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Nov 22 2017
12:00

Aus dem Dornröschenschlaf in den Fokus der Wissenschaft: die Felsbildkopien des Frobenius-Instituts

Vergessene Bilder

FRANKFURT. Lange Zeit schlummerten sie in den Archiven des Frobenius-Instituts an der Goethe-Universität. Nun erleben die Kopien prähistorischer Felsbilder, die der Ethnologe und Institutsgründer Leo Frobenius in Afrika und anderen Erdteilen erstellen ließ, ein beeindruckendes Comeback.

Elefanten, Büffel, Hirsche und Antilopen, Menschen, teils mit Tierköpfen, und seltsam organisch wirkende Formen: Die Menschen der Vorgeschichte hatten offenbar das Bedürfnis, ihre Umwelt in Bildern zu verewigen. Im Verhältnis 1:1 dokumentiert wurden diese Gemälde im Auftrag des Ethnologen Leo Frobenius Anfang des 20. Jahrhunderts.

Schon kurz nach ihrem Entstehen waren diese beeindruckenden Kopien in Ausstellungen in Frankfurt zu sehen, in den 30er Jahren gingen sie dann „auf Tournee“. Berlin, Oslo und Brüssel, Paris, Zürich und Wien – die aufwendig von Künstler(innen)hand erstellten Bilder wurden in zahlreichen europäischen Städten gezeigt. 1937 dann in New York. Ein Meilenstein der Kunstgeschichte, wie Sabine Graichens Beitrag in der neuesten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität, deutlich macht: Die Ausstellungen der Felsbildkopien sollten zahlreiche Künstler der Klassischen Moderne nachhaltig beeinflussen. Pablo Picasso und Joan Miró, Ernst Ludwig Kirchner, Willi Baumeister und Alberto Giacometti waren nachweislich fasziniert davon.

Jahrzehnte waren die Bilder dann vergessen, die Ethnologie arbeitete lieber mit Fotografien. Seit ihrer Wiederentdeckung haben sie viel Beachtung erhalten. Dr. Richard Kuba, Ethnologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Frobenius-Institut, hat die Sammlungs- und Rezeptionsgeschichte der Bilder aufgearbeitet. Längst ist klar, wie bedeutend sie sind – nicht nur, weil sie bis zu 30.000 Jahre alte Gemälde dokumentiert haben, die inzwischen zum Teil zerstört oder verblasst sind; gleich mehrere Forschungsdisziplinen haben die Felsbildkopien und ihre Entstehungsgeschichte im Blick, neben der Ethnologie die Archäologie, die Kunstgeschichte, aber auch die Genderforschung – und nicht zuletzt die Wissenschaftsgeschichte.

Der Beitrag „Vorgeschichtliche Bilder schreiben (Kunst-)Geschichte“ im Forschung Frankfurt-Heft zum Thema „Bild und Bildlichkeit“ versucht, die vielschichtige Bedeutung der Felsbildkopien, die unter zum Teil abenteuerlichen Bedingungen entstanden sind, zu erfassen und zu erklären. Und er verweist auf das Frühjahr 2019, wenn die Bilder endlich wieder in Frankfurt zu sehen sein werden, in der Stadt, in der Leo Frobenius sein Institut beheimatet hat.

Journalisten können die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ kostenlos bestellen bei Helga Ott, Vertrieb, ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Im Internet: www.forschung-frankfurt.de

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