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Apr 16 2014
11:18

Religiöse, politische und literarische Antworten der jüdischen „Generation 1914“ – Öffentliche Ringvorlesung der Martin-Buber-Professur mit internationaler Besetzung

Das europäische Judentum und der Erste Weltkrieg

FRANKFURT. Die Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main veranstaltet im Sommersemester eine internationale Ringvorlesung zum Thema „Das europäische Judentum und der Erste Weltkrieg: Religiöse, politische und literarische Antworten der jüdischen ‚Generation 1914’“. Die öffentliche Vortragsreihe spürt – im Spiegel des Denkens europäisch-jüdischer Intellektueller – der Wirkung des Krieges auf die jüdische „Generation 1914“ und ihren Entwürfen jüdischen Selbstverständnisses in der Nachkriegszeit nach. Die Vorträge finden immer mittwochs um 18 Uhr c.t. im Raum HZ 8 des Hörsaalzentrums auf dem Campus Westend statt.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 stellt in der Menschheitsgeschichte insgesamt eine Zäsur dar und zeitigte tiefgreifende und langfristige Folgen für die europäischen Gesellschaften. Auch für die jüdische Minderheit in den unterschiedlichen Regionen Europas bedeuteten die Erfahrung des Krieges und die politischen Umwälzungen der Nachkriegszeit, einschließlich des Aufbrandens antisemitischer Anfeindungen und vielfach brutaler Gewalt, einen tiefen Einschnitt mit Blick auf ihr religiöses, kulturelles und politisches Selbstverständnis als Bürger Europas.

Ein beeindruckendes Ensemble internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigt sich in dieser Ringvorlesung mit den unterschiedlichsten Aspekten dieses Themas, von der Erfahrung jüdischer Soldaten in den verschiedenen europäischen Armeen über die Reaktionen jüdischer Intellektueller und Schriftsteller auf den Krieg bis hin zu den Auswirkungen der Nachkriegskrise auf die ohnehin prekäre Stellung der Juden in den europäischen Gesellschaften. So spricht beispielsweise am 18. Juni der emeritierte Frankfurter Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik über die Reaktionen von Franz Rosenzweig auf den Ersten Weltkrieg, die belgische Literaturwissenschaftlerin Vivian Liska berichtet am 2. Juli über das schriftstellerische Schaffen Franz Kafkas während des Krieges, und der israelische Historiker Steven Aschheim analysiert am 9. Juli die Bedeutung des Krieges für die jüdische kulturelle Renaissance in der Weimarer Republik. Den Auftakt macht am 23. und 24. April ein Workshop, in dem die Auswirkungen des Krieges auf die Juden in den verschiedenen kriegsführenden Nationen verglichen werden – auch daran können interessierte Bürger teilnehmen.

Das Programm auf einen Blick:

23. April: Prof. Dr. David Rechter (University of Oxford)
Trauma on the Eastern Front: European Jews and the Great War (Auftakt des Internationalen Workshops)

24. April, 9 bis 14 Uhr, Campus Westend, Casino, 1.801: Internationaler Workshop „European Jewry and the Great War: Comparative Perspectives“

Prof. Dr. Pierre Birnbaum (Université de Paris): Between Nationalism and Patriotism: French Jews and the First World War

Dr. Semion Goldin (Hebrew University Jerusalem): The Great War, Russian Jewish Elite and Russian State – The Problem and the Challenge of Loyalty

Dr. Tim Grady (University of Chester): German Jews, the Great War and the Necessity of Commemoration

Prof. Dr. Tony Kushner (University of Southampton): Remembering (and Forgetting) the Jews of Britain in the „Great War“

Sarah Panter (Institut für Europäische Geschichte Mainz): „We must maintain absolute neutrality“ – The Dilemma of American Jews at the Outbreak of the First World War

30. April: Prof. Dr. Shulamit Volkov (Tel Aviv University): Walther Rathenau im Krieg: Hellsichtigkeit und Verwirrung

7. Mai: Prof. Dr. Derek Penslar (University of Toronto/University of Oxford): Every War A Civil War? Jewish Soldiers and Veterans in Europe, 1914-1939

14. Mai: Prof. Dr. Christian Wiese (Goethe-Universität Frankfurt am Main): Martin Buber, der Prager Kreis und die Folgen des Ersten Weltkriegs

21. Mai: Prof. Dr. Michael Löwy (Centre national de la recherche scientifique Paris): Walter Benjamins verspätete Überlegungen zum Ersten Weltkrieg

28. Mai: Prof. Dr. Glenda Abramson (University of Oxford): Life and Writing in Palestine During the First World War

4. Juni: Prof. Dr. Barbara Hahn (Vanderbilt University): „Die Schuld unseres unpolitischen Lebens“. Margarete Susmans Antwort auf die Zäsur des Ersten Weltkriegs

11. Juni: Dr. Ilse Lazaroms (Hebrew University Jerusalem): Between Lamentation and Loyalty: The Hungarian Jewish Predicament in the Wake of the Great War

18. Juni: Prof. Dr. Micha Brumlik (Goethe-Universität Frankfurt am Main): Franz Rosenzweig, Mitteleuropa und der Erste Weltkrieg

25. Juni: Prof. Dr. Dan Laor (Tel Aviv University): The Twice Told Tale: S. Y. Agnon and the Great War

2. Juli: Prof. Dr. Vivian Liska (Universiteit Antwerpen): „Ein Reigen des Volkes.“ Ein Motiv in Kafkas Kurzprosa 1914-1918

9. Juli: Prof. Dr. Steven Aschheim (Hebrew University Jerusalem): The Great War and the Radical Weimar Jewish Revival

16. Juli: Prof. Dr. Shlomo Avineri (Hebrew University Jerusalem): European Jewry and the Great War

Informationen: Dr. Stefan Vogt, Martin-Buber-Professur, Fachbereich Evanglische Theologie, Campus Westend, Tel: (069)798 32032, s.vogt@em.uni-frankfurt.de, Programm im Internet http://www2.uni-frankfurt.de/42839537/conf