​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – Februar 2013

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Pressestelle Goethe-Universität

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Veranstaltungen

Feb 4 2013
09:04

Hans-Jörg Rheinberger, Direktor des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte, spricht im Rahmen der Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“

Naturwissenschaftliche Experimente und der produktive Umgang mit dem Nichtwissen

FRANKFURT. An Beispielen aus den Biowissenschaften des 20. Jahrhunderts wird der Direktor des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte, Prof. Dr. Hans-Jörg Rheinberger, in seinem Vortrag am Donnerstag (7. Februar um 18.15 Uhr) die Verflechtungen von Wissensobjekten, wissenschaftlichen Techniken und Erkenntnismöglichkeiten erläutern. Seine Vorlesung „Über epistemische Dinge“ beschließt die öffentliche Veranstaltungsreihe „Vom Eigensinn der Dinge“ im Hörsaalzentrum (HZ 5) auf dem Campus Westend. Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Karl-Heinz Kohl, Frankfurter Ethnologie und Direktor des Frobenius-Instituts.

Rheinberger, der Philosophie, Soziologie, Linguistik, sowie Biochemie, Biologie und Chemie studiert hat, beschäftigt sich mit der Geschichte des Experiments und der naturwissenschaftlichen Forschungspraxis. Seine Studien zeigen, wie Wissensobjekte als Teile von „Experimentalsystemen" als treibende Momente der Entwicklung der modernen Naturwissenschaften wirken, und damit die Wissenschaft voranbringen. Rheinberger hat wesentliche Studien zur Umgangsweise mit Dingen in den Wissenschaften verfasst und stellt dabei insbesondere „epistemische Dinge“ in den Mittelpunkt. Das sind Dinge, die Erkenntnisse möglich machen – oder sie behindern. Seine Art, die Rolle der Dinge zu verstehen, basiert auf philosophischen Konzepten, wie sie unter anderen Martin Heidegger und Jacques Derrida vertreten.

Sein Hauptaugenmerk richtet sich auf die „Strukturen des Experiments“, die er durch genaue rekonstruktive und ethnografische Analysen der biowissenschaftlichen Laborarbeit zu entschlüsseln sucht. Im Gegensatz zum üblichen Selbstverständnis der Naturwissenschaften zeigt Rheinberger auf, dass weniger Planung und Kontrolle, sondern mehr Improvisation und Zufall den Forschungsalltag prägen. Für Rheinberger zeichnen sich erfolgversprechende „Experimentalsysteme“ dadurch aus, dass sie den „epistemischen Dingen“ genügend Spielraum zur Entfaltung geben. Das Zutagetreten neuer Eigenschaften von Dingen ist nach Rheinberger für einen „produktiven Umgang mit Nichtwissen“ unerlässlich. Nach seiner Auffassung wird der materiellen Kultur der Wissenschaften oft nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. „Und doch wäre ohne sie die ständige, oft schrittweise erfolgende, manchmal auch Vertrautes durchbrechende Entwicklung unserer Wissenschaften undenkbar“, so Rheinberger.

Ethnologen und Archäologen des Graduiertenkollegs „Wert und Äquivalent“ haben die Reihe „Vom Eigensinn der Dinge“ im Wintersemester im Rahmen der Deutsche Bank-Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ gemeinsam konzipiert und organisiert. Die sechs prominent besetzten Vorträge haben gezeigt, wie wenig die bislang vorgestellten Ordnungen der Dinge ausreichend sind, um die Welt des Materiellen zu verstehen. Der Eigensinn der Dinge wurde dabei sowohl als Phänomen einzelner herausragender Objekte wie auch als Frage des Verstehens materieller Kultur insgesamt und damit nach der „conditio humana“ behandelt.

Informationen: Prof. Dr. Hans Peter Hahn, Institut für Ethnologie, Prof. Dr. Hans-Markus von Kaenel, Institut für Archäologische Wissenschaften, Campus Westend, 069-798 32293, value@em.uni-frankfurt.de, www.value-and-equivalence.de

Veranstaltungen

Feb 1 2013
11:16

Vortrag und Diskussion mit dem israelischen Philosophen Daniel Statman am 6. Februar am Forschungskolleg Humanwissenschaften

Können Kriege gerecht sein?

FRANKFURT/BAD HOMBURG. Die Frage, ob und unter welchen Umständen ein Krieg als gerecht oder gerechtfertigt gelten kann, hat eine lange Tradition. Sie wurde von klassischen Autoren wie Augustinus und Thomas von Aquin ebenso erörtert wie von Martin Luther und Immanuel Kant. Die Theorie des gerechten Krieges, die „Just War Theory“, gehört auch in der modernen Philosophie und politischen Theorie zu den zentralen Gegenständen. Denn kriegerische Auseinandersetzungen sind mit so viel Tod und Leid verbunden, dass sich in der Tat immer wieder neu die Frage stellt, welche Rechtfertigung es dafür geben könnte. „Es scheint, als ob in einem Krieg, wenn er erst einmal begonnen hat, alle moralischen Schranken fallen, die im normalen Leben das Töten verhindern“, sagt der  israelische Philosophieprofessor Daniel Statman von der Universität Haifa. Statmans Überlegungen stehen im Mittelpunkt einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung in englischer Sprache zum

Thema: „Can Wars be Just“
am: Mittwoch, dem 6. Februar 2013, um 19.00 Uhr
Ort: Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg vor der Höhe

Daniel Statman ist zurzeit Fellow am Bad Homburger Kolleg. Eingeladen hat ihn die Forschergruppe „Justitia Amplificata: Erweiterte Gerechtigkeit – konkret und global“, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Goethe-Universität gefördert wird. Trotz aller Kriegsgräuel, so der Wissenschaftler, der den einleitenden Vortrag des Abends halten wird, seien wohl fast alle Menschen und sicherlich alle Staaten der Meinung, dass Kriege moralisch gerechtfertigt sein könnten und dass es moralisch gerechtfertigte Kriege gebe oder gegeben habe. Diese Rechtfertigung werde in aller Regel mit dem Recht auf Selbstverteidigung verbunden, so Statman, der indes darauf hinweist, dass eben diese Art Rechtfertigung in den vergangenen Jahren besonders von britischen und amerikanischen Moralphilosophen scharf kritisiert worden sei. Daniel Statman möchte am Forschungskolleg über diese neue Kritik diskutieren und versuchen, eine Alternative zu der traditionellen Rechtfertigung zu entwickeln.

Die Moderation der Veranstaltung hat Klaus Günther, Frankfurter Professor für Rechtswissenschaft und Mitglied des Direktoriums am Forschungskolleg. Günther, der auch Co-Sprecher des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität ist, wird zudem die Begrüßung und Einführung übernehmen. Die weiteren Diskutanten sind der politische Philosoph Mattias Iser, Research Fellow der Forschergruppe „Justitia Amplificata“, sowie Darrel Moellendorf, Professor für Philosophie an der San Diego State University und aktuell ebenfalls Fellow und “Justitia”-Gastwissenschaftler am Forschungskolleg Humanwissenschaften.

Der israelische Philosoph Daniel Statman hat im Rahmen seiner Forschungen beispielsweise auch über philosophische Perspektiven des israelisch-palästinensischen Konflikts publiziert und  ebenso über das so genannte „Targeted Killing“, das gezielte Töten von mutmaßlichen Terroristen. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit wirkt Statman an der Überarbeitung des ethischen Kodexes für Wehrdienstverweigerer der israelischen Armee mit und berät die israelische Krankenversicherung bei der Einführung neuer medizinischer Verfahren und Arzneimittel.

Die interessierte Öffentlichkeit ist zu der Veranstaltung nach vorheriger Anmeldung herzlich willkommen.

Anmeldung: Andreas Reichhardt, Tel: (06172) 13977-16, Fax: (06172) 13977-39, a.reichhardt@forschungskolleg-humanwissenschaften.de, www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Informationen: Prof. Dr. Klaus Günther, Direktorium, Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe- Universität, k.guenther@jur.uni-frankfurt.de; Ingrid Rudolph, Geschäftsführerin des Forschungskollegs, Tel.: 06172-13977-10, i.rudolph@forschungskolleg-humanwissenschaften.de