Okt 7 2009

Das Institut für religionsphilosophische Forschung der Goethe-Universität Frankfurt feiert am 17. Oktober sein zehnjähriges Bestehen

Internationales Symposium ‚Glaube und Vernunft‘

FRANKFURT. Am 17. Oktober 2009 veranstaltet das Institut für religionsphilosophische Forschung (IRF) ein internationales Symposium zum Thema ‚Glaube und Vernunft’. Anlass ist das zehnjährige Bestehen dieses Wissenschaftlichen Zentrums der Goethe-Universität, an dem das Institut für Philosophie des Fachbereichs Philosophie und Geschichtswissenschaften ebenso beteiligt ist wie die Fachbereiche Evangelische Theologie und Katholische Theologie. Seit der Institutsgründung stellt diese Kooperation eine in Deutschland einmalige institutionelle Verankerung religionsphilosophischer Forschung dar. Das ganztägige Jubiläumssymposium beginnt um 9.00 Uhr in Raum 1.811 des Casinos auf dem Campus Westend. Interessierte sind herzlich willkommen.

Das Verhältnis zwischen Glaube und Vernunft ist die grundlegende Problemstellung der Religionsphilosophie, von der aus sie alle anderen Fragestellungen in den Blick nimmt. In seinem vielbeachteten Buch ‚Faith and Reason’ liefert der renommierte Oxforder Religionsphilosoph Prof. Richard Swinburne eine umfassende Darstellung dieser Beziehung. Religiöser Glaube ist dann vernünftig, so seine These, wenn sich die mit ihm verbundenen Überzeugungen als wahrscheinlicher erweisen lassen als seine Alternativen. Im Rahmen des Symposions, das ebenso wie das Buch unter der Überschrift ‚Glaube und Vernunft’ steht, wird seine in diesem Herbst erscheinende deutsche Übersetzung präsentiert.

Anlässlich des Symposions wird Swinburne mit ausgewiesenen Experten wie Prof. Robert Audi (Notre Dame, USA), Prof. Winfried Löffler (Innsbruck), Prof. Dieter Schönecker (Siegen) und Prof. Thomas Schärtl (Augsburg) seine jüngsten Thesen zur Beziehung zwischen religiösen und moralischen Überzeugungen erörtern. Das Vorhandensein moralischer Wahrheiten, so beschreibt Swinburne diese Beziehung, bleibt von der Frage nach der Existenz Gottes zwar unberührt. Wie diese moralischen Wahrheiten lauten, was sie beinhalten und wie wir uns zu ihnen in ein Verhältnis setzen, hängt jedoch entscheidend von der Annahme oder Zurückweisung der Überzeugung von Gottes Dasein ab. Eine vollständige Darstellung moralischer Werte kommt nach der Auffassung Swinburnes ohne Rekurs auf den Gottesbegriff nicht aus. Mit seiner Argumentation liefert Swinburne einen ebenso differenzierten wie provokanten Beitrag zur Diskussion über die normativen Grundlagen säkularer Gesellschaften. Er bezieht damit Stellung im zentralen Forschungsgebiet des IRF, das seit seiner Gründung mit wechselnder Schwerpunktsetzung die Stellung der Religion in der pluralistischen Moderne analysiert. Im Rahmen des Symposions wird diese Auseinandersetzung nun fortgesetzt mit kritischen Überlegungen zu Swinburnes bekanntem Argument für die Existenz Gottes (Löffler), seinen Konzepten der religiösen Erfahrung (Schönecker) und der religiösen Erkenntnis (Schärtl) sowie zum Verhältnis zwischen Glauben und Tugend (Audi).

Das aktuelle Symposium setzt eine Reihe regelmäßiger Gastvorträge, Tagungen und Konferenzen fort, in deren Rahmen Institutsmitglieder, Fellows und Gäste der Frage nachgehen, wie sich die Beziehung zwischen Religion und Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts beschreiben und gestalten lässt. Einen herausgehobenen Stellenwert haben dabei die ‚Templeton Research Lectures’. Im Zentrum der seit 2006 jährlich stattfindenden Vorlesungsreihe steht das Verhältnis zwischen Religion und Naturwissenschaften: „Beherrscht die Materie den Geist?“ „Gibt es eine Wissenschaft der Religion?“ Diese und weitere Fragen diskutierten international anerkannte Wissenschaftler in den letzten Jahren auf Einladung des IRF mit dem Frankfurter Fachpublikum.

Das Institut wird zurzeit von dem Frankfurter Professor für Religionsphilosophie Thomas M. Schmidt geleitet. Partner des IRF sind unter anderem der Exzellenzcluster ‚Die Herausbildung normativer Ordnungen’ an der Goethe-Universität, das internationale Promotionsprogramm ‚Religion in Dialogue’ der Goethe Universität und die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen.

Informationen: Prof. Thomas M. Schmidt, Institut für religionsphilosophische Forschung, Tel: 798-33270, t.schmidt@em.uni-frankfurt.de, www.irf-frankfurt.de