Feb 13 2009

Einer der wichtigsten Autoren der 68er Generation hält im Sommersemester Vorlesungen

„Heißer Sommer“: Uwe Timm übernimmt Poetikdozentur

FRANKFURT. Im kommenden Sommersemester wird der Schriftsteller Uwe Timm die Frankfurter Stiftungsgastdozentur Poetik übernehmen. Der 1940 in Hamburg geborene Autor, der gerade aufgrund seiner frühen und intensiven Auseinandersetzung mit der Studentenbewegung als einer der wichtigsten Erzähler seiner Generation gilt („Heißer Sommer“), wird seine Vorlesungen im Zeitraum vom 9. Juni bis zum 7. Juli jeweils dienstags um 18 Uhr halten, der genaue Ort wird noch bekanntgegeben. Schon wenige Monate nach dem soeben mit großem Erfolg abgeschlossenen Veranstaltungszyklus von Werner Fritsch werden die traditionsreichen Frankfurter Poetikvorlesungen damit ihre Fortsetzung finden.

Zur Vita von Uwe Timm: Als Dreijähriger wurde er 1943 mit seiner Mutter aus der Hansestadt nach Coburg evakuiert und kehrte erst 1945 wieder nach Hamburg zurück, wo er nach der Volksschule eine Kürschnerlehre machte. Gemeinsam mit Benno Ohnesorg besuchte er das Braunschweig Kolleg und bestand 1963 auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur. Während seines Studiums der Philosophie und Germanistik in München und Paris erlebte Timm den Aufbruch Ende der 1960er Jahre als Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS) aktiv mit. 1971 promovierte er über Albert Camus und ließ sich kurz darauf als freier Schriftsteller nieder. Timm veröffentlichte in der Folge ein vielseitiges Werk mit Romanen, Erzählungen, Essays, preisgekrönten Kinder- und Jugendbüchern und Lyrik, das mit den Erfahrungen aus der 68er-Bewegung und dem Verlust einer gesellschaftlichen Utopie verbunden blieb. Timm gilt nicht nur wegen seines populären Kinderbuchs „Rennschwein Rudi Rüssel", sondern auch wegen seiner Romane zu den Themen Kolonialismus und Dritte Welt sowie drei Romanen zur Studentenbewegung („Heißer Sommer“, „Kerbels Flucht“, „Rot“) als einer der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller.

Weithin Beachtung fand Uwe Timm auch als Verfasser von Drehbüchern für Kino und Fernsehen. Zu Beginn der 1970er Jahre zählte der Autor zu den Mitbegründern der „Wortgruppe München“ und wurde Mitherausgeber der AutorenEdition und der Zeitschrift „Literarische Hefte“. Für sein literarisches Werk erhielt Timm eine Vielzahl bedeutender Preise und Auszeichnungen, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis (1990), den Literaturpreis der Stadt München (2002) und – als erster deutscher Schriftsteller – den italienischen Literaturpreis Premio Napoli (2006) für seinen Roman „Rot“.

Die Frankfurter Poetikvorlesungen wurden 1959 vom S. Fischer Verlag in Form einer Stiftungsgastdozentur eingerichtet. Seit 1963 werden sie vom Suhrkamp Verlag sowie der Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität finanziell getragen. Inzwischen kann die Reihe auf eine lange und reiche Geschichte zurückblicken, mit der sich von Ingeborg Bachmann bis Günter Grass und von Sarah Kirsch bis Tankred Dorst die namhaftesten und bedeutendsten Vertreter deutscher Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur verbinden lassen. Die Veranstaltung findet jedes Semester als mehrteilige Vorlesungsreihe statt und richtet sich sowohl an Studierende als auch an das literarisch interessierte Publikum aus Frankfurt und Umgebung.

Informationen: Prof. Dr. Ulrich Wyss und Christian Buhr (M.A.), Stiftungsgastdozentur Poetik, Institut für deutsche Sprache und Literatur II, Campus Westend, Tel.: (069) 798-32687; buhr@lingua.uni-frankfurt.de