​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

Hochschulpolitische Themen

Nov 6 2015
12:56

Konzept der Goethe-Universität überzeugt im Qualitätspakt Lehre – Weitere 21 Millionen Euro zur Verbesserung der Lehre erwartet

„Starker Start ins Studium“ geht in die zweite Runde

FRANKFURT. Im bundesweiten Wettbewerb zur Verbesserung der Lehre gehört die Goethe-Universität zu den erfolgreichsten Hochschulen: Für die Goethe-Universität werden in der zweiten Förderperiode bis Ende 2020 noch einmal  rund 21 Millionen Euro erwartet. Vom Frankfurter Programm „Starker Start ins Studium“ profitieren vor allem Studierende in den ersten drei Semestern. Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff freut sich über das erfolgreiche Abschneiden der Goethe-Universität: „Das zeigt uns, dass wir einen guten Weg zur Verbesserung der Lehre eingeschlagen haben. Mit dieser Förderung haben wir übrigens eines der größten Drittmittel-Projekte in diesem Jahr eingeworben – und das für die Lehre!“ Gleichzeitig hebt Wolff hervor: „Die in Aussicht stehenden 21 Millionen Euro tragen dazu bei, die Betreuungsrelation trotz der seit 2008 um 40 Prozent gestiegenen Studierendenzahlen einigermaßen konstant zu halten. Insofern ist es schön und wichtig, dass es auch für die Lehre Drittmittel gibt. Allerdings ist es schade, dass wir so dringend auf sie angewiesen sind.“

Die 156 in der zweiten Förderperiode des „Qualitätspakts Lehre“ erfolgreichen Hochschulen sind heute Vormittag bei der Pressekonferenz der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) von der Bundesbildungsministerin Prof. Johanna Wanka bekannt gegeben worden. Wobei die 21 Millionen Euro für die Goethe-Universität zu den höchsten Förderungen gehören. Dieses Bund-Länder-Programm für die Lehre an Hochschulen läuft seit 2011. 2016 beginnt die zweite Förderphase; insgesamt ist das Programm mit zwei Milliarden Euro dotiert, für die zweite Phase stehen noch einmal 820 Millionen Euro zur Verfügung.

In der Studieneingangsphase werden die Weichen für ein erfolgreiches Studium gestellt, darin sind sich Bildungsexperten einig. „Deswegen konzentrieren wir uns mit dem Programm genau auf diese Phase. Die zweite Förderperiode gibt uns die Möglichkeit, unsere gemeinsamen Konzepte für gute Lehre weiterhin und noch besser umzusetzen.“, sagt die für die Lehre zuständige Vizepräsidentin der Goethe-Universität, Prof. Tanja Brühl. Auswertungen der Goethe-Universität aus der ersten Förderperiode bestätigen den richtigen Kurs eindrücklich: So ist beispielsweise der Anteil der Studienabbrecher nach dem vierten Fachsemester in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften von 35 Prozent auf 18 Prozent gesunken. Vielfältige zusätzliche Angebote wie Brückenkurse im Mathe, Tutorien in Kleingruppen, individuellen Betreuung beim wissenschaftlichen Schreiben schlagen dabei offensichtlich ebenso positiv zu Buche, wie die etwa 60 zusätzlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Lehre und Hochschuldidaktik sowie umfangreiche Qualifikationsangebote für alle Lehrenden, insbesondere auch für die 170 studentischen Tutorinnen und Tutoren.

Seit einigen Jahren beobachten die Lehrenden aller Universitäten, dass Abiturienten mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Vorkenntnissen in ihr Studium starten. Hier setzt das Konzept „Starker Start ins Studium“ an. Den Verantwortlichen ist hierbei wichtig, dass die universitäre Lehre sowohl in den Lehrangeboten als auch im Selbstverständnis der Lehrenden die zunehmende Heterogenität der Studierenden berücksichtigt. „Heterogenitätssensible Lehre“ nennen das die Experten. Das bedeutet: Jeder Studienanfänger soll mit seinen Stärken und Defiziten dort abgeholt werden, wo es notwendig ist, um erfolgreich und selbstbestimmt studieren zu können und um nach den ersten Semestern die methodischen und fachlichen Grundkompetenzen zu beherrschen. Dass unterschiedliche Voraussetzungen ein großes Thema an der Goethe-Universität sind, hat die universitätsweite Studierendenbefragung gezeigt: 37 Prozent der Studierenden kommen aus Familien, in denen kein Elternteil studiert hat; fast 24 Prozent haben einen Migrationshintergrund, davon haben 40 Prozent Deutsch als zweite Sprache erlernt; 66 Prozent der Studierenden müssen für ihren Lebensunterhalt parallel zum Studium arbeiten.

Nach der Zusage aus Berlin soll nun unter anderem ein Mathezentrum aufgebaut werden: Hier werden Studienanfänger aus den Natur- und Sozialwissenschaften ihre Wissenslücken in mathematischen Grundlagen, die für diese Fächer unabdingbar sind, schließen können. Dazu Dr. Julia Sommer, Koordinatorin des Zentrums Naturwissenschaften, das ebenfalls Teil des Starken Starts ist: „Wir wollen mit dem Mathezentrum an das erfolgreiche Konzept des Schreibzentrums unserer Uni anknüpfen und Studierende mit einem niedrigschwelligen Angebot unterstützen.“ Mit solchen Angeboten hat das Schreibzentrum gute Erfahrungen gemacht. So berichtet die Tutorin, Parvin Djahani, von ihren Beratungsgesprächen für die Kommilitonen „auf Augenhöhe“: „Weil ich selbst auch studiere, trauen sich Studierende bei mir viel mehr zu fragen als bei ihren Dozenten.“

Mit den Geldern wird in der zweiten Förderphase auch das Konzept der „Forschungsorientierten Lehre“ weiterentwickelt. Gerade zu Studienbeginn sollen und wollen die Studierenden erste eigene Erfahrungen in kleineren Projekten sammeln. Dies können auch „praxisorientierte Lehrforschungsprojekte“ sein, die gesellschaftsrelevante Fragen aufgreifen, das sogenannte „Service-Learning“. So könnten beispielsweise angehende Juristen Flüchtlinge zu ihrem rechtlichen Status beraten, Ethnologie-Studierende ausländischen Kommilitonen nach Erfahrungen mit der Lebenskultur in Frankfurt befragen, Marketing-Studierende ein Konzept für die Mitgliederwerbung einer Hilfsorganisation entwickeln, oder angehende Historiker eine Ausstellung zu den Anfängen der chemischen Industrie in Frankfurt konzeptionieren.

Kern des Projekts sind und bleiben die vier Zentren für Lehre in den Sozialwissenschaften, den Geisteswissenschaften, den Naturwissenschaften sowie in der Lehrerbildung. Unterstützt werden sie von dem Verbund „Di³“, dem das Interdisziplinäre Kolleg Hochschuldidaktik, „studiumdigitale“ sowie das Gleichstellungsbüro angehören. Die Leiterin der Stabsstelle Lehre und Qualitätssicherung und Projektleiterin Dr. Kerstin Schulmeyer resümiert: „Mit dem Starken Start ist es uns gelungen, Strukturen für die Lehre zu schaffen, die einerseits eine fachnahe Qualifizierung der Lehrenden und zum anderen Kommunikation über und die Weiterentwicklung von guter Lehre ermöglichen, darauf sind wir stolz!“ Durch diese Kooperationsformen haben sich achtbare Erfolge eingestellt: Die Erfolgsquoten in den naturwissenschaftlichen Grundlagenfächern sind beispielsweise deutlich gestiegen, seitdem die Angebote in Mathematik, Physik, Chemie und Biologie auf die Bedürfnisse der Studierenden abgestimmt und um zusätzliche Kurse und Tutorien ergänzt wurden.

Die Auswahl für diese zweite Förderstaffel erfolgte in einem wissenschaftsgeleiteten Verfahren: Zwölf im Bereich der Hochschullehre ausgewiesene Experten aus Wissenschaft, Hochschulmanagement und Studierendenschaft urteilten über die Förderwürdigkeit der 180 Anträge. 156 Hochschulen werden unterstützt, darunter auch acht hessischen Universitäten und Hochschulen.

Informationen: Prof. Tanja Brühl, Vizepräsidentin für Lehre, bruehl@soz.uni-frankfurt.de; Dr. Kerstin Schulmeyer, Projektleitung und Leiterin Stabsstelle Lehre und Qualitätssicherung, Telefon: (069) 798 12341, schulmeyer@pvw.uni-frankfurt.de