FRANKFURT. Romantisierung einerseits und ‚Afro-Pessimismus‘ andererseits sind die Pole, die hierzulande immer noch einen großen Teil der öffentlichen Debatten über Afrika charakterisieren. Dagegen setzen sich Fachdiskussionen über Entwicklung in Afrika differenziert mit den parallel existierenden Chancen und Risiken neuerer Prozesse auseinander. Dazu gehören derzeit insbesondere die zuerst steigenden, dann im Zuge der Finanzkrise wieder fallenden Wachstumsraten, die Zunahme ausländischer Investitionen im Rohstoffsektor, Veränderungen in den internationalen Beziehungen vieler afrikanischer Staaten, ein neuer Nationalismus in etlichen Ländern, eine neue Sicherheitsarchitektur sowie der Wandel des internationalen Hilferegimes, zunehmende soziale Differenzierungen oder die wachsende Bedeutung von Zivilgesellschaft, Kunst- und Kulturszene. Andererseits kommt die Fachwelt nicht umhin, sich auch weiterhin mit altbekannten Problemen zu befassen, wie etwa geringen Erfolgen bei der Armutsbekämpfung und der Etablierung formaler Beschäftigungsverhältnisse, gewaltgeladenen Konflikten und schleppenden Friedensprozessen, stockenden Demokratisierungs- und verfehlten Dezentralisierungsprozessen oder der unzureichenden Wirkkraft internationaler Entwicklungskooperationen.
Diese Spannungsverhältnisse zwischen Chancen und Risiken, neueren und älteren Problemen afrikanischer Entwicklung sowie Innen- und Außensichten auf Entwicklungen in Afrika sind Gegenstand der Ringvorlesung ‚Afrika in Entwicklung – Entwicklung in Afrika‘, die am 20. Oktober an der Goethe-Universität startet. ExpertInnen aus Wissenschaft, Politik und Entwicklungspraxis diskutieren – durchaus kontrovers – die Potenziale und Herausforderungen aktueller Entwicklungen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in afrikanischen Ländern und fragen nach deren Bedeutung für die Entwicklungszusammenarbeit.
Die von Universitäts-Vizepräsident Prof. Rainer Klump (Wirtschaftswissenschaften) sowie den Politologinnen Prof. Uta Ruppert und Birthe Annkathrijn Pater in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) und der Society for International Development (SID) – Frankfurt Chapter gestaltete Reihe startet mit folgendem Thema:
20. Oktober 2009
Chancen und Voraussetzungen wirtschaftlicher Entwicklung
18 Uhr, Campus Bockenheim, Hörsaal H, Hauptgebäude,
Mertonstr. 17, 60311 Frankfurt. Eintritt frei
Viele Länder Subsahara-Afrikas (SSA) konnten in den letzten Jahren beträchtliche Wachstumsraten und damit deutliche wirtschaftliche Fortschritte aufweisen. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise haben aber auch vor SSA nicht Halt gemacht und zu einem Rückgang des Wirtschaftswachstums geführt. Ferner stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit des jüngsten Wirtschaftsaufschwungs: Welche Gründe gibt es für den geringen wirtschaftlichen Entwicklungsstand? Können Fehler der Vergangenheit zukünftig vermieden werden? Wer sind die wirtschaftlichen Zugpferde der Region? Wo liegen die Wachstumsfelder der Zukunft? Welche Maßnahmen sind erforderlich für breitenwirksame Entwicklungschancen?
ReferentInnen:
Prof. Robert Kappel, GIGA/Universität Hamburg
Dr. Norbert Kloppenburg, KfW
Moderation:
Prof. Rainer Klump, Goethe-Universität
Weitere Termine:
3. November 2009
Privatunternehmen in Afrika
ReferentInnen: Prof. Matthias Schündeln, Goethe-Universität
Ayanda Swana, Boehringer Ingelheim
Dr. Uwe Hoering, Journalist, Bonn
Moderation:
Bruno Wenn, SID
17. November 2009
Wie tragfähig ist die neue afrikanische Friedens- und Sicherheitsarchitektur?
ReferentInnen:
Dr. Stefan Mair, SWP, Berlin
Heinrich Bergstresser, Journalist, Köln
Bernadette Schulz, GTZ
Moderation:
Prof. Lothar Brock, HSFK
1. Dezember 2009
Wie kann Demokratisierung in Afrika gelingen?
ReferentInnen:
Dr. Gero Erdmann, GIGA/Universität Hamburg
Ernst Specht, Friedrich-Naumann-Stiftung
Michael Steeb, AGEH/VENRO, Köln
Moderation:
Andreas Proksch, GTZ
15. Dezember 2009
Kultur zählt
ReferentInnen:
Enzio Wenzel, Goethe-Institut, München
Kornelia Bitzer-Zenner, Auswärtiges Amt
Dr. Gerald Faschingeder, Universität Wien
Moderation:
Prof. Uta Ruppert, Goethe-Universität
12. Januar 2010
Idee, Praxis und Grenzen von Aid Effectiveness
ReferentInnen:
Christine Nkulikiyinka, Botschafterin der Republik Ruanda in Deutschland
Dr. Sven Grimm, DIE
Thomas Albert, BMZ
Dr. Stephan Klingebiel, KfW Büro Ruanda
Moderation:
Hans Jessen, Radio Bremen
26. Januar 2010
Afrika in Entwicklung – Perspektiven und offene Fragen
ReferentInnen:
Dr. Uschi Eid, ehem. parlamentarische Staatssekretärin
Prof. Rainer Tetzlaff, Europa Kolleg Hamburg
Tobias Kahler, ONE, Berlin
Dr. Henning Melber, Dag Hammarskjöld Foundation, Uppsala
Moderation:
Prof. Uta Ruppert, Goethe-Universität
29. Februar 2010 *
Berufsmöglichkeiten in der Entwicklungszusammenarbeit
Folgende Institutionen stellen sich vor:
Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE),
Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ),
Kreditanstalt für Wiederaufbau Entwicklungsbank (KfW),
Seminar für Ländliche Entwicklung (SLE), Medico International
Jeweils 18 Uhr, Campus Bockenheim, Hörsaal H, Hauptgebäude, Mertonstr. 17, 60325 Frankfurt.
* 18 Uhr, Campus Bockenheim, Raum 613, FLAT, Robert-Mayer-Str. 5, 60325 Frankfurt.
Eintritt frei
Informationen Prof. Uta Ruppert & Birthe Annkathrijn Pater, Institut für Politikwissenschaft, Campus Bockenheim, Tel: (069) 798-22061/-22300/-22943, ruppert@soz.uni-frankfurt.de/ pater@soz.uni-frankfurt.de