Okt 2 2009

Der erotische Tanz hemmt Stresshormone und vermehrt Testosteron, fand eine kolumbianische Psychologin an der Goethe-Uni heraus

Warum wir häufiger Tango tanzen sollten

FRANKFURT. Tango tanzen hebt nicht nur die Stimmung, sondern hat auch einen nachweisbaren Einfluss auf die Ausschüttung von Stress- und Sexualhormonen. Während das mit Stress assoziierte Hormon Cortisol beim Tanzen abnimmt, schüttet der Körper beider Partner in erhöhtem Maß das Sexualhormon Testosteron aus. Das fand die kolumbianische Psychologin Cynthia Quiroga Murcia im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Goethe Universität heraus. Wie sie in der Fachzeitschrift „Music and Medicine“ berichtet, entnahm sie 22 Paaren vor und nach dem Tanzen Speichelproben, in denen sie die Hormonkonzentration ermittelte und bat die Tänzerinnen und Tänzer zusätzlich um eine Einschätzung ihrer Emotionen mithilfe eines standardisierten Testbogens.

„Ich bin selbst Tango-Tänzerin und als Kolumbianerin, die seit vier Jahren in Deutschland lebt, sehr überrascht, dass das Tanzen hier eine geringe Rolle in der Freizeitunterhaltung spielt“, sagt Quiroga Murcia über die Motivation zu ihrer Studie. Bei ihrem Doktorvater Prof. Stephan Bongard stieß die DAAD-Stipendiatin dabei sofort auf Interesse: Zusammen mit Prof. Gunter Kreutz von der Universität Oldenburg hatte Bongard vor einigen Jahren in einer anderen Studie die emotionalen und hormonellen Effekte des Chorsingens ergründet – und zwar im Vergleich zum passiven Hören von Musik. „Die hormonellen Reaktionen können von einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst werden“, erklärt Bongard, der mit Kreutz ebenfalls an der Tango-Studie beteiligt war. Zur hormollen und emotionalen Reaktion auf das Tanzen gibt es bisher kaum wissenschaftliche Untersuchungen.

Um herauszufinden, ob die positiven psychobiologischen Effekte des Tango-Tanzens eher auf die Musik, die Bewegung oder die Berührung mit einem Partner zurückgehen, untersuchte Cynthia Quiroga Murcia die Faktoren getrennt und in verschiedenen Kombinationen. Es zeigte sich, dass die Reduktion des Stresshormons Cortisol vor allem der Musik zu verdanken ist, während die Ausschüttung von Testosteron auf den Kontakt und die Bewegung mit dem Partner zurückgeht. Treffen alle drei Faktoren zusammen, sind die positiven hormonellen und emotionalen Reaktionen am stärksten. Damit bestätigt sich die empirische Erkenntnis von Paartherapeuten, die Tango-Tanzen seit Neustem dazu einsetzen, verfahrene Beziehungen zu retten.

Informationen Cynthia Quiroga Murcia, Institut für Psychologie, Campus Bockenheim, Tel: (069)798-22318, Quiroga@psych.uni-frankfurt.de