Apr 20 2010

Atmosphärenforscher Joachim Curtius schlägt vor: Flugzeuge mit Partikel-Messgeräten ausrüsten

Vulkan-Asche kann längerfristiges Problem werden

FRANKFURT. Nach Ansicht des Atmosphärenforschers Prof. Joachim Curtius von der Goethe-Universität ist ein Verbot des Flugverkehrs aufgrund der derzeitigen Datenlage grundsätzlich gerechtfertigt. Damit die Ausbreitungsmodelle, mit denen die Verteilung der Aschewolke prognostiziert wird, korrekte Ergebnisse liefern könnten, müssten aber in Zukunft genaue Daten zur Menge und Größe der emittierten Partikel erhoben werden. Einen Teil dieser Messungen wird die Deutsche Luft- und Raumfahrtgesellschaft heute mit dem Messflugzeug Falcon ausführen. Aber es könnte durchaus sein, dass der isländische Vulkan Eyjafjallajökull – wie bei seinem letzten großen Ausbruch – über mehrere Monate aktiv bleibt. Für diesen Fall fordert Curtius ein längerfristiges Überwachungssystem: Erstens müssten Messgeräte in direkter Nähe des Vulkans die ausgestoßene Staubmenge und die Größe der Staubpartikel kontinuierlich messen und direkt für die Modellrechnungen verfügbar machen. Zweitens müssten regelmäßige Kontrollflüge die Ausbreitung des Staubs messen. „Längerfristig könnte es sich lohnen, auch Linienflugzeuge mit Partikel-Messgeräten auszurüsten“, so Curtius.

Tückisch an dem Vulkanstaub ist, dass er sich zwar mit zunehmender Ausbreitung verdünnt, aber örtlich durchaus noch dicht genug sein kann, um in den Triebwerken Schaden anzurichten. Der Pilot kann eine solche Staubansammlung nicht sehen. Ein Partikel-Messgerät könnte ihn dagegen warnen, so dass er beispielsweise die Flughöhe ändern könnte. Zurzeit werden jährlich nur in kleinen Stückzahlen entsprechende Partikelmessgeräte zu Forschungszwecken hergestellt. Sie kosten pro Stück einige zehntausend Euro. „Angesichts des hohen wirtschaftlichen Schadens, der durch die Unterbrechung des Flugverkehrs entsteht, könnte sich die Investition für Linienflugzeuge aber durchaus lohnen; vor allem, wenn der Vulkan noch ein Jahr oder länger aktiv ist“, rechnet Curtius vor. Weiterhin ist derzeit weitgehend unbekannt, welche Konzentrationen an Vulkanasche für Flugzeuge noch unbedenklich sind und wie hoch entsprechende Grenzwerte festgelegt werden müssten.

Welche kurzfristigen Auswirkungen die Ausbreitung der Staubwolke auf das Wetter haben könnte, ist derzeit noch vergleichsweise unerforscht. „Wenn der Vulkan seine Aktivität aber verstärkt und die Emissionen bis in die höher gelegene Stratosphäre gelangen, können sich dort Schwefelpartikel bilden und über ein Jahr halten“, sagt der Atmosphärenforscher, „das hätte eine Reflektion des Sonnenlichts und damit eine Abkühlung der Erde zur Folge.“

Informationen: Prof. Joachim Curtius, Institut für Atmosphäre und Umwelt, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-40258, curtius@iau.uni-frankfurt.de.