Okt 8 2008

Der Schriftsteller, Dramatiker und Regisseur startet Vorlesungsreihe im Januar

Werner Fritsch übernimmt Stiftungsgastdozentur Poetik

FRANKFURT. Werner Fritsch wird im Wintersemester 2008/09 die Stiftungsgastdozentur Poetik der Goethe-Universität übernehmen, auf diesen Vorschlag einigte sich die Kommission, der Vertretern des Suhrkamp Verlags, der Universität Frankfurt und der Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität angehören. In fünf Vorlesungen beschäftigt sich Fritsch vom 13. Januar bis zum 10. Februar 2009 unter einer frei gewählten Themenstellung mit Fragen zur poetischen Produktion und deren Bedingungen. Darüber hinaus wird der Autor am Ende der Vortragsreihe am 11. Februar im Literaturhaus Frankfurt aus seinem Werk lesen. Fritsch spricht am 13.1., 20.1., 27.1., 3.2. und 10.2. 2009, jeweils um 18 Uhr c.t. im Hörsaal VI, Hörsaalgebäude Campus Bockenheim.

Die 1959 vom S. Fischer Verlag eingerichtete und seit 1963 vom Suhrkamp Verlag sowie der Vereinigung der Freunde und Förderer der Johann Wolfgang Goethe-Universität getragene Veranstaltung richtet sich sowohl an Studierende als auch an das literarisch interessierte Publikum aus Frankfurt und Umgebung.

Der Schriftsteller, Dramatiker und Regisseur Werner Fritsch wurde 1960 in Waldsassen in der Oberpfalz geboren und lebt heute in Hendlmühle und Berlin. Als Prosaautor stellte er sich 1987 der literarischen Öffentlichkeit mit einem Roman »Cherubim« (1988 unter dem Titel »Das sind die Gewitter in der Natur« verfilmt) vor, an dem er rund zehn Jahre gearbeitet hatte. Er erzählt in seinem mit viel Kritikerlob aufgenommenen Erstling in 203 Einstellungen die Lebensgeschichte, die Träume und die Spinnereien des auf dem elterlichen Hof arbeitenden Bauernknechts Wenzel. Für diesen Roman wurde er mit dem Robert-Walser-Preis ausgezeichnet.

Sein schriftstellerisches Schaffen blieb auch in der Folge der Region seiner Kindheit »als Widerstand gegen globalisierende Gleichmacherei« verhaftet. Natur, Mystik, Muttergottes und gefallene Engel, Leben und Tod sowie das Dasein der Dorfmenschen, ihr Glück und ihre Trauer, Sehnsucht und Versagen – diesen Kosmos variierte und reproduzierte er in den 1990er Jahren in seinen viel beachteten Erzählungen und Hörspielen, Theaterstücken und Filmen.

Ein Theaterskandal begleitete 1992 die nach erheblichen Widerständen schließlich vom Bonner Schauspiel übernommene Uraufführung seines Dramas »Fleischwolf«, in dem der Autor ein Jahr nach dem Golfkrieg eigene Bundeswehr-Erfahrungen verarbeitete. Seinen Angaben zufolge sollte das Stück jene »Militanz in der Gesellschaft aufzeigen, die sich während des Krieges im Irak entladen hat«. Im Dezember 1998 erhielt Fritsch das erstmals vergebene Stipendium für einen Theaterautor des Landes Baden-Württemberg, womit sein Aufenthalt als Hausautor am Nationaltheater Mannheim im Jahre 1999 unterstützt wurde. Er brachte dort im Frühjahr 2000 seine zu einem Monolog umgearbeitete szenische Lesung »Steinbruch« mit Bernd Höscher in der Rolle des von »geisteskranken Sprengköpfen« zum Mörder und Faschisten abgerichteten Bundeswehrsoldaten heraus und bestätigte mit diesem drastischen Text seinen Ruf, einer der verstörendsten deutschen Dramatiker zu sein.

Seine zahlreichen Prosaveröffentlichungen, Theaterstücke, Hörspiele und Filmdrehbücher erhielten unter anderem den Preis des Landes Kärnten (vergeben im Rahmen des 11. Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbes 1987), den Else-Lasker-Schüler-Preis (1997), den Arno-Schmidt-Stipendium 2007 und den ARD-Hörspielpreis (2007).

Stiftungsgastdozentur Poetik mit Werner Fritsch

Wann? 13.1., 20.1., 27.1., 3.2. und 10.2. 2009, jeweils um 18 Uhr c.t.

Wo? Hörsaal VI, Hörsaalgebäude Campus Bockenheim.

Informationen:
Prof. Ulrich Wyss und Christian Buhr (M.A.), Stiftungsgastdozentur Poetik, Institut für deutsche Sprache und Literatur II, Campus Westend, Tel.: (069) 798-32684; E-Mail: buhr@lingua.uni-frankfurt.de

Herausgeber: Der Präsident
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