Okt 2 2009

Eine „dezentralisierte Nationalbibliothek“ erschließt Deutschlands Schrifttum

Einladung zum Medientermin: „Ein Meilenstein für die kulturelle Überlieferung“: Sammlung Deutscher Drucke besteht 20 Jahre

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

100.000 Werke aus allen Epochen und Wissensgebieten, neu erworben und für die Nutzung erschlossen: Diese ansehnliche Bilanz kann die Sammlung Deutscher Drucke zu ihrem 20-jährigen Bestehen im Jahr 2009 ziehen. Die Bedeutung dessen, was der aus sechs deutschen Bibliotheken bestehende Verbund leistet, geht jedoch weit über beeindruckende Zahlen hinaus. In ihrer Funktion als dezentralisierte Nationalbibliothek hat die Sammlung Deutscher Drucke die Gesamtverantwortung für das schriftliche Kulturerbe im föderalen Deutschland; sie sammelt und erschließt alle deutschen Druckwerke und macht sie damit auch für die Forschung verfügbar. Möglich wurde dies mit einer Initialförderung von 25 Millionen Mark durch die VolkswagenStiftung, in deren Geschäftsstelle im Juni 1989 mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung die Basis für die Zusammenarbeit der Bibliotheken gelegt wurde. Anlässlich des Jubiläums findet

am: Dienstag, dem 6. Oktober 2009, um 12 Uhr
Ort: Campus Westend, Raum 1.812 (Heck-Raum),
Casino, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt.

eine Pressekonferenz statt. Die Vertreter der Medien werden hier im Namen der ‚Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke‘ vom Frankfurter Bibliotheksdirektor Berndt Dugall und von Dr. Wilhelm Krull begrüßt, die beide über die aktuellen Aufgaben, Leistungen und Herausforderungen informieren. Das Jubiläum ‚20 Jahre Sammlung Deutscher Drucke‘ wird dann mit einem Symposium am 16. und 17. Oktober 2009 im Rahmen – und in Kooperation mit – der Buchmesse in Frankfurt begangen. Unter dem Titel ‚Nationale Verantwortung für kulturelle Überlieferung‘ diskutieren Bibliotheksvertreter und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland kulturpolitische Themen und bibliographische Fragestellungen wie etwa ‚Strategien der Erschließung‘ oder ‚Digitization and Democratization‘ – ein Blick zurück und ein Blick nach vorn. Interessierte Journalisten sind hierzu herzlich eingeladen; sie werden um Anmeldung gebeten bei Lindsey Fairhurst (l.fairhurst@ub.uni-frankfurt.de).

Am Vorabend des Symposiums, am 15. Oktober ab 16 Uhr, veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke im Zentrum für Bibliothekare auf der Messe eine öffentliche Lesung zu China, dem diesjährigen Gastland der Buchmesse. Das Symposium wird am Freitag, 16. Oktober, um 13 Uhr mit Grußworten und einem Kurzvortrag eröffnet. Die Veranstaltung endet am 17. Oktober um 15 Uhr mit einer Podiumsdiskussion zum zentralen Thema des Symposiums. Das vollständige Programm des Symposiums ist zu finden unter www.ub.uni-frankfurt.de/messe/symposium2009/einleitung. Der Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke gehören folgende Bibliotheken – jeweils zuständig für das genannte Zeitsegment – an:

- Bayerische Staatsbibliothek, München (1450-1600)
- Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel (1601-1700)
- Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, Göttingen (1701-1800)
- Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt (1801-1870)
- Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz (1871-1912)
- Deutsche Nationalbibliothek, Leipzig und Frankfurt (ab 1913)

Durch gezielte Anschaffung werden die traditionell bereits vorhandenen Sammlungsschwerpunkte konsequent ausgebaut mit dem langfristigen Ziel einer vollständigen Sammlung aller ‚deutschen Drucke‘. Das bedeutet, dass alle in deutscher Sprache erschienenen Drucke, aber auch in anderen Sprachen publizierte Werke des deutschen Sprachraums (möglichst) im Original angekauft und überregional zugänglich erschlossen werden. Durch das verlässliche Zusammenwirken der beteiligten Bibliotheken und das beständige Engagement ihrer Unterhaltsträger wurde die Vision einer „dezentralisierten, retrospektiven Nationalbibliothek“ Wirklichkeit und damit ein Defizit ausgeglichen, das aus der spezifischen politischen Wirklichkeit des föderalen Deutschlands resultiert. Die Verfügbarkeit der unterschiedlichsten Originalquellen – von Dürers handkorrigierter Fassung seiner ‚Unterweysung der Messung‘ von 1525 bis zur Proklamation der Novemberrevolution von 1918 – ist gerade auch für die geisteswissenschaftliche Forschung eine der Grundvoraussetzungen. Wir freuen uns auf Ihr Kommen und bitten um Nachricht, ob wir mit Ihrer Teilnahme rechnen dürfen.