Blick nimmt.

Während die meisten Thesen Kepels in der Fachwelt Anerkennung finden, führt er bei der Frage nach den Motiven des Terrors seit einigen Jahren eine vielbeachtete öffentliche Kontroverse mit seinem Landsmann Olivier Roy. Dieser gilt ebenfalls als ausgezeichneter Kenner des Islam, ist Professor für politische Wissenschaften am European University Institute (EUI) in Florenz und lehrt zudem an Pariser Universitäten. Roy war im Wintersemester 2015/2016 Gast des Frankfurter Exzellenzclusters. Er gehörte zu den Referenten der Ringvorlesung „Normenkonflikte in pluralistischen Gesellschaften“.

Bei der Auseinandersetzung zwischen Gilles Kepel und Olivier Roy, die auch als Streit der „Meinungsführer“ und „Meisterdenker“ bezeichnet wird, geht es um den Stellenwert der islamischen Religion für die terroristische Gewalt. Kepel spricht von einer „Radikalisierung des Islam“ und warnt davor, die religiösen Aspekte der Anschläge zu unterschätzen. Roy wiederum bringt seine Argumente auf die Formel einer „Islamisierung der Radikalität“. Die Attentäter seien meist entwurzelte Jugendliche oder junge Erwachsene ohne fundierte religiöse Vorbildung.

Gilles Kepel wird seinen Vortrag auf englischer Sprache halten. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich willkommen, der Eintritt frei.

Informationen: Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, Bernd Frye (Pressereferent), Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de/

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Apr 19 2017
11:29

Ringvorlesung zur U.S. Außen- und Sicherheitspolitik unter Trump

Angriff auf die liberale Weltordnung

FRANKFURT. Donald Trump mischt die internationale Politik auf. Dabei stellt er nationale Normen und Werte ebenso in Frage wie internationale Institutionen und Organisationen. Nicht wenige sehen in der neuen Außen- und Sicherheitspolitik der USA einen Angriff auf die liberale Weltordnung. Die Vorträge der Ringvorlesung „Angriff auf die liberale Weltordnung – U.S. Außen- und Sicherheitspolitik unter Trump“ untersuchen Aspekte dieser Politik im Detail, stellen sie in den historischen Kontext und versuchen, die Folgen für die internationale Ordnung abzuschätzen. Darüber hinaus fragen sie danach, ob die Ansätze zur Erklärung internationale Politik angesichts dieser Entwicklungen noch angemessen sind oder ob nicht die Grundannahmen insbesondere liberaler und institutionalistischer Ansätze einer kritischen Prüfung unterzogen werden müssten.

Die Ringvorlesung findet in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Herausbildung normativer Ordnungen“ und dem Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung statt. Nach den etwa 45-minütigen Vorträgen, die durch das electure-Team aufgezeichnet werden, besteht die Möglichkeit zu einer Diskussion. Die öffentlichen Vorträge finden im Sommersemester 2017 jeweils donnerstags von 14-16 Uhr im Hörsaalzentrum, Raum HZ8, statt.

Termine:

20.04.: Christopher Daase, Die Krise der liberalen Weltordnung – Das Phänomen Trump
27.04.: Gunther Hellmann, Weltordnungspolitik: Die "Normative Macht" USA vor und nach Trump
4.05.: Reinhard Wolf, “Our country needs more ego". Trumps Narzissmus und die Sehnsucht nach außenpolitischen Siegen
11.05.: Hans-Joachim Spanger, Das Empire schlägt zurück: Trumps Russlandpolitik in der Sackgasse
18.05.: Sebastian Biba und Heike Holbig, Chinas Rolle in der G20 und die Beziehungen zu den USA
1.06.: Oliver Owcza, Vier Monate Präsident Trump - eine Zwischenbilanz der deutsch-amerikanischen Beziehungen
8.06.:  Caroline Fehl, “Multilateralism minus one?” Dilemmata der globalen Kooperation in der Trump-Ära
22.06.: Holger Janusch, America First - Paradigmenwechsel in der US-Handelspolitik
29.06.: Michael Dobbins, Trumps Innenpolitik im Schatten von Obama: Stillstand oder Rechtsruck?
6.07.:  Stefan Kroll, Die USA unter Trump und das Völkerrecht. A new sovereigntism?
13.07.: Nicole Deitelhoff, Populismus und Weltpolitik
20.07.: Andreas Kohn und Sebastian Schindler, 100 Tage Great Again: Vom Politiktheater zu Politik im Theater 

Weitere Informationen: Prof. Dr. Christopher Daase, Institut für Politikwissenschaft u. Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, Goethe-Universität Frankfurt, Tel. (069) 798-31460, Daase@normativeorders.net; Dr. Stefan Kroll,  Institut für Politikwissenschaft, Tel. (069) 798-31461, stefan.kroll@normativeorders.net

Veranstaltungen

Apr 19 2017
11:26

Die Autoren Wouter Meijer und Tilmann Bünz diskutieren ihre Erfahrungen im Nachbarland

Deutsche und Niederländer: „Gute Nachbarn – Beste buren“

FRANKFURT. Über die Niederlage des Rechtspopulisten Geert Wilders bei den niederländischen Parlamentswahlen haben die deutschen Medien ausführlich berichtet. Warum nehmen die Deutschen die Niederlande stärker wahr? Warum mögen eigentlich die Niederländer inzwischen die Deutschen? Unter dem Titel „Gute Nachbarn – Beste buren“ diskutieren die Journalisten Wouter Meijer aus den Niederlanden und Tilmann Bünz aus Deutschland über das Verhältnis der beiden Länder. Beide kennen das jeweilige andere Land seit vielen Jahren und haben 2016 Bücher über ihre Erfahrungen im Nachbarland geschrieben. Das Gespräch wird moderiert von Max Smolka, der als Wirtschaftsjournalist in der FAZ über die Niederlande berichtet. Es findet statt

am Dienstag (25. April) um 19 Uhr
auf dem Campus Westend der Goethe-Universität, IG-Farben-Haus,
Nebengebäude, Raum 1.741a.

 Wouter Meijer hatte Berlin bereits als Austauschschüler vor dem Fall der Mauer kennengelernt, 2008 kehrte er als Korrespondent für den niederländischen Rundfunk in die Stadt zurück und blieb dort sieben Jahre. Wie sich die deutsche Gesellschaft nach der Wende verändert hat, damit setzt sich der Journalist in dem 2016 erschienenen Buch unter dem charmanten, aber vielsagenden Titel „We kunnen niet allemaal Duitsers zijn“ („Wir können nicht alle Deutsche sein“) auseinander – und dies auf 238 Seiten in einem lockeren Stil mit inhaltlichem Tiefgang. Meijer hatte als Korrespondent Gelegenheit, mit zahlreichen Politikern sowie mit mehr oder weniger bekannten Personen aus Industrie, Wirtschaft, aber auch mit vielen normalen Bürgern zu sprechen. Kaum ein Thema lässt er in seinem Buch aus, er schreibt über die neuen Bundesländer, die Vergangenheitsbewältigung, Pegida, die Flüchtlingspolitik, die Finanzkrise, die Energiewende, die Europakrise, die Autoindustrie, den Erfolg der Familienbetriebe, Angela Merkel, den Tatort und vieles mehr. Außerdem will er den Niederländern erklären, wieso die Deutschen die Finanzkrise besser bewältigt haben als sie selbst.

Tilmann Bünz liebt die Niederlande, wird aus dem Land aber nicht immer schlau. 1982 ging er mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienst nach Amsterdam und arbeitete 18 Monate als Freiwilliger in der Mozes-en-Aaron-Kerk. Wie sich die Niederlande in den letzten 30 Jahren verändert haben, ist Thema seines jüngsten Buchs „Fünf Meter unter dem Meer, Niederlande für Anfänger“. Bünz, der als Reporter seit 20 Jahren für die ARD durch die Welt reist, ist auch Autor des TV-Features „Unbekannte Nachbarn – Die Niederländer“. Er wirft einen freundlich-kritischen Blick auf ein Land zwischen Toleranz und Enge. Er fragt, was von der sprichwörtlichen Toleranz übrig geblieben ist. Er nimmt an einer Einbürgerungsfeier in einem Saal voller Kopftücher teil und trifft Ahmed Aboutaleb, den muslimischen Bürgermeister von Rotterdam. Er lässt die Seele ausbaumeln auf der Watteninsel Vlieland und feiert die Ankunft des Nikolaus und seiner 612 schwarzen Knechte auf der Amstel. Er besucht alte Widerstandskämpferinnen und fragt nach, warum die Niederländer auf einmal Deutschland mögen.

Der Diskussionsabend wird vom Lektorat Niederländisch organisiert und von der Königlich Niederländischen Botschaft in Berlin unterstützt.

Informationen: Laurette Artois, Lektorat Niederländisch, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Campus Westend, Tel. (069) 798 32851, Mail: artois@lingua.uni-frankfurt.de, www.uni-frankfurt.de/41138070/niederlaendisch

Forschung

Apr 18 2017
16:50

Screeningverfahren für Leitstrukturen mit optimierter Lichtausbeute

Molekülbibliotheken für organische Leuchtdioden

FRANKFURT. Organische Leuchtdioden (OLEDs) sind vielversprechende Kandidaten für flexible Flachbildschirme. Mit einem von Chemikern der Goethe-Universität entwickelten Screeningverfahren lassen sich Leitstrukturen zur Optimierung der Lichtausbeute nun schneller identifizieren.

Die steigende Nachfrage nach immer leistungsfähigeren Smartphones, Tabletcomputern und Heimkinos stellt die Displaytechnologie vor wachsende Herausforderungen. Gegenwärtig werden sie am umfassendsten von organischen Materialien gemeistert. Insbesondere mit Molekülen aus der Stoffklasse der Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAKs) lassen sich großflächige und mechanisch flexible Flachbildschirme erzeugen. Sie vereinen brillante Farben mit einer hohen Auflösung und verbrauchen gleichzeitig wenig Energie.

Chemiker der Goethe-Universität arbeiten derzeit an neuartigen organischen Leuchtstoffen, die ihre besonders vielversprechenden Eigenschaften dem gezielten Einbau von Bor-Atomen in das PAK-Gerüst verdanken. Bislang waren die erforderlichen Synthesen äußerst anspruchsvoll und zeitaufwändig. Erleichterung könnte künftig ein jüngst entwickeltes Screeningverfahren schaffen, mit dessen Hilfe eine Vielfalt borhaltiger PAKs auf kurzem Wege zugänglich wird. So lässt sich deren Potential als OLED-Leuchtstoffe effizient evaluieren. Nur die aussichtsreichsten Kandidaten werden anschließend eingehender untersucht.

Wie die Gruppe um Prof. Matthias Wagner vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Goethe-Universität  in der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ berichtet, basiert die Methode auf einer Dreikomponentenreaktion: Zwei der Bausteine bleiben in allen Reaktionen unverändert, der dritte wird aus einem breiten Spektrum käuflicher und kostengünstiger PAKs ausgewählt. Der reaktive borhaltige Ausgangsstoff spielt beim Aufbau der Molekülgerüste eine entscheidende Rolle. Zudem verleiht er den erhaltenen Verbindungen die erwünschten optoelektronischen Eigenschaften, indem er die Leuchtkraft erhöht und die elektrische Leitfähigkeit der Materialien verbessert.

„Lange Zeit hat vor allem die Pharmaforschung von Screeningverfahren profitiert“, so Doktorandin Alexandra John. „Gerade auf dem dynamisch wachsenden Gebiet der organischen Materialien bietet es sich jedoch an, ähnliche Strategien zu nutzen, um kostengünstig und ressourcenschonend ans Ziel zu kommen.“ Prof. Matthias Wagner ergänzt: „Die Marktrelevanz unserer Entwicklung erkennt man auch daran, dass unsere Forschung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie großzügig finanziell unterstützt wird“. Das zugrundeliegende Förderinstrument “WIPANO - Wissens- und Technologietransfer durch Patente und Normen“ zielt darauf ab, durch die Sicherung und Nutzung von Geistigem Eigentum die wirtschaftliche Verwertung innovativer Ideen und Erfindungen aus öffentlicher Forschung zu gewährleisten. Wagner und John haben ihr Verfahren bereits zum Patent angemeldet.

Publikation:

Alexandra John, Michael Bolte, Hans-Wolfram Lerner, and Matthias Wagner: A Vicinal Electrophilic Diborylation Reaction Furnishes Doubly Boron-Doped Polycyclic Aromatic Hydrocarbons, in: Angew. Chem. Int. Ed. 2017, DOI: 10.1002/anie.201701591. 

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/66206458 

Bildtext: Ein neues Screeningverfahren ermöglicht die effiziente Identifizierung vielversprechender OLED-Leuchtstoffe.

Copyright: AG Matthias Wagner

Informationen: Prof. Matthias Wagner, Institut für Anorganische und Analytische Chemie, Campus Riedberg, Tel.: 069 798 29156; Matthias.Wagner@chemie.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Apr 18 2017
16:48

Zum Auftakt der Vortragsreihe „Wie wir wurden, wer wir sind“ wird die Biografie Helene Weigels vorgestellt

Die Frankfurter Bürger-Universität startet ins Sommersemester

FRANKFURT. Die Frankfurter Bürger-Universität startet ab dem 24. April mit einer Neuauflage der Reihe „Wie wir wurden, wer wir sind“ ins Sommersemester 2017. Bis Anfang Juli werden wieder sechs prominente Persönlichkeiten der deutschen Geschichte und Gegenwart und ihre Lebensgeschichten vorgestellt. Es handelt sich um Biographien, die eng mit der deutschen Sozial- und Kulturgeschichte verbunden sind, diese stark geprägt haben oder weiterhin prägen.

Der erste Vortrag im Sommersemester behandelt den Lebenslauf der deutsch-österreichischen Schauspielerin Helene Weigel:

„Helene Weigel – Mutter Courage“ am Montag, 24. April 2017, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Frankfurt, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main.

Mit ihrem schauspielerischen Talent hat Weigel die Bühnen des Landes unweigerlich mitgeprägt. Ihr Wirken am Theater „Berliner Ensemble“ und ihre Beziehung zu Bertolt Brecht haben sie bekannt gemacht. Dennoch war ihr Leben an der Seite des Theatermachers und Dichters stets ein Leben in seinem Schatten. Die Kooperation am „Berliner Ensemble“, der Lebenszuschnitt des Ehepaars während der Zeit der Emigration, auferlegten Helene Weigel eine Selbstzurücknahme. Unbestritten sind dabei ihre Beiträge zur Innovation des Theaterspiels und zu einem neuen Verständnis des Schauspielberufs. Der Vortrag von Tilman Allert, Professor für Soziologie an der Goethe-Universität und Kurator der Vortragsreihe, geht den familiengeschichtlichen und berufsbiografischen Weichenstellungen einer der großen Frauen des deutschen Theaters nach.

Folgende Biografien erwarten Sie außerdem im Sommersemester:

08. Mai 2017
Prof. Matthias Bormuth
Eduard Beaucamp
Unzeitgemäße Kunstkritik 

22. Mai 2017
Dr. Lorenz Jäger
Walter Benjamin
Genie und Grenzgänger 

19. Juni 2017
Prof. Birgit Recki
Helmuth Plessner
Vom Lachen und Weinen

26. Juni 2017
Dr. Edo Reents
Manfred Krug
Liebling Kreuzberg

03. Juli 2017
Prof. Tilman Allert
Beate Uhse
Freiheit für die Liebe

Beginn jeweils um 19.30 Uhr, Eintritt frei. 

Alle Veranstaltungen finden im Foyer der Zentralbibliothek der Stadtbücherei (Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main) statt.

Die Frankfurter Bürger-Universität ist ein Veranstaltungsformat, in dem Bürgerinnen und Bürger im Sommersemester „deutschen Biografien“ begegnen können und das im Wintersemester wechselnde Themen mit städtischem, gesellschaftsrelevantem Bezug aufgreift. Oft verlässt die Goethe-Uni mit ihren Hauptreihen den Campus und zieht an wechselnde Orte in der Stadt, um dort mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Die Bürger-Universität wird jedes Semester von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm begleitet. Dieses beinhaltet neben der eigens konzipierten Vortragsreihe eine vielfältige Auswahl an öffentlichen Veranstaltungen der Goethe-Universität, ihrer Fachbereiche, (An)-Institute und Initiativen. Die Broschüre mit über 100 Veranstaltungen steht unter www.buerger.uni-frankfurt.de zur Verfügung.

Besuchen Sie auch unseren Online-Veranstaltungskalender unter: www.uni-frankfurt.de/kalender

Veranstaltungen

Apr 18 2017
16:46

Cornelia Goethe Colloquien im Sommersemester – Auch Vortrag von Carolin Emcke, Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels

Vorlesungsreihe: „Wer hat Angst vor Gender?“

FRANKFURT. Selten hat der Begriff „Gender“ in der großen Politik eine solche Rolle gespielt wie heute. Nicht nur an den Rändern, sondern immer mehr auch in der Mitte des politischen Spektrums wird neben dem Neoliberalismus und der Globalisierung auch Gender für die gesellschaftlichen Krisen der Gegenwart verantwortlich gemacht. Die öffentliche Vorlesungsreihe „Wer hat Angst vor Gender?“, die im Sommersemester vom Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse (CGC)veranstaltet wird, geht dieser Frage nach und nimmt die Ängste insofern ernst, als sie die Positionen und Politiken des Anti-Genderismus in einer interdisziplinären Perspektive offen und kritisch rekonstruiert.

Prominenter Gast dieser Cornelia Goethe-Colloquien ist die freie Publizistin Dr. Carolin Emcke, die im vergangenen Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde und auch Alumna der Goethe-Universität ist: Titel ihres Vortrags, der am 5. Juli (Mittwoch) um 18.15 Uhr im Festsaal des Casinos stattfindet, ist in Anlehnung an ihr jüngstes Buch „Gegen den Hass oder: Die Ordnung der Reinheit“.

Gender-Studies, lange Zeit als exotisches „kleines Fach“ geführt, haben sich im Verlauf der vergangenen dreißig Jahre international, aber auch an deutschen Hochschulen etabliert und im universitären Kanon verankert. Kritik daran gab es immer, jedoch nie zuvor in einer solchen Lautstärke wie heute. So mehren sich beispielsweise auch in Parteiprogrammen Forderungen nach einer Abschaffung des „Gendermainstreaming“, der Gender-Diskurse und der Gender-Studies. Wie konnte es zu dieser massiven Kritik kommen? Wie konnten ein theoretisches Konzept und sein interdisziplinäres Forschungsfeld in diesem Maß zum Fokus und Kristallisationspunkt gesellschaftlicher Ängste und an diese appellierender politischer Rhetorik werden? Diese Fragen werden in der Vortragsreihe aufgegriffen, die von Prof. Vinzenz Hediger, Prof. Helma Lutz und PD Dr. Marc Siegel konzipiert wurde.

Das Spektrum der Vorträge reicht von der neuesten medizinischen Forschung, die zeigt, dass Geschlecht keineswegs als so fixiert zu verstehen ist, wie dies „Anti-Genderisten“ aus der Biologie suggerieren, über die Soziologie, die Publizistik und die Medienforschung bis zur katholischen Theologie. Ziel der Reihe – so die Ankündigung des Cornelia Goethe Centrums – ist es, „den Anti-Genderismus in ein reflektiertes Verhältnis zu den Positionen der Genderforschung zu setzen und eine Kartografie der gegenseitigen Beunruhigungen zu entwerfen, aus der ersichtlich wird, wer genau, weshalb und mit welcher Berechtigung Angst vor Gender hat“.

Die Vorträge auf einen Blick:

26. April 2017: Dr. Nadine Hornig, Universität Kiel: Understanding Gender – vom Einfluss von Genen und Hormonen auf unser physisches und psychisches Geschlecht

10. Mai: Prof. Regina Ammicht Quinn, Universität Tübingen: Hat Religion ein Geschlecht?
Eine umstrittene Analysekategorie und ihre Auswirkungen

17. Mai: Prof. Ilse Lenz, Ruhr-Universität Bochum: Gender als Skandal? Zum neuen Antigenderismus: Diskurse und Akteure

14. Juni: Prof. Stefan Timmermanns, Frankfurt University of Applied Sciences: Sexualpädagogik im Kreuzfeuer einer reaktionären Medienkampagne

28.Juni 2017: Prof. Kathrin Peters, Universität der Künste Berlin: Gender und Medien: Zum Zwischenstand einer Debatte

5. Juli: Dr. Carolin Emcke, Berlin: Gegen den Hass oder: Die Ordnung der Reinheit

Die öffentlichen Colloquien mit den Vorträgen finden jeweils mittwochs um 18.15 Uhr auf dem Campus Westend, PEG-Gebäude, Raum 1. G 191, statt; Ausnahme der Vortrag von Carolin Emcke im Festsaal des Casinos, Campus Westend.

Informationen: Cigdem Toprak, Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse (CGC), Campus Westend; toprak@em.uni-frankfurt.de, Details zu den Vorträgen: www.cgc.uni-frankfurt.de/cgc-lehre-kolloq.shtml

Sonstige

Apr 13 2017
11:27

DIPF-Forscher Johannes Hartig weist im neuen UniReport Kritik an empirischer Bildungsforschung zurück

These vom „Bildungsverfall“ zu „alarmistisch“

FRANKFURT. Der Bildungsforscher Johannes Hartig antwortet im aktuellen UniReport auf die Kritik am Kompetenzbegriff und an der empirischen Bildungsforschung, die der Biologie-Didaktiker Hans Peter Klein (Goethe-Uni) in der letzten Ausgabe der Universitätszeitung formuliert hatte. Hartig, Professor für Educational Measurement am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) und am Fachbereich Psychologie der Goethe-Universität, bemängelt, dass Klein „Untergangsszenarien“ des Bildungssystems skizziere, ohne dafür empirische Belege zu liefern. Hartig sieht ein grundsätzliches Dilemma in Kleins Kritik an der empirischen Messbarkeit der Ergebnisse schulischen Lernens. „Wenn das nicht möglich ist, sind aber auch keine Aussagen darüber möglich, ob Schülerinnen und Schüler am Ende ihrer Schulausbildung mehr oder weniger gelernt haben“, so Hartig.

Der DIPF-Forscher erkennt im Unterschied zu Klein deutliche Anzeichen für eine gute Entwicklung des Bildungssystems, beispielsweise beim Anstieg der öffentlichen Bildungsausgaben: „Insbesondere die Lehrerbildung erfährt aktuell eine enorme Aufmerksamkeit in der Forschung, zugleich wird die Ausbildung an den Universitäten finanziell stärker gefördert.“ Hartig konzediert, dass der von Klein kritisierte Kompetenzbegriff durchaus unscharf sei; hier wäre eine ebenso wissenschaftliche wie auch politische Diskussion seines Erachtens vonnöten. Hartig sieht auch auf anderem Gebiet neue Herausforderungen für das Bildungssystem: „Vielleicht ist es wichtiger, Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, wie sie an Informationen gelangen und wie sie die Glaubwürdigkeit von Online-Informationen bewerten, als sie Bruchteile des verfügbaren Fachwissens auswendig lernen zu lassen?“

Die weiteren Themen im aktuellen UniReport:

  • Witzigmann & Co: Ein soziologisches Forschungsseminar hat sich mit der Sterneküche in Deutschland beschäftigt.
  • Krise der Germanistik, reloaded? Ein SPIEGEL-Artikel über das Fach stößt bei Lehrenden und Studierenden in Frankfurt auf massive Kritik.
  • Bierhefen produzieren Fettsäuren: Basis für Biokraftstoff? Der Chemiker Martin Grininger und der Molekularbiologe Eckhard Boles haben ein neues effizientes Verfahren zur Herstellung eines wertvollen Rohstoffs entwickelt.
  • America on my mind:  Der Bachelor-Studiengang American Studies beleuchtet die Literatur, Kultur und Geschichte der USA.
  • Wissen für die Gesellschaft: Der neue Innovectis-Geschäftsführer Martin Raditsch möchte die Third Mission der Goethe-Uni stärken.
  • Leiden von Tieren verringern: Maike Windbergs hat die neue Tierschutz-Professur an der Goethe-Uni übernommen
  • Übergänge im Lebenslauf gestalten: Das neue DFG-Graduiertenkolleg „Doing Transitions“ untersucht, wie Phasen der Unbestimmtheit individuell und gesellschaftlich konstruiert und bewältigt werden.
  • 17-Prozent-Chance für Eintracht Frankfurt auf Europa League: Forscher der Goethe-Uni und der Uni Potsdam haben das Saisonende der Bundesliga mathematisch simuliert.

Der UniReport 2/2017 steht zum kostenlosen Download bereit unter http://www.unireport.info/53996845/aktuelle_ausgabe

Veranstaltungen

Apr 12 2017
17:01

Prof. Étienne François spricht am Forschungskolleg Humanwissenschaften über geschichtliche Identität des Kontinents

Vortrag: Europa als Erinnerungsgemeinschaft

BAD HOMBURG. Im Gegensatz zu den Jahren nach der Wiedervereinigung Deutschlands und Europas, die als Einstieg in ein neues Zeitalter des Friedens, der Freiheit und des Wohlstands gefeiert wurde, ist Europa heute Gegenstand von Diskussionen und Kritiken. Was ist Europa? Sind die Gemeinsamkeiten unter den Europäern stärker als ihre Unterschiede? Lässt sich Europa überhaupt als eine Gemeinschaft verstehen? Der deutsch-französische Historiker Prof. Étienne François wird in seinem Vortrag Perspektiven zur Beantwortung dieser entscheidenden Fragen aufzeigen:

am 18. April (Dienstag) um 19 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg.

Im Rückgriff auf ein kürzlich abgeschlossenes, gesamteuropäisches Forschungsprojekt über europäische Erinnerungsorte wird Étienne François die unterschiedlichen Formen der „Gegenwart des Vergangenen“ beschreiben, die das heutige Europa im globalen Kontext kennzeichnen. Dabei zeigt sich, dass die Europäer – trotz der oft gegensätzlichen Erinnerungskulturen – Erben einer gemeinsamen Geschichte sind. Eine der größten Herausforderungen besteht deswegen darin, aus den unterschiedlichen und gespaltenen Erinnerungen teilbare und geteilte Erinnerungen zu machen. 

Étienne Françoisist vor allem durch die drei Bände „Deutsche Erinnerungsorte“, die er 2001 zusammen mit Hagen Schulze im Münchener Beck-Verlag herausgab. Seine Forschungen befassen sich mit der deutschen und europäischen Geschichte wie auch mit der Geschichte der Erinnerungskulturen.Étienne Françoislehrte an den Universitäten Nancy, Paris und Berlin und war zwischen 1992 und 1999 Gründungsdirektor des deutsch-französisches Forschungszentrums für Sozial- und Geisteswissenschaften „Centre Marc Bloch“ in Berlin. Er ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Die Vortragsreihe „EuropaDialoge/Dialogues d’Europe“ wird vom Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität und dem an der Goethe-Universität angesiedelten Deutsch-Französischen Institut der Geschichts- und Sozialwissenschaften „Institut Franco-Allemand de Sciences Historiques et Sociales“ gemeinsam veranstaltet und von Prof. Matthias Lutz-Bachmann, Direktor des Forschungskollegs) und Prof. Pierre Monnet (Direktor des Deutsch-Französischen Instituts) wissenschaftlich geleitet, die auch zur Einführung sprechen werden.

Informationen: Beate Sutterlüty, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg, Tel.: 06172-139770, sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Um Anmeldung wird gebeten: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Veranstaltungen

Apr 12 2017
16:59

Ökonom der Toulouse School of Economics spricht über Digitalisierung und Unternehmensorganisation

Prof. Jacques Crémer wird elfter Raymond-Barre-Stiftungsgastprofessor

FRANKFURT. Prof. Jacques Crémer von der Toulouse School of Economics ist der elfte Raymond-Barre-Stiftungsgastprofessor. Crémer wird vom 17. bis zum 21. April 2017 in Frankfurt sein. Hier wird er einen Vortrag für die Bürgergesellschaft in Kooperation zwischen der Deutsch-Französischen Gesellschaft und der Goethe-Universität halten, zum Thema „Digitalisierung“. Er wird auch im Forschungskolloquium der Universität zu einem Thema der Unternehmensorganisation sprechen. In der ersten Maiwoche wird er die Universität ein weiteres Mal besuchen, um den Austausch mit Professorinnen und Professoren und Studierenden in Master und Doktorprogrammen der Goethe-Universität zu intensivieren. Er wird dann auch einen Mini-Kurs für die Doktoranden halten, zum Thema vertikale Integration und Unternehmenskultur.

Prof. Dr. Jacques  Crémer: „Wohin führt uns das Internet?", Dienstag, 18. April,
18 Uhr, Campus Westend, HZ 12 (mit Empfang, freier Eintritt).

Jacques Crémer ist Absolvent der Ecole Polytechnique und des MIT in Cambridge, MA. Crémer begann seine Karriere in den USA und lehrte sowohl an der University of Pennsylvania in Philadelphia, als auch am Virginia Polytechnic Institute, bevor er im Jahre 1990 nach Toulouse berufen wurde. Hier bekleidete er unter anderem die Stelle des Direktors des IDEI, des Instituts für Industrieökonomie. Crémer ist Fellow der European Economic Association und der Econometric Society. Seit Januar 2016 ist er Mitglied im Conseil National du Numérique, dem wissenschaftlichen Beirat für Fragen der Digitalisierung der französischen Regierung. In seinen Forschungsarbeiten betrachtet Crémer zurzeit vor allem Fragen der Digitalisierung. Er hat außerdem über Planungstheorie, Anreize und Auktionen, Organisationstruktur und -kultur gearbeitet. Andere Arbeiten bezogen sich auf die Struktur des Tankstellenmarkts, der Internetökonomie und Fragen von Marktdynamik und Föderalismus. Seine Arbeiten wurden in einer Reihe namhafter internationaler Zeitschriften wie American Economic Review, Econometrica, Journal of Political Economy, Quarterly Journal of Economics, Review of Economic Studies publiziert.

Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften lädt gemeinsam mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft seit 2006 jährlich renommierte französischsprachige Wirtschaftswissenschaftler zu Vorlesungen und Seminaren auf den Frankfurter Campus ein. Studierende und Lehrende erhalten dabei die Möglichkeit, Einblicke in aktuelle, richtungsweisende Forschungsarbeiten zu erhalten und gleichzeitig ihre Kenntnisse in der französischen Fachsprache anzuwenden. Die Aventis Foundation fördert diese Stiftungsgastprofessur seit 2011 und unterstützt damit nachhaltig die Erweiterung des Lehrangebotes und der internationalen Kontakte der Frankfurter Stiftungsuniversität.

Mit der Förderung des Projekts der Raymond-Barre-Stiftungsgastprofessur kann die Goethe-Universität in ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Aventis Foundation bereits auf eine langjährige Tradition verweisen. Die Aventis Foundation dient als gemeinnützige Stiftung der Förderung von Kultur, gesellschaftlichen Projekten mit dem Schwerpunkt Gesundheitswesen sowie Wissenschaft, Forschung und Lehre. Sie wurde 1996 als Hoechst Foundation gegründet und ist mit einem Stiftungskapital von 50 Mio. Euro ausgestattet. Im Jahr 2000 wurde die Stiftung in Aventis Foundation umbenannt. Ihr Sitz ist Frankfurt am Main.

Seit der erfolgreichen Einrichtung der Raymond-Barre-Stiftungsprofessur im Jahre 2006 haben folgende namhafte französischsprachige Gastprofessoren den Fachbereich Wirtschafts-wissenschaften besucht: Patrick Messerlin (Sciences Po), Etienne Wasmer (Sciences Po), Bruno Bias (Toulouse School of Economics), Olivier de La Grandville (Université de Genève), Roland Benabou (Princeton University), Thierry Verdier (EHESS, Paris), Patrick Rey (Toulouse School of Economics), Jean-Charles Rochet (Universität Zürich), Emmanuelle Auriol (Ecole d´Economie de Toulouse) und Pascaline Dupas (Stanford).

Weitere Informationen: Prof. Guido Friebel, PhD, Fachbereich 2 – Wirtschaftswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt am Main, gfriebel@wiwi.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Apr 12 2017
16:57

Öffentliche Vortragsreihe des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften startet im April

„Mittwochskonferenzen“ im Sommersemester

FRANKFURT. Das Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften (FZHG) der Goethe-Universität setzt im Sommersemester seine öffentliche Vortragsreihe „Mittwochskonferenzen“ fort, die jeweils um 18 Uhr im IG-Farben-Haus, Raum 411 stattfinden. Zum Auftakt spricht am Mittwoch (19. April) Derek Attridge, emeritierter Professor für englische Literatur an der Universität von York, zum Thema „Close Reading, Modernism, and the Fiction of Tim McCarthy”. Am 3. Mai wird die Reihe fortgesetzt mit einem Vortrag von Prof. Helmuth Trischler, Bereichsleiter Forschung des Deutschen Museums und Direktor des Rachel Carson Center for Environment and Society, er spricht über „Das Anthropozän: Eine Herausforderung für die Wissenschafts-, Technik- und Umweltgeschichte“.

Derek Attridge setzt sich in seinem englischsprachigen Vortrag mit der Tiefenanalyse, dem „close reading“, literarischer Texte auseinander, das in den 1950er Jahre von unterschiedlichen Kritikern gepflegt wurde – nicht zuletzt, um Kultur moralisch zu fundieren. Der New Yorker Literaturwissenschaftler analysiert, ob „close reading“ der zeitgenössischen Literatur überhaupt noch gerecht wird; als Beispiel dienen ihm Tom McCarthys Romane Remainder, Men in Space, C, sowie Satin Island. Dem angloamerikanischen Modernismus folgend, brechen diese Werke mit den Normen des konventionellen Romans, indem sie Charaktere ohne Tiefe und Handlungsverläufe ohne narrative Spannung oder zwischenmenschliche Weiterentwicklung präsentieren und sich stattdessen auf eine Oberfläche verlassen, die von zusammenhängenden und wechselwirkenden Motiven und Anspielungen wimmelt. Attridge stellt die Frage, ob es eine Version des „close reading“ gibt, die der Singularität dieser Werke gerecht werden kann.

Helmuth Trischler wird sich in seinem Vortrag mit den miteinander verschränkten Debatten um das Anthropozän als geologisches Konzept und als kulturelles Konzept nach. Er versteht die Diskussion um das „Zeitalter des Menschen“ als Chance und Herausforderung zugleich, sowohl die überkommene Dualität von Natur und Gesellschaft zu überdenken als auch die Narrative der Wissenschafts-, Technik- und Umweltgeschichte auf den Prüfstand zu stellen und das analytische und heuristische Potenzial des Anthropozän-Konzepts auszuleuchten. Der Wissenschaftler knüpft an die seit der Jahrtausendwende geführte Anthropozän-Debatte an, die von Paul Crutzen und Eugene Stoermer initiiert wurde. Die Anthropozän-These ist zunächst eine naturwissenschaftliche Hypothese, die besagt, dass die vom Menschen ausgelösten Veränderungen sich bereits in geologisch sichtbarer Form niederschlagen und von ausreichend langfristiger Natur sind, um sie auf der Zeitskala der Erdgeschichte zu verorten. In der Debatte wird zugleich ein historischer Gegenstand verhandelt, geht es doch um Fragen der allgemeinen Periodisierung der Geschichte der Menschheit.

Informationen: Dr. Steffen Bruendel, Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften, Campus Westend, Tel.(069) 798 32113, E-Mail: fzhg@em.uni-frankfurt.de 

Veranstaltungen

Apr 12 2017
16:55

Podiumsdiskussion des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ am 19. April mit dem Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide und dem Althistoriker Hartmut Leppin

Frankfurter Stadtgespräch über Religion und Gewalt

FRANKFURT. Judentum, Christentum, Islam – die drei abrahamitischen Religionen haben ihre historischen Wurzeln im östlichen Mittelmeerraum. Zu den Gemeinsamkeiten gehört auch eine monotheistische Ausrichtung, der Bezug auf jeweils nur einen Gott. Die These, dass gerade solche Glaubensrichtungen aufgrund ihres Wahrheitsanspruchs intrinsisch gewalttätig seien, ist in jüngster Zeit wieder Gegenstand kontroverser Diskussionen. Dabei wird besonders dem Islam ein „Gewaltproblem“ vorgeworfen. Das aktuelle „Frankfurter Stadtgespräch“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ setzt auf ein Zusammenspiel geschichts- und religionswissenschaftlicher Ansätze bei der Erörterung des Themas

„Im Namen Gottes? – Monotheismus und Gewalt“ am Mittwoch, dem 19. April 2017, um 19.00 Uhr im Historischen Museum, Fahrtor 2 (Römerberg), 60311 Frankfurt am Main.

Ist mit den monotheistischen Religionen wirklich eine bestimmte Form der Gewalt in die Welt gekommen – die Gewalt im Namen Gottes? Und welche Rolle spielt diese vermeintliche Prägung mit Blick auf militante Strömungen des Islam, aber auch auf das Christentum und seine wechselvolle Geschichte? In einem interdisziplinären Dialog, der ebenso die verbindenden Friedenspotenziale fokussiert, sprechen darüber Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie und Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster, und der Althistoriker Hartmut Leppin vom Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität. Seine Schwerpunkte umfassen die politische Ideengeschichte der Antike und die Geschichte der Spätantike. Die Moderation hat Rebecca Caroline Schmidt, Geschäftsführerin des geistes- und sozialwissenschaftlichen Exzellenzclusters. Die interessierte Öffentlichkeit ist bei freiem Eintritt herzlich willkommen.

Mouhanad Khorchide gilt als Verfechter einer liberalen Interpretation des Islam. Mit seinem 2012 erschienenen Buch „Islam ist Barmherzigkeit“, das mittlerweile in einer überarbeiteten und erweiterten Auflage vorliegt, wurde er auch über Fachgrenzen hinaus bekannt. Später folgten u.a.: „Scharia – der missverstandene Gott: Der Weg zu einer modernen islamischen Ethik“ (2013) und „Gott glaubt an den Menschen: Mit dem Islam zu einem neuen Humanismus“ (2015). Khorchide tritt für eine historisch-kritische Koranexegese ein: Die Verse müssten in ihrem historischen Kontext verstanden werden und könnten nicht als Imperative, zum Beispiel für Gewalt, ins „Hier und Heute“ übertragen werden. Der Professor für Islamische Religionspädagogik plädiert für eine Reform des islamischen Religionsunterrichts mit mehr Offenheit für eigenständiges Denken. Thesen hierzu hat Khorchide auch vor rund einem Jahr in Frankfurt formuliert. Damals war er Referent der Tagung „Welcher Islam gehört zu Deutschland“, veranstaltet vom Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam am Exzellenzcluster.

Hartmut Leppin ist Professor für Alte Geschichte mit dem Schwerpunkt Christentum und Griechische Geschichte. Er engagiert sich in einer Vielzahl von Forschungszusammenhängen, so als Projektleiter des von der DFG geförderten Koselleck-Projekts „Christianisierungen im Römischen Reich“, als Sprecher des Sonderforschungsbereiches „Schwächediskurse und Ressourcenregime“ und im Trägerkreis des Graduiertenkollegs „Theologie als Wissenschaft“. Aus Mitteln des Leibnizpreises, den Leppin 2015 erhielt, hat er das Forschungsprojekt „Polyphonie des spätantiken Christentums“ ins Leben gerufen, das im Mai 2016 offiziell eröffnet worden ist. Das Projekt soll auch dabei helfen, eine Brücke vom spätantiken Christentum zur Erforschung des frühen Islam zu schlagen und einen Beitrag zu der Frage leisten, wie sich die Ausbreitung der drei monotheistischen Religionen historisch ausgewirkt hat. Zu seinen Publikationen gehören: „Das Erbe der Antike“ (2010, in der Reihe C. H. Beck Geschichte Europas) und „Antike Mythologie in christlichen Kontexten der Spätantike“ (2015, als Herausgeber).

Das „Frankfurter Stadtgespräch“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität findet jetzt zum 21. Mal statt. Ziel ist es, unter Einbeziehung eines prominenten Gastes mit geistes- und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen an eine breitere außerakademische Öffentlichkeit zu treten. Zu den bisherigen Gästen gehörten die Publizistin Thea Dorn, der Schriftsteller Feridun Zaimoglu, die Politiker Erhard Eppler, Tom Königs und Rita Süssmuth, der Historiker Christopher Clark und Bundespräsident Joachim Gauck. 

Informationen:Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“: Rebecca Caroline Schmidt (Geschäftsführerin), Tel.: 069/798-31401, rebecca.schmidt@normativeorders.net; Bernd Frye (Pressereferent), Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de/

Forschung

Apr 10 2017
17:03

Physiker der Goethe-Universität sind mit ERC-Projekt BlackHoleCam beteiligt

„Event Horizon Teleskop“ vermisst Schwarzes Loch

FRANKFURT. Das internationale „Event Horizon Teleskop“-Konsortium, das zurzeit erstmalig versucht, das vermutete Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße zu vermessen, hat einen Schwerpunkt in Deutschland, und die Arbeitsgruppe von Prof. Luciano Rezzolla am Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität ist maßgeblich daran beteiligt. Einen Großteil des erforderlichen Netzes aus Radioteleskopen gehört zur „BlackHoleCam“, ein 2013 von einem deutsch-niederländischen Team eingeworbenen Experiment, unter Mitwirkung des Rezzolla-Teams. Die „BlackHoleCam“ wird vom Europäischen Forschungsrat im Rahmen eines „ERC Synergy Grant“ mit 14 Millionen Euro gefördert.

Durch den starken Sog der Schwerkraft kann selbst Licht einem Schwarzen Loch nicht entkommen, weshalb seine Oberfläche, der sogenannte Ereignishorizont (engl. „Event Horizon“), nicht direkt beobachtet werden kann. Die Grenze zwischen den Licht-Teilchen, die sich dem Sog entziehen können, und denen, die vom Schwarzen Loch gefangen werden, wird als „Schatten“ des Schwarzen Lochs bezeichnet, da diese Grenze wie ein Schatten gegenüber dem hell erleuchteten Hintergrund erscheint.

Diesen Schatten wollen die Forscher zurzeit mit einer Serie von Beobachtungen von Sagittarius A*, wie das potenzielle Schwarzen Lochs in unserer Milchstraße bezeichnet wird, detektieren. Während der Beobachtung analysieren die Wissenschaftler Radiostrahlung, die von Sagittarius A* ausgestrahlt wird. Sagittarius A* ist ein Koloss mit der Masse von 4.5 Millionen Sonnenmassen und sein Schatten ist ungefähr so breit wie die halbe Strecke zwischen der Sonne und der Erde (75 Millionen Kilometer).

Die große Entfernung zwischen der Erde und Sagittarius A* von etwa 26.000 Lichtjahren führt zu einer sehr geringen Winkelausdehnung, weshalb der Schatten trotz der enormen Masse, als klein erscheint. Ihn auszumessen ist etwa so, als wolle man einen Apfel auf der Mondoberfläche beobachten. Um den Schatten des Schwarzen Loches messen zu können, werden Radioteleskope rund um den Globus zu einem virtuellen Teleskop mit dem Durchmesser der Erde zusammengeschaltet. Diese Art der koordinierten Beobachtung wird als Interferometrie mit langen Basislinien („Very Long Baseline Interferometry“, VLBI) bezeichnet.

Die Forschung von BlackHoleCam unter der Leitung von Prof. Luciano Rezzolla (Goethe-Universität), Prof. Michael Kramer (Max Planck Institut für Radioastronomie, Bonn) und Prof. Heino Falcke (Radboud-Universität Nimwegen, Niederlande) leistet einen wichtigen Beitrag zum EHT-Experiment. An den aktuellen Messungen beteiligt sich ein Netzwerk von Teleskopen aus Europa, den USA, Mittel- und Südamerika und das Südpolteleskop, die simultan Sagittarius A* beobachten.

Während der Beobachtungen zeichnen die einzelnen Teleskope des Netzwerks die Messungen auf Festplatten auf und im Anschluss werden die Festplatten aller Teleskope zu einem der Auswertungszentren in den USA und in Bonn geschickt. Dort werden die einzelnen Daten an einem Großrechner (Korrelator) zu einer einzigen Messung numerisch zusammengesetzt und durch die Anwendung moderner Bildverarbeitungssoftware kann der Schatten des Schwarzen Loches aus der Messung rekonstruiert werden.

Die Abbildung des Schattens ist der Ausgangspunkt für die theoretische Forschung der Arbeitsgruppe von Prof. Rezzolla. Neben der theoretischen Vorhersage welche Art von Beobachtung zu erwarten ist, arbeitet die Gruppe in Frankfurt auch daran, zu ermitteln, ob die Allgemein Relativitätstheorie Einsteins die Wahre ist. Neben der allgemeinen Relativitätstheorie Einsteins existieren nämlich weitere Gravitationstheorien; die aktuellen Beobachtungen können helfen, die Richtige herauszufinden. Hierfür analysieren die Forscher die Ausdehnung und die Geometrie des Schattens und vergleichen diese mit den am Großrechner erzeugten synthetischen Bildern, die das Ansaugen von Masse eines Schwarzen Loches simulieren.

Die synthetischen Bilder erzeugen die Astrophysiker, indem sie die Gleichungen der relativistischen Magnetohydrodynamik lösen und die Bahnen berechnen, auf denen sich die Photonen um das Schwarze Loch bewegen. Hierzu benutzen die Forscher spezielle Computercodes, die in der Gruppe von Prof. Rezzolla entwickelt werden. So entstehen realistische Abbildungen vom Schatten des Schwarzen Lochs auf der Basis unterschiedlicher Gravitationstheorien, die mit den Beobachtungen verglichen werden können. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, das komplizierte Puzzle der Gravitation zu lösen. Dazu Prof. Rezzolla: „Die derzeitigen Messungen stellen einen entscheiden Schritt in den internationalen Bemühungen zur Erforschung des dunklen und kompakten Objekts im Zentrum unserer Galaxie dar. Jedoch ist dies nur ein erster Schritt, und es ist sehr wahrscheinlich, dass diesem weitere Beobachtungen mit verbesserter Genauigkeit folgen müssen um diese grundlegende Fragestellung zu klären.“

Informationen: Prof. Luciano Rezzolla, Institut für Theoretische Physik, Fachbereich 13, Campus Riedberg, (069)-798-47871; rezzolla@th.physik.uni-frankfurt.de.

Forschung

Apr 10 2017
13:11

Goethe-Uni wirbt zwei ERC-Advanced Grants ein / Je 2,5 Millionen Euro für fünf Jahre

EU fördert Forschung zu Biotreibstoffen und Infektionskrankheiten

FRANKFURT. Zwei ERC-Advanced Investigator Grants des Europäischen Forschungsrats mit je 2,5 Mio. Euro gehen an Forscher der Goethe-Universität Frankfurt. Der Biochemiker und Arzt Prof. Ivan Dikic und der Mikrobiologe Prof. Volker Müller können sich über eine kräftige finanzielle Unterstützung ihrer wegweisenden Forschungsvorhaben freuen.

Umweltfreundliche Treibstoffe
Müller gehört zu den weltweit führenden Mikrobiologen, wenn es um mikrobielle Stoffwechselprozesse in Abwesenheit von Sauerstoff geht. In dem Projekt von Volker Müller geht es um die Herstellung von Biotreibstoffen mithilfe von Bakterien, die Kohlendioxid verarbeiten. Solche Treibstoffe hätten den Vorteil, uns von fossilen Brennstoffen unabhängig zu machen und den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Die Arbeitsgruppe von Prof. Müller vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Goethe-Universität erforscht seit vielen Jahren eine bestimmte Gruppe von Bakterien, die Kohlendioxid (CO2) und Wasserstoff (H2) oder Kohlenmonoxid (CO) in einem Fermentationsprozess zu Essigsäure verarbeiten. Dazu benötigen die Bakterien weder Licht noch Sauerstoff.

Zur Gasfermentation von Abgasen werden die sogenannten acetogenen Bakterien bereits im industriellen Maßstab von der amerikanischen Firma LanzaTech eingesetzt. Hier geht es in erster Linie darum, Abgase unschädlich zu machen. Müller koordiniert bereits ein europaweites Konsortium, in dem die Gasfermentation optimiert werden soll. In dem vom ERC geförderten Forschungsprojekt will Müller nun das Potenzial von Acetobacterium woodii weiter ausschöpfen. Das Bakterium verwertet auch Methanol oder Ameisensäure, beides sind kostengünstige Rohstoffe für biotechnologische Anwendungen.  Müller will mit seiner Arbeitsgruppe die Stoffwechselwege aufklären und dann verändern. Ziel ist es, acetogene Bakterien gentechnisch so zu modifizieren, dass sie aus verschiedenen Ausgangsstoffen umweltfreundliche Treibstoffe und Basischemikalien in großem Maßstab herstellen können.

Neue Strategien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten
Der gebürtige Kroate Dikic erhält den ERC Advanced Investigator Grant bereits zum zweiten Mal. Er gehört zu den internationalen Pionieren der Ubiquitin-Forschung. Ubiquitin reguliert viele zelluläre Prozesse; unter anderem steuert es den Abbau überflüssiger oder schädlicher Proteine und die Reparatur fehlerhafter DNA, überträgt Signale innerhalb der Zelle und löst im Notfall den Zelltod aus. Ubiquitin ist deshalb auch ein wichtiges Molekül zur Abwehr bakterieller Infektionen.

In seinem neuen ERC-Projekt erforscht Dikic, wie Bakterien das Ubiquitin-System ihres Wirtsorganismus zu ihrem eigenen Vorteil manipulieren. Im Mittelpunkt stehen dabei Infektionen mit Salmonellen, Shigellen und Legionellen. Dikics Arbeitsgruppe am Institut für Biochemie II sucht unter anderem nach neuen Signalwegen, die durch bakterielle Enzyme aktiviert werden. Zum Einsatz kommen dabei hochauflösende Mikroskopie-Methoden und modernste massenspektrometrische Technologien, die die quantitative Erfassung aller zellulären Proteine und ihrer Ubiquitin-Markierungen ermöglichen. So wollen die Zellbiologen herausfinden, wie verschiedene bakterielle Enzyme die Schwere und den Verlauf einer Infektion beeinflussen und warum es manchmal trotz erfolgreich verlaufender Antibiotikatherapie zu schweren Folgeschäden im Gewebe kommt. Solche Schäden können nicht nur durch bakterielle Toxine verursacht werden, sondern beispielsweise auch durch Signalstoffe, die infolge einer Infektion durch die wirtseigenen Immunzellen ausgeschüttet werden. Diese sekundären Schäden können lebensbedrohlich werden.

In einem zweiten Schritt wollen die Forscher in Dikics Gruppe nach Wirkstoffen suchen, die in das Geschehen eingreifen und insbesondere die Schädigung des Gewebes limitieren. Hierfür arbeitet Dikic mit Pharmapartnern zusammen. Ultimatives Ziel ist es, die Rolle des Ubiquitin-Systems bei bakteriellen Infektionen grundlegend zu verstehen und darauf aufbauend neue Strategien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten zu entwickeln.

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/66113784

Informationen:
Prof. Dr. Volker Müller, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Fachbereich 15, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798 29507; -29508, VMueller@bio.uni-frankfurt.de.

Prof. Dr. Ivan Dikic, Pressekontakt: Dr. Kerstin Koch, Institut für Biochemie II, Fachbereich 16, Universitätsklinikum Frankfurt, Tel.: (069) 6301 84250 Email k.koch@em.uni-frankfurt.de.

Forschung

Apr 4 2017
15:56

ABCEI setzt nicht nur Schlusspunkt der Protein-Biosynthese, sondern koordiniert auch den nächsten Zyklus

Hammer-Protein bei der Arbeit zugeschaut

FRANKFURT. Eines der wichtigsten Moleküle des Lebens, das Ribosom, übersetzt die genetische Information in Proteine (Translation). Die molekulare Maschine besteht aus zwei Untereinheiten, die gespalten und wiederverwendet werden, um eine neue Runde der Proteinsynthese einzuleiten. Dabei spielt das als „eiserner Hammer“ bekannte Protein ABCE1 eine wichtige Rolle. Forscher der Goethe-Universität haben den Prozess jetzt zusammen mit Kollegen des Genzentrums der LMU München im Detail aufgeklärt. Dabei stellten sie fest, wie ABCE1 die Spaltung des Ribosoms katalysiert und die nächste Translationsrunde einleitet.

Die Gruppen von Prof. Robert Tampé vom Institut für Biochemie der Goethe-Universität und von Prof. Roland Beckmann am Genzentrum in München klärten die Struktur von ABCE1 an der kleinen ribosomalen Untereinheit mithilfe der Kryo-Elektronenmikroskopie auf. Der strukturell hochaufgelöste Komplex ist sozusagen der Punkt am Satzende der Übersetzung und wird als Post-Spaltungskomplex bezeichnet. Zu ihrer Überraschung erkannten die Forscher, dass ein bestimmter Bereich von ABCE1 (die Eisen-Schwefel-Cluster Domäne) wie ein Hammerkopf geformt ist, der sich bei seiner Arbeit um 180-Grad dreht. Hierbei werden die beiden ribosomalen Einheiten auseinandergetrieben und deren Re-Assoziation verhindert. Dieser Prozess wird durch ATP, den Energieträger der Zelle, angetrieben.

Die in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Structural and Molecular Biology“ publizierte Struktur zeigt den molekularen Motor ABCE1 in einer asymmetrischen Konformation. Dies erlaubt Rückschlüsse auf den fundamentalen Mechanismus der Protein-Biosynthese. Beim Menschen sind viele medizinisch relevante Prozesse, die Moleküle durch die Zellmembran transportieren, mit diesen asymmetrisch aufgebauten Motoren gekoppelt.

Weiterhin fanden die Forscher heraus, wie ABCE1 eine neue Runde der Translation einleitet. Lange war bekannt, dass ABCE1 mit so genannten Initiationsfaktoren wechselwirkt, welche die Protein-Biosynthese in Gang setzen. Jetzt konnten sie erstmals die Co-Assoziation mit spezifischen Komponenten des Initiationskomplexes aufzeigen.

Daraus ergibt sich für die weitere Forschung die Frage, wie ABCE1 mit der Rekrutierung von Initiationsfaktoren gekoppelt ist. Das erscheint durchaus wahrscheinlich, denn die Forscher haben mithilfe genetischer Ansätze herausgefunden: Wenn sie die Wechselwirkung von ABCE1 mit dem Ribosom nur geringfügig verändern, kann dies zu drastischen physiologischen Effekten führen.

„Gemeinsam konnten wir ein fehlendes Bindeglied in der Protein-Biosynthese, von einem Zyklus zum nächsten aufklären. Die Arbeit schließt den essentiellen Kreislauf des Lebens für die Homöostase, Differenzierung und Entwicklung von Zellen und Organismen“, fasst Robert Tampé die Bedeutung der Arbeit zusammen.

Publikation: André Heuer, Milan Gerovac, Christian Schmidt, Simon Trowitzsch, Anne Preis, Peter Kötter, Otto Berninghausen, Thomas Becker, Roland Beckmann & Robert Tampé (2017): Structure of the 40S-ABCE1 post-splitting complex in ribosome recycling and translation initiation. Nature Structure and Molecular Biology, doi:10.1038/nsmb.3396

Information: Prof. Robert Tampé, Institut für Biochemie, Fachbereich 14, Campus Riedberg, Telefon: (069) 798-29475, tampe@em.uni-frankfurt.de

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/66030838

Bildtext: Struktur des Ribosoms nach der Spaltung mit gebundenem Motorprotein ABCE1 (hellrot). Der rotierende Hammerkopf ist rot gefärbt.

Copyright: Arbeitsgruppe Tampé, Goethe-Universität

Informationen: Prof. Robert Tampé, Institut für Biochemie, Fachbereich , Goethe Universität Frankfurt, Telefon: (069) 798-29475, tampe@em.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Apr 3 2017
16:12

Goethe-Medienpreis für wissenschafts- und hochschulpolitischen Journalismus wird erstmals bei der Wissenschaftsgala des Deutschen Hochschulverbands in München verliehen

Drei Preisträger – drei wichtige wissenschaftspolitische Themen

FRANKFURT/MÜNCHEN. Sie haben PEGIDA in Dresden nachgespürt, eine journalistische Lanze für das Uni-Fach Volkswirtschaft gebrochen und die Tricks des akademischen Ghostwriter-Gewerbes entlarvt: Anant Agarwala (DIE ZEIT), Christian Schiffer (Bayerischer Rundfunk) und Oskar Piegsa (ZEIT-Campus) sind die drei Träger des Goethe-Medienpreises, der am 3. April bei der Wissenschaftsgala des Deutschen Hochschulverbands in München verliehen wird. Der von der Goethe-Universität Frankfurt und der FAZIT-Stiftung 2016 zum fünften Mal ausgelobte, unabhängige Journalistenpreis wird alle zwei Jahre von einer Jury aus renommierten Fachleuten vergeben. Die drei Preise sind mit Summen von 4.000 (1. Preis), 1.800 (2. Preis) und 1.000 Euro (3. Preis) dotiert. In der aktuellen Ausschreibungsrunde hatten sich über 40 Medienvertreter überwiegend überregionaler Medien um die einzigartige Auszeichnung beworben.

Der Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeine Zeitung, Werner D´Inka, Mitglied der Medienpreis-Jury, hob in seiner Laudatio in der Residenz München die besonders hohe Qualität des Bewerberfeldes hervor: „Die Jury hatte die Qual der Wahl. Es gab eine große Zahl hochrangiger Medienbeiträge, über die wir intensiv diskutiert haben. Am Ende stachen jedoch die drei Preisträger mit ihren Arbeiten hervor. Sie haben in intensiver und zum Teil langwieriger Recherche journalistische Themen von hoher Aktualität und Relevanz identifiziert und diese stilistisch brillant umgesetzt. Mit ihren Arbeiten habe sie den öffentlichen Diskurs über den Tag hinaus bereichert.“

Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff, sagte: „Über Wissenschaft und Wissenschaftspolitik wirklich sachgerecht zu berichten, ist eine extrem wertvolle Leistung für die Wissenschaft und damit für die Zukunft unseres Landes. Der Goethe-Medienpreis hilft Journalisten, mit ihren wissenschafts- und hochschulpolitischen Themen in ihren Redaktionen besser gehört zu werden. Der Preis ist damit ein starkes Statement, diesen Themen mehr Gewicht in den Medien zu geben und in der Berichterstattung nicht nur auf den vordergründigen Effekt zu setzen.“

Anant Agarwala, Redakteur beim ZEIT-Ressort Campus, und 1. Preisträger, sagte: „Ich freue mich wahnsinnig über die Auszeichnung mit dem Goethe-Medienpreis. In meinem Text „Vor Dresden wird gewarnt“ geht es um die unmittelbaren Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Politik und Wissenschaft, und genau die möchte ich in meiner Arbeit weiter verfolgen. Der Preis ist daher nicht nur eine große Ehre, sondern auch ein echter Ansporn.“

Preisträgerarbeit: „Vor Dresden wird gewarnt“ – Der Beitrag beschreibt die Folgen von Ausländerfeindlichkeit für den wichtigsten Wissenschaftsstandort in Ostdeutschland. http://www.zeit.de/2015/34/rechtsextremismus-dresden-wissenschaft-chancen

Christian Schiffer, Redakteur beim Bayerischen Rundfunk, Redaktion Zündfunk, und 2. Preisträger, sagte: „Ich bin sehr froh, mit dem Goethe-Medienpreis geehrt zu werden. Der Preis honoriert Arbeiten über Themen, die wichtig sind, aber in der Öffentlichkeit manchmal eine zu geringe Rolle spielen. Damit trägt diese Auszeichnung zu einem lebendigen Diskurs bei, von dem am Ende alle profitieren.“    Preisträgerarbeit: „It´s the economy, stupid! Warum Studierende mehr Vielfalt in der Volkswirtschaft fordern“ – Der Hörfunk-Beitrag beschreibt, warum das Fach Volkswirtschaft sich ändern sollte, um auch künftig für Studierende und die Gesellschaft relevant zu bleiben. http://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/ausstrahlung-497052.html

Oskar Piegsa, kommissarischer Chefredakteur ZEIT-Campus und 3. Preisträger, sagte: „Für den Ghostwriter-Report habe ich ein Jahr lang recherchiert, bin in verschiedene europäische Städte gereist, das war für ZEIT CAMPUS eine ziemlich teure und aufwendige Sache. Ich freue mich, dass unsere Mühe und der lange Atem honoriert werden! Außerdem hoffe ich, dass der Goethe-Medienpreis zusätzliche Aufmerksamkeit auf das Thema des wissenschaftlichen Ghostwritings lenkt. Mein Eindruck ist: viele Leute haben sich über unsere Recherche-Ergebnisse aufgeregt - aber verändert hat sich kaum etwas.“

Preisträgerarbeit: „Der Ghostwriter-Report“ – Der Beitrag entlarvt die Tricks und falschen Versprechungen akademischer Ghostwriter, die gegen Bezahlung fremde Abschlussarbeiten verfassen.

http://www.zeit.de/campus/2015/03/ghostwriter-schattenwirtschaft-autobiographie-dissertation-hausarbeit

Über den Goethe-MedienpreisBildungs- und Hochschulthemen erfahren in der Öffentlichkeit eine immer stärkere Beachtung. Diese Konjunktur steht in einem eigentümlichen Missverhältnis zur mangelnden Beachtung und Würdigung der täglichen Arbeit vieler hochschulpolitischer Journalisten im deutschsprachigen Raum in den Redaktionen. Der „Goethe-Medienpreis für wissenschafts- und hochschulpolitischen Journalismus“ prämiert seit 2008 herausragende Beiträge auf dem Gebiet eines hochschul- und wissenschaftspolitischen Journalismus: Fundierte Analyse, Hintergründe, verständliche und stilistisch herausragende Darstellung sind die wichtigsten Kriterien für die Vergabe des Preises. Die Auswahl nimmt eine unabhängige, mit führenden Köpfen aus Journalismus und Wissenschaft besetzte Jury vor. Dieser gehören an: 

  • Prof. Dr. Margret Wintermantel (Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes)
  • Prof. Dr. Bernhard Kempen (Präsident des Deutschen Hochschulverbandes)
  • Werner D‘Inka (Mit-Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung),
  • Dr. Martin Doerry (DER SPIEGEL)
  • Dr. Wolfgang Heuser (Herausgeber Deutsche Universitätszeitung)
  • Kate Maleike (Deutschlandradio, Redaktion Campus&Karriere)
  • Prof. Dr. Reinhard Grunwald (Generalsekretär a.D. der Deutschen Forschungsgemeinschaft).

Informationen: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter PR & Kommunikation, Campus Westend, 069 / 798 - 13035:, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de

Forschung

Apr 3 2017
15:56

Vorschlag junger Geowissenschaftler und Physiker kommt in die engere Auswahl

Studentisches Experiment demnächst auf der ISS?

Ein eigenes Experiment auf der Internationalen Raumstation ISS ist der Traum vieler junger Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Für einige Studierende der Geowissenschaften und der Physik der Goethe Universität könnte dies bald faszinierende Realität werden. Sie folgten einem Aufruf des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR), sich mit einem eigenen Projekt unter Bedingungen der Schwerelosigkeit zu bewerben.

Aus zahlreichen Einsendungen wurden insgesamt acht Projekte ausgewählt. Je drei Studierende aus jedem Projekt dürfen nun ihre Konzepte auf Einladung des DLR in Bonn persönlich vorstellen, so auch das EXCISS-Projekt der Frankfurter Studierendengruppe. EXCISS steht für Experiment zur Chondrenbildung auf der ISS. Am Ende des Auswahlprozesses wird der deutsche Astronaut Alexander Gerst im nächsten Jahr drei Experimente auf die Internationale Raumstation mitnehmen und dort durchführen.

„Nichts weniger als die Entstehung der häufigsten Festkörper im frühen Sonnensystem wollen wir mit diesem Experiment klären“, berichtet Gruppenleiterin Tamara Koch. In der Geburtsstunde unseres Sonnensystems vor ca. 4,56 Milliarden Jahren bestand der Solare Nebel aus Gas und Staubkörnern. Sie setzten sich entweder aus Kalzium- und Aluminium-reichen Mineralen oder aus Eisen- und Magnesium-reichen Silikaten zusammen. Durch einen bisher noch nicht geklärten Prozess wurden diese in der frühen Phase des Sonnensystems plötzlich bis zu mehrere Tausend Grad aufgeheizt, um dann ebenso plötzlich wieder zu Tröpfchen, sogenannten Chondren, zu erstarren. Dieser Prozess gibt Forschern bis heute Rätsel auf.

Es gibt mehrere Hypothesen. So könnten entweder Schockwellen oder Blitze die Staubteilchen so stark aufgeheizt haben. Eine weitere Möglichkeit wäre die Kollision mit Asteroiden. Keine der drei Hypothesen hat sich bisher durchsetzen können. Im EXCISS-Projekt wollen die Studierenden nun prüfen, ob die Chondren im Staub-Gas-Gemisch des Solaren Nebels durch hoch-energetische Blitze entstanden sein könnten. Dabei stehen die Eisen und Magnesium-reichen Silikate im Fokus.

Mini-Blitze in der Schwerelosigkeit

„Die Idee hinter dem Projekt ist einfach“, erklärt Tamara Koch. „Wir möchten Staubpartikel in Schwerelosigkeit unter Bedingungen kollidieren lassen wie sie im Solaren Nebel geherrscht haben. Die so gebildeten Staubklümpchen beschießen wir dann wiederholt mit Blitzen, die durch Entladungen von Plattenkondensatoren erzeugt werden. Neu an der Idee ist, dies unter realistischen Bedingungen der Schwerelosigkeit und bei geringem Gasdruck durchzuführen. Solche Experimente sind auf der Erde auch in Falltürmen nicht möglich. Die ISS bietet damit ein einzigartiges Umfeld, die Blitz-Hypothese zu überprüfen.“

„Solch ein Projekt in einer kleinen Kiste von weniger als 15 Zentimeter Kantenlänge und mit zwei Volt Stromversorgung durchzuführen, ist schon eine Herausforderung“ erklärt Yannik Schaper, der sich mit seinem Kommilitonen um die Physik des Projekts kümmert.

„Nur durch die enge Zusammenarbeit von Geowissenschaftlern und Physikern ist die erfolgreiche Umsetzung des Projektes überhaupt möglich“, erläutert Frank Brenker, Professor für Nanogeowissenschaften und Initiator des Studentenprojektes. „Die Studierenden haben hier großartiges geleistet und in sehr kurzer Zeit ein fundiertes Konzept auf die Beine gestellt. Daher hat uns die Auswahl unter die letzten acht nicht wirklich überrascht“, berichtet er.

Nun sind alle gespannt auf das Treffen in Bonn und hoffen, als eines der drei Projekte gefördert zu werden, die letztendlich zur ISS fliegen. Unterstützt wird das Projekt von den AGs Nanogeowissenschaften (Prof. Frank Brenker), Kristallographie (Prof. Björn Winkler) und der Glasbläserei des Fachbereichs Chemie der Goethe-Universität (Michael Röder). Sponsoren für die finanzielle Unterstützung des Projektes werden noch gesucht.

Informationen: Tamara Koch, Frank Brenker, Institut für Geowissenschaften, Mineralogie, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798 40134, tamara-koch@stud.uni-frankfurt.de, brenker@em.uni-frankfurt.de

Forschung

Apr 3 2017
15:44

Studierende beschäftigen sich in einem Lehrforschungsprojekt mit Nutzung von Portalen – Kooperation mit Betrieben in Rhein-Main

Handwerksbetriebe rekrutieren Personal zunehmend über Social Media

FRANKFURT. Der Einsatz von XING und Facebook bei der Personal-Rekrutierung bleibt nicht länger den gut ausgestatteten Personalabteilungen von Großunternehmen vorbehalten: Von den Frankfurter Handwerkern greifen 60 Prozent auf Soziale Netzwerkseiten zurück, insbesondere wenn sie junge Mitarbeiter der Generation Y gewinnen wollen. Das belegt eine Untersuchung, die fortgeschrittene Master-Studierende der Soziologie vorlegt haben. Sie ist eine von drei Fallstudien, die in einem einjährigen Lehrforschungsprojekt entstanden sind und von zwei Wissenschaftlerinnen des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität initiiert und begleitet wurden. Ihr Augenmerk richteten die Studierenden besonders darauf, wo und warum es bei der „Partnersuche“ im Netz noch klemmt.

„Die Sozialen Netzwerkseiten bringen vor allem Vorteile für Betriebe kleiner und mittlerer Größe – und hier sind die Potenziale noch längst nicht ausgenutzt“, haben die Studierenden Anna Trost und Jasmin Werle bei ihrer Fallstudie festgestellt. „Die E-Rekrutierung ist kostengünstiger als das Schalten von Anzeigen in Tageszeitungen und kann flexibel eingesetzt werden“, ergänzt Julia Sauer, die auch an den Betriebsbefragungen beteiligt war. Die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, die Maler- und Lackiererinnung Rhein-Main sowie dem KFZ-Gewerbe Frankfurt/Main und Main-Taunus halfen den Studierende  mit den Betrieben in Kontakt zu kommen – auch im eigenen Interesse. „Die Ansprache von potenziellen Mitarbeitern und Auszubildenden über Soziale Netzwerkseiten ist eine Möglichkeit, auf die Karriereperspektiven im Handwerk hinzuweisen", so Felix Diemerling, Geschäftsführer der Maler- und Lackiererinnung. Er und Claus Kapelke, Hauptgeschäftsführer von der Innung des KFZ-Gewerbes wollen – aufbauend auf den Ergebnissen dieser Fallstudie – ihre Betriebe unterstützen, Netzwerke stärker für die Akquise von Personal zu nutzen. „Handwerksbetriebe entdecken Social-Media-Kanäle verstärkt für sich, wenn es darum geht, neue Zielgruppen, insbesondere Jüngere, auf sich aufmerksam zu machen", sagt Armin Bayer, bei der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main zuständig für den Bereich Wirtschaftspolitik. Die Kooperation mit Praxispartnern bei der Feldforschung war für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation.  „Für die Qualifikation unserer Studierenden sind solche Erfahrungen sehr wichtig“, so Lisa Schäfer, die gemeinsam mit der Geschäftsführerin des IWAK, Dr. Christa Larsen, dieses Lehrforschungsprojekt betreut.

Welche Bedeutung haben die sozialen Netzwerke in der Phase des Berufseinstiegs für Studienabsolventen und für Unternehmen? Mit diesen beiden Seiten der Partnersuche beschäftigte sich die zweite Fallstudie. Olivia Depta hat herausgefunden, dass sich 75 Prozent der befragten Studierenden verschiedener Hochschulen der Region mithilfe solcher Portale über Karrieremöglichkeiten informieren. 50 Prozent interessieren sich besonders für die Unternehmenskultur. Dazu die Co-Autorin Tamara Weddig-Gerbes: „Das ist für viele unserer Generation typisch. Wir wollen wissen, mit wem wir es zu tun haben.“ Bei den Personalverantwortlichen in den Unternehmen scheint noch nicht angekommen zu sein, wie wichtig für die Berufseinsteiger Informationen über Hilfen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind, wie ein Ergebnis der Studie zeigt. Aber offensichtlich kennen die Hochschulabsolventen auch die Erwartungen der Personalrecruiter nicht besonders gut: „Die Studierenden der Generation Y erwarten, dass die Unternehmen sie ansprechen. Doch die Personalverantwortlichen finden, die Jobsuchende sollten stärker in die Offensive gehen und sich auch direkt bei den Unternehmen bewerben“, sagt Katharina Gies, die an dieser Fallstudie beteiligt war. Die Ergebnisse zur Goethe-Universität lassen sich auch in der Studienberatung nutzen, wenn es um die Berufsorientierung geht.

Studienabsolvent/innen sind laut der Studie zu über 90 Prozent über Xing auf dem Bewerbermarkt. Demgegenüber sind die Unternehmen noch deutlich zurückhaltender. „Es ist noch ein weiter Weg bis alle Unternehmen mit Hilfe von XING Personal, dem vorrangig genutzten Portal, rekrutieren werden“, so die Soziologie-Studentin Anna Strohalm, die an dieser Fallstudie mitgearbeitet hat. Es ist allerdings sehr ermutigend, dass nicht nur die jungen, technikaffinen Personalrecruiter auf XING zurückgreifen. „Wir haben herausgefunden, dass gerade die Gruppe der 40- bis 50-jährigen Personaler stark XING nutzt“, konstatiert Julia Rettig, eine der Autorinnen dieser Fallstudie. Jedoch stellt XING fast nie den einzigen Rekrutierungskanal dar. „Unsere Befunde zeigen“, sagt Miriam Geib, „dass die Sozialen Netzwerkseiten immer in Kombination mit anderen Kanälen wie den  klassischen Anzeigen in Tageszeitungen  zum Einsatz kommen.“