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Jun 18 2014
15:10

Zweitägiger Kongress auf dem Campus Westend – In der Weimarer Zeit wurde Frankfurt zur attraktiven Alternative zu den etablierten Unis

Literaturwissenschaften in Frankfurt 1914-1945

FRANKFURT. Im Umfeld der jungen Frankfurter Universität konnte sich der Geist der Weimarer Republik auf besondere Weise entfalten und in seinen extremen Positionen ausleben, das lässt sich u.a. an der Geschichte der Frankfurter Literaturwissenschaften deutlich ablesen. Dafür stehen exemplarisch zwei Namen: Max Kommerell und Leo Löwenthal. Auch um diese beiden wird es bei dem zweitägigen Kongress „Literaturwissenschaften in Frankfurt 1914-1945“ gehen, der am 20. Juni (Freitag) und 21. Juni (Samstag) auf dem Campus Westend (PEG-Gebäude, Raum1.G 147) stattfindet.

 

Der Literaturhistoriker Kommerell, der sich von Stefan George abwandte, aber sehr dem Kreis der Antimodernisten um die beiden Altphilologen Karl Reinhardt und Walter F. Otto zugetan war, ließ sich ab 1933 phasenweise von den Nationalsozialisten einspannen. Dagegen gehörte Leo Löwenthal, Begründer der Literatursoziologie, 1918 zu den Initiatoren einer sozialistischen Studentengruppe, war ab 1930 als junger Wissenschaftler am Institut für Sozialforschung und musste – wie die meisten Mitarbeiter des Instituts nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten – in das amerikanische Exil fliehen. Prof. Dr. Ulrich Wyss (Goethe-Universität) wird sich mit Kommerells Habilitation aus dem Jahr 1930 genauer beschäftigen, Dr. Peter-Erwin Jansen (Hochschule Koblenz) mit den literarischen Vorträgen im Jüdischen Lehrhaus, die im Kontext von Löwenthals literatursoziologischen Schriften stehen.

„Als Mitglieder der Philosophischen Fakultät trugen die nach Frankfurt berufenen Literaturwissenschaftler und die aus der Akademie für Handelswissenschaften übernommenen Kollegen zum wissenschaftlichen Profil der Goethe-Universität bei, das Frankfurt in der Weimarer Republik zu einer attraktiven Alternative zu den bereits etablierten Universitäten machte“, so der Germanist, Privatdozent Dr. Bernd Zegowitz, der gemeinsam mit dem Romanisten Dr. Frank Estelmann einen Dreierpack aus Kongress, Ringvorlesung und virtueller Ausstellung mit 20 Porträts von Literaturwissenschaftlern organisiert hat. Und Estelmann ergänzt: „Die Frankfurter Literaturwissenschaftler verhalfen einer auch auf Praxisbezug und Neuerung ausgerichteten Fachentwicklung zum Durchbruch, die in Frankfurt aus historischen und konzeptuellen Gründen gefordert und gefördert wurde, bevor die Machtergreifung der Nazis und die Vertreibung vor allem der jüdischen Wissenschaftler dieser Entwicklung entweder ein Ende setzte oder sie in andere Bahnen lenkte.“

Die Kongressbeiträge werden sich einzelnen Forscherbiografien widmen. Dabei soll es darum gehen, verschiedene Aspekte miteinander zu verbinden: methodische Zugriffe, literaturvermittelnde und thematische Schwerpunkte der Literaturwissenschaftler in Forschung (und Lehre), biografische Besonderheiten, zeitgeschichtliche Reflexionspotenziale, Verbindungen zur disziplinären Entwicklung sowie das „Frankfurter Klima“ und dessen institutionelle Voraussetzungen und programmatischen Ansprüche. Von besonderem Interesse ist die Frage, wie sich die Literaturwissenschaften auch innerhalb der Frankfurter Bürgerschaft verorteten, mit welchen Aktivitäten die beteiligten Wissenschaftler stadtgeschichtlich in Erscheinung traten, indem sie daran zum Beispiel mitwirkten, Frankfurt als Universitätsstadt ein Profil zu geben oder welche Literaten und Literaturen durch sie einen exponierten Platz in der Literaturstadt Frankfurt erhielten.

Veranstalter des Kongresses sind das Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik und das Institut für Romanische Sprachen und Literaturen der Goethe-Universität. Die öffentliche Tagung findet im Rahmen des Jubiläumsprogramms der Universität zu ihrem 100-jährigen Bestehen statt und wird finanziert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt und aus zentralen Jubiläumsmitteln der Goethe-Universität.

Informationen: Privatdozent Dr. Bernd Zegowitz, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, und Dr. Frank Estelmann, Institut für Romanische Sprachen und Literaturen, Campus Westend, Tel. (069) 798 32199, Zegowitz@lingua.uni-frankfurt.deEstelmann@em.uni-frankfurt.de, das Programm auf einen Blick unter: http://www2.uni-frankfurt.de/50812186/LW_Kongress_Karte_endNEU.pdf