Jun 30 2005

Festkolloquium aus Anlass der hundertsten Geburtstage von Ruth Moufang, Wolfgang Franz und Gottfried Köthe

Drei Mathematiker in Frankfurt

FRANKFURT. Ruth Moufang (10.1.1905 - 26.11.1977) war die erste Frau, die an der Universität Frankfurt ein Ordinariat bekleidete; sie war auch die erste Frau, die in der Bundesrepu- blik diese Position im Fach Mathematik inne hatte. Die Promotion erfolgte 1930 bei Max Dehn. Nach ihrer Habilitation im Jahre 1936 in Frankfurt versagte ihr der Reichs- und Preußische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung in Berlin mit Brief vom 9. März 1937 die venia legendi auf Grund ihres Geschlechts: "Da dem Dozenten im Dritten Reich außer seinen wissenschaftlichen Leistungen wesentlich erzieherische und Führereigenschaften voraus- setzende Aufgaben zufallen und die Studentenschaft fast ausschließlich aus Männern besteht, fehlt dem weiblichen Dozenten künftig die Voraussetzung für eine ersprießliche Tätigkeit. ..." Ruth Moufang erhielt die venia legendi an der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Frankfurt am 26. September 1946. Sie lehrte in Frankfurt von 1946 bis 1970. Wissenschaftlich bleibt ihr Name für immer mit wegweisenden Untersuchungen zu den Grundlagen der [projektiven] Geometrie verbunden (Moufang-Ebenen, Moufang-Loops).

Wolfgang Franz (4.10.1905 - 26.4.1996) war ein bedeutender Topologe (Topologie ist eine moderne Form der Geometrie), der als erster und zunächst einziger Professor nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Wiederaufbau des Mathematischen Seminars in Frankfurt begann; er lehrte über seine Emeritierung im Jahre 1974 hinaus. 1964/65 war er Rektor der Universität Frankfurt und 1971 bis 1973 erster Dekan des Fachbereichs nach der Einführung des neuen Hessischen Hochschulgesetzes. Wie Gottfried Köthe (1957) war auch Franz im Jahre 1967 Vorsitzender der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Mit bedeutenden Beiträgen zur Theorie der Linsenräume förderte Franz die Entwicklung der algebraischen Topologie. Seine beiden Bände über Topologie und Algebraische Topologie wurden von den Studierenden sehr geschätzt.

Gottfried Köthe wurde 1965, im Alter von 60 Jahren(!), als herausragender Vertreter der Mathematik nach Frankfurt berufen, um am Aufbau der Fachrichtung ‚Angewandte Mathematik’ mitzuwirken. Er konnte auf hochschulpolitische Erfahrungen als Rektor in Mainz (1954 bis 1956) und in Heidelberg (1961/62) zurückgreifen und arbeitete in Frankfurt mit großem Erfolg als Forscher, akademischer Lehrer und Ratgeber bis 1971. Köthe war vierfacher Ehrendoktor und Mitglied der Heidel- berger Akademie der Naturwissenschaften und der Leopoldina in Halle. Er hat ein wissenschaftliches Werk großer Breite und Tiefe hinterlassen, mit Beiträgen zur Theorie der Verbände, den Grundlagen der Mathematik, zur Funktionentheorie, besonders aber zur Theorie der topologischen Vektorräume.

Programm

11 Uhr: Begrüßung
Dekan und Präsidium
Andante con moto, aus dem Klaviertrio Es-Dur von Franz Schubert

Vorträge
Prof. Gerhard Burde:
Ruth Moufang

Prof. Wolfgang Metzler:
Erinnerungen an Wolfgang Franz

Prof. Jochen Weidmann:
Gottfried Köthe

Allegro, 3. Satz aus der Sonate e-moll für Violoncello und Klavier von Johannes Brahms

Pause

15 Uhr: Vorträge

Prof. Bernhard Mühlherr (Brüssel):
Moufang-Gebäude

16.15 Uhr Prof. Elmar Vogt (Berlin):
Torsion und 3-Mannigfaltigkeitsinvarianten

17.15 Uhr Prof. Klaus D. Bierstedt (Paderborn):
Köthes gestufte Räume und Stufenräume: eine Einführungs- und etwas Problemgeschichte

Kontakt: Prof. Klaus Johannson; Dekan Fachbereich Mathematik; Robert-Mayer-Str. 6-8; 60325 Frankfurt; Tel.: 069/798-28945; Fax: 069/798-23881; E-Mail: dekan@math.uni-frankfurt.de Prof. Gerhard Burde; Institut für Algebra und Geometrie; Robert-Mayer-Str. 6-8; 60325 Frankfurt; Tel.: 069/798-23407; Fax: 069/798-22302; E-Mail: burde@math.uni-frankfurt.de
Festkolloquium

Wann?
8. Juli 2005, 11 Uhr

Wo?
Aula, Campus Bockenheim, Mertonstr. 17; 60325 Frankfurt