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Personalia/Preise

Jun 1 2016
11:30

Türkische Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Latife Akyüz kann für zwei Jahre an der Uni Frankfurter lehren und forschen

Erstes Philipp-Schwartz-Stipendium an der Goethe-Uni vergeben

FRANKFURT. Die türkische Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Latife Akyüz erhält das erste an der Goethe-Universität eingerichtete Philipp-Schwartz-Stipendium. Insgesamt werden in Deutschland im Rahmen der Philipp-Schwartz-Initiative der Alexander von Humboldt-Stiftung derzeit 23 Stipendien an „gefährdete ausländische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen“ vergeben.

Das Stipendium ermöglicht der Wissenschaftlerin einen zweijährigen Forschungsaufenthalt an der Goethe-Universität und ist mit insgesamt knapp 100.000 € dotiert. Neue Wirkungsstätte der Wissenschaftlerin wird das Institut für Soziologie am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften sein. Schwerpunkt für die Zeit ihres Forschungsaufenthaltes ist das Thema „Alevitische Frauen in Europa“. Zudem wird Akyüz einbezogen in die Arbeit des interdisziplinären Cornelia-Goethe-Centrums für Frauen- und Geschlechterforschung im Rahmen eines Colloquiums zum Thema „Frauenrechte in der Türkei“. Die wissenschaftliche Einbindung übernimmt Prof. Kira Kosnick, die organisatorische Betreuung erfolgt über das Goethe Welcome Center, die beide maßgeblich an der Einwerbung des Stipendiums beteiligt waren.

Bis zu ihrer fristlosen Entlassung im Januar 2016 war Akyüz als Sozialwissenschaftlerin an der Düzce Universität in der Türkei tätig. Die Entlassung erfolgte, da die Wissenschaftlerin zusammen mit rund 2200 anderen Kollegen aus der ganzen Türkei eine Petition unterzeichnet hatte, in der eine friedliche Beilegung des derzeit wieder neu entflammten Kurdenkonflikts in der Türkei gefordert wird. Akyüz sah sich danach besonders harten Repressionen ausgesetzt.

Die Philipp Schwartz-Initiative der Alexander von Humboldt-Stiftung hat einen besonderen Bezug zur Geschichte der Goethe-Universität. Der Namensgeber, von 1927 bis 1933 Professor für Pathologie an der Goethe-Universität, wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten fristlos aus dem Universitätsdienst entlassen und musste in die Schweiz fliehen. Von seinem Zürcher Exil aus half er rund 1500 verfolgten Wissenschaftlern bei ihrer Flucht und dem beruflichen Neubeginn im Ausland – vielen von ihnen in der Türkei.

„Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Geschichte sieht sich die Goethe-Universität in einer starken Verantwortung gegenüber Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die an ihren Heimatuniversitäten nicht weiter arbeiten können“, sagte Uni-Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz. „Das Stipendienprogramm der Humboldt-Stiftung leistet einen wichtigen Beitrag, die Wissenschaftsfreiheit auch unter schwierigen Bedingungen zu wahren.“

„Mit Frau Akyüz gewinnt die Goethe-Universität eine engagierte Sozialwissenschaftlerin und Expertin für Gender- und Ethnizitätsforschung“, betonte Prof. Kira Kosnick. „Wir freuen uns auf einen produktiven wissenschaftlichen Austausch und wegweisende Forschungsergebnisse.“

Weitere Informationen: https://www.humboldt-foundation.de/web/Pressemitteilung-2016-09.html